Überflieger-Formel - Jan Höpker - E-Book

Überflieger-Formel E-Book

Jan Höpker

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Beschreibung

Erfolgreich studieren ohne Stress? Laut einer Umfrage fühlen sich zwei von drei Studenten überfordert. Die meisten von ihnen schaffen es nicht, ihr volles Potenzial abzurufen – doch einigen wenigen gelingt es, Bestnoten zu erzielen und gleichzeitig ihr Studentenleben in vollen Zügen zu genießen. Was machen diese Überflieger anders? Das Geheimnis eines erfolgreichen Studiums Der Naturwissenschaftler Dr. Jan Höpker ist dieser Frage nachgegangen und hat seine Ergebnisse in dem vorliegenden Buch zusammengefasst: Nachhaltiger Erfolg im Studium ist kein Zufall. Die Überflieger studieren mit einer überlegenen Lernstrategie, die aus drei Erfolgsfaktoren besteht: - Bessere Lernmethoden (für effektives Lernen) - Optimale Arbeitsbedingungen (für dauerhafte Konzentration) - Praktische Umsetzung (für nachhaltigen Erfolg) Die Überflieger-Formel Diese drei Erfolgsgrößen wirken gemeinsamen und können sich gegenseitig verstärken. Die Überflieger-Formel bildet diesen Zusammenhang ab und macht deutlich, wie jeder sein volles Potenzial beim Lernen abrufen kann: Erfolg = (Methoden + Bedingungen) ∙ Umsetzung Jeder Student kann die Überflieger-Formel für bessere Noten und nachhaltigen Erfolg im Studium anwenden. Dieses Buch liefert dazu die perfekte Anleitung. 1) Lernmethoden: Lernen zu lernen Wie lernt und vergisst das menschliche Gehirn? Was ist gehirngerechtes Lernen? Welche Lerntechniken und Lernmethoden eignen sich, um sich schnell einen Überblick über eine große Menge Stoff zu verschaffen? Wie können Studenten möglichst schnell Zahlen, Daten und Fakten auswendig lernen und ein tiefes Verständnis für prüfungsrelevante Zusammenhänge aufbauen? Welche „natürliche Lernmethoden“ sind im menschlichen Gehirn vorinstalliert – und wie nutzt man sie? Weiter geht es mit den Grundlagen wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens. Wie funktioniert die Uni als Wissenschaftsbetrieb? Wer den Durchblick hat, kann Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden – und dadurch Zeit und Energie sparen. 2) Arbeitsbedingungen: Selbstmanagement, Studienorganisation und Motivation Wie lassen sich optimale Bedingungen für effizientes Lernen herstellen? Wie gelingt es, lange fokussiert und konzentriert zu arbeiten? Dass der Mensch sogar im Schlaf lernt, ist bekannt. Doch nur Wenige wissen, wie diese Fähigkeit trainiert und wie das Gehirn dazu gebracht werden kann, in Pausen und Auszeiten mühelos weiter zu lernen. Konzentriertes Lernen ist ein Schlüssel zu mehr Produktivität im Studium. Als Experte für Fokus und Konzentration vermittelt Dr. Jan Höpker die wirksamsten Methoden für laserscharfen Fokus und ablenkungsfreie Konzentration beim Lernen. 3) Umsetzung: Zeitmanagement im Studium Wie kann das theoretische Wissen praktisch umgesetzt werden? Welche Hürden lauern im Studienalltag – und wie lassen sich diese überwinden? Wie findet man Wertmaßstäbe, die motivierender sind als Noten? Mit dem Mindset der Überflieger kann intrinsisch motiviert studiert werden. Wenn der eigene Selbstwert nicht mehr von Noten abhängt, lassen sich Prüfungsangst überwinden und Lernblockaden lösen. Die praktische Umsetzung wird in vielen Studienratgebern ignoriert. Dabei bereitet sie oftmals große Probleme. Mit den wissenschaftlich fundierten Methoden aus diesem Buch gehören Aufschieben und Prokrastination der Vergangenheit an. Bestnoten im Anflug: Auf dem Weg zum Einserkandidaten! Dieser moderne Studenten-Ratgeber präsentiert revolutionäre Tipps fürs Studium und liefert alles, was Studenten brauchen, um endlich erfolgreich zu werden. Damit ist die Überflieger-Formel das ideale Geschenk für alle Studenten und Studentinnen. Ein Rundum-sorglos-Paket für ein sorgenfreies Studium – ohne Stress, dafür aber mit Bestnoten, Regelstudienzeit und jeder Menge Lebensfreude.

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Überflieger-Formel

Für bessere Noten und nachhaltigen Erfolg im Studium

Dr. Jan Höpker

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Überflieger-Formel: Für bessere Noten und nachhaltigen Erfolg im Studium von Jan Höpker

Studienscheiss UG (haftungsbeschränkt)

Oppenhoffallee 143, 52066 Aachen

[email protected]

Geschäftsführer: Dr. Tim Reichel

Registergericht: Amtsgericht Aachen

Registernummer: HRB 19105

USt-IdNr.: DE295455486

1. Auflage, Juni 2021

© 2021 Studienscheiss Verlag, Aachen

ISBN: 978-3-98597-003-2 Print (Softcover)

ISBN: 978-3-98597-004-9 Print (Hardcover)

ISBN: 978-3-98597-005-6 E-Book (EPUB)

ISBN: 978-3-98597-006-3 E-Book (PDF)

ISBN: 978-3-98597-007-0 Audio (Hörbuch)

Alle Rechte vorbehalten. Die Inhalte dieses Buches sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne Zustimmung des Verlages reproduziert oder mit elektronischen Systemen verarbeitet werden.

