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Gefangen in einer Zeitschleife erlebt Tara Selter immer denselben Tag, während es für alle anderen Menschen, denen sie begegnet, ein immer neuer Anfang ist. Nachdem ein Jahr voller Achtzehnter-November-Tage weder einen Wiedereinstieg in die Zeit noch eine Rückkehr in das Zusammenleben mit ihrem Ehemann Thomas ermöglicht hat, fühlt sich Tara niedergeschlagen und richtungslos. Es ist ständig Herbst, sie sehnt sich nach Frühlingssonne und warmen Sommerabenden, nach Schnee und Weihnachten. Um die Jahreszeiten zu rekonstruieren, begibt sie sich in der stillstehenden Zeit auf Reisen durch den Raum. Im hohen Norden findet sie den Winter, in Südfrankreich Frühling und Sommer, den Herbst verbringt sie in Köln und Düsseldorf. Es entsteht ein wundersames Reisebuch und eine Jahreszeitensammlung, in der ein ganzes Jahr in einem einzigen Datum gerinnen kann. Eine römische Münze, die sie in Paris gekauft hat, wird Tara zum Sinnbild des stehengebliebenen Augenblicks. Als sie tiefer in die antike Geschichte eintaucht, in der sie ihr eigenes Schicksal gespiegelt sieht, trifft sie in einem Café einen Mann, der ebenfalls im achtzehnten November feststeckt. sprengt den Rahmen des kleinen Universums, in dem sich der erste Band dieses groß angelegten Romanprojekts abspielt. Raffiniert erweitert Solvej Balle ihren Erkundungsraum, um die Bedingungen unserer Existenz umso tiefer zu erforschen. Eine eindringliche Mahnung, die Welt und ihren Wandel nicht für selbstverständlich zu halten.
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Seitenzahl: 262
Veröffentlichungsjahr: 2023
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SOLVEJ BALLE
Aus dem Dänischenvon Peter Urban-Halle
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Was hatte ich mir vorgestellt? Die Zeit als Karussell, bei dem man einfach ab- und wieder aufspringen kann? Das Jahr als Strom, der unter meinem achtzehnten November dahinfließt?
Ich sitze am Fenster in Zimmer 16 im Hôtel du Lison. Ich habe Tage gesammelt. 365 Novembertage. Aber wozu ist das gut? Als ob ein Haufen gleichförmiger Herbsttage ein Jahr sein könnte. Und wozu ist es gut, am Ende eines solchen Jahres herumzuirren und sich auf einen Sprung vorzubereiten? Oder einen Tauchgang? Ein Jahr warten, dann ist wieder der achtzehnte November, und ich könnte an der Stelle, an der ich hineingeraten war, der Wiederholung entkommen. Hatte ich es mir so vorgestellt: ein achtzehnter November mit offenen Türen und freiem Zugang in eine wiedererkennbare Zeit? Vielleicht. Aber so ist es nicht.
Ich irre in meinem achtzehnten November umher. Ich habe nach einem Ausgang Ausschau gehalten, aber es gibt keinen Ausgang. Ich habe nach Unterschieden gesucht, aber es gibt keine Unterschiede. Es ist derselbe Tag, und ich verstehe nicht, wie ich annehmen konnte, dass unter all meinen Tagen ein gewöhnliches Jahr mit einem neuen achtzehnten November liegen würde, der sich langsam annäherte. Als befände sich irgendwo in der Tiefe eine wahrere Zeitrechnung, als wären alle meine Wiederholungen nur oberflächlich gewesen und das wirkliche Jahr wäre insgeheim unter einer langen Reihe achtzehnter November entlanggekrochen. Als würde am Ende des Jahres ein neuer achtzehnter November emporsteigen und mich zurückholen. Oder an mir vorüberziehen, sodass ich wie auf einen fahrenden Zug aufspringen könnte, aus meinem Mahlstrom der Wiederholungen. Als triebe eine Rettungsplanke vorbei, ein neuer achtzehnter November, eine Planke, die mich aus meinem Meer der Wiederholungen retten könnte, eine Art Treibholz, das ich ergreifen und an das ich mich klammern könnte, bis ich festen Grund erreicht hätte, bis ich an einem neunzehnten November an Land geworfen würde, an einem Tag mit einer druckfrischen Zeitung zu meinem Kaffee, einer neuen Dame am Empfang, einem Morgen ohne Regen. Oder mit Platzregen, Überschwemmung, Gewitter, Schnee, was auch immer, Hauptsache etwas anderes. Als wäre mein Tag Nummer 365 ein magischer Abschluss, nicht nur eine Zahl in einer unendlichen Reihe. Als wäre mein Tag Nummer 366 ein neuer Anfang, ein neuer achtzehnter November. Mit dem Durchgang zum neunzehnten. Und zwanzigsten. Als gäbe es einen Ausgang, nicht nur einen Tag, der verschwand und dem nächsten und wieder nächsten achtzehnten November Platz machte, bis zum Tag Nummer 367 und Nummer 368 und morgen 369.
