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Man nehme: Zwei Freundinnen. Männer. Liebe. Lust. Leidenschaft. Dazu kommen Emotionen verschiedenster Art, Drama, Herzschmerz, Freundschaft, Alltag, Enttäuschung, Glaube und eine doppelte Prise Thrill. Als Garnitur und gewisses Etwas: Witz, Ironie, Sarkasmus sowie Murphy´s Law. Diese Zutaten mixe man mit viel Gefühl und Liebe auf über 600 Seiten zu fantastischer Frauenliteratur. Begleiten Sie Paula und Nell, beste Freundinnen seit Kindheitstagen, durch ihr oft chaotisches Leben und haben Sie teil an allen emotionalen Nuancen ihres Lebens. Begegnen Sie Arschlöchern und Helden. Weinen sie Tränen des Humors oder aber des Herzschmerzes. Spüren Sie die Hitze der Leidenschaft und frieren Sie beim nachspüren kalter Panik. Mehr Auf und Ab in einem Buch geht nicht. Turbulent. Herzlich. Zum Liebhaben.
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Seitenzahl: 562
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Alma Gémea -TRUST
"Und manchmal, während wir so schmerzhaft reifen,
dass wir beinahe daran sterben,
erhebt sich aus allem, was wir nicht begreifen,
ein Gesicht und sieht uns strahlend an."
Rainer Maria Rilke
Inhalt
Kapitel 1: Paula5
Kapitel 2: Rückblende12
Kapitel 3: Die Eingebung21
Kapitel 4: High Noon34
Kapitel 5: The day after41
Kapitel 6: Einige Wochen später63
Kapitel 7: Im Hier und Jetzt80
Kapitel 8: Die Wende83
Kapitel 9: Flucht92
Kapitel 10: Schiffbruch102
Kapitel 11: Gestrandet105
Kapitel 12: Eine neue Herausforderung119
Kapitel 13: Gefühlschaos129
Kapitel 14: Eine schicksalshafte Begegnung – und keiner merkt‘s144
Kapitel 15: Aus der Traum?152
Kapitel 16: Tapetenwechsel169
Kapitel 17: 22 Stunden später177
Kapitel 18: Urlaubsstart mit Hindernissen183
Kapitel 19: Bürokratie mit Knalleffekt196
Kapitel 20: Chaos und Terror215
Kapitel 21: Hilfe, die keine ist233
Kapitel 22: In der Gewalt der Entführer252
Kapitel 23: Die Rettung280
Kapitel 24: Zurück nach Hause304
Kapitel 25: Unglücklich verliebt in Hamburg372
Kapitel 26: Nachricht – nicht von Sam – und ein ersehntes Wiedersehen400
Kapitel 27: Durststrecke441
Kapitel 28: The way ahead452
Kapitel 29: Rausschmiss mit Folgen481
Kapitel 30: Wohnungssuche mit Dissonanzen519
Kapitel 31: Allein im neuen Zuhause569
Kapitel 32: Das Antragsbankett603
Danksagung618
@ Froschmänner620
Und last but not least noch etwas zum Genießen:623
Das Telefon schrillte laut und undankbar. Dann wurde der Hörer abgenommen.
“Hallo?“
“Nell? Nell? Er hat um meine Hand angehalten! Er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will! Oh Gott – ich kann es kaum fassen. Er hat es getan! Nell? Hörst du mir zu? Du hattest recht, dass mit den Sternen und dem Gottvertrauen und so… Ich gebe zu, dass du zum x-ten Mal Recht hattest. Eigentlich müsste ich mich daran gewöhnt haben, dass du mit allem Recht hast. Aber ich kann es einfach nicht - Nell? Bist du noch dran?“
„Hey Paula!“ Nells warme Stimme drang endlich an ihr Ohr. Ein warmes, herzliches Lachen folgte. „Meine liebe gute Paula! Wenn du endlich mal Luft holen würdest und mich zu Wort kommen lässt, dann könnte ich dir sagen, wie sehr ich mich für dich freue. Und ich sag dir gerne, dass ich selbstverständlich Recht hatte und es mich nicht wundert, dass er um deine Hand angehalten hat. Aber du bist eine ewige Zweiflerin. Lerne endlich zu Vertrauen und hör auf, hinter jedem netten Lächeln den Teufel höchstpersönlich zu vermuten. Ich kenne niemanden, der auf so naive Weise so gottverbunden ist wie du! Wann kapierst du es endlich?“
Stille.
„Paula?“ Jetzt war es an Nell, auf ein Lebenszeichen zu warten.
„Paula?“
Sie hörte Paula schniefen.
Oh Mann.
Paulas wunder Punkt. Paula und Vertrauen – das konnte sie einfach nicht. Nichts und Niemanden. Außer Nell natürlich. Nell und Paula waren seit der gemeinsamen Internatszeit Freundinnen – die besten Freundinnen. Sie teilten seitdem bis auf Jungs, Zahnspangen und Klamotten alles Erdenkliche. Letzteres lag einfach daran, dass ihnen die unterschiedliche Anatomie einen Strich durch die Rechnung machte. Nell war eine Naturschönheit – 1,65 m groß, nicht zu dick, nicht zu dünn. Blonder Pagenkopf. Große blaue Augen die nie aufhörten zu strahlen. Sie umgab eine ruhige und harmonische Aura, schon fast etwas Mütterliches. Sie war ein echter Augenschmaus für jeden Kerl, der nicht blind oder schwul war. Paula hingegen - tja, sie war zu groß mit ein paar üppigen Kilos zu viel auf den Rippen. Für eine Frau, die keine Modelmaße hatte, ist 1,81m schon eine tägliche Herausforderung. Sie hatte ein breites Kreuz und langes, braunes Haar, in das man fassen konnte, ohne Anfang oder Ende zu finden. Grüne Augen, die Alles und Jeden erfassten und denen kein Detail entging. Sie war quirlig, überdreht, fast schon rastlos, aber auch gleichzeitig abwartend. Ein wenig paranoid. Ständig auf Spannung. Aber immer ehrlich. Immer geradeaus. Mit ihrem ungezügelten Mundwerk hatte sich Paula schon oft in Schwierigkeiten gebracht. Und trotz allem war sie sehr herzlich. Sie mied Höhen, Tiefen, Gewässer, Boote, Eisen- oder Straßenbahnen. Paula würde nichts betreten was sie nicht selbst kontrollieren konnte - niemals! Keine Aufzüge, keine Rolltreppen oder sonst etwas, was Paula am selbst Laufen, Rennen oder Fahren hindern würde. Was den Vorteil hatte, dass Paula trotz ihrer beeindruckenden Größe eine super Kondition hatte.
Nell fand Paula einfach perfekt; Paula hingegen fand sich alles andere als Perfekt.
In Paulas Wohnung waren alle Spiegel so angebracht, dass sie alles von Kopf bis Dekolleté sehen konnte. Mehr nicht! Andere Spiegel vermied sie einfach. Ein Streitthema der beiden Frauen. Nell versuchte seit ihrer Kinderzeit, Paula die Augen für ihre Schönheit zu öffnen – leider ohne Erfolg. Doch Nell wäre nicht Nell, wenn sie nicht am Ball bleiben würde. Da sie aber nicht weiterkam, übergab sie diese schier unlösbare Aufgabe eben höheren Mächten. Irgendwann würde Paula diese Einsicht erlangen und damit hoffentlich auch endlich den Mann ihres Lebens finden.
„Mensch Paula! Hör auf zu schniefen. Für einen Riesen bist du so leicht aus der Bahn zu bringen!“
„Pah!“ Trotzig unterbrach Paula ihre Freundin, in dem Versuch einen auf Freud zu machen. „Ich bin kein Riese und wollte auch nie einer sein. Wäre ich so groß wie mein Selbstvertrauen, dann wäre ich zwei Köpfe kleiner als du.“
„Och Mensch! Jetzt reicht es aber!“, entfuhr es Nell. „Was hältst du davon, wenn wir uns zum Abendessen bei unserem Lieblingsgriechen treffen? Gegen 20 Uhr?“
„Aber nur, weil du es bist!“, entgegnete Paula trotzig und rotzfrech.
„Ich danke dir, dass du mich mit deiner Gesellschaft erfreuen wirst“, witzelte Nell. Paula fing an zu lachen. Auch Nell begann zu lachen. Beide grölten in ihre Telefonhörer. Prustend verabschiedeten sich die Frauen voneinander und legten auf.
Wie erwartet, saß Paula bereits in der hinteren Ecke ihres Lieblingsgriechen. Noch so eine Manier von Paula. Niemals würde sie zu einer Verabredung pünktlich kommen. Paula war immer vor der Zeit da. Sie hasste es, in einen Raum zu kommen und erst suchen zu müssen, wo ihre Verabredung zu finden war. Sie fühlte sich in diesem Moment so beobachtet und unwohl und ungewollt im Mittelpunkt, dass sie unter blöden Umständen sogar das Weite suchte. Egal wer ihre Verabredung war. Für Nell kein Problem. Sie kam stets fünf Minuten später als verabredet. Zielstrebig ging sie auf den kleinen Tisch zu, an dem ihre Freundin bereits nervös auf sie wartete. Ein breites Lächeln auf dem Gesicht.
„Du siehst super aus“, sagte Paula neidisch.
