Unheimliche Begegnung - Patrick Salm - E-Book

Unheimliche Begegnung E-Book

Patrick Salm

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Beschreibung

Pascal erwacht aus der Bewusstlosigkeit. Er befindet sich auf dem schmutzigen Betonboden einer verrotteten Halle. Sind das die Männer hinter ihm, die ihn in der Parkgarage seines Hotels niedergeschlagen haben? Pascal stellt sich bewusstlos. Was er hört, lässt ihn erstarren: «Wenn er nichts wissen sollte, legt ihn gleichwohl um.» Mit einer List gelingt es Pascal, die Verbrecher zu überwältigen.

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Alle Personen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

2. Auflage 2023 © Patrick Salm

Personen

Andermatt Pascal

Pascal Tanners falscher Name

Birchmeier Karl

Anwalt für Erbschaftsfragen

Brack Heinz

Planungsingenieur Electronic

Solutions Brennwald

Chef Meerwasser Entsalzungsanlage

Buzzese Don

Mafia Chef

De Silva Alfonso

Concierge Hotel Dom Jospi

Diaz Comisario

Polizeikommandant von Vitigudino

Ducroix

Agent der Firma Explorer

Elvira

Frau von Inspektor Gomes

Flury Joëlle

Reiseleiterin bei Ecco Travel

Geri

ehemaliger Hausmeister der Dolmetscher Agentur

Gomes Armando

Polizeikommandant Polizeipräsidium Lissabon

Helene

Freundin von Pascal Tanner, Kuratorin

Humm Peter

Geschäftsführer Elecronic Solutions

Knöpfli

Kundenberater Bank

Lola

Prostituierte

Lopes Jesus Dr.

Juristischer Arm des Polizeipräsidiums Lissabon/Stellvertretender Polizeikommandant

Mirlo

Sohn von Lola

Tanner Pascal

Elektroingenieur

Patrizia, Thomas und Beatrice

Freunde von Joëlle

Umrisse einer düsteren Halle tauchen aus dem Nichts auf, ein ohrenbetäubendes Geräusch eines Kompressorhammers lässt mich erschauern. Fantasie oder Wirklichkeit? Unfähig, klar zu denken, scheine ich aus einem Traum zu erwachen.

Die Halle ist real, das heftige Geräusch des Kompressors weicht einem dumpfen Brummen in meinem Schädel, meine Sinne spielen verrückt. Blut fliesst aus meiner Kopfwunde über die Augenhöhlen und verbindet sich auf dem ölverschmierten Betonboden zu einer ekelhaften, klebrigen, rot-schwarzen Lache. Ich träume nicht, das ist Realität!

Apathisch auf dem Bauche liegend, den Kopf zur Seite gedreht und schwach atmend, versuche ich meine Gedanken zu bündeln. Eine ältere heisere Männerstimme in unmittelbarer Nähe holt mich in gebrochenem Französisch zurück in die Realität. Was ich höre, lässt meine Nackenhaare sich sträuben. «… und wenn er tatsächlich nichts wissen sollte, legt ihr ihn gleichwohl um. Wir können uns keine Zeugen leisten.» In dieser dramatischen Situation schaltet der Rest meines noch intakten Ichs instinktiv auf Überleben – es geht um Leben und Tod. Wo bin ich? Wie komme ich hierher? Wer ist das und was will man von mir?

Schmerzende Arme und Beine hin oder her: Ich bleibe regungslos und mit geschlossenen Augen auf dem harten Betonboden liegen, die Häscher sollen glauben, dass ich mein Bewusstsein noch nicht wiedererlangt habe.

Wenige Zentimeter vor meinem Kopf erkenne ich durch zugekniffene Augen zwei Männerbeine in glänzend polierten schwarzen Lackschuhen mit stenzenhaften Absätzen, die heisere Stimme stammt von einer Person hinter meinem Rücken. Mindestens drei unbekannte Männer meine ich in diesem wahrscheinlich stillgelegten Lager oder in der Fabrikhalle zu erkennen. Sie unterhalten sich auf Französisch. Nun habe ich Gewissheit: Es sind tatsächlich drei Männer.

