Träum dich weg: Sehnsucht bei Knaur #04 - Mhairi McFarlane - kostenlos E-Book

Träum dich weg: Sehnsucht bei Knaur #04 E-Book

Mhairi McFarlane

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Beschreibung

Liebst du große Gefühle? Entspannst du gerne bei romantischen Geschichten mit Happy End? Faszinieren dich bewegende, dramatische Lebensgeschichten? Dann ist diese Leseproben-Sammlung genau das Richtige für dich!  Lass dich entführen unter den endlosen Himmel und in die smaragdgrünen Wälder Tasmaniens. In Di Morrisseys »Der Ruf des Nachtvogels« kehrt die Mittdreißigerin Jessica nach ihrer Scheidung aus Sydney in ihren Heimatort zurück. Auf der Farm ihrer Freundin Sally und deren Familie wird sie mit offenen Armen empfangen. Die Entspannung währt jedoch nicht lange, denn bald stoßen die Freundinnen in einem uralten Waldstück auf eine Sammlung von Schätzen von Sallys Großmutter. Eine abenteuerliche Reise quer durch den Kontinent beginnt, bei der die Frauen weit mehr entdecken als die Geschichte eines lange vergessenen bewegten Lebens ...  Träum dich weg mit dem ersten Teil einer neuen New-Adult-Reihe rund um drei junge Krankenschwestern in Berlin: In »Das St. Alex – Nachtleuchten« von Anne Lück bleibt Samira zwischen ihrem Job auf der Kinder-Palliativstation in der Nacht und dem Familien-Chaos am Tag keine Zeit für die Liebe. Aber dann kommen sie und der junge Arzt Louis bei einer gemeinsamen Nachtschicht dem seltsamen Fall einer jungen Patientin auf die Spur – und einander näher … Humorvoll wird es in Anna Bells Liebesroman »Doppelt geliebt hält besser«. Für Ellie gab es immer nur Max. Sie sind seit vier Jahren glücklich verheiratet und erwarten in wenigen Wochen ihr zweites Kind. Da trifft es Ellie wie ein Schock, als Max eines Tages jede Erinnerung an die letzten fünf Jahre verloren hat – und damit auch an seine Ehe mit Ellie. Die Diagnose lautet dissoziative Amnesie, was sie ausgelöst hat und ob sie umkehrbar ist, wissen die Ärzte nicht. Wird es Ellie gelingen, Maxʼ Herz ein zweites Mal für sich zu gewinnen? Diese und weitere gefühlvolle Geschichten von Autorinnen wie Mhairi McFarlane, Nina Bilinszki und vielen mehr findest du in der Leseproben-Sammlung zu den Sehnsuchts-Titeln von Droemer Knaur. Das kostenlose eBook enthält Leseproben zu: - Mhairi McFarlane, »Ich glaub, ich will« - Nina Bilinszki, »No Stars too bright« - Di Morrissey, »Der Ruf des Nachtvogels«  - Lucia Sperling, »Vom Lieben und Lassen« - Anne Lück, »Das St. Alex – Nachtleuchten« - Anna Bell, »Doppelt geliebt hält besser« - Lauren Westwood, »Das Lied der Küste« - Anne Marie Ryan, »Das Weihnachtswunder von Stowford«

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Mhairi McFarlane / Nina Bilinszki / Di Morrissey / Lucia Sperling / Anne Lück / Anna Bell / Lauren Westwood / Anne Marie Ryan

Träum dich weg

Sehnsucht bei Knaur

Gefühlvolle Leseproben von Mhairi McFarlane, Nina Bilinszki, Di Morrissey, Lucia Sperling u.v.m.

Knaur eBooks

Inhaltsübersicht

Vorwort

Mhairi McFarlane: Ich glaub, ich will

Damals …

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

Nina Bilinszki: No Stars Too Bright

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Di Morrissey: Der Ruf des Nachtvogels

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Lucia Sperling: Vom Lieben und Lassen

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Anne Lück: Das St. Alex – Nachtleuchten

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Anna Bell: Doppelt geliebt hält besser

Widmung

Prolog

Kapitel 1

Lauren Westwood: Das Lied der Küste

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

Anne Marie Ryan: Das Weihnachtswunder von Stowford

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Vorwort

Liebe Leser*innen,

 

bereit für einen ersten, ganz exklusiven Blick auf viele romantische Lesehighlights aus unserem Herbstprogramm? Wir können es jedenfalls kaum erwarten, euch mit diesen tollen Vorableseproben auf eine Reise mitzunehmen, wie man sie nur durch das Lesen erleben kann!

Lasst euch zum Beispiel von Nina Bilinszkis neuem romantischem Roman No Stars Too Bright nach Australien entführen. Von dort ist es dann gar nicht mehr weit zum Spielort von Di Morrisseys neuem Buch Der Ruf des Nachtvogels: Tasmanien.

Dass man für die große Liebe nicht unbedingt ans andere Ende der Welt fliegen muss, zeigt derweil eine ganz neue Autorin bei Droemer. Lucia Sperling erzählt in Vom Lieben und Lassen von neuer und alter Liebe und all den Schwierigkeiten dazwischen. Und dass die Liebe selbst im stressigen Krankenhausalltag auf dich warten kann, beweist Anne Lück im ersten Band ihrer neuen Reihe: Das St. Alex – Nachtleuchten.

Zum Schluss träumen wir dann schon von Weihnachten. Anne Marie Ryan nimmt euch mit in den wohl gemütlichsten Buchladen Englands – in Das Weihnachtswunder von Stowford.

Der Herbst lockt also mit so einigen wunderbaren Büchern: ob zum Lachen, zum Mitfiebern, zum Weinen oder Wegträumen – die Flucht aus dem Alltag gelingt mit jeder einzelnen unserer ausgewählten Leseproben. Wir wünschen ganz viel Spaß beim Reinschnuppern.

 

Herzlich

Euer Droemer Knaur-Team

Mhairi McFarlane

Ich glaub, ich will

Aus dem Englischen von Maria Hochsieder

 

 

Rachel und Ben sind endlich ein Paar – nachdem sie an der Uni erst unzertrennlich waren und sich dann durch ein dummes Missverständnis für über zehn Jahre aus den Augen verloren hatten. Doch ihr Glück ist nicht ungetrübt: Erst erfährt Rachel, dass die attraktive Esther ein Auge auf Ben geworfen hat; kurz darauf wird sie ausgerechnet von ihrem Ex-Verlobten Rhys zu dessen Hochzeit eingeladen. Ben konnte Rhys schon zu Unizeiten nicht leiden, und daran hat sich rein gar nichts geändert. Soll Rachel die Einladung trotzdem annehmen? Und was soll sie davon halten, dass sie Ben ausgerechnet mit Esther in einer Bar entdeckt?

 

Ich glaub, ich will ist ein neuer Kurzroman von Mhairi McFarlane.

Damals …

Es ist Viertel nach elf an einem gewöhnlichen, klischeehaft verregneten Freitagabend in Manchester. Nein, eigentlich ist er ganz und gar außergewöhnlich und alles, was vor den regennassen Fenstern meiner Wohnung im nächtlich erleuchteten Manchester liegt, voller Zauber, Hoffnung und Versprechungen, und ich bin möglicherweise ein bisschen betrunken.