„Ach komm, die Klamotten habe ich doch schon ewig!“
Paula öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch Nell brachte sie schnell zum Schweigen. „Lass es! Ok?!Kauf dir ’nen neuen Spiegel, der dir endlich zeigt, dass du ein völlig falsches Bild von dir hast! Und jetzt Schluss! Erst suchen wir was Leckeres von der Karte aus. Dann erzählst du mir alles über seinen Heiratsantrag.“
„Du, Nell?“
Nell hob den Kopf aus der Speisekarte und blickte irritiert ihre Freundin an.
„Ich habe ein Problem: du sprachst von lecker. Hier ist alles lecker. Ich kann mich nicht entscheiden!“ Ungläubig starrte Nell in Paulas Augen. Sie sah den Schalk darin aufblitzen. Beide lachten. Während des Essens sprachen die beiden kaum. Außer ‚Lecker’, ‚darf ich mal probieren’ und einem weiteren ‚Hmmm’, sagten sie nichts. Die Teller wurden abgeräumt, der Ouzo kam. Dazu noch ein Latte Macciato. Jetzt war Zeit zum Reden! Nell rührte in ihrer Latte herum und sah gespannt auf Paula. „Los! Erzähl mir endlich von diesem geschichtsträchtigen Heiratsantrag!“
Frühjahr, Bad Münder, Internat Marienau
Die Tür zum Klassenzimmer der 7 a ging auf. Der Rektor kam herein. Im Schlepptau einen großen Kerl. Weite Baggyhosen. Schlabbershirt, welches schon bessere Tage gesehen hatte. Kurze ungepflegte Haare, finsterer Gesichtsausdruck, eine grimmige Aura mit dem Charme eines überlaufenden Dixi-Klos. Kurzum – der Typ war total fehl am Platz. Jeder in der Klasse starrte gebannt auf den Neuling. Was tat einer wie DER auf einem Eliteinternat wie dem ihrigen? Er sah so aus, als ob er alles, nur keinen Spaß verstehen würde – so viel wussten sie bereits nach den ersten 25 Sekunden.
„Guten Morgen meine Damen und Herren!“ Der Bariton des Rektors ertönte.
Die Klasse erhob sich und grüßte monoton: „Guten Morgen Dr. Theobald!“
„Darf ich euch eure neue Mitschülerin Paula Brehm vorstellen?“
Mitschülerin?! Nein – sie hatten sich alle sicherlich verhört! Ach du liebe Zeit! Was da vor ihnen stand war ein Mädchen?
Die Einzige die nicht die Augen verdrehte war Nelia Sophie Dammberg. Sie musterte den, nein, die Neue kurz. Dann schnappte sie sich ihre Schulsachen, stand auf und verließ ihren angestammten Platz in der zweiten Reihe. Zielstrebig steuerte sie die letzte Tischreihe an und platzierte ihre Sachen neu. Hob den Kopf, blickte über die erstaunten Gesichter ihrer Mitschüler hinweg Paula an und bot ihr ohne Wenn und Aber ihren freien Nachbarplatz an. Als Dr. Theobald Paula ihm – nein, ihr - einen Schubs gab, setzte sich diese widerwillig in Bewegung. Steif und unbeholfen nahm sie neben Nelia, die alle nur Nell nannten, Platz. Nell nickte Paula zu, stellte sich kurz vor und starrte dann wieder gerade aus Richtung Tafel. Sie sah gerade noch den Rektor das Klassenzimmer verlassen. Kaum war er draußen, drehte Paula sich zu Nell herüber und zischte ihr in grimmigsten Tonfall zu: „Ich brauche keine Samariterin!“ Damit blickte auch Paula wieder Richtung Tafel. Schien aber durch diese hindurch zu schauen in eine andere Welt oder gar in ein anderes Universum. Schweigend und unnahbar verbrachte Paula die erste Schulstunde in diesem Internat für Schüler der gehobenen Gesellschaftsklasse, das in ihren Augen lediglich ein grottiges Gemäuer darstellte.
Shit, wie bin ich denn nur hierhergekommen?
Die Antwort war schlicht und einfach: Gott hasste sie. Es musste so sein! Nur warum, das hatte Paula noch nicht verstanden.
14 Monate zuvor war ihr Vater während eines Auslandseinsatzes im Irak getötet worden. Er war Amerikaner, in Deutschland stationiert. Doch dann kam der Krieg. Auftrag ‚Dessert Storm’. Air Force First Lieutenant Clark Brehm wurde abkommandiert und kam nicht wieder. Ein guter Mann, der mit Stolz für sein Vaterland gefallen war. Scheiß auf den Stolz! Er war jetzt tot! Sein Stolz hatte ihn nicht retten können. Und ihre Mutter auch nicht! Sie war über den Verlust ihres Mannes einfach nicht hinweggekommen. Und die angebliche Mutterliebe war offenbar nicht groß genug, um sie um Paula Willen am Leben zu halten. Nicht für Paula. Ihre Mutter begann vier Monate nach dem Verlust ihres über Alles geliebten Ehemannes Selbstmord: Eine sehr große Menge besten schottischen Whiskey, dazu eine beachtliche Ladung Medikamente, tödlich genug einen Elefanten zur Strecke zu bringen. Erst recht tödlich genug, um eine zierlich gebaute Frau wie Carmen Brehm von ihrem irdischen Dasein zu erlösen. Um, wo auch immer, mit ihrem Geliebten die Ewigkeit verbringen zu können. Kein Abschiedsbrief. Keine Erklärung. Aber dafür taktisch terminiert, damit Paula sie auch als Erstes fand. Hinterlassen hatten ihre Eltern einen Treuhandfond, der sie über die Schul- und Studiumszeit hinweg über Wasser halten würde. Genug, um es luxuriös gestalten zu können. Aber ihre - ach so herzliche - Tante mütterlicherseits war da anderer Ansicht. Paula war lästig. Vor allem für eine Frau im mittleren Alter, die einen gut gehenden Wellness-Tempel für die oberen Zehntausend dieser Welt betrieb. Was sollte man da mit einem traumatisierten Teenager, der ihren guten Ruf gefährden würde. Also schob die gute Tante Paula einfach in dieses Internat ab – 632 km nördlich von München. Weit genug entfernt, um auch ja von jeglicher Verantwortung befreit zu sein. Hier war sie nun, abgeschoben, allein, für sich, in einer Welt die ihr so fremd war. Es hätte auch ein fremder Planet sein können, auf dem sie ausgesetzt wurde. Gott hasste sie! Er musste sie sehr hassen. Warum machte er nicht einfach kurzen Prozess und schickte sie geradewegs in die Hölle? Damit auch er die Verantwortung für sie abgeben konnte. Anscheinend hatte Gott aber andere Pläne. Er wollte ihr offenbar die Hölle auf Erden bereiten. Zu diesem Zwecke schickte er ihr diese, in Licht gehüllte Erscheinung – Wie hieß sie gleich noch mal? Richtig, Nell. Nell schien es sich in den Kopf gesetzt zu haben, sie zu retten. Aber Paula wollte sich nicht retten lassen. Von Keinem! Auch nicht von Nell! Doch Nell wäre nicht Nell, wenn sie aufgegeben hätte. Nell bewerkstelligte es sogar, das sie zusammen mit Paula ein gemeinsames Zimmer bekam. Nell fühlte sich auf unerklärbare Weise mit Paula verbunden. Und so machte es Nell es sich zur Aufgabe, ständig an Paulas Seite sein zu müssen und begleitete sie unaufgefordert überall hin. Die einzige Ausnahme waren Toiletten- und Duschgänge. Die anderen Mitschüler fingen nach kurzer Zeit an, Witze über das ungleiche Gespann zu machen und foppten Paula bei jeder Gelegenheit. Sie beschimpften Nell als Kindermädchen oder Schoßhündchen und Paula wurde als Kleinkind betitelt, die ohne ihre Nanny keinen Schritt gehen konnte. Nell ertrug diese Beschimpfungen stets mit erhobenem Haupt und einem Lächeln im Gesicht. Paula hingegen kochte innerlich vor Wut. Sie wollte ihre Ruhe haben. Schlimm genug, dass sie Nell am Hals hatte. Jetzt hatte sie sogar die Aufmerksamkeit der anderen Schüler. Irgendwann platzte Paula der Kragen. Es war nach dem Essen im Gemeinschaftssaal. Es wurde getuschelt und gewitzelt. Paula hielt es nicht mehr aus und sprang während des Essens einfach auf und stürmte aus dem Saal zu ihrem Zimmer. Hinter ihr konnte sie die so vertrauten Schritte von Nell hören. Sie schmiss die Zimmertüre zu und wollte gerade auf irgendetwas einschlagen als die sofort erneut auf- und wieder zuflog. Nell. Da stand sie. Schon wieder. Paula drehte sich herum und funkelte und wütete Nell furchtbar an. „Verdammt noch mal! Kannst du mich nicht ein einziges Mal in Ruhe lassen?“. Bei jedem Wort flog Spucke aus Paulas Mund wie Schaum bei einem tollwütigen Hund. „Ich will keinen Aufpasser. Keine Nanny. Ich will alleine sein. Ich will in Ruhe gelassen werden. HÖRST DU? Ich will alleine sein!