Tun und Lassen - Albert Hofmann - E-Book

Tun und Lassen E-Book

Albert Hofmann

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Beschreibung

Nur drei Buchstaben werden gewöhnlich mit Albert Hofmann verbunden: LSD. Doch der Naturwissenschaftler Albert Hofmann war auch Philosoph und mystischer Naturfreund. Als Schauender, nicht als Betrachter erkannte er das universale Gestaltungsprinzip der Natur. Diese Sammlung von bisher unveröffentlichten Gedichten, Vorträgen und Aphorismen und zeitlosen Gedanken ist Zeugnis einer Persönlichkeit, eines aufrichtigen Wissenschaftlers, der weit über den Kreis seines Tuns hinausgedacht hat. Es gehörte zu den Stärken Albert Hofmanns, seine philosophischen Aussagen knapp, mit einfachen, aber gewichtigen Worten und einer geradezu spielerischen Leichtigkeit zu formulieren. Und so sind die auch in diesem Buch gesammelten Gedanken, die aus seinem Schaffen und den vielfältigen Kontakten heraus entstanden sind, klar, einfach und voller Wahrheit.

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Seitenzahl: 71

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Impressum

Verlegt durch:

Nachtschatten Verlag AG Kronengasse 11 CH-4502 Solothurn [email protected] www.nachtschattenverlag.ch

© 2011 Erbengemeinschaft Albert Hofmann © 2011 Nachtschatten Verlag AG

Umschlaggestaltung, Grafiken & Layout: Janine Warmbier, Hamburg Lektorat: Nina Seiler, Zürich Herstellung: Druckerei & Verlag Steinmeier, Deiningen

eISBN 978-3-0378-8243-6

Dieses Buch wurde durch Christian Rätsch und Roger Liggenstorfer 1998 in Zusammenarbeit mit Albert Hofmann entworfen. Albert Hofmann entschied jedoch, das Buch ‚Einsichten – Ausblicke’ zuerst zu veröffentlichen.

Die Aphorismen auf den Seiten 10, 36 und 76 stammen aus persönlichen Gesprächen und Notizen Albert Hofmanns. Die Gedichte entstammen dem Essayband „Einsichten – Ausblicke“ (2003).

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische Medien und auszugsweiser Nachdruck sind vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis

CoverTitelImpressumDie SpiraleVorwortTun und LassenPlanung und Zufall in der pharmazeutisch-chemischen ForschungArzneipflanzen-ForschungPhysiologische WirkstoffePharmakologisches ScreeningBeobachtungen am KrankenbettBeispiele aus der Sandoz-ForschungEin natürliches Mutterkornalkaloid, Ergotamin (Gynergen®)Ein halb-synthetischer Mutterkornabkömmling (Methergin®)Ein weiterer halb-synthetischer Mutterkornabkömmling (LSD)Hydrierte Mutterkornalkaloide (Hydergin® und Dihydergot®)LSD als Serotonin-Antagonist führt zu Deseril®Vom LSD zu den mexikanischen ZauberpilzenVon den mexikanischen Zauberpilzen zu Visken®Vermag Einsicht in naturwissenschaftliche Wahrheit psychotherapeutisch zu wirken?Meditation und sinnliche Wahmehmung – Die Suche nach Glück und SinnAnwendung von Psychedelika vor dem großen ÜbergangAlbert Hofmann – Der GrenzgängerBücher von Albert HofmannErgänzung, nicht AusschlussDer Autor

Die Spirale

Im unendlichen Nichts ein imaginärer Punkt ist Anfang jeder Spirale: der Spirale der Galaxien des Ammoniten der Doppelhelix

Ins Endlose führt im Geist die ideale Spirale Im Räumlich-Zeitlichen aber sind alle Spiralen begrenzt sind abgebrochen doch weisen sie auch ins Unendliche

Vorwort

„Wir sind hier, um Freude zu empfinden“ antwortete Albert Hofmann gerne, wenn er nach dem Sinn des Lebens gefragt wurde. Seine Antwort klingt so einfach und leicht, wie der sokratische Imperativ „Erkenne Dich selbst!“...

Es gehörte zu den Stärken und Charakteristika Albert Hofmanns, seine philosophischen Aussagen knapp, mit einfachen, aber gewichtigen Worten und einer geradezu spielerischen Leichtigkeit zu formulieren. So ist auch der Titel der vorliegenden Sammlung von Aphorismen, Gedichten und Artikeln, „Tun und Lassen“, entwaffnend einfach und komplex. Mit diesen Worten beginnt ein Gedicht, das Albert Hofmann 1993 geschrieben und an seine engsten Freunde verschickt hat.