Falls nichts geschah, wäre die Reihe unendlich. Es ist nichts geschehen, und die Reihe ist unendlich. Es kam kein neuer und anderer achtzehnter November, es sickerten keine wahreren Zeitrechnungen aus der Tiefe hervor, keine Rettungsplanken trieben vorbei, ich wurde nicht an einem neunzehnten November an Land geworfen, und es ist nicht der zwanzigste geworden. Es ist derselbe achtzehnte November, und eine Änderung ist nicht in Sicht.
Gestern bin ich früh aufgewacht. Nach meiner Rückkehr zum Hotel war ich in einen tiefen Schlaf gefallen, erschöpft nach meinen Tagen in angespannter Erwartung eines neuen und veränderten Novembertags. Ich erwachte mit einem Ruck und fühlte sofort die Schatulle mit dem römischen Sesterz, den Philip Maurel mir geschenkt hatte. Sie lag in ihrer Tüte neben meinem Kopfkissen, und ich erinnerte mich, was geschehen war: dass ich Philip getroffen hatte und mit ihm zu seinem Geschäft gegangen war. Dass Philip und Marie mir ihre neue Wohnung gezeigt hatten. Ich erinnerte mich an unsere Wanderung durch die Sachen der ehemaligen Bewohnerin. Ich hatte ihnen alles erzählt: dass die Zeit aus den Fugen geraten war, dass ich hoffte, zu einer wiedererkennbaren Zeit zurückkehren zu können. Sie hatten mich mit einem römischen Sesterz in einer Tüte aus dem Laden geschickt.
Ich bin schnell aufgestanden, habe mich angezogen und bin zur Rezeption hinuntergegangen. Ich wusste nicht, wie spät es war, aber die Zeitungen lagen schon aus, es waren dieselben. Vom achtzehnten. Ganz frisch und ungelesen. Im Frühstückszimmer lief der Kaffee schon durch die Maschine, die Tische waren gedeckt, und das Personal war damit beschäftigt, Brot und Croissants auf Platten und in Körben anzurichten. Ich setzte mich und hoffte, dass irgendetwas anders wäre als an den anderen Novembertagen, aber es gab keinen Unterschied, und schon bald sah ich, wie der Morgen sich wiederholte. Ich sah die bekannten Gesichter und Gesten. Ich sah eine Scheibe Brot auf den Boden segeln, ein leichter, schwebender Fall. Es war wieder der achtzehnte November, selbstverständlich war es der achtzehnte, was sonst.
Den ganzen Tag über, von dem Augenblick an, als ich wach wurde, bis zu dem, als ich mich schlafen legte, war es exakt wie an den anderen Tagen, alles erkannte ich wieder, und als ich heute früh aufwachte, war erneut der achtzehnte November. Es gibt keinen Unterschied. Ich bin ungehindert ins Jahr zwei gekommen oder richtiger gesagt: Ich habe den achtzehnten November erreicht in einer Zeit ohne Jahr und ohne Jahreszeiten, einer Zeit ohne Wochen und Monate, ohne etwas anderes als einen einzigen Tag, der immer wiederkommt, und ich muss mir vorstellen, dass es so weitergeht. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Es ist ein Fehler, der nicht korrigiert werden kann. Er ist chronisch geworden. Das einzige, was zurückkehrt, ist mein Tag. Es wird Morgen, und es wird Nacht, und es wird wieder Morgen, derselbe Tag.
Ich sitze in Zimmer 16 im Hôtel du Lison. Heute habe ich nicht gefrühstückt. Ich bin nur bis zur Rezeption gekommen, ich warf einen Blick auf die Zeitungen, dann machte ich kehrt und ging wieder auf mein Zimmer. Ich kann keine Brotscheiben mehr sehen, die auf den Fußboden schweben.
Heute bin ich lange vor Tagesanbruch aufgewacht. Ich bin aufgewacht, weil sich die Ecke der Schatulle mit dem Sesterz in meine Wange bohrte. Sie lag noch immer in der Tüte neben meinem Kopfkissen, ich muss mich im Schlaf daraufgelegt haben, aber jetzt bin ich wach, ich bin aufgestanden, ich bin im morgendlichen Dunkel draußen gewesen, und es ist nach wie vor der achtzehnte. Es ist nicht der neunzehnte geworden, es ist nicht der zwanzigste geworden und nicht der einundzwanzigste, warum auch, dafür gäbe es keinen Grund.