Lektorat: Sara Dörwald, Krakow am See

Korrektorat: Hannah Dautzenberg, Aachen

Umschlaggestaltung: Melanie Schwarz, Aachen

Layout und Satz: Tim Reichel, Aachen

Foto: Jan Höpker, Filderstadt

Herstellung: CPI, Ulm

Printed in Germany

www.studienscheiss.de

Inhalt

Vorwort

Studieren im 21. Jahrhundert

Die Überflieger-Formel

Wie dir dieses Buch helfen wird

Teil 1: Methoden

Das Gedächtnis

Die Zeitstruktur des Gedächtnisses

Kurz- und Arbeitsgedächtnis

Drei Langzeitgedächtnisse

Das emotionale Gedächtnis

Das prozedurale Gedächtnis

Das deklarative Gedächtnis

Muster-Erkennung

Gedächtnisbildung

Die Cognitive Load Theory

Vergessen

Lernmethoden

Gegen das Vergessen

Mindmaps und Co.

Wie man eine effektive Mindmap erstellt

Concept-Maps

Die Feynman-Methode

Mnemotechniken

Die Loci-Methode (Routen-Methode)

Der Gedächtnispalast

Zahlen merken

Namen merken

Vokabeln merken

Die Arten des Lernens

Habituation & Sensitivierung

Konditionierung

Von anderen lernen

Lernen am Modell

Meme – Viren des Geistes

Aktives Lernen

Lernen durch Einsicht

Lernen durch Erforschen

Diskriminationslernen

Ebenen des Lernens

Die 7 universellen Lektionen des Lehrers

Fazit und Praxistipps

Wähle bessere Lernumgebungen

Umgib dich mit den richtigen Menschen

Eigne dir praktisches Wissen von anderen an

Die Metaebene

Das Induktionsproblem

Paradigmen

Unbekannte Unbekannte

Ein bisschen Lernen ist gefährlich

Fazit und Praxistipps

Teil 2: Bedingungen

Schlaf

Wie viel Schlaf brauchst du?

Schlaf-Wach-Rhythmus

Individuelle Unterschiede

Schlaf vor dem Lernen

Schlaf nach dem Lernen

Verständnis entsteht im Schlaf

Alkohol löscht

Für mehr Schlaf sorgen

Früher müde werden und schneller einschlafen

Länger schlafen

Pause

Wie man das DMN aktiviert

Optimale Pausen

Wie viele Stunden pro Tag lernen?

Fokus und Konzentration

Weitere Maßnahmen zur Konzentrationssteigerung

Der Unterschied zwischen Fokus und Konzentration

Gefühle

Gute und schlechte Gefühle

Lernförderliche Gefühle

Pfeif auf Noten, aber nicht auf Feedback

Vergleiche dich nicht mit anderen

Motivation

Vermeidung und Annäherung

Das Belohnungssystem

Das Furchtsystem

Der präfrontale Cortex

Ich und Ich

Sinn

Werte

Übung 1: Persönliche Werte identifizieren

Übung 2: Deine Beerdigung

Bedürfnisse

Bedürfnisse und Lernmotivation

Ersatzbefriedigung

Reflexionsfragen

Teil 3: Umsetzung

Umsetzung

Zielabsichten

Warum es schwer ist, Zielabsichten umzusetzen

Handlungsabsichten

Wirksame Handlungsabsichten formulieren

Ende

Schlusswort

Über den Autor

Quellen

Vorwort

Studieren im 21. Jahrhundert

Das Studium ist ein Klacks! Bis mittags schlafen, nachmittags ein paar Vorlesungen hören und dann in einschlägigen Kneipen rumhängen. Abends mit den Kommilitonen feiern (einen Grund gibt es immer) und in den Semesterferien ein, zwei Wochen kellnern, um dann zu unvergesslichen Abenteuern in die große weite Welt aufzubrechen.

Du weißt, dass das ein Irrglaube ist. Aber die falsche Vorstellung vom lockeren Studentenleben hält sich hartnäckig. Als deine Eltern studierten, mag das Studium wirklich noch eine einzige große Party gewesen sein; jedenfalls schwärmen viele ältere Semester heute noch von der »schönsten Zeit ihres Lebens«.

Leider haben sich die Zeiten geändert. Aktuelle Berichte der Krankenkassen vermitteln den Eindruck, dass die gestiegenen Anforderungen immer mehr Studenten an und über ihre Belastungsgrenzen treibt. In einer Umfrage der AOK zum Thema Studierendenstress klagten mehr als 70 Prozent der 18 000 Befragten über einen hohen Zeit-, Leistungs- und Erwartungsdruck.1 Überforderung, Nervosität, innere Unruhe und Selbstzweifel wurden fast genauso oft genannt.

Der Anfang vom Ende des entspannten Studiums lässt sich auf das Jahr 1999 zurückdatieren. Zu den Schikanen, die damals im Rahmen der Bologna-Reform beschlossen wurden, zählt, dass wer bestimmte Prüfungen, die zum Teil beängstigend hohe Durchfallquoten haben, nicht besteht, seine Koffer packen muss. Dann heißt es Wiedereinzug bei den Eltern. Die letzten Monate, manchmal auch Jahre, waren damit völlig umsonst.

Aber kostenlos war das verbockte Studium nicht, womit wir bei einem weiteren Stressfaktor heutiger Studenten wären: Neben ECTS-Punkten müssen viele auch noch Geld verdienen, denn das bisschen BAföG, falls sie überhaupt welches bekommen, reicht hinten und vorne nicht. Immer mehr Studenten haben das Gefühl, von dem Spagat zwischen Uni und Nebenjob zerrissen zu werden.

