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- Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft
- Kategorie: Fremdsprachen
- Sprache: Deutsch
- Veröffentlichungsjahr: 2013
erzählt von Irène Kuhn Dieses Taschenbuch enthält - in französisch-deutschem Paralleldruck – 44 kleine Geschichten aus Frankreich: im ersten Teil 28 geographisch geordnete, im zweiten Teil 16 historisch geordnete. Viele der Inhalte sind allbekannt. Aber von Jeanne d'Arc, zum Beispiel, kann man nichts Unbekanntes mehr erzählen. Und beim guten König Henri IV. etwa das sonntägliche Huhn im Topf nicht zu erwähnen - oder bei der Schlacht von Waterloo das letzte dort gesprochene Wort - oder bei de Gaulle den ersten Appell der France Libre: das wäre uns künstlich vorgekommen. Doch neben solchen frankreichkundlichen Allerweltsgegenständen bietet dieses Buch einiges, was viele Leser bisher nicht wussten. Zum Beispiel: Woher kommt das Wort poubelle für die Mülltonne? Was sind oder waren die chassemarees, die Seefisch-Jäger? Was hat der Maler Auguste Renoir mit dem Porzellan von Limoges zu tun? Was das Elsass mit den Störchen? Was der Musterkoffer des Handelsvertreters mit dem Murmeltier? (Wussten Sie's?) Irène Kuhn erzählt in einer Sprache, die nicht schwieriger ist als die Sprache allgemeinverständlicher Zeitungs- und Rundfunktexte. Dass oft mal ein bisschen Ironie, Polemik oder auch einfach Spaß aufblitzt: damit werden, bei einer Tour de France, alle Leser einverstanden sein. Texte für Einsteiger. dtv zweisprachig – Die Vielfalt der Sprachen auf einen Blick Die Reihe umfasst drei Sprach-Niveaus – Einsteiger, Fortgeschrittene und Könner – und mittlerweile über 130 Titel in vielen Sprachen. Landeskunde, Kulturgeschichte und Redewendungen, zeitgenössische und klassische Texte in unterschiedlichen Formen und Genres – von der Kurzgeschichte bis zum Krimi – für jeden Lesegeschmack ist etwas dabei. Einzigartig ist die konsequente Zeilengleichheit zwischen Originaltext und Übersetzung, damit man vom ersten bis zum letzten Wort in zwei Sprachwelten zuhause ist.
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Seitenzahl: 291
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Tour de France Frankreich in kleinen Geschichten
Erzählt und übersetzt von Irène Kuhn
Deutscher Taschenbuch Verlag
Originalausgabe 2012 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
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eBook ISBN 978-3-423-41955-0 (epub) ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-09510-5
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Konvertierung, Synchronisation und Umsetzung: Doppeltext
Première partie
Erster Teil
Le paradis
Das Paradies
Où se trouvait le paradis terrestre? Les Allemands emploient l’expression: «vivre comme Dieu en France.» Ils décrivent ainsi un état d’extrême félicité.
Wo war das Paradies? Die Deutschen kennen die Redewendung «Leben wie Gott in Frankreich». Sie bezeichnen damit einen Zustand höchster Glückseligkeit.
Par conséquent, le paradis pourrait bien se situer en France. Mais pour une fois, les Allemands ne sont pas allés au fond des choses.
Demnach könnte das Paradies in Frankreich gelegen haben … Doch ausnahmsweise sind die Deutschen dem Problem bisher nicht auf den Grund gegangen.
Rattrapons cela, mettons-nous au travail, procédons méthodiquement: deux individus seulement peuplaient le paradis.
Holen wir es nach, packen wir es an, verfahren wir systematisch: Zwei Menschen nur haben den großen Garten bevölkert.
Ses limites géographiques ne peuvent donc en aucun cas avoir été celles de l’Hexagone.
Seine geografischen Grenzen können unmöglich die des «Hexagon», des sechseckigen Landes gewesen sein.
Où, à l’intérieur de ce pays, Eve a-t-elle bien pu cueillir la pomme fatale? Réfléchissez donc un instant …
Wo innerhalb dieses Landes mag Eva den fatalen Apfel gepflückt haben? Denken Sie doch einen Augenblick nach …
Où y a-t-il ces pommiers si tentants? En Normandie, pardi!