Vor vielleicht einer Minute bin ich aus der Ohnmacht erwacht. Unwissend, wo und weshalb ich mich hier befinde, auch fehlt mir jeglicher Hinweis zur Tageszeit, nur wenig Licht erhellt den Raum, das macht die Situation für mich noch unerträglicher. Meine Nackenhaare sträuben sich erneut.

Der Besitzer der heiseren Stimme anscheinend der Chef der Bande, schickt sich an, die Halle zu verlassen. «Wir treffen uns dann am vereinbarten Ort, verscharrt ihn an derselben Stelle wie die letzten beiden.» Gehorsam spricht aus dem «Ja Capo, werden wir erledigen.» Es sind zwei Männer, die zurückbleiben, sich meiner annehmen und mich zum Sprechen bringen sollen. Die Art ihrer Ergebenheit lässt auf eine strenge Hierarchie schliessen, wahrscheinlich eine Mafia-Organisation – wilde Gedanken rasen durch mein Hirn.

Ein quietschendes Türgeräusch und ein heftiger Knall signalisieren das Öffnen und Schliessen eines schweren Tors. Noch während ich mich mit dem Gedanken auseinandersetzte und mir ausmale, wie die Folter aussehen wird, welche mich zum Sprechen bringen soll, fassen vier kräftige Arme unter meine Schultern und schleifen mich zu einem schweren Holzstuhl. Draussen höre ich das Starten eines Motors.

Der eine Gangster macht sich daran, mit Ledergurten meine Unterschenkel am Holzstuhl festzuschnallen. Ohnmacht simulierend fallen Oberkörper und Kopf nach vorne und veranlassen den zweiten Verbrecher, mich auf der Sitzfläche festzuhalten. Seine Pistole baumelt im Halfter vor meiner Nase. Jetzt oder nie! Adrenalin versetzt die Muskeln in höchste Leistungsbereitschaft. Meine rechte Hand schnellt nach vorne und reisst für den Verbrecher völlig überraschend die Pistole aus dem Halfter. Ich drücke ab.

Der Knall und ein Schmerzensschrei hallen durchs Gebäude. Meine zweite Kugel trifft den am Boden hantierenden überrumpelten Gangster. Er versucht noch, seine Pistole aus dem Halfter zu reissen, als ihm das Geschoss die rechte Schulter ausser Gefecht setzt. Seine Pistole schlittert über den schmutzigen Hallenboden.

In Sekundenbruchteilen hat sich das Blatt gewendet. Mit schmerzverzerrten Gesichtern winden sich die Verbrecher im Dreck des Hallenbodens. Noch vor wenigen Sekunden dem Tod geweiht, erwache ich zum agierenden Part. Wie lange noch? Ein erstes Mal wird mir, obwohl immer noch benommen und fast taub, die riesige, verlassene Betonhalle bewusst. Überall Dreck und Schutt, einige wenige verrottete Maschinen dümpeln vor sich hin, rostige Stahlträger tragen das Betonskelett der Halle, und die meisten Scheiben sind zersplittert. Der Boden ist mit Scherben übersät.

Trotz meines dröhnenden Kopfes versuche ich mich zu konzentrieren. Hat der Verbrecherboss die Schüsse gehört und stürmt nun mit der Pistole im Anschlag durch das schwere Eisentor? Oder ist er unterwegs, um Verstärkung zu holen? Ich bin zu allem bereit und sollte sich das Tor nur einen Spaltbreit öffnen, würde ich sofort schiessen.

Nichts geschieht, das Tor bleibt geschlossen. Nur das Stöhnen der beiden Männer und das Geräusch des sich entfernenden Autos hallen in den kahlen Wänden.

Mühsam gelingt es mir, mich aufzurichten und mit wackeligen Beinen torkle ich zum nächstgelegenen geborstenen Fenster. Im Vorbeigehen ergreife ich die in einiger Entfernung vom zweiten Gangster liegende Pistole.

Der Anblick ist ernüchternd. In einer Blutlache winden sich die angeschossenen Männer, daneben liegen Lederfesseln, Zangen und andere Folterinstrumente. Der Blick durch das Fenster lässt mich ein erstes Mal aufatmen. Eine Staubwolke hinter sich herziehend entschwindet das Fahrzeug des Capo, das Motorengeräusch muss die Schüsse übertönt haben.