Als ob das noch nicht reichen würde, lastet ein noch viel größeres Gewicht auf den Schultern der Studenten: die ungewisse Zukunft. Das Corona-Virus hat uns einen Vorgeschmack auf das gegeben, was in Zukunft kommen könnte und wie hilflos wir dagegen sind. Welche Berufe wird es noch geben, wenn die Welt in einigen Jahren automatisiert und digitalisiert worden ist? Und wird es überhaupt noch eine lebenswerte Welt geben, oder werden wir die Umwelt und das Klima bis dahin endgültig zerstört haben?

Im Grunde hast du nur zwei Möglichkeiten, wie du mit dem zunehmenden Druck umgehen kannst: die Welt verändern oder dich selbst. Da die Weltveränderung schwierig werden könnte, würde ich mich auf Letzteres konzentrieren. Und damit meine ich nicht, dass du den Kopf in den Sand stecken solltest, sondern dass du stärker und besser werden musst. Wie das gehen kann, erfährst du in diesem Buch.

Die Überflieger-Formel

Ich kenne beide Seiten. In der Mittelstufe war ich versetzungsgefährdet; später habe ich ein Einser-Abi gemacht. Mein erstes Studium (Technische Kybernetik) habe ich in den Sand gesetzt; das zweite Studium (Chemie) habe ich als einer der Jahrgangsbesten in Regelstudienzeit beendet. Keine einzige Lehrerin aus meiner Schulzeit traute mir zu, dass ich einmal erfolgreich studieren, geschweige denn einen Doktortitel tragen würde.

Inzwischen habe ich mehr als 30 Jahre Lernerfahrung, denn nach meiner Promotion habe ich weitergelernt. Ich habe Hunderte Bücher und Studien über Zeit- und Selbstmanagement, Lern- und Erfolgs-Psychologie, Fokus, Konzentration und Lernmethoden studiert. Außerdem habe ich Aufsätze und Bücher zu diesen Themen geschrieben, die in Summe weit über eine Million Mal gelesen wurden. Der am häufigsten gelesene Artikel handelt von den sieben Geheimnissen der besten Studenten. In dem Artikel vertrete ich die These, dass die Noten der meisten Studenten nicht von ihrem Fleiß und Talent abhängen, sondern von den Lernmethoden, die sie sich per Zufall angewöhnt haben.

Ja, viele Studenten bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück, weil sie mit Methoden arbeiten, die nicht gut funktionieren. Meinen damaligen Artikel würde ich heute aber anders schreiben, denn mir ist eines klar geworden: Der Unterschied zwischen wahren Überfliegern und Studenten, die sich schwertun, lässt sich nur zum Teil auf effektivere Lernmethoden zurückführen – die Überflieger verdanken ihren Erfolg auch bestimmten Gewohnheiten und Denkweisen, die sie in anderen Lebensbereichen an den Tag legen.

Anstatt meine neue Hypothese in einen sperrigen Satz zu packen, habe ich mich für eine Formel entschieden, die alle Erfolgsfaktoren enthält und zeigt, wie sie zusammenwirken: die Überflieger-Formel. Sie lautet:

Die Überflieger-Formel ist kein Naturgesetz, sondern eine Hypothese. Ob sie richtig ist, kannst du für dich selbst überprüfen, indem du die Methoden, Gewohnheiten und Denkweisen der Überflieger deines Jahrgangs mit den Methoden, Gewohnheiten und Denkweisen aus diesem Buch vergleichst. (Wenn du das machst, würde ich mich freuen, wenn du mich an deinen Erkenntnissen teilhaben lässt.)

Um dich nicht zu verwirren, sollte ich zunächst einmal klarstellen, was ich unter einem »Überflieger« verstehe, denn nicht jeder Student, der gute Noten erzielt, qualifiziert sich als Überflieger.

Unter den besten zehn Prozent eines jeden Jahrgangs gibt es zwei grundverschiedene Arten von Studenten: die Streber und die Überflieger. Die Streber werden von Ehrgeiz und Egoismus angetrieben. Da sie kein Rückgrat haben, sind sie in der Lage, sich besonders tief zu bücken. Sie würden alles tun, um denen zu gefallen, die ihnen Noten geben. So beliebt sie bei ihren Dozenten auch sein mögen, so unbeliebt sind sie bei ihren Kommilitonen, denn für die interessieren sich die Streber nur, wenn sie eine Möglichkeit sehen, sie für ihre egoistischen Ziele einzuspannen oder auszunutzen.

Überflieger ticken komplett anders, weshalb sie nicht nur von ihren Dozenten, sondern auch von ihren Kommilitonen bewundert werden. Wer hinter die Kulissen schaut, wird feststellen, dass gute Noten gar nicht das oberste Ziel der Überflieger sind – ihr akademischer Erfolg ist das Nebenprodukt ihrer Denk- und Lebensweise. Doch die überraschendste Erkenntnis wird sein, dass die Überflieger keine Übermenschen sind, sondern gewöhnliche Erdenbewohner, die nur deswegen überdurchschnittlich erfolgreich sind, weil sie einige Erfolgsfaktoren verinnerlicht haben. Von diesen Erfolgsfaktoren handelt dieses Buch.

Wie dir dieses Buch helfen wird

Das Buch besteht aus drei Abschnitten, in denen ich die »Geheimnisse« lüfte, die hinter den drei Variablen der Überflieger-Formel stecken.

