Tödliche Mission - Angelika Friedemann - E-Book

Tödliche Mission E-Book

Angelika Friedemann

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Beschreibung

Wer sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen als sinnlos empfindet, der ist nicht nur unglücklich, sondern kaum lebensfähig. Albert Einstein Auf Mallorca treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Nach jedem Wochenende gibt es neue Opfer. Álvaro del Cervé und sein Team tappen im Dunkeln, da alle Wege ins Leere führen. Ein Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen. Genau seinen Misserfolg wollen zwei Kollegen nutzen, um selber seinen Posten zu bekommen. Sie sabotieren massiv Ermittlungsarbeiten, wie der Capitán erkennt.

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Tödliche Mission

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Tödliche Mission

~~~~~

Es stank bestialisch. Das war nicht nur Leichengeruch. Aber was? Er durchquerte den Korridor und ging zu dem Zimmer, vor dem ein Polizist stand.

„Buenos días. Brigada de Investigacíon criminal, Capitán del Cervé“, zeigte er seinen Ausweis und betrat den Raum. Álvaro betrachtete die Flasche mit dem Reinigungsmittel, ahnte, was der Täter damit gemacht hatte. Deswegen also der Gestank. Mit was putzten die Leute? Bei Isabel roch es nie so penetrant.

„Wer ist die Señora?“

„Es stehen mehrere Namen an der Klingel, Capitán.“

„Sie sind der Polizisten aus Alaró? Was machen Sie hier?“ Dabei betrachtete er den weiblichen Leichnam, welcher auf dem Rücken auf dem Bett lag. Das Gesicht, weiß, teilweise bläulich verfärbt mit Blut verschmiert. Die Augen weit aufgerissen. Die Haare total zerzaust, verklebt von Schweiß und Blut. Die Beine ragten darüber hinaus. Sie war ab der Hüfte nackt, hielt die Arme unter ihrem Körper, als wenn sie auf den Rücken gefesselt wären. Merkwürdig! Der Kopf lag seitlich und er sah in ihrem Mund - Zeitungspapier. Der Oberkörper war ganz normal bekleidet. Sie war schon länger tot, mutmaßte er. Schätzungsweise mindestens an die fünfzehn Stunden – Sonntagnachmittag. Er knipste die ersten Fotos von dem Tatort, dem Leichnam. Besonders die kaputten Keramikteile nahm er mehrfach auf, dazwischen lag ein Handy. Nachdem er das mehrfach knipste, nahm er es hoch, aber es war aus. Er legte es auf den Schreibtisch, damit es die Spusi nachher mitnahm. Das deutet alles auf einen Kampf hin.

„Si, Capitán del Cervé. Ich arbeite jetzt in Palma, damit ich weiter komme.“

Er blickte ihn kurz an. „Wohin wollen Sie denn?“, fragte er amüsiert, fotografierte weiter.

„Auf Ihren Posten, Capitán.“

Er schmunzelte. „Da müssen Sie sich aber sehr beeilen, da ich in 15 Jahre aufhören werde.“

„Álvaro, komm her. Hier ist noch eine Tote“, rief Alberto Hernandez, sein Kollege.

„Maldito!“, verließ er den Raum. „Wie viele Leute wohnen hier?“

„Vier Señoras, sagte die Nachbarin. Sie wurde erdrosselt, vermutlich missbraucht und mit WC-Reiniger gereinigt.“

„Wie das andere Opfer auch. Ich suche die Wohnung ab, nicht, dass da noch mehr liegen.“

Im Flur sprach er den jungen Mann an. „An einem Tatort werden immer zuerst alle Räume durchsucht. Es könnte auch der Täter irgendwo auf Sie lauern oder wie hier, weitere Opfer. Das war die erste Lektion, Señor Rochas. Comprende?“

„Sie kennen noch meinen Namen?“, fragte der erstaunt.

„Enrique Rochas aus Alaró mit guten Ideen, aber muss noch sehr viel lernen“, antwortete Álvaro, öffnete nacheinander die drei Türen, schaute überall nach. Nichts! Die zwei anderen Betten waren unberührt. „Hätte der Täter hinter einer der Türen gestanden, wären Sie jetzt vielleicht tot. Comprende? Alberto, hole die Señora, damit wir wissen, wer die Opfer sind, por favor. Nach Einbruch sieht das alles nicht aus, da die Laptops noch da liegen, eine teure Uhr, nebenan eine Spiegelreflexkamera. Was wollte die Nachbarin in der Wohnung?“

„Sie kam von der Nachtschicht, bemerkte die angelehnte Wohnungstür. Sie klopfte, rief, klingelte, schob die Tür weiter auf, ging rein, sah die offene Tür zu Christinas Zimmer, rief sie. Mit mulmigem Gefühl ging sie jedoch Richtung Zimmer, sah sie schon vorher. Sie raus, rief die Kollegen.“

„Gracias!“ Álvaro schaute die Eingangstür genauer an. Keinerlei Einbruchspuren, Kratzspuren am Holz. Sein Blick fiel auf den Polizisten, der wie festgewachsen dort stand.

„Sie können gehen, Señor Rochas. Gracias! Ach, haben Sie irgendetwas berührt?“

„No, Capitán.“ Er eilte an den zwei Männern vorbei und sie sahen sich an, schmunzelten. Nach dem Anranzer wollte der junge Mann so schnell wie möglich weg.