Wo gibt es diese verführerischen Apfelbäume? In der Normandie! Also!
Les Normands eux aussi font un rapprochement entre leur région et le paradis – il est un peu différent de celui des Allemands:
Die Normannen bringen ihre Region ebenfalls in einen Zusammenhang mit dem Paradies – aber in einen etwas anderen als die Deutschen.
Dieu nous devait bien une petite compensation pour nous avoir chassés du paradis, disent-ils;
Sie sagen: Gott war uns eine kleine Wiedergutmachung schuldig dafür, dass er uns aus dem Paradies vertrieben hat;
il nous a donné le cidre et le calvados.
darum hat er uns den Cidre und den Calvados geschenkt.
Chasse-marées
Seefisch-Jäger
A l’époque où les transports rapides par la route, le rail ou l’avion n’existaient pas,
Zu einer Zeit, als es noch keine schnellen Transporte per Lastwagen, Eisenbahn oder Flugzeug gab,
il était difficile, dans les provinces françaises, de se procurer du poisson frais.
war es schwierig, in den französischen Provinzen frischen Fisch zu bekommen.
Ce problème d’ailleurs n’était pas propre à la France.
Es war übrigens kein speziell französisches Problem.
Sénèque nous parle des coureurs qui de son temps avaient mission d’apporter le poisson à Rome le jour même de la pêche.
Seneca berichtet von Läufern, die zu seiner Zeit die Aufgabe hatten, den Fisch noch am Tag des Fangs nach Rom zu bringen.
Mais en réalité, les performances de ces athlètes n’avaient rien d’exceptionnel
So ganz etwas Besonderes war allerdings die Leistung dieser Athleten nicht,
puisqu’Ostie, le port de la Rome antique, ne se trouvait qu’à vingt-quatre kilomètres de la capitale.
da Ostia, der Hafen des alten Rom, nur vierundzwanzig Kilometer von der Hauptstadt entfernt war.
Dès le XIIIe siècle, le poisson pêché sur les côtes normandes et picardes était transporté à l’intérieur du pays – à Paris surtout, comme il se doit – par des «chasse-marées».
Im 13. Jahrhundert wurde der Fisch, der an der normannischen und picardischen Küste gefangen wurde, von «Seefisch-Jägern» ins Landesinnere gebracht – natürlich zur Hauptsache nach Paris.
Les trajets bien sûr ne s’effectuaient pas au pas de course.
Selbstverständlich wurden die Strecken nicht im Laufschritt zurückgelegt.
Les mareyeurs «chassaient» devant eux des chevaux chargés de paniers de poissons.
Die Fischhändler «jagten» Pferde vor sich her, die mit Fischkörben beladen waren.
Plus tard, lorsqu’ils utilisèrent des voitures légères, ce sont elles que l’on appela
Später, als sie zu diesem Zweck leichte Fuhrwerke benutzten, ging die Bezeichnung
«chasse-marées» et leurs conducteurs devinrent des «voituriers de la mer».
«chasse-marées» auf die Wagen über, und die Fuhrleute wurden die «Fuhrunternehmer des Meeres» genannt.
Le transport du poisson n’était pas toujours tâche facile: les péages étaient souvent excessifs,
Fischtransport war nicht immer eine leichte Aufgabe. Die Straßenzölle waren oft sehr hoch,
l’état des routes laissait à désirer, le brigandage était pratique courante et les accidents étaient fréquents,
der Straßenzustand ließ zu wünschen übrig, Raubüberfälle kamen häufig vor, und auch Unfälle gab es viele,
car les chasse-marées devaient aller très vite (il fallait que le poisson soit livré à Paris en deux jours tout au plus!).
denn die Seefisch-Jäger mussten schnell fahren (der Fisch sollte spätestens nach zwei Tagen in Paris abgeliefert werden).
D’une certaine façon, les chasse-marées normands et picards étaient en avance sur leur époque puisqu’ils avaient institué une sorte de caisse d’assurance.
