Torre - Reinhold Messner - E-Book

Torre E-Book

Reinhold Messner

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Beschreibung

»Die alpine Geschichte ist die Summe aller am Berg erlebten Geschichten. Sie funktioniert nicht, wie es sich Moralisten oder auch Idealisten ausdenken.« Reinhold Messner taucht ein in den Mythos Cerro Torre, Patagoniens spektakulärste Felsnadel. Seit der Tragödie 1959, als Cesare Maestri behauptete, mit Toni Egger den Gipfel erreicht zu haben, bevor eine Lawine den Kameraden in den Tod riss, gibt es Spekulationen über Fakten und Fiktion. Reinhold Messner, der den Torre selbst nie bestieg und jeden um sein Torre-Erlebnis beneidet, bringt mit großer psychologischer Einfühlung und erzählerischer Spannung Licht ins Dunkel. Atemlos wie bei einem Krimi verfolgt der Leser, wie der »unmögliche Berg« ein Geheimnis nach dem anderen preisgibt – und erfährt, wer die eigentlichen Helden eines der schwierigsten und schönsten aller Berge sind.

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Mit 136 schwarz-weiß-Fotos

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe Oktober 2010

ISBN 978-3-492-95696-3

© Piper Verlag GmbH, München 2009

Covergestaltung: Dorkenwald Grafik-Design, München

Covermotiv: Archiv Reinhold Messner

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Für Toni Egger

Tod am Cerro Torre

In der Gipfelwand des Cerro Torre (Nordwand) (ES)

Zitate

»An diesem Turm und am Campanile Basso haben Trentiner Kletterer Geschichte geschrieben.«

Reinhold Messner

»Es ist vielfach die falsche Vorstellung von einem Berg, die uns narrt. Und plötzlich haben wir uns verstiegen. Am Cerro Torre ist die Selbstrettung dann unendlich viel schwieriger als am Campanile Basso. Die beiden Felstürme sehen nur ähnlich aus.«

Reinhold Messner

Nur noch ein ...

Nur noch ein leeres Seilende baumelt im Wind. Es geschah vor mehr als fünfzig Jahren. Wollten doch zwei Bergsteiger nach den Sternen greifen, am »unmöglichen« Gipfel das Unmögliche möglich machen? Plötzlich aber ist einer tot und dieser Tod dem anderen doppelte Angst. Später kommen das Nichts, die Leere, der Abgrund, ein Leben mit diesem Trauma. Ist der Kamerad wirklich tot? Oder lebt er noch, irgendwo, in einer der Schluchten, auf einem Eisfeld, tief unten auf dem Gletscher? Eine Lawine hat ihn mitgerissen, weggenommen, begraben. Der eine steigt ab, der andere ist abhandengekommen: irgendwo an den Granitwänden in Patagonien. Am schwierigsten Berg der Welt herrscht Chaos: Sturm, Lawinen, White Out. Der Mann, der noch lebt, seilt ab. Er tut es wie in Trance. Er ist erschöpft, unterkühlt, verzweifelt. Vielleicht wird er den Verstand verlieren, aber er will nicht sterben. Immer wieder späht er nach dem Kameraden, sucht Schutz, aber der Felswand, die er hinabsteigt, ist nicht zu entrinnen. Ist da jemand? Wie ein gehetztes Tier sieht er sich um. Kommt der andere aus dem Abgrund zurück? Nein, da ist nur der Wind, das Schneetreiben, sein eigener Herzschlag hämmert in seinen Ohren. Also weiter hinunter, nichts wie hinab in die Tiefe. Er ist auf der Flucht.

Der Mann, der bereit war, für den schwierigsten Berg der Welt zu sterben, folgt jetzt seinem Überlebensinstinkt. Wie die Lawinen dem Gesetz der Schwerkraft. Er will nur noch überleben. Egal, ob sie oben waren oder nicht, immerzu auf der Hut vor dem Absturz, geht es an den Seilen weiter nach unten, zurück zu den Menschen. Atemlos taumelt, fällt, sinkt er tiefer. Kein Albtraum, keine noch so große Angst kann ihn stoppen. Kein Gebrochener, nur ein Kämpfender überlebt dieses Chaos! In der vertikalen Welt gilt es, in der Schwebe zu bleiben, den Reflexen zu folgen, hinab! Er durchquert Abgründe, hängt ohnmächtig im Seil, wacht wieder auf, flieht. Weiter nach unten! Plötzlich wird er von Eisstücken beschossen, flucht, sieht sich selbst wie einen Fremden. Als ob er sich in sich selbst verloren hätte. Sein Abstieg ist seit Tagen ein Wettlauf mit dem Tod, und der Abstand zum Sterben verringert sich. Weht oder fällt da etwas hinter ihm her?

