Trapper Geierschnabel - Karl May - E-Book

Trapper Geierschnabel E-Book

Karl May

4,9

Beschreibung

Ohne sich aus dem Zusammenhang der abenteuerlichen Verwicklungen zu lösen, ist dieser vierte Band der spannenden Romanreihe besonders auf das Humoristische eingestellt. Mit liebevollem Schmunzeln behandelt Karl May die Gestalt seines Titelhelden, eines jener urwüchsigen Gesellen, die ihm stets besonders gut gelungen sind. Doch trotz aller sprudelnden Heiterkeit vergisst der Leser nie, dass sich der Siegeszug des Präsidenten Juarez unaufhaltsam fortsetzt. Im Zusammenhang mit dem Schicksal der Rodrigandas und den Kämpfen von Präsident Juarez sind weitere spannende Abenteuer zu bestehen. Die vorliegende Erzählung spielt Mitte der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Bearbeitung aus dem Kolportageroman "Das Waldröschen". "Trapper Geierschnabel" ist Teil 4 einer sechsteiligen Romanreihe. Teil 1: "Schloss Rodriganda" (Band 51) Teil 2: "Die Pyramide des Sonnengottes" (Band 52) Teil 3: "Benito Juarez" (Band 53) Teil 5: "Der sterbende Kaiser" (Band 55) Teil 6: "Die Kinder des Herzogs" (Band 77)

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Seitenzahl: 584

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 54

TRAPPER

GEIERSCHNABEL

Vierter Band der Bearbeitung von

Das Waldröschen

ROMAN

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Dr. Euchar Albrecht Schmid

© 1952 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1554-3

1. Ein seltsamer Lord

Oberhalb der Mündung des gewaltigen Rio Grande del Norte, des Grenzstromes zwischen Mexiko und Texas, in den Meerbusen, liegt der Hafen von El Refugio. Trotz der Größe des Rio Grande und der vielen Hilfsmittel, mit denen El Refugio von der Natur aus bedacht wurde, war diese Stadt im Jahre 1866 immer noch fern liegend vom Verkehr geblieben. Das hatte seinen Grund teils in den ungeordneten Zuständen jener Gegenden und teils darin, dass die Binnenlande, die der Strom durchfließt, dem Welthandel noch nicht erschlossen waren.

So kam es, dass in dem Hafen, als dort Sir Henry Dryden, Graf von Nottingham, mit seinem Schiff voller Waffen, Munition und Geld für Juarez vor Anker ging, außer einer elenden brasilianischen Bark keine größeren Fahrzeuge lagen. Dryden hatte zwei kleine Schraubendampfer, die auf geringen Tiefgang berechnet waren, an Bord gehabt und dazu eine Anzahl Boote, die zur Flussbeförderung seiner Ladung bestimmt waren.

Der Inhalt seines Schiffes war umgeladen und die beiden Dampfer und die Lastboote, die von jenen ins Schlepptau genommen werden sollten, lagen ein Stück stromaufwärts vor Anker. Dort harrten sie auf die Rückkehr Geierschnabels, des Boten, den der Engländer an Juarez gesandt hatte, um seine Ankunft anzuzeigen.

In der kleinen, bequem eingerichteten Kajüte des einen der beiden Dampfer wohnte Sir Henry. Er wartete mit Ungeduld auf den Scout und sorgte sich, es könnte ihm ein Unglück widerfahren sein. Er hatte seinen Steuermann zu sich in die Kajüte kommen lassen. Es war Abend und schon dunkel geworden.

„Nach der Berechnung, die er mir machte, müsste Geierschnabel schon da sein“, meinte Dryden. „Ich darf keine Zeit verlieren. Wenn er nicht kommt, so lasse ich nur noch den morgigen Tag verstreichen, dann fahre ich los.“

„Ohne Führer?“, fragte der Steuermann.

„Es sind unter den Leuten zwei, die den Fluss eine Strecke aufwärts kennen. Übrigens hoffe ich, Geierschnabel unterwegs zu treffen.“

„Wenn ihm am Rückweg ein Unfall zugestoßen ist?“

„So muss ich versuchen, ohne ihn fertig zu werden.“

„Oder wenn es auf dem Hinweg geschah und er nicht bis zu Juarez gelangte?“

„Das wäre freilich schlimm, denn dann würde der Präsident von meiner Anwesenheit nichts wissen und meiner Sendung droht Gefahr. Ich kann aber unmöglich hier liegen bleiben. Wenn die Franzosen Wind bekommen, steht zu erwarten, dass sie hierher eilen und alles beschlagnahmen.“

„Das soll ihnen vergehen, kalkuliere ich!“

Diese Worte wurden am halb offen stehenden Eingang der Kajüte gesprochen, und als die beiden ihre Blicke dorthin richteten, erkannten sie den sehnlich Erwarteten.

„Geierschnabel!“, rief Dryden sichtlich erleichtert. „Gott sei Dank!“

„Ja, Gott sei Dank!“, sagte der Trapper, indem er näher trat. „Das war eine Hetze! Mylord, es ist kein Spaß, so eine Fahrt hinauf und wieder herunter zurückzulegen. Und nun ich ankomme, finde ich Euch zuerst nicht. Ich hatte keine Ahnung, dass Ihr an dieser Stelle liegt.“

„Jetzt habt Ihr mich doch gefunden. Nun sagt mir auch, wie es Euch ergangen ist!“

„Danke, Mylord, ganz gut.“

„Und Euer Auftrag?“

„Ist ausgerichtet. Seid Ihr zur Fahrt gerüstet?“

„Ja. Zwanzig Mann sind zur Begleitung angeworben. Ich denke, das wird wohl genug sein, Ihr habt also Juarez gesprochen?“

„Ja, es war aber nicht in El Paso del Norte, sondern im Fort Guadalupe, wo ich mit ihm zusammentraf.“

„Ah! So wusste er von Euch und kam Euch entgegen?“

„Nein, Mylord. Er wusste nichts, kalkuliere ich. Er kam sozusagen aus eigenem Antrieb. Da oben sind nämlich eigentümliche Dinge vorgegangen, die ich Euch erzählen muss, Mylord.“

Seine Augen schweiften dabei suchend in der Kajüte herum. Dryden deutete, das bemerkend, auf einen Feldsessel:

„Setzt Euch und erzählt!“

„Hm! Ich bin für so lange Erzählungen nicht eingerichtet, Mylord. Meine Kehle trocknet beim Reden so leicht ein und würde, wenn Ihr...“

„Gut!“, unterbrach ihn Dryden lachend. „Ich werde sogleich für einen Tropfen sorgen, dem es eigen ist, trockene Kehlen anzufeuchten.“

Er öffnete einen Wandschrank, nahm daraus eine Flasche und goss ein Glas voll:

„Hier, trinkt, Mr. Geierschnabel, Ihr werdet übrigens wohl auch Hunger empfinden!“

„Ich leugne das nicht, doch mag der Hunger warten! Das Essen stört mich beim Sprechen. Die Worte wollen heraus und der Bissen hinab, sie treffen unterwegs zusammen, woraus nichts Gescheites entstehen kann, kalkuliere ich. Einen Tropfen Rum aber darf man auf die Zunge nehmen, ohne dass er stört.“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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