Transport 4 - Phillip P. Peterson - E-Book

Transport 4 E-Book

Phillip P. Peterson

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Beschreibung

Russel und die anderen Kolonisten haben sich endgültig auf New California eingerichtet und halten sich für sicher. Doch dann stolpert ein schwer verletzter Fremder aus dem totgeglaubten Transporter und redet von einer schrecklichen Gefahr, bevor er in ein tiefes Koma fällt. Verzweifelt versucht Russell der Bedrohung auf den Grund zu gehen und herauszufinden, woher der Fremde kam. Doch der Transporter scheint nach wie vor tot zu sein. Als Russell im Gepäck des Fremden auf ein schier unglaubliches Geheimnis stößt, ist es fast zu spät.

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Transport 4

Mondbeben

Phillip P. Peterson

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Bücher von Phillip P. Peterson

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Kapitel 1

»Dad, du musst sofort mitkommen. Es ist etwas passiert!«

Russell fuhr auf den Knien herum und ließ den Hammer auf den staubigen Boden fallen. Er war so in die Arbeit am Brunnen vertieft gewesen, dass er Greg gar nicht bemerkt hatte. Dabei musste sein Sohn gerannt sein, so außer Atem, wie er war.

Russell hob die Hände. »Immer mit der Ruhe. Was ist geschehen?«

Der Dreizehnjährige zeigte Richtung Waldrand. Die Augen weit aufgerissen, gab er einen Redeschwall von sich, von dem Russell nur einzelne Wörter verstand.

»Gerade eben ... im Wald gewandert ... Irina und Yael ...« Irina und Yael waren natürlich Irina Richards und Yael Bell, Gregs beste Freundinnen, beide etwa ein Jahr älter als er. Jungen in seinem Alter gab es auf New California nicht. Die drei wanderten üblicherweise in dem nahegelegenen Wald aus Mammutbäumen. Seit die Siedler vor fünf Jahren die Wotans und Snipers in der Mondschlacht besiegt hatten, war das völlig gefahrlos. Weitere gefährliche Tiere gab es auf der Hochebene nicht mehr, und nachdem sie mit der improvisierten Atombombe den Canyon verschlossen hatten, bestand auch keine Gefahr mehr, dass weitere Monster aus der Tiefebene nach oben kamen. Wahrscheinlich war die tollpatschige Irina mal wieder über eine Baumwurzel gestolpert und hatte sich das Knie aufgeschürft.

Russell richtete sich ächzend auf und wollte Greg beruhigend an der Schulter berühren.

»... Fremder ... Transporter ...«

Russell gefror mitten in der Bewegung. Die Kombination dieser beiden Wörter führte dazu, dass sich seine Nackenhaare aufrichteten. »Mal langsam!«, sagte er leise, aber eindringlich. »Atme einmal tief ein und wieder aus und dann erzähle mir genau, was passiert ist.«

Sammy Yang ging mit einem Klemmbrett vor Donald Bells Hütte vorbei und winkte. Russell gab ihm ein Zeichen, zu ihnen zu kommen.

»Wir haben im Wald an unserem Baumhaus gearbeitet, als Yael vorgeschlagen hat, ein Wettrennen zu dem Transporter zu machen.« Der Junge wurde endlich ruhiger.

Seit ihrem Einsatz gegen die Todeszone lag das außerirdische Artefakt, das sie hierhergebracht hatte, tot in General Morrows ehemaligem, mit Stacheldraht gesichertem Lager. Sie hatten den Kindern eingeschärft, weder das Gelände noch das Gerät zu betreten.

»Weiter!«, drängte Russell in dem Moment, als Sammy Yang zu ihnen trat. Der füllige Administrator der Kolonie öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, als Greg weitersprach.

»Irina hat uns zu einer Mutprobe aufgefordert und ich bin auf das Gelände mit dem Transporter gegangen. Tut mir leid, Dad.« Der Junge presste die Lippen zusammen und blickte zu Boden, als erwarte er eine unmittelbare Standpauke.

Russell legte seinem Sohn die Hand auf den Arm. »Schon gut, Greg. Erzähl weiter. Hast du den Transporter betreten?«

Greg schüttelte energisch den Kopf. »Ich sollte ihn nur berühren und dann davonlaufen. Und gerade, als ich ihn erreicht hatte, öffnete sich ein Loch in der Wand und es kam jemand heraus. Wir sind weggelaufen, so schnell wir konnten.«

»Was?«, machte Sammy verständnislos.

»Wer kam heraus?«, fragte Russell heiser. »War es ein Mensch?«

»Du tust mir weh, Dad!«

Russell hatte unbewusst zu fest zugepackt. Er ließ Gregs Arm los. »Wer kam heraus?«, wiederholte er seine Frage.

»Ein Roboter.«

»Was?«, fragte Sammy erneut.