Die Nachbarin erschien. „Also die Señora im hinteren Zimmer heißt Christina Escolo. Sie ist 24, Sekretärin bei der Stadt Palma. Eine sehr ruhige Señora, wie auch Laura, Carla, im Gegensatz zu Ines.“ Er schaute sich in dem Raum um, passte auf, dass er nicht auf eine Scherbe trat. Er las die Zettel an der PIN-Wand, notierte einige Telefonnummer, die dort hingen, knipste alles. Nun weiter. Viele Bücher. Er las die Rücken. Geschichte schien sie zu interessieren. Er schaute in die Schubladen, den Schrank. Sehr ordentlich! Nichts deutete auf einen Mann hin. Nun noch einige Fotos.

Alberto blieb im Türrahmen stehen, lehnte sich dagegen. „Die zweite Tote ist Ines Salerno, arbeitete in einem Büro, falls sie nicht schon wieder rausflog. Passierte wohl öfter. Sie war eine freche, unhöfliche Person. Selbst die alte Señora Cabello aus dem ersten Stock habe sie grob angerempelt, dreist angequatscht, wäre langsam Zeit zu sterben. Sie wollte wohl deren Wohnung. Die anderen beiden Señoras seien nur an fünf Tagen hier, da am Wochenende bei ihrem jeweiligen Freund. Sie heißen Laura Secco und Carla Montero. Es gab wohl öfter Krach zwischen Ines und den drei anderen Señoras. So auch derzeit, da man ihr schon vor Längerem gekündigt hatte, da sie selten mal Miete zahlte, die drei anderen sogar beklaute. Ihr Geld gab sie wohl für Klamotten und so aus. Sie wollte allerdings nicht ausziehen, blieb einfach. Ständig kreischte sie deswegen herum, tobte, bedrohte besonders oft Christina. Da schrie sie herum, sie habe in Kürze einen Unfall, würde auf der Straße hausen, bald krepieren und Ähnliches.“

„Neid, Eifersucht. Ines klein, dicklich, eher unattraktiv. Christina, schlank, hübsches Gesicht, eher passend in die Kategorie passabel aussehend. An der tobte sich Ines anscheinend aus. Die Nachbarin weiß aber viel über die vier Señoras? War sie mit ihnen befreundet?“

„Nachbarschaft eben.“

Álvaro ging in den anderen Tatraum, sah sich um. Alles wirkte schmuddelig, unordentlich. Auf dem Schreibtisch stand dreckiges Geschirr. In einem Glas bereits Schimmel. Der Tisch total verdreckt, aber ein Handy lag da. Es war aus, also etwas für die Spusi. Darunter lagen zig Paar Schuhe, welche sie anscheinend immer dahin warf. Im Regal eine dicke Staubschicht, standen wenige ehemalige Schulbücher, ein paar Romane. Er schaute in die Schubladen. Das pure Chaos. Nichts deutete auf einen Mann hin. Nun erneut Fotos.

„Es gab im Zimmer von Christina einen Kampf, da dort einige Porzellanteile zu Bruch gingen, Bücher herausfielen. Bei Ines nichts. Es gibt keinerlei Einbruchspuren an der Wohnungstür. Ergo ließ Ines den Täter rein, da sie ihn kannte, vermute ich. Wer öffnete sonst nachts die Tür, wenn es klingelt?“

„Álvaro, das war ein Psychopath mit dem Hang zum Außergewöhnlichen.“

„Alberto, frage im Haus nach, ob jemand etwas hörte. Fange mit den Mietern unter und über der Wohnung an. Leise lief das hier nicht ab. Hörte die alles wissende Nachbarin nichts?“

„No! Sie und ihr Ehemann haben nicht gehört, dass überhaupt jemand in der Wohnung war.“

Álvaro öffnete den Schrank und sofort fielen ihm Kleidungsstücke entgegen. „Von Aufräumen hielt sie auch nichts“, stellte er fest, grinste wie Alberto.

„Die Anwandlung hatte Linda mit 12, 13. Brachte meine Ehefrau schnell wieder raus.“

„Blieb mir bisher erspart, aber Isabel würde rasch für Änderung sorgen. Nun wissen wir, wo das Geld blieb“, schüttelte er den Kopf. „Alles billiger Plunder. Was will man mit so einem Mist zu Hunderten?“

„Angabe, Kaufwahn oder so. Gehe ich lieber Mieter befragen, lasse dich mit dem Wäscheberg allein.“

„Überlasse ich der Spusi. Ich hasse diesen Plastikplunder. Der selbst jetzt noch ekelig stinkt.“

„Ist wohl mehr, weil ungewaschen. Da stopfte sie die dreckigen Sachen wieder in den Schrank. Linda kam neulich freudestrahlend mit drei neuen Shirts an. Die Dinger kosteten zehn Euro. Also alle drei.“

Álvaro ging ins Bad und sofort fiel ihm Blut an dem Duschvorhang auf. Er guckte näher hinein und staunte – das Sieb fehlte. Er machte davon Fotos mit dem Handy. Nun die Schränke. Auch hier nichts, was auf einen Mann hindeutete. Allerdings fand er in einem Seitenteil des Schrankes versteckt hinter Nagellackflaschen einen Beutel mit Pulver. Erneute Fotos. Noch bevor er den öffnete, wusste er, was drinnen war – Koks. Nun suchte er gründlicher und wurde noch zweimal fündig, hielt alles mit Aufnahmen fest. Aus dem Telefon im Wohnzimmer gab er in sein Handy alle Nummern, der Anrufer und der Ausgänge, teilweise die Namen dazu ein. Einen Anrufbeantworter gab es nicht.

Im Flur rief der Gerichtsmediziner Doctor Pedro Ramirez.

„Buenos días! Wir haben zwei Leichen“, ging Álvaro zu ihm, zog den Handschuh aus, reichte ihm die Hand.

„Buenos días! Sind sie schon von der Spusi da? Was stinkt hier so?“

„Reinigungsmittel. Der Täter hat die Opfer damit gereinigt. Vermutlich um seine DNA zu vernichten.“

„Komisches Putzzeug. Vergewaltigung?“

„Ich denke si. Vermutlich bei dem einen Opfer zusätzlich oral, wie es aussieht, da auch da Reinigungsmittel.“