“ Dabei liefen Paula Tränen über das wutrote Gesicht. Wild gestikulierte Paula dabei und es sah für einen Moment so aus, als ob Paula bei all dem Wüten, Schreien und Um-sich-Schlagen in tausend Stücke zerspringen würde. Und während Paula so tobte, stand Nell ganz gelassen im Raum, zuckte hin und wieder mit den Augen oder hob die Schultern, um sich ein wenig zu verstecken. Als Paula ein wenig runtergekocht war, stand sie völlig außer Atem vor ihrer Zimmergenossin und schnaufte. Nell ging einen Schritt auf Paula zu, blickte ihr fest in die Augen. „Du bist nicht allein! Du fühlst dich allein. Aber du bist nicht allein. Aber wenn du es dir so sehr wünscht, liebe Paula, dann sollst du deinen Willen haben!“ Der Blick, den Nell hatte, konnte Paula nicht recht deuten. Es war eine Mischung aus Schmerz, Mitleid und – ja – so etwas wie Liebe. Es traf Paula so unvorbereitet und direkt mitten in die Brust, dass es ihr die Luft nahm. Noch ehe Paula etwas sagen konnte drehte sich Nell langsam herum und ging aus dem Zimmer. Das letzte was Paula vernahm, war das Klicken der schließenden Türe. Dann brach sie weinend zusammen. Irgendwann spürte Paula Hände auf sich. Benommen und erschöpft hob sie den Kopf. Ohne Widerwillen ließ sie sich von Nell aufhelfen und ins Bett bringen. Paula fror. Diese eisige Kälte, die von innen heraus durch den ganzen Körper kroch und jeden Zentimeter vereiste. Die Kälte war so extrem, dass Paulas Zähne heftig aufeinanderschlugen. Sie wusste nicht wie spät es war. Das kleine Nachtlicht an Nells Bett ging an. „Hey Paula?“ Paula klapperte so eifrig mit den Zähnen, dass sie nicht antworten konnte. Nell löste das Problem der fehlenden Kommunikation auf ihre Weise: das Licht ging aus und einen kurzen Moment später schaukelte Paulas Bett und warme, weiche Rundungen schmiegen sich an Paulas frostigen Körper. Paula hatte nicht die Kraft, sich zu wehren. Sie ließ die ungewohnte körperliche Nähe zu, entspannte sich mehr und mehr, als die Kälte Nell´s Körperwärme wich. Dabei streichelte Nell Paula über das Haar. Dies war der Moment, wo auch Paula begriff, dass es da etwas zwischen ihnen gab, dass tiefer ging wie einfach nur Freundschaft. Nells dauerndes Leuchten, positives Denken und optimistisches Handeln ließen Paula keine Wahl: Paula ergab sich, frei nach dem Motto: ‚Kannst du nichts gegen deinen Feind ausrichten, dann verbünde dich mit ihm’ Sie tat es. Und es war eine der besten Entscheidungen, die Paula in ihren verkorksten 13 Jahren getroffen hatte. Sie öffnete sich gegenüber Nell, erzählte ihr ihre Lebensgeschichte, ihre Träume, Hoffnungen. Nach Monaten der Tränen konnte sie sogar mit Nell zusammen lachen! Und es fühlte sich so gut an! Paula verliebte sich in Nell. So sehr man sich nur in eine ‚Ich-wünschte-wir-wären-Schwestern-Freundin' verlieben konnte. Das war vor etwas mehr als sieben Jahren. Gemeinsam überstanden sie das erste Verliebt sein, die erste Trennung nach nur gemeinsamen drei Tagen mit der vermeidlich großen Liebe. Sie litten miteinander und verfielen in den Rausch des ersten Kusses der jeweils anderen. Sie teilten eben alle Höhen und Tiefen die eben 'Eigentlich-sind-wir-doch-Schwestern' teilen konnten. Sie büffelten sich durch Algebra, lernten Latein, paukten Französisch und fragten sich gegenseitig Vokabeln ab. Lernten bis ihre Hirnwindungen zu gordischen Knoten mutierten. Sie meisterten gemeinsam ihren Abschluss – Abitur bestanden! Beide Jahrgangsbeste. Wer hätte das gedacht?
Nell´s Vater war Chef der Chirurgie am Bundeswehr-Zentralkrankenhaus Hamburg. Einer der besten Chirurgen, die das BwZk Hamburg zu bieten hatte. Doch ganz so ambitioniert wie Nells Vater war sie nicht. Ihr Arbeitsplatz war die MHH in Hannover. Jedoch nicht um Arzt zu werden, sondern um eine Ausbildung als Trauma-Krankenschwester zu machen. Dank ihres Einfühlungsvermögens, ihres großen Herzens und ihrer schier unendlichen Gelassenheit war sie eine fantastische Krankenschwester. Nell ging in ihrer Arbeit auf. Durch und durch Samariterin. Paulas "Eigentlich-sind-wir-ja-doch-Schwestern-Freundin" machte nicht nur einen guten Job – Sie hatte ihre Berufung gefunden - mit Leib und Seele!
Im Anschluss an die Ausbildung folgte Nell ihrem Vater ins BwZK Hamburg. Was wiederum zur Folge hatte, dass sie das vertraute Hannover hinter sich lassen musste und zurück in ihre alte Heimat zog.
Dieser Umzug vor ein paar Monaten hatte ihren, bis dato gemeinsamen Weg getrennt. Nur an den spärlichen, freien Wochenenden sahen sich die zwei Frauen. Paula hielt sich mit Gelegenheits- und Aushilfsjobs über Wasser, da ihr immer noch nicht ganz klar war, wohin sie gehörte. An Nells Seite, ohne Frage. Aber in ein Krankenhaus? Auf keinen Fall! Es musste etwas rationales, kalkulierbares, etwas kontrollierbares sein.
Die Eingebung begegnete Paula in einer Samstagnacht. Zuvor hatten sie und Nell in der Hannoveraner Szenebar ‚Bolero’, ordentlich auf den Putz gehauen. Sie hatten zu guter Musik bis zum Muskelkater getanzt. Dabei hatten beide ihren Durst mit Mojitos gestillt. Mit zu vielen Mojitos. Mit viel zu vielen Mojitos.
Paulas Eingebung kam in fleischgewordener Form. Er hieß Helge. Helge Kleinert. Helge war acht Jahre älter als Paula. Surfertyp. Groß, blond, gebräunte Haut dank Sonnenbank, verwegenes Lächeln, blitzende blaue Augen. Frauenheld. Nicht unbedingt durchtrainiert, aber gut gebaut. Er stach schon beim Betreten des Boleros hervor. Er überragte die meisten Männer. Umgeben von einer Ausstrahlung, die den Schneegipfel des K2 zum Schmelzen gebracht hätte. Selbstbewusstsein – genug um eine ganze Armee damit ausstatten zu können. Manche hätten ihn als arrogant und überheblich beschrieben. Doch Paula war zu diesem Zeitpunkt schon zu betrunken, um solche Feinheiten überhaupt bemerken zu können. Wider Paulas Natur ließ sie es zu, das Helge sie nach Hause bringen durfte. Nell hatte sich schon Stunden zuvor abgesetzt und zurück nach Hamburg fahren müssen. Wie so oft, hatte sie kurzfristig den Dienst für eine erkrankte Kollegin übernommen. Doch Nell sah darin eine Chance, ihre beste Freundin endlich in die festen Händen eines Mannes zu geben. Also brachte Mr. Sunshine Paula in ihre kleine, kuschelige Dachgeschosswohnung. Ihr Reich inmitten der hannoverschen Nordstadt. Das Haus von außen ein wenig schäbig, das Treppenhaus renovierungsbedürftig, die Nachbarschaft stets anonym. Keiner der Mitbewohner erweckte bei Paula genug Interesse, um ihn wenigstens auf einen Kaffee einzuladen. Doch in ihren 38 Quadratmetern unterm Dach hatte sie es sich mit ihren finanziellen Mitteln sowie Nells Unterstützung so gemütlich wie nur möglich gemacht. Dorthin, in ihr Nest, ihren Rückzugsort, nahm sie einen wildfremden Kerl mit. Was hatte sie sich dabei nur gedacht? Ja, was nur? Ganz einfach – Nix!
Von der Nacht bekam Paula nicht viel mit. Als Paula morgens aufwachte, lag sie angezogen bis auf ihre Schuhe im Bett. Brav zugedeckt und mit einem höllischen Kater, der genauso gut ein ausgewachsener, prähistorischer Säbelzahntiger hätte sein können. Als ihre Augen sich endlich bereit erklärten, sich auf Scharfsicht einzustellen, entdeckte sie eine Visitenkarte auf ihrem Nachttisch. Nicht einfach eine Visitenkarte aus recyceltem Papier – nein! Auf hochweißem Büttenpapier mit Goldprägung in 3D-Optik stand da geschrieben:
EXPORT KLEINERT GmbH
DIE Exportexperten für den weltweiten Versand Ihrer Güter
Helge Kleinert
Projectmanager Business Development
Im Graufinkeck 7
30159 Hannover
Tel. 0511 – 47 28 32 –19
Fax0511 – 47 28 32 – 27
Mob.0175 – 14 777 22 8
EXPORT KLEINERT GmbH
DIE Exportexperten für den weltweiten Versand Ihrer Güter
Helge Kleinert
Projectmanager Business Development
Im Graufinkeck 7
30159 Hannover
Tel. 0511 – 47 28 32 –19
Fax0511 – 47 28 32 – 27
Mob.0175 – 14 777 22 8
Beim Lesen des Namens klingelte etwas…..
Sie dreht die Karte herum:
Ruf mich an!