Der mystische Naturfreund hatte ein offenes Auge für die haeckelschen „Kunstformen der Natur“. Als Schauender, nicht als Betrachter, erkannte er das universale Gestaltungsprinzip der Natur. Die Variationen der Spirale erschaute er begeistert in selbst gesammelten Ammoniten und den betörend schönen Schalen von Meeresschnecken. Er liebte vor allem die Japanische Kaiserschnecke (Pleurotomaria hirasei) und das rote Tritonshorn (Cymatium hepaticum).

Die Spirale erkannte er ebenfalls als geistiges Prinzip, als verbindendes Element von Materie und Geist, von Natur und Kultur, als seinsformende Kraft, als Weisung ins Unendliche, wie sein Gedicht „Die Spirale“ erkennen läßt.

Für den Naturwissenschaftler Albert Hofmann war die Natur, vor allem die Materie das Mysterium. Gerne drückte er es so aus: „Wenn ein Chemiker kein Mystiker wird, ist er auch kein Chemiker.“ Naturwissenschaft als mystische Erfahrung. Hohen Wert maß er dem „Zufall“ zu ...

Das letzte Mysterium, der „große Übergang“, eben der Tod, war für ihn ein natürliches Phänomen. Die Antwort auf die Frage, was der Tod sei, konnte auch er nur erahnen. Inzwischen ging er hinüber. Für ihn ist alles klar. Für uns bleibt er noch ein Mysterium.

Christian Rätsch Hamburg, am 11. September 2011

Tun und Lassen

Tun und Lassen sind mit der Zeit verbunden haben Vergangenheit und Zukunft in der materiellen Welt

Liebe und Freude sind das zeitlose Nichts aus dem die Welt erschaffen ward und stets neu erschaffen wird

Durch Liebe und Freude sind wir Jeder einzelne Menschmit dem Schöpfer verbunden

und werden so selbst schöpferisch in der materiellen Welt mit unserem Tun und Lassen

Kunstformen der Natur sind Träume der Materie

Planung und Zufall in der pharmazeutisch-chemischen Forschung

Die nachfolgenden Ausführungen über die verschiedenen Wege, auf denen neue Arzneimittel entwickelt werden, über die Möglichkeiten, die darin der Planung, dem zielgerichteten Forschen offen stehen, und über die Rolle, die dabei der Zufall spielt, sind weniger für Kollegen aus der Pharma-Forschung gedacht, für die das selbstverständliche Gegebenheiten sind, als vielmehr für einen breiteren Leserkreis. Von hier wird dem Pharma-Chemiker mit Bezug auf die komplizierte chemische Formel eines Medikamentes oft die Frage gestellt: Wie ist man auf einen Stoff mit einem solchen chemischen Bau gekommen? Wie hat man wissen können, dass eine solche Verbindung diese therapeutische Wirkung haben könnte? – Darauf ist zu antworten: Das hat man nicht zum voraus gewusst; das wurde erst am Menschen, am Krankenbett festgestellt, nachdem pharmakologische Befunde im Tierversuch eine Prüfung am Menschen hatten sinnvoll erscheinen lassen.

Man weiß nicht, warum einer bestimmten chemischen Struktur eine bestimmte pharmakologische Wirkung zukommt. Mit einem enormen Forschungsaufwand hat man untersucht, und weltweit wird mit immer raffinierteren und immer teureren Methoden und Apparaturen untersucht, wie, über welche biochemischen und elektrophysiologischen Mechanismen bekannte Pharmaka ihre Wirkungen entfalten, an welchen Strukturen des Organismus sie angreifen, und es hat sich schon ein beeindruckendes Wissen um solche Wirkungsmechanismen angesammelt. Man weiß heute von vielen Medikamenten, wie, auf welche Weise sie wirken, aber man weiß nach wie vor nicht, warum sie so wirken. Man kennt keine gesetzmäßigen Zusammenhänge zwischen dem chemischen Bau einer Substanz und ihren pharmakologischen Wirkungen. Alles Wissen von Beziehungen zwischen chemischen Strukturen und pharmakologischen Wirkungen beruht letzten Endes auf Empirie.