Die Männer und Frauen der Spurensicherung erschienen. Nun setzte hektischen Treiben ein. Álvaro sagte, was er untersucht haben wollte, wies auf die Drogen, das fehlende Sieb hin, wartete noch, bis ihm der Arzt den ungefähren Zeitpunkt des Todes mitteilte. Ines war circa sechs bis acht Stunden länger tot als Christina. Ines - Sonntagvormittag zwischen 7.00 und 10.00 Uhr. Genauer nach der Obduktion. Beide wurden vermutlich stranguliert.

Er sagte Alberto Bescheid, fuhr ins Büro, gab Anweisungen die Eltern der Opfer sowie die zwei Mitbewohnerinnen ausfindig zu machen.

Nun Hände waschen, Kaffee brühen und die Post unterschreiben. Sein morgendliches Ritual heute leicht verspätet.

„Álvaro, wir wissen endlich, wer die siebte Tote aus Alaró ist?“, betrat Claudio Castillo nach kurzem Klopfen sein Büro.

Er schaltete seinen Laptop an. „Und?“

„Alessia Orta aus Sevilla. Sie war 25, feierte hier ihr bestandenes Lehrerexamen. Die erste Woche war sie mit Freunden zusammen. Sie reisten ab. Alessia wollte noch drei Tage allein bleiben. Am Abend telefonierte man noch, danach Sendepause. Man meldete sie als vermisst. Das Kuriose dabei, es gab ein Flugticket nach Málaga für sie für den Nachmittag, als sie verschwand. Das fanden die Kollegen seinerzeit in ihrem Hotelzimmer. Darüber wusste niemand etwas, selbst an der Rezeption unbekannt, das sie zwei Tage früher auschecken beabsichtigte.“

„Vielleicht wollte sie mit jemand weg? Dann kam der Tod. Nur keiner kann definitiv Mord nachweisen. Trotzdem! Claudio, überprüfe, wer damals noch alles fliegen wollte, eventuell findest du die Person, die sie begleiten wollte. Dazu gib das an Málaga weiter, da die Kollegen dort einen Aufruf bringen sollen, zu wem sie wollte. Sie musste irgendwo übernachten. Wissen es die Angehörigen?“

„Si! Sie nahmen es eher ruhig auf, da sie bereits damit rechneten, ansonsten hätte sie sich all die Jahre gemeldet, so ein Beamter aus Sevilla.“

„Es gibt keine Verbindung zu Guerra?“

„Prüfte ich als Erstes. No! Der Leichnam passte nicht zu dem Perversen, da er keinerlei Spuren von Gewalteinwirkung aufwies. Keiner der Freunde sah ihn jemals, noch waren sie in Schuppen, die er aufsuchte.“

„Wird wohl vermutlich ungeklärt bleiben, da möglicherweise doch nur ein Unfall. Garcias, Claudio.“

„Nun haben wir nur noch eine Tote. Der Kleidung nach vermutlich eine Señora aus den Ostblockstaaten.“

„Eine von diesen albanischen, russischen Prostitutas. Unwichtig!“

„No, sie war Jungfrau. Eine Señorita, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatte. Darf man neuerdings Prostituta und Ausländerinnen ermorden?“, knallte er die Tür zu.

Findet er nie! Er brühte einen weiteren Kaffee, da kam Diego Zimbado herein. „Erledigt!“

Er seufzte, da er die toten Señoras überprüfen wollte. „Nimm dir einen Kaffee. Die Familie?“

„Si! Der Vater drehte den Geldhahn fest zu, weil zwei seiner Kinder über die Stränge schlugen. Die Mutter schaute nur zu, sagte nichts. Deswegen beschlossen sie, er muss weg. Die Mutter sagte wieder nichts dazu, log.“

„Wie bist du darauf gekommen?“

„Bankbelege, die rückgebucht wurden. Ich zu den Geschäften und erfuhr, dass er die Käufe alle rückgängig machte. In einen Laden kam die Tochter dazu, schrie herum und meinte, das bereust du. Dazu kommt, dass diese ganze Geschichte unglaubwürdig klingt, wie du seinerzeit schon feststelltest. Er lag seit abends gut sichtbar, da noch hell, in der Einfahrt zu seiner Finca. Das Auto stand dito erkennbar neben der Einfahrt, aber niemand bemerkte sein Fehlen, sah ihn liegen? Seine Frau plauderte schließlich, hielt das alles nicht mehr aus, zumal die zwei Kinder Kontovollmacht von ihr forderten, sie bedrohten, es gehe ihr sonst so, wie dem Alten. Sie solle nicht wagen, den Geschwistern Geld zu geben.“

„Um welche Summe dreht es sich dabei?“

„Sparguthaben 4.900 Euro.“

„Deswegen mordet man? Haben sie sie wohl zu sehr verwöhnt. Wenigstens ist der Fall geklärt. Nun bekommen doch alles die Geschwister. Gute Arbeit, Diego. Wenn alles die Staatsanwaltschaft hat, übernimmst du die zwei toten Señoras. Alberto sitzt bereits dran. Ihr fahrt aber gleich zu den Eltern. Den Rest kannst du danach erledigen.“

„Hörte schon davon. Reinlicher Mörder, der präzise arbeitete, vermutlich alle Spuren verwischte oder versprühte.“

„So kann man es nennen. Eventuell ist ihm allerdings dabei ein Fehler unterlaufen, da es Blut am Duschvorhang gibt. Irgendwie denke ich, dass diese Ines das ursprüngliche Opfer sein sollte. Kann ich nicht erklären, aber sagt mir mein Bauch. Drogen wurde auch gefunden. Fünf Tütchen Koks. Wir wollen zudem den Dealer. Ihn am liebsten heute noch.“