Gruß Helge
Kurz und schmerzlos. Entweder war die Nacht so enttäuschend, dass es nicht mehr Worten bedarf oder aber er wollte ihr einen Gefallen erweisen und ihr einen Verhaltenstherapeuten empfehlen. Da sie noch vollständig bekleidet war, ging sie von Variante eins und zwei gleichzeitig aus. Mit Mühe schob sie die tonnenschwere Bettdecke von sich und begab sich quälend langsam in die Vertikale. Sie saß. Auf der Bettkante. Um sie herum drehte sich plötzlich alles. Trotz Kater und Gleichgewichtsstörungen schaffte sie es in ihr Miniaturbad. Auf dem kurzen Weg dorthin riss sie lediglich eine Lampe vom Flurschränkchen herunter und fegte beim Versuch, sich nicht aufs Maul zu legen, zwei gerahmte Bilder von der Wand. Rechtzeitig erreichte sie die Kloschüssel. Mit dieser verbrachte sie einen Großteil des Morgens. Zwischenzeitlich gelang es ihr, das Chaos im Flur zu lichten, sowie ein Frühstück aus Aspirin und Fencheltee zu sich zunehmen. Das dringende Duschen vertagte sie auf unbestimmte Zeit. Gegen Abend hatte sie auch diesen Punkt von ihrer verkaterten To-Do-Liste streichen können. Jetzt blieb nur noch die Visitenkarte.
Soll ich ihn anrufen? Was soll ich dem denn nur sagen?
Hi – war schön gestern?
Was war schön? Ihre peinliche und verzweifelte Art, sich ihm an den Hals zu schmeißen? Nell hatte noch nicht einmal den Versuch unternommen, sie zu stoppen. Was hatte sie ihm wohl erzählt – in einem Anfall von Redewahn Dank zu vieler Mojitos?
Nie wieder Mojitos! Oder - Ok - vorerst nie wieder Mojitos!
Wie ein Tiger ging Paula in ihrer kleinen Wohnung auf und ab. Anrufen? Nicht Anrufen? Beim zufälligen Blick in den Spiegel entschied sie sich sofort für nicht Anrufen. Hätte sie ihn angerufen, wäre es einer Verzweiflungstat nahegekommen. Und diesen Eindruck wollte sie auf keinen Fall erwecken! Zu gerne würde Paula sich fallen lassen wollen und gehalten werden. Lieben und die Angst vor Enttäuschungen zu verlieren.
Das Telefon klingelte.
Du lieber Gott! Ich habe ihm doch nicht etwa im Suff meine Nummer gegeben?
Und wenn schon. Er hatte sie nach Hause gebracht. Er könnte genauso gut bei ihr vorbeikommen, klingeln und sie persönlich auslachen. Nach dem 8. Klingeln hob Paula ab.
„Hallo meine Süße!“ Nells sanfte Stimme umspielte Paulas gespannte Nerven. „Du hast gestern aber ganz schön Vollgas gegeben.“ Nell redete einfach weiter. „Ich vermute, du hast dich bereits mit deiner Kloschüssel ausgesprochen, dein Chaos gelichtet, dein Spezialfrühstück zu dir genommen und hoffentlich geduscht?“
„Ja Mama!“, brachte Paula zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
Nell lachte ihr so typisches, herzerweichendes Lachen. „Hast du auch schon den Surfertyp von gestern Nacht angerufen? Oder diskutierst du immer noch mit dir selber? Viel kann bei euch ja nicht gelaufen sein, so wie du dich abgeschossen hast... .“
„Stopp!“ Paula unterbrach ihre beste Freundin. „Warst du dabei? Oder hast du heimlich Kameras angebracht? Oder hast du etwa mit ihm telefoniert?“
Nell lachte. „Weder noch. Ich kenn' dich einfach nur gut.“
„Anscheinend zu gut“, kommentierte Paula.
„Ach komm schon Paula. So schlecht sah der Typ nicht aus. Und er ist der Sohn des Inhabers einer Exportfirma hier in Hannover. Also eine gute Partie.“
„Nell!“
Doch Nell redete stur weiter. „Er war wenigstens so höflich und hat dich NUR zu Hause abgesetzt ohne sich an dich ranzuschmeißen. Ist doch schon eine großartige Leistung von ihm. Somit hatte er mehr Anstand als die anderen Typen, denen du bisher so begegnest bist.“
„Nell!“
„Und ich dachte, wenn du dich mit ihm noch ein oder zweimal triffst… .“
„NELL!!! Hör auf mich zwanghaft verkuppeln zu wollen. Nur damit du dir nicht so viele Sorgen um mich machen musst. Mach’s wie meine Eltern oder meine Tante – bring mich ans andere Ende der Welt oder geh einfach aus meinem Leben.“
Ach Scheiße!
Schweigen – langes Schweigen! Paula schossen die Tränen in die Augen. Sie traute sich nicht, mehr zu sagen, geschweige denn aufzulegen. Sie ließ den Hörer einfach fallen, taumelte zu ihrem Bett und vergrub sich in die Kissen.
Vorbei... Nells unermessliche, aber nicht unerschöpfliche Geduld. Sie hatte es schon wieder getan – unfair, unter die Gürtellinie gehend. Sie weinte und weinte und weinte. Irgendwann hatte ihr Körper weder die Kraft noch die Reserven, um noch mehr Tränen zu vergießen. Paula starrte gegen die Wand. Plötzlich war alles zu eng und gleichzeitig zu groß. Unpersönlich. Es war nicht ihr Leben. Wenn sie sich nicht bald selber fand oder wenigstens eine Konstante in ihr Leben kam – egal ob in fleischgewordener- oder beruflicher Form…..
Wie lange konnte man in einem luftleeren Raum überleben?
Auf einmal schlangen sich vertraute Arme um Paula. Sie zuckte noch nicht einmal. Der Geruch, die Wärme, die Stimme...
NELL!
Ihre Nell, die extra für sie den erneuten Weg von Hamburg nach Hannover auf sich genommen hatte. Ihre Nell, die in wenigen Stunden ihren Dienst beginnen musste und bestimmt noch nicht zum Schlafen gekommen war. Erneut packte Paula ein heftiger Heulkrampf. Und was tat Nell? Sie tat, was sie immer tat: Sie wiegt ihre beste Freundin in den Armen, als hielte sie ein verlorenes Kind darin.
„Es...es tut mir leid!“ brachte Paula mit heiserer Stimme heraus.
Nell hob eine Augenbraue. „WAS tut dir leid? WIE LANGE tut es dir leid? WANN bekommst du dich endlich in den Griff? Ich denke ernsthaft darüber nach, meinen Job in der Klinik sausen zu lassen und die Betreuung für dich zu übernehmen.“
Paula konnte bei dieser Vorstellung nicht anders als lachen. Auch Nell stimmte mit ein. So lagen sie lange in Paulas geblümten Himmelbett.
„Jetzt aber mal ernsthaft Paula.“ Nell war es, die die Sprache als erstes wiedergefunden hatte. „Paula, so kann das nicht weitergehen! Fang endlich an zu Leben. Such dir 'ne Ausbildungsstelle oder einen richtigen Job. Oder einen Mann. In welcher Reihenfolge auch immer. Ich mache mir Sorgen um dich. Ernsthafte Sorgen!“
Paula setzte sich auf. Sie sah den so fremden, ernsten Gesichtsausdruck in Nells feinem Gesicht.
„Oh Gott! Nell, du meinst das ernst?!“
„Ja, Paula, das tue ich“, sagte Nell mit fester und leiser Stimme. „Ich bitte dich als meine Seelenverwandte, wirf deinen alten Ballast über Bord und geh nach vorne. Und hör auf zu glauben, dass Gott dich hasst. Gott meint es trotz allem sehr, sehr gut mit dir!“
Nach kurzer Pause fuhr sie fort: „Ruf Helge endlich an. Triff dich mit ihm. Geh mit ihm aus und lebe! Lerne endlich zu Vertrauen! Und zwar noch anderen Menschen außer mir. BITTE PAULA!“
In dieser Bitte schwang so viel Liebe, Verletzlichkeit, Fürsorge und Verzweiflung mit, dass Paula an sich halten musste, um nicht erneut in Tränen auszubrechen.
„Ich muss mich wieder auf den Weg nach Hamburg machen. In vier Stunden beginnt meine Schicht und ich habe nicht sonderlich viel geschlafen… .“
„Es tut mir leid“, entgegnete Paula kleinlaut. „Ich werde ihn anrufen. Versprochen!“
Nell stand auf. Mit Sicherheit lag Zweifel in ihren Augen, doch wegen des Dämmerlichtes konnte Paula es nicht bestimmt sagen. Nell ging, ohne sich umzudrehen. Leise zog sie die Tür ins Schloss.
Scheiße!
Für die Beziehung zu ihrer Seelenverwandten war es fast fünf nach zwölf.
Paula stand auf und trat vor den Spiegel. Sie sah sich fest in die Augen und trat sich innerlich selbst in ihren viel zu dicken Hintern.
Los jetzt, Paula! Jetzt oder nie. Mach es direkt, sonst drückst du dich doch nur wieder.
„Wer ist da?“ Eine verschlafene Männerstimme. Etwas heiser, aber tief und angenehm.
„Hallo Helge, hier ist Paula.“
„Wer? Ach Paula. Die Mojito-Paula aus dem Bolero?“
„Ja?!“
„Entschuldige, du hast mich gerade geweckt.“
„Wie geweckt? Wie spät ist es denn?“ Verzweifelt suchte Paula ihr Handy, um sich über die aktuelle Uhrzeit zu informieren.
Was? Halb drei morgens! Ach du Schreck.
„Du Helge...“, stammelte Paula ... „es tut mir leid. Ich habe wohl irgendwie meine Zeitrechnung verloren. Ich rufe dich einfach die Tage noch mal an. Was meinst du?“
Paula wollte schon auflegen, doch Helge schrie laut genug ins Telefon, um sie daran zu hindern. : „Hey Paula – nicht auflegen!“
„Ähm, ich bin noch dran.“
Der muss mich doch für einen totalen Sozialfall halten.
