Totenspieler - Paul Finch - E-Book
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Paul Finch

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Beschreibung

Eine Serie tödlicher Unfälle im Süden Englands macht Detective Mark Heckenburg misstrauisch: Kann es sich bei einer Reihe derart skurriler Unglücke noch um einen tragischen Zufall handeln? Oder hat Heck es tatsächlich mit einem Mörder zu tun, der Schicksal spielt? Sein Verdacht, die vermeintlichen Unfälle seien makabere Inszenierungen, bekräftigt sich mehr und mehr. Doch mit jedem Schritt, dem er sich dem Killer nähert, droht er selbst sein Opfer zu werden …

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

Übersetzung aus dem Englischen von Bärbel und Velten Arnold

August 2016

ISBN 978-3-492-97312-0

© Paul Finch 2015

Titel der englischen Originalausgabe: »Hunted«, Avon/Harper Collins, London 2015

© der deutschsprachigen Ausgabe: Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2016

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Covermotiv: FinePic®, München

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten.

Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

Kapitel 1

Dazzer und Deggsy scherten sich einen Dreck um irgendjemanden. Das erzählten sie zumindest, wenn sie sich auf Partys vor ihren Kumpels aufspielten. Oder wenn die Bullen sie aufgriffen und ihnen einzureden versuchten, sie hätten etwas ausgefressen.

Sie taten, was ihnen gerade in den Sinn kam. Sie zogen nicht los, um irgendjemandem etwas anzutun, aber wenn ihnen jemand in die Quere kam, hatte der Störenfried eben verdammt noch mal Pech gehabt. Sie klauten Autos und hatten ihren Spaß mit ihnen. Das war ihr Ding. Und sie würden damit weitermachen, denn es machte ihnen einen Heidenspaß. Niemand würde sie aufhalten, und wenn irgendein Typ sich aufregte, weil er gerade hatte mit ansehen müssen, wie sein ganzer Stolz in einen Schrotthaufen verwandelt worden war, was machte das schon? Dazzer und Deggsy scherten sich einen Dreck darum.

Dieser Abend war wie geschaffen für ihr Lieblingshobby.

Na schön, es war nicht bitterkalt, was schade war. Doch auch wenn Dazzer und Deggsy es kaum fassen konnten, kamen tatsächlich ein paar Vollidioten aus ihren Häusern, sahen ein bisschen Schnee und Eis, starteten ihr Auto und ließen den Motor dann fünf Minuten lang laufen, während sie noch einmal nach drinnen gingen und sich eine Tasse Kaffee oder Tee genehmigten. Man brauchte sich nur hinters Lenkrad zu setzen und konnte laut johlend losbrettern. Es war zwar nicht eisig, aber feuchtnass und neblig, und da Ende Januar war, wurde es früh dunkel, weshalb sich nicht allzu viele Leute draußen herumtrieben, die ihnen hätten in die Quere kommen können.

Nicht, dass die Leute es darauf anlegten, Dazzer und Deggsy in die Quere zu kommen.

Dazzer war für sein Alter recht groß. Er maß gut einen Meter achtzig und war breit gebaut, die Mitte seines Kopfes zierte ein Streifen strohblondes, sorgfältig gestyltes Haar, den Rest hatte er sich kahl rasiert. Wenn seine brutalen Gesichtszüge nicht mit Akne übersät gewesen wären, hätte man ihn für achtzehn oder sogar zwanzig halten können – und nicht für sechzehn, was sein tatsächliches Alter war. Wobei man dieser Tage natürlich sogar von einem Sechzehnjährigen eine Tracht Prügel beziehen konnte, wenn man es wagte, ihn falsch anzusehen. Dem zweiten Mitglied des kriminellen Duos, Deggsy, sah man sein Alter schon eher an, auch wenn er seinem Kumpan an Niederträchtigkeit in nichts nachstand. Er war kleiner und dünner, hatte ein wieselartiges Gesicht und war stolzer Besitzer eines keinesfalls beeindruckenden flaumigen Schnauzbarts. Auf seiner schmierigen schwarzen Mähne saß normalerweise eine schmutzige Baseballkappe, deren vorderes Logo längst entfernt worden und mit einem orangefarbenen Day-Glo-Leuchtstift in großen Lettern durch den Schriftzug Fuck off ersetzt worden war.

