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Woran erkennst du, dass du dich selbst nicht genug liebst? Tagsüber sitzt Teresa an der Supermarktkasse, lächelt mechanisch und wird von den meisten Kunden kaum beachtet. Nachts verliert sie sich in Büchern – dort, wo Menschen über sich hinauswachsen und geliebt werden, wie sie sind. In ihrer Realität hat Teresa sich selbst aufgegeben. Sie führt eine Beziehung, die sie klein hält, ohne dass sie es merkt. Ihr Leben ist eng, ihre Wünsche leise, ihre Grenzen verschwommen. Doch dann geschehen Dinge, die sie nicht ignorieren kann. Unerwartete Impulse reißen sie aus ihrer Routine, lassen sie innehalten, hinsehen, hinterfragen. Zum ersten Mal spürt sie, dass das Leben mehr für sie bereithält – wenn sie den Mut findet, sich nicht nur zwischen den Seiten eines Buches zu verlieren, sondern in ihrer eigenen Geschichte aufzuwachen. Eine Geschichte über das Wiederentdecken der eigenen Träume, den Mut, für sich selbst einzustehen, und die Erkenntnis, dass wahre Liebe bei dir selbst beginnt. Dies ist Band 2 des SPIEGEL Bestsellers „Und wenn ich es selbst wert bin.“ der inspirierenden Reihe Auf dem Weg zu mir. Die Bücher können unabhängig gelesen werden, sind aber miteinander verbunden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Bevor du mit dem Lesen beginnst, möchte ich dich auf Folgendes hinweisen:
Dieses Buch thematisiert psychische Belastungen, toxische Beziehungen, emotionale Abhängigkeit, Essverhalten sowie verbale und psychologische Gewalt. Bitte lies achtsam. Vielleicht möchtest du eine vertraute Person einbeziehen, mit der du über das Gelesene sprechen kannst – und bitte leg Pausen ein, wenn es zu viel wird.
Du darfst für dich sorgen. Immer.
Weil du dir endlich erlauben darfst, den wundervollsten Menschen in deinem Leben aus vollem Herzen zu lieben.
JULI
Haben Sie unsere App?« Ich sah abwartend zu der Kundin, deren Ware ich gerade über den Barcodescanner gezogen hatte. Sie schien in Gedanken zu sein und sah sich um, als hätte sie vergessen, in welchem Supermarkt sie sich befand.
»Nein, tut mir leid.«
Ich lächelte sie freundlich an. So wie ich jeden Kunden und jede Kundin freundlich anlächelte. Nicht weil alle so nett wirkten wie diese, sondern weil es zu meinem Job gehörte und ich ihn brauchte.
Sie musterte mich und ich fühlte mich unter ihrem Blick unwohl. Die meisten Supermarktkunden bemerkten mich kaum. Ich hätte auch eine Maschine sein können, die ihren Wocheneinkauf scannte. Für manche war ich ein notwendiges Übel, der Flaschenhals, der zwischen ihrem Einkauf und dem lag, was sie danach zu erledigen hatten.
Damit sie aufhörte, mich anzustarren, sagte ich: »Nehmen Sie sich gern einen Flyer mit.« Ich reichte ihn ihr und sie nahm ihn, obwohl ich ihr ansehen konnte, dass sie es eigentlich nicht wollte. Ich spürte jedes Mal, ob ein Kunde den Flyer hinterher wegwerfen oder die Informationen darauf lesen würde. Trotzdem steckte sie ihn ein, ich beendete das Scannen und nannte ihr den Betrag. Sie zahlte in bar, wünschte mir einen schönen Nachmittag, was ich erwiderte, und dann war sie verschwunden und ich widmete mich dem nächsten Kunden.
Ein Mann um die vierzig, der mich grimmig ansah, als wäre ich eine lästige Fliege, die auf seine Windschutzscheibe …
»Ich habe keine App und ich will auch keine App. Ich will nur mein Bier kaufen.« Er betrachtete mich mit einem drohenden Blick, der Verstanden? bedeuten konnte, und ich nickte, weil ich verstanden hatte.
»5,98 Euro«, sagte ich zu dem Mann, nachdem ich seinen Sixpack über den Scanner gezogen hatte.
Es war ein Tag wie jeder andere. Meine Schicht hatte vor zwei Stunden begonnen und an fast jedem Tag hatte ich den Bus gerade so bekommen. Wegen Sascha. Ich hatte es nicht geschafft, mich zu schminken, was ohnehin keinen Unterschied machte, hatte seit Tagen keine Wäsche gewaschen und musste deshalb das alte Supermarkt-Shirt tragen, das zu klein war und das ich eigentlich längst hatte wegwerfen wollen, und meine Haare schon wieder nicht gewaschen. Der Filialleiter hatte mich bereits darauf angesprochen und mir zu verstehen gegeben, dass ich nicht noch einmal in diesem T-Shirt auftauchen sollte. Und ich würde besser daran tun, seiner Anweisung zu folgen. Dieser Kerl hatte mal jemanden entlassen, weil er eine Packung Würstchen geklaut hatte.
»Ich will noch Zigaretten.«
»Sicher.« Seine schroffe Art erzeugte keine Wut in mir. So gingen die Leute halt mit mir um. Es war mir egal. »Welche?«
Er nannte mir die Marke, ich drückte auf den Knopf und die Schachtel fiel auf das Kassierband. Nachdem ich sie gescannt hatte, nannte ich ihm die neue Summe und er bezahlte mit einem Zwanziger.
»Guten Morgen, Teresa.« Eine alte Dame lächelte mich freundlich an. Sie wohnte in dem Seniorenheim, das nur ein paar hundert Meter entfernt war, und kam zweimal in der Woche, um Süßigkeiten für ihre Urenkel zu kaufen.
»Guten Morgen«, erwiderte ich, obwohl es Nachmittag war. Ich kannte ihren Namen nicht und wunderte mich wie jedes Mal, ob ich danach fragen sollte. Ich tat es auch dieses Mal nicht.
»Heute kommt meine Jüngste. Sie ist auch schon fünfzig und gerade Oma geworden. Ich sehe den Kleinen heute das erste Mal.«
Ich lächelte und spürte gleichzeitig Trauer in mir aufsteigen. Meine Mutter wäre nächste Woche fünfzig geworden. Ob ich mit Sascha über Kinder sprechen sollte? »Das klingt nach einem schönen Nachmittag.«
Sie nickte. »Ja, das wird es.« Nachdem sie bezahlt hatte, rief Marcus von der anderen Kasse. »Mach dann zu, Teresa. Die Ware muss eingeräumt werden.« Seine Worte prallten an mir ab. Es war einfach seine Art, so mit mir zu reden. Er sprach mit jedem so. Na ja, nicht mit jedem. Mit den Kollegen, mit denen er befreundet war, sprach er anders. Aber zu denen gehörte ich nicht.
»Mache ich.« Ich bat die beiden Teenager-Mädchen, die zwei Energydrink-Dosen auf das Kassenband gestellt hatten, das Schild auf das Band zu legen, und drückte auf den Knopf, der das Zeichen mit der Kassennummer über mir rot aufleuchten lassen würde.
