Total irre - Jutta Nymphius - E-Book

Total irre E-Book

Jutta Nymphius

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Beschreibung

Wahre Schönheit – made by Photoshop Ausschneiden, kopieren, einfügen: Nur ein paar Klicks – und plötzlich zeigt das Foto Amelie mit makellosem Körper. Wenn sich das Leben nur auch so einfach optimieren ließe: Ihre Eltern stecken in einer Krise, ihr bester Freund fühlt sich merkwürdig fremd an und in der Schule muss sie sich spitze Kommentare von den Jungs gefallen lassen. Über allem schwebt der Zweifel an ihrem Körper – zu viel Bauch, zu kleine Brüste. Und ihr Schwarm Elias weiß nicht einmal, dass sie existiert. Als Kira neu in die Klasse kommt, scheint sich das Blatt zu wenden: Sie kennt Elias und stellt den Kontakt zwischen den beiden her – und er scheint tatsächlich Interesse zu haben. Er gibt ihr das Gefühl, genau richtig zu sein und als Elias sie nach einem Oben-ohne-Foto fragt, kann sie seine Bitte nicht abschlagen. Als sie am nächsten Tag in die Schule kommt, kursiert das Bild im Klassenchat. Amelie ist verzweifelt – aber auch merkwürdig gefasst. Und spielt Elias' Verrat cool gegen ihn selbst aus.

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Inhalt

Junge Wilde

Der Traum vom Fliegen und Rennen

Ich als Collage

So geht Krise

Blogs und Spiele

Auf schwankendem Grund

Im richtigen Rhythmus

Eintönig bunt

Echte Probleme

Einen Plan haben

Welt der Wunder

Ein wahres Fest

Sieg auf der halben Linie

Das wird schon wieder

Tolle Typen

Verborgene Monster

Ganz einfach schwierig

Versteckt ist nicht weg

Ich als Ticket

Das Rennen machen

Junge Wilde

Frischlinge bilden nach ihrer Geburt sofort einen richtigen Schweinehaufen. Zwei bis drei Wochen bleiben sie aneinander gekuschelt in einer Bodenmulde im Wald liegen, wo man sie wegen ihrer Fellzeichnung kaum erkennen kann. Denn die Welt ist hungrig, und nichts wäre gefährlicher, als Aufmerksamkeit zu erregen.

Fasziniert starre ich auf diese Worte, so klein und unauffällig und doch mit der Wirkung eines Martinshorns, das direkt hinter dir eingeschaltet wird. Ja, die Welt ist hungrig, genau so ist es, genau so fühle ich mich in letzter Zeit! Wie ein hilfloses Opfer, ausgesetzt in einer Wildnis voller Gefahren, umkreist von zähnefletschenden Raubtieren, meist in Gestalt von Lehrern und Mädchen.

Gebannt richte ich mich auf, um den ganzen Artikel der Zeitschrift Fun und Facts, die ich mir regelmäßig von Mamas Nachttisch mopse, zu lesen. Er trägt die Überschrift:Junge Wilde – Was wir von der Tierwelt übers Erwachsenwerden lernen können. Und dann kommt es: Allgemeine Regeln sind in der Naturwissenschaft gefährlich, aber keine ist sicherer als die, dass es einem Tier selten nützlich ist, aufzufallen. Und die einfachste Art, unauffällig zu sein und nicht bemerkt zu werden, ist die Entwicklung von Farbtönen und Muster der natürlichen Umgebung.

Genau in diesem Moment dringen aus der Küche unheilvolle Geräusche. Ein Surren, ein Dröhnen, ein Quietschen. Dann, plötzlich, ein Poltern, gefolgt von Flüchen und Schreien.

