Tod zum Dessert - Conny Schwarz - E-Book

Tod zum Dessert E-Book

Conny Schwarz

0,0

Beschreibung

FIT IN DEN TOD. Der beliebte Fitnesstrainer Freddy stürzte beim Joggen von einer Brücke in den Tod. Wie konnte ihm das bloß passieren? Kommissar Heinze ereilt der Verdacht, dass dieser sportliche Kerl vielleicht allzu begehrt war. Vor allem bei Frauen. DIE KLEINE EVA. Mit ihrer lockeren Art und einer Flasche Wodka bringt die blonde Eva Stimmung in das Grillfest der kleinen Siedlung. Als diese jedoch kippt, gehen in einer einzigen Nacht zehn Jahre harmonischen Zusammenlebens in Rauch auf. BÖSES ERWACHEN. Überraschend kreuzt Tante Hilla bei Verwandten auf. Immerhin hat sie hinreichend Prosecco im Kofferraum, der den Abend zu einer feuchtfröhlichen Wiedersehensfeier verzaubert – und dennoch unschuldig ist an der Katerstimmung am nächsten Morgen. EIN ARBEITSUNFALL. Hausfrau Lou ist mit ihren Nerven am Ende. Ihr Mann Frank, ein Banker, will seinen 50. Geburtstag plötzlich doch großartig feiern. Mit unseriösen Absichten lädt er all seine Kollegen zu diesem Fest ein, das katastrophaler zu enden droht als ein Börsencrash. DAS NUSSBÄUMCHEN. Da ihre Mutter nicht mehr laufen kann, muss Tochter Elke die ganze Gartenarbeit allein und nach deren Vorstellungen erledigen. Bis zu jenem Tag, an dem sie sich dazu durchringt, heimlich einen Walnusskeimling einzupflanzen. FRÜHJAHRSPUTZ. Beim Saubermachen entdeckt Antje auf dem Kleiderschrank des Schlafzimmers schmutzige Fotos, die an ihren Mann adressiert sind. Unter einer dicken Schicht Schminke erkennt sie darauf ausgerechnet das Gesicht ihrer Schwester Lissy. DER NETTE NACHBAR. Seit seine Freundin ihn verlassen hat, verwahrlost Martin, ein freundlicher junger Mann, der zu allen im Haus immer überaus hilfsbereit ist, zusehends. Doch als Lena ihm ihre Hilfe anbietet, lehnt er diese brüsk ab. ALTE LIEBE, NEUES GLÜCK. Da ihre alte Mutter jeden Dienstag auf dem Wochenmarkt so absurd viele Pullover kauft, folgt Rosie ihr heimlich. Dabei macht sie eine peinliche Entdeckung, die nicht ohne Folgen bleibt. DIE GLÜCKSFEE.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 79

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Conny Schwarz

Tod zum Dessert

12 Krimi-Shots

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Fit in den Tod

Die kleine Eva

Böses Erwachen

Ein Arbeitsunfall

Das Nussbäumchen

Frühjahrsputz

Der nette Nachbar

Alte Liebe, neues Glück

Die Glücksfee

Tödliche Grüße

Tante Luzies Geheimnis

Tod zum Dessert

Impressum neobooks

Fit in den Tod

„Trainer Freddy war offenbar sehr beliebt“, sagte Kommissar Heinze und sah sich aufmerksam im luxuriösen Haus der Strotzkis um. Die alte Villa war vollgestopft mit bombastischen Möbeln, kitschigen Leuchtern und langweiligen Ölgemälden.  

„Die Kollegen im Fitnessstudio mochten Herrn Friedrich, genannt Freddy, und die Kundschaft himmelte ihn an“, bekräftigte Kommissar Heinze noch einmal und rekapitulierte den merkwürdigen Tod des Fitnesstrainers. Er war, vermutlich beim Joggen, über das Geländer einer Brücke auf eine stark befahrende Straße gestürzt. Offenbar war es Selbstmord, Fremdeinwirkung war zumindest nicht nachweisbar. Um die Akte schließen zu können, die irgendein übereifriger Idiot angelegt hatte, musste der Kommissar aber noch den exakten Tathergang rekonstruieren. Und so hatte ihn Freddys Terminkalender hierher geführt, zu dieser Adresse.

„Beliebt, so ein Quatsch“, entgegnete Ira Strotzki, die Hausherrin, die allerdings ihre Tränen scheinbar kaum zurückhalten konnte. „Es gab ständig Zoff im Studio, laut und grob ging es dort zu. Das war auch der Grund dafür, dass ich Freddy privat als Personal Trainer engagierte. Ich hoffte, außerhalb des Studios würde das Training entspannter ablaufen.“

Kommissar Heinze musterte die Frau, die im blauseidenen Hausanzug vor ihm stand. Ira war eine langbeinige Blondine um die Vierzig. Sie hatte offensichtlich mit Botox experimentiert und tatsächlich ein paar Gramm Fett auf den Rippen, war aber dennoch äußerst attraktiv.