Ungefähr fünfunddreissig Jahre alt schätzte ich die beiden Verbrecher, ihre kurz geschnittenen schwarzen Haare und die vor wenigen Augenblicken noch edlen dunkelblauen Nadelstreifenanzüge brennen sich in meine Sinne. Überleben will ich und schnellstmöglich hinaus aus der Hölle.

Die Sonnenstrahlen vor der Türe treffen mich wie ein Keulenschlag. Endlose Sekunden verstreichen, bis ich mich an die Helligkeit gewöhnt und mich aus meiner momentanen Blindheit befreit habe.

Eine rostige Eisentreppe führt hinunter auf einen aufgebrochenen Asphaltplatz, auf welchem ein kleiner Suzuki Jeep parkt, vermutlich das Fahrzeug der beiden Verbrecher. Mich unsicher am Geländer festhaltend bringe ich die rostige Treppe hinter mich und stehe nun vor dem mit angelehnter Fahrertüre parkierten roten Suzuki.

Keine Menschenseele weit und breit. Diese Gegend um das alte Fabrikgebäude scheint weitab jeglicher Zivilisation zu sein. Der Schlüssel steckt nicht im Zündschloss, ich weiss, wo ich ihn finden werde; ich muss nochmals zurück in die Halle. Übelkeit und Bewusstseinsstörungen begleiten mich auf dem Weg zurück zur Treppe. Der Schlag oder die Schläge auf meinen Kopf müssen heftig gewesen sein, wahrscheinlich macht mir eine schwere Gehirnerschütterung zu schaffen.

Heftig keuchend stehe ich erneut vor dem Tor. Aus dem Innern dringen Wortfetzen der verletzten Gangster. Ich wundere mich ob der Kraft ihrer Stimmen. Die Schussverletzungen waren doch nicht, wie von mir vermutet, lebensgefährlicher Natur gewesen. Sind noch andere Männer im Raum? Ich rede mir ein, dass dies unmöglich der Fall sein kann. Bis in die äusserste Nervenspitze angespannt bereite ich den Überraschungsmoment zum Erstürmen der Halle vor. Es gibt nichts zu verlieren.

Der Hell-Dunkel-Kontrast im Innern könnte mich für entscheidende Sekundenbruchteile handlungsunfähig machen. Noch immer heftig atmend und mit geschlossenen Augen, zusätzlich mit meinen Händen abgedeckt, versuche ich mich auf die Dunkelheit im Innern vorzubereiten. Mit der Pistole im Anschlag stürme ich in die Halle, der eine liegt noch immer stöhnend in der Blutlache am selben Ort wie vorhin, der zweite, einige Meter davon entfernt, mit einem Handy am Ohr. Seine Verletzung scheint weniger schlimm zu sein, es ist seine Stimme, die ich vor dem Tor gehört habe. Eins wird mir sofort klar, dieses Gespräch wird bald Komplizen auf den Plan rufen, viel Zeit bleibt mir nicht. Der Tritt ins Handy ist heftig. Aluminiumteile, feine Drähte, Datenchip und Plastikteile zerbersten unter meinem Schuhtritt, dieses Handy wird nie mehr eine Verbindung herstellen. «Où sont les clefs du Suzuki?» – Wo habt ihr die Schlüssel des Suzuki? Er spielt auf Zeit, meine Pistole zielt auf sein Knie, er begreift, dass ich es ernst meine und fördert mit seiner unverletzten Hand aus seiner teuren Jacke den Wagenschlüssel zutage.

Warum ich hier bin und wie ich hier hergekommen bin, könnte ich mit Sicherheit jetzt aus ihm herauspressen, aber die Zeit, die ich dazu brauchen würde und das damit verbundene Risiko, von den anrückenden Gangstern überrascht zu werden, lassen mir keine Wahl. Aus seiner Anzugstasche entreisse ich seine Brieftasche, diejenige seines sich am Boden in einer Blutlache wälzenden Komplizen wage ich nicht herauszuziehen, zu schauderhaft ist sein Anblick.