Beide zusammen brachten es nicht einmal ganz auf dreißig Jahre Lebenserfahrung, doch sie trugen beide das großkotzige Gehabe und das abfällige höhnische Grinsen von Typen zur Schau, die sich einbildeten zu wissen, wo es langgeht, und die nicht den geringsten Zweifel daran hegten, dass ihnen zustand, was sie sich nahmen.

Es war gegen neun Uhr an diesem Abend, als sie ihr erstes Beutestück erspähten, das sich ihnen förmlich aufdrängte: einen Volkswagen-Kombi. Laut dem A auf dem Nummernschild war er in East Anglia registriert und insgesamt in schlechtem Zustand: dreckig, um die Radkästen herum verrostet und mit einigen Dellen in der Karosserie, aber der Wagen erfüllte alle Kriterien.

Schicke Schlitten konnte man sich dieser Tage kaum noch unter den Nagel reißen. All diese Nobelkarossen waren nur noch etwas für Profi-Autoschieber, die ein Vermögen damit verdienten, indem sie die Nummernschilder austauschten, die Papiere fälschten und die Autos weiterverkauften. Nein, wenn man nur darauf aus war, ein bisschen Spaß zu haben, musste man sich mit diesen minderwertigen Fahruntersätzen zufriedengeben – aber das konnte auch von Vorteil sein, denn wenn man mit einer alten Rostbeule loszog und die Straßen unsicher machte, schleppten die Bullen den Wagen zwar hinterher ab, machten sich jedoch kaum die Mühe, groß zu ermitteln. Außerdem stand das Beutestück, das sie auserkoren hatten, an einem guten Ort. Der alte VW-Kombi parkte an einer Stelle, die von keiner Überwachungskamera erfasst wurde, wie Dazzer und Deggsy wussten, weil sie es sich zur Aufgabe gemacht hatten, genau darüber Bescheid zu wissen, wo sich diese Kameras befanden.

Sie beobachteten den Wagen von einer Ecke aus und achteten auf jedes Anzeichen einer Bewegung, doch der natriumgelbe Schein einer einsamen Straßenlaterne erhellte nur eine rollende Bierdose und ein paar Papierfetzen, die in der schlaffen Brise herumflatterten.

Doch sie warteten noch. Sie hatten an dieser Stelle schon ein paar Mal erfolgreich zugeschlagen – es war eine einspurige Gasse, die zwischen den Hintertüren einer Reihe alter Ladenlokale und einer hohen Backsteinmauer verlief und vor drei Betonpollern endete. Dort trieb sich am Abend nie jemand herum. In den Wohnungen über den Ladenlokalen wohnten keine Mieter, und selbst ohne den düsteren Januarnebel war es ein dunkler, schäbiger Ort. Doch gerade die Tatsache, dass die Gelegenheit so günstig schien, machte Dazzer und Deggsy stutzig und gebot ihnen, noch vorsichtiger zu sein als sonst. Hier waren schon einige andere Autos gestohlen worden, da war es doch merkwürdig, dass dieser Wagen genau dort stand. Lernten die Leute denn nie dazu? Vielleicht nicht. Aber vielleicht lag es auch daran, dass dieser Straßenzug total runtergekommen war. Nur in zwei Läden herrschte tagsüber Betrieb, die meisten standen leer und waren laut Schildern »ZU VERMIETEN«. Einige waren mit Brettern verrammelt, als wären sie gerade erst aufgegeben worden. Hatten sie der Rezession zu verdanken.

Die beiden setzten sich in Bewegung. Sie stapften kühn los und spitzten dabei die Ohren, achteten auf das leiseste ungewöhnliche Geräusch – aber niemand rief nach ihnen, niemand trat aus einem dunklen Eingang hervor.