„Das stimmt“, gab der Kommissar zu. „Im Studio herrscht ein rauer Ton, das habe ich vor Ort auch mitbekommen. Aber so eine Muckibude ist nun mal keine Krabbelgruppe. Nichts für schwache Nerven. Freddy hatte dort jedenfalls einen ausgezeichneten Ruf.“

„Deshalb habe ich ihn ja ausgesucht. Er war der Beste“, schluchzte Ira leise.

„Wo steckt eigentlich Ihr Mann?“, fragte Kommissar Heinze.

„Oben in seinem Arbeitszimmer.“

„Im Studio fiel nämlich die interessante Bemerkung, dass diese enge Beziehung zwischen Trainer und Kunden, vor allem zwischen Mann und Frau, zu einem Problem werden könnte. Ergibt sich für mich also die Frage: Hatten Sie vielleicht ein Verhältnis mit diesem Freddy?“

Ira errötete und schüttelte heftig den Kopf.

„Natürlich nicht! Ich liebe meinen Mann! Der ist zwar das komplette Gegenteil von Freddy, nämlich äußerst korpulent und völlig unsportlich. Aber ich mag ihn so, wie er ist!“

„Könnte ich Ihren Mann bitte kennenlernen?“, fragte Heinze so vorsichtig, als würde er den ungehörigen Wunsch äußern, einen Freak begaffen zu wollen.

Ira aber stolzierte sofort zur Treppe und rief nach oben: „Pawel, kommst du mal eben?“

Nein, das war wirklich kein durchtrainierter Mann, der da keuchend die Treppe heruntergeschwabbelt kam. Doch dem Kommissar entging auch nicht der liebevolle Blick, den er seiner hübschen Frau zuwarf. Ira stellte die beiden Männer einander vor und berichtete ihrem Gatten kurz und sachlich von Freddys Tod.

Pawel schnaufte. Dann brach es aus ihm heraus wie Eiter aus einem prallen Pickel: „Ich gebe lieber gleich alles zu. Ich habe ihn gehasst, diesen Sportgockel!“

„Aber Pawel! Wie kannst du so was sagen? Wo Freddy doch nun tot ist. Und noch dazu vor der Polizei!“

„Gehasst wie nässenden Fußpilz! Wie den Lamborghini unseres Nachbarn! Ach was, wie rohe Möhren mit Magerquark! Ja, gehasst, und dazu stehe ich, und zwar mit meinen sämtlichen zweihundertfünfzig Pfund. Diese aufgeblasenen Arme! Und seine verächtlichen Blicke auf meine Wampe! Und natürlich war ich eifersüchtig, falls Sie das interessiert, Herr Kommissar. Ständig hat dieser Vogel an meiner Frau herumgefummelt, musste ihr angeblich diese und jene superwichtige Bewegungen zeigen, musste ihren Körper in alle Richtungen beugen und dehnen und mit seinen schmierigen Fingern an ihr herumkneten… Widerlich war das!“

Kommissar Heinze war fasziniert. Pawels Hass war ein herrlich rundes Motiv, geradezu klassisch, wie aus einem Lehrbuch für Forensische Psychologie. Doch das echte Leben, hatte Heinze im Laufe der Jahre gelernt, hielt sich niemals exakt an das, was in Lehrbüchern stand. Es war blöderweise komplexer. Und auch wenn Pawels Motiv psychologisch klar sein mochte wie Wodka, so brauchte man, wenn man die physische Dimension dieses Falls betrachtete, ein Übermaß an Fantasie, um sich vorzustellen, wie dieser keuchende Dickwanst einen muskelbepackten Superman verfolgt und einfach so von der Brücke schubst. Andererseits war das Geländer nicht besonders hoch. Kam das Überraschungsmoment hinzu, wäre es vermutlich für eigentlich jeden erwachsenen Menschen möglich, einen Schrank wie Freddy an dieser Stelle ins Jenseits zu befördern. Sogar für eine Frau.

Nur hatte die kein Motiv. Oder vielleicht doch?

„Das reicht, ich habe genug gehört, Herr Strotzki“, unterbrach der Kommissar die Hassrede des Ehemanns. „Wenn Sie mich bitte aufs Präsidium begleiten würden. Sie sind verhaftet wegen des dringenden Verdachts…“

Während der Kommissar sprach, beobachtete er das Ehepaar aufmerksam und spürte, dass sein Trick funktionierte.

„Du Idiot!“, schrie Ira und gab ihrem Mann eine schallende Ohrfeige.

Der Kommissar bewunderte das Temperament dieser Frau. Vor allem aber freute er sich, dass sein Plan, die kühle Blonde aus der Reserve zu locken, aufgegangen war. Nach dieser Attacke gegen ihren Mann ließ sich Ira Strotzki, erschöpft wie nach einem Marathon, aufs Sofa fallen. Dort murmelte sie leise vor sich hin, so dass Heinze sich beim Zuhören aufs Äußerste konzentrieren musste. Denn unterbrechen wollte er ihren Sermon auf keinen Fall.

„Außerhalb des Studios war das Training mit Freddy auch nicht besser“, gestand Ira Strotzki voller Bitterkeit. „Im Gegenteil. Freddy quälte mich, und zwar systematisch. Nie war ich gut genug, immer nur faul und schlapp. Er nannte es ‚unmotiviert’ und ‚kraftlos’. Ich hatte diese ständigen Demütigungen so satt.“

„Ira!“, schrie ihr Mann verzweifelt und sah sie erschrocken an.