„...in einer halben Stunde, Ok?“
„Wie bitte?“
„Wo in einer halben Stunde?“
„Bei McDonalds in der Georgstraße“, wiederholte Helge geduldig.
Paula hatte leider nicht mitgekommen, wie Helge es geschafft hatte, sie zu einem spontanen Nachtausflug zu McDonalds zu überreden. Die einzige Möglichkeit zu dieser unchristlichen Zeit, einen Kaffee trinken zu gehen.
Tja, warum eigentlich nicht?
Schließlich hatte sie ihrer besten Freundin versprochen, den Typen anzurufen und zu treffen. Warum also nicht jetzt sofort damit anfangen?
„Ja, Ok Helge. In einer halben Stunde dann.“
„Super, bis gleich!“ flötete Helge - scheinbar von den Toten auferstanden - in den Hörer und legte auf.
Oh Mann!
Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Nur Nell zuliebe einen Kerl treffen, bei dem sich ihr Magen zusammenzog? Ja, Nell zuliebe würde sie das tun. Ein weiteres Mal blickte sie auf die Uhr ihres Handys. Noch 20 Minuten. Was sollte sie anziehen. Nachts um drei für ein Date – war es eigentlich ein Date? Bei McDonalds zum Kaffeetrinken... . Es fühlte sich nicht so an.
Sie entschied sich für Jeans und einer dunkelgrünen Bluse mit hohem Kragen. Sie wollte auf keinen Fall verzweifelt wirken. Darüber zog sie eine bequeme schwarze Collegejacke. Schuhe – sie brauchte ja auch noch Schuhe. Fast wäre sie barfuß aus dem Haus gegangen. Sie entschied sich für schwarze Slipper. Kein Makeup, kein Parfum. Entweder wollte der Kerl sie so wie sie eben nach einem durchgekotzten Tag aussah oder eben nicht.
Basta! Kopf hoch, Bauch rein, Brust raus!
Oh Gott – wem machte sie hier eigentlich was vor? Auf jeden Fall sich selbst am meisten.
Der besagte McDonalds war nicht weit entfernt. So entschied sich Paula für das Laufen und gegen das Auto. Trotzdem war sie pünktlich. Sie hasste nichts mehr als zu spät kommen – am liebsten war sie schon eine Viertelstunde vor der vereinbarten Zeit an Ort und Stelle. Lage checken, sondieren, entscheiden, handeln…. Nur nicht auf den letzten Drücker kommen und dadurch erwartet werden und deswegen im Mittelpunkt stehen. Sollte dies der Fall sein – würde sie direkt wieder verschwinden! Ohne Rücksicht auf Verluste! Egal wer ihre Verabredung war!
Der McDonalds war bis auf einige wenige Nachtschwärmer leer. Es herrschte fast andächtige Stille. Sie entschied sich für einen Platz direkt rechts neben dem Eingang mit Blick auf die Bedienungstheke – die Wand im Rücken.
Keep cool! Alles unter Kontrolle, Paula! Ich hoffe er merkt nicht, wie nervös ich bin!
Warum zum Henker war sie nur so nervös? Wegen eines Kerls, den sie weder kannte, noch wirklich wollte.
Tief durchatmen! Kopf freimachen!
Fast hätte Helge seine spontane nächtliche Verabredung übersehen. Beim Betreten des McDonalds sah er sie nicht. Der Laden war fast leer, also konnte er sie eigentlich nicht übersehen haben. Zudem war sie groß. Sehr groß für eine Frau. Aber ihm gefiel ihre Größe. Endlich mal eine Frau, zu der er sich nicht hinunter bücken musste und Gefahr lief, nach fünf Minuten Knutschen einen Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule zu bekommen. Paula war nicht sein Typ Frau – absolut nicht. Sie war ihm eigentlich zu rund, zu üppig. Dennoch, etwas an ihr zog ihn magisch an. Vielleicht die Tatsache, dass ihm sein Vater die Pistole auf die Brust gesetzt hatte, oder aber – das kam Helge ganz entfernt in den Sinn– sollte er sich tatsächlich in diese Frau verliebt haben? Entweder verabschiedete er sich von seiner Vielweiberei und konnte ihm eine anständige Schwiegertochter präsentieren, die auch in der Lage war, an der Seite von Helge das Unternehmen zu repräsentieren. Oder aber Helge würde hochkant aus der Firma fliegen. Sein Vater war ein Mann des Wortes zu dem dieser auch Stand! Immer! Helges Vater irrte sich nie, machte nie Fehler und würde nie einen Entschluss rückgängig machen. Es war schon eine harte Bürde Sohn ein solch Perfektionisten zu sein, ganz zu schweigen davon, das Erbe als zukünftiger Geschäftsführer zu werden.
Vielleicht war es aber auch ihr Blick. Neugierig, offen und gleichzeitig so distanziert. Er wusste gar nicht, dass diese Kombination überhaupt möglich war – bis er Paula begegnete. Auf der Suche nach Paula ging Helge sogar in Richtung Waschräume und als er schon enttäuscht den Laden verlassen wollte sah er sie. Links vom Ausgang saß sie. Versteckter ging es nicht. Nervös hob sie die Hand und begrüßte ihn mit einem unsicheren ‚Hi’. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er sie zur Begrüßung gerne in den Arm genommen. Doch da sie sich nicht rührte und fast wie erstarrt wirkte, setzte er sich lediglich ihr gegenüber und schaute sie abwartend an. Wie gerne hätte er an ihrem fantastischen Haar gerochen. Wie sie wohl duftete? Er konnte kein Parfum erschnuppern. Auch trug sie heute keine Schminke – dennoch war ihr Gesicht schön. Anders konnte er es nicht beschreiben. Ein Schmollmund, den er allzu gern einmal kosten wollte. Wahrscheinlich nicht heute Nacht. Diese Frau benötigte Zeit – so viel stand fest.
„Zu was darf ich dich einladen?“ Er versuchte das dicke Eis zu brechen, welches zwischen Ihnen lag.
Sie überlegte einen kurzen Augenblick und entschied sich dann: „Einen White Chocolate - groß bitte!“
„Oh, du bist eine Süße?! Das hätte ich mir vorher denken können.“
War das tatsächlich ein Lächeln, was da so unscheinbar über ihr Gesicht huschte. Er schaute genauer hin – sah aber nichts außer einem intensiv musternden Blick, dem scheinbar Nichts und niemanden entging. Gentlemanlike orderte Helge ihre beiden Getränke und war in kurzer Zeit zurück. Sie saß immer noch auf ihrem Platz – nicht, dass er sie aus den Augen gelassen hätte, doch er war sehr froh, dass sie nicht die Flucht ergriffen hatte. Beide nippten still an ihren Heißgetränken.
Schließlich durchbrach Paula die Stille: „Mit was verdienst du dein Geld?“
Frisch und frei von der Leber weg – damit hatte Helge so auch nicht gerechnet. Er schluckte und räusperte sich, ehe er zu sprechen begann: „Ich arbeite in der Export-Firma meines Vaters. Da mein Vater gesundheitlich nicht mehr reisen kann, bin ich für unsere Geschäftspartner im Ausland verantwortlich. Ich bin viel unterwegs und war schon auf jedem Kontinent. Fünfundfünfzig Prozent meines Jobs verbringe ich reisend.“
Anerkennend hob Paula eine Augenbraue.
Nun war Helge daran, mehr aus seinem stummen Gegenüber heraus zu bekommen.
„Ich, tja, also… .“
Was erzähle ich ihm bloß? Dass ich ein Abitur mit Bestnoten in der Tasche habe, aber damit nur jobbe, um irgendwie über dieRunden zu kommen? Das ich immer noch nicht weiß, was ich wirklich machen will, wer ich bin oder werund was ich mal sein möchte? Dass ich absolut planlos bin und treibe wie ein Stück Holz auf der Elbe... .
„Ach, weißt du“, antwortete Paula im Plauderton, „Nennen wir es mal experimentell.“
Helge bekam große Augen mit riesigen Fragezeichen darin. Was um Himmels Willen meinte Sie mit experimentell? Das hätte er nicht gedacht. Paula wirkte gefestigt, zielstrebig, selbstbewusst… Oder war einfach nur eine absolut hervorragende Schauspielerin und Meisterin der Blendung.
Nach einer kurzen Überlegung meinte er schließlich: „Weißt du was - Ich brauche eine neue Assistentin. Was hältst du von der Idee diesen Job zu übernehmen? Wenn du möchtest und willst, kann es Montag direkt losgehen… .“ Er grinste triumphierend in dem Wissen, sie festgenagelt zu haben.
Wie bitte? Was will der? Das träume ich doch gerade, oder? Halluzinationen nach übermäßigem Alkoholkonsum!
Jetzt war Paula an der Reihe aus der Bahn zu geraten. Sie hatte mit allem gerechnet, vor allem mit doppeldeutigen Angeboten, mit Flirtattacken inklusive der Aussicht auf einen körperlichen Zweikampf. Nur nicht mit einem Jobangebot. Vielleicht sollte sie einfach ins kalte Wasser springen und ja sagen. Nell wäre stolz auf sie, wenn sie Mann und Job in fast einem Atemzug präsentieren könnte… . Für Nell würde sie es einfach tun. Nur für Nell… !