Woher stammt nun aber dieses empirische Wissen? Wie wurde es erworben? Es hat viererlei Ursprung: 1. Es entstammt alten Quellen der Volksmedizin, ist das Resultat der Untersuchung der Wirkstoffe von Medizinalpflanzen; 2. es ist das Resultat moderner biologischer Forschung, der Untersuchung physiologischer Wirkstoffe; 3. es ist das Resultat eines pharmakologischen Screenings einer sehr großen Zahl von synthetischen Verbindungen und von Naturstoffen; 4. es stammt aus der Beobachtung von Arzneimittelwirkungen am Krankenbett.

Arzneipflanzen-Forschung

Zuerst einige Bemerkungen zur erstgenannten Quelle. Bis vor etwa 100 Jahren waren fast alle Medizinen pflanzlicher Natur; weniger wurden aus tierischen Organen bereitet oder waren mineralischer Natur. Die berühmten Ärzte des Altertums, des Mittelalters, der Renaissance waren alle große Kräuterkundige. Asklepios, der mythische Stammvater des Ärztestandes, wurde auf den kräuterreichen Berg Pelion vom Kentaur Chiron in die Heilpflanzenkunde eingeführt. Der Arzneimittelschatz war bis zum Aufkommen der pharmazeutischen Chemie in umfangreichen Kräuterbüchern und Pharmakopoeen enthalten, die ihrerseits auf Kräuterbüchern des Altertums beruhten, vor allem auf denen des Dioskurides aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und des Galen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.

Wem hat man das darin enthaltene Wissen von den Wirkungen bestimmter Pflanzen zu verdanken? Es sind unbekannte, namenlose Entdecker. Sei es, dass dieses Wissen bei der Nahrungssuche im Pflanzenreich empirisch zustande kam, oder wie vielfach angenommen wird, dass der ursprüngliche Mensch dank instinktartiger Fähigkeiten in der Lage war, die Heilkräfte in Pflanzen zu erkennen und zu nutzen. Auf dieses Wissen konnte am Beginn der wissenschaftlichen, chemischen Pharmazie zurückgegriffen werden, auf diesem Wissensschatz wurden und werden immer noch Forschungsprojekte aufgebaut.

Das Wissen von den narkotischen, schmerzstillenden Wirkungen des Mohnsafts veranlasste den Apotheker Sertürner, nach dem wirksamen Prinzip zu suchen, was zur Entdeckung des Morphins führte. Aus vielen anderen Arzneipflanzen wurden in der Folge durch zielgerichtetes Suchen nach dem wirksamen Prinzip zahlreiche Alkaloide und stickstofffreie Substanzen in reiner Form isoliert. Auf diese Weise sind wertvolle Heilmittel gefunden worden, sei es, dass die genuinen Naturstoffe oder chemischen Modifikationen derselben Eingang in den Arzneimittelschatz gefunden haben.

Als Beispiele seien hier nur genannt: Morphin, Atropin, Chinin, Digitoxin, Ergotamin, Reserpin usw. Diese ehemals ergiebige Quelle neuer, wertvoller Pharmaka ist, nachdem die wichtigsten der altbewährten Arzneipflanzen inzwischen untersucht worden sind, heute weitgehend erschöpft.

Natürlich bedurfte es zur Entwicklung zum Medikament noch der Pharmakologen, die die vom Chemiker isolierten oder chemisch abgewandelten Wirkstoffe im Tierversuch auf Wirkung und Toxizität testeten, und der klinischen Forschung, der Ärzte, die die von den Pharmakologen vorselektionierten Wirkstoffe am Menschen prüften und die richtigen Indikationen und Dosierungen festlegten.

Als Chemiker möchte ich mich, wie der Titel dieses Aufsatzes anzeigt, in meinen Ausführungen auf den chemischen Teil der Pharma-Forschung beschränken, an der Biologie, Physiologie, Pharmakologie und Medizin ihren entsprechenden Anteil haben.

Physiologische Wirkstoffe

Nun zu der hier an zweiter Stelle angeführten Quelle von Medikamenten, den physiologischen Wirkstoffen. Auch hier muss der Chemiker für seine Arbeit von einem Ausgangsmaterial ausgehen, dessen Wirkungen schon bekannt sind. Im Unterschied zu den Verhältnissen bei den Arzneipflanzen stammt dieses Wissen von bestimmten Wirkungen nicht aus alten Quellen, sondern es ist das Produkt neuzeitlicher biologischer Forschung.