Nun endlich war Zeit und er gab die Namen ein. Siehe mal einer an. Ines Salerno bereits dreimal vorbestraft. Zweimal Diebstahl, einmal Körperverletzung, da sie eine ehemalige Kollegin schlug. Gab Jugendarrest und dort den Schulabschluss. Sie war gerade wieder arbeitslos. Lange war sie nie bei einer Firma beschäftigt gewesen, da sie nie die Probezeit überstand. Er rief beim Arbeitsamt an, holte weitere Auskünfte ein. Er druckte alles aus, fluchte dabei über den alten, langsamen Drucker, schrieb eine Notiz dazu, was die Sachbearbeiterin des Arbeitsamtes berichtete. Sie war faul, verlogen, arrogant, deswegen sagten alle rasch Términe und sie stand erneut ohne Job da. Die anderen drei Señoras unbeschriebene Blätter in jeglicher Beziehung.

Nun druckte er die Fotos aus, legte diese dazu. Jetzt folgten die Telefonnummern von Christinas Pinnwand. Keine Männer, nur ein Cousin. Alles andere Freundinnen, der Coiffeur, der Dentist, ein Gynäkologe.

Anders bei dem Festnetztelefon. Damit schien nur Ines Salerno telefoniert zu haben. Alles Männer, die eine kurze Affäre, eine rein sexuelle Beziehung mit Ines hatten, wie sie sofort unverblümt aussagten. Manche auch nur für eine Nacht, da sie zu besitzergreifend war. Er bestellte alle ins Büro. Sie war emsig in den jungen Jahren, dachte er. Mit gerade Mal 21 hatte sie anscheinend einen regen Lover Verschleiß.

Nachmittags befragte er die Männer zwischen 25 und 40 Jahren. Alle kannten Ines, die Wohnung, ihre Freundin, die derzeit teilweise bei ihr wohnte, wie sie allen erzählt hatte. Von Ines kannten sie allerdings wenig, nur dass sie die Männer in zwei Bars auflas. Spendierte man ihr zwei, drei Drinks, durfte man mitgehen. Waren schöne Nächte gewesen, da sie es drauf hatte. Er notierte von jedem das Alibi, bekam freiwillig von allen eine Speichelprobe und Fingerabdrücke. Bekannt nun allerdings, dass sie am Samstagabend in der Bar war. Ob sie einen Mann mitgenommen hatte, wusste niemand, auch nicht, wann sie ging. Nun überprüfte er telefonisch einige Alibis von Mann, die sich zierten zu antworten, aber die schienen zu stimmen. Entsprechendes notierte er. Die restlichen Alibis würde man dann überprüfen, wenn deren Fingerabdrücke oder DNA am Tatort vorhanden waren. Er legte alles Alberto auf den Schreibtisch, die Bänder erhielt Gabriela, damit sie die am nächsten Tag abtippte, legte ihr eine Notiz dazu, dass sie einmal mehr die Drucker anmahnen sollte. Heute waren die Büros schon leer. Es schien keine Arbeit zu geben, da sie schon um 18.40 Uhr Feierabend hatten, schüttelte er den Kopf.

Er fuhr zu der Bar. Blaue Lagune hieß der Schuppen. Blaues Licht im Inneren, dazu schlechte Luft. Rauchverbot? Kannte man hier nicht. Das war keine Bar, keine Lagune, sondern eine eher übele, stinkende Taberna.

Er zeigte seine Polizeimarke, im Anschluss zwei Fotos der Opfer. Christina war allen Anwesenden unbekannt, im Gegensatz zu Ines. Sie kannte jeder. Manche Männer auch näher, als nur aus der Bar. Erneut Befragungen, Speichelproben und Fingerabdrücke. Beim Hineingehen war ihm die Kamera aufgefallen. Er nahm die Aufnahme mit, welche er anstandslos bekam, genau wie von alles Angestellten Speichel und Fingerabdrücke. Man zeigte sich sehr kooperativ. Die zwei Besitzer wollten anscheinend keinen Ärger mit der Policía. Diese Spelunke würde man sofort schließen, so wie es dort aussah. Anscheinend wurde die Lagune nie kontrolliert.

Nach dem Abendessen und einer Stunde mit seiner Familie, setzte er sich in sein Büro, schob die Aufnahme in den Rekorder. Tatsächlich gegen 23.57 Uhr nachts verließ sie allein die Bar, ging die Straße entlang, Richtung Wohnung. Niemand folgte ihr, sprach sie an – nichts. Das bedeutete, sie kam gegen 0.15, 0.20 Uhr in der Wohnung an, da sie mit den Pumps nicht schnell laufen konnte. Wartete da bereits der Mörder auf sie?

Isabel kam herein, setzte sich auf seinen Schoss, betrachtete das Standbild. „Einer von den zwei toten Señoras, von denen sie heute in den Nachrichten berichteten?“

„Si! Sie war ein richtiges Früchtchen. Vorbestraft, frech, vulgär. So viele Señoras hatte ich in meinem ganzen Leben nicht, wie sie mit ihren 21 Jahren Männer.“

„Du lerntest auch mich kennen und musstest von da an brav leben.“

Er lachte leise. „Da war ich aber bereits 26. Brav lebte ich mit dir gewiss nicht. Hätte sie das professionell betrieben, hätte sie nicht ständig stehlen müssen.“

„Habt ihr schon eine Spur?“

„Nichts, da hundert Männer infrage kommen. So, du bist lieb, setzt dich in den Sessel und ich beeile mich, damit ich fertig werde, Zeit für dich habe. Musst du morgen wieder so früh los?“

„Si, die ganze Woche vermutlich, da die Termine drücken. Seit Paolo krank ist, gerieten alle Termine außer Kontrolle. Jetzt haben wir den Ärger am Hals. Morgen und Mittwoch komme ich erst sehr spät. Es ist also Pizza- und Hamburger-Essen angesagt. So, ich gehe meinen Bericht tippen. Eine Stunde“, verließ sie den Raum.

Titel