Sie unterhielten sich noch eine weitere Stunde über Dies und Das ohne wirklich Persönliches Preis zugeben. Gegen 5 Uhr verabschiedeten sie sich voneinander. Es war Sonntagmorgen. Die Sonne schob sich bereits am Horizont der Welt entgegen. Ihrer Welt, die gerade begann, unrund zu Laufen. Paula hasste es, wenn sie die Dinge nicht unter Kontrolle hatte. Und dieses Date lief so gar nicht nach ihrem Rhythmus. Zum Abschied schüttelte Helge ihr kurz die Hand. Kein Heranpirschen in der Hoffnung auf einen Gute-Nacht-Kuss oder ein flüchtiges Berühren sehr intimer Körperteile. Er schüttelte ihr die Hand wie einem Geschäftspartner. Nicht mehr nicht weniger. Paula war verwirrt. Dieser Mann brachte sie so was von aus der Bahn. Er machte ihr Angst. Doch beim Blick in seine Augen – sie waren so geheimnisvoll - konnte sie sich darin verlieren. Sie wusste, es war gefährlich, sich zu verlieren. Gefährlich für Paula, die auf Kontrolle und Beherrschung schwor.
Wirklich geschlafen hatte Paula nicht. Es war bereits später Vormittag als sie beschloss aus dem Bett zu kriechen. Sie fühlt sich elend und schlapp. Um Nell anzurufen war es noch zu früh. Vor 17 Uhr brauchte sie gar nicht erst daran zu denken. Paula hoffte innigst, dass Nell überhaupt noch mit ihr reden würde. Sie hatte es vergeigt… das sagte zumindest ihr Bauchgefühl!
Noch während sie ihren Gedanken nachhing, klingelte es an ihrer Haustüre.
Nanu? Wer will denn jetzt was von mir?
Ein Fragezeichen stand Paula ins Gesicht geschrieben. Sie hatte immer noch ihren Morgenmantel an, war weder gewaschen, noch frisiert. Es klingelte erneut.
Tja, wenn sie nicht dumm sterben wollte, sollte sie wohl nachsehen gehen. Paula öffnete die Türe einen Spaltbreit und starrte Helge an.
„Oh! Was machst du denn hier?“
Tolle Begrüßung, Frau Brehm. Dafür kann man dich echt nur loben!
„Darf ich reinkommen?“ fragte Helge vorsichtig. „Ich dachte ich lade dich zum Mittagessen ein – so ganz offiziell und so.“
„NEIN!!!“ Viel zu schnell, viel zu laut, viel zu schrill.
Helge riss die Augen auf und wollte schon etwas erwidern, doch Paula war schneller: „Nicht ‚Nein‘ im Sinne von ‚Nein‘, sondern ‚Nein‘ im Sinne von: Können wir uns dort treffen – ich bin nicht geduscht und angezogen und ähm, na ja… .“
Oh Mist!
Paula redete sich gerade um Kopf und Kragen. Dabei lief sie rot an und merkte, wie ihr der Schweiß im Nacken zusammenlief.
„In Ordnung, kein Problem für mich“, versuchte Helge die Situation zu retten. „Was hältst du von der Pizzeria in der Gretchenstraße? Ich gehe schon mal vor und reserviere uns einen Tisch.“
Paula nickte und brachte ein ‚Gut’ heraus.
Oh! Nein – nicht gut! Dannmuss ich ja nach ihm Ausschau halten. Das kann ich nicht, will ich nicht!
Sie stand sich gerade selber im Weg! Er sollte nicht auf sie warten.
Herr hilf! Bitte!
Wie ein Tiger im Käfig, so fühlte sie sich. Im Innern schlug sie gegen alle Gitterstäbe und wäre gerne aus ihrem eigenen Gefängnis geflohen – aber so einfach war das nicht. Paula riss die Tür auf als Helge bereits im Begriff war, sie hinter sich ins Schloss zu ziehen. Am Saum seines Jacketts bekam sie ihn zu fassen. Zog ihn daran zurück. Erstaunt drehte er sich zu ihr herum. Paula schleppte ihn zurück in ihre kleine Wohnung und platzierte ihn auf einem der beiden Küchenstühle. Ihr Gesicht hatte eine äußerst bedenklich, ungesund weiße Farbe angenommen.
„Nicht bewegen – verstanden? Ich gehe schnell Duschen und bin in zehn Minuten fertig. Nicht bewegen – klar?!“
Es klang hart und sehr unweiblich. Doch das war ihr egal. Es war zwar ihre Wohnung, aber absolut fremdes Terrain, auf dem sie sich hier bewegte. Sie hoffte auf sein Benehmen und die Tatsache, dass er ihrer Aufforderung Folge leisten würde. Denn eine Bitte war es definitiv nicht gewesen, die sie ihm gegenüber geäußert hatte.
Nach den versprochenen zehn Minuten stand Paula geduscht und angezogen vor Helge. Unter der Dusche hatte sie sich einen Schlachtplan zurechtgelegt. Dieser hieß schlicht und einfach: Angriff! Also angelte sie aus den hintersten Ecken ihres Kleiderschrankes einen Rock hervor. Nell hatte Paula bei einer gemeinsamen Shoppingtour zum Kauf des Rocks überredet. Gekauft hatte sie ihn zwar, aber seitdem noch nie getragen. Jetzt war es an der Zeit, das gute Stück ans Tageslicht zu befördern. Dieser Rock würde Paulas lange Beine herrlich betonen und ihr einen feminineren Touch verleihen.
So weit, so gut. Und weiter?
Nach erneutem kurzem Kramen förderte sie ihre hellbraunen Lederstiefel mit den Plateauabsätzen zu Tage. Aufgrund ihrer Größe trug Paula normalerweise eher flache Schuhe, aber ein wenig Absatz konnte Helges Körpergröße wohl vertragen.
Hmm... Wenn Angriff, dann aber auch aus vollen Rohren!
Um ihre nicht zu verachtende Oberweite zu betonen, entschied Paula sich für eine Bluse aus Seide. Smaragdfarben, raffiniert geschnitten. Mit Stehkragen im chinesischen Stil. An der entscheidenden Stelle bot sie einen großzügigen Einblick auf ihr Dekolleté. So trat sie dem Mann in ihrer Küche entgegen. Der wiederum hatte Wort gehalten und sich keinen Millimeter von der Stelle gerührt.
Braver Junge!
Helges selbstsicherer Gesichtsausdruck verschwand nach einem Blick auf Paula schlagartig. Stattdessen wurden die Augen groß und der Mund so trocken, dass er mehrfach schlucken musste. Um nicht in die Versuchung zu geraten auf ihre großen Brüste zu starren, heftete er seinen Blick krampfhaft auf ihr Gesicht, erhob sich steif und unbeholfen. Das Kompliment, welches er Paula machen wollte, blieb ihm aber leider im Halse stecken. Er musste sich räuspern. DAS hatte er nun wirklich nicht erwartet.
„Können wir dann los? fragte Paula so beiläufig wie möglich. Mehr als ein Nicken brachte Helge nicht zustande. Zusammen verließen sie Paulas kleine Wohnung, traten vor das Haus und gingen in Richtung Gretchenstraße. Schweigend.
Helge schielte immer wieder zu Paula hinüber. Unsicher und irritiert. Warum sprach sie nicht? Warum war sie nur so verdammt verschlossen? Sie machte ihn nervös. Ihn, der sonst so unerschrocken jeden Rock eroberte. Eigentlich wollte er sie ja gar nicht wirklich. Oder vielleicht doch? Vielleicht bestünde ja mit Paula die Chance, aus ihm endlich einen anständigen, sittsamen Mann zu machen. Respektabel war er ja schon. Er wollte es. Wirklich. Wenigsten wollte er es ernsthaft versuchen. Nur eine Frau an seiner Seite. Er wollte versuchen, ein treuer und liebender – und nur eine Frau liebender – Ehemann zu werden.
Paula riss ihn aus seinen Gedanken. Ihr behagte der Umstand nicht, dass Helge sie ständig musterte, als ob sie sein Abendessen sein sollte. Sie musste etwas sagen. Also sprang sie ins kalte Wasser. „Steht dein Angebot noch?“
„Welches Angebot?“
„Das der Assistentin?“ Paula musterte Helge.
Kerl, leidest du an Alzheimer oder Amnesie?
„Oh! Ah, das Angebot! Selbstverständlich! Ich stehe zu meinem Wort.“
„Und wann kann es losgehen?“
„Wann immer du möchtest“, lächelte Helge Paula an.
„Gut, dann ich bin morgen früh um 8 Uhr in deinem Büro.“
Er war überrumpelt. Sie hatte ihn definitiv erwischt. Und er konnte sich schon jetzt an den Gedanken gewöhnen, sie rund um die Uhr in seiner Nähe zu haben. Den restlichen Weg schwiegen beide.
Sie sprachen erst wieder, als der Kellner vom ‚La Locanda’ ihnen die Speisekarte brachte und nach den Getränkewünschen fragte.
„Ich darf dich einladen“, fragte Helge, ohne es wie eine Frage klingen zu lassen. Paula blickte ihn an und nickte. Als er eine Flasche ‚Madonna del Piano’ bestellt hatte, schenkte ihm der Kellner ein sehr freundliches Lächeln, nickte in Paulas Richtung und verschwand.
„Was möchtest du gerne Essen?“, fragte er Paula in einem netten Plauderton.
Paula war in die Seiten der Karte vertieft, hörte mit nur einem halben Ohr zu. „Wie bitte? Ach so, ich nehme die Lachs-Lasagne mit extra viel Käse.“
„Da hast du dir aber etwas vorgenommen“, kommentierte Helge. Er war Frauen, die gerne und gut aßen, nicht gewohnt.