Auf dem Couchtisch dieser protzigen, weitläufigen Stadtwohnung voller Spiegel und Lichterketten liegen Essenskartons mit Aluminiumdeckeln aus dem Yang Sing verstreut, weil ich es nicht mehr bis zum Kühlschrank geschafft habe, als wir durch die Tür hereinstolperten. (Meine Mum würde sagen: »Lass die Finger von dem gebratenen Reis mit Ei, der ist jetzt verdorben!«) Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wem wir etwas vormachen wollten, als wir ein Restaurant aufsuchten, statt geradewegs nach Hause zu gehen.

Es ist unsere erste gemeinsame Nacht – beziehungsweise die zweite, will man erbsenzählerisch sein, wobei Ben nach jenem lange zurückliegenden, schicksalhaften ersten Mal nicht bis zum Morgen geblieben ist. Wir liegen in dem lächerlich überdimensionierten Bett in meiner Wohnung, das zu zweit gar nicht mehr so überdimensioniert wirkt, dicht aneinandergeschmiegt, mit ineinander verkeilten Beinen, lauschen dem beruhigenden Brummen des Verkehrs und den Stimmen der Passanten, die nach der Sperrstunde auf den Straßen unterwegs sind, und genießen einen Moment vollkommenen Glücks.

Ich kann mich noch nicht einmal daran erinnern, worüber wir beim Abendessen geredet haben, nur daran, dass wir uns wie Bekloppte angegrinst, das Essen auf den Tellern hin und her geschoben, unter dem Tisch Händchen gehalten haben und insgesamt anstößig waren. Bis die Rechnung kam und ich Ben fragte: »Kommst du mit zu mir?«, und er erwiderte: »Ach ne, war ein anstrengender Tag. Aber vielleicht hast du ja Lust, Mittwoch in einer Woche mit mir zu WrestleMania zu gehen, die Kanzlei hat eine eigene Loge.«

Für den Bruchteil einer Sekunde nahm ich ihn ernst, und wir lachten beide viel zu sehr über diesen bescheuerten Witz, während ich dachte: Von unserer Freundschaft werde ich nie genug bekommen. Ist es wirklich wahr? Wir sind endlich ein Paar? Es fühlte sich so richtig an und gleichzeitig so sonderbar.

Angesichts der angespannten Erwartung waren wir beide zuerst nervös, bis Ben, während wir uns auf dem Sofa küssten, versehentlich mit dem Ellbogen in eine verirrte Portion Hähnchen süß-sauer stieß. Wir lachten über den radioaktiven roten Fleck auf seinem Hemd, und ich beschloss, die unausgesprochene Sache beim Namen zu nennen.

»Was hältst du davon, wenn wir uns keine Gedanken darüber machen, ob es perfekt wird oder nicht? Mir genügt, dass es passiert.«

»Ich habe gehofft, dass du das sagst«, erwiderte Ben und fing an, sich das fleckige Hemd aufzuknöpfen, sodass mein Magen ZISCH machte wie eine Rakete. »Das gibt mir Gelegenheit, Erwartungen zu erfüllen oder zu übertreffen.« Ich lachte überglücklich. »Ich meine es ernst. Ich bin ganz deiner Meinung, es muss nicht perfekt werden. Es ist bereits perfekt.«

Genau. Wir mussten uns keine Sorgen machen.

»Meinst du, wir haben uns sehr verändert, seit wir einundzwanzig waren?«, frage ich, als wir in postkoitaler Glückseligkeit nebeneinanderliegen.

»Hm. In welcher Hinsicht? Du bist allen zärtlich gehegten Erinnerungen mehr als gerecht geworden, wenn du das meinst …«

»Nein, so meine ich das nicht! Eher allgemein.« Allerdings bin ich froh zu hören, dass ich nicht allzu auseinandergegangen bin. Zugegeben: Das Licht lässt sich dimmen.

»Ich hoffe doch«, sagt Ben. »Wenn ich auf diese Jahre zurückblicke, möchte ich mir eine ordentliche Ohrfeige verpassen.«

»Ich war auch nicht besser.«

»Doch. Du warst deinem Freund gegenüber loyal, anständig, aufrichtig und ganz schön nordenglisch, denn du bist nicht mit diesem Aufschneider aus London abgehauen.«

Ben besitzt die einzigartige Fähigkeit, meine Persönlichkeit so klar zu erkennen und dabei immer meine besten Seiten herauszustreichen.

»Oh, das ist echt großherzig«, sage ich.

»Na ja, es ist nicht schwer, der größere Kerl zu sein, wenn man mit dir im Bett liegt.«

»Aber du bist nicht der größere …«

»HALT BLOß DIE KLAPPE, DU BLÖDE KUH!«, brüllt Ben, und wir fangen an zu lachen. »Aber im Ernst«, fährt er fort. »Ich weiß nicht, was für ein Freund ich damals gewesen wäre. Und dann war ich auf Reisen. Stell dir vor, das wäre unsere Jungfernfahrt geworden. In Kambodscha gab es eine Außentoilette, die unserer Beziehung ziemlich sicher den Rest gegeben hätte.«

Ich lache, aber ich frage mich, ob es stimmt oder ob wir uns damit nur trösten wollen. War es womöglich ein glücklicher Umstand, dass wir nach der einen gemeinsamen Nacht zehn Jahre gebraucht haben, um zusammenzukommen? Wären wir heute immer noch so verliebt? Er ist hier, gleich neben mir. Nach all der Zeit, allen Widrigkeiten zum Trotz. Ich schlinge den Arm um Ben, um seinen warmen, festen Körper zu spüren und mich noch einmal zu vergewissern, dass er tatsächlich da ist.

Es ist aufregend, aber gleichzeitig beängstigt mich die Aussicht auf eine Zukunft mit Ben ein wenig. Was hat Caroline über meine unvergängliche Fixierung auf Ben gesagt? »Es ist perfekt, weil es ein Fantasiegebilde ist, und es ist ein Fantasiegebilde, weil es perfekt ist.«

»Caroline und Mindy waren mit mir hier im Bett …«

»Ach ja?« Ben zerzaust mir das Haar.

»Zum Übernachten. Nach der Einweihungsparty.«

»Oh. Ja«, seufzt Ben.

Es herrscht kurzes Schweigen, während wir beide der unbequemen Erinnerung nachhängen, dass Ben das letzte Mal mit seiner Ex-Frau in dieser Wohnung war. Zwar mag ich nicht der Grund für ihre Trennung gewesen sein, aber geholfen habe ich auch nicht gerade.

»Caroline hat an dem Abend gesagt, wären wir beide wirklich füreinander bestimmt gewesen, dann hätte es damals mit einundzwanzig geklappt. Ich war so niedergeschlagen. Meine Intuition sagte mir, dass wir füreinander bestimmt waren, aber alle rationalen Fakten sprachen dagegen. Und dann war da natürlich noch der moralische Aspekt.«

Ben schweigt, und besorgt frage ich mich, ob es geschmacklos war, ausgerechnet jetzt seine mittlerweile zerbrochene Ehe zu erwähnen.