~~~~~

Die zwei Obduktionsberichte lagen am Mittwochmorgen bereits auf seinem Schreibtisch. Trotzdem erst Kaffee, die Unterschriften.

Die zwei Policía aus Inka erschienen, hatten die Akte mit Fotos dabei. Ein Verfahren sei eingeleitet, aber alles war noch nicht abgeschlossen, berichteten sie ihm. Er studierte die Fotos dabei, während sie erzählten.

„Wurde ausgemessen, wer fuhr?“

„Der Vater ist nur wenig größer als die Tochter, daher konnte da nichts festgestellt werden. Trotzdem hegten wir an der Version der Tochter gewisse Zweifel. Sie ließ den Vater nicht zu Wort kommen, redete, redete, redete. Als wir ihr sagten, wir wollten den Mann befragen, seine Version hören, meckerte sie, der sagt nichts. Er wurde in die Clínica gefahren, aber am gleichen Tag verließ er das auf eigenen Wunsch.“ Sie hatten beide Personen aufs Revier bestellt, aber keiner war erschienen. Deswegen hatte auch die Versicherung bis heute nicht bezahlt, da im Raum stand, dass sie ohne Führerschein gefahren war, da auch die Spurenlage darauf hinwies. Wer würde sonst das Lenkrad abwischen?

Er las den Bericht: Blut nur auf der Beifahrerseite, Fingerabdrücke am Lenkrad alle abgewischt. Ihre Haare an der Kopfstütze.

Álvaro bedankte sich, lobte sie für ihren Spürsinn, bestellte Ramon Salerno ins Präsidium, informierte Diego.

Nun also der Obduktionsbericht. Ines Salerno, 21, 162 cm groß, 64,6 Kilo schwer, Narben von einer Brustvergrößerung. Er schüttelte den Kopf.

Tod durch Erdrosseln. Todeszeitpunkt Sonntag zwischen 8.00 und 9.00 Uhr.