Ein einziger Trost jetzt: Sein erschrockener Geist kennt kein Jenseits, nur noch das Jetzt. Seine Hände klammern, schmerzen, können nicht mehr. Er kann auch die Arme nicht heben. Er kann nicht einmal mehr rufen. Als wären seine Stimmbänder nicht die seinen. Als Überlebender zu kämpfen ist wie ein Reflex, im Team allein geblieben zu sein führt zum Wahnsinn. Der Kamerad spricht jetzt als Monster aus ihm: Er klopft wie Hammerschläge an die Felswand, wie eine tiefe Wunde im Kopf. Außer einer dumpfen Leere im Herzen ist aber nichts mehr: über ihm Abgrund, unter ihm Abgrund. Er ist am Torre, nicht an der Guglia!

Er weiß, irgendwo da unten, tief unten, ist alles zu Ende: Auf dem Gletscher, unter den grauen Schneewehen. Grab oder Leben? Trotz aller Erschöpfung geht das Leben jetzt weiter. Als stünde einer neben ihm, um zu helfen. Es gilt, sich sicher zu bewegen! Der Überlebende aber ist nicht mehr Herr der Lage, nur sein Unterbewusstsein, der Instinkt, rettet ihn weiter. Was sonst ist es, das im Verzweifelten Reflexe hervorruft, die das Überleben sichern wollen. Trotz Chaos, Hektik und Hoffnungslosigkeit. Etwas in ihm verwandelt die Erfahrung von tausend Bergtouren ständig in neue Überlebensstrategien. In Sekundenschnelle entscheidet sein Instinkt über die Richtung, den Handgriff, über richtig oder falsch.

Dabei gelten nur noch animalische Maßstäbe. Sein sechster Sinn ist wie beim Tier unbestechlich: die einzig verbliebene Brücke zwischen der Welt draußen und der in ihm drinnen. Der Absteigende kann sie nutzen, solange er lebt.

Der Mann, der angeblich keine Angst vor dem Tod hatte und jetzt nicht sterben will, kann sich selbst nicht mehr entrinnen. Er hat den unerreichbarsten aller Gipfel ausgesucht, um der Welt seine Überlegenheit vorzuführen. Auch um zu beweisen, dass selbst dort, wo die besten aller Bergsteiger den Aufstieg nicht wagten, ein Weg sein kann. Der Alpinist aber, der jetzt als einsamer Irrer in seinen geborstenen Vorstellungen auftaucht, erlebt sein Sterben und Überleben als Wunder einer Wiedergeburt. Als er endlich aus einem Reich zurückkommt, das nur er kennt und das nicht für Menschen gemacht scheint, ist er ein anderer Cesare Maestri als jener, mit dem Toni Egger Tage vorher zum Gipfel aufgebrochen ist.

Immer noch ist er allein, immer noch kämpft er mit Schneesturm, Nebel und Chaos. Auch mit Halluzinationen. Hat sein Kamerad nur einen Vorsprung, oder ist er wirklich tot? Ja, sie kommen von diesem verdammten Berg, der jetzt tobt und brüllt und seine Eiskruste fallen lässt wie Laubbäume im Herbst ihre Blätter. Ist es Herbst, Morgen, Nacht, oder eine andere Jahreszeit? Alle Zweifel, ob sie es gemeinsam schaffen können, sind verschwunden. Sogar ob der unmögliche Berg möglich ist, interessiert nicht mehr. Ein Überlebender kämpft nur noch um sein Leben. Endlich am Wandfuß! – der Sprung über die Randkluft endet im Schnee eines Lawinenkegels, eine Art Trichter, der steil abfällt. Der Sterbende schwebt, stürzt, fällt zurück ins Leere. Als ob er vom schwierigsten Berg der Welt hinabgestoßen würde, seinem Schicksal entgegen. Tod oder Leben? Die Landung ist weich, die Besinnungslosigkeit kommt wie eine Erlösung. Ein Schneehaufen hat Cesare Maestri am Leben gelassen.

Es ist der 3. Februar 1959, und der halb Tote, den Cesarino Fava wenig später am Fuße des Cerro Torre zusammengekauert im Schnee findet, ist wirklich Cesare, nicht Toni.