»Eigentlich weiß ich nicht, was füreinander bestimmt genau bedeuten soll«, sagt er schließlich. »Es impliziert, dass es eine Art Gott gibt, einen übergeordneten Plan, und dass im Leben die Dinge wie vorgesehen geschehen, egal, was du dazu beiträgst. Und das ist genau genommen eine ziemlich deprimierende Vorstellung. Wenn es eine Bestimmung gibt, haben wir keinen freien Willen.«

»Ich weiß nicht, ob das so ist. Vielleicht bedeutet es ja nur, dass es meistens eine tiefere Ursache gibt, als man sich eingestehen will, wenn die Dinge schieflaufen.«

»Willst du die Geschichte also umschreiben und behaupten, dass du mich nicht gern genug hattest?«, fragt Ben lachend.

»Nein! Ach, ich weiß nicht. Damit wollte ich nicht sagen, dass es Gründe dafür gab. Hätte ich bloß den Mund gehalten.«

Ben drückt mich. »Sag, was immer du willst. Das Unausgesprochene zwischen uns hat schon genug Schaden angerichtet.«

Ich erwidere seine Umarmung.

»Ich stehe einfach unter Schock, weil ich doch noch eine Chance kriege.«

»Ich auch«, sagt Ben.

»Und«, fügt er dann hinzu und rückt den Arm um mich zurecht, »in gewisser Weise treibt dich die Sorge um, was passiert, falls sich herausstellt, dass wir doch nicht seelenverwandt sind. Falls wir einfach zwei Menschen sind, die sich an der Uni kennengelernt haben und immer noch aufeinander stehen, und diese große Liebe nach all der Zeit ganz furchtbar in die Hose geht.«

»Ja, vielleicht hast du recht.« Ich lächle.

»Na ja. Mir ist immer noch lieber, die Sache geht mit dir in die Hose, als dass sie mit jemandem anders gut geht«, sagt Ben. »Und das finde ich schon ziemlich romantisch, du Schwarzmalerin.«

»O Mann, genau das ist es!«, erwidere ich. »Es ist egal.« Ich mache eine Pause. »Deswegen heißt es hoffnungslos verliebt. Man übersieht leicht mal den Teil mit der Hoffnungslosigkeit.«

»Ich akzeptiere, dass du als Freundin potenziell hoffnungslos sein könntest«, meint Ben.

»Trifft für mich auch zu.«

»Darüber hinaus aber«, fügt Ben hinzu, »küss mich noch einmal so wie eben und behaupte dann noch, dass wir keine Seelenverwandten sind.«

Ich tu es − und kann ihm nicht widersprechen.

1

Zwei Jahre später …

Uns war immer klar, dass Mindys Hochzeit ein Riesending mit Pomp und Firlefanz sein würde. Dass allerdings auch Falknerei dazugehören würde, damit haben wir nicht gerechnet.

Wir vier – Mindy, Caroline, Ivor und ich – sind an diesem Donnerstagabend zum Essen im The Grill On The Alley, einem Steakhouse, das ein bisschen auf vornehm macht.

Damit wir uns regelmäßig auf den neuesten Stand bringen können, haben Caroline und ich die wöchentlichen Treffen ins Leben gerufen, als unsere Freunde Mindy und Ivor ein Paar wurden. Auch wenn die Sache für die beiden schön war und wir uns für sie freuten, wollten wir verhindern, dass sich innerhalb unserer Clique Lager bildeten, und die Treffen schienen eine gute Möglichkeit, 1. den demokratischen Zustand unserer Vierergruppe als gleichberechtigte Freunde sicherzustellen und sich 2. wenigstens ein Mal in der Woche nicht den Kopf zerbrechen zu müssen, was man kochen sollte.

Wir hätten uns gar keine Sorgen machen müssen, dass irgendetwas aus dem Gleichgewicht geraten würde. Als Paar sind beide in gewisser Weise noch mehr sie selbst geworden. Mindy steckt weiterhin voller Flausen, und Ivor ist ihr Stichwortgeber und ihr (mittlerweile nicht mehr heimlicher) größter Fan. Als Freunde haben sie endlose Sticheleien gegeneinander ausgeteilt, bis der Groschen fiel und sie erkannten, dass sie sich Hals über Kopf ineinander verliebt hatten.

Letzte Weihnachten hat Ivor ihr einen Antrag gemacht, und obwohl wir uns riesig freuten, war uns auch bewusst, dass damit eine Phase reinsten Irrsinns eingeläutet wurde. Wegen Mindy.

»Ich habe mir überlegt …«, sagt Mindy und schiebt das Steak im trendig trüben Schummerlicht auf ihrem Teller hin und her.

(Seit die Hochzeit angekündet wurde, hat sie diverse Modediäten ausprobiert, aktuell ist es die Paleo-Diät.) »Haben die Frauen in der Steinzeit Kartoffelbrei gegessen?«, hat sie den verdutzten Kellner gefragt.

»Sir Walter Raleigh hat die Kartoffel entdeckt«, erklärte ihr Ivor. »Das war ein bisschen später.«

»O mein Gott, natürlich. Ich erinnere mich an die Blackadder-Folge«, sagte sie. »Hat der nicht auch das Fahrrad erfunden?«

»An unserem großen Tag … Ich will, dass ein Greifvogel meinen Ring bringt«, verkündet Mindy.

Ivor spuckt seinen Apfel-Martini aus.

»Weiß ja nicht, ob das der passende Zeitpunkt ist, um Szenen aus Game of Thrones nachzuspielen«, wende ich ein.

»Ich meine das ernst!«, sagt Mindy. »Es gibt Veranstaltungsorte, wo ein Raubvogel mit einem Ring im Schnabel vom Dach herunterfliegt und vor dem Altar auf dem Arm des Bräutigams landet. Auf der Website heißt es, dass es ein unvergessliches Schauspiel ist.«

»Sag bloß«, erwidert Ivor. »Ich bin ganz und gar nicht scharf darauf, ein unvergessliches Schauspiel zu sein, vielen Dank auch. Ein fieser Papagei, der mir die Hand abhackt, während das Blut herumspritzt und die Leute kreischen. Du liebe Güte, Mindy, es handelt sich um eine Hochzeit, nicht um eine Show von Siegfried und Roy.«

»Er hackt dir nicht die Hand ab!«, jammert Mindy. »Die geben dir einen riesigen Handschuh, wie der von Michael Jackson. Oder wie wär’s mit einer Schleiereule?«

»Vielleicht auch eine Taube!«, schlage ich vor. »Die könntest du mit einer Fritte anlocken.«

Caroline und ich fangen an zu lachen, verteilen prustend Stückchen der handgeschnittenen Pommes und machen GURRGURRGURR.

»Mindy«, Ivor reibt sich die Stirn, »willst du damit sagen, dass du tatsächlich irgendwo warst und mit jemandem über diesen Vogelscheiß gesprochen hast?«

Kokett saugt Mindy an ihrem Long-Island-Eistee und wirft uns, ich kann’s nicht anders beschreiben, einen verstohlenen Blick zu.