Eine Ansage ertönte. »Wir schließen Kasse drei. Bitte legen Sie keine weiteren Waren auf das Kassenband.«
»Kann ich euren Ausweis sehen?«
Die beiden hoben jeweils eine perfekt gezupfte Augenbraue über ihren perfekt geschminkten Augen mit so langen Wimpern, dass ich mir fast sicher war, dass sie unecht waren. »Sorry, den haben wir vergessen.« Eine der beiden lächelte mich zuckersüß an. »Aber das ist doch bestimmt kein Problem, oder?«
Ich wand mich. Es würde ein Problem sein, wenn es jemand mitbekam.
»Bitte.« Sie sah mich auf die gleiche Art an, auf die Tanja Reuter mich in der dritten Klasse angesehen hatte. Bitte verrat meinen Eltern nicht, dass es meine Idee war. Ich hatte es nicht verraten. Ich hatte die Schuld für den Telefonstreich auf mich genommen und Tanja Reuter war für ein paar Wochen meine Freundin gewesen.
Ich schluckte.
»Wir sind wirklich fast achtzehn. Es fehlen nur noch ein paar Wochen.«
Ich spürte Marcus’ Blick in meinem Rücken. Vermutlich fragte er sich, was so lange dauerte.
Mit aufeinandergebissenen Zähnen zog ich die zwei Dosen über das Band, fragte nicht nach der App und fühlte mich mies, als die beiden kichernd verschwanden. »Niemals hätte ich geglaubt, dass das funktioniert.«
»Du musst nur wissen, zu welcher du gehst.«
Ich schluckte und spürte Tränen in mir aufsteigen. Ich hätte nein sagen sollen. Das nächste Mal würde ich nein sagen.
Ich nahm mein Handy aus dem Fach neben der Kasse und ging durch den Supermarkt ins Lager. Dort warf ich einen Blick auf meine Nachrichten.
SMSMSEs tut mir leid. Bitte verzeih mir.
Sascha.
Ich lächelte. Diese Nachricht hatte ich jetzt gebraucht. Ich schickte ihm ein Herz zurück, woraufhin er mir ein Foto von einem riesigen Blumenstrauß schickte. Mein Herzschlag beschleunigte sich etwas.
»Na, Teresa, gute Nachrichten?« Sabine sah mir über die Schulter. »Uh, der ist aber schön. Was hat Sascha wieder angestellt?«
»Nichts.« Ich steckte das Telefon in die Hosentasche, auch wenn ich wusste, dass es dort wieder rausfallen würde. Die Hose war zu eng, doch ich wollte mir keine neue kaufen. Ich wollte, dass sie mir wieder passte.
Sabine lächelte auf ihre spöttische Art.
»Komm, Resa, wir räumen die Kühlregale ein.« Antje trat zu uns. Sie war erst seit ein paar Monaten hier und immer nett zu mir gewesen. Die meisten, die hier arbeiteten, waren in Ordnung. Sabine war ein bisschen giftig, aber das störte mich nicht.
Das hier war nur ein Job, mit dem ich Geld verdiente. Genug, um meine Wohnung zu bezahlen, etwas zu essen zu haben, Bücher zu kaufen und auf den nächsten Urlaub mit Sascha zu sparen. Im Herbst wollten wir nach Mallorca fliegen. Eigentlich hatten wir das Ende Mai machen wollen, aber er hatte nach seiner letzten Entlassung keinen neuen Job gefunden. Deshalb würde ich den Großteil der Kosten tragen.
Ich freute mich auf diesen Urlaub. Wenn wir wegfuhren, war Sascha so viel entspannter. Hier in Berlin war er immer gestresst. Die Jobsuche war so schwer für ihn und er fühlte sich mies, weil ihn niemand haben wollte. Ich liebte ihn dafür, dass er so offen mit mir darüber gesprochen hatte. Er war ein guter Mann, der in einer schwierigen Phase steckte.
Ich schob den Wagen mit den Milchprodukten in den Verkaufsraum zu den Kühltheken und begann, die leeren Kartons, die darin lagen, in einen zweiten Wagen zu werfen. Der Job im Supermarkt war nicht mein Traumjob, aber das musste er auch nicht sein. Ich arbeitete seit sechs Jahren hier, kannte die Abläufe und machte nur selten Fehler. Es könnte schlimmer sein. Mein Leben könnte schlimmer sein.
Sascha? Bist du da?« Es war still, als ich nach Hause kam. Draußen war es noch hell. Die Sonne würde erst in einer halben Stunde untergehen. Dafür liebte ich den Sommer. Für das viele Licht. Auch wenn ich von der Hitze im Supermarkt nicht viel mitbekam, auf dem Weg dorthin und auf dem Weg nach Hause fühlte ich mich immer etwas besser, wenn die Sonne schien.
Er antwortete nicht. Ich stellte die Einkäufe in der Küche ab. Ich hatte seine Lieblingspizza in Familiengröße mitgebracht und eine Packung Eiscreme. Die Eiscreme legte ich direkt ins Tiefkühlfach. Auf dem Weg hierher war sie ein bisschen geschmolzen. Bei der Pizza war das nicht schlimm, die würden wir sowieso jetzt essen. Ich stellte den Ofen auf 230 Grad Ober- und Unterhitze und sortierte die restlichen Einkäufe in den Kühlschrank.
»Sascha?« Vielleicht war er eingeschlafen.
Ich nahm das Gitter aus dem Ofen, legte die Pizza darauf und schob es zurück. So sah sie noch nicht besonders appetitlich aus, aber in ein paar Minuten würde sich der Duft nach geschmolzenem Käse in der Wohnung ausbreiten.
Ich verließ die Küche und ging in den Flur, etwas leiser jetzt, weil ich ihn nicht mit meinem Gepolter wecken wollte. Im Bad wusch ich mir die Hände. Das hätte ich machen sollen, bevor ich alles angefasst hatte. Egal, es hatte niemand gesehen. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich furchtbar aussah. Noch schlimmer als heute Mittag, als ich es gerade so geschafft hatte, die Spuren der Tränen wegzuwischen, bevor ich mir einen unordentlichen Pferdeschwanz gebunden hatte.
Ich könnte duschen gehen, während die Pizza im Ofen backte. Nein, das würde zu lange dauern. Wichtiger war es, die Waschmaschine einzuschalten. Doch wenn sie in einer Stunde schleuderte, würde das die Stimmung ruinieren. Ich würde morgen früh waschen, vielleicht konnte ich ein T-Shirt trocken föhnen.
Ich löste meinen Zopf, bürstete meine Haare und band sie neu. Das sah besser aus. Wenn ich jetzt noch ein bisschen Make-up auflegte, würde das vielleicht nichts Grundlegendes ändern, aber doch eine Verbesserung bringen.
Fünf Minuten später verließ ich das Bad, ging kurz in die Küche, um die Pizza zu kontrollieren, und dann ins Wohnzimmer. Hier stand der Blumenstrauß auf dem Couchtisch. Er war nicht ganz so groß, wie er auf dem Foto gewirkt hatte, aber wunderschön. Daneben lag das Buch, das ich gerade las. Ich lächelte und fühlte Wärme in mir aufsteigen. Ach, Sascha.