Bildteil

Torre, Campanile, Guglia sind Namen für unverwechselbare Felsberge. Der Campanile Basso (auch Guglia di Brenta) im Trentino (RM)

Cerro Torre in Patagonien (RM)

Am Cerro Torre (Nordwand) (ES)

1 Cerro Torre – Der unmögliche Berg

Gipfelaufbau des Cerro Torre, von Osten gesehen (RM)

Zitate Kapitel 1

»Der Torre erhebt sich als eindrucksvolle Felsnadel, auf der ein Eispilz sitzt. Seine Granitwände fallen vertikal auf die Gletscherflächen an seinem Fuß.«

Padre de Agostini

»Das Problem einer Besteigung gibt es am Cerro Torre nicht … Allein der Gedanke an einen Versuch wäre irre. Lächerlich.«

Marc Antonini Azéma(Expeditionsarzt am Fitz Roy 1952)

»Die unmenschlichen atmosphärischen Verhältnisse haben viele Expeditionen hier erschöpft und entmutigt, bevor noch der eigentliche Kampf aufgenommen worden war.«

Lionel Terray

»Terrays Urteil begründete den Mythos Cerro Torre.«

Reinhold Messner

Nach dem Zweiten ...

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfährt auch das Bergsteigen eine Erneuerung. Die erfolgreichsten Alpinisten der Zwischenkriegszeit – Riccardo Cassin und Anderl Heckmair – sind zwar noch aktiv, junge Kletterer aber übernehmen die Führung im Alpinismus: In Italien sind es Walter Bonatti und Cesare Maestri; in England Joe Brown und Don Whillans; in Österreich Hermann Buhl und Toni Egger; in Frankreich Jean Couzy und Gaston Rébuffat, vor allem aber die Seilschaft Louis Lachenal und Lionel Terray, denen die zweite Begehung der Eiger-Nordwand gelingt, damals die größte Herausforderung im alpinen Bergsteigen.

Diese französischen Bergsteiger, viele von ihnen in der Résistance zu mutigen Könnern herangereift, sind es jetzt, die den Alpinismus bestimmen. Unter der Führung von Maurice Herzog gelingt ihnen nicht nur die Erstbesteigung des ersten Achttausenders, der Annapurna im zentralen Himalaja, auch in den Alpen und in den Anden wachsen sie über ihre Vorgänger hinaus.

Lionel Terray, ein sympathischer Haudegen aus Grenoble, ist und bleibt einer der ganz großen Bergsteiger seines Jahrhunderts. Bergführer in Chamonix und immerzu aktiv, gilt er als stark und risikofreudig. Er und Lachenal bilden ein einzigartiges Team, die beste französische Seilschaft der Nachkriegszeit. An der Annapurna stecken sie in einer Falle. Es ist zuletzt Terray, der nach dem Gipfelgang von Herzog und Lachenal, die irre geworden sind, die Situation rettet. Obwohl alles zum Verzweifeln ist, rennt Terray, dieser Kraftmensch, ein Naturereignis, in die Nebel hinein, bricht nieder und steht verstört wieder auf. Er tobt wie ein Rasender. Als wolle er die Mauern des Gefängnisses einreißen, in dem die Freunde stecken. Er gestikuliert mit dem Pickel. Wie ein Blinder im Nebel. In einer solchen Situation aber ist auch er machtlos, ohne Plan, wie lahm. Der kranke Lachenal schilt Terray einen Narren und hockt sich auf den Schnee. Der Lästerer aber ist noch weniger bei Verstand als der Helfer. Lachenal will ein Loch in den Schnee graben und besseres Wetter abwarten. Immerfort beschimpft er Terray und die anderen als Versager. Plötzlich packt Terray Lachenal, schleppt ihn hinter sich her. Rücksichtslos! Seine Kräfte und sein Wille sind wie ein Wutausbruch. Er hält den Kranken am Seil, redet einmal beruhigend, dann befehlend auf ihn ein. Wie auf ein krankes Tier. Und Lachenal folgt. Als wäre er gezwungen zu tun, was Terray sagt, trottet er hinter ihm her. So rettet Terray seinem Freund das Leben.

Lionel Terray, der mit Louis Lachenal 1947 also die zweite Begehung der Eiger-Nordwand gemeistert hat und danach mit der Erstbesteigung des Fitz Roy in Patagonien und des Makalu im Himalaja als Alpinist Weltruf erlangen sollte, äußerte sich später niemals angeberisch über seine Heldentaten. Er war ein feiner Charakter und genau mit seinem Urteil. Seine Aussage – »Kein einziger Aufstieg in den Alpen hat uns je so viele Schwierigkeiten entgegengestellt wie der Fitz Roy.« – hat also Gewicht. Wie auch manch andere damals haben er und seine Kameraden 1950 an der Annapurna und zuvor am Dhaulagiri Akrobatenstücke fertiggebracht. Der Fitz Roy aber hat Terray 1952 beinahe umgebracht. Die letzte heldische Periode des Bergsteigens hatte gerade erst begonnen.