»Ein Roboter?«, hakte Russell nach. »Bist du sicher?«

»Ja, ein schwarzer Roboter. Er ist umgekippt und vor dem Transporter liegengeblieben. Wir sind dann so schnell wie möglich nach Eridu zurückgelaufen.«

Russell tauschte einen schnellen Blick mit Sammy, der mit großen Augen den Kopf schüttelte.

Ob das ein Scherz der Kinder war? Nein. Greg hatte sich bei seinem Sprint hierher völlig verausgabt. Und er zitterte.

»Was sollen wir tun?«, wollte Sammy wissen.

Am liebsten wäre Russell erst mal selber zum Transporter gegangen, um die Lage zu sondieren. Aber wenn da wirklich irgendetwas Fremdes auf ihren Planeten gelangt war, dann war es besser, zügig und mit Nachdruck zu reagieren. Wer wusste, was noch aus dem Teleporter in ihre Kolonie geraten konnte? »Wir müssen den Transporter absichern. Aktiviere deine Alarmkette und stell einen bewaffneten Eingreiftrupp zusammen! Wir treffen uns an der Werkstatt und fahren mit zwei Jeeps los, sobald sie voll bemannt sind.«

Sammy nickte, drehte sich um und lief in Richtung der Administrationsbaracke davon.

»Soll ich mitkommen?«, fragte Greg, immer noch aufgeregt.

Russell schüttelte den Kopf. »Nein, du gehst nach Hause und bleibst da, bis ich wiederkomme. Sind Irina und Yael auch wohlbehalten in Eridu angekommen?«

»Ja, Dad.«

Russell nickte.

Hauptsache, die Kinder sind unverletzt.

»Dann geh jetzt.« Ohne eine Antwort abzuwarten, lief er los. Sein Werkzeug ließ er am Brunnen liegen. Es würde sowieso niemand klauen.

Wenige Augenblicke später hatte er die Werkstatt erreicht, die am Rande der Siedlung lag und aus Alberts alter Schmiede hervorgegangen war. Unter dem Dach standen vier Jeeps, von denen allerdings nur zwei einsatzbereit waren.

Russell holte sein Schlüsselbund aus der Tasche und schloss damit das Vorhängeschloss des Waffenschranks auf. Nur er, Sammy und Candy, die diese Woche Dienst als Wachhabende hatte, besaßen einen Schlüssel dafür. Allerdings gab es in der Werkstatt genügend Werkzeug, um ihn im Notfall auch ohne zu öffnen.

Als Erste traf eine schnaufende Ann Penwill ein.

»Ein Roboter?«, fragte sie zweifelnd, während sie das Schnellfeuergewehr entgegennahm, das Russell ihr reichte.

»Abwarten.«

Dann kam Russells Sohn Jim. »Kann doch nur ein Scherz sein«, erklärte der Vierundzwanzigjährige überzeugt.

»Ich hoffe, es ist so«, sagte Russell und reichte ihm das Gewehr.

»Was ist denn hier los?«, fragte John Mitchell, der offenbar von dem Tumult angelockt worden war, in der Tür stehend.

»Da ist was aus dem Transporter gekommen«, antwortete Jim.

Mitchell schüttelte energisch den Kopf. »Völlig unmöglich. Der Transporter ist tot.« Der ehemalige Ingenieur von der Venusbasis hatte ihn schließlich selbst auf Befehl des Generals lahmgelegt. Eine erneute Inbetriebnahme durch ihn oder Dr. Dressel war gescheitert.

»Nimm das und setz dich in den Jeep«, sagte Russell. Mitchell schüttelte wieder den Kopf, nahm aber das Gewehr, das Russell ihm reichte.

Es folgten Candy, William Lennox, Dorothy Moore und schließlich Sammy Yang. Zum Schluss setzte sich Russell auf den Fahrersitz des ersten Jeeps und startete den Motor. Er blickte auf seinen Chronographen. Seit Greg unerwartet aufgetaucht war, waren keine zehn Minuten vergangen. Sammys Alarmkette funktionierte dank der regelmäßigen Übungen inzwischen tadellos. Sie hatten aus den Vorkommnissen vor fünf Jahren gelernt. Die übrigen Kolonisten würden Eridu nach ihrer Abfahrt in den Verteidigungszustand versetzen.

»Festhalten«, sagte Russell. »Es geht los.«

Mit einem Ruck setzte sich das Geländefahrzeug in Bewegung. Russell hoffte nur, dass nicht wieder die Achse brechen würde, wie vor einigen Tagen, als er zusammen mit Alex Numan den Canyon hatte inspizieren wollen. Nein, Ron Scott hatte sicher wieder fantastische Arbeit mit dem Schweißgerät geleistet. Wenn die Kiste stehen blieb, dann wegen einer anderen Panne.