Klebeband-Rückstande an den Handgelenken. Das entfernte der Täter erst nach ihrem Tod, nahm es mit. Erdrosselt wurde sie mit einem Frotteegürtel, da man weiße Flusen davon an ihrem Hals fand. Auch der fehlte, stammte vermutlich von einem Bademantel, der im Bad hing. Es gab Sex vaginal, anal und oral. Allerdings stellte der Gerichtsmediziner keine Gewalteinwirkung bei ihr fest. Ein Vaginalabstrich war negativ, nur Spuren von Kondomen. So auch im Übrigen. Oralverkehr gab es vermutlich erst ohne, dann mit Kondom. Deswegen sprühte er nach ihrem Tod den Mund aus. Man fand trotzdem seitlich Restspuren eines Kondoms, kein Sperma. Im Magen fanden sie Erdbeeren, Champagner, Schokolade. Alles musste sie kurz vor ihrem Tod konsumiert haben. Kein Reinigungsmittel; auch nicht in der Speiseröhre. Sieh mal einer an! Das hörte sich nach einer einvernehmlich sexuell aktiven Nacht an, bei der er Kondome benutzte. Álvaro begutachtete nun jedes Foto der Toten, musterte das breite Bett. So zerwühlt wie das aussah, ging es dort kräftig zur Sache. Trotzdem kein Sperma, irgendwo am Körper, obwohl alles darauf hindeutete, dass sie freiwillig mitmachte. Normal, dass er da ein Kondom benutzte, und zwar, bevor es begann. Deswegen kein Sperma. Sie hatte keine Hämatome, Kratzer, noch fand man bei ihr Abwehrspuren. Unter ihren Fingernägeln fand man allerdings Hautpartikel mit der DNA von Christina Escolo, dazu Spuren von deren Vaginalsekret. Was war denn da abgelaufen? Sex zu dritt? Ines war bei der Vergewaltigung von Christina dabei, mischte mit? Merkwürdig!

Ines war die Konsumentin des Kokains; bei Christina keine Spuren davon.Nun das zweite Opfer. Christina Escolo, 24, 173 cm, 65,2 Kilo. Keine Narben. Den Todeszeitpunkt suchte er zuerst. Der lag zwischen 15.00 und 16.00 Uhr. Christina, dito erdrosselt mit einem weißen Polyestertuch. Gefesselt wurde sie mit Tüchern. Davon stellte man Faserspuren an den Handgelenken fest. Blau, Polyester. Die blauen und weißen Tücher fehlten. An ihren Handrücken wurden Abschürfungen festgestellt. Ein Vaginalabstrich war negativ. Christina war noch Jungfrau, daher war eine Vergewaltigung vaginal ausgeschlossen. Das war eine Überraschung. Im Mund ebenfalls DNA negativ, da alles mit Putzmittel ausgesprüht wurde. Sie muss da noch gelebt haben, wie es im Bericht hieß, da man in der Speiseröhre und im Magen Spuren von dem Mittel feststellte, dazu leichte Verätzungen, ansonsten war der Magen leer. Die Zeitung stopfte man anschließend rein. Vermutlich, weil sie schrie. Auf dem Rücken des Opfers stellte man zahlreiche Hämatome fest, dazu Druckspuren, vermutlich von Knien des Täters, als er sie erdrosselte. Im Gesicht Spuren eines nicht zu festen Faustschlages, von weiteren Schlägen mit der flachen Hand. All das führte zu Nasenbluten, einem gebrochenen Nasenbein, und einen 17 Millimeter langen Riss im rechten Mundwinkel. Es gab keine verwertbaren DNA-Partikel unter den Fingernägeln, obwohl sich Christina heftig gewehrt hatte. Der Täter trug dabei ziemlich sicher Kratzer davon. Alle Finger wurden förmlich in den Reiniger getaucht, so alle Kratzrückstände unbrauchbar gemacht. Ein gelber Zettel war daran geheftet. Bei Pedro lag ein abgebrochener Fingernagel der Señora, der untersucht wurde. DNA an den Kratzspuren von Ines Salerno. Aus dem rechten Ohr war Christina ein Ohrring gerissen worden, daher dort Blut. Wahrscheinlich passierte das während des Kampfes. Der Ohrring war verschwunden, wurde nicht gefunden, wie die Spusi wusste.

Also die beiden Señoras haben sich in Christinas Zimmer geprügelt, wobei Christina einiges abbekam.

Ramon Salerno wurde ihm gemeldet. „Bringe ihn herein, Gabriela. Gracia!“

Der Mann sah alt, gramgebeugt aus, trug immer noch die Halskrause. Er stellte sich vor, belehrte ihn.

Zunächst befragte er ihn zu Ines. Er erfuhr, sie war so eine liebe, nette Tochter.

„Gab es in der Vergangenheit, das kann auch schon Jahre zurückliegen, Ärger zwischen Ines und jemand aus der Nachbarschaft, Schulkameraden oder dergleichen?“

No, da Ines eben so lieb war.

„Da hörten wir etwas anderes, dazu kommt das Vorstrafenregister von Ines. Señor Salerno, ich weise Sie nochmals daraufhin, behindern Sie unsere Ermittlungsarbeit, weil Sie etwas verschwiegen, zieht das ein Strafverfahren nach sich.“

„Das war nur, weil man ihr da etwas anhängen wollte. Sie kam mit allen gut aus. Ihre Mitbewohnerinnen waren deswegen neidisch, beklauten sie.“

„Gelogen, da es umgekehrt war. Hören Sie auf, diese Furie als nett und lieb hinzustellen. Señor Salerno, verschweigen Sie uns jetzt Vorkommnisse, die eventuell zu dem Mord führten, machen Sie sich mit strafbar.“

„Da war nichts!“

„Señor Salerno, jetzt erzählen Sie mir, was an dem Unfalltag wirklich geschah, por favor. Sie sind nicht gefahren, wie festgestellt wurde. Die Beweislage ist eindeutig“, sagte er nicht ganz wahrheitsgemäß.