Schulterzuckend überging sie seinen Kommentar und fragte stattdessen: „Du arbeitest also in der Firma deines Vaters?“
„Ja! Wenn mein alter Herr sich irgendwann in den Ruhestand begibt, dann werde ich die Firma übernehmen. So lange muss ich nach seiner Pfeife tanzen. Ich pflege unsere persönlichen Geschäftskontakte. Reise in regelmäßigen Abständen zu unseren Kunden, um ihnen neue Angebote zu unterbreiten oder aber sie allgemein etwas zu bauchpinseln. Mein Vater ist nicht mehr der Jüngste und gesundheitlich schon etwas angeschlagen.“
Paula musterte Helge kurz und intensiv. „Kann es sein, dass du dir ziemlich sicher bist, die Firma zu bekommen, wenn dein Vater mal nicht mehr sein sollte?“
Himmel noch mal – konnte sie etwa Gedanken lesen, schoss es ihm durch den Kopf. Warum nur hatte er das Gefühl, dass diese Frau hinter seine Stirn schauen konnte? Ihm behagte dieses Gefühl ganz und gar nicht. Es war ein Gefühl, welches ihm fremd war. Er war immer derjenige, der die Zügel in den Händen hielt. Diese Frau konnte ihm gefährlich werden. Sie könnte ihm zu nah kommen – nah genug, um ihm sein Herz zu stehlen? Er würde es auf einen Versuch ankommen lassen. Er hatte nur ein Herz. Und Herzen wurden gebrochen. Helge hatte schon viele Frauen. Er war mit ihnen aus den verschiedensten Gründen zusammen. Sex. Ja! Sex stand an oberster Stelle. Die ein oder andere Frau in seinem Leben bedeute ihm auch etwas mehr. In ein paar wenige war er vielleicht sogar verliebt. Zumindest glaubte er es. Aber sein Herz hatte bis dato noch nie was zu sagen gehabt. Und jetzt? Seit der ersten Begegnung mit Paula war das was in seiner Brust, was seinen Anspruch auf Mitsprache erhob. Ob sich so der Beginn von Liebe anfühlte? Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte sich Helge verunsichert. Und er hatte ein wenig Angst. Angst vor der Erfahrung, wie sich ein gebrochenes Herz anfühlte. Aber er wollte dieses Risiko eingehen. Ein Risiko was ihm, in Anbetracht von Paula, wert war. „An was denkst du gerade?“ Paula holte ihn langsam wieder in die Realität zurück.
Er war und blieb ein Liebhaber schöner Frauen. Bisher konnte er sich nicht für ‚die Eine’ im Leben entscheiden. Wieso sollte er auch, bei der großen Auswahl an fantastisch aussehenden Frauen die ständig seinen Weg kreuzten und sich auch nur allzu gerne bereitwillig in seine Arme schmissen. Nie brauchte er lange zu fragen, ob diejenige das Bett mit ihm teilen wollte.
Paula war groß und hatte eine sehr weibliche Figur. Aber sie war eigentlich so gar nicht sein Typ. Aber warum nur? Sie war keine Frau die sich ihm an den Hals schmiss. Rührte daher vielleicht sein großes Interesse an ihr? Paula wollte reden – viel reden. Reden? Das tat er mit seinen Frauen lediglich, um zu klären ob zu ihm oder zu ihr… .
„Hallo? Erde an Helge Kleinert!“
Erneut schreckte Helge aus seinen Gedanken, schaute sie an und lächelte ihr zu. Dies war wohl das smarteste schiefe Lächeln, welches ihr je ein Mann geschenkt hatte. Sie blickte ihm tief in die Augen. Sofort schwamm sie regelrecht in diesen tiefblauen Ozeanen davon. Diese Augen, die sie so sehr an die Augen ihrer besten Freundin erinnerten. An Nells Augen. Wer solche Augen hatte konnte nicht gefährlich sein – oder etwa doch?!
Paula gab sich große Mühe, dieses selbst erfundene Märchen zu glauben.
„Hättest du Lust noch ein wenig spazieren zu gehen? Es ist für Ende März schon sehr mild und es wäre doch sehr schade, wenn wir die letzten Sonnenstrahlen dieses schönen Sonntags nicht genießen würden und…..“
„Sehr gerne!“ strahlte Helge sie an. Sehr gerne würde ich jetzt mit dir spazieren gehen.
Nachdem Helge - ganz Gentleman - die Rechnung bezahlt hatte, gingen sie ohne festes Ziel spazieren. Paula fand es gut, dass Helge ein Mann war, der gerne sprach. Am liebsten von sich, seiner Arbeit und seinem Erfolg, den er bei seinem Job hatte. Er erzählte er ihr von den vielen Reisen, die er schon gemacht hatte.
„Wohin möchtest du gerne mal?“ Helge hatte vom vielen Erzählen schon Fusseln am Mund und versuchte nun, die Aufmerksamkeit auf Paula zu lenken.
„Wohin ich mal möchte? Tja, überall dorthin, wo man weder in einen Flieger steigt muss, noch auf ein Boot oder sonstige Fortbewegungsmittel, die abstürzen, kentern oder entgleisen können. Wenn reisen, dann mit dem Auto und dann nur, wenn ich selber fahre.“ Alle anderen Fortbewegungsmittel nur im äußersten Notfall oder aber wenn es absolut unvermeidbar ist und dann nur in Kombination mit der Holzhammermethode a lá B.A vom A-Team.
„Aha! Ist das der Grund, warum wir gerade halb Hannover per pedes durchqueren?“, schnaubte Helge mit hochgezogener Augenbraue.
„Ja. Das ist er. Am liebsten zu Fuß!“
Ob das wohl passen konnte – ein Außendienstler mit Viel-Flieger-Konto und eine Frau, die bis ans Ende der Welt wollte – aber das am liebsten zu Fuß…?
So gingen sie gefühlte Stunden.
Für Helge entwickelte sich dieser Spaziergang langsam zur Qual. Er hatte sich herausgeputzt und daher auf Laufschuhe verzichtet. Jedoch ließen seine todschicken Gucci-Schuhe solche Gewaltmärsche einfach nicht zu. Ihm taten die Füße höllisch weh….. Helge wurde immer langsamer. Er konnte so schon kaum mit Paula Schritt halten – diese Frau hatte wirklich eine höllisch gute Kondition. Paula bemerkte Helges Handicap und blieb abrupt stehen. Sie schaute ihn an und blickte dann an ihm hinab. Da stand Helge und trat von einem Fuß auf den anderen. Sie fing an zu kichern.
„Entweder bist du unter die Tanzbären gegangen oder aber wir sollten schnellstmöglich zurück zu meiner Wohnung und deinen Füßen eine Pause gönnen!“
Er war sichtlich peinlich berührt, gab er sich doch große Mühe, seine beginnende Lahmheit zu vertuschen.
„Ok – erwischt“, presse Helge zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Meine Füße und deren Blasen werden es dir Danken!“
Also machten sich beide auf den Heimweg zu Paulas Wohnung. Der Rückweg erschien Helge als Höllenmarsch. Endlich sah er das Domizil, in dem Paula wohnte.
Da standen sie nun. Paula schaute Helge an und wieder weg. Den Nachmittag über schien sie so entspannt, fast schon locker. Sie lachte mit ihm, hatte kesse Sprüche auf den Lippen. Ihre Augen strahlten und sie hatte ein ständiges kleines Lächeln auf den Lippen. Und nun? Sie standen vor Paulas Haus und die Magie war verflogen.
Okay, wie war mein Plan? Angriff!? Denn man Tau!
„Kommst du noch mit nach oben?“ Mehr ein Flüstern als eine wirkliche Frage.
Helge versuchte schlau aus ihr zu werden. Vielleicht war sie ja noch Jungfrau und noch nie mit einem Mann zusammen gewesen. Oder sie war lediglich unsicher. Aber diese Möglichkeit schloss er aus. Helge legte einen Zeigefinger unter Paulas Kinn und zwang sie so, ihm in die Augen zu schauen.
„Möchtest du das wirklich? Oder ist es dein schlechtes Gewissen, dass möchte, das ich mit in deine Wohnung komme?“ Er sah ihr tief in die Augen.
Oh Gott!
Es war weder das Pflichtgefühl gegenüber seinen wunden Füßen, noch der Wunsch, Nell endlich einen Mann zu präsentieren. Paula mochte Helge wirklich. In seiner Nähe fühlte sie sich zwar unsicher, wie auf einen fremden Planeten ausgesetzt, aber trotzdem behütet.
„Ja“, hauchte Paula „Ich möchte es wirklich.“
Sie hielt seinem Blick stand und meinte, sie konnte sogar etwas wie Begehren in seinen Augen aufblitzen sehen. Helge war weder angespannt, noch wollte er Paula unter Druck setzten. Sie hatte das Sagen, über Tempo, wie, wann und wo. Sie fühlte sich als Herr der Lage. Und als solcher konnte sie doch auch etwas riskieren – oder nicht?! Also ging sie näher an ihn heran. Sie konnte sein herrliches Aftershave riechen. Frisch, mit einem Hauch von Moschus. Männlich und stark und verführerisch. Sie stellte sich ein ganz klein wenig auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
Himmel wer hätte das gedacht. Paula Brehm machte den ersten Schritt. Helge erwiderte den Kuss nicht. Als Paula ein wenig von ihm abrückte um ihn in die Augen blicken zu können, sah sie wie ein Waldbrand in seinen Augen losbrach. Schneller als sie Luft holen konnte, umfasste er ihr Gesicht. Bestimmend, aber zärtlich blickte er ihr voller Glut in die Augen und küsste Paula... Mit sanftem Druck, liebkosend, einladend. Eine Welle von Emotionen durchlief Paula.