Zum Aufstehen war es viel zu früh gewesen, aber ich zog mich trotzdem an. Ich schlüpfte in meine Stiefel, knöpfte meinen Mantel zu, hob meine Tasche vom Boden auf, und bevor ich ging, nahm ich die Schatulle mit dem Sesterz aus der Tüte auf dem Bett, holte die Münze aus der Schatulle, steckte sie in die Manteltasche und legte die Schatulle und die Tüte auf den Tisch. Ich nahm den Zimmerschlüssel mit, die Rezeption war nicht besetzt, und wanderte durch die dunklen, fast menschenleeren Straßen der Stadt.
Als ich ein paar Stunden später wieder ins Hotel kam, dämmerte es, es war kurz nach sieben. Ich holte mir eine Tasse Kaffee am Büfett, nahm sie mit aufs Zimmer und setzte mich an den kleinen Tisch. Ich weiß, dass es mit dem achtzehnten November weitergeht. Ich weiß nicht, was ich mit dem Tag anfangen soll, aber ich weiß, was ich zu erwarten habe. Achtzehnte November habe ich zu erwarten, nichts anderes.
Tagtäglich besuche ich meine Straßen. Ich überquere den Boulevard Chaminade und nehme die Passage du Cirque. Ich gehe schräg über den kleinen Platz am Ende der Rue Renart und weiter durch die Rue Almageste. Ich setze mich in ein Café oder auf eine Bank in einem Park.
Es hat sich nichts geändert, und ich habe nichts zu erledigen. Ich muss keine Bücher besorgen, ich muss an keiner Auktion teilnehmen, ich muss keine Freunde besuchen. Ich brauche meinen Tag nicht nach einem Muster aus Geräuschen und stillen Momenten zu ordnen, ich habe keine Pläne, ich habe keinen Kalender. Die Zeit geht, kippt aber bloß Tag um Tag in meine Welt, sie geht nirgendwo hin, sie hat keine Haltestellen oder Stationen, nur diese endlose Kette von Tagen.
Ich gehe an den Antiquariaten des Viertels vorüber, aber ich gehe nicht hinein. Ich schaue mir die Bücher in den Auslagen an, zögere ein wenig, doch dann laufe ich weiter. Ich vergrößere die Kreise meiner Spaziergänge und stoße auf andere Straßen. In der Rue d’Esope blieb ich vor einem Antiquariat stehen, das ich nicht kannte. Ich hatte Lust, mir ein paar Werke, die im Fenster lagen, näher anzuschauen, blieb aber draußen. Ich habe da drinnen nichts zu suchen, es sind Geschäfte der Vergangenheit, und ich bin nicht mehr T. & T. Selter.
Ich bin auch bei Philip Maurel vorbeigekommen, und ein paarmal habe ich mich vors Schaufenster gestellt und einen Blick in den Laden geworfen. Aber nur, wenn Marie allein war, ich will nicht erkannt werden, ich weiß ja, wann Philip kommt und geht, und ich will ihm nicht begegnen.
Den Sesterz habe ich noch. Er steckt in meiner Manteltasche, und Marie hat eine andere Münze auf dem Ladentisch ausgelegt. Gestern Abend, als ich mich schlafen legte, vergaß ich, die Münze aus der Tasche zu nehmen und unter meinem Kopfkissen zu verstauen, aber als ich heute früh aufwachte, war sie noch in meiner Tasche. Ich spüre sie, wenn ich durch die Straßen laufe. Wenn ich einen Hund hätte, könnte ich sagen, ich würde mit ihm spazieren gehen. Jetzt gehe ich mit einer römischen Münze spazieren. Eine seltsame Begleiterin.
Es ist in den Straßen spürbar. Eine Leere. Als wäre etwas verschwunden. Ich merke es auf dem Splitt der Rue Desterres und wenn ich über die Rue Almageste haste. Eine Verdichtung, die sich aufgelöst hat. Es gibt weniger Details. Ich fühle es ganz konkret, beinahe physisch, als wäre der Verkehr spärlicher geworden oder die Fußgänger wären verschwunden, als hätten sich Licht und Laute verändert, als hätte sich der Abstand zwischen den Häusern vergrößert, als hätten sich die Straßen verbreitert, aber ich weiß natürlich, dass alles ist wie sonst, überall sind Menschen und Autos, weder Laute noch Licht haben sich verändert. Ich bin es, die hier nichts mehr zu suchen hat. Ich laufe in denselben Straßen, aber was mich trägt, sind nur Routine und alte Gewohnheiten. Ich hatte immer gute Gründe, hier zu sein, aber jetzt fühle ich mich überflüssig. Ich irre in der Stadt umher mit dem einzigen Ziel, von einem Tag in den anderen hinüberzugehen. Ich bin nur ein Mensch, der in den Straßen zirkuliert, vielleicht nicht einmal ein Mensch, vielleicht eher eine Art Tier, weder jagend noch gejagt, weder hungrig noch satt, nur ein Wesen, das an den Häusern entlangwandert.