„Doch, Pawel, genauso war es. Dein Hass auf ihn war im Vergleich zu meinem ein Witz, ungefähr so powervoll wie ein Salatblatt im Gegensatz zu einem Proteinshake aus dem Studio.“

Ira Strotzki warf ihrem Mann einen mitleidigen Blick zu, bevor sie fortfuhr.

„Es war so ein herrlicher Tag gewesen. Die Luft so mild, die Vogel sangen, und trotz der Anstrengungen fühlte ich mich diesmal beim Joggen sogar richtig gut. So gut, dass ich mit Freddy Schluss machen wollte. Von nun an würde ich allein joggen und vor mich hinturnen und freute mich riesig darauf. Doch als hätte Freddy meine Gedanken erraten, fing er wieder an mit seinen Ermahnungen, die mich verunsichern sollten. ‚Nicht schlapp machen!‘, schrie er mich von weitem an und wartete, auf der Stelle hüpfend, in der Mitte der Brücke, ziemlich dicht am Geländer. ’Hopp, hopp, hopp!’ rief er mir, mit verächtlichem Grinsen, entgegen…“

Ira schluchzte kurz auf, dann redete mit ruhiger Stimme weiter und klang dabei fast etwas verwundert.

„Plötzlich bemerkte ich, wie niedrig dieses Geländer war. Das war mein einziger Gedanke. Alles andere war Reflex. Mein Körper reagierte einfach, als hätte er monatelang für diesen Moment trainiert. Natürlich war Freddy überrascht, als ich plötzlich dicht vor ihm stand und meinen Body gegen seinen schubste. Ich sehe noch seinen erstaunten Blick, während er in die Tiefe stürzte. Das hätte er mir niemals zugetraut!“

Ira Strotzki strahlte so triumphierend, als hätte sie für ihre Tat eine Goldmedaille verdient. Und so hörte Kommissar Heinze im Geiste schon die Sektkorken knallen. Zur Feier des Tages würde der liebenswerte Gatte Pawel sicher eine Magnumflasche seines besten Champagners springen lassen.

Die kleine Eva

Holzkohlen qualmten auf dem Schwenkgrill vor sich hin und die Kinder tobten ausgelassen im Sonnenschein. Die Bewohner der kleinen Eigenheimsiedlung hatten sich bei Bier und Wein um eine lange Tafel versammelt und plauderten angeregt. Seit zehn Jahren lebten sie nun schon harmonisch Haus an Haus, und das musste gefeiert werden.

„Wer hätte das gedacht, dass Anton und Sabine doch noch ihre Liebe zum Gärtnern entdecken würden!“

„Das war aber auch eine öde Steinwüste vor ihrem Haus.“

„Und nun sind wir alle neidisch auf ihren blühenden Vorgarten!“

Kleine Anekdoten machten die Runde, das permanente Heranwachsen der Kinder wurde kommentiert und der Ärger mit den Handwerkern ausgiebig beklagt.  

Zwei Stunden später, als die Steaks und die Salate aufgefuttert und die Kinder längst im Bett lagen oder vor dem Fernseher saßen, lobte man im Chor den nun ausklingenden Abend dafür, dass er so nett und mild gewesen war, und bewunderte noch gemeinsam einen rosaroten Sonnenuntergang. Allein Inge packte plötzlich das Fernweh. Sie wolle unbedingt mal wieder nach Afrika reisen, bekannte sie seufzend.

„Wir kommen mit!“, versprach Volker.

„Na klar, und zwar alle!“

„Wir lassen dich nicht allein!“

Nach und nach sprachen sich alle Nachbarn dafür aus, Inge nach Afrika begleiten zu wollen. Bald aber war man sich einig, dass Afrika doch zu weit weg war und Frankreich oder Spanien für den Anfang auch reichen würden. Dort könne man prima gemeinsam campen.

Martina, noch etwas nüchterner als die andern, überlegte gerade, ob ihr diese Idee wirklich gefiel, als die blonde Eva in die Runde zurückkehrte. In der Hand schwenkte sie fröhlich eine Flasche Schnaps. Obwohl sie am wenigsten von allen getrunken hatte, überfiel Martina plötzlich Müdigkeit. Oder eine böse Vorahnung. Jedenfalls wünschte sie sich einfach nur ins Bett.

„Voilà, Grasovka!“, sagte Eva und schwang die Flasche wie eine Trophäe. „Büffelgraswodka aus Polen, absolut lecker. Wer hat noch nicht?“

Kokett blickte Eva die Männer am Tisch an und zwinkerte ausgerechnet dem gutaussehenden, aber etwas schüchternen Jörg so provokant zu, dass der arme Kerl am liebsten unter den Tisch gekrochen wäre. Läuft da etwa was?, fragte sich Martina verwundert, während alle andern in der Runde Eva sehnsüchtig ihre leeren Gläser entgegenhielten und einen Schluck probieren wollten. Oder auch zwei.