»Wie soll denn bitte schön ein Roboter durch den Transporter gekommen sein?«, fragte Dorothy Moory, die neben Russell auf dem Beifahrersitz saß.

Russell zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung.«

»Da ist kein Roboter durch den Transporter gekommen«, mischte sich John Mitchell von der Rückbank in die Unterhaltung ein. »Da ist überhaupt nichts durch den Transporter gekommen, weil der Transporter außer Betrieb ist. Die Kinder wollen uns auf den Arm nehmen, nichts weiter.«

Russell seufzte. »Greg hatte Angst«, sagte er. »Das war deutlich zu sehen. Irgendetwas ist aus dem Transporter gekommen, da bin ich mir absolut sicher.«

»Könnte es eines der älteren Kinder gewesen sein?«, fragte Dorothy. »Vielleicht wollten sie Greg und seine Freunde erschrecken.«

Es wäre nicht ganz unwahrscheinlich. Irinas Bruder hatte früher jede Gelegenheit genutzt, seine kleine Schwester zu ärgern. Einmal war er sogar soweit gegangen, sie über Nacht im Lagerhaus einzusperren. Aber Peter Richards war aus diesem Alter inzwischen herausgewachsen, nicht zuletzt, seit er mit dem überraschenden Tod seines Vaters vor fünf Jahren hatte fertig werden müssen.

»Wenn die Rotzlöffel uns verarschen, dann werde ich ihnen höchstpersönlich den Hintern versohlen«, sagte Candice »Candy« Honey mit ihrer Reibeisenstimme und lud mit einem Klacken ihr Gewehr durch.

Russell musste schmunzeln. Die muskulöse Soldatin, die von der Venus zu ihnen gekommen war, machte ihrem Ruf als harte Kämpferin mal wieder alle Ehre. Clark Lindwall hatte Russell gegenüber vermutet, es sei offenbar Candys Lebensaufgabe, allen zu zeigen, dass sie nicht so niedlich war, wie es ihre idiotische Kombination aus Name und Spitzname implizierte.

Russell atmete tief ein und wieder aus, als die Piste aus dem offenen Grasland in den finsteren Wald aus hunderte Meter hohen Mammutbäumen führte. Noch einen Kilometer hatten sie vor sich, dann würden sie wissen, ob wirklich etwas Fremdes auf ihre Welt gekommen war.

Russell übersah eine Baumwurzel und fluchte, als der Jeep ruckte. Dorothy schrie unterdrückt auf. Wenigstens hielt die Achse.

Die Piste machte einen leichten Knick und einige hundert Meter weiter erreichten sie eine Kreuzung, wo der Weg zu ihren Feldern nach links abbog. Russell fuhr rechts ab und verlangsamte die Geschwindigkeit, da der Weg holpriger wurde. Mehr als einmal musste er ein tiefes Schlagloch umfahren. Endlich wurde es heller, als sie die Lichtung mit dem Transporter erreichten.

Russell stoppte den Wagen und schaltete den Motor aus. Der zweite Wagen mit Sammy am Steuer hielt direkt hinter ihnen.

»Alle bleiben dicht hinter mir«, rief Russell, stieg aus, lud sein Gewehr durch und ging langsam auf das mit Stacheldraht gesicherte Tor zu, das auf einer Anhöhe stand. Dann erblickte er den Transporter. Eine Öffnung prangte in der schwarzen Außenhülle. Davor lag ...

»Was ist das?«, fragte Dorothy Moore.

»Ein Roboter«, flüsterte Sammy leise. »Der Junge hatte recht.«

Mit einem Ruck schob Russell das Tor auf. Der Transporter mit dem Eindringling davor war noch einige Dutzend Meter entfernt.

War das wirklich ein Roboter? Nun, es hatte einen massiven, metallischen Torso von dunkelbrauner, fast schwarzer Farbe und je zwei Arme und Beine mit kugelförmigen, wulstigen Gelenken. Ein dicker Kopf mit mehreren beulenförmigen Ausbuchtungen steckte auf einem breiten, zylinderförmigen Hals.

»Das ist kein Roboter«, sagte Candy rau. »Das ist ein Raumanzug.«

»Bist du sicher?«, fragte Russell, während er vorsichtig auf den Fremden zuging, der bewegungslos im Matsch lag.

»Absolut. Das ist ein Brighton Mark V. Die waren damals in der Entwicklung. Ich habe im ›Army-Magazine‹ davon gelesen.«

»Also ist es ein Mensch«, sagte Russell und beschleunigte seinen Schritt. »Wenn er da so im Matsch liegt, muss er verletzt sein.« Er schulterte das Gewehr und lief auf den Fremden zu.