»Ich bin zufällig an Schloss Peckforton vorbeigefahren und habe mir das angeschaut …«

»ZUFÄLLIG an Schloss Peckforton vorbeigekommen?«, brüllt Caroline. »In Cheshire?«

»Wohl eher Schloss Pick-fort-die-Hand, oder?«, füge ich hinzu.

Ivor verbirgt das Gesicht in den Händen.

»Warum fallt ihr zwei mir so in den Rücken?«, faucht Mindy mich und Caroline an.

»Was haben wir von Anfang an ausgemacht? Dass wir ohne vorherige Rücksprache nichts vereinbaren«, sagt Ivor. »Wir werden nicht in einem Schloss heiraten, Mindy. Mal ganz abgesehen von den Kosten − von so einem Profifußballer-Blödsinn kriege ich Zustände. Als Nächstes kommst du mir mit einem Rolls-Royce Ghost und cremefarbenen Seidenkrawatten.«

»Wie bitte? Haben wir noch nicht einmal ein richtiges Auto?!«, schreit Mindy. »Na klar, ich kann ja auch auf einem Elektromobil hinfahren, mit so einem kleinen Fähnchen hintendrauf.«

Mit resignierter Miene entschuldigt sich Ivor und geht aufs Klo. »Wir sollten ihm vorsichtshalber die Schnürsenkel und den Gürtel abnehmen«, sage ich, und Caroline lacht – im Gegensatz zu Mindy.

»Warum ist er bloß so gemein! Hört auf, ihn dauernd zu bestärken!«

Caroline legt ihre kühle Hand auf den in blauen Seidenstoff gehüllten Arm von Mindy. (Ich habe gehofft, dass sie in dem für sie so typischen strahlenden Pfauenblau heiraten würde, aber sie sagt, dass sie ein cremefarbenes Kleid tragen wird – nicht dass sie eine von uns mit zum Kleiderkauf nehmen würde. »Das Rot und Gold kann ich immer noch hinterher beim Hindu-Teil in Indien tragen.«)

»Liebste, teuerste Parminder. Lass dir nicht von Schlössern, Adlern oder einem beschissenen Tortenmesserverleih den Kopf verdrehen – ich bin immer noch sauer auf mich selbst, weil ich dafür Geld ausgegeben habe, und das war auch schon so, bevor ich mich scheiden lassen wollte. Ich weiß, das alles ist sehr aufregend, aber es ist nur ein Tag, und bevor du dich umsiehst, ist er vorbei. Vertrau mir: Du willst am Morgen danach ganz bestimmt nicht mit der Erkenntnis aufwachen, dass deine Kreditkarte mit dreißigtausend Pfund belastet ist. Vielmehr willst du in einem schuldenfreien Glücksrausch auf Hochzeitsreise gehen.«

»Genau! Es wird großartig, Mindy, egal, was ihr macht. Es wird super«, sage ich. Guter Cop, böser Cop. Die hinterhältige Anspielung auf Carolines bevorstehende Scheidung soll Mindys überdrehten Zustand (zu ihrem eigenen Besten) um ein paar Grad herunterkühlen.

»Aber es soll anders sein«, sagt Mindy schmollend. »Ich will keinen Veranstaltungssaal mit Stuhlhussen und Schleifen, die man tausendfach gesehen hat. Nicht, dass daran etwas falsch ist, aber es hat nichts Individuelles.«

»Dann musst du einen Ort aussuchen, den du selbst dekorieren und gestalten kannst«, sagt Caroline.

»Meinst du?« Mindy klingt zweifelnd. »Die Atmosphäre soll ja auch nicht an einen Tanztee erinnern. O Gott, hab ich euch schon erzählt, dass mein Cousin Nuvvy seinen Dreißigsten in einem Gemeindezentrum gefeiert hat? Am Schwarzen Brett hing das Phantombild eines Sexualstraftäters mit Schnurrbart, der sich in Cheadle Hume herumtreibt. Das hat so gar nicht als Partytalk getaugt.«

»Ich hab’s«, sage ich, als mir plötzlich eine Eingebung kommt. »Wie wär’s mit dem Victoria-Bad in Chorlton? Einer meiner Kollegen aus der Redaktion hat einen Artikel darüber geschrieben, es ist wirklich unglaublich. Das Gebäude stammt aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert und wurde frisch restauriert. Du kannst den Raum schmücken, wie du willst. Und heiratest buchstäblich in dem gekachelten Schwimmbecken.«

»Im Badeanzug?!«

»Nein, es ist kein Wasser drin.«

Mindy hat bereits ihr iPhone herausgezogen und googelt in einem Tempo, von dem man ein Schleudertrauma kriegen könnte.

»Ach, du heilige Scheiße! Rachel, das ist der Wahnsinn!«

Caroline zwinkert mir anerkennend zu, während Mindy noch ein wenig kreischt, ich selbstgefällig strahle und Ivor von der Toilette zurückkehrt.

»Oje, was ist?«, fragt er.

Heimlich gebe ich ihm ein Daumen-hoch-Zeichen. Nachdem er sich die Bilder angesehen hat, ist auch Ivor begeistert. Es scheint weit eher ihrem Budget zu entsprechen und wirkt trendig, ohne geschmacklos zu sein. Ich bin geradezu unanständig zufrieden mit mir, weil mir dieser Einfall gekommen ist.

»Okay, und jetzt zu meinen Plänen für den Junggesellinnenabschied …«, sagt Mindy, und Caroline und ich kneifen die Arschbacken zusammen, während Ivor fröhlich lacht.

2

Ich habe an Miami gedacht!«, erklärt Mindy.

Caroline fährt zurück. »Sofern es sich nicht um ein Miami in Northamptonshire handelt, von dem ich noch nie gehört habe, bin ich draußen.«

»Caro, es geht um meinen Junggesellinnenabschied! Da soll man auf den Putz hauen.«

»Ja, und das werden wir auch tun, aber nicht auf der anderen Seite des Atlantiks. Stimmt’s, Rachel?«

»Äh …«

»Das ist eine Woche vor der Hochzeit, oder?«, fragt Caroline.

»Genau.«

Der Termin muss kurz vor der Hochzeit sein, weil Mindys indische Verwandte sich nicht mehr als eine Reise nach Europa leisten können.

»Bei einem Langstreckenflug riskierst du bloß, dass du am Tag der Hochzeit Jetlag hast. Stell dir vor, hundemüde, keine Lust auf Alkohol und Tanz. Und verquollene Augen auf den Fotos«, sagt Caroline und verzieht spielerisch das Gesicht.

Es ist offensichtlich, dass Mindy nicht so schnell klein beigeben will, aber Caroline hat sie am Haken.

»Hm. Okay. Meine zweitbeste Idee ist …«, sie blickt nach oben, breitet die Arme aus und deutet eine Hinweistafel an, »MINDYFEST. Ein Junggesellinnen-Festival. Ich miete eine Wiese. Wir zelten im großen Stil, denkt an schicke Gummistiefel von Hunter und Ray-Ban-Sonnenbrillen. Handgestopfte Würstchen. Cider. Tee und Scones mit Erdbeermarmelade. Wir könnten eine Band engagieren!«

»Ich fürchte, Daft Punk kriegst du nicht, Liebling. Dein Budget reicht höchstens für Gay Dad«, wendet Ivor ein.