Heute bin ich spät aufgewacht, es wurde Nachmittag, ehe ich das Hotel verließ. Ich nahm einen anderen Weg als sonst, aber wieder überkam mich diese Empfindung der Leere. Als fehlte etwas.
Während ich durch die Straßen ging, befiel mich ein Schwindelgefühl. Mich fröstelte, und ich suchte nach einem Ort, wo ich einkehren konnte, aber mir war, als gäbe es keinen Platz. Es gab keine natürlichen Orte, die ich aufsuchen konnte, nichts, wo ich mich zurückziehen und spontan für eine Weile niederlassen konnte. Ich blickte mich nach einem Park oder einer Bank um, aber nirgendwo passte ich hin. Die Orte, die ich gewöhnlich aufsuchte, wirkten abweisend und verschlossen. Keine der Bänke, keiner der Caféstühle, die ich entdeckte, war für mich. Kein Bürgersteig, kein Fußgängerüberweg passte zu meinen Schritten. Ich fühlte mich fehl am Platze, ein Fremdkörper. Ich gehörte nicht dazu, und da war nichts zu machen.
Schließlich betrat ich ein fast leeres Café, wo ich mich an einen Fenstertisch setzen wollte, aber ich hatte das Gefühl, die Stühle versuchten mich abzuschütteln. Erst war es nur ein einzelner Stuhl, der ein bisschen kipplig wirkte, aber als ich aufstand und einen anderen wählte, war es nun auf einmal der Tisch, mit dem etwas nicht zu stimmen schien. Ich schob den Tisch ein wenig hin und her und rückte den Stuhl zurecht, auf den ich mich gesetzt hatte. Ich fühlte mich verwirrt und unruhig, und als ich das Mobiliar endlich so zurechtgerückt hatte, dass es nicht mehr wackelte, kam niemand, um meine Bestellung entgegenzunehmen, sodass ich das Café verließ und mich wieder auf meinen Gang durch die Straßen machte.
Es gab keinen Unterschied. Die Straßen fühlten sich leer an. Es war, als hätte sich die Atmosphäre verändert, als wäre die Luft dünner und der Asphalt poröser geworden, weil dem Material plötzlich ein Bestandteil fehlte, und als hätten die Hausmauern eine um Nuancen andere Farbe, ich weiß es nicht. Irgendetwas war weg, in den Farben, in den Geräuschen vielleicht, als wäre auf einmal ein bestimmter Grundstoff der Welt versickert, oder vielleicht war es eher wie eine ganz neue Form der Leere, eine unbekannte Art.
Ich versuchte das Gefühl auf meinem Weg durch die Straßen gewissermaßen wegzuwandern. Ich bog um Hausecken und stieß auf stark befahrene Straßen und bevölkerte Passagen, und nach und nach war die Welt wieder die alte. Ich konnte mich an Land ziehen, in die Welt zurückkehren, und den größten Teil des Nachmittags wanderte ich umher und versuchte, dieses Gefühl der Leere zu umschiffen. Ich durchquerte Parks auf sandigen Wegen und ging an Bänken und Spielplätzen vorbei, ohne mich irgendwo hinzusetzen, abgesehen von einigen wenigen Minuten, in denen ich versuchte, mich auf eine etwas feuchte Bank am Springbrunnen in der Passage du Cirque niederzulassen.
Am späten Nachmittag kam ich zum Hotel zurück, kaufte mir am Empfang ein Sandwich und ging auf mein Zimmer. Als ich die Treppe hochstieg, schaute ich an mir herunter und hatte den Eindruck, meine Erscheinung sähe irgendwie abgetragen aus, zerfleddert, schäbig, ausgefranst, aber ich konnte nicht ausmachen, woher dieser Eindruck kam. Es war nicht die Kleidung. Als ich in den Flur zu meinem Zimmer einbog, erblickte ich mich in einem Spiegel. Nein, es war nicht meine Kleidung, sie war im Vergleich zu meinem letzten Aufenthalt hier im Hotel noch gut in Schuss, die Stiefel hatte ich zwar auf vielen Wanderungen angehabt, die ich von meinem Zimmer in Clairon aus unternommen hatte, aber besonders abgelaufen waren sie auch nicht. Ich trug ein anderes Kleid als beim letzten Mal, das alte hatte ich in Clairon gelassen, dieses hier war neuer, es war nichts daran auszusetzen, und mein Mantel sah aus wie immer, kann schon sein, dass ich einen neuen brauche, aber das sticht einem wirklich nicht ins Auge. Und trotzdem sah ich aus, als wäre ich in einer Rumpelkammer abgestellt gewesen, zerschlissen, verstaubt, aus dem Verkehr gezogen.