Der Volkswagen war natürlich abgeschlossen, doch Deggsy zückte seinen Schraubenzieher, und in weniger als fünf Sekunden hatten sie die Fahrertür aufgebrochen. Keine Alarmanlage schrillte. Genau das hatten sie angesichts des maroden Zustands der Karre auch erwartet – ein weiterer Vorteil dessen, wenn man es auf die weniger wertvollen Gefährte abgesehen hatte. Sie kicherten krächzend, sprangen in den Wagen und stellten fest, dass sich schon mal jemand über die Lenksäule hergemacht hatte – sie wurde von etlichen Streifen silbernem Klebeband zusammengehalten. Ein paar Schnitte mit Dazzers Teppichmesser reichten, und das Klebeband war durch. Selbst in der pechschwarzen Finsternis und trotz der Handschuhe fanden ihre flinken Finger die erforderlichen Kabel, und in null Komma nichts war der Kontakt hergestellt.

Der Motor erwachte dröhnend zum Leben. Sie lachten aus vollem Halse und traten aufs Gas.

An diesem Abend war Dazzer mit dem Fahren dran, und Deggsy saß auf dem Beifahrerplatz, aber wer wo saß, war sowieso egal – hinter dem Steuer war der eine so verrückt wie der andere. Sie bretterten rücksichtslos die Straßen entlang, schlingerten mit quietschenden Reifen um Kurven, rasten über rote Ampeln und ignorierten Stoppschilder. Die anderen Autofahrer zeigten zunächst keinerlei Reaktion, und es gab sowieso kaum Gegenverkehr. Sie rissen die Handbremse hoch, rutschten seitlich über eine normalerweise stark befahrene Kreuzung und wurden von dem Gestank nach verbranntem Gummi eingehüllt. Dann gaben sie wieder Gas und rasten aus der Stadt die A246 entlang. Sie hatten einen halb vollen Tank zur Verfügung und eine beinahe schnurgerade Straße vor sich. Vielleicht würden sie es bis Guildford schaffen, wo sie sich für den Rückweg einen neuen Wagen krallen konnten. Aber im Moment hatten sie einfach nur einen Heidenspaß. Wahrscheinlich würden sie unterwegs ein paar Abstecher machen und in einigen Wohnsiedlungen, die sie kannten, ein bisschen Chaos und ein paar Lackschäden verursachen, indem sie an teuren Karossen entlangschabten, die deren unkluge Besitzer offen auf der Straße hatten stehen lassen.

Direkt vor ihnen tauchten ein paar Baustellen auf und rasten auf sie zu. Dazzer johlte, als er den Volkswagen direkt durch sie hindurchjagte. Leitkegel flogen zu allen Seiten – einer krachte gegen das Erkerfenster eines Hauses am Straßenrand und schoss geradewegs durch die Scheibe. Sie mähten ein »Links-halten«-Schild um und rasten frontal in eine Baustellenampel hinein, die Funken sprühend auf dem Dach ihres Wagens landete.

Der Asphalt spulte sich vor ihnen ab. Sie waren mit 130, 145, ja beinahe 160 Sachen unterwegs und wie hypnotisiert von ihrer Furchtlosigkeit. Ihre Aufmerksamkeit war voll und ganz auf die Kegel der Scheinwerfer gerichtet, die sich vor ihnen in die Finsternis bohrten. Es hätte schon etwas sehr Aufsehenerregendes passieren müssen, um sie aus ihrem todesmutigen Bann zu reißen – und genau das passierte etwa sieben Minuten später während dieser letzten Fahrt ihres Lebens in einem gestohlenen Auto.

Sie hatten die Stadt inzwischen hinter sich gelassen und jagten auf dem Land dahin, als sie mit 135 Stundenkilometern einen Randstein rammten. Das war für sich genommen kein Problem, aber Deggsy, der gerade sein Handy aus seiner Jackentasche gefischt hatte, um ihre jüngste Eskapade zu filmen, wurde so heftig zur Seite geschleudert, dass ihm das Handy aus der Hand fiel und im Fußraum landete.