»Ich habe mich gefragt, ob Rhys sich das wohl vorstellen könnte?«, sagt Mindy zaghaft.

Einen Moment bin ich wie vor den Kopf geschlagen. »Ich soll meinen griesgrämigen Ex-Freund und seine Kumpel fragen, ob sie auf deinem Junggesellinnenabschied spielen? Du machst Witze, oder?«

»Aber ihr versteht euch doch ganz gut«, meint Mindy.

»Wir grüßen uns, wenn wir uns zufällig begegnen, aber ich habe wenig Lust, ein Sauf-Wochenende mit ihm zu verbringen.«

»Ja, das verstehe ich.« Mindy nickt energisch. »Außerdem war ich mir nicht sicher, ob Rhys Songs von Taylor Swift covern würde.«

Ivor stopft sich eine Serviette in den Mund, Caroline schüttelt den Kopf, und mir fehlen die Worte. Mindy ist schon immer ein wenig einfältig gewesen, und womöglich hat sie durch die Hochzeit – um es wissenschaftlich auszudrücken – endgültig einen an der Waffel.

Die Erwähnung von Rhys hat mir einen Stich versetzt. Ich vermisse ihn nicht, trotzdem ist der Gedanke, dass er mit seiner neuen Freundin zusammenlebt – na ja, so neu ist sie gar nicht mehr –, immer noch merkwürdig. Aber auf ein gemeinsames Wochenende habe ich verdammt noch mal überhaupt keine Lust.

»Mindy«, meldet sich Caroline ernst zu Wort. »Wir buchen einen Easy-Jet-Flug und machen eine Städtereise. Ich weiß schon, dass du innovativ sein willst, aber es gibt einen feinen Unterschied zwischen innovativ und vollkommen gaga.«

Caroline will mir zur Seite springen, und ich weiß das zu schätzen, aber es ist nicht zu übersehen, dass Mindy unglücklich ist. Mir fällt keine passende Antwort ein, und so herrscht ungemütliches Schweigen.

Schließlich sagt Ivor: »Die Mindy-Minidramen haben mir die Show gestohlen, denn eigentlich wollte ich verkünden, welchen Song ich mir für den ersten Tanz wünsche. Meint ihr, es ist unverfänglich, wenn Macclesfield Elvis das Stück Bitch Don’t Kill My Vibe für uns spielt?«

»Macclesfield Elvis! Weil ich ihn engagieren wollte, sind damals meine Hochzeitspläne gescheitert«, platze ich heraus, bevor mir bewusst wird, damit die Stimmung nicht gerade zu heben.

Eine etwas belastete Stille tritt ein.

»Scheiße, Rach, entschuldige, ich habe nicht nachgedacht«, sagt Ivor.

»Ach, denk dir nichts. Es macht mir nichts aus«, erwidere ich.

Was beinahe stimmt.

3

Hallo, Schatz. Bin wieder da«, rufe ich, als ich mit leicht lüsternen Gefühlen nach Hause komme, die ich dem Gin-Cocktail zuschreibe, den ich zum Essen hatte.

»Ich bin hier. Ronnie Barker hat mal wieder gekotzt«, sagt Ben aus der Küche. Vor sechs Monaten feierten Ben und ich unseren stolzen neuen Hausbesitzerstatus, indem wir zwei Katzenjungen aus dem Tierheim holten.

Eigentlich wollten wir nur eine Katze, doch die Frau vom Tierheim war ziemlich geschickt im Upselling. »Wir können die Brüder unmöglich trennen. Sie hängen so aneinander«, sagte sie, während wir einen getigerten Kater dabei beobachteten, wie er aus dem Hinterteil eines wuscheligen schwarzen, wütend miauenden Kollegen ein Stück herausknabberte.

»Upselling?«, meinte Ben auf der Heimfahrt, die Transportbox mit den jammernden Fellknäueln auf den Knien. »Das war doch eine Betrugsmasche. Die sind noch nicht einmal Brüder, sondern eher wie Schwarzenegger und DeVito in Twins. Das war ein krasses Beispiel für einen ›Zwei zum Preis von einem‹-Deal.«

Nach drei Gläsern Rekorderlig, während wir ihnen dabei zugesehen hatten, wie sie den Vorhang zu Schaschlik verarbeiteten, schien es eine lustige Idee, sie die beiden Ronnies zu nennen – in Anspielung auf den Spitznamen, den Ben mir zu Studienzeiten gegeben hatte. (Bei unserer ersten Begegnung hatte er meine Wohnheimkarte laminiert, und weil ich den Hocker im Fotoautomaten nicht hochgeschraubt hatte, hatte Ben mich mit einem für seine geringe Körpergröße bekannten Komiker verglichen.)

Normalerweise nennen wir sie Barker und Corbett, damit wir sie auseinanderhalten können. Der getigerte Barker frisst wie ein Scheunendrescher, Corbett, der von einer weißen Pfote abgesehen tiefschwarz ist, schläft den ganzen Tag und hat das Gesicht eines menschenfressenden Affen.

Ben kniet am Boden und wischt den Mageninhalt unseres Katers auf. Er trägt einen grauen Kapuzenpullover. Als ich ihn einmal damit aufzog, dass er darin aussähe wie Prinz Harry, der ein Jahr Auszeit nimmt, hätte er mich beinahe geohrfeigt. Er hat immer noch dasselbe kantige Profil wie am ersten Tag und sieht wie damals auf zurückhaltend-angeberische Art gut aus. Ich striegele mir nach wie vor meine Haare nicht ordentlich, also sind wir quitt.

»Es ist wieder dieses Pflanzenzeug«, sagt er. »Er will einfach nicht einsehen, dass ihm ein vegetarischer Lebensstil nicht liegt. Wie war dein Abend?«

»Schön«, erwidere ich. »Tut mir leid, dass ich so spät komme.«

Ich habe Ben gesagt, dass ich gegen neun zurück sei, und mittlerweile ist es fast elf.

»So spät nun auch wieder nicht. Hattet ihr Spaß? Wie läuft die Hochzeitsvorbereitung? Wollen wir einen Tee trinken, und du erzählst mir alles?«

Sofort entspanne ich mich, obwohl ich vorher gar nicht gemerkt habe, dass ich angespannt war.

Es fällt mir überraschend schwer, die alten Auseinandersetzungen abzuschütteln, die ich mit Rhys hatte. Die Reflexe sitzen so tief, und ich muss mich dauernd daran erinnern, dass Ben nicht dazu neigt, einen Streit vom Zaun zu brechen, und die ständig schwelende Gereiztheit nicht mehr existiert.

In den zwei Jahren hatten Ben und ich keine einzige ernsthafte Auseinandersetzung. (Wenn man die bei IKEA außer Acht lässt, was man meiner Ansicht nach grundsätzlich tun sollte.) Wenn Paare gesagt haben, dass sie kaum jemals streiten, habe ich mich früher gefragt, wie das möglich ist. Jetzt weiß ich es.