Ich weiß natürlich, dass es nur an mir liegt: Ich habe meine Richtung verloren. Es liegt nicht an einem fehlenden Grundstoff, an einer neu entdeckten Art der Leere. Sondern einfach nur darum, dass ich keinen Grund dafür finde, warum ich mich durch die Straßen bewege. Ich gehe an Geschäften vorbei und muss nicht hinein. Ich überquere eine Straße oder gehe durch einen Park – und fühle mich unwohl, überflüssig, ausgelaugt, verkehrt. Ich bin nicht mehr Tara Selter, die Antiquarin mit dem Sinn für Details und dem Blick für Bücher mit Sammlerpotenzial. Ich bin nicht Tara Selter bei der Arbeit. Ich bin nicht die Einkäuferin für die Firma T. & T. Selter. Es gibt sie nicht mehr: die Tara Selter, die kommt, um zu fragen, zu verhandeln, zu betrachten, zu kaufen, Vereinbarungen zu treffen und zu organisieren. Tara Selter, die Antiquarin, ist fort, Tara Selter, ein Mensch bei der Arbeit, mit einem gut laufenden, expandierenden Betrieb, eine Geschäftsfrau mit Kunden und Kollegen. Die Tara Selter mit Zukunft, sie ist verschwunden. Tara Selter mit Träumen und Erwartungen, die aus dem Bild gefallen sind, aus der Welt geworfen, über den Rand gelaufen, ausgegossen, fortgeführt mit dem Strom der achtzehnten November, verloren, verdampft, ins Meer geschwemmt.
Oben im Zimmer legte ich das Sandwich auf den Tisch und zog meinen Mantel und meine Stiefel aus, aber als ich kurz darauf das halbtrockene Brot essen wollte, wurde im Hotel plötzlich der Feueralarm ausgelöst. Ich war einen Moment lang überrascht, weil ich die Sirene bisher nie gehört hatte, aber das lag wahrscheinlich daran, dass ich an den anderen Tagen nicht um kurz nach fünf im Hotel gewesen war. Beunruhigt war ich nicht, es musste ein falscher Alarm sein, denn das Hotel war ja nicht abgebrannt, überhaupt hatte ich nie und nirgendwo Anzeichen eines Brandes bemerkt, ich unternahm also nichts weiter, und tatsächlich, kurze Zeit später wurde der Alarm eingestellt. Ich stand auf und schaute aus dem Fenster. Auf der Straße hatten sich Menschen angesammelt, und ich dachte, so, so, der achtzehnte November enthielt also auch einen falschen Alarm im Hôtel du Lison. Na und, dachte ich. Na, nichts. Ich sah ein Löschauto kommen, aber von Feuer keine Spur, und Wasserschläuche wurden auch nicht ausgerollt. Ein Feuerwehrmann sprach in aller Ruhe mit der Frau vom Empfang, und ich biss noch ein Stück meines Sandwichs ab.
Erst hinterher ging mir die Bedeutung des Zwischenfalls auf: dass ich nämlich nicht mehr auf der Hut war, nicht nach Rettungsankern Ausschau hielt, ja, es gar nicht mehr für möglich erachtete, dass das Hôtel du Lison in Flammen stehen könnte, dass es ein neuer achtzehnter November und ein Sprung in eine neue Zeit sein könnte, dass das Hotel abbrennen und dass ich in Lebensgefahr schweben könnte, eben wenn die Zeit wieder ihren normalen Verlauf nahm. Aber ich war ohne weiter darüber nachzudenken davon ausgegangen, dass es sich um einen falschen Alarm handelte.
Noch vor wenigen Tagen wäre ich aufgesprungen und hätte eine Wende gewittert, aber jetzt saß ich bloß mit meinem angebissenen Sandwich da und tat nichts, und es liegt immer noch neben mir auf dem Tisch, nicht weil ich es aus Evakuierungsgründen in aller Eile liegen gelassen hätte, sondern weil es trocken und hart geworden war. Ich glaube nicht mehr an Variationen, ich suche nicht mehr nach Unterschieden, und nicht einmal ein Feueralarm kann meine Erwartungen an diesen Tag ändern, der immer wiederkommt.