»Scheiße!«, fluchte er und tastete den Fußraum nach dem Handy ab. Da er es nicht auf Anhieb fand – da unten lag ziemlich viel Kram herum –, streifte er sich mit den Zähnen seinen Handschuh ab und tastete mit bloßen Händen weiter den Fußraum ab. Diesmal fand er das Handy, doch als er die Hand wieder hochzog, sah er, dass er auch noch etwas anderes gefunden hatte.

Es saß auf seiner nackten Faust. Im ersten Moment dachte er, dass er mit der Hand ein Paar alte Stiefel gestreift und sich dabei mit Öl oder Farbe beschmiert hatte. Doch jetzt spürte er das Gewicht von diesem Etwas und dieses nadelstichartige Kribbeln an der Stelle, an der es ihn offenbar gepackt hatte. Aber er war sich immer noch nicht dessen bewusst, worum es sich tatsächlich handelte, nicht einmal, als er sich die Hand direkt vor die Nase hielt. Aber vielleicht war das auch nicht überraschend, denn bisher hatte Deggsy nur im Fernsehen Skorpione gesehen. Und selbst im Fernsehen hatte er noch nie einen Skorpion mit so einem hellen, schimmernden Panzer gesehen, wie dieser ihn hatte – er glänzte im immer wieder aufblitzenden Schein der vorbeihuschenden Straßenlaternen wie poliertes Leder. Der Skorpion maß vom Kopf bis zum Schwanz mindestens zwanzig Zentimeter, der Schwanz war in Drohhaltung zum Zustechen aufgerichtet, die Scheren, die so groß waren wie die eines Krebses, waren in der typischen Verteidigungsposition erhoben.

Das konnte kein echter Skorpion sein, fuhr es Deggsy durch den Kopf.

War das ein Spielzeug? Es musste ein Spielzeug sein.

Aber dann stach er ihn.

Im ersten Moment war der Schreck größer als der Schmerz; es war, als ob eine glühend heiße Reißzwecke bis zum Anschlag in sein Fleisch und den darunter liegenden Knochen gedrückt worden wäre. Doch dieser geringfügige Schmerz weitete sich rasch aus, füllte seinen plötzlich erstarrten Arm mit einem Brennen wie von glühend heißem Feuer, das immer heftiger wurde – und dann schrie Deggsy hysterisch. Inzwischen hatte er sich das achtbeinige Monster von der Hand geschlagen und zurück in den Fußraum befördert, doch er wand sich in seinem Sitz, warf sich hin und her und hatte Schaum vor dem Mund, während er verzweifelt versuchte, seinen Sicherheitsgurt zu lösen, der ihn auf einmal einzuzwängen schien. Im ersten Moment dachte Dazzer, dass sein Kumpel nur eine Show abzog, doch er wies ihn laut schreiend zurecht, als Deggsys Krämpfe ihn am Fahren zu hindern drohten.

Und dann ließ sich etwas auf Dazzers Schulter nieder.

Obwohl das Auto wie wild hin und her schlingerte, hatte sich dieses Etwas geduldig und langsam heruntergelassen – an einem einzigen seidenen Faden –, und als Dazzer den Kopf umwandte, um zu sehen, was es war, verspannte es sich und umklammerte ihn wie eine Hand. Im immer wieder aufblitzenden halluzinogenen Schein der Straßenlaternen erhaschte Dazzer einen kurzen Blick auf kräftige tigerstreifenartige Farben und eng beieinanderliegende dämonische Augen, die ihn aus unmittelbarer Nähe anstarrten.

Der Biss in seinen Hals fühlte sich an wie ein Faustschlag.

Dazzers Fuß trat das Gaspedal durch, während sein ganzer Körper von Krämpfen geschüttelt wurde. Die Bisswunde wurde sofort taub, doch durch den Rest von ihm schoss brennender Schmerz, als ob immer wieder Blitze in ihn einschlügen.