Aber er war nicht hier. Lag er im Bett? Genau genommen wohnten wir nicht zusammen, aber er war fast immer bei mir. Seine Ein-Zimmer-Wohnung war einfach zu klein und ich mochte es, wenn er zu Hause war, wenn ich von der Arbeit kam. Vielleicht wartete er sogar im Schlafzimmer auf mich. Ein Kribbeln stieg in mir auf und im nächsten Moment fühlte ich den Schweiß der vergangenen Stunden. Ich hatte gestern das letzte Mal geduscht. So konnte ich nicht zu ihm ins Bett gehen.
Ich hastete zurück ins Bad, stellte mich unter die kalte Dusche und seifte mich ab. Ich rasierte mich sogar zwischen den Beinen, weil er das mochte, und drei Minuten später trocknete ich mich wieder ab. Nur in ein Handtuch gewickelt ging ich wieder in den Flur und öffnete die Schlafzimmertür. Vielleicht hatte er Kerzen aufgestellt, das Bett frisch bezogen oder sich etwas anderes einfallen lassen.
Doch als ich durch den Türrahmen trat, fand ich nur ein ungemachtes Bett und Klamotten, die auf dem Boden lagen. Dieselben Klamotten, über die wir am Morgen gestritten hatten.
Eine so tiefe Enttäuschung stieg in mir auf, dass ich mich an der Wand abstützen musste. Er war nicht hier. Wenn er sich nicht in der Abstellkammer versteckte, war er nicht hier.
Ich ging in die Küche, wo meine Handtasche stand, zog das Handy heraus und hoffte auf eine Nachricht, in der er mir erklärte, dass er gleich zurück sein würde. Dass ich auf ihn warten sollte.
Doch da war nichts. Nur eine Sprachnachricht von Lisa, die ich jetzt nicht abhören wollte.
Ich ging wieder ins Wohnzimmer, betrachtete den Blumenstrauß genauer. Vielleicht lag eine Karte dabei. Nichts. Ich wählte seine Nummer. Er nahm den Anruf nicht an. Ich versuchte es noch einmal und wurde nach dem zweiten Klingeln an seine Mailbox weitergeleitet. Hatte er mich weggedrückt?
Ich schrieb ihm eine Nachricht: Hey, wo bist du? Ich löschte die Worte wieder. Er könnte sie falsch aufnehmen.
Hallo, mein Schatz. Ich hab Pizza mitgebracht. Essen wir zusammen?
Das klang weniger verbindlich. Immerhin waren wir nicht verheiratet und er hatte keine Verpflichtung, abends hier auf mich zu warten.
Zehn Minuten später, in denen ich darauf wartete, dass die beiden Häkchen sich blau färbten und die drei Punkte erschienen, die mir signalisierten, dass er antwortete, schreckte ich hoch. Die Pizza.
»Ich bin so dumm«, sagte ich zur mir selbst. Warum hatte ich mir keinen Timer gestellt? Wenn Sascha da war, vermied ich es, mit mir selbst zu reden. Er hätte mich jetzt liebevoll sein kleines Dummerchen genannt.
Mit einem Geschirrtuch, an das ich erst im letzten Moment dachte, holte ich das Gitter mit der Pizza aus dem Ofen. Das Gitter legte ich auf ein Blech, das bereits auf dem Herd stand, damit das Fett nicht auf die Kochfläche tropfte.
Dann würde Sascha seinen Teil der Pizza eben kalt essen. Die Wut vom Vormittag stieg wieder in mir auf. Wobei es eigentlich keine Wut mehr war. Das war es früher gewesen. Jetzt war ich meistens nur noch enttäuscht, dass wir immer wieder die gleichen Streits hatten. Es waren seine Klamotten, die im Schlafzimmer auf dem Boden lagen. Alles, was ich von ihm wollte, war, dass er sie in die Wäsche legte oder mit nach Hause nahm, um sie selbst zu waschen.
Er schien von mir zu erwarten, dass ich sie wegräumte. Manchmal tat ich das auch, aber manchmal war ich so müde, dass ich sie liegen ließ. Dann störten sie mich irgendwann und ich bat ihn darum. So wie heute Morgen. Und dann kam es zu einem Streit, dessen Verlauf ich nicht mehr nachvollziehen konnte, den ich aber tief in mir spürte. Der mich bis zu Saschas Nachricht heute Nachmittag nicht losgelassen hatte.
Ich holte einen Teller aus dem Schrank, teilte die Pizza in acht gleich große Stücke und nahm mir eines davon. Mehr würde ich nicht essen. Dazu nur ein Glas Wasser, nicht die Cola, die im Kühlschrank stand.
Bevor ich aß, zog ich mir eine Shorts und ein T-Shirt an. In der Wohnung war es nicht so warm wie draußen, aber zu warm für lange Hosen.
Ich stellte mein Tablet auf den Küchentisch, schaltete die Serie an, die wir vor ein paar Tagen angefangen hatten, und klickte nach einigem Zögern auf die nächste Folge. Dann schaltete ich das Tablet wieder aus. Er würde sauer sein, wenn ich ohne ihn weiter guckte. Außerdem wollte ich sowieso wissen, was als Nächstes in meinem Buch passierte. Die Pizza schmeckte gut. Nicht so himmlisch wie bei dem Italiener, zu dem Sascha mich vor ein paar Monaten eingeladen hatte, aber nach dem langen Tag im Supermarkt, an dem ich nur einen Müsliriegel und einen Joghurt gegessen hatte, doch verdammt gut.
Das erste Stück hatte ich schnell gegessen. Zehn Minuten lang zögerte ich mit dem zweiten. Es war nicht mehr ganz so lecker, weil es sich abgekühlt hatte. Nach dem dritten überprüfte ich mein Handy auf neue Nachrichten und nahm ein viertes, als ich keine von Sascha fand. Damit hatte ich die Hälfte der Pizza gegessen. Mist!
Ich schob das Gitter wieder in den Ofen und ging ins Bad, um mir die Zähne zu putzen, damit ich nicht in Versuchung kam, mir ein weiteres zu nehmen. Ich wusch mein Gesicht. Wie lächerlich ich mich gemacht hatte. Ich hatte sogar geduscht, weil ich dachte, Sascha würde im Schlafzimmer auf mich warten, damit wir einen romantischen Abend miteinander verbringen konnten.
Mein Blick fiel auf die überquellenden Wäschekörbe. Wenn ich jetzt die Maschine startete, würde ich erst spät schlafen können. Außerdem würde Frau Müller wieder mit dem Besenstiel gegen die Decke oder mit ihrem Kochlöffel gegen die Heizung klopfen.
Ich holte mein Buch aus der Küche und ging ins Schlafzimmer. Die Klamotten störten mich noch mehr als am Morgen. Am liebsten hätte ich sie aus dem Fenster geworfen, doch ich hatte keine Lust auf den Streit, den das nach sich ziehen würde. Deshalb hob ich sie vom Boden auf und brachte sie ins Bad zu den anderen schmutzigen Sachen.