Von René Ferlet angeregt, organisieren Pariser Freunde von Lionel Terray 1952 eine Expedition zum Fitz Roy in den Anden Patagoniens. Dieses »Matterhorn der südlichen Hemisphäre«, eine einzigartige Granitspitze, ist zwar nur 3450 Meter hoch, aber ein verführerisches Ziel. Keiner Expedition war es bis dahin gelungen, auch nur über den Sockel des Berges hinauszukommen. Darüber baut sich senkrecht der Gipfelturm auf. Seine Wände, in ihrer geringsten Höhe etwa 750 Meter hoch, sind schwieriger als die damals härtesten Klettereien in den Alpen. Die Schwierigkeiten am Fitz Roy aber werden durch das Klima Patagoniens noch potenziert: schlechtes Wetter; Kälte; Wassereis, das die Wand überzieht; jähe und unerhört heftige Sturmstöße. Das alles macht den Fitz Roy zu einem der schwierigsten Berge der Welt. Vielleicht ist er unmöglich. 1952!

Dieser Fitz Roy, das Urbild eines Gipfels, wird für Terray rasch zu einer Herausforderung. Ein solches Ziel gibt es weder in den Alpen noch im Himalaja, und Terrays Alpinismus, den er als eine Art Kunst versteht, ist experimentell. Eine Reise nach Patagonien aber ist teuer. Terray legt den größten Teil seiner Ersparnisse in die gemeinsame Expeditionskasse. Ein Gast bittet, sich der Expedition anschließen zu dürfen, und verspricht, die fehlende Summe aufzubringen.

Trotzdem müssen zuletzt Schulden gemacht werden, um die Reise zu sichern. In Argentinien angekommen, erleben die Franzosen eine Liebenswürdigkeit und ein Entgegenkommen ohnegleichen. Selbst der Diktator Juan Perón empfängt sie und hilft weiter. Trotzdem gerät die Expedition bald in Bedrängnis. Beim Überqueren eines angeschwollenen Wildbachs ertrinkt Jacques Poincenot, ein hervorragender Kletterer. Sein jähes Ende verwirrt die Männer. Die Bergsteiger verlieren ihr Selbstvertrauen, und einige von ihnen wollen abziehen, zurück in die Zivilisation. Nach langer Beratung wird die Expedition fortgesetzt. Eile ist geboten: Jeder verlorene Tag kann den Erfolg kosten.

Jetzt aber behindern Schneefälle und Stürme das Vorankommen. Drei Wochen lang kämpfen Terray und seine Freunde gegen widrigste Wetterbedingungen: Höhlen werden ins Gletschereis gehauen; die Spur, die die Lager verbindet, muss jeden Tag neu getreten werden. Es herrschen abscheuliche Bedingungen. Dennoch sind in zwanzig Tagen drei Lager eingerichtet und mit Lebensmitteln versorgt. Die Strecke vom Lager II zum Lager III ist auf einer Länge von 300 Höhenmetern mit fixen Seilen und Strickleitern abgesichert. Die Bergsteiger aber müssen alle Lasten selbst tragen, in Patagonien gibt es keine Sherpas. Fast eine Tonne Material wird nach oben gebracht. Lionel Terray und Guido Magnone aus Paris, der zweite energiegeladene Kletterer im Team, hocken dabei fünf Tage lang im Sturm fest. Der Brennspiritus für die Kocher droht auszugehen. Während einer Aufhellung gelingt ihnen die Flucht ins Basislager.