Keiner der beiden merkte, wie der Wagen mit heulendem Motor eine Böschung hinaufraste und mit qualmenden Reifen Grasfetzen aufwirbelte. Er krachte durch den Lattenzaun, der sich auf dem Damm der Böschung befand, raste auf der anderen Seite durch Buschwerk und Gestrüpp wieder nach unten, überschlug sich dabei mehrfach und landete auf dem Fahrzeugdach in einem tiefen Einschnitt auf einem Feldweg.

Einige Sekunden lang war nahezu kein Laut zu hören, nur das eigentümliche Ächzen sich verziehenden Metalls und das Zischen des Dampfes, der kräuselnd den zahlreichen Rissen der ramponierten Karosserie entstieg.

Die beiden durchgeschüttelten Gestalten im Inneren des Wagens atmeten zwar noch, aber sie waren wohl kaum noch als lebendig zu bezeichnen. Blutüberströmt und übel zugerichtet hingen sie verdreht und starr in ihren Sitzen und waren regelrecht gelähmt. Sie nahmen ihre Umgebung noch wahr, waren jedoch unfähig, Widerstand zu leisten, als diverse kleine Kreaturen, die den Aufprall in Nischen und Spalten unbeschadet überstanden hatten, aus ihren Zufluchtsorten erschienen und über das warme geschundene Fleisch der beiden Autodiebe huschten. Deggsys Kiefer war starr; er konnte keine Klage herausbringen – nicht einmal ein Murmeln oder einen Schrei –, als er erneut Bekanntschaft mit dem hell gepanzerten Skorpion machte, der mit seinen gelenkigen staksigen Laufbeinen langsam seinen Körper hinaufkrabbelte und sich schließlich auf seinem Gesicht niederließ, wo er, wie es schien, mit Bedacht Deggsys Nase und dessen linkes Ohr zwischen seine Scheren nahm, erneut seinen Schwanz aufrichtete – und seinen Stachel tief in Deggsys starrenden Augapfel bohrte.

Kapitel 2

Heck stürmte aus dem türkischen Imbiss, in der einen Hand einen halb aufgegessenen Döner, in der anderen einen Pappbecher mit Coca-Cola. Ein Hupkonzert ertönte, als Dave Jowitt seinen unverwechselbaren weinroten Astra von der äußeren Spur herumriss, mitten im dichten Abendverkehr eine Hundertachtzig-Grad-Wende hinlegte und am Bürgersteig zum Stehen kam. Heck stopfte sich noch eine Handvoll Lammfleisch und Brot in den Mund, kippte einen letzten Schluck Cola hinterher und warf die Reste in den nächsten Abfalleimer, bevor er schnell in den Astra einstieg und sich auf dem Beifahrersitz niederließ.

»Stellt Grinton ein Verhaftungsteam zusammen?«, fragte er.

»Genau in diesem Moment«, entgegnete Jowitt, stieß Heck einen Stapel Papiere hin und gab Gas. Trotz des eingeschalteten Blaulichts auf dem Dach des Astras ertönten weitere Hupen. »Wir stoßen auf der zentralen Polizeiwache von St. Ann’s zu ihnen.«

Heck nickte und blätterte durch die offiziellen Unterlagen der Nottinghamshire Police. Die SMS, die er soeben von Jowitt erhalten hatte, war kurz und knapp, aber es war seit ziemlich langer Zeit die wichtigste Nachricht gewesen, die ihm jemand gesendet hatte.

Hucknall-Mord passt zum Muster des Ladykillers
Hauptverdächtiger – Jimmy Hood
Aufenthaltsort BEKANNT

Heck beziehungsweise Detective Sergeant Mark Heckenburg, wie seine offizielle Anrede bei der National Crime Group lautete, bebte innerlich vor Aufregung, als er das Licht anmachte und die Unterlagen durchging. Selbst jetzt, mit siebzehn Dienstjahren als Ermittler auf dem Buckel, schien es ihm unglaublich, dass ein Fall, der allen Analysen getrotzt, sich acht zähe Monate lang hingezogen und ihm lähmende Frustrationen beschert hatte, mit einem Mal kurz vor der Aufklärung stehen sollte.