Danach kuschelte ich mich ins Bett, öffnete den Roman und versuchte, in der Handlung zu versinken. Doch immer wieder kontrollierte ich mein Handy. Ich hatte den Ton ausgeschaltet, weil ich wollte, dass Sascha sich ebenso fühlte wie ich, wenn er mich anrief. Er rief nicht an. Als ich im Drei-Minuten-Takt auf mein Telefon blickte, hielt ich es nicht mehr im Bett aus. Ich ging pinkeln, ins Wohnzimmer, scannte mein nach Farben sortiertes Bücherregal, fand nichts und kehrte wieder ins Bad zurück. Ich stopfte die Klamotten in die Maschine und programmierte sie so, dass sie am nächsten Morgen um sechs Uhr startete.
Dann ging ich wieder ins Schlafzimmer, stand nach zehn Minuten aber erneut auf. Dieses Mal schaffte ich es nicht, mich von der Küche fernzuhalten. Ich fühlte mich leer, trank ein Glas Wasser und noch ein weiteres, um meinen Bauch zu füllen. Dabei wusste ich selbst, dass es nichts half.
Nachdem ich ein weiteres Mal ins Bett gegangen war, um zehn Minuten immer wieder die gleiche Seite zu lesen, gab ich auf. Ich ging in die Küche, öffnete den Ofen und nahm mir ein weiteres Stück Pizza. Nur eins. Ich aß es langsam, doch irgendwann hatte ich auch den letzten Bissen hinuntergeschluckt. Die Leere kam zurück. Dieses Mal zögerte ich nicht. Es war zu spät. Es war egal, wie viel ich jetzt noch aß, denn das, was sich bereits in meinem Magen befand, war sowieso schon zu viel. Es spielte keine Rolle mehr.
Ich aß die Pizza direkt vom Gitter und als sich nichts mehr darauf befand, öffnete ich das Tiefkühlfach und nahm die Packung Eis heraus. Tränen liefen über mein Gesicht, als ich den Löffel in die cremige Masse steckte. Doch ich hatte es geschafft, die Leere zu füllen. Dass Sascha nicht hier war, fühlte sich nicht mehr so schrecklich an. Die Enttäuschung darüber war einer anderen Enttäuschung gewichen, mit der ich besser umgehen konnte, weil niemand außer mir etwas mit ihr zu tun hatte.
Ich wusste es besser. Ich wusste, dass ich Pizza und Eiscreme und Limonade nicht kaufen durfte, weil ich nicht diszipliniert genug war. Und wofür ich mich am meisten hasste, war das Gefühl der Dankbarkeit dafür, dass ich mich nicht an meine eigenen Regeln hielt. Denn hätte ich es getan, hätte ich heute Abend nichts gehabt, das mich von Sascha ablenkte. Ich hätte mich noch elender gefühlt. Noch leerer.
Ich warf die leere Packung Eis in den Müll und putzte mir noch einmal die Zähne. Dann ging ich wieder ins Bett. Jetzt schaffte es das Buch, mich abzulenken, und irgendwann schlief ich ein.
Oh, das ist aber ein schöner Strauß. Ist der von Sascha?« Lisa roch an den Blumen, deren Stängel ich schon zweimal abgeschnitten hatte, damit sie sich länger hielten. Eine Woche war vergangen, seitdem er sie gekauft hatte. Er war irgendwann in der Nacht nach Hause gekommen. Ich hatte so getan, als würde ich schlafen. Am nächsten Morgen hatte er getan, als wäre nichts passiert, und auf mein Nachfragen erwidert, dass er beim Fußball gewesen wäre, was er mir angeblich am Morgen gesagt hätte.
Ich glaubte ihm. Vermutlich hatte er es mir wirklich gesagt und ich hatte es im Streit nicht wahrgenommen.
»Ja, er ist von Sascha.« Ich setzte ein Lächeln auf.
Meine Schwester erkannte sofort, dass es nicht echt war. »Was ist los?«
»Nichts ist los. Wir hatten einen Streit und er hat sich entschuldigt. So wie Männer das eben tun.«
Sie hob eine Augenbraue. »Tun Männer das?«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Das weißt du nicht, weil deine Männer eine Vagina haben.«
Lisa lachte laut und schallend auf. »Meine Männer sind keine Männer mit Vaginas. Es sind Frauen, die Eier in der Hose haben.«
Ich liebte ihren Humor, lachte mit und stellte Musik an.
»Also, welche neuen Bücher hast du in letzter Zeit gelesen?«
»Da ist der Stapel.«
Das verband uns. Das Lesen. Lisa und ich waren so unterschiedlich, wie Schwestern sein konnten. Wir hatten verschiedene Väter, was vermutlich der Grund dafür war. Meine lesbische, große und athletische Schwester, die in einer Bank Karriere machte. Ich dagegen hetero, klein und übergewichtig, aber dafür auch deutlich weiblicher. Sie konnte mit Zahlen umgehen, ich war kreativ. Außerdem war ich nicht auf Karrierekurs. Das war ich schon in der Schule nicht gewesen. Lisa musste da ein Gen von ihrem Vater mitbekommen haben, das meiner mir nicht vererbt hatte.
Wir hatten sie beide nie kennengelernt. Unsere Mutter hatte es nicht geschafft, sich Väter auszusuchen, die das auch sein wollten. Nicht mit physischer Präsenz und auch nicht in Form von finanziellen Zuwendungen wie etwa Unterhalt.
»Gibt es eigentlich einen Grund, warum du ständig Bücher liest, in denen jemand entweder eine Buchhandlung oder ein Café besitzt?«
»Nein, tue ich das? Das ist mir bisher nicht aufgefallen. Ich mag einfach das Setting.«
»Hm.«
»Was, hm?«
»Nichts.«
»Lisa?«
»Als kleines Mädchen wolltest du immer dein eigenes Büchercafé.«
»Ich wollte auch ein Spielzeugcafé, ein Ponycafé und ein Café, in dem man in ein riesiges Bällebad springen konnte.«
Sie musterte mich eine Weile. Lisa war drei Jahre älter als ich. Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie sich mehr um mich gekümmert hatte als unsere Mutter, die immer viel gearbeitet und dabei trotzdem so wenig verdient hatte, dass wir uns die meisten Dinge nicht leisten konnten.
»Also, welches war das beste von diesem Stapel? Wann liest du nur so viel?«
Ich zuckte mit den Schultern, weil ich mich plötzlich schämte. Ja, Lisa und ich teilten die Liebe zum Lesen, aber ich las mindestens zehn Mal so viele Bücher wie sie, weil sie ständig irgendwelche Weiterbildungen machte. Im Herbst würde sie sogar anfangen zu studieren. Ich dagegen arbeitete 38 Stunden in der Woche in einem Supermarkt und hatte sonst nichts zu tun. Ich hatte kein Hobby außer dem Lesen, keine Kinder und war meistens so müde, dass Lesen das Einzige war, wozu ich mich aufraffen konnte.