Der Zündschlüssel passt und wenige Augenblicke später setzt sich der Suzuki in Bewegung. Wohin soll ich fahren? Ich habe ja keine Ahnung, wohin ich verschleppt worden bin. Nur eine einzige Strasse, sie wurde vor wenigen Minuten vom Gangsterboss benutzt, führt weg vom alten Industriebau, und auf dieser Strasse wird vermutlich bald hektischer Verkehr in die Gegenrichtung einsetzen. Auf eine Verfolgungsjagd mit dem schwach motorisierten Suzuki könnte ich mich nie einlassen, immerhin hat er Allradantrieb und grosse Räder.

Noch ist keine Staubwolke in der Ferne sichtbar. Den Suzuki lenke ich nach rechts von der Strasse weg, einen sanften Hügelzug empor auf eine ebene Steppenlandschaft, und blicke in die hoch am Horizont stehende Sonne. Ein erster Anhaltspunkt, um die Himmelsrichtung und die Zeit zu ermitteln. Erinnerungen lösen sich langsam aus dem Nebeldunst.

Lissabon, ja, in Lissabon im Hotel Lutecia war ich abgestiegen. Das war …

An den Tag mag ich mich nicht mehr erinnern, aber an den Grund meines Besuches in diesem Hotel. Ich bin Elektroingenieur und verantwortlich für die Schlussabnahme der Elektroinstallation einer Meerwasserentsalzungsanlage westlich von Lissabon. Am Morgen öffnete ich in der Parkgarage die Türe meines Mietwagens. Ab diesem Zeitpunkt besteht eine Lücke bis zum Moment, als ich in der Betonhalle das Bewusstsein wiedererlangte.

Leichtes Gestrüpp aus Lorbeerbäumchen stellt sich dem Suzuki in den Weg, bereits eine erste Möglichkeit mich zu verstecken, und in einiger Entfernung erkenne ich einen dünn durchsetzten Wald mit Kiefern, Pinien und Korkeichen.

Lissabon liegt nördlich der Flussmündung des Rio Tajo in den Atlantik. Also muss ich mich ebenfalls nördlich von dieser Linie befinden, wie weit vom Meer entfernt, kann ich nur vermuten. Die hochstehende Sonne signalisiert Mittag. Seit der Entführung müssten ungefähr vier Stunden verstrichen sein. Ob es noch derselbe Tag ist, kann ich im Moment nicht beurteilen. Deshalb blende ich diese Möglichkeit für meine momentanen Überlegungen aus.

Mein Portemonnaie mit den Ausweisen wurde mir nicht abgenommen und auch das Handy steckt noch immer in der Gurttasche. Anscheinend interessierten sich die Gangster nicht für mein Geld oder meine Person. Wofür also? Für mein Wissen? Aber welches Wissen? In verhaltener Fahrt, ohne verräterische Staubwolke, bewege ich den Suzuki nun Richtung Süden der vermuteten Küste entgegen.

Ich habe sie erwartet, diese andere Staubwolke. Sie zieht sich auf der Strasse, durch den Hügelzug jedoch verdeckt, links unterhalb in die entgegengesetzte Richtung. Die Gangster sind unterwegs zu ihren verletzten Komplizen. Was für Fahrzeuge und wie viele, kann ich aus der Länge der Staubfahne nicht feststellen. Vielleicht in zwei, drei Minuten werden sie die Fabrikhalle erreichen.

Einige werden ihre Kollegen bergen und die übrigen Jagd auf den Mann machen, welcher, wie von ihnen vermutet, ein Geheimnis mit sich trägt und nun auch Belastungszeuge bei einem allfälligen Gerichtsprozess sein könnte.

Wie wenig mein Leben noch wert ist, wird mir in diesem Moment erneut bewusst. Nicht die wärmende Sonne ist schuld am nassen Hemd, es ist kalter Schweiss, der mich frieren und das Hemd am Körper kleben lässt. Gedanken rasen: Wie lange halte ich diesem Druck noch stand? Obwohl mit zwei Pistolen bewaffnet, bin ich mir bewusst, bei einer Konfrontation mit den Gangstern keine Chance gegen die Übermacht zu haben. Nur ein Überraschungsangriff aus dem Hinterhalt würde mir eine minimale Chance ermöglichen, aber wo soll ich mich in dieser Ebene verstecken und wie will ich wissen, dass die Verbrecher dann tatsächlich in diese Falle tappen?