Auf den Gängen vor meiner Tür höre ich noch Stimmen, aber der Bürgersteig gegenüber ist längst menschenleer. Die letzten Hotelgäste sind auf dem Weg in ihre Zimmer, das Feuerwehrauto fuhr bald wieder weg, und es ist keine Gefahr im Anzug. Es ist ein ruhiger Tag im Hôtel du Lison. Es gibt keine Verletzten und keine Verwundeten. Ich sitze in einem Hotelzimmer, ich bin in Sicherheit, Thomas ist in seinem achtzehnten November in Clairon in Sicherheit, er ist vom Regen durchweicht worden und zu einem Haus zurückgekommen, das kühl geworden ist, aber sonst ist nichts passiert. Er ist wieder in seinem Wohnzimmer, er hat Feuer im Kamin gemacht, hat im Garten Porree geholt und ein paar Zwiebeln im Schuppen. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Ich habe einen Mann, der der Meinung ist, ich werde die Lösung am besten allein finden. Ich habe Freunde, die nicht der Meinung sind, mir helfen zu können, und vielleicht nicht einmal glauben, ich sagte die Wahrheit, sondern mich mit einem römischen Sesterz in einer Tüte weggeschickt haben. Tara Selters letzter Auftrag: die Treppe hoch und raus mit der Mülltüte. Und nun gehe ich durch die Straßen, überflüssig und aus dem Verkehr gezogen. Das ist keine Katastrophe. Das ist nicht nichts, aber auch nicht sehr viel.
Und nun, da der achtzehnte November chronisch geworden ist, sind meine Tage einfach, ich verkehre in wohlbekannten Straßen, aber ich gehöre nicht dazu. Hinter mir höre ich Schritte. Ich werde unruhig. Ich drehe mich um. Jemand will etwas von mir, denke ich, und zwar nichts Gutes. Aber da ist niemand, was ich höre, sind meine eigenen Schritte, und selbst das Geräusch meiner Schritte ist überflüssig. Ich gehe in einem Raum, der leer sein sollte. Der Platz, den ich einnehme, sollte frei sein, aber aus unerklärlichen Gründen hat Tara Selter den Platz besetzt.
Um mich herum gehen Leute zur Arbeit. Sie machen ihren Laden auf und bewegen sich zu den Metrostationen, sie gehen in Formationen, sie schlagen Richtungen ein, sie werden vorwärtsgezogen, aber was an ihnen zieht, kann ich selber nicht spüren, es ist die Leine, die mir fehlt, es ist etwas, an dem ich nicht teilhabe. Ich kann mich nirgendwo festhalten. Oder es ist etwas, das sie durch die Straßen spült, ein Strom, der sie fortträgt, aber dieser Strom erreicht mich nicht. Oder vielleicht ist es eine innere Mechanik, die ihre Schritte durch die Straßen steuert, eine innere Triebkraft, die ich nicht besitze, eine Feder, die nicht gespannt werden kann, ein Mechanismus, der mir fehlt. Ich weiß nicht, ob sie gezogen werden, ob sie von einem Strom fortgetragen werden oder ob eine innere Mechanik sie durch die Straßen sendet, aber ich weiß, dass es etwas ist, das auf mich keine Wirkung hat.
Ich bin von Menschen umgeben, die sich bewegen, plötzlich gehen sie alle in eine Richtung, ich schaue mich um, tatsächlich, eine Metrostation, da wollen sie hin. Es sind Reihen von Menschen, die zum Eingang führen. Ich befinde mich außerhalb dieser Reihen. Wenn ich ihnen zu nahe komme, stehe ich im Weg. Ich bin ein Fremdkörper, ein Fehler. Ich bin Tara Selter, verloren im achtzehnten November. Nicht niedergeschlagen, sondern einfach verloren, aus dem Tag gefallen, aber es ist nicht tragisch, es ist nicht komisch, ich bin schlicht aus der Welt gefallen, ich habe mich beim Sturz nicht verletzt, ich bin aufgestanden und habe mir ein wenig Sand vom Knie gebürstet, mehr nicht.
Ich heiße Tara Selter. Ich befinde mich im achtzehnten November, um mich herum ist ein Echo. Ich bin ein wunderliches Wesen, das unter Menschen mit Richtung nicht verkehren sollte. Das sich auf den Weg machen sollte. Das im Weg steht, wenn Leute versuchen, die Dinge zu erreichen, die sie erreichen wollen.
Ich verlasse die hektischen Reihen, ich trete beiseite. Ich finde Straßen, die ich nicht kenne, ich biege um unbekannte Ecken, entdecke Cafés, in denen ich nie gewesen bin. Ich trage mein Echo bei mir, eine besondere Leere in dem Geräusch, wenn ich den Stuhl unter einem Tisch hervorziehe und mich in eine Ecke setze. Ich stelle meine Tasche auf den Stuhl neben mir. Die Tasche ist groß genug, um als Reisetasche zu dienen, und klein genug, um sie alle Tage dabeihaben zu können. Deshalb sieht sie so aus, als hätte ich irgendetwas zu erledigen. Ich bin ständig im Weg, doch manchmal finde ich einen Winkel, in dem ich mich einen Moment lang niederlassen kann. Ich atme durch. Ich verhalte mich ruhig.