»Au, verdammt!«

»Warte, noch nicht!«

»Hilfe!«

Stöhnend lasse ich mich wieder in die Kissen fallen. Die Geräusche aus der Küche nehmen zu. Inzwischen klingt es, als hätte eine hyperaktive Abrissbirne ihre Arbeit aufgenommen. Unwillkürlich strecke ich eine Hand aus, um zu prüfen, ob schon Putz von der Decke rieselt. Nein, das zwar noch nicht, aber ansonsten muss ich auf alles gefasst sein, das ist mir klar. Bestimmt hat sich Mama wieder etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um Papa »den Alltag zu erleichtern«. Die komplette Wohnung ist voll von diesen genialen Einfällen, die leider allesamt einen klitzekleinen Nachteil haben: Sie funktionieren nicht.

Unter mir knistert es. Aus Versehen habe ich mich auf den Brief gelegt, den ich Mama und Papa eigentlich heute in einem besonders günstigen Moment geben möchte. Da lässt ein plötzliches Krachen aus der Küche die Seiten meiner Zeitschrift erzittern. Jetzt jedenfalls ist kein sehr günstiger Moment, soviel steht fest.

Zusätzlich sind Tiere sicherer, wenn sie sich in einer Gruppe aufhalten, denn schließlich kann der Beutegreifer nicht alle gleichzeitig fressen. Die Schutzwirkung für die Individuen in dieser Gruppe ist enorm groß – insbesondere für die jüngeren Mitglieder.

In der Küche wird jetzt so laut gebohrt, dass mir die Vibration sogar hier auf meinem Bett noch in den Ohren kitzelt.

Schwarz auf weiß steht es da: Wenn man nicht gefressen werden will, muss man unauffällig bleiben und sich anpassen. Und die Gruppe, in der man lebt, bietet den besten Schutz.

Und was ist, wenn diese Gruppe selbst so unauffällig ist wie eine Orchidee in einem Schweinetrog?

»Karliiiiii«, schreit jemand. »Karliiiiii, komm mal her!«

Jetzt kann ich die Küchen-Apokalypse nicht mehr ignorieren. Seufzend schwinge ich meine Beine aus dem Bett und stehe auf. Kurz zögere ich, aber dann greife ich mir doch noch den Brief und gehe in den Flur.

Der ist merkwürdig dunkel. Ach so, Mama steht im Türrahmen und füllt ihn mit ihrer massigen Gestalt fast komplett aus. Nur ein einziger, winziger Lichtstrahl quetscht sich schüchtern vorbei. »Ohne meine Haferkekse kann ich nicht nachdenken«, behauptet Mama immer, »und außerdem ist Hafer gesund.« Ob die mit dicker Schokolade überzogene Keksseite auch so gesund ist, wollte ich sie schon immer mal fragen. Außerdem denkt Mama für meinen Geschmack entschieden zu viel nach. Andere Mütter machen Yoga.

Als sie jetzt meine Schritte hört, dreht sie sich um und geht ein Stück zur Seite. »Guck mal, ich habe etwas Neues konstruiert«, verkündet sie strahlend.

Auweia. Zögernd betrete ich die Küche. Dort sitzt Papa, mit ausgestrecktem Arm hält er eine Fernbedienung. Hoffentlich verwechselt er die nicht mit seinem Smartphone, mit dem er angeblich den kompletten Haushalt vollautomatisch steuern kann, schießt es mir kurz durch den Kopf. Als Papa mich jetzt anschaut, sehe ich in seinem Gesicht das gleiche glückliche Strahlen wie bei Mama. Eines der größten Rätsel der Menschheit ist nicht, wie die Skulpturen auf die Osterinsel kamen oder wer denn nun wirklich Jack the Ripper war, sondern, woher meine Eltern immer diese unerschütterliche Zuversicht nehmen. Vor allem, wenn es um Mamas Erfindungen geht.

»Kann ich?«, fragt Papa mit einer Stimme, als würde er gleich zur Weihnachtsbescherung rufen.

Da klingelt es an der Wohnungstür. »Ich mach schon auf«, rufe ich eifrig, drehe mich rasant auf dem Absatz um und spurte aus der Küche, froh, dem Unheil noch einmal entronnen zu sein, und sei es auch nur für wenige Minuten.