Ich unterbreche die Fahrt. Es ist beruhigend, dass die Räder auf dem trockenen Steppenboden keine verräterischen Spuren hinterlassen. Kiefern lösen Pinien und vereinzelte Korkeichen ab und trotz dichter werdenden Baumbeständen gelingt es mir, mit der immer wieder durchscheinenden Sonne und im Zickzackkurs um kräftige Kiefernstämme kurvend weiter Richtung Süden zu navigieren. Ungefähr fünf Kilometer habe ich zurückgelegt. Ich befinde mich nun in einem dichten Kiefernwald. Erneut steht der Suzuki, keine Geräusche sind auszumachen, nur friedliches Vogelgezwitscher und herrliche Düfte von Kiefern und gesundem Waldboden. Noch während des Aussteigens streift mein Blick über den Innenspiegel. Das soll ich sein? Geschwollene, rot unterlaufende Augen glotzen mir entgegen. Ein blutverschmiertes Gesicht mit einer klaffenden Wunde und einer ebenso grossen Beule am Kopf, das Hemd schmutzig und ebenfalls klebrig rot, so erkenne ich mich kaum mehr.

Und erneut die Frage: Was ist mit mir passiert und weshalb? … und wenn er tatsächlich nichts wissen sollte, legt ihr ihn trotzdem um. Wir können uns keine Zeugen leisten.

Wieder und wieder fressen sich diese traumatisierenden Worte in meine Seele. Hatte ich im Hotel eine aussergewöhnliche Begegnung, an die ich mich nicht mehr erinnern mag? Vielleicht auch rein zufällig. Oder bin ich auf Unterlagen gestossen, welche mich nun das Leben kosten können?

Noch immer unter dem Einfluss des brummenden Schädels versuche ich eine Erklärung zu konstruieren – es muss mit dem Hotel oder mit etwas in der Umgebung des Hotels zu tun haben.

Verscharrt ihn an derselben Stelle wie die letzten beiden.

Erneut lassen diese Worte des Capo meine Nackenhaare sich aufrichten. Anscheinend bereits zwei Personen hat dieses vermeintliche Wissen das Leben gekostet.

***

Ich erschrecke heftig. Eine Hand legt sich auf meinen Oberschenkel. «Du hast doch nicht etwa Angst vor der lieben Lola?» Schwarze Augen in ebenso schwarzem Gesicht, ihre reizvollen Brüste durch das lachsfarbene Negligé kaum verhüllt, dazu ein glänzender schwarzer Minirock aus Plastik, der Einsicht erlaubt, wo ihre langen Beine enden, nehmen mich in Beschlag.

«Du siehst aber schlimm aus, deine Mama war sehr böse zu dir. Lola möchte dich trösten.»

Ein Kauderwelsch aus Portugiesisch und Englisch fliesst aus ihrem üppigen, rot geschminkten Munde. Die Schönheit weiss, wie man Männer auf den «richtigen Weg» trimmt.

«Mineralwasser und Bier solltest du nicht zu viel trinken, Champagner wird dir viel Kraft geben. Lola trinkt auch gerne ein bisschen davon, offerierst du ein kleines Gläschen? Sie wird dir dann viel Zeit schenken. Wie heisst du übrigens, schöner Mann?» Ich brauche eine gewisse Zeit, um mich zu sammeln. Das Bild im Innenspiegel des Suzuki vor Augen, mit blutender Kopfwunde, verschmutztem Anzug und geschwollenen, rot unterlaufenen Augen.

… Schöner Mann … ihre Bemerkung entlockt mir erstmals ein Lächeln. Dieses durchtriebene Frauenzimmer.

«Pascal nennt man mich normalerweise, heute bin ich namenlos.» Ihre Hand fühle ich nun noch intensiver.