Er hätte schon alles dazu ausgesagt.

„No, Sie haben die Policía und die Versicherung belogen. Machen Sie es doch nicht noch schlimmer. Ihre Tochter ist tot.“.

Nun erzählte er stockend, dass sie fuhr. Das machte sie immer, obwohl sie keinen Führerschein hatte. Wie immer fuhr sie zu schnell und es kam zu dem Unfall. Er habe gelogen, weil er keinen Ärger wollte.

„Señor Salerno, ich sagte, ich möchte die Wahrheit hören, nicht neue Märchen. Zeugen sahen, wie sie auf Sie einredete, sich mehrfach zu Ihnen hinunterbeugte, aber nicht, um Ihnen zu helfen. Sie tat nichts dafür, dass ein Notarzt kam, damit Sie Hilfe bekamen. Sie war wie immer nur daran interessiert, ihren Kopf zu retten.“

Nun kam eine neue Version und die glaubte Álvaro ihm. Er sagte ihm, dass er Post von der Staatsanwaltschaft bekam und nun gehen könnte.

Warum begriffen Eltern nie, dass diese Art Liebe völlig falsch war, alles nur verschlimmerte? Man half, beschützte so nie die Kinder, im Gegenteil, sie wurden krimineller.

Er rief in Inka an, schilderte die neusten Erkenntnisse und wie richtig sie mit ihrer Vermutung lagen. Morgen würden sie das Protokoll der Befragung zugesandt bekommen.

Alberto kam herein. „Gibt es etwas Besonderes?“

„Fragtest du das gerade deinen Vorgesetzten?“, Álvaro im kalten Tonfall.

„Disculpen!“

„Rekonstruieren wir den Tathergang, anhand der bisherigen Fakten. Ines ging gegen Mitternacht aus der Bar. Kam sie spätestens gegen 0.20 Uhr zu Hause an. Nehmen wir an, der Täter wartete auf sie, bepackt mit Schampus, Schokolade und Erdbeeren. Es geht richtig zur Sache: vaginal, oral, anal. Es geschieht etwas für ihn Unerwartetes – Christina kommt kurz vor 8.00 Uhr nach Hause. Er überwältigt sie gleich, schlägt zu, fesselt sie. Ines Salerno sah dabei nicht freudig zu, sondern mischte tatkräftig mit. Danach ermordet er Ines. Nun beginnt die Säuberungsaktion. Wieder in Stimmung fällt er über Christina her. Da sie sein Sperma im Mund hatte, wahrscheinlich etwas schluckte, er hatte nämlich keine Kondome mehr, kippte er ihr den Dreck in den Mund, Zeitungspapier hinter her. Danach – Exitus. Er geht duschen. Nun räumt er auf, säubert alles, entfernt das Klebeband bei Ines, die Tücher bei Christina, wäscht ab, sackt alles ein, was er mitbrachte, auch die Kondome. Zum Schluss wird vorsichtshalber noch gesaugt. Als es dunkel ist, verschwindet er leise, zieht deswegen auch nicht die Tür ins Schloss. Er wird müde gewesen sein, nach der anstrengenden Nacht, dem stürmischen Tag.“

„Fünf, sechs Nummern! Schaffte ich heute nicht mehr an einem Tag“, grinste er. „Zwei Männer?“

Schaffe ich das noch in vier Jahren? Si, da Isabel nicht dick, träge, langweilig würde. Er überlegte, ob er da überhaupt noch … „Komm, wir fahren nochmals zu der Wohnung. Vielleicht haben wir einen Geistesblitz“, lenkte er sich selber ab.

„Die übrigen zwei Bewohnerinnen riefen vorhin erneut an, wann sie dort rein oder wenigstens die Sachen rausholen könnten.“

„Die Morde scheinen sie real völlig kalt zu lassen. Egal – no! Wir melden uns. Keiner rein – nichts raus.“

Sie entfernten das Siegel, schlossen auf und Álvaro zog die Tür zu. Mittel laut! Hätte der Nachbar hören können, zumindest am späten Abend, wenn überall Ruhe herrschte.

Der Staubsaugerbeutel war noch in dem Gerät. „Den schicken wir zur Policía Científica. Der Täter hat gesaugt, wie wir hörten. Vielleicht entdecken sie darin etwas“, rief Álvaro in die Küche.

„Den Müllsack gleich mit, da darin die Erdbeerreste liegen. Finden sie eventuell etwas an den Erdbeeren. Keine leere Flasche, kein Schokopapier.“

„Hat er mitgenommen, da er das nicht alles reinigen wollte, konnte“, betrat Álvaro nun das Wohnzimmer.