In gewisser Weise waren die normannischen und picardischen Seefisch-Jäger ihrer Zeit voraus, denn sie hatten eine Art Versicherungskasse eingerichtet.
Aux Halles de Paris on prélevait deux deniers par livre de poisson vendu,
In den Pariser Hallen wurden pro verkauftes Pfund Fisch zwei Heller zurückbehalten,
somme qui était versée à une caisse spéciale servant à indemniser les risques de la route:
und diese Beträge wurden in eine Sonderkasse eingezahlt, die dazu diente, die Risiken der Straße zu decken:
accidents, chevaux abattus, brigandage, marchandise avariée.
Unfälle, zu Tode geschundene Pferde, Raubüberfälle, verdorbene Ware.
Cependant, si les chasse-marées ont exercé un métier difficile et dangereux, il est vrai qu’eux aussi ont des victimes sur la conscience.
Zwar haben die Seefisch-Jäger einen schwierigen und gefährlichen Beruf ausgeübt, aber andererseits haben auch sie einige Opfer auf dem Gewissen.
Madame de Sévigné nous raconte que lorsqu’en 1671 le Prince de Condé reçut Louis XIV à dîner,
Madame de Sévigné erzählt von einem Diner im Jahre 1671, zu dem der Prinz von Condé König Ludwig XIV. eingeladen hatte.
les chasse-marées arrivèrent en retard. Vatel, le chef cuisinier, se crut déshonoré et se transperça le cœur d’un coup d’épée.
Die Fischlieferanten aus der Normandie hatten Verspätung: Der Küchenchef Vatel fühlte sich entehrt und stach sich seinen Degen durchs Herz.
Les Français les plus anglais
Die allerenglischsten Franzosen
Les provinces les plus septentrionales de la France sont les Flandres, l’Artois et la Picardie.
Die nördlichsten Provinzen Frankreichs sind Flandern, Artois und die Picardie.
Le paysage dans ces régions garde en toute saison une note de tristesse: couleurs neutres, grises, bleutées;
Über der Landschaft dieser Gebiete liegt zu jeder Jahreszeit ein Hauch von Traurigkeit: blasse, graue, bläuliche Farben;
lignes monotones des plaines toutes plates; routes rectilignes à l’infini.
eintönige Linien der ganz flachen Ebenen; endlos geradlinig verlaufende Straßen.
On se souvient de la chanson de Jacques Brel évoquant «ce plat pays qui est le mien».
Das bekannte Lied von Jacques Brel spricht von «meinem Land, dem flachen Land, dem Flandernland».
Cependant, si le climat est peu hospitalier, la région a des ressources si multiples qu’elle est en fait la plus riche de France.
Nun ist das Klima zwar wenig gastfreundlich, aber die Bodenschätze sind so zahlreich in dieser Region, dass sie in Wirklichkeit die reichste von ganz Frankreich ist.
La population, elle, passe pour être à l’occasion très exubérante, sans doute pour compenser le manque de soleil:
Die Bevölkerung hat den Ruf, zeitweise fast übermütig zu sein, vermutlich um den mangelnden Sonnenschein wettzumachen.
on aime le carnaval – celui de Dunkerque est le plus prisé –,
Man liebt den Karneval – der beliebteste ist der von Dünkirchen –,
les fêtes foraines que l’on appelle ici «ducasses», et qui sont sans doute l’héritage de la kermesse flamande.
und die Jahrmärkte, die hier «ducasses» heißen und vermutlich ein Überbleibsel der flämischen Kirmes sind.
Par ailleurs, on dit que les gens du Nord ressemblent fort aux Anglais par leur flegme et leur humour
Ansonsten behauptet man, die Leute aus dem Norden hätten viel Ähnlichkeit mit den Engländern, was ihr Phlegma und ihren Humor betrifft
(et non pas par leur langue aux sonorités chuintantes et gutturales que l’on appelle non sans un certain mépris le «ch’timi»).
(nicht ihre Sprache, die guttural und voller Zischlaute ist, sodass man sie ein wenig verächtlich «ch’timi» nennt).