Im ersten Abschnitt geht es um die Methoden, das heißt, wie die Überflieger lernen. Zu den Methoden zählen konkrete Lerntechniken, aber auch bestimmte Denk- und Verhaltensweisen, von denen du vielleicht noch gar nicht weißt, dass und in welcher Weise sie auch deinen Erfolg beeinflussen.

Der zweite Abschnitt dreht sich um die optimalen (Lern-)Bedingungen. Hier geht es um erfolgsfördernde Gewohnheiten und Maßnahmen, die dein Gehirn in eine effektivere und effizientere Lernmaschine verwandeln.

Der dritte Abschnitt handelt von der praktischen Umsetzung. Wie du der Überflieger-Formel entnehmen kannst, haben die Methoden und Bedingungen nur dann einen Einfluss auf deinen Erfolg im Studium, wenn du sie umfassend anwendest. Nur zu wissen, was du tun müsstest, um besser und stärker zu sein, ohne dieses Wissen jedoch in die Praxis umzusetzen, wird dich weder besser noch stärker machen. Doch gerade die praktische Umsetzung ist der Teil des Spiels, der den meisten Studenten die größten Probleme bereitet. Hier helfen erstaunlich wirksame Methoden, die ich dir in diesem Abschnitt vorstellen werde.

Jeder Abschnitt besteht aus mehreren Kapiteln, die sich mit je einem Erfolgsfaktor beschäftigen. Zu Beginn jedes Kapitels stelle ich die relevanten Theorien und den aktuellen Forschungsstand vor. Dann folgen Methoden, Werkzeuge, Übungen und Ratschläge für die praktische Umsetzung.

Dies ist eine Auswahl der Dinge, die du in diesem Buch erfahren wirst:

Welche drei chemischen Substanzen dein Gedächtnis

dramatisch verbessern … und wie du dein Gehirn kraft deiner Gedanken

dazu bringen kannst, dein Gedächtnis mit diesen Substanzen zu dopen.

Welche kleine, aber kontraintuitive Veränderung die mit Abstand schlechteste Lernmethode

(mit der die Mehrheit der Studenten

lernt

) in eine der besten Lernmethoden

verwandelt.

Welchen Einfluss deine Schlafphasen

auf die langfristige Speicherung des Gelernten haben … und welche eine schlechte Angewohnheit

dein Gehirn

im Schlaf

statt auf den »Speichern«- auf den »Löschen«-Button drücken lässt.

Mit welchen raffinierten Methoden dein Gehirn

in jeder wachen Minute automatisch lernt

… und wie du diese Mechanismen für deinen Erfolg

im Studium

nutzen kannst.

Welche unter Studenten

weitverbreitete geistige Einstellung Gefühle begünstigt,

die sie vom Lernen ablenken

… und wie du diese Form der Selbstsabotage

im Keim ersticken kannst.

Welche Flausen man dir in deiner Schulzeit

in den Kopf gesetzt hat … und warum die jetzt womöglich deinen Erfolg

im Studium

sabotieren.

Welche oft geleugnete Tatsache der Grund ist, warum viele vermeintliche Genies

überdurchschnittlich produktiv

sind, obwohl sie nur etwa vier Stunden pro Tag arbeiten … und wie du in ihre Fußstapfen treten kannst.

Wie und warum dein Gedächtnis

mühsam gelernte Inhalte mit voller Absicht wieder vergisst … und wie du das Vergessen

verhindern kannst.

… und vieles mehr.

Außerdem zeige ich dir:

Eine geniale Strategie

, dank der du sogar während stressigen Prüfungsphasen

dazu kommst, Ordnung in deiner Bude zu halten, ohne dafür deine Freizeit

opfern zu müssen.

Eine Übung, die dich nicht nur voller Optimismus

in eine ungewisse Zukunft

blicken lässt, sondern auch noch dafür sorgt, dass du im Hier und Jetzt zum Lernen motiviert bist. (Hinweis: Es geht nicht um positives Denken.)

Eine geniale Methode eines bekannten Investors, die verhindert, dass du deine kostbare Energie auf Nebenschauplätzen verpulverst.

Wie du dir fast beliebig lange Zahlen merken kannst. (Der aktuelle Rekord liegt bei einer Zahl mit 100 000 Stellen.)

Eine Zauberformel

, die dich dazu bringt, deine Ziele mit einer um 122 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit in die Tat umzusetzen.

… und vieles mehr.

Zusätzlich habe ich noch einige Bonusinhalte für dich erstellt. Auf der letzten Seite dieses Buches findest du einen Link, der dich auf meine Website führt. Wenn du dich für den Überflieger-Verteiler anmeldest, sende ich dir das Bonusmaterial zu und halte dich über neue Erkenntnisse auf dem Laufenden – natürlich kostenlos!

Welches Fach du studierst und ob du im Bachelor-, Master- oder Promotionsstudium bist, spielt für den Erfolg der Überflieger-Formel keine Rolle. Es kommt nur darauf an, dass du entschlossen und bereit bist, deine Denk- und Lernstrategien zu hinterfragen. Also, bist du bereit?

Dann lass uns anfangen!

Teil 1:Methoden

Das Gedächtnis

Das Ziel des Lernens ist eine dauerhafte Veränderung im Gedächtnis. Viele Menschen diagnostizieren sich selbst ein schlechtes Gedächtnis, weil es häufig nicht aufnahmefähig zu sein scheint und/oder nicht die gewünschten Informationen und Erinnerungen präsentiert. In den allermeisten Fällen liegt dies jedoch nicht daran, dass ihr Gedächtnis grundsätzlich schlechter wäre als die Gedächtnisse anderer Menschen. Der Grund ist, dass sie ihr Gedächtnis falsch benutzen, weil sie nicht wissen, wie es funktioniert. Auf den folgenden Seiten werden wir diesen Missstand beheben und uns den Aufbau und die Arbeitsweise des Gedächtnisses einmal genauer anschauen.