»Hallöchen«, erklingt es überaus gut gelaunt, kaum dass ich die Wohnungstür geöffnet habe.

»Hallöchen, Holger«, gebe ich weniger gut gelaunt zurück. Ich weiß natürlich genau, dass mein Patenonkel Holger seinen Vornamen nicht ausstehen kann. Überhaupt kann er einiges an sich nicht ausstehen, was genau, weiß er bisher aber selbst nicht. »Ich probiere mich noch aus«, erklärt er immer. Leider probiert er sich sehr häufig bei uns zu Hause aus, obwohl er doch angeblich nur kommt, um Papa »zur Seite zu stehen«. Aber meist hat er dann mindestens ein neues Kleidungsstück an, das wir bestaunen sollen: ein Glitzer­jäckchen, einen Samtrock, Lackschuhe, so etwas. Auch wünscht er sich immer mal wieder einen anderen Namen, mit dem wir ihn anreden sollen.

»Nenne mich doch Maria«, stellt Onkel Holger auch jetzt hastig klar, als er noch im Flur seine Jacke von sich wirft und sich stolz in einer silbernen Bluse mit Puffärmeln präsentiert. »Wie findest du mich?«

»Kann ich jetzt endlich anfangen?«, ruft Papa ungeduldig herüber.

Onkel Holger ist vielleicht seltsam, aber nicht blöd. Sofort erstarrt er und guckt mich entsetzt an. »Oh Gott, hat sie wieder etwas gebaut?«, fragt er flüsternd. Und als ich düster nicke, streicht er mir tröstend über die Wange, nimmt dann gefasst Haltung an und marschiert los in Richtung Küche. »Na, dann wollen wir mal!«

Mama guckt Onkel Holger fragend an. »Hallo …?«

»Maria«, erwidert er lächelnd.

»Hallo, Maria«, wiederholt Mama. Dann breitet sie schwungvoll ihre mächtigen Arme aus. Da sie aber in einer Hand noch die Bohrmaschine hält, muss Papa in seinem Rollstuhl schnell den Kopf einziehen, um nicht ausgeknockt zu werden. »Ihr werdet jetzt Zeuge einer einzigartigen Erfindung. Dieser Küchenschrank wird sich auf Knopfdruck nicht nur absenken, sondern auch noch öffnen. Und dann …«, an dieser Stelle hebt Mama den Zeigefinger, »… werden sich zusätzlich die Schienen mit den Regalböden ausfahren, damit Sascha«, bei diesen Worten tätschelt sie Papa liebevoll die Wange, »die Teller ganz leicht herausholen kann.«

Beifall heischend dreht sie sich zu mir und Onkel Holger herum. Der lächelt tapfer und hebt ein wenig kraftlos den Daumen, während ich es einfach nicht schaffe, meinem Blick Optimismus zu verleihen. »Und was war das die ganze Zeit für ein Lärm?«, frage ich vorsichtig nach.

»Ein kleiner Fehlversuch«, erwidert Mama und wischt mit der Bohrmaschine eventuelle Bedenken beiseite, wobei Papa, jetzt schon geübt, sehr geschickt ausweicht. »Das gehört doch dazu!«

Erfolge aber auch, will ich gerade einwenden, aber da verkündet Papa schon: »Es geht los!«

Eine Familie muss nun mal zusammenhalten, auch in schwierigen Zeiten. Also fügen Onkel Holger und ich uns und starren gemeinsam mit Mama und Papa auf den Küchenschrank. Das gleiche Surren wie vorhin ertönt, dann ein leises Klicken. Jetzt beginnt der Schrank tatsächlich seine Reise nach unten. Auf Papas Brusthöhe macht er halt. Wie von Geisterhand öffnen sich die Türen geschmeidig und geben den Blick auf einige Stapel Teller frei – die guten von Oma Uschi, die wir eigentlich nur zu Weihnachten nehmen. Onkel Holger neben mir zuckt zusammen, er liebt diese Teller wegen ihres Goldrandes ganz besonders. Jetzt rumpelt es, der Schrank erzittert und entlockt den Tellern ein leises Klirren. Nun fehlt nur noch der Clou: die herausfahrbaren Schienen, die die Regalböden tragen. Ich kann nicht anders, ich halte den Atem an, greife die Hand meines Onkels und drücke sie aufgeregt. Der Clou ist immer das Gefährlichste an Mamas Konstruktionen.