Personne ne s’en étonnera puisque l’Angleterre est si proche;
Niemand wird sich darüber wundern, schließlich ist England so nah,
c’est elle qui, au moyen-âge, a en partie fait la richesse du pays – même si, par moments, elle en a fait aussi le malheur …
und im Mittelalter hat es ganz wesentlich zum Reichtum dieser Gegend beigetragen – zeitweise allerdings auch zu ihrem Unglück:
L’occupant anglais, ne l’oublions pas, est resté plus de deux siècles à Calais, de 1347 à 1558.
Die englischen Besatzer, vergessen wir es nicht, sind mehr als zwei Jahrhunderte lang in Calais geblieben, von 1347 bis 1558.
Tout le monde connaît la poignante histoire des Bourgeois de Calais qui sauvèrent la ville
Jeder kennt die ergreifende Geschichte der Bürger von Calais, die ihre Stadt retteten,
en se livrant à Edouard III après que celui-ci eut brisé la résistance de la ville assiégée.
indem sie sich dem englischen König Eduard III. zur stellvertretenden Hinrichtung auslieferten, nachdem dieser den Widerstand der belagerten Stadt bezwungen hatte.
Ils firent une entrée triomphale dans l’histoire de l’art avec la très célèbre œuvre d’Auguste Rodin, elle-même immortalisée par Rainer Maria Rilke.
Sie hielten einen triumphalen Einzug in die Kunstgeschichte durch das Werk, das ihnen der Bildhauer Auguste Rodin widmete und das wiederum von Rainer Maria Rilke unsterblich gemacht wurde.
C’est une autre anecdote, celle de la prise d’Amiens par les Espagnols
Eine andere Anekdote, nämlich die von der Eroberung der Stadt Amiens durch die Spanier
– eux aussi ont fait des incursions dans le nord de la France – en 1597,
im Jahre 1597 – auch sie haben Streifzüge durch den Norden Frankreichs unternommen –,
qui illustre peut-être le mieux le côté très britannique des gens du Nord.
veranschaulicht besonders gut die Ähnlichkeit zwischen den Leuten aus dem Norden und den Briten.
Les soldats espagnols arrivèrent aux portes d’Amiens déguisés en pauvres paysans.
Die spanischen Soldaten erschienen vor den Toren von Amiens als arme Bauern verkleidet.
Ils poussaient une voiture à bras chargée de foin et de sacs de noix
Sie schoben einen Handkarren, der mit Heu und Säcken voller Walnüsse beladen war.
qui, comme par hasard, se déchirèrent juste devant les soldats en faction à l’entrée de la ville.
Als wär’s ein Zufall, platzten diese Säcke genau an der Stelle, wo die Wachsoldaten vor dem Stadttor standen.
Ces derniers, trouvant la scène cocasse, donnèrent libre cours à leur hilarité et … laissèrent passer les Espagnols.
Diese fanden die Szene überaus ulkig; sie konnten sich vor Lachen kaum halten und – ließen die Spanier herein.
Cette méchante blague coûta cher aux Amiénois, mais après tout, elle était bien bonne
Der böse Trick kam die Bürger von Amiens teuer zu stehen, aber immerhin war es ein guter Witz;
et les Espagnols, en l’occurrence, étaient les plus malins. So what!
die Spanier waren eben in diesem Fall die Schlaueren gewesen. So what!
La conquête du monde par deux Bretons
Zwei Bretonen erobern die Welt
Les Bretons les plus célèbres? Devinez! Ils forment un couple assez mal assorti: l’un est un petit personnage agile, futé, rapide comme l’éclair;
Die berühmtesten Bretonen? Raten Sie mal! Sie sind ein recht ungleiches Paar: Der eine ist ein kleiner Flinker, schlau und blitzschnell.
l’autre est grand, lourd, un peu lent d’esprit mais terriblement fort … Vous donnez votre langue au chat?
Der andere ist groß, schwerfällig, etwas langsam im Geist, aber ungeheuer stark … Sie wollen des Rätsels Lösung hören?
Eh bien oui, c’est d’Astérix et d’Obélix les Gaulois – ou plus précisément les Bretons – qu’il est question.
Nun ja, von Asterix und Obelix, den Galliern – oder eben genauer: den Bretonen –, ist hier die Rede.