Oh! Wow! Herr im Himmel!
Ihre Knie begannen zu zittern und sie hörte sich tatsächlich aufstöhnen. Das war der Startschuss für Helge! Er küsste sie noch intensiver, fordernder, mitten auf dem Bürgersteig vor ihrem Wohnhaus. Ein Funken Anstand meldete sich am Rand ihres Bewusstseins und holte sie für einige wenige Atemzüge ins Hier und Jetzt.
„Stopp!“ Es war eine Mischung aus Hauchen und dem Versuch, zu Atem zu kommen. „Wir stehen mitten in der Öffentlichkeit auf dem Bürgersteig.“ Sie befreite sich aus seinen starken Armen, zog ihn einfach mit sich durchs Treppenhaus hinauf in ihre Wohnung. Sie zerrte ihn hinein, schmiss die Türe mit einem lauten Knall ins Schloss und stürzte sich auf Helge. Paula, der Kontrollfreak außer Rand und Band.
Das müssen die Hormone sein! Eine andere Erklärung gibt es dafür nicht.
Und selbst wenn Helge nach ihrem gemeinsamen Stell-dich-ein feststellen sollte, dass es ein Fehler war, so konnte sie doch behaupten, es wenigstens mit diesem heißen Typen versucht zu haben. Beide taumelten küssend und keuchend in Paulas Schlafzimmer. Leidenschaftlich erforschte er mit seiner Zunge jeden Zentimeter ihres Mundes. Paula stand in Flammen. Gleichzeitig strich Helge mit seinen großen Händen ihren Rücken hinunter und umfasste herzhaft ihren Hintern. Damit presste er sie noch fester an seinen Körper. Paula konnte fühlen, wie erregt er war. Auch von ihr ging eine riesige Hitze aus. Ohne Frage – Paula war mehr als bereit. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, durchfuhr mit ihren Händen Helges Haare und zog ihn so noch näher an sich heran. Kurz ließ Helge von Paula ab, schaute sie mit vor Verlangen geweiteten Augen an, lächelte und ging einmal um sie herum, bis er hinter ihr stand. Vor Erregung war Paulas ganzer Körper am Pulsieren. Ihre Körpertemperatur musste mittlerweile den Punkt der Kernschmelze erreicht haben. Jetzt küsste Helge ihren Nacken. Ein Stöhnen entwich ihr und sie lehnte sich gegen ihn. Er umfasste ihre Taille von hinten und glitt langsam an ihrem Bauch hinauf. Paula keuchte bereits. Quälend langsam arbeitete sich Helge hinauf Richtung Paulas Brüste. Er konnte sehen, dass sich ihre Knospen aufgestellt hatten und vorwitzig gegen den Stoff ihrer Seidenbluse drückten. Mit den Daumen streifte er ihre Nippel. Sie erschauerte. Am liebsten hätte sie ihm die Kleider vom Leib gerissen. Paula platzte fast vor Verlangen. Doch Helge bremste Paula aus. Sie war heiß – definitiv!
„Wir haben Zeit. Warum die Eile?“ hauchte Helge ihr ins Ohr und knabberte dabei an ihrem Ohrläppchen. Mit den Händen begann er langsam die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen. Einen nach dem anderen…. Paula griff hinter sich in seinen Schritt. Sie konnte seine mächtige Erektion spüren. Sie strich zart über sein geschwollenes Geschlecht.
Himmel, was für eine Pracht!
Helge war am letzten Knopf der Bluse angekommen, streifte die Bluse ab und küsste dabei ihre Schulter. Er arbeitete sich weiter über ihren Nacken zur anderen Schulter. Gänsehaut. Überall auf Paulas Körper. Sie packte Helges Glied fester. Ein Knurren entfuhr seiner Kehle. Oh ja, auch er stand in Flammen. Jetzt tanzten seine Hände weiter an ihr herab. Langsam zog er den Reißverschluss ihres Rockes herunter und ließ den Stoff über ihre Hüften gleiten. Jetzt stand sie nur in Slip und BH vor ihm. Himmel war sie ein Anblick. An den richtigen Stellen sehr viel Frau. Weich und warm und einladend. Und ihr Duft war mehr als berauschend. Er kniete sich hinter Paula auf den Boden. Dabei hielt er sich an ihren runden Hüften fest. Paula begann zu zittern. Nein, das war sie so nicht gewohnt. Sie wollte sich vor ihn knien, sein erregtes Glied in den Mund nehmen und ihn um den Verstand bringen. Sie wollte Herrin der Lage sein, nicht umgekehrt. Sie fühlte sich unsicher und unwohl. Doch gleichzeitig war sie so scharf. Sie zwang sich zum Abwarten, was er als nächstes mit ihr anstellen würde. Von hinten Griff er zwischen ihre Beine und berührte ganz sachte ihre hitzige Mitte. Helges Schwanz zuckte vor freudiger Erwartung in seiner Hose. Er hoffte bald diese Hose loswerden zu können – sie nahm nicht nur seinem besten Stück den Platz, sondern auch ihm die Luft. Dann glitt er an ihren Innenschenkeln hinab bis zu Paulas Stiefeln. Er öffnete auch die Stiefel und half Paula, aus den Schuhen zu schlüpfen. Sie war barfuß. Wow. Die Frau war gefühlte 20 Kilometer durch Hannover mit Absatzschuhen ohne Socken darin gelaufen. Respekt. Was Anderes viel ihm dazu nicht ein. Jetzt erhob sich Helge langsam hinter Paula und seine Hände zeichneten dabei den Weg von ihren Knöcheln bis hinauf zu ihren Schulterblättern nach. Immer wieder küsste Helge sie dabei auf sämtliche Stellen ihres Körpers. Sie atmete stoßweise. Er war sehr erfahren, dass stand fest. Nun umrundete Helge langsam Paula, bis er ihr Aug in Aug gegenüberstand. Ihr Blick dunkel und voll Verlangen. Auch sein Blick war dunkel, gefährlich und heiß. Er wollte sie! Jetzt! Sofort! Er umschloss Paulas volle Brüste und zwirbelte dabei ihre Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger. Erst sanft und kaum merklich, doch er erhöhte nun den Druck. Ein herrlicher Schmerz schoss direkt in ihr Geschlecht. Langsam dirigierte Helge Paula Richtung Bett. Als Paula das Bett an ihren Beinen spüren konnte, kletterte sie rückwärts hinein. Sie ließ Helge keine Sekunden aus den Augen. Dabei begann Paula, ihm das Hemd aufzuknöpfen. Bis sie die Bettmitte erreichten, hatte sie Helge des Jacketts und des Hemdes gleichzeitig entledigt. Er hatte nicht viele Brusthaare. Aber die, die er hatte, waren genau da, wo sie hingehörten. Er war gebräunt und muskulös. Langsam schob er sie mit seinem Körpergewicht in die Kissen des Bettes. Erneut begann er sie zu küssen. Zart. Er kostete sie wie einen Wein. Er schmeckte ihre Lippen, ihre Zunge. Umschrieb mit seiner Zungenspitze Kreise an ihren Mundwinkeln. Er knabberte sich langsam hinunter zu ihrem Schlüsselbein. Dort verweilte er, während seine Hände ihre Brüste liebkosten. Langsam folgte sein Mund seinen Händen. Paulas Atem ging jetzt schneller. Ihr Herz klopfte heftig und ihr war es heiß und kalt gleichzeitig. Jeder Nerv war zum Zerreißen gespannt. Er kreiste nun mit seiner Zunge um Paulas Bauchnabel. Die andere Hand glitt leicht und fast unscheinbar unter den Saum ihres Slips. Er berührte ihre intimste Stelle und blickte kurz zu ihr auf. Sie blickte ihn unter schweren Lidern an. Er lächelte triumphierend.
„So bereit, Frau Brehm?“ flüsterte er.
„Ja“, hauchte Paula. Mehr brachte sie nicht zustande. Sie krallte sich mit den Händen in das Laken, als Helge seinen Weg der Küsse fortsetzte. Mit der einen Hand hob er ihren herrlichen Hintern an, mit der anderen zog er ihren Slip herunter und entsorgte diesen mit einer schwungvollen Handbewegung. Er kniet zwischen ihren Schenkeln, mit Blick auf ihre feuchte Liebesgrotte. Fast schon träge fuhr er mit nur einem Finger die Innenseite ihres Oberschenkels hinauf. Tanzte leicht über ihr feuchtes Scharmhaar. Sie ahnte es mehr als dass sie es fühlte. Und plötzlich schob er einen Finger ins sie. Unerwartet. Laut stöhnend hob sie ihr Becken an. Sie wollte mehr. Sie wollte ihn. Paula versuchte in seinem Haar Halt zu finden. Sie packte fest zu und versuchte ihn wieder hoch zu ziehen. Ein Mann zwischen ihren Schenkeln behagte ihr nicht sonderlich. Es war heiß, keine Frage, aber absolut ungewohnt. So etwas hatte noch nie ein Kerl mit ihr angestellt.
Helge umfasste Paulas Handgelenke und schaute ihr in die Augen. „Entspann dich und genieße. Ich möchte und werde dir nicht weh tun. Aber erst möchte ich dich versorgt wissen, bevor ich mich in dir verlieren werde.“
Wow!