Im Alltag sprechen wir zwar meist von nur einem Gedächtnis, aber tatsächlich können (und sollten) verschiedene Gedächtnisse unterschieden werden. Gelerntes kann in Form von Gedanken, Gefühlen und Bewegungsabläufen aus dem Gedächtnis abgerufen werden. Gedanken kommen aus dem deklarativen Gedächtnis, Gefühle entstammen dem emotionalen Gedächtnis und der Ursprungsort von gelernten Bewegungsabläufen ist das prozedurale Gedächtnis. Neben diesen drei Langzeitgedächtnissen gibt es noch verschiedene Ultrakurzzeitgedächtnisse, ein Kurzzeitgedächtnis und das sogenannte Arbeitsgedächtnis, welches beim Lernen eine ganz besonders wichtige Rolle spielt.

Alle Inhalte des Langzeitgedächtnisses waren einmal im Kurzzeitgedächtnis, aber nicht alles, was es ins Kurzzeitgedächtnis geschafft hat, wird schließlich auch im Langzeitgedächtnis archiviert. Das Langzeitgedächtnis ist selektiv.

Das Gedächtnis ist ein Überlebensorgan, dessen alleinige Aufgabe darin besteht, uns in verschiedensten Lebenslagen das jeweils Richtige tun zu lassen.1 Ob unsere Erinnerungen den tatsächlichen Geschehnissen entsprechen, ist dabei irrelevant. Eine falsche Erinnerung, die unser Überleben sichert, ist besser als eine wahrhaftige Erinnerung, die uns das Leben kostet. So gesehen beweist eine Erinnerung nicht, dass sich die Dinge tatsächlich so zugetragen haben. Auch die falschen Erinnerungen erscheinen uns verlässlich.

Beim Abrufen von Erinnerungen, Gefühlen und Bewegungsabläufen arbeitet das Gedächtnis mühelos. Sobald wir mit bestimmten Reizen konfrontiert sind, liefert das Gedächtnis automatisch eine passende Assoziation. Dazu ein kleines Experiment:

links … rechtsoben …vorne …schwarz …hell …warm …

Das deklarative Gedächtnis der meisten Menschen liefert automatisch die Assoziationen »unten«, »hinten«, »weiß«, »dunkel« und »kalt«.

Auch die beiden anderen Langzeitgedächtnisse arbeiten mit Auslösereizen und Assoziationen. Eine gelernte Bewegungsabfolge, die sich bei fast allen Menschen automatisch aktiviert, ist das Zuschnüren ihrer Schuhe. Und ein Lächeln verbessert automatisch ihre Stimmung.

Zwar haben wir das Gefühl, unsere alltäglichen Handlungen völlig frei zu wählen, aber das ist eine Illusion. Tatsächlich wird ein großer Teil unseres Verhaltens von Automatismen bestimmt, die wir uns im Laufe unseres Lebens angewöhnt und antrainiert haben.2 Außerdem ist das Gedächtnis so verdrahtet, dass die Gefühle Vorrang vor Handlungen und Gedanken haben.3 Welche Handlungsimpulse und Gedanken das Gedächtnis liefert, hängt von unserer Gefühlslage ab.

In einer gegebenen Situation stehen oftmals zahlreiche Gedanken-Assoziationen bereit, die potenziell aktiviert werden können. Was das Erinnern erschwert, ist der Umstand, dass uns häufig nicht die gewünschte Assoziation bewusst wird, sondern eine andere, die dann, bildlich gesprochen, die Leitung blockiert.4

Die Zeitstruktur des Gedächtnisses

Umweltreize erreichen das Gehirn über die fünf Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken sowie Tasten) und werden im sogenannten sensorischen Speicher, auch Ultrakurzzeitgedächtnis genannt, zwischengespeichert. Jeder Sinn hat einen eigenen Speicher. Die Speicherdauer ist sehr kurz und reicht von 15 Millisekunden bei visuellen Reizen bis etwa zwei Sekunden bei auditiven Reizen.5

Die meisten Umweltreize werden unbewusst verarbeitet. Um bewusst verarbeitet zu werden, müssen Reize vom Gehirn als wichtig und vergleichsweise neuartig erkannt werden.6 Die Klassifizierung übernimmt ein Neuheitsdetektor, den ich der Anschaulichkeit wegen als den »Türsteher des Bewusstseins« bezeichne. Genau wie der Türsteher vor einer Diskothek, ist auch der Türsteher des Bewusstseins dafür zuständig, die Tanzfläche vor dem Überquellen zu bewahren. Innerhalb einer Zehntelsekunde stellt der Türsteher fest, ob ein Reiz neuartig ist, wobei sich die Neuartigkeit an der Existenz von Erinnerungen im prozeduralen Gedächtnis bemisst. Die Frage, die der Türsteher an das Gedächtnis stellt, lautet: »Haben wir bereits einen Automatismus gelernt, mit dem wir unbewusst auf diesen Reiz reagieren können?« Weitere zwei Zehntelsekunden später haben die emotionalen Zentren des Gehirns mitgeteilt, ob der Reiz bedeutsam ist. Nur wenn ein Reiz sowohl neuartig als auch bedeutsam ist, wird er bewusst verarbeitet. In diesem Fall gelangt der Reiz ins Kurzzeitgedächtnis, aus dem er vom Arbeitsgedächtnis, auf das wir im nächsten Kapitel zu sprechen kommen werden, zur bewussten Verarbeitung abgeholt werden kann. Reize, die wir nicht aus dem Kurzzeitgedächtnis ins Arbeitsgedächtnis holen, werden nach kurzer Zeit überschrieben und gehen verloren.