Nichts tut sich. Papa drückt hektisch auf der Fernbedienung herum und dann wird das Wunder doch noch wahr: Zart summend beginnen die silbernen Metallschienen nach vorn auszufahren und mit ihnen die Böden samt Tellern! Jubelnd streckt Papa seine Arme aus, um das Geschirr so triumphal zu empfangen wie das Volk Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem.

Doch kaum haben sich die Schienen zu voller Länge ausgefahren, beginnen sie seltsam zu zittern, erst leicht, dann immer stärker. Vielleicht hätte Mama doch nicht das komplette Geschirr von Oma Uschi daraufladen sollen. Ein kurzes, drohendes Knirschen, dann stürzt alles mit lautem Gedonner in die Tiefe. Aus dem riesigen Scherbenhaufen am Boden blinkt hier und da ein funkelndes Stückchen Goldrand auf.

Niemand sagt etwas. Papa lässt enttäuscht die Arme sinken, Onkel Holger zupft betreten an seiner Silberbluse herum und Mama fischt aus den Untiefen ihrer Sweathose einen Haferkeks, den sie nachdenklich zu kauen beginnt.

Da bemerke ich, dass ich immer noch den Brief in meiner Hand halte. Entschlossen zerdrücke ich ihn so fest wie einen Schneeball für die Schlacht, gehe mit schnellen Schritten zum Mülleimer und schleudere ihn hinein. Diese Einladung werde ich Mama und Papa ganz bestimmt nicht geben, dieses Klassenfest muss eben ohne meine Eltern stattfinden. Es gibt ja noch genügend andere, die von Robin zum Beispiel. Wunderbar unauffällig, undick und unbehindert.

Wenn ich die »Farbtöne und Muster« meiner Umgebung annähme, endete ich wohl als übergewichtiger Rollstuhlfahrer im Glitzerfummel. Vielleicht muss sich ja manchmal die Gruppe ändern, damit man als junger Wilder überlebt.

Der Traum vom Fliegen und Rennen

Mit Hilfe eines genialen Tricks können Wickelbären rückwärts genauso schnell laufen wie vorwärts: Sie sind in der Lage, ihre Füße zu drehen.

»Alles in Ordnung, Papa?« Ich bleibe in der Küchentür stehen und reiße ungläubig meine Augen auf, obwohl es noch früher Morgen ist und sich meine Ober- und Unterlider um diese Zeit normalerweise nur sehr ungern voneinander trennen. Aber das hier ist wirklich zu komisch: Statt mir wie sonst meinen Kakao zu machen, steht Papa mitten in der Küche und fuchtelt so wild mit den Armen herum, dass sein Rollstuhl dabei heftig vor- und zurückruckelt. »Ist da irgendwo eine Wespe, oder was ist los?«

Papa platziert noch ein paar letzte Schwinger und wendet sich mir dann atemlos zu. »Nein«, erklärt er keuchend, »ich trainiere.« Er versucht demonstrativ, einen Bizeps anzuspannen, allerdings mit eher überschaubarem Erfolg.

»Du trainierst?« Ich muss mich erst einmal setzen. Papa ist nicht gerade der geborene Athlet, wie auch? Seit einer Erkrankung in früher Kindheit haben seine Beine den Dienst aufgegeben, womit für die Zukunft schon mal ziemlich viele Sportarten ausschieden. Er hat sich dann immer mehr aufs Lesen und später auch aufs Kochen verlegt und vor allem gegen Letzteres haben Mama und ich überhaupt nichts einzuwenden. Aber Sport? Unverhohlen betrachte ich seinen schmächtigen Oberkörper mit den dünnen Armen.