Wobei das nicht ganz stimmte. Ich musste mich nicht dazu aufraffen. Ich liebte es. Während ich an der Kasse saß oder Regale einräumte, spann ich die Handlungen weiter, in die ich bis zum Aussteigen aus dem Bus vertieft gewesen war. Ich las in meiner Pause und schlief an jedem Abend mit einem Buch ein. Sascha nannte mich seine kleine Leseratte. Er selbst las nicht. Am Anfang unserer Beziehung, vor zwei Jahren, hatte ich ihm immer wieder ein Buch geschenkt, von dem ich glaubte, dass es ihm gefallen könnte. Doch er interessierte sich nicht fürs Lesen. Ich hatte es akzeptiert.
»Also, welches soll ich lesen?«
»Ist dir mehr nach einer Reihe oder einem Einzelband? Romance oder Fantasy?« Ich fuhr mit dem Finger über den Stapel.
»Eins ohne ein Café und ohne Buchhandlung vielleicht?«
»Sehr witzig.« Ich zog einen Inselkrimi aus dem Stapel, von dem ich sicher war, dass er ihr gefallen würde.
»Gibt es eigentlich etwas, das du nicht liest?« Sie drehte das Buch und studierte den Klappentext. Etwas, das ich nie tat. Ich war eine Coverkäuferin. Ich spürte, ob ein Buch zu mir passte. Manchmal las ich die ersten zwei Seiten, doch meistens brauchte ich nicht einmal das.
»Horror. Und Science-Fiction.«
Sie nickte. »Ich weiß doch. Das war mehr eine rhetorische Frage.« Sie öffnete das Buch, vermutlich um zu erkennen, aus welcher Perspektive es geschrieben war, schloss es wieder und sagte: »Klingt gut. Das nehme ich mit.« Sie schwieg für einen Moment und scannte mein Regal. »Was liest du denn gerade?«
Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Ein Buch, in dem eine Frau einen Buchladen erbt.«
Wir lachten beide. Es gab keinen anderen Menschen auf der Welt, mit dem ich mich so fühlte wie mit meiner Schwester. Lisa war immer für mich da. Bei ihr konnte ich ich sein. Sie verstand und kannte mich.
Ein tiefes Schuldgefühl überkam mich bei diesem Gedanken. Nein, sie war nicht die Einzige. Mit Sascha fühlte ich mich ähnlich. Na ja, nicht ähnlich, aber auch gut. Zumindest, wenn es ihm gut ging.
Als könnte sie meine Gedanken lesen, fragte Lisa: »Wie geht es eigentlich Sascha? Hat er einen neuen Arbeitsplatz gefunden?«
»Du weißt doch, wie schwer die Jobsuche für ihn ist.«
»Vielleicht sollte er sich um einen Ausbildungsplatz bewerben. Es gibt noch viele offene Stellen.«
Ich schüttelte den Kopf, weil ich ihm das selbst schon vorgeschlagen hatte. »Dafür fühlt er sich zu alt.«
»Er ist doch erst … 28?«
»29.«
»Das bedeutet, dass er noch fast vierzig Jahre Arbeitsleben vor sich hat. Vermutlich sind es sogar vierzig. Mindestens. Will er sich denn ewig mit irgendwelchen Gelegenheitsjobs rumschlagen?«
Ich presste die Lippen zusammen. Dieses Thema war einer der Streitpunkte, die Sascha und mich lange entzweit hatten. Ich wollte nicht mehr mit ihm darüber reden. »Er hatte es nicht so leicht wie wir.«
Lisa hob die Augenbrauen. »Wir hatten es leicht?«
»Na ja, wir hatten zumindest einander, oder? Und unsere Mutter war …«
»… nie da. Sie hat dafür gesorgt, dass der Kühlschrank voll war und Strom hatte. Aber mir hat nie jemand bei den Hausaufgaben geholfen oder die Knoten aus den Haaren gebürstet.«
»Für mich hast du das getan.«
»Richtig.« Sie strich mir durch die langen blonden Haare.
»Aber für Sascha war es auch schwer.«
»Man kann sich nicht ewig auf seiner Kindheit ausruhen, Resa.« Sie wollte noch mehr sagen, ich spürte es, doch sie tat es nicht. Auch Lisa und ich hatten eine Sache, über die wir lange Zeit immer wieder gestritten hatten. Sascha. Mit Lisa wollte ich nicht streiten. Sie war meine Oase, bei der es mir gut ging. Deshalb erwiderte ich nichts und wechselte stattdessen das Thema. »Das ist der erste Teil einer Reihe. Band zwei will ich nächste Woche lesen.«
»Hast du ihn schon?«
Ich lächelte. »Liegt auf dem Noch-zu-lesen-Stapel.«
»Du bist ziemlich diszipliniert mit diesem Stapel, weißt du das?«
Ich runzelte die Stirn. Dass ich zusammen mit dem Wort diszipliniert in einem Satz erwähnt wurde, war, als würde man den Schiefen Turm von Pisa neben das Empire State Building stellen und sie als Doppelhaus verkaufen.
»Diese ganzen Leute auf TikTok kaufen ständig Bücher, die sie nicht lesen. Deren Hobby ist es, ein schönes Regal einzurichten und die neuesten Hypes in die Kamera zu halten.«
»Ich habe auch ein schönes Bücherregal.« Mein ganzer Stolz. »Und was machst du eigentlich auf TikTok?«
Sie winkte ab. »Ich versuche, nichts dort zu machen. Aber ich habe eine Kollegin, die mir hin und wieder ein Video schickt. Dann muss ich die App öffnen, um es zu sehen, und na ja, du weißt ja, was dann passiert.«
»Nein, denn ich habe kein TikTok.«
»Man fällt in das TikTok-Loch. Man scrollt durch Dutzende Videos, die einen nicht interessieren. Und dann findet man eins, das einen interessiert. Danach zeigt die App dir immer mehr von diesen Videos an, die man irgendwie wirklich sehen möchte, und schwups sind zwei Stunden um.«
Ich lachte. »Und du fragst mich, wann ich so viel lese.«
»Hm.« Sie schien nachdenklich, doch dann nahm sie ihr Telefon vom Tisch. »Aber es gibt eine wirklich riesige Community auf TikTok, die sich nur mit Büchern beschäftigt. Einige der Bücher von deinem Stapel liest dort jeder. Oder vielmehr jede. Wobei, es gibt auch ein paar Männer. Die meisten sind schwul, aber nicht alle.«
»Ah, deshalb die BookTok-Tische im Buchladen.«
»Genau.« Sie öffnete die TikTok-App und Sekunden später erschien ein Video, in dem eine junge Frau vor einem Bücherregal stand und einen Fantasy-Roman in die Kamera hielt, den ich bereits gelesen hatte. Lisa scrollte weiter und eine andere junge Frau saß vor einem anderen nicht weniger gut sortierten Regal in einem Sessel, der sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
»So einen will ich haben. Schenkst du mir den zum Geburtstag?« Ich deutete auf den riesigen weißen Lesesessel, für den ich den Esstisch, den wir sowieso nie nutzten, entsorgen müsste.