Das Kurzzeitgedächtnis kann bestimmte Inhalte für bis zu 30 Sekunden speichern, während das Langzeitgedächtnis eine unbegrenzte Speicherdauer und Speicherkapazität hat, zumindest unter praktischen Gesichtspunkten.

Man konnte noch nicht eindeutig feststellen, ob die Inhalte von den Gedächtnissen seriell oder parallel verarbeitet werden. Derzeit gehen die meisten Wissenschaftler vom Paradigma einer seriellen Verarbeitung aus.7 Demnach würde ein Reiz vom Ultrakurzzeitgedächtnis ins Kurzzeitgedächtnis und von dort ins Langzeitgedächtnis übergeben. Der letzte Schritt wird als Gedächtniskonsolidierung bezeichnet.

Übrigens: Aus der Zeit, die der Türsteher für seine Arbeit braucht, ergibt sich, dass das Bewusstsein der Realität um etwa drei Zehntelsekunden hinterherhinkt.

Kurz- und Arbeitsgedächtnis

Im Gegensatz zum Kurzzeitgedächtnis, welches ein passiver Kurzzeitspeicher ist, kann das Arbeitsgedächtnis die Gedächtnisinhalte bearbeiten. Diese Funktion nutzen wir zum Beispiel beim Kopfrechnen.

Nach dem Mehrkomponentenmodell von Alan D. Baddeley besteht das Arbeitsgedächtnis aus drei passiven Subsystemen, die von einer zentralen Exekutiven gesteuert und überwacht werden.8 Bei den drei Subsystemen handelt es sich um die sogenannte phonologische Schleife, den räumlich-visuellen Notizblock und den episodischen Puffer.

Der räumlich-visuelle Notizblock kann visuelle Eindrücke für weniger als eine Sekunde festhalten. Die phonologische Schleife speichert verbalisierte Informationen für ein bis zwei Sekunden, was in etwa fünf gesprochenen Wörtern entspricht. Auch Geschriebenes wird von der phonologischen Schleife zwischengespeichert, sofern es laut oder stumm mitgesprochen wird. Indem wir Gesprochenes in Gedanken ständig wiederholen, können wir die phonologische Schleife in eine Dauerschleife verwandeln. Auf diese Weise können die Inhalte beliebig lange zwischenspeichert werden, wobei die phonologische Schleife dann natürlich blockiert ist.

Der episodische Puffer ist eine Art Speichererweiterung, die zum Einsatz kommt, wenn die Inhalte der beiden anderen Subsysteme einen Sinn ergeben. Bei Wörtern erweitert der episodische Puffer die Kapazität der phonologischen Schleife auf etwa das Dreifache. Ein durchschnittliches Arbeitsgedächtnis kann etwa dreieinhalb sogenannte Chunks speichern. Ein Chunk ist eine sinnige Einheit. Für die Arbeitsgedächtnisse der meisten Menschen bestünde die Zahl 01071980 aus acht Chunks und könnte damit nicht gespeichert werden. Aus Sicht meines Arbeitsgedächtnisses handelt es sich jedoch um nur einen Chunk, denn es ist mein Geburtsdatum. Mit Hilfe von Eselsbrücken und anderen Gedächtnisstützen kann die Anzahl der Chunks reduziert werden, sodass das Arbeitsgedächtnis dichter bepackt werden kann.

Wer möchte, kann sich das Arbeitsgedächtnis als eine kleine Werkstatt im Kopf vorstellen. Wenn wir eine Aufgabe zu erledigen haben, dann arbeiten wir nicht direkt an dieser Aufgabe, sondern wir fertigen eine mentale Repräsentation der Aufgabe in der kleinen Werkstatt in unserem Kopf an, und an diesem Modell arbeiten wir.

Je leistungsfähiger das Arbeitsgedächtnis, umso größere und kompliziertere Aufgaben können bearbeitet werden. Die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses sagt den akademischen und beruflichen Erfolg einer Person besser voraus als ihr IQ.9 Menschen mit einem starken Arbeitsgedächtnis sind außerdem unempfindlicher gegenüber Schmerzen, und sie zeigen weniger schwere Symptome bei ADHS und Alzheimer-Demenz. Im Gegensatz zum IQ, der sich kaum steigern lässt, kann das Arbeitsgedächtnis durch Training gestärkt werden. Das wohl beste Training ist ein körperlich und geistig aktiver Lebenswandel, der das Arbeitsgedächtnis regelmäßig fordert. (Außerdem existieren spezielle Computerspiele, die von sich behaupten, dass sie die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses verbessern können. Ob das tatsächlich der Fall ist, ist unter Fachleuten umstritten.10)

Die maximale Kapazität des Arbeitsgedächtnisses wird zwischen dem dreißigsten und vierzigsten Lebensjahr erreicht und nimmt dann langsam wieder ab. Der Verfall kann von einem anderen Trend mehr als kompensiert werden: der Zunahme an Wissen. Wer kontinuierlich lernt, beherrscht immer mehr Konzepte, die mit immer weniger Speicherplatz auskommen. Man denke nur an Fremdworte, die Sachverhalte beschreiben, die man ohne das Fremdwort auf komplizierte Art und Weise umschreiben müsste. Einige Gedanken kann man ohne die entsprechenden Ausdrücke nicht einmal denken.