Ich kann meine Tage zählen, das tue ich. Ich kann über sie schreiben, das tue ich. Ich habe ein kleines Notizbuch mit Strichen und Zahlen. Ich habe eine Mappe mit Aufzeichnungen vom achtzehnten November, ich habe Geld und Kreditkarten. Ich habe einen Kugelschreiber mit der Aufschrift 7ème Salon Lumières, ich kann schreiben, was ich will, ich kann reisen, wohin ich möchte, mir fehlt es an nichts.
Ich gehe an einem Abgrund entlang, ich zähle Tage und mache Notizen. Ich tue das, um mich zu erinnern. Oder ich tue es, um die Tage zusammenzuhalten. Oder vielleicht tue ich es, weil das Papier sich erinnert, was ich sage. Als gäbe es mich. Als hörte da jemand zu.
Ich hatte gedacht, ich würde zurückkehren. Nach Clairon-sous-Bois. Zu Thomas. Wenn nichts passierte. Wenn ein Jahr nichts bedeutete. Wenn es am Jahresende keinen Ausgang gab. Vielleicht würde ich zuerst Philip und Marie besuchen. Ich stelle mir vor, dass ich sie um Rat gefragt hätte, dass wir uns an den Ladentisch gesetzt und sie diverse Lösungen vorgeschlagen hätten, die eine merkwürdiger als die andere. Dass wir die Situation komisch gefunden hätten. Es hätte gelacht werden sollen. Wir hätten über Staub und Brandwunden sprechen sollen, während wir über die Merkwürdigkeit der Zeit lachten. Ich hatte wohl gedacht, sie könnten mir helfen, sie würden es versuchen, sie würden so tun, als versuchten sie es. Dass sie zumindest mitlachen würden. Und wenn es keinen Ausweg gäbe, nähme ich sicher den Zug zurück nach Clairon. Ich würde durch den Regen wandern, würde Thomas erzählen, dass ich zurückgekehrt sei, weil die Zeit stehen geblieben war, dass ich versucht hätte zurückzuspringen, dass ich bereit gewesen sei, dass dies mein Wunsch sei: zurückzukehren. Zu Thomas, zu Philip und Marie, zu den Menschen auf der Straße, den Strömen und Reihen, dem gemeinsamen Rhythmus, zu Tara Selter, der Antiquarin mit dem Gespür für Papier und dem Sinn fürs Detail. Nicht dass ich ihrer Zeit nicht hätte folgen wollen, doch ich konnte nichts tun. Ich hatte es versucht.
Aber vielleicht bin ich einfach allein. Vielleicht gehöre ich nicht dazu. Vielleicht kann es nicht anders sein, aber ich versuche es, ich nehme Anlauf, und manchmal, wenn ich auf der Straße in einen Menschenstrom gerate, wenn ich an einer Bushaltestelle vorbeigehe und gerade ein Bus hält und ich plötzlich in einer Gruppe wartender Fahrgäste gefangen bin, wenn ich dem Strom in den Bus folge, wenn ich aus der richtigen Richtung komme und im richtigen Tempo an einer Metrostation entlanggehe, dann passt sich mein Rhythmus mit einem Mal an, ich folge, zuweilen werde ich beinahe davongetragen, ich steige ein und aus, ich werde auf den Weg gebracht, es ist fast wie verstanden zu werden, einen Rat zu bekommen. Wenn man darauf hört.
In der Regel dauert es nicht so lange, denn wenn sich der Bus plötzlich wieder leert und ich mit dem Strom auf den Bürgersteig gespült werde oder wenn ich aus der Metro an einer Stelle hochkomme, die mir unbekannt ist, bin ich wieder allein. Der Strom der Menschen verteilt sich, das Geräusch meiner Schritte, das in der Menge untergegangen war, ist jetzt wieder auf der Straße zu hören, und das Echo, das mich umgibt, wird deutlich. Die Straße weitet sich, die Menschenmenge, die mir geholfen hatte weiterzukommen, hatte ein Ziel, das ich mir einen Moment lang auslieh, aber dann stehe ich da, die Menschen haben sich zerstreut, sich in andere Transportmittel verteilt, sind in Gebäude geströmt oder in andere Straßen gehastet, und ich fange selber an umherzuwandern, nicht so schnell wie sie, denn ich mäßige meinen Schritt, ich schlendere durch die Straßen, und früher oder später finde ich zum Hôtel du Lison zurück.