»Ich habe aber schon ein Geschenk für dich.« Sie sah mich mit einem verschwörerischen Gesichtsausdruck an. »Ein Buch.«
Wir lachten wieder. Mit Lisa waren die banalsten Dinge lustig. Es war so leicht, mit ihr herumzualbern. So, als wären wir wieder Kinder. Unsere Leben hatten so gar nichts miteinander zu tun und doch waren wir diese Einheit, wenn wir zusammen waren.
Als wir uns beruhigt hatten, fragte ich: »Wie geht es Tina? Wann kommt sie aus Schweden zurück?«
»In drei Tagen.« Lisas Augen leuchteten auf. Sie hatte schon mit dreizehn gewusst, dass sie auf Mädchen stand. Seither war sie mit einigen Frauen zusammen gewesen. Doch seit sie vor drei Jahren Tina kennengelernt hatte, als diese für einen Fall die Mitarbeiter von Lisas Bank befragt hatte, gab es nur noch sie. Die beiden wohnten zusammen, waren verlobt und planten ihre gemeinsame Zukunft.
»Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
Ich schluckte den Funken Neid, der jedes Mal in mir aufflammte, wenn ich sah, wie glücklich die beiden waren, hinunter und nickte. »Natürlich.« Meine Stimme klang etwas belegt.
»Ich denke, ich bin bereit für ein Kind. Wir haben schon ein paar Mal darüber gesprochen, aber bisher war einfach nie der richtige Zeitpunkt.«
»Ich habe gehört, dass es den sowieso nicht gibt«, erwiderte ich. Doch dann schlugen ihre Worte zu mir durch. Meine Augen weiteten sich. »Ein Kind? Ich werde Tante?«
Sie nickte strahlend. »Tina wäre schon vor einem Jahr so weit gewesen, nachdem sie die Kanzlei fertig aufgebaut hatte. Aber ich war mir bisher nicht sicher, wie ich es machen will. Soll sie zuerst eins bekommen oder ich? Adoptieren wir? Wenn ja, ein Baby oder einen Teenager?«
»Du willst einen Teenager adoptieren?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich will selbst schwanger werden. Und dann wird Tina schwanger. Und dann adoptieren wir noch ein Kind.«
Ich riss die Augen auf. »Wow!«
Sie grinste breit. »Ich kann es gar nicht abwarten, es ihr zu erzählen.«
Ich zog sie in meine Arme. »Hoffentlich verschwendest du eure Zeit nicht auch erst mit Gerede über Inselkrimis und TikTok-Sessel.«
»Ganz bestimmt nicht.« Sie erwiderte meine Umarmung. »Ich bin so aufgeregt.«
»Das glaube ich. Ich zittere ja selbst.«
Die Wohnungstür fiel ins Schloss. Sascha. Unser Lachen verstummte.
»Hey, Schatz, wir sind hier«, rief ich etwas weniger euphorisch, als ich es in den letzten Minuten gewesen war. Ich erwartete, dass er zu uns kommen und uns begrüßen würde, doch er ging ins Bad, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
Ich stand auf, um die Musik auszuschalten. Manchmal brauchte Sascha einfach Ruhe, wenn er nach Hause kam. Auch wenn diese Wohnung technisch gesehen nicht sein Zuhause war. Lisa warf mir einen langen Blick zu. Wir warteten ein paar Minuten schweigend, doch als er nicht auftauchte, war klar, dass er warten würde, bis Lisa weg war.
Sie betrachtete mich noch immer herausfordernd. Irgendwann sagte sie: »Wirst du mich jetzt bitten zu gehen, damit er sich besser fühlt?«
Das hatte ich tatsächlich tun wollen. »Du verstehst ihn einfach nicht.«
Sie schluckte die Erwiderung hinunter. Auch sie wollte nicht, dass wir stritten. Stattdessen nahm sie mich in die Arme. »Ruf mich an, wenn du mich brauchst, ja? Egal, wann. Egal, was passiert. Ich bin immer für dich da.«
Ihre Worte hätten ein tiefes Gefühl der Liebe und Dankbarkeit in mir erzeugen müssen, doch alles, was ich fühlte, waren Widerstand und Scham. »Danke«, erwiderte ich trotzdem.
»Ich werde dir die Worte ersparen und von mir aus gehen, auch wenn ich mich auf einen ausschweifenden Abend mit meiner Schwester gefreut hatte.« Sie stand mit einem Seufzen auf. »Das nächste Mal kommst du zu uns.«
»Ich will euch nicht stören.«
»Resa, du wirst uns niemals stören. Sollten wir gerade Sex haben, musst du dir allerdings ein Buch und Schallschutzkopfhörer schnappen und eine Weile warten.«
Ich lächelte müde.
»Etwas höher bitte.« Sie legte die Zeigefinger an meine Mundwinkel und schob sie nach oben. Sie ließ los und sie fielen wieder runter. Sie wiederholte den Vorgang immer wieder, bis wir beide irgendwann lachten.
Zufrieden nickte sie. »Das wollte ich noch einmal hören.« Sie umarmte mich. »Ich ruf dich morgen an, ja?«
»Ich arbeitete bis neun.«
»Dann hören wir uns auf deinem Weg zum Bus.«
»Okay.« Ich brachte sie zur Tür, wartete, bis sie ihre Schuhe angezogen hatte, und wollte sie verabschieden. Doch sie rief: »Auf Wiedersehen, Sascha. Es war schön, deine Füßchen auftreten zu hören.«
Ich presste die Lippen aufeinander. Die wenige gute Laune, die ich gerade zurückbekommen hatte, verflog. Sie hatte ihn provoziert und ich war diejenige, die das würde ausbaden müssen.
Es dauerte eine halbe Stunde, ehe Sascha wieder aus dem Bad kam, nachdem Lisa gegangen war. Ich hatte in dieser Zeit Essen zubereitet, mir ein Kleid angezogen, von dem ich glaubte, dass er es mochte, und ein bisschen aufgeräumt.
»Ist sie weg?«
»Ja, schon eine Weile.«
»Ich wusste nicht, dass sie heute da ist. Kannst du mich nicht vorwarnen?«
»Tut mir leid. Das nächste Mal schreibe ich dir eine Nachricht.«
»Trefft euch doch einfach bei ihr.«
»Es ist meine Wohnung, Sascha«, sagte ich und wusste, dass es ein Fehler war.
»Ach, dann willst du nicht, dass ich hier bin.«
»Doch, natürlich will ich das«, ruderte ich zurück, weil ich spürte, dass er mich falsch verstanden hatte. Oder richtig.