»Vorsicht!«, rief Mitchell. »Wer weiß, was da los ist.«

Russell hatte den Fremden erreicht und kniete sich auf den matschigen Boden. Er fasste den Körper an der Schulter, um ihn herumzudrehen. Wie eine Marionette schwang der Bewusstlose herum. Der Raumanzug war leichter, als er aussah. Russell hatte Erfahrung mit Raumanzügen, aber dieses Ding war ihm völlig fremd. Ein Helmvisier verdunkelte das Gesicht. Mit tastenden Fingern suchte Russell den Verschluss. »Candy, komm!«

Die Soldatin kniete sich auf der gegenüberliegenden Seite des Fremden nieder, während die anderen Männer und Frauen des Trupps im Kreis um sie herumstanden.

»Wie kriegt man den verdammten Helm auf?«, rief Russell.

Candy griff zielstrebig an eine Stelle unter dem Kinn. Es zischte laut und mit einem Ruck klappte das gesamte Vorderteil des Helmes nach oben.

Es war ein Mann. Sein Gesicht war so rot wie ein überreifer Apfel. Schweiß rann in einem stetigen Strom an seiner Wange herab. Die Augen waren geöffnet, blickten aber ins Leere. Sein Atem ging in kurzen, schnappenden Stößen.

»Können Sie mich hören?« Der am Boden liegende reagierte nicht. Russell berührte die Wange des Mannes und zuckte zurück. »Verdammt, ist das heiß. Der glüht ja regelrecht!«

»Wir müssen ihn aus dem Anzug rausbekommen«, sagte Candy nüchtern mit ihrer Reibeisenstimme.

Der Anzug musste einen Defekt haben und überhitzte. Russell begriff, dass es für den Fremden um Leben und Tod ging.

Candy drehte den Mann halb auf die Seite und griff an eine Stelle an seiner Taille. »Zieh seine Stiefel aus«, sagte sie.

Russell rutschte durch den Dreck, bis er die Füße des Mannes erreicht hatte. »Aber wie ... ?«

»Da sind rote Flächen an der Oberkante seiner Stiefel. Drück drauf.«

Russell hob den linken Unterschenkel des Mannes etwas nach oben und erkannte ein kleines, rotes Quadrat. Er drückte drauf, aber es geschah nichts.

»Feste reindrücken!«, sagte Candy, die den dünnen Rückentornister abgezogen hatte und nun an einem Wulst an der Taille des Mannes zerrte.

Russell drückte fester und schließlich ertönte ein lautes Knacken. Er spürte sofort, dass der Stiefel plötzlich lockerer saß, und konnte ihn mühelos ausziehen. Mit dem anderen Stiefel machte er es genauso.

Candy war es in der Zwischenzeit gelungen, Torso und Hosenteil des Anzugs voneinander zu trennen, und zog dem Fremden das Oberteil über den Kopf. Russell zerrte an der Hose, die langsam nach unten rutschte. Wenige Augenblicke später lag der Mann in weißer Unterwäsche vor ihnen. Jeder Quadratmillimeter seiner Haut glühte in sattem Rot.

»Verdammt, wir hätten einen Arzt mitnehmen sollen«, fluchte Russell und beugte sich wieder über den Kopf des Fremden. Er hatte kurze, klitschnasse blonde Haare und schien mittleren Alters zu sein. »Verstehen Sie mich?«, fragte Russell laut.

Doch der Blick des Mannes ging durch ihn hindurch. Seine Lippen bebten und trotz der hohen Körpertemperatur zitterte er.

Russell stand auf. »Wir müssen ihn so schnell wie möglich ins Lazarett bringen.« Er wandte sich an Sammy. »Du fährst mit William, Jim und Ann vor. Ihr informiert Dr. Lindwall und Dr. Payne, dass wir einen Verwundeten in die Krankenstation bringen.«

Sammy nickte und eilte mit seinem Trupp zum Jeep.

Russell wandte sich an Candy und Dorothy. »Ihr holt unseren Jeep und hebt anschließend den Fremden auf die Ladefläche. Aber vorsichtig.«

Die Angesprochenen gehorchten.

Wieder betrachtete Russell den Fremden. Zitternd lag er, nur in eine klatschnasse, weiße Unterhose gekleidet im Matsch. Wer war dieser Mann?

»Wenn wir wenigstens Wasser zum Kühlen dabei hätten«, sagte Mitchell.

Endlich traf der Jeep mit Candy und Dorothy ein und Russell stand auf. »Komm mit mir«, sagte Russell zu Mitchell.

»Wohin?«

»In den Transporter«, sagte Russell und ging langsam auf den immer noch geöffneten Eingang der schwarzen Sphäre zu. »Wir werden schauen, ob wir einen Hinweis finden, woher der Mann kam.«

Russell trat durch den Durchgang in die von grauem Licht erhellte Kugel. Eine weiße Tasche lag unter der friedlich dahinschwebenden schwarzen Innensphäre. Ein Durchgang war auch in ihr geöffnet und Russell blickte auf graue Wände.