Dann klart es auf, der Himmel strahlt, das Wetter ist prächtig. Noch am selben Tag steigen die beiden Spitzenkletterer wieder auf bis ins Lager III. Anderntags, in der Morgendämmerung, ist der Himmel trüb, die Kälte beißend. Sie wagen trotzdem einen Versuch: Die Kletterei ist von Anfang an äußerst schwierig; Felshaken setzend und in freier Kletterei schaffen sie 120 der 750 Meter hohen Wand. Am Abend kehren sie zum Lager zurück, lassen die fixen Seile aber hängen, um sich so den neuerlichen Aufstieg zu erleichtern. Am Morgen des nächsten Tages völlige Windstille, kein Wölkchen am Himmel. Jetzt gilt es! Terray und Magnone klettern schnell, lassen viele Felshaken stecken. In abwechselnder Führung kommen sie höher. Von jedem Standplatz kann Terray auf den kleineren Nachbarn des Cerro Fitz Roy, den Cerro Torre, hinabsehen, der noch viel schwieriger aussieht als ihr Berg. Sicher viel schwieriger zu besteigen, denkt Terray, vielleicht sogar unmöglich! Wie der Fitz Roy auch? Die Wand über ihm macht Terray Angst. Sie klettern dennoch weiter. Bei Einbruch der Dunkelheit haben sie knapp die Hälfte der Wand hinter sich. Sie biwakieren auf einem schrägen Band. Am folgenden Tag aber klebt Wassereis auf dem Fels. Zurück? Nein, sie versuchen, mit Steigeisen zu klettern. Die Aktion ist riskant.

Terray verliert den Mut, will absteigen. Magnones Entschlossenheit aber, der Einsatz des Kameraden macht auch ihn stolz. Schließlich ist er ebenfalls bereit, das Wagnis einzugehen. Sie klettern also weiter. Der Vorrat an Felshaken ist bald erschöpft, und sie müssen sich mit Tricks weiterhelfen. Als sie den Gipfel erreichen, ist es vier Uhr nachmittags: Wind, Nebel, wenig Sicht. Es beginnt zu schneien. Der Abstieg wird zur Verzweiflungstat. Zum Sturm kommen die Angst, vereister Fels, Schneerutsche. Trotzdem wagen sie sich weiter in den Abgrund. Die fixen Seile retten zuletzt Magnones und Terrays Flucht. Bis in die Arme ihrer Freunde.

Die Erstbesteigung des Fitz Roy wird anschließend nicht nur von der argentinischen Regierung gewürdigt, sie löst weltweite Begeisterung aus. Und die Frage kommt auf, ob der kleinere Nachbar des Fitz Roy, der Cerro Torre, je bestiegen werden kann.

»Wir sahen den Cerro Torre – eine frei stehende, fast unwirkliche Riesensäule«, schreibt Lionel Terray 1952 im Bericht über seine Fitz-Roy-Expedition. Er schreibt auch von wilden Flüssen beim Anmarsch, über sintflutartige Regenfälle und metertiefen Schnee. Er beschreibt die Wühlarbeit, die Voraussetzung war, um überhaupt an den Fuß des Berges zu gelangen. Er schreibt über eisige Stürme, die es unmöglich machten, Zelte aufzustellen, sodass man in Schneehöhlen hausen musste. »Eines wissen wir genau«, schreibt Terray zuletzt, »wenn eine Seilschaft mitten in der Wand in den patagonischen Sturm gerät, ist sie verloren.« Und er schließt mit dem Satz: »Der Fitz Roy ist wohl der schwierigste Kletterberg der Erde, der bisher erobert wurde.«

Damit wird der Cerro Torre zum schwierigsten unter den damals unbestiegenen Bergen der Welt. Und dieser »Torre«, nur fünf Kilometer südwestlich des Fitz Roy gelegen, ist vorerst tabu! Ein unmöglicher Berg!

Bildteil Kapitel 1

Cerro Torre über der Pampa Patagoniens (RM)

Die Fitz-Roy-Gruppe zwischen Pampa (Argentinien) und Hielo Continental (Chile) in Patagonien (ES)

Lionel Terray (RM)

Guido Magnone (RM)

2 Cesare Maestri – Die Spinne der Dolomiten

Cerro Torre und Trabanten, von Süden gesehen (RM)

Zitate Kapitel 2

»Schon seit einiger Zeit war der Ruf des Matterhorns der südlichen Hemisphäre auch nach Frankreich gedrungen. Alpine Zeitschriften hatten uns die gigantische Granitspitze, deren ebenmäßige Gestalt an die 3300 Meter aus dem Ödland Patagoniens aufsteigt, vor Augen geführt, und wir wussten, dass die Erkletterung dieses verführerischen Zieles von mehreren Expeditionen vergeblich versucht worden war.«

Lionel Terray

»Von allem Anfang an begeisterte mich der Plan Ferlets.«

Lionel Terray

»Der Cerro Torre, ein Nachbar des Cerro Fitz Roy, ist viel schwieriger zu besteigen als dieser.«

Lionel Terray

»Maestri vertritt mit aller Strenge den Grundsatz des großen Preuß, wonach man nur da aufsteigen soll, wo man in freiem Klettern auch wieder herunterzukommen vermag.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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