»Wer ist Jimmy Hood?«, fragte er.

»Ein Albtraum auf zwei Beinen«, erwiderte Jowitt.

Heck kannte Jowitt erst seit dem Beginn der Ermittlungen in diesem Fall, doch gleich bei ihrer ersten Begegnung hatte die Chemie zwischen ihnen gestimmt, und seitdem war es so geblieben. Dave Jowitt, der gebürtig aus der Gegend stammte, war ein gewiefter und unglaublich gut aussehender Schwarzer mit regelmäßigen Gesichtszügen. Mit dreißig war er ein bisschen jung, um schon Detective Inspector zu sein, aber was ihm vielleicht an Erfahrung fehlen mochte, machte er durch seine schnelle Auffassungsgabe und seinen Scharfblick mehr als wett. Nach den äußerst anstrengenden intensiven Ermittlungen der zurückliegenden Monate hatte selbst Jowitt erste Anzeichen von Ermüdung gezeigt, doch an diesem Abend war er wieder in Höchstform und schlängelte sich mit aufgeknöpftem Hemdkragen und gelockerter Krawatte gekonnt und schnell durch den chaotischen Verkehr.

»Er hat als Kind in Hucknall gelebt«, fuhr Jowitt fort. »Doch die meiste Zeit seiner Kindheit war er weggesperrt.«

»Nicht nur als Kind«, stellte Heck fest. »Wie hier steht, ist er erst vor sechs Monaten aus Roundhall entlassen worden.«

»Ja, und was sagt uns das?«

Heck konnte sich die Antwort sparen. Roundhall war ein Gefängnis der niedrigen Sicherheitsstufe in den West Midlands. Dem Vorstrafenbericht zufolge hatte Jimmy Hood, der inzwischen Mitte dreißig war, eineinhalb Jahre dort eingesessen, bevor er unter Auflagen aus dem Gefängnis entlassen worden war. Doch zuvor war er in Durham hinter Gittern gewesen, nachdem er wegen Einbruchdiebstahls und Vergewaltigung eine vierzehnjährige Haftstrafe kassiert hatte. Die Details seiner ursprünglichen Verbrechen passten bereits hinlänglich zu dem Muster des Falls, an dem sie zurzeit arbeiteten, doch dass er die zurückliegenden Monate auf freiem Fuß gewesen war, ließ ihn eindeutig als Täter für die Verbrechen des Ladykillers infrage kommen.

»Er ist noch immer ein Schlägertyp wie früher«, stellte Jowitt fest. »War schon mit siebzehn ein Riese von einem Meter neunzig und dazu kräftig gebaut. Alle, die ihn kannten, hatten Schiss vor ihm. Wurde mal festgenommen, weil er ein Kätzchen in einen Betonmischer geworfen hat. Bei einem anderen Zwischenfall war er der Anführer einer Gruppe Jugendlicher, die auf einer Baustelle über zwei Bauarbeiter hergefallen sind, die ihnen die Meinung gesagt hatten, weil sie Werkzeuge gestohlen hatten – die beiden Arbeiter wurden mit Ziegelsteinen bewusstlos geschlagen. Einer musste sein Gesicht wiederherstellen lassen. Dafür ist Hood in den Knast gewandert.«

Das Polizeifoto in den Berichten zeigte Hood mit schwarzen Zottelhaaren und einem breiten, bärtigen Gesicht, das durch eine übel gebrochene Nase entstellt wurde – und hatte eine verstörende Ähnlichkeit mit dem Phantombild, das sie vor einigen Tagen veröffentlicht hatten. Aus den Berichten erfuhr Heck, dass Hood diese spezielle Jugendbande, die in Hucknall schwere Verbrechen begangen hatte, bereits seit seinem zwölften Lebensjahr angeführt hatte. Doch sexuelle Vergehen hatte er sich erst in seinen späten Teenagerjahren zuschulden kommen lassen, meistens im Verlauf von Einbrüchen.

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