»Es ist keine Leiter da«, sagte Mitchell. »Er muss herausgefallen sein.«

Russell nickte und bückte sich, um die Tasche aufzuheben. Sie bestand aus einem flexiblen, lederähnlichen Material und hatte die Größe einer Dokumentenmappe. Russell blickte nach oben zu der Öffnung in der kleinen Sphäre. »Oder er ist gesprungen«, sagte er.

»Sind immerhin über drei Meter.«

»Ja, der Typ muss verdammt verzweifelt gewesen sein.«

Mitchell trat an die Steuersäule der außerirdischen Sphäre und berührte sie. »Reagiert nicht.«

Russell schloss die Augen und horchte in sich hinein. Früher war dabei immer die Präsenz der künstlichen Intelligenz zu spüren gewesen, aber jetzt war da absolut nichts. Nur Stille. »Von unserer Warte aus ist das Ding so tot wie in den letzten Jahren.«

»Aber wie kann der Fremde dann zu uns gelangt sein?«, fragte Mitchell.

»Hoffen wir, dass er uns das bald selber erklären kann«, erwiderte Russell und ging durch den Durchgang zurück ins Freie.

»Wir sind fertig«, verkündete Candy, die den bewusstlosen Fremden mit Spanngurten auf der Ladefläche des Jeeps wie einen Sack Reis fixiert hatte und gerade die losen Enden verstaute. Russell verzog den Mund. Es war unwürdig, einen Menschen so zu transportieren, aber was Besseres war ihnen leider nicht möglich. Dorothy Moore hatte schon auf dem Beifahrersitz Platz genommen.

»Dann los!« Russell schwang sich auf den Fahrersitz. Er wartete, bis Candy und Mitchell eingestiegen waren, und gab Gas. Er hoffte, dass der Fremde durchhielt, bis sie die Krankenstation erreicht hatten.

Kapitel 2

»Bring noch mehr Kühlbeutel«, sagte Dr. Payne zu Sharon Radinkovic.

»Ja, bring noch mehr Kompressen, Sharon«, wiederholte Dr. Lindwall lauter als nötig.

Die Fünfzehnjährige eilte davon. Russell verdrehte die Augen. Seit fünf Jahren ging das nun so, wenn die beiden Mediziner gleichzeitig in der Krankenstation anwesend waren. Alle Kolonisten waren froh, nunmehr zwei erfahrene Ärzte zu haben, aber Lindwall betrachtete die von der Venus hergekommene Medizinerin als Eindringling in sein Reich.

»Also, was ist denn jetzt?«, fragte Sammy und ging um das Feldbett herum. Der Fremde war über und über mit feuchten Tüchern bedeckt.

»Er hat einen Hitzschlag«, sagte Dr. Payne.

»Ja, einen Hitzschlag«, wiederholte Lindwall. »Und zwar einen ziemlich extremen.«

»Die Kühlung ist offensichtlich kaputt«, meinte Russell.

»Nicht nur die Kühlung«, erwiderte Lindwall.

»Die Sauerstoffsättigung seines Blutes ist sehr gering«, ergänzte Dr. Payne. »Die Versorgung mit Atemluft muss also auch gestört gewesen sein.«

»Wo kommt er überhaupt her?«, fragte Dr. Lindwall.

»Es ist ein Mensch«, antwortete Sammy. »Also kann er nur von der Erde kommen.«

»Aber es gibt im Sonnensystem seit der Vernichtung der Venus keine Transporter mehr«, sagte Dr. Payne. »Also wie sollte das funktionieren?«

»Wir wissen ...«, begann Russell und trat einen Schritt zurück, als Sharon sich mit weiteren kühlen Kompressen an ihm vorbeidrängelte. »Wir wissen es nicht.«

Die blonde Krankenschwester, die bei Dr. Lindwall und Dr. Payne in die Lehre ging, wechselte die Kompressen über dem Gesicht des Mannes aus. Dann nahm sie ein Infrarotthermometer und steckte es in das rechte Ohr des Fremden. »Einundvierzig Grad.«

»Die Körpertemperatur geht langsam zurück«, verkündete Dr. Payne.

»Als wir zum ersten mal gemessen hatten, lag sie bei dreiundvierzig«, ergänzte Dr. Lindwall. »Das ist mehr, als der menschliche Körper verträgt.«

»Werden Sie ihn durchkriegen?«, fragte Sammy.

Payne zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich ja, aber die entscheidende Frage lautet, ob sein Hirn etwas abgekriegt hat.«

Plötzlich richtete sich der Mann auf seiner Liege auf und schrie schrill. Sharon stolperte nach hinten. Russell fing sie auf und hielt sie fest, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte.

Payne beugte sich über den Mann und drückte ihn zurück auf die Liege. Er versuchte, sich zu wehren, hatte aber wohl nicht genug Kraft.