Das ungünstigste, was aus Sicht des Arbeitsgedächtnisses passieren kann, ist, dass sein Besitzer in den geistigen Ruhestand geht. Denn nicht nur unser Körper, sondern auch unser Geist passt sich zeitnah an die neuen Anforderungen an. Untersuchungen haben gezeigt, dass der IQ nach nur vier Wochen Faulenzen um 20 Punkte sinkt.11 Wer sein Gehirn anschließend wieder fordert, erreicht zum Glück bald wieder das alte Leistungsniveau.

Drei Langzeitgedächtnisse

Auf den folgenden Seiten schauen wir uns die Aufgabe und Funktionsweise der drei Langzeitgedächtnisse noch einmal im Detail an.

Das emotionale Gedächtnis

Im emotionalen Gedächtnis sind bestimmte Reize mit bestimmten Gefühlen verknüpft. Schon die ersten Takte eines Musikstücks, das vor Jahren im Hintergrund lief, während wir einen intensiven Gefühlszustand erlebt haben, können wieder das gleiche Gefühl hervorrufen. Auch Personen, Orte, Gerüche und Gegenstände können mit Gefühlen verknüpft sein. Dank unserer erlernten Gefühle können wir Situationen augenblicklich einordnen und schnelle Entscheidungen treffen.

Das emotionale Gedächtnis bildet die Grundlage der Intuition. Die emotionalen Erfahrungen, die wir in bestimmten Situationen gemacht haben, werden auf ähnliche Situationen übertragen. Anders, als von vielen Menschen geglaubt, ist Intuition keine höhere Wahrheit; sie kann sich sehr wohl irren.

Eine einzige heftige Erfahrung reicht aus, um eine Verknüpfung zwischen einem Reiz und einem Gefühl entstehen zu lassen. Dies ist insbesondere bei negativen Gefühlen der Fall. Die meisten Hunde sind harmlos, und man braucht sich nicht vor ihnen zu fürchten. Einige Menschen hatten aber das Pech, in ihrer Kindheit auf einen der wenigen nicht harmlosen Hunde getroffen zu sein, weshalb ihr emotionales Gedächtnis ein Gefühl mit Hunden verknüpft hat, das anders ist als bei den meisten anderen Menschen: Sie haben Angst vor Hunden.

Bei unbegründeten Ängsten ist reden und argumentieren zwecklos, denn das emotionale Gedächtnis wird eine Verknüpfung dadurch nicht ändern. Das Einzige, was hilft, sind neue und positive Erfahrungen. Neue Erfahrungen kommen jedoch nur dann zustande, wenn man sich auf sie einlässt. Angst zu überwinden, um neue Erfahrungen zuzulassen, ist natürlich nur dann ratsam, wenn man sicher sein kann, dass die Angst tatsächlich unbegründet ist. Hier sind wir auf die Urteile anderer Menschen angewiesen, denn eine begründete Angst fühlt sich nicht anders an als eine unbegründete.

Wir leben in einer Gesellschaft, die den Einzelnen dazu verleitet zu glauben, dass Ängste nicht normal oder sogar ein Zeichen von Minderwertigkeit sind. Viele unserer Helden in Filmen und Computerspielen scheinen keine Angst zu kennen und auch Freunde, Eltern und Kollegen erzählen uns zumeist nicht von ihren Ängsten. Um nicht als Angsthase abgestempelt zu werden, machen viele Menschen einen großen Bogen um alle Situationen, in denen Angst auftreten könnte. Insbesondere junge Männer scheinen davon auszugehen, dass es wünschenswert wäre, vor nichts auf dieser Welt Angst zu haben. Dahinter steht ein völlig falsches Verständnis von Gefühlen. Angst ist keine Schwäche, sondern eine Art der Wahrnehmung. Alle Menschen haben Angst!

Es ist wichtig zu verstehen, dass sich die Gefühle direkt auf die Abrufbarkeit von bestimmten Fakten und persönlicher Erinnerungen auswirken, denn in einer bedrohlichen Situation helfen uns andere Gedächtnisinhalte als in einer nicht bedrohlichen Situation. Unsere emotionalen Zentren sind fest mit dem sogenannten Hippocampus, dem Organisator des deklarativen Gedächtnisses, verdrahtet.12 Studenten, deren Gehirne ihre Prüfer als Bedrohung wahrnehmen, haben es schwerer als Studenten, die eine positive Einstellung zu ihren Prüfern haben. Neben dem Wissensstand messen Prüfungen und Klausuren immer auch die Gefühlslage der Geprüften. Für viele Studenten wird die emotionale Bewertung der Prüfungssituation zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

Man kann zwei grundverschiedene Gemütszustände unterscheiden, die als heiß und kalt bezeichnet werden können.13 Im kalten Zustand sind wir bei Verstand, während der heiße Zustand von starken Gefühlen geprägt ist. Ein und dieselbe Person kann sich im jeweils anderen Zustand wie ein komplett anderer Mensch verhalten. Wer unter Prüfungsangst leidet, kennt das Problem: Im kalten Zustand, in dem man sich beim Lernen befand, beherrschte man den Stoff, aber im heißen Zustand, in dem man sich während der Prüfung befindet, verweigert das Gedächtnis seinen Dienst. Dieses Problem kennen nicht nur Studenten, sondern auch Astronauten. Um auch in extremen Stresssituationen funktionieren zu können, trainieren sie alle vorstellbaren Problemlösungen immer wieder unter möglichst realistischen Bedingungen.14 Sie trainieren im gleichen Gemütszustand, in dem sie sich auch in einer echten Problemsituation befinden würden. Durch die vielen Wiederholungen wird die Problemlösung nicht nur im deklarativen, sondern auch im prozeduralen Gedächtnis gespeichert. Außerdem fallen ihre Gefühlsausbrüche mit jeder Wiederholung weniger intensiv aus. Auf dem gleichen Prinzip beruht die sogenannte Expositionstherapie, mit der bestimmte Ängste gelindert werden können, indem man sich gezielt immer wieder den gleichen angstauslösenden Reizen aussetzt.