»Ich kann meine Abende auch mit jemand anderem verbringen. Ich habe genug Optionen.«
Ich wusste nicht, wie er das meinte. Sprach er von seinen Fußballkumpels oder von anderen Frauen? Mit beidem drohte er mir immer wieder. »Ich finde es schön, wenn du hier bist.«
»Aha, kommt mir nicht so vor.« Er sah auf den Tisch. Ich hatte eine große Schüssel Eisbergsalat in die Mitte gestellt und rundherum Schalen mit Gemüse, Kernen, Käse, Wurst und andere Dinge wie Öl und Joghurtdressing verteilt. »Was soll das denn sein?«
»Abendessen«, erwiderte ich kleinlaut. »Ich dachte, wir könnten mal etwas gesünder essen.«
Er starrte mich an. Sein Blick war vernichtend. Dann ließ er ihn über meinen Körper gleiten und ich krampfte mich zusammen, noch bevor er etwas sagte. Vielleicht versuchte ein Teil von mir, sich auf diese Weise vor seinen Worten zu schützen. »Nur weil du fett bist, muss ich diesen Scheiß essen?«
Die Schutzmauer hielt nicht. Doch nach außen blieb ich ruhig. Er meinte es nicht so, das wusste ich. Es war nicht das erste Mal, dass er seine Wortwahl nicht durchdacht hatte. Bisher hatte er sich jedes Mal dafür entschuldigt und ich hatte gelernt, dass er sich einfach nicht anders ausdrücken konnte. Deshalb sagte ich, die Verletzung wegschiebend: »Ich dachte, wir könnten es ausprobieren. Aber wenn du etwas anderes möchtest, kann ich dir ein Fertiggericht in die Mikrowelle stellen. Wir haben noch Lasagne oder …«
»Damit ich dann die gesamte Zeit zusehen kann, wie du auf mein Essen gierst? Nein, danke.« Er wandte sich zur Tür und ging in den Flur.
»Wo gehst du hin?«
»Ich habe dir gesagt, ich habe andere Optionen. Wenn meine Frau nicht weiß, was sie mir zum Essen vorsetzen soll, dann hole ich mir mein Essen woanders.«
Ich eilte ihm hinterher. »Nein, Sascha, warte. So war es doch gar nicht gemeint. Ich mache etwas anderes.«
»Zu spät.« Er zog seine Schuhe an. »Ehrlich, Teresa. Heute gibst du mir nicht das Gefühl, dass du mich hier haben willst. Erst deine Alien-Schwester und jetzt dieses Grünzeug.«
»Nenn sie nicht so.«
»Wahrscheinlich bist du genauso. Deshalb hast du keine Ahnung, was ein Mann braucht. Sieh dich doch an. Wenn du so früh aufstehst, musst du die Augenringe verdecken. Du hast nicht gerade viele Reize, mit denen du so ein Gesicht wiedergutmachen kannst.«
Mein Widerstand war zerschlagen. Sascha wusste, dass er mich traf, wenn er mein Äußeres kritisierte. Die Worte in der Küche mochten ein Versehen gewesen sein. Doch das hier war beabsichtigt.
»Friss dein Grünzeug. Vielleicht bringt es ja was.« Dann öffnete er die Tür und knallte sie hinter sich zu.
Minutenlang starrte ich darauf. Fassungslos darüber, dass es schon wieder passiert war. Dass ich es schon wieder so weit hatte kommen lassen. Es war nicht das erste Mal, dass er so mit mir gesprochen hatte. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich ihm nicht entgegengestellt hatte.
Warum auch? Er hatte recht. Ich war fett und hässlich. Das sah ich jeden Tag im Spiegel. Das hatte ich schon in der Grundschule von den anderen Kindern gehört. Ich sah es in den Augen meiner Kollegen und der Kunden, die mich, wenn sie mich überhaupt beachteten, missbilligend ansahen.
Es war egal, welches Kleid ich anzog und wie viel Salat ich aß. Es würde sich nie etwas ändern.
Mein Telefon gab ein Geräusch von sich. Hoffnungsvoll ging ich in die Küche, wo es auf der Arbeitsfläche lag. Ich hatte ein Hörbuch gehört, während ich das Gemüse geschnitten hatte. Die Nachricht war von Sascha, doch sie baute mich nicht auf.
SMSMSDu kannst echt froh sein, dass du mich hast. Du wirst keinen anderen Kerl finden, der sich mit so was abgibt.
Ich ließ das Handy sinken. Auch diese Worte hatte ich schon ein paar Mal von ihm gehört. Inzwischen lösten sie nicht einmal Widerstand in mir aus. Denn das Schlimme war, dass er recht hatte. Wer sollte mich nehmen? Wer sollte sich für mich interessieren? Ich ließ die Tränen laufen und wandte mich zum Tisch. Ich setzte mich, nahm ein Stück Gurke und dann eine Tomate. Beides füllte die Leere in mir nicht, die sich wieder ausbreitete.
Ich dachte an Lisas Angebot, sie anzurufen, wenn es mir nicht gut ging. Doch wie hätte ich das tun können? Ich wollte nicht, dass sie sah, wie elend mein Leben war. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. Und ich wollte nicht, dass sie Sascha im falschen Licht sah. Er war schließlich nicht immer so. Wir hatten auch schöne Momente. Was wusste ich schon von Beziehungen? Vor ihm war ich nie länger als ein paar Monate mit einem Mann zusammen gewesen. Schlechte Zeiten gehörten dazu, da war ich sicher. Ich durfte einfach nicht so sensibel sein.
Ich nahm mir ein Stück Käse. Das war schon besser. Sascha hatte recht, dieses Grünzeug war kein Essen für einen Mann. Es war kein Essen für mich. Ich würde davon nicht satt werden. Und wenn ich mich nicht satt aß, stand ich nachts auf und aß noch größeren Mist in mich hinein.
Ich stand auf, öffnete den Kühlschrank und nahm die Mikrowellen-Lasagne heraus. In der Zeit, die sie brauchte, um heiß zu werden, aß ich den Käse, die Wurst und stellte mir einen Salat in einer Schale zusammen, den ich mit Joghurtdressing und Öl übergoss. Darauf gab ich Nüsse und Kerne. Ich aß fast alles auf. Das hier war schließlich gesund und ich wollte nicht allzu viel Platz für andere Dinge lassen.
Mit einem Ping signalisierte die Mikrowelle mir, dass das richtige Essen fertig war. Es duftete himmlisch, auch wenn es nie so schmeckte, wie der Geruch es vermuten ließ.
Ich verbrannte mir die Zunge beim ersten Bissen. »Warum bin ich nur immer so dumm?«
Mein Telefon kündigte eine weitere Nachricht an. Auch diese war von Sascha.
Ich hoffe, dein Grünzeug schmeckt dir.
Er schickte mir ein Bild von einem Döner.
Ich habe mir etwas Richtiges geholt.
Ich antwortete nicht, pikte die Gabel in die Lasagne und aß, obwohl sie noch immer zu heiß war. Als ich die halbe Schale geleert hatte, kam eine weitere Nachricht. So war es immer, wenn ich ihm nicht antwortete.
Rechne heute nicht mehr mit mir.
Ich verschlang die zweite Hälfte, wartete auf das Sättigungsgefühl, doch es stellte sich nicht ein.
Ich bin bei Oliver und seiner Schwester.
Ich schluckte. Olivers Schwester sah verdammt gut aus und ich war sicher, dass sie ein Auge auf Sascha geworfen hatte. Das wusste er.
Oliver wird aber vermutlich bei seiner neuen Flamme schlafen.