Russell trat vor. Die Augen des Fremden blickten gehetzt abwechselnd nach links und nach rechts, ohne einen von ihnen zu fixieren.

»Der Transporter ...«, stammelte er in abgehackten Silben. »Wo ... bin ... ich?«

»Sie sind auf New California«, antwortete Russell besänftigend. »Beruhigen Sie sich!«

Mit einer blitzschnellen Bewegung ergriff der Mann Russells Kragen und sah ihm zum ersten Mal direkt in die Augen. »Sie müssen uns helfen. Schnell! Sonst sterben wir! Und euch holen sie als Nächstes!«

Russell schluckte, eine Gänsehaut kroch seinen Rücken hinab. »Woher kommen Sie?«, fragte er. »Wer wird uns holen?«

Doch der Blick des Mannes ging wieder durch ihn hindurch.

Neben Dr. Lindwall piepte ein Gerät in einem durchdringenden Alarmton. »Sein Blutdruck sackt ab!«, rief der Mediziner.

Dr. Payne drängte Russell zurück und drückte den Mann wieder flach auf sein Feldbett.

»Kammerflimmern!«, rief Dr. Lindwall.

»Ich bereite den Defibrillator vor.« Dr. Payne griff nach dem Gerät.

»Warten Sie! Es stabilisiert sich wieder. Ich lege eine Infusion mit Hydroxyethylstärke.«

»Hören Sie mich?«, fragte Dr. Payne, während ihr Kollege eine Vene suchte. »Können Sie mich verstehen?«

Russell trat von einem Bein auf das andere. Hoffentlich verlor der Fremde nicht wieder das Bewusstsein. Sie mussten dringend in Erfahrung bringen, was es mit der drohenden Gefahr auf sich hatte - und woher er gekommen war.

»Er zeigt keine Reaktion.« Dr. Payne griff nach einer Stabtaschenlampe, die an ihrem Kittel befestigt war. Sie zog abwechselnd die Lider ihres Patienten nach oben und leuchtete in die Augen. »Keine Reaktion der Pupillen.«

»Kreislauf ist wieder stabil«, sagte Dr. Lindwall mit Blick auf das EKG. »Die Infusion hat geholfen.« Er atmete hörbar auf.

»Können Sie ihn wieder aufwecken?«, fragte Sammy. Russell hatte gerade dieselbe Frage stellen wollen.

»Nein«, sagten Dr. Lindwall und Dr. Payne unisono.

»Er ist ins Koma gefallen«, erläuterte Dr. Payne.

»Aber wir müssen dringend erfahren, was passiert ist«, rief Sammy verzweifelt. »Sie haben doch gehört, was er gesagt hat.«

»Sein Körper braucht Ruhe. Es wäre versuchter Mord, ihn jetzt mit Medikamenten aufwecken zu wollen«, entgegnete Dr. Payne.

»Wir werden warten müssen, bis er von alleine aufwacht«, ergänzte Dr. Lindwall.

»Und wann wird das sein?«, fragte Russell.

Dr. Lindwall zuckte mit den Schultern. »Morgen? Nächste Woche? Vielleicht nie wieder.«

»Ja, aber ...«, begann Sammy.

Dr. Payne machte eine unwirsche Handbewegung. »Selbst wenn er aufwacht, kann niemand garantieren, dass sein Verstand nicht nur noch Schweizer Käse ist.«

Russell drehte sich um und verließ die Krankenstation.

So eine Scheiße!

Kapitel 3

»Irgendetwas Neues?«, fragte Dressel mit leiser Stimme.

Russell ließ sich auf einen klapprigen Holzstuhl in der Ecke des Labors fallen und schloss für einen Moment die Augen.

Nur für einen kurzen Moment.

»Russell?«

Er seufzte und blickte den Physiker an. »Nein. Der Fremde liegt immer noch im Koma.«

»Dann sind wir so schlau wie zuvor«, sagte Dressel und ließ die Schultern sinken. Sein ehemals fülliges Gesicht war hager und eingefallen. Obwohl er gerade mal sechzig war, war sein Haar inzwischen schneeweiß und fiel dem ausgemergelten Wissenschaftler ungeordnet in den Nacken. Den Tod seines Sohnes bei der Schlacht gegen die Wotans vor fünf Jahren hatte Dressel nie überwunden. Sammy hatte Russell gesagt, dass Camille ihren Mann mit Gewalt füttern musste, damit er überhaupt etwas zu sich nahm.

»Hast du am Transporter etwas erreicht?«, fragte Russell.