Ben folgt mir ins Wohnzimmer. Nachdem er viel zu lange in meiner Mietwohnung im Northern Quarter kampiert und seine eigene Miete sinnlos aus dem Fenster geworfen hatte, entdeckten wir diese viktorianische Doppelhaushälfte in Chorlton und konnten unser Glück kaum fassen. Angesichts der baumbestandenen Straßen, der grandiosen historischen Ausstattung und der baulichen Stabilität erschien uns der Preis erstaunlich niedrig.

»Wahrscheinlich spukt es da«, hatte Ben gesagt.

»Bei dem Preis reicht unser Geld auch für einen Exorzisten«, erwiderte ich.

Es stellte sich heraus, dass das Haus einem jungen Paar aus Twickenham gehörte, bei dem innerhalb des ersten Monats zweimal eingebrochen worden war. Sie waren nie darüber weggekommen. Sie wollten es loswerden, und zwar so schnell wie möglich.

»Rachel ist Gerichtsreporterin, die lässt sich nicht so leicht schocken«, erklärte Ben, während ihr höfliches Lächeln sagte: GREIFT ZU, IHR IDIOTEN, JETZT. Sie hinterließen uns eine Einbruchssicherung, die derart kompliziert war, dass selbst Downing Street von einer extrem pessimistischen Haltung gesprochen hätte.

Ben schaltet den Wasserkocher ein, und dann lehnen wir uns auf dem Sofa aneinander und hören, wie das Wasser zu kochen beginnt.

»Iih, du riechst nach Mindys E-Zigarette«, sagt Ben und drückt sein Gesicht in den Kragen meiner Jacke, die ich noch nicht ausgezogen habe.

Mindy hat nie geraucht, doch aus für uns unerfindlichen Gründen hat sie kürzlich das Dampfen angefangen. »Die mit Vanille sind ganz nett.«

Ich erzähle Ben von der Sache mit dem Adler und werde mit schallendem Gelächter belohnt.

»Oooh, Mindy, ich hoffe, du bleibst für immer so, wie du bist. Stell dir vor, der Adler kackt den Gästen auf die Köpfe.« Wir lachen, doch dann lässt mich ein Satz von Ben stocken: »Ach, übrigens habe ich Rhys heute getroffen. Ich soll dir was ausrichten.«

Ich setze mich auf. »Was?«

Ben nickt. »Wir sind uns beim Arndale-Einkaufszentrum in die Arme gelaufen.«

»Und?«

»Es war so. Er sagt: ›Ach, du bist’s.‹« Ben richtet sich auf, steckt die geballten Fäuste unter den Pullover, senkt das Kinn und imitiert Rhys’ Gallagher-Gehabe so gut, dass ich allen bösen Vorahnungen zum Trotz lachen muss.

»Er hat sich mir in den Weg gestellt, den Finger auf mich gerichtet und gemeint: ›Du bist ein beschissenes Arschloch, aber ich hoffe, dass du gut auf sie achtgibst.‹«

Beschämt zucke ich zusammen. »Tut mir leid.«

»Nicht deine Schuld. Denn wenn ich er wäre, würde ich mich auch für ein beschissenes Arschloch halten, der sich hinter meinem Rücken mein Mädchen geschnappt hat. Die ganze Zeit dachte ich nur, dass ich mich um keinen Preis der Welt mit diesem Kerl prügeln will, aber immerhin bin ich Anwalt und weiß, dass die ganze Gegend dort videoüberwacht ist.«

Nervös lache ich.

Rhys und ich haben uns ohne andere Beteiligte aus ganz eigenen Gründen getrennt, aber im Nachhinein bekam Rhys Wind davon, dass ich fast die ganze Beziehung über insgeheim in Ben verliebt war, und das hat die Sache natürlich nicht besser gemacht. Im Rückblick war die Studienfreundschaft zwischen mir und Ben, die Rhys als rein platonisch toleriert hatte, eine lauernde Bedrohung geworden. Ich nehme es Rhys nicht übel, dass er sich betrogen fühlte, auch wenn er selbst kein Heiliger war.

»Dann wurde es irgendwie seltsam …«

»Was? Inwiefern?«

»Na ja, er meinte: ›Sag Rach, dass Claire und ich im September heiraten. Vielleicht klingt das komisch, aber ich würde mich freuen, wenn sie kommt. Falls das bedeutet, dass du auch dabei bist, dann muss es eben sein.‹«

Ich denke darüber nach. »Was hast du darauf gesagt?«

»›Danke, ich richte ihr das aus‹, und daraufhin sind wir beide unserer Wege gegangen.«

Ben setzt die Kapuze seines Sweatshirts wieder ab und steht auf, um den Tee zu machen.

»Wow«, sage ich.

Mich überkommt ein sehr seltsames Gefühl bei dem Gedanken an Rhys’ Hochzeit und seine Einladung. »Sollen wir hingehen?«, frage ich, als Ben zurückkommt und mir eine Tasse Tee reicht.

»Ernsthaft? Ich gehe da nicht hin. Er klang ja nicht gerade überschwänglich. Seine Formulierung interpretiere ich als: ›Sie kann kommen, aber wenn du nur einen Funken Anstand im Leib hast, bleibst du weg.‹ Er würde mir vermutlich im Suff eine Tony-Soprano-Umarmung verpassen, die nahelegt, dass er den Schlägertrupp schon beauftragt hat.«

»Soll ich also besser nicht hingehen?«

Ben kneift die Augen zusammen. »Willst du denn hingehen?«

»Nein!«

»Warum solltest du dann?«

»Weil er es sich wünscht.«

»Rach. Zum Erwachsenwerden gehört die Erkenntnis, dass Ich will nicht als Grund völlig ausreichend ist.«

»Ich weiß. Aber es rührt mich doch, dass er mich dabeihaben will.«

Ben kratzt sich am Kopf. »Vielleicht will er auch nur etwas beweisen. ›Sieh nur, wie glücklich ich bin! Du hast nicht gewonnen!‹«

»Nein«, widerspreche ich energisch. »Rhys ist ein furchtbarer Nörgler, aber er ist nicht gehässig. So was denkt er nicht.«

»Wenn du meinst. Du kennst ihn besser. Aber mir kommt das schon ziemlich merkwürdig vor.«

Ben hat also von mir erwartet, dass ich ›Ha, ha, das hätte er wohl gern‹ gesagt hätte, es verstört ihn leicht, dass ich überhaupt in Erwägung ziehe, die Einladung anzunehmen.

»Wie auch immer, damit würde ein Präzedenzfall geschaffen, und wir müssten ihn auch zu unserer Hochzeit einladen«, sage ich, um die Stimmung aufzulockern und auf uns zurückzukommen, und strecke die Zunge heraus. Aber Ben lacht nicht, sondern verzieht das Gesicht und verdreht die Augen.

»Uff. Ich glaube ja nicht, dass einer von uns beiden sich diesen Zirkus noch einmal antun will.«

Schweigen. Jetzt bin ich es, die verstört ist.