Ils ont vu le jour en 1961 et ont conquis le monde en l’espace de quelques années;
Die beiden haben 1961 das Licht der Welt erblickt und haben innerhalb weniger Jahre die Welt erobert.
leurs aventures ont été traduites dans une trentaine de langues et vendues à des centaines de millions d’exemplaires.
Ihre Abenteuer wurden in dreißig Sprachen übersetzt und in Hunderten Millionen von Exemplaren verkauft.
Pour se convaincre des origines bretonnes de nos deux héros,
Um sich von der bretonischen Herkunft unserer bei den Helden zu überzeugen,
il suffit de jeter un coup d’œil sur la carte de la Gaule en l’an 50 avant Jésus-Christ, qui constitue la première image de chacune des bandes dessinées.
genügt es, einen Blick auf die Landkarte von Gallien im Jahre 50 vor Christi Geburt zu werfen, die als erstes Bild eines jeden Comicheftes erscheint.
«Toute la Gaule est occupée par les Romains … Toute? Non!
«Ganz Gallien ist von den Römern besetzt … Ganz Gallien? Nein!
Un village peuplé d’irréductibles Gaulois résiste encore et toujours à l’envahisseur.»
Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.»
Ce village gaulois, que nous voyons littéralement à la loupe, se trouve quelque part entre Brest et Saint-Brieuc.
Dieses gallische Dorf, das wir buchstäblich unter der Lupe zu sehen bekommen, befindet sich irgendwo zwischen Brest und Saint-Brieuc.
Entre Ploudalmézeau et Saint-Pol-de-Léon pour être plus précis.
Genauer gesagt zwischen Ploudalmézeau und Saint-Pol-de-Léon.
Et le détail qui balaye en un instant tous les doutes que le lecteur critique pourrait encore avoir à l’égard de l’appartenance ethnique des deux superstars,
Alle Zweifel, die der kritische Leser noch an der stammesmäßigen Zugehörigkeit unserer beiden Helden hegen könnte, werden durch den Hinweis beiseitegeräumt,
c’est qu’Obélix est «livreur de menhirs de son état».
dass Obelix «seines Zeichens Hinkelstein-Lieferant» ist.
Combien, sur les cinq mille menhirs qui se dressent en Bretagne, en a-t-il porté sur son dos?
Wie viele von den fünftausend Hinkelsteinen oder Menhiren der Bretagne hat er auf seinem Rücken getragen?
Est-ce lui qui est allé à Carnac pour y mettre en place les fameux alignements qui comptent près de trois mille mégalithes disposés en une trentaine de rangées de trois ou quatre kilomètres de long?
Ist er es gewesen, der nach Carnac gegangen ist, um dort – in etwa dreißig drei oder vier Kilometer langen Reihen – nahezu dreitausend Megalithen aufzustellen?
Ou à Locmariaquer, un jour qu’il parvint à subtiliser un peu de potion magique préparée par le druide Panoramix,
Oder nach Locmariaquer, an einem Tag, als es ihm gelungen war, dem Druiden Miraculix etwas von seinem Zaubertrank zu entwenden,
pour y installer le fameux Men-er-Hroëc’h, la pierre de la fée,
um dort den berühmten Men-er-Hroëc’h, den Stein der Fee, anzuliefern,
qui avait plus de vingt mètres de haut avant d’être abattue par la foudre quelques siècles plus tard?
der über zwanzig Meter hoch war, bevor er einige Jahrhunderte später vom Blitz zerschlagen wurde?
Est-il allé à Er-Lannic, disposer ses menhirs – un beau matin où il était d’humeur plus fantaisiste – en deux cercles concentriques,
Oder auch nach Er-Lannic, eines schönen Morgens, als er in besonders unkonventioneller Stimmung seine Menhire in zwei konzentrischen Kreisen anordnete
pour y aménager le cromlech le plus spectaculaire du continent?
und auf diese Weise den ungewöhnlichsten Cromlech des ganzen Kontinents einrichtete?
Nous ne savons que peu de choses sur ces pierres séculaires. Les légendes à leur propos sont souvent amusantes.
Wir wissen wenig über diese jahrhundertealten Steine. Die Legenden, die über sie verbreitet werden, sind oft recht komisch.