Der Physiker verneinte. »Ich habe den ganzen Tag mit Mitchell in dem verdammten Ding verbracht. Aber nichts!« Er zuckte mit den Schultern. »Es hat sich nichts verändert, es ist tot.«

Russell schüttelte den Kopf. »Aber irgendwie ist der Fremde hierhergekommen. Und zwar durch den Transporter. Also wie ist das möglich?«

Dressel sah ihn eisig an. »Gar nicht, wenn es nach Mitchell geht.«

»Mitchell, ja, ich weiß.« Russell seufzte. »Was denkst du?«

»Der Mann lag bewusstlos vor unserem Transporter«, resümierte Dressel und zwirbelte seine weißen Haare. »Das sagt eigentlich alles.«

»Also ist der Transporter doch wieder aktiv«, schloss Russell. »Auch wenn Bedienungstafel und künstliche Intelligenz weiterhin tot scheinen.«

»Ich denke, dass Mitchell den Transporter damals gar nicht wirklich aus dem Netzwerk genommen hat.«

»Sondern?«

»Dass er lediglich die Möglichkeit, ihn von hier aus zu bedienen, unterbrochen hat. Es kann sein, dass er von außen weiterhin anwählbar ist. Womöglich ist er das die ganze Zeit gewesen.«

Es klopfte an der Tür des Labors. »Herein«, rief John.

Candy trat ein, so mürrisch wie immer. Sie knallte die Tür hinter sich zu und ein kleiner Topf mit Stiften auf dem Regal neben dem Eingang fiel um. »Cronin ist ein Arschloch.«

Russell verdrehte die Augen. Gab es jemanden in der Kolonie, den Candy nicht für ein Arschloch hielt? »Was ist passiert?«

»Ich wollte ihm bei der Untersuchung des Anzugs helfen.«

»Und?«, fragte Russell, obwohl er sich den Rest denken konnte.

»Er hat mir verboten, irgendetwas anzufassen. Wie eine Idiotin musste ich die ganze Zeit daneben stehen und zusehen.«

Russell zuckte mit der Schulter. Candy war als Grobmotorikerin bekannt. »Richard wird wohl seinen Grund für gehabt haben.«

Sie trat einen Schritt näher auf ihn zu. »Weil ich eine Frau bin?«

Jetzt ging das wieder los! »Das habe ich nicht gesagt.«

»Aber gedacht«, fauchte sie, die Augen zu Schlitzen verengt.

»Richard ist Mechatroniker. Du nicht.«

Candy grunzte. »Ich kann sehr wohl mit Werkzeug ...«

Wut kochte in Russell hoch. Für einen derartigen Blödsinn war die Lage zu ernst! »Schluss jetzt!« Er schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. »Was habt ihr herausgefunden?«

»Nichts, was wir uns nicht bereits gedacht haben«, gab Candy nüchtern zurück. »Die Kühlflüssigkeit des Anzugs war alle. Eine Stelle am Rückentornister sah aus, als sei sie in einem Kampf beschädigt worden. Atemluft war ebenfalls alle.«

»Der Tank beschädigt?«

Candy schüttelte den Kopf. »Nein, das System war in Ordnung. Es war einfach nur keine Luft mehr drin.«

»Wie viel Atemluft fasst der Tank?«, fragte Dressel.

»Für etwa neun Stunden.«

»Dann muss der Mann verdammt lange unterwegs gewesen sein«, schloss der Physiker.

Russell schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Er könnte auch mit schon erschöpften Vorräten aufgebrochen sein. Hat der Raumanzug einen Computer?«

»Ja«, antwortete Candy.

»Und?«, fragte Dressel. »Habt ihr die Logdateien ausgelesen?«

»Nein«, sagte Candy einsilbig.

»Warum nicht?«, bohrte Russell genervt. Musste er ihr denn alles aus der Nase ziehen?

»Weil wir keinen Zugriff haben. Derartige Anschlüsse habe ich noch nie gesehen. Auch Cronin nicht.«

»Holt Mitchell«, empfahl Russell. »Der ist ja schließlich Schnittstelleningenieur.«

»Der kam gerade, bevor ich ging. Meinte, er könnte da auch nichts machen.«

»Toll!«, blaffte Russell und schlug mit der Faust auf den Tisch. Da war ein Fremder gekommen und hatte vor einer tödlichen Gefahr gewarnt. Und sie saßen hier und konnten nicht das Geringste in Erfahrung bringen.

Wieder klopfte es an der Tür und Sammy trat ein. Seine Hände zitterten. »Mitchell sagte, dass ich euch hier finde.«

»Hat er auch gesagt ...«, begann Russell.

»Er sagte, dass es nichts Neues gibt, ja«, beantwortete der Administrator der Kolonie die unvollendete Frage. »Das bereitet mir erhebliche Sorgen.« Er griff nach einem Taschentuch und tupfte sich die Schweißtropfen von der Stirn. Sammy war schon immer etwas fülliger gewesen, aber in den letzten Jahren hatte sich seine Gewichtszunahme beschleunigt und er musste schon schnaufen, wenn er nur schnell ging. Die Verantwortung für die Kolonie zu haben, hinterließ nun mal Spuren. Das war bei Marlene damals nicht anders gewesen.