Eifersucht stieg in mir auf. Ich konnte sie nicht kontrollieren, nahm das Telefon und warf es nach vorne. Es knallte gegen das Fenster und für einen Moment hatte ich Angst, die Scheibe würde zerspringen. Doch nichts passierte. Nicht einmal das Telefon schien Schaden genommen zu haben. Zumindest hörte ich den Signalton für eine weitere Nachricht.
Als ich es vom Boden aufhob, war das Display zersplittert. Ich konnte Saschas Nachricht nur zum Teil sehen und nicht mehr als die Worte Schuld, Mann und genug lesen. Ich fühlte in mich, suchte nach einer Reaktion darauf, dass ich mein Handy soeben unbrauchbar gemacht hatte. Doch da war nichts. Sogar die Eifersucht war verschwunden. Ich fand keine Wut, keine Enttäuschung, keine Trauer. Ich war leer. Und es gab nur einen Weg, diese Leere zu füllen.
Die Blüten zeigten braune Stellen. Dieser Strauß hatte nicht so lange gehalten wie der letzte. Ich saß auf meinem Sofa, ein Buch in der Hand und hörte Musik. Sascha hatte ein Vorstellungsgespräch, ich meinen freien Tag. Es war heiß, doch in der Geschichte, die ich las, befand sich die Protagonistin in einem winterlichen Wald auf der Flucht vor dem Mann, den sie hatte heiraten müssen. Es war ein historischer Liebesroman und ich hatte erst ein paar Kapitel gelesen.
Er war ihr dicht auf den Fersen und ich war ziemlich sicher, dass er sie einholen würde, bevor sie den sicheren Fluss erreicht hatte. Wenn sie diesen durchwatet hatte, würden die Hunde ihre Spur verlieren. Ich hatte schon so viele Bücher gelesen, dass ich wusste, was geschehen würde. Der Fluss würde eine zu starke Strömung haben und er würde sie kurz vor dem Ziel auf sein Pferd zerren und zurück in ihr unglückliches Leben bringen.
Fast alle Protagonistinnen der Bücher, die ich las, hatten zu Beginn der Geschichte ein unglückliches Leben. Die meisten waren schwach oder sie waren stark und wurden von anderen, meist Männern oder Stiefmüttern zurückgehalten. Aber dann passierte etwas mit ihnen. Sie fingen an, sich aufzulehnen. Sie bekamen einen Impuls von außen, mussten einen anderen, meist schwächeren Menschen retten oder wurden von einem Mann aus ihrem Schicksal befreit. Es geschah etwas im Außen, das ihnen die Motivation gab, ihr Leben zu ändern.
Aber eigentlich war schon von Beginn an klar, dass sie nicht so schwach waren. Sie waren besonders. Etwas Einzigartiges schlummerte in ihnen, das durch diese Impulse geweckt wurde. Und das unterschied mich von ihnen. In mir schlummerte nichts.
Kein Impuls aus der Außenwelt würde etwas in meinem Leben ändern. Ich war nicht eigentlich stark und wurde von jemand anderem daran gehindert, meine Stärke zu leben. Und wenn ich jemanden würde retten müssen, hätte ich keine Ahnung, was ich tun sollte. Ich würde es anderen überlassen, die Schwächeren zu beschützen. Weil ich zu den Schwächeren gehörte. Doch wer rettete mich?
Ich schloss die Augen, um die Gedanken zu vertreiben. Ich wollte diesen Tag genießen. Ich wollte meinen Alltag vor den Toren der Bücher zurücklassen und in den Welten der Geschichten finden, was es in meinem Leben nicht gab. Wonach ich dort nicht zu suchen wagte, weil ich mich nicht lächerlich machen wollte. Niemand würde mich aus irgendetwas befreien.
Zwei Stunden später war mir so heiß, dass ich zum Kühlschrank ging, um mir eine zuckerfreie Cola zu holen. Ich schaffte es, das Tiefkühlfach geschlossen zu halten, obwohl ich wusste, dass sich dort die Reste des Schokokuchens befanden, den Sascha mit den Blumen gebracht hatte, um sich zu entschuldigen. In der letzten Woche war ich diszipliniert gewesen. Jedes Mal, wenn ich etwas essen wollte, das nicht in den Diätplan passte, den ich mir auferlegt hatte, las ich Saschas Nachrichten. Ich hatte sie mir als Screenshot gespeichert. Nicht weil ich daran denken wollte, wie weh es getan hatte, das von ihm zu hören, sondern weil sie mich daran erinnerten, was geschah, wenn ich nicht diszipliniert war.
In der Küche lag mein Telefon. Wenn ich las, vergaß ich vollkommen, dass es überhaupt existierte. Ich aktivierte das Display, das ich in einem Handyshop in Lichtenberg hatte reparieren lassen. Sascha hatte sich noch nicht gemeldet. Das Vorstellungsgespräch hatte vor einer Stunde stattgefunden. Ob er noch dort war? Vielleicht hatte es sich verzögert. Ich überlegte, ob ich ihm eine Nachricht schreiben sollte, doch wenn er vergessen hatte, den Ton auszuschalten, könnte ich ihn damit in eine blöde Situation bringen.
Lisa hatte mir geschrieben. Ich öffnete unseren Chat und fand einen Link zu einem TikTok-Video. Es war nicht das erste, das sie mir schickte. Bisher hatte ich sie umständlich über den Browser geöffnet. Ich wollte keinen weiteren Social-Media-Account. Instagram zeigte mir täglich, was für ein tolles Leben die anderen führten, und auch wenn ich wusste, dass es nicht ihre gesamte Realität abbildete, sah es doch besser aus als jeder einzelne Moment, den es in meinem Leben gab.
Das Video zeigte einen Mann, der ein Buch in die Kamera hielt und darüber redete. Meine Augen weiteten sich, als ich erkannte, dass es dasselbe Buch war, das ich gerade las. Ich war jetzt bei der Hälfte angelangt und wollte auf keinen Fall Spoiler zum weiteren Verlauf hören. Aber ich würde nach dem Lesen gern wissen, was er über das Buch dachte.
Ich wollte sein Profil auf Instagram suchen, doch die App hatte ich vor ein paar Tagen mal wieder gelöscht. Deshalb ging ich zurück in den Chat mit Lisa und markierte die Nachricht mit einem Sternchen. Danach sah ich mir das Video noch einmal ohne Ton an. Der Mann, PlotTwistRicky, hatte ein riesiges Bücherregal hinter sich stehen. Und es war nach Farben sortiert.
Welcher Mann sortiert sein Bücherregal nach Farben?
… fragte ich Lisa per Nachricht.
Ein schwuler?
… fragte sie zurück.
Wahrscheinlich
… antwortete ich.
Ein winziges Gefühl von Enttäuschung stieg in mir auf. Ich schob es entsetzt zur Seite und legte das Handy weg, ging zurück ins Wohnzimmer und vertiefte mich in die Geschichte der Frau, die es inzwischen geschafft hatte, ihrem Mann zu entkommen. Doch dafür hatte sie ihn töten müssen. Zumindest glaubte sie, dass sie das getan hatte.
* * *
Drei Stunden später hatte ich das Buch beendet.