„Die Spülmaschine ist fast voll und es stinkt. Jedoch sind keine Gläser dabei.“

„Ines kannte den Täter und der kannte die Wohnung, hatte die Abläufe der vier Señoras ausgekundschaftet. Nur Christina kam überraschend früh zurück, meckerte vielleicht, wie es im Wohnzimmer aussah. Als er über Christina herfiel, sie schlug, freute sich Ines noch darüber, ahnte nicht, dass er eigentlich nur wegen ihrer Ermordung gekommen war.“

„Schließt du Christina als das eigentliche Opfer aus?“

„Generell nicht, aber zu 80 Prozent. Sie hatte keine Feinde, mit niemandem Stress, war lieb, nett, höflich. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ihr ein Mann nachts irgendwann auflauerte, auf sie wartete oder bei ihr klingelte, weil er Sex benötigte. Das bei einer Jungfrau?“

„Passt nicht zu dem, was wir über sie hörten.“

„Alberto, rede nochmals mit dem Bruder von Ines. Frage, ob es in der Vergangenheit etwas gab, worin sie verstrickt war. Nicht alles wird angezeigt.“

Der Bericht der Spurensicherung war gekommen und er sollte unbedingt Doctor Cardossa anrufen.

Er grinste, wusste, was der Leiter des kriminaltechnischen Instituts von ihm wollte. So war es, Fernando beschwerte sich über die unzähligen Speichelproben und Fingerabdrücke. Ob er vergessen habe, dass sie auch für andere Polizeistellen arbeiten müssten? Vier Leute wären nur damit beschäftigt. „Findet ihr rasch den Richtigen, könnt ihr den Rest wegwerfen.“ Sie verabredeten sich noch für Samstagabend. Das Wochenende gehörte seiner Familie, besonders seiner Frau. Sie hatte eine stressige Woche und dieses Mal waren seine Söhne und er an der Reihe, sie mal ein wenig zu verwöhnen. Sie blieb ständig auf der Strecke, musste für jeden da sein. Das Wochenende würde mal nicht gekocht oder anderes getan werden.

In dem Bericht stand doch etwas für die Abteilung Wichtiges: Toilettenbeckenrand Urin-Spuren mit einer DNA von noch unbekannt. Das Blut am Duschvorhang - DNA unbekannt. Blut an einer Scherbe – unbekannt. Spermaspuren in den Laken von beiden Señoras. Auch da liefen noch Untersuchungen, aber in beiden Betttüchern wurde das Sperma von Christinas Ex-Verlobten festgestellt. Das war ein Ding. Da hatte der Arzt ihn dreist belogen. Flusen des Bademantels aus dem Bad identisch mit dem Bademantel, welcher im Bad hing. An ihm fehlte der Gürtel. Bei Christina sonst Blutstropfen von Ines, dazu Hautschuppen, Haare, sonst keine weiteren Spuren. Bei Ines stellten sie bereits sieben Lover fest. Er las die Namen, verglich die mit den Alibis. Nun musste man deren Alibis jedoch überprüfen. Er notierte deren Namen auf einem Zettel, heftete den vorn an. Fingerabdrücke von unzähligen Menschen auch da die von dem Ex von Christina.

Nun noch etwas wirklich Bedeutungsvolles. An dem abgebrochenen Fingernagel von Christina unbekannte DNA eines Fremden. Es war die gleiche DNA wie das das Blut am Duschvorhang, an der Scherbe, der Urinfleck. So, jetzt musste diese DNA nur noch zu einem der fünfzig, sechzig Mann passen, dann hatten sie ihn. Nun las er weiter, aber das war eher alles bedeutungslos.

Er rief nach Diego. „Hier ist der Bericht der Spusi. Auf den Kokain-Tütchen Fingerabdrücke von Pedro, unserem Lieblings-Dealer. Seit wann ist der raus?“

„Ein paar Wochen.“

„Bien, wandert er wieder ein. Nimm ihn mit ein paar Männern fest. Danach mache es fertig und gleich ab zur Staatsanwaltschaft. Morgen früh kümmere dich um die Brüder der Señoras aus der WG, dem Cousin von Christina. Die Proben liefere gleich selber ab. Ihr müsst dazu von sieben Männern die Alibis überprüfen. Die Namen habe ich notiert, sprach bereits mit ihnen. Die Berichte lege ich euch hin. Leite das Geständnis von Ramon Salerno nach Inka. Ines ist seinerzeit gefahren, hat den Vater bedroht, geschlagen, damit er die Schnauze halte, sonst würde er krepieren. So sagte er es aus. Gracias!“

„Nettes Früchtchen war sie.“

Jetzt betrachtete er die Fotos, die dabei lagen, las die Schnipsel aus dem Papierkorb von Christina, die man im Institut wie ein Puzzle zusammengesetzt hatte. Briefe von dem Abogada Concerz. Also doch! Er rief den Anwalt an, vereinbarte einen Termin für den nächsten Morgen.

Die Liste der Telefonnummern aus den zwei Handys reichte er Philipe. Er sollte als abtelefonieren, erforschen, wer sie waren.

Nun informierte er den Oberstaatsanwalt. Doctor Salvador Masita fragte nach einer ersten Spur, aber da musste er sagen, dass sie noch nichts hatten, außer Übereinstimmung bei der DNA. Die stammte vom Täter, allerdings konnte man sie noch keinem Namen zuordnen. Er war noch zuversichtlich, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sie den Täter schnappten. Derzeit jagten sie ein Phantom.