»Yep!« Erwartungsvoll sieht Papa mich an. Er möchte es also gern spannend machen.

»Und für was trainierst du?«, frage ich folgsam.

Papa legt ziemlich viel Drama in seine Stimme, als er antwortet: »Ich werde an einem Rennen teilnehmen!«

»Äh – du kannst nicht laufen?«, wende ich vorsichtig ein.

»Was du nicht sagst, vielen Dank für den Hinweis.« Papa kichert aufgeregt. »Damit meine ich natürlich ein Rollstuhlrennen.«

»Ach.« Mehr fällt mir dazu erst einmal nicht ein. Ich beginne, an Ferdi herumzuknibbeln, wie immer, wenn ich ratlos bin. Ferdi ist mein Barthaar. Man kann es noch nicht richtig sehen, aber wenn ich über mein Kinn streiche, fühle ich es seit geraumer Zeit schon ganz genau; hart und borstig leistet es meiner leider immer noch kindlich zarten Haut erbitterten Widerstand. Ferdi bedeutet »der Einzigartige«, das habe ich gegoogelt. »Der Einzige« würde es allerdings besser treffen.

»Yep«, sagt Papa wieder. »Huch, dein Kakao kocht über!« Geschickt schwenkt er seinen Rollstuhl herum und rast zum Herd, wie um mir zu zeigen, dass er für ein Rennen mehr als geeignet ist.

Ich frage trotzdem nach. »Meinst du denn, du und dein Rollstuhl sind schnell genug für so etwas?«

»Nein, natürlich nicht, Karli.« Papa dreht sich zu mir um und strahlt mich glücklich an.

Da ist sie wieder, diese gefürchtete Zuversicht in seinem Gesicht. »Mama baut dir einen neuen«, stelle ich resigniert fest.

»Ye… ja.« Papa nickt. »Einen richtigen Rennrollstuhl, so einen auf drei Rädern. Sie tüftelt schon daran.«

Leise Verzweiflung steigt in mir auf. Ein weiterer Rollstuhl in unserem Haus! Mein Blick wandert zu Klette, der friedlich in der Ecke steht. Noch. In einem Anflug von abgrundtiefer Boshaftigkeit forme ich mit den Händen ein Herz und halte es Klette kurz hin. Der fängt sofort eifrig an zu blinken und zu surren, muss aber enttäuscht wieder aufgeben, als ich meine Hände sinken lasse.

Klette ist Mamas Erfindung für Notfälle, ein Rollstuhl, der Papa überallhin folgen und als Ersatz zur Verfügung stehen soll, falls seiner mal kaputtgeht. So ganz verstehe ich Sinn und Nutzen dieses Doppelgängers nicht, schließlich befindet sich Papa nicht auf einem Dauer-Solo-Trip in der Wüste Gobi. Aber Mama ließ es sich nicht ausreden und Papa war wie immer gerührt und dankbar für ihre Liebe und Fürsorge.

Damit Klette auch wirklich an Papa klebt wie ebenjene, hat Mama den Rollstuhl mit einer Kamera ausgestattet, die ein bestimmtes Symbol erkennt. Das muss sich Papa morgens an den Pulli heften und schon ist Klette nicht mehr abzuschütteln.

Leider liegt genau in dieser genialen Idee auch die Schwäche der Erfindung. Zunächst hat Mama es mit einem Kreis versucht, aber die vielen Kreise, die Klette überall entdeckte, brachten ihn ganz aus dem Konzept und ließen ihn den ganzen Tag hin- und herfahren; nur Papa beachtete er nicht mehr. Als schließlich Onkel Holger in Tupfenbluse von Klette angefallen wurde, hatte Mama ein Einsehen und änderte die Einstellung von Kreis auf Herz. Seitdem ist es besser. Und ich kann Klette besser ärgern.