Selon l’une d’elles, nous devons les alignements de Carnac à Saint Cornelius
Die eine besagt, dass wir die steinernen Reihen von Carnac dem Heiligen Cornelius zu verdanken haben
(appelé Cornély en Bretagne et à qui est dédiée l’église de Carnac).
(den die Bretonen Cornély nennen und dem die Kirche von Carnac geweiht ist).
Refusant de se rallier au culte du dieu Mars, ce dernier, alors pape à Rome, s’enfuit en Bretagne.
In seiner Eigenschaft als Papst weigerte er sich, dem Kult des Gottes Mars zu huldigen, und flüchtete in die Bretagne.
L’empereur lança une armée de légionaires à sa poursuite, mais, par la force de ses prières, Cornély les transforma en une armée de pierre.
Der Kaiser schickte eine Legion Soldaten hinter ihm her, aber durch die Kraft seiner Gebete verwandelte Cornély die Legionäre in ein steinernes Heer.
Ces légendes sont d’autant plus vivantes en Bretagne que même les archéologues n’ont pas percé le mystère de ces mégalithes.
Solche Legenden sind in der Bretagne umso lebendiger, als auch die Archäologen das Geheimnis der Megalithen nicht lüften konnten.
La seule information digne de foi se rapporte à l’origine linguistique de leur nom:
Ihre einzige zuverlässige Aussage betrifft die sprachgeschichtliche Herkunft des Namens:
Menhir vient du breton «ar-men-hir» et veut dire «pierre longue». Dolmen, du breton «dolmen», veut dire «table de pierre».
Menhir entstammt dem Bretonischen «ar-men-hir» und bedeutet «langer Stein». Dolmen, bretonisch «dol-men», bedeutet «steinerner Tisch».
Pour le reste, les théories sont variées. Certains pensent qu’il s’agit d’anciennes sépultures.
Aber abgesehen davon gibt es alle möglichen Theorien. Manche halten die Steine für alte Grabmale.
Mais l’explication la plus répandue est celle qui consiste à dire qu’il s’agit d’édifices cultuels,
Die weitest verbreitete Erklärung ist die, dass es sich um Kultanlagen handelt:
les groupes de menhirs formant de vastes sanctuaires voués au culte du soleil ou liés aux fêtes des grands travaux agricoles.
Die Menhir-Gruppen bilden großräumige heilige Stätten, die dem Sonnenkult geweiht sind oder mit den großen Festen des Erntejahres in Zusammenhang stehen.
Lorsque le christianisme triompha en Gaule, de nombreux menhirs furent «christianisés» –
Als sich in Gallien das Christentum durchsetzte, wurden zahlreiche Menhire «verchristlicht»,
des croix furent plantées au sommet de certains monolithes ou sculptées sur l’une de leurs faces.
indem man den einen ein Kreuz aufsetzte, anderen in eine der Frontseiten ein Kreuz eingravierte.
Pourquoi ne pas suivre le chemin inverse en mêlant l’extraordinaire portefaix Obélix et son petit ami Astérix à leur histoire?
Warum soll man nicht im heidnischen Gegenzug den so fabelhaft belastbaren Obelix und seinen zierlichen Freund Asterix mit den Menhiren und ihrer Geschichte verquicken?
Gwenn ha Du – Noir et blanc
Gwenn ha Du – Schwarz und Weiß
En 1514, Claude de France, la fille de la duchesse Anne de Bretagne, épouse le Dauphin François et lui lègue le Duché de Bretagne.
1514 heiratet Claude de France, die Tochter der Herzogin Anne de Bretagne, den Dauphin Franz und vermacht ihm, dem künftigen König von Frankreich, das Herzogtum Bretagne.
En 1532, François Ier réunit définitivement et indissolublement le Duché de Bretagne à la couronne de France.
1532 verbindet Franz I. endgültig und unauflösbar das Herzogtum Bretagne mit der Krone Frankreichs.