Trotzdem gehe ich am nächsten Tag wieder hinaus, ich packe meine Tasche, ich laufe in der Leere umher, aber ich bin parat, falls mir jemand den Weg weist, und dann, wenn ich mich plötzlich in einer Bewegung befinde, einem Strom, wenn ich etwas bemerke, das mich mitzieht in eine bestimmte Richtung, gehe ich mit. Das ist nicht so schwer. Man muss bereit sein, aber dann geht alles von selbst. Wie wenn man am Strand steht, das Wasser ist kalt, man ist zur Stelle, man will gern hineinspringen, man wartet, man erstarrt in der Bewegung, als gäbe es auf dem Weg zum Wasser ein Hindernis, aber dann kommt jemand angelaufen und hechtet hinein, und man folgt ihm nach, man ist von der Bewegung des andern gefangen, man setzt sich in Gang, und dann ist man mit einem Mal im Wasser, wirft sich hinein, taucht unter, schwimmt in der Kälte, erst ganz starr, und plötzlich ist es nicht mehr kalt, kein Zögern mehr, man wird nicht vorwärtsgetragen, nicht gezogen, man ist selbst ins Wasser gerannt, selbst hineingetaucht, man hat sein eigenes Rennen und Tauchen und Schwimmen angenommen und muss nicht mehr geführt werden, man ist in Bewegung und kann weitermachen, als hätte es nie ein Zögern gegeben.
So kriege ich meine Tage herum: Ich stürze mich in die Menge, lasse mich entführen, ich bin in Bewegung, gehe mit, doch am Ende, wenn ich mich vom Strom habe treiben lassen, wenn ich Busse und Züge bestiegen und wieder verlassen habe, wenn ich aus Metrostationen gekommen oder auf dem Bürgersteig an einer Bushaltestelle gelandet bin, verliere ich den Schwung. Ich drossele das Tempo und bleibe stehen. Als gäbe es in dem Mechanismus, den die Bewegung in Gang setzen sollte, einen Fehler. Da zündet etwas, aber dann zögere ich, setze die Geschwindigkeit herab, ziehe zur Seite. Ich begebe mich auf die Standspur, ich komme nicht mit und bewege mich in Richtung verkehrsärmerer Straßen. Das macht nichts, ich habe mich nicht verirrt, ich suche einfach eine Bank, wo ich innehalten und mich ein Weilchen hinsetzen kann, oder ich fange an, den Rückweg zum Hotel einzuschlagen, und wenn der Tag vergangen ist, ist die Geschwindigkeit bei null, ich lege mich schlafen, und am nächsten Tag finde ich neue Menschenströme, in die ich mich stürzen kann.
Meine Kreise sind größer geworden. Einmal bin ich bis zum Bois de Boulogne gekommen, ein andermal bis nach Fontainebleau, und jetzt sitze ich in einem Zug Richtung Norden, ohne Fahrkarte, weil ich dem Strom der Menschen folgte, und plötzlich waren wir auf dem Weg zur Bahn. Ich war dem Morgenverkehr gefolgt. An einer Haltestelle hatte ich mit den Wartenden einen Bus bestiegen, der mich zur Gare du Nord brachte, der Menschenstrom führte mich durch den Bahnhof, und jetzt sitze ich im Zug nach Lille. Die Fahrgäste um mich herum, ich weiß nicht, wohin sie wollen, aber in Kürze steigen wir alle aus, denn Lille-Europe ist die Endstation.
Auf dem Boden neben mir steht meine Tasche, sie ist jetzt leichter, da ich meine Bücher, meine Ersatzkleidung und meine Toilettensachen im Hotel gelassen habe. Dafür nahm ich versehentlich den Schlüssel von Zimmer 16 mit, den ich gar nicht brauchen werde. Der Schlüssel vom Haus in Clairon, von Thomas’ Haus, ist auch in der Tasche. Es wäre einfach hinzufahren. Ich kenne den Weg. Es fühlt sich heimatlich an. Ich kenne die Haltestellen, aber es ist nicht der richtige Weg.
In Lille stieg ich aus. Der Morgenverkehr wurde zum Vormittagsverkehr, der Menschenstrom ließ nach, ich war der letzte Fahrgast, der den Zug verließ, langsam und zögerlich, so langsam, dass ich auf dem Bahnsteig stehen blieb. Im Handumdrehen war alles leer, es war keiner mehr da, der mich irgendwohin führte. Kurz darauf verließ ich den Bahnhof, fand ein Hotel in der Nähe und ging ziellos durch die Stadt. Ich wollte eine Zahnbürste kaufen, aber auf einmal stand ich vor dem Schreibwarenladen, wo ich mal ein Notizbuch in grünem Leinen gekauft hatte, in das ich nie auch nur ein Wort hatte schreiben können. Ich ging hinein, und an derselben Stelle wie vorher lag ein Stapel Notizbücher, die in grünes Leinen eingebunden waren. Eines von ihnen musste meins sein, dachte ich und kaufte noch eines, womöglich dasselbe. Vielleicht sieht es auch nur so aus.