Als Ben meinen Gesichtsausdruck bemerkt, fügt er schnell an: »… in nächster Zeit.«

»Wirklich?«

»Was? Willst du das etwa?«

»… Na ja, wohl eher nicht.«

»Oho, da kommen Crockett und Tubbs«, sagt Ben, als die Katzen gemeinsam hereintapsen und vorwurfsvoll miauen. Bilde ich mir nur ein, dass er ein klein wenig erleichtert ist, weil die Katzen ihm die Gelegenheit geben, das Thema zu wechseln? »Ja ja, wir wissen doch, dass ihr eure Leckerlis wollt«, sagt Ben, windet sich aus meinem Arm und steht auf.

Ich schalte auf Autopilot und lächle, bin aber seltsamerweise aufgewühlt. Später liege ich im Bett, lausche auf Bens immer tiefer werdende Atemzüge und frage mich, wie Rhys um Claires Hand angehalten hat. Wahrscheinlich anders als damals bei mir, wo es kaum mehr war als eine Laune unter Alkoholeinfluss, im Sinne von: Na ja, wir werden nicht jünger, lass uns die Sache besser mal angehen. Ich wünsche Claire sehr, dass es bei ihr nicht so gelaufen ist. Ob die beiden wohl die Entscheidung Hochzeitsband versus DJ geklärt haben?

Und Ben sagt, dass ihm nicht der Sinn nach diesem Zirkus steht. Zugegeben, er war verheiratet, ich hingegen habe nur meine Verlobung gelöst. Eigentlich dachte ich, es sei mir ziemlich egal, aber ich bin doch davon ausgegangen, dass wir irgendwann einmal heiraten würden. Ich nahm an, er würde das wollen. Nun, nachdem er gesagt hat, dass ihn das nicht interessiert, fühle ich mich irgendwie entmutigt.

Das ist ungerecht. Ein Heiratsantrag bemisst schließlich nicht den Grad seiner Zuneigung, so was legt man in den Vertragsbedingungen nicht fest. Beim letzten Mal bin ich gar nicht erst bis zum Altar gekommen, aber Ben hat das alles schon einmal durchgemacht. Da wir übereingekommen sind, es in den nächsten Jahren mit dem Kinderkriegen zu probieren, muss ich mich damit wohl zufriedengeben. Brauche ich wirklich ein Stück Papier, damit das Ganze offiziell ist?

Ich muss mich wohl bei Rhys melden und mich für seine Einladung bedanken, aber ich werde ihm sagen, dass ich es nicht für angebracht halte, zu kommen, und dass ich ihnen alles Gute wünsche. Mir kommt ein Gedanke: Hat seine Verlobte die Sache abgesegnet? Ich an ihrer Stelle hätte keine gesteigerte Lust darauf, dass die langjährige Ex-Freundin als böse Fee auf meiner Hochzeit dabei ist. Trotzdem bin ich gerührt, weil Rhys mich nach allem, was passiert ist, noch so gernhat und das Risiko eingeht, dass es zu peinlichen Begegnungen kommt, und sogar Ben hätte er toleriert.

Als Journalistin bin ich gewohnt, eine Geschichte auf ihre hervorstechendste Tatsache und ihren Neuigkeitswert herunterzubrechen. Ich drehe und wende die Information so lange hin und her, bis ich auf den Kern vorstoße. Es klingt lächerlich, kleinlich und trivial – heute Abend aber hat sich Rhys erstmals als größerer Romantiker erwiesen als Ben.

Im Erdgeschoss höre ich eine Katze kotzen.

4

Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, dass man in den Dreißigern keine schönere Nachricht von seinem Partner bekommen kann als eine, die unerwartet mitten in der Woche eintrifft und lautet:

 

Keinen Bock aufs Kochen heute Abend. Wollen wir ausgehen?

 

Der überraschende Vorschlag, essen zu gehen, fühlt sich so aufregend an wie Weihnachten früher als Kind. Oder wie damals, als im Winter die Heizung in der Schule ausfiel und wir nach Hause geschickt wurden. Ein geplantes Abendessen oder eine angekündigte Lehrerfortbildung sind nicht annähernd so schön.

Jedenfalls antworte ich mit einem nachdrücklichen Ja und lächle zufrieden vor mich hin. In diesem Augenblick stürmt der schmierige Freelancer Pete Gretton in den Presseraum und streicht seinen widerborstigen karottenroten Haarschopf glatt. Er zieht einen Geruch nach Zigaretten hinter sich her.

Wie immer hat er das Handy am Ohr. »… Dann lassen Sie mich Ihnen EINES sagen: Sie servieren mir hier ein Zehn-Gänge-Menü, das nach Kacke schmeckt – jedes einzelne Gericht besteht aus Scheiße.« Pause. »… Und zur Weinverkostung gibt es PISSE.«

Owen und ich grinsen uns breit an. Grettons Angewohnheit, ein rhetorisches Feuerwerk in den Hörer zu ballern, während er ins Zimmer kommt, ist für meinen Kollegen von den Manchester Evening News und mich zu einem Quell der Belustigung geworden. Owen ist davon überzeugt, dass am anderen Ende der Leitung gar niemand ist. »Ich warte auf den Tag, an dem das Telefon klingelt, während er spricht.«

Owen O’Reilly kam vor sechs Monaten aus Belfast zu uns in die Redaktion und erklärte sich einverstanden, bei der Berichterstattung aus dem Gericht die nicht gerade begehrte Rolle als Handlanger an meiner Seite zu übernehmen.

Ehrlich gesagt war ich nicht besonders scharf auf seine Unterstützung. Seit dem dramatischen Abgang der heimtückischen Schlange Zoe, die mich verraten und eine Story von mir geklaut hat, mit persönlichen Folgen für mich, hat es eine Reihe von Nachwuchsreportern gegeben, die ich auf Abstand gehalten habe. Und Owen ist kein Neuling im Geschäft.

»Warum will er hier mit mir eingesperrt sein?«, fragte ich die Redaktion.

»Vielleicht hat er ein Foto von dir gesehen«, antwortete Gretton hinter mir und lachte anzüglich. Bäh, dieser Saftarsch. Einer der Vorteile der Internetära ist, dass man jetzt nicht mehr mit anhören muss, wie er in aufgeregt-laszivem Ton den Kopisten eine reißerische Story diktiert.

Die Antwort auf meine Frage erhielt ich am ersten Tag, als der liebenswert strubbelköpfige Owen mir in seinem sanften nordirischen Akzent erklärte: »Ehrlich gesagt bin ich zwar durch und durch Zeitungsmensch, aber zu alt« – der Mistkerl ist achtundzwanzig – »um an Haustüren zu klopfen. Ein Platz hier in den Seitenrängen für eine ordentliche Story reicht mir völlig.«

Und er macht seinen Job verdammt noch mal großartig. Er ist der perfekte Kollege: kompetent, witzig, prinzipientreu und nicht übertrieben ehrgeizig, außer wenn es darum geht, pünktlich um sechs im Pub aufzuschlagen. Oh, und am nächsten Morgen sorgt er zuverlässig für das Koffein.