Marlene ... du fehlst mir!

»Was sollen wir tun?«, fragte Sammy leise.

Dressel zuckte nur hilflos mit den Schultern.

»Im schlimmsten Fall werden wir warten müssen, bis der Fremde wieder aufwacht«, sagte Candy.

Russell stand auf und bot dem jüngeren Sammy seinen Stuhl an. Dankbar ließ sich der Administrator darauf nieder. »Ich kann nicht aufhören, daran zu denken, was der Fremde gesagt hat. Euch holen sie als Nächstes. Was zum Teufel meinte er bloß damit?«

»Er sagte auch, dass wir uns beeilen müssen, um ihnen zu helfen«, erinnerte ihn Russell.

»Ja, aber wem? Wo kommt er her?«

»Von der Erde«, erklärte Candy überzeugt.

»Wir haben jeden verdammten Transporter im Sonnensystem vernichtet. Haben wir doch, oder? Russell?«

Russell nickte. »Zumindest hatten wir das immer gedacht. Und auch die künstliche Intelligenz hat es uns so dargestellt.«

»Vielleicht hat man in der Zwischenzeit auf der Erde einen eigenen Transporter herstellen können«, mutmaßte Candy. »Immerhin haben wir auf der Venus monatelang Daten gesammelt und zur Erde geschickt. Womöglich hat man dort neue Erkenntnisse gesammelt und selber Teleporter gebaut.«

»Was sagst du dazu, John?«, wollte Sammy wissen.

Der Physiker runzelte die Stirn. »Ich weiß noch genau, was Morrow bei der Besprechung in Eridu gesagt hat: Es wird noch Jahrhunderte dauern, um allein die Mathematik der Außerirdischen zu entschlüsseln.«

»Vielleicht ist es ein bisschen schneller gegangen, als Morrow gedacht hatte«, meinte Candy.

Russell überlegte fieberhaft. So ganz war der Gedanke nicht von der Hand zu weisen. Schon oft hatte es in der Geschichte der Menschheit durch eine Kraftanstrengung in kürzester Zeit enorme Fortschritte gegeben, wie beim Manhattan-Projekt und dem Apollo-Programm. Aber Jahrhunderte überspringen? Dennoch: Es war die naheliegende Lösung. »Wir sollten diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht ziehen.«

»Warum hat der Mann dann einen Raumanzug angehabt?«, warf Dressel ein. »Wenn er direkt von der Erde gekommen ist, dann hätte er gar keinen Raumanzug nötig gehabt.«

»Vielleicht eine reine Vorsichtsmaßnahme«, überlegte Russell laut.

»Warum ist er dann in einem beschädigten Raumanzug zu uns gekommen? Und ohne ausreichende Atemluftvorräte?« Der Physiker runzelte die Stirn. »Nein, Russell. Das passt nicht zusammen. Ich garantiere, der ist eine ganze Zeit lang im Vakuum gewesen.«

»Das sind doch alles nur Spekulationen«, erklärte Sammy. Verärgerung klang in seiner Stimme mit. »Fassen wir noch einmal zusammen, was wir wissen.«

»Nichts«, sagte Candy lapidar.

Russell nickte. »Leider hat sie recht. Spekulationen sind alles, was wir haben.«

»Habt ihr den Raumanzug genau untersucht?«, wandte sich Sammy an Candy. »Hatte der Mann irgendetwas sonst dabei?«

Candy verneinte.

Russell schlug sich gegen die Stirn. »Oh nein!«, sagte er laut.

»Was?«, fragte Sammy.

Russell hätte sich ohrfeigen können. »Wir haben im Transporter eine Tasche gefunden. Er muss sie verloren haben, als er aus der Sphäre gesprungen ist.«

»Eine Tasche?«, fragte Sammy mit so heller Stimme, dass er sich anhörte wie Micky Maus. »Und das sagst du uns erst jetzt?«

»Es tut mir leid«, meinte Russell zerknirscht. Es war einfach zu hektisch gewesen.

»Wo ist sie?«, wollte Dressel wissen.

»Sie muss noch auf der Ladefläche des Jeeps sein«, erwiderte Russell.

Candy stürmte aus der Laborhütte und knallte die Tür hinter sich zu.

Verdammt! Früher wäre ihm so etwas nicht passiert. Aber immerhin war Russell inzwischen auch schon siebenundsechzig Jahre alt. Seit dem Tod von Albert Bridgeman war er der Älteste in der Kolonie, auch wenn Dr. Lindwall nur wenige Wochen jünger war.

»Alles in Ordnung, Russell?«, erkundigte sich Dressel.

Russell schüttelte den Kopf.

---ENDE DER LESEPROBE---