Dorénavant, des gouverneurs et des intendants représentent le roi en Bretagne,
Fortan werden in der Bretagne Gouverneure und Intendanten den König vertreten.
et bien que le XVIe siècle marque le début d’un essor économique considérable dans cette province,
Obwohl im 16. Jahrhundert ein bedeutender wirtschaftlicher Aufschwung der Region einsetzt,
c’est aussi l’époque des premières manifestations du sentiment national breton et de la résistance aux tendances centralisatrices.
ist dies auch die Zeit, in der das bretonische Nationalgefühl und der Widerstand gegen die zentralistischen Tendenzen entstehen.
Au début du XXe siècle, la ville de Rennes commande au sculpteur Jean Boucher une grande œuvre allégorique destinée à décorer dignement son hôtel de ville.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erteilt die Stadt Rennes dem Bildhauer Jean Boucher den Auftrag, ein großes allegorisches Werk zu schaffen, das ihr Rathaus würdig schmücken soll.
«La Bretagne rend hommage à la France» – une jeune fille agenouillée pose, confiante et pleine de respect, ses mains dans celles de Charles VIII assis sur son trône –
«Die Bretagne huldigt Frankreich» – ein kniendes Mädchen, das vertrauensvoll und ergeben ihre Hände in die des thronenden Königs Karl VIII. legt –
est installée sous l’un des pignons dans une niche flanquée de quatre colonnettes et inaugurée solennellement en 1911.
wird unter einem der Giebel in einer Nische untergebracht, die von zwei Säulenpaaren flankiert ist. Im Jahre 1911 findet die feierliche Einweihung statt.
A cette époque, le centralisme est sur le point de faire disparaître les cultures, les langues et les particularités régionales.
Zu dieser Zeit ist der Zentralismus auf dem besten Wege, regionale Kulturen, Sprachen, Eigenarten abzuschaffen.
Depuis 1902, le gouvernement avait déployé des efforts considérables
Seit 1902 hat die Zentralregierung große Anstrengungen unternommen,
pour interdire l’usage de la langue régionale à l’école, mais aussi au catéchisme et à l’église.
um die jeweilige Nationalsprache in der Schule, aber auch im Katechismus-Unterricht und in der Kirche zu verbieten.
A la même époque cependant s’éveille aussi – dans quelques régions de France – le sentiment national,
Zur gleichen Zeit erwachen nun allerdings – und zwar in mehreren Gebieten Frankreichs – nationale Gefühle,
et c’est précisément en 1911 qu’est fondé en Bretagne le Parti national.
und ausgerechnet 1911 wird in der Bretagne die «Nationale Partei» gegründet.
Stoïques, les Bretons tolèrent néanmoins l’affront de l’hôtel de ville de Rennes et font mine, pendant deux décennies, de s’accommoder du fameux «Hommage».
Trotzdem dulden die stoischen Bretonen die Demütigung vom Rathaus in Rennes und scheinen sich zwei Jahrzehnte lang mit der berühmten «Huldigung» abzufinden.
Mais le 7 août 1932, lorsque Edouard Herriot, alors Président du Conseil, envoyé de Paris,
Als jedoch am 7. August 1932 der von Paris gesandte Edouard Herriot, der damals Vorsitzender des Staatsrats war,
s’apprête à commémorer en grande pompe le 400e anniversaire de l’unification du Duché de Bretagne à la France,
sich anschickte, mit großem Pomp den 400. Jahrestag der Vereinigung des Herzogtums Bretagne mit Frankreich zu feiern,
le groupe allégorique est victime d’un attentat à la bombe.
fällt die allegorische Statuengruppe einem Bombenattentat zum Opfer.
Il s’agit là du premier acte de violence commis par les autonomistes bretons.
Es handelt sich um den ersten von bretonischen Autonomisten verübten Gewaltakt.
Ils se regroupaient alors au sein de la société secrète «Gwenn ha Du» – «Noir et blanc» – qui revendiqua cet attentat.
Damals versammelten sie sich in dem Geheimbund «Gwenn ha Du» – «Schwarz und Weiß» – der sich zu diesem Anschlag bekannte.
Les coupables ne furent jamais arrêtés, les statues ne furent jamais réinstallées. Aujourd’hui encore, leur niche est vide …
Die Täter wurden nie festgenommen, die Statuen wurden nie wieder aufgestellt. Bis heute ist die Nische leer …