Gretton, der zu den Leuten gehört, die von politischer Korrektheit noch nichts mitbekommen haben und PC für die Abkürzung von Police Constable halten, macht in Owens Gegenwart auf IRA-Brigadeführer Gerry Adams und nuschelt in einen imaginären Telefonhörer: »Sie ham dreißig Minuten, um das Gebäude zu verlassen.«

»Haha, sehr witzig, Pete. Ich bin Ire, also lege ich Bomben«, sagt Owen. »Stör dich nicht daran, dass dein Humor unsensibel ist, krasse Klischees bedient und seit zwanzig Jahren überholt ist.«

Woraufhin Pete tut, als klemme er sich eine Handtasche unter den Arm, und in Anspielung auf die Sitcom Father Ted ruft: »Möchten Sie jetzt eine Tasse Tee?«

»Diese Esther Cowley von Salter & Rowson ist ein harter Brocken«, sagt Owen im Plauderton und hält mir eine Tüte Hula Hoops hin, die ich ablehne. Im Presseraum trifft man sich zum Tratschen, Jammern und Lästern. Und für einen Snack.

»Oh. Du weißt, dass das die Kanzlei von meinem Freund ist?«, erwidere ich gedankenverloren.

»Ja. Und die reizende Esther ist ein Fan von ihm«, sagt Owen und gräbt in der Chipstüte. »Ich habe ihn ihr gegenüber mal erwähnt – das war in glücklicheren Zeiten, als sie noch nicht darauf aus war, meinen Skalp vor dem Gerichtsgebäude auszustellen.«

»Ein Fan?«, frage ich nach, weil mich überrascht, dass ein Nebenprodukt von Bens Arbeit eine Fangemeinde ist. Natürlich ist er großartig, aber ich habe ihn bislang nicht für einen Rockstar unter den gewissenhaften ortsansässigen Rechtsanwälten gehalten.

»Doch, ich glaube, sie hat gemeint, Ben Morgan sei der Shootingstar und recht hübsch anzusehen, und dann errötete sie wie eine sittsame Jungfrau. Sie hat zugegeben, dass sie für ihn schwärmt. Als ich sagte: ›Du weißt schon, dass er eine feste Freundin hat?‹, erwiderte sie: ›Kein Mensch ist vollkommen.‹« Owen wirft sich in hohem Bogen einen Hula Hoop in den Mund.

»Hm«, sage ich, einerseits erfreut, gleichzeitig aber auch etwas gereizt. Jedenfalls hat Owen jetzt meine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Warum will sie dich skalpieren?«

»Erinnerst du dich an den Skandal mit der Zwillingsschwester? Es ging um ihre Mandantin.«

»Oh. Auweia.«

Manchmal müssen wir einem Fotografen vor dem Gerichtsgebäude den Angeklagten zeigen. Auch wenn dieses Vorgehen total unprofessionell ist, raunen wir ihm schnell zu: »DORT DRÜBEN!« »WO?« »DER TYP IM DUNKELBLAUEN JACKETT.« Der Fotograf rennt dann hin und hält jemandem die Nikon vor die Nase, der entweder versucht, sein Gesicht zu verbergen, und ihm sagt, er solle sich verpissen, oder beides.

Anfangs passierte Owen genau das Missgeschick, das wir alle fürchten: Er deutete auf die Falsche. Es war die Zwillingsschwester, was den Eindruck erwecken könnte, er sei fein raus, doch leider handelte es sich nicht um eineiige Zwillinge.

Es kostete die Zeitung einiges an Schadensersatz, aber Owen gestand seinen Fehler mit Courage und Anstand ein – genau das, was ich mehr an den Tag legen sollte. Nachdem er in der Redaktion gewesen war und sein Missgeschick gebeichtet hatte, rief er alle anderen Beteiligten an und entschuldigte sich, doch Esther Cowley, die die eigentliche Angeklagte vertrat, rastete aus. Obwohl ich ihr nie begegnet bin, vermute ich, dass sie jung und unerfahren ist und noch nicht gelernt hat, den unbeabsichtigten vom vorsätzlichen Scheiß zu unterscheiden.

»Und um was geht es diesmal?«

»Du hast die Sache mit dem Typen mitgekriegt, der an der Uni herumhängt? Er ist ihr Mandant. Nachdem die Verhandlung vertagt worden war, wollte ich ein paar Informationen über den Angeklagten haben, aber sie hat mich eiskalt abserviert. Ich habe sie noch mal angerufen, und sie hat mir erklärt, dass sie alle Kollegen angewiesen hat, grundsätzlich jedes Gespräch mit mir zu verweigern. Ich verstehe ja, dass sie die Sache mit dem Foto geärgert hat, aber jeder Mensch macht mal Fehler. Was geschehen ist, ist geschehen. Bezahlt ist bezahlt – wir haben den Schaden beglichen.«

»Oha. Das klingt nach einer ziemlichen Überreaktion. Die guten Pflichtverteidiger machen garantiert nie im Leben einen Fehler«, sage ich ironisch. Wir halten zusammen, wenn einem von uns übel mitgespielt wird.

»Ach ja? Ich habe ihr jedenfalls gesagt, dass es viel leichter zu Irrtümern kommt, wenn sie uns nicht hilft. Da fing sie an, sich darüber auszulassen, warum sie uns denn helfen sollte und was für einen widerlichen Job ich hätte, und ich sagte mir: Owen, du musst jetzt einen kühlen Kopf bewahren und ganz ruhig bleiben.«

»Sehr gut.«

»Na ja, das dachte ich, gesagt habe ich dann aber: ›Tatsächlich? Immerhin werde ich nicht dafür bezahlt, dass ich einen perversen Vergewaltiger zurück auf die Straße lasse, der sich in Studentenwohnheimen herumdrückt und jungen Mädchen auflauert!‹ Das hat die Wogen natürlich geglättet.«

Ich krümme mich vor Lachen. Journalisten und Anwälte haben wenig füreinander übrig. Abgesehen von Ben und mir. Glücklicherweise macht er Familienrecht, also kreuzen sich unsere beruflichen Wege nicht. Ich werde das Thema beim Abendessen ansprechen. Vielleicht könnte Ben ja sogar ein gutes Wort einlegen und helfen, den Streit beizulegen. Wenn Esther schon bei der Erwähnung seines Namens weiche Knie bekommt, dann kann er möglicherweise auf sie einwirken.

»Diese beschissenen Anwälte«, meldet sich Gretton von der anderen Seite des Presseraums zu Wort. »Die halten sich doch alle für Atticus Finch. Wohl eher Atticus Shit.«

»Genau«, sagt Owen und lächelt mich an.

 

Als Owen und ich uns später vor dem Gericht voneinander verabschieden, taucht Ben auf.

»Ah, da kommt mein Gespiele«, platze ich heraus und erröte, da es nicht meine Absicht war, nach dem Gespräch über Esthers Schwärmerei Owen gegenüber einen schlüpfrigen Witz zu machen.

Etwas verlegen lächelt er.

»Oh, das ist er also? Ausgesprochen … wie würde meine Mum es nennen? Flott. Ein flotter Kerl.«

»Sag ihm das bloß nicht, sonst bildet er sich darauf noch was ein.«