Das prozedurale Gedächtnis

Das prozedurale Gedächtnis kommt bei Gewohnheiten und Fertigkeiten wie zum Beispiel Schwimmen, Schuheschnüren oder Autofahren zum Einsatz. Wer Fertigkeiten wie diese von Grund auf lernt, macht die Erfahrung, dass die Bewegungen mit der Zeit immer glatter werden und immer weniger Konzentration erfordern. Bald läuft alles wie von selbst, und eine bewusste Konzentration auf die Bewegungsabläufe stört sogar. Unter einem Gehirnscanner würde man sehen, dass sich die Gehirnaktivität anfangs auf die Großhirnrinde konzentriert und sich mit der Zeit immer mehr in die sogenannten Basalganglien verschiebt, einen evolutionär alten Teil des Gehirns, der dem Bewusstsein nicht zugänglich ist.15 Hier werden auch Herzschlag, Atmung und rund 40 Prozent unserer täglichen Entscheidungen – kurz: unsere Gewohnheiten – kontrolliert. Wer heute damit beginnt, eine einfache Tätigkeit, die mit einer Belohnung verknüpft ist, regelmäßig im immer gleichen Kontext durchzuführen, kann damit rechnen, dass diese nach etwa einem Monat einigermaßen automatisiert abläuft.16

Das deklarative Gedächtnis

Das deklarative Gedächtnis ist der Speicher für Fakten und Erinnerungen. Es setzt sich aus dem episodischen Gedächtnis, dem Faktengedächtnis und dem Vertrautheitsgedächtnis zusammen.

Das episodische Gedächtnis enthält Erinnerungen an persönliche Erlebnisse. Wer den gestrigen Tag Revue passieren lässt, liest das episodische Gedächtnis aus. Auch Fakten, die erst gestern gelernt wurden, befinden sich (noch) im episodischen Gedächtnis, was man daran erkennen kann, dass sie in Episoden eingebettet sind – man weiß wann, wo und von wem man sie gelernt hat.

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir uns an persönliche Erlebnisse nicht detailgetreu erinnern, obwohl es uns oftmals so vorkommt. Der Film, der vor unserem geistigen Auge abläuft, ist eine Rekonstruktion, die Details enthält, die nicht unbedingt dem tatsächlich Erlebten entsprechen müssen. Außerdem wird jedes Mal, wenn wir eine Erinnerung abrufen, eine neue Erinnerung erzeugt, wodurch die ursprüngliche Erinnerung oftmals noch weiter verfälscht wird.

Das Faktengedächtnis enthält unser Wissen. Beim Stadt-Land-Fluss-Spielen greifen wir auf unser Faktengedächtnis zu. Wie heißt die Hauptstadt von Frankreich? Unser Faktengedächtnis kennt die Antwort. Wo wir diesen Fakt gelernt haben, wissen wir nicht mehr.

In der beliebten Quizsendung Wer wird Millionär? wird nicht nur das Faktengedächtnis der Kandidaten getestet, sondern insbesondere ihr Vertrautheitsgedächtnis. Zu jeder Frage gibt es vier mögliche Antworten, von denen eine richtig ist. Um die richtige Antwort nennen zu können, genügt ein Gefühl der Vertrautheit. Ganz ohne Auswahlmöglichkeiten würden weit weniger Fragen richtig beantwortet werden.

Im Laufe der Zeit wandern die Gedächtnisinhalte vom episodischen Gedächtnis ins Faktengedächtnis und von dort aus ins Vertrautheitsgedächtnis. Für eine kurze Zeit können wir uns daran erinnern, wann, wo und wie wir einen bestimmten Fakt gelernt haben. Später kennen wir nur noch den Fakt, während das Drumherum verschwunden ist. Noch später gelingt es uns nicht einmal mehr, den Fakt aus unserem Gedächtnis abzurufen, aber wenn wir mit ihm konfrontiert werden, kommt er uns vertraut vor. Der ganze Vorgang erinnert ein wenig an die Verdauung, bei der die Nährstoffe von den nicht benötigten Anteilen der Nahrung, den Ballaststoffen, getrennt werden. Die Nährstoffe werden gespeichert und die unverdaulichen Anteile werden entsorgt.

Einige wenige Gedächtnisinhalte werden niemals verdaut; in Form von lebhaften Erinnerungen bleiben sie uns dauerhaft im episodischen Gedächtnis erhalten. Andere Gedächtnisinhalte verbleiben als Fakten im Faktengedächtnis. Die allermeisten Gedächtnisinhalte verblassen jedoch immer mehr, bis nichts mehr von ihnen übrig ist. Um überhaupt verdaut werden zu können, müssen die Gedächtnisinhalte zunächst vom Arbeits- beziehungsweise Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis überführt werden. Dieser Prozess wird als Konsolidierung bezeichnet. Erst wird konsolidiert, dann wird verdaut. Die meisten Bewusstseinsinhalte werden gar nicht erst konsolidiert und die allermeisten Sinneseindrücke scheitern sogar noch eine Stufe vorher – am Türsteher des Bewusstseins.