«Armer Pascal, wenn du ganz lieb bist, darfst du bei mir duschen und ich werde dir die Wunden säubern und dann noch viel Zeit für dich haben.»

Das «Ganz-lieb und-viel-Zeit-für-dich-haben» entlockt mir jetzt sogar ein kleines Lachen. Ich sehe die Euroscheine flattern. Während Lola mich belustigt beim Verzehr der Pommes-Chips und Oliven beobachtet, nippt sie vergnügt am Champagner.

«Weisst du, vielleicht sollten wir zusammen essen gehen, und dann kommst du noch zu mir.» Ihre Hand nähert sich dem Scheitelpunkt zwischen meinem linken und rechten Bein. «Und was kostet dieses Zu-dir-Kommen, Lola?» Sie schmunzelt. «Eine Stunde hast du die einfühlsame Lola ganz für dich allein und das für winzige fünfzig Euro.»

Ihrem Lächeln kann ich nicht widerstehen. Fordernd ergreift sie meine Hand und zieht mich aus dem Lokal. Nach wenigen Metern und einige Häuserzeilen weiter stoppt ihr kleiner Seat vor einer von aussen als solche kaum wahrnehmbaren, unscheinbaren Spelunke. Das vorwiegend von Männern frequentierte Lokal hält in einer Nische einen freien Tisch bereit. Offensichtlich ist Lola nicht das erste Mal Gast dort.

«Nun darfst du mir auch sagen, was mit dir geschehen ist, Pascal. Du tust mir aufrichtig leid.» Es ist nicht mehr dieselbe Frau wie vorhin. Wahrscheinlich ist ihr Zuhälter ebenfalls im Lokal und der hat für seriöse Gespräche kein Musikgehör.

«Wenn du mir hundertfünfzig Euro schenkst, lieber Pascal, höre ich dir auch gerne länger zu. Weisst du, ich muss um Mitternacht mindestens hundert Euro abliefern.»

Es ist Lolas Masche, Männer hierher zu entführen, sich das Nachtessen bezahlen zu lassen und anschliessend den käuflichen Sex in einem nahen Zimmer zu vollziehen. Einige treue Stammkunden pflegen diese Beziehung schon seit längerer Zeit mit ihr und machen ihr Schicksal erträglich, meint sie nun wieder mit verführerischem Lächeln.

Ich erzähle ihr meine Geschichte. «Weisst du, dort, wo ich herkomme, sind solche Ereignisse Alltag. Das dürfte dir zwar nicht helfen, aber bestimmt findest du einen Ausweg.»

Die ersten hundertfünfzig Euro wechseln den Besitzer. Mit leuchtenden Augen drückt sie mir einen Kuss auf die Wange. «Darf ich dich um einen Gefallen bitten, Lola? Mir macht heftiger Schwindel zu schaffen und ich bin todmüde. Was ich dringend brauche, ist ein Ort, wo ich sicher übernachten kann.» Ein weiterer Hunderteuroschein lugt aus der vom Verbrecher annektierten Brieftasche.

«Ausnahmsweise lasse ich dich bei mir übernachten, Pascal. Ich wohne in der Nachbargemeinde mit meiner Mutter und meinem vierjährigen Sohn Mirlo. Auch für deinen Suzuki hätte ich ein Versteck.»

Längere Zeit verweile ich im Schatten des Schuppens hinter dem Lusttempel. Ich horche nach verdächtigen Geräuschen. Nichts Beunruhigendes ist feststellbar. Niemand scheint den Suzuki entdeckt zu haben.

Lolas Temperament zeigt sich auch in ihrer Fahrweise mit dem Seat, wobei sie eine auf Rot stehende Verkehrs ampel sehr grosszügig interpretiert. Nur mit Mühe gelingt es mir, dem Suzuki zu folgen.

Ein alleinstehendes älteres Haus bewohnt sie zusammen mit Mutter und Kind. Besorgte und vorwurfsvolle Blicke bringen Lola nicht aus der Ruhe. «Dieser Mann wird heute Nacht hier schlafen, Mama.»

Die Überraschung folgt auf dem Fuss. Lola führt mich in ein Zimmer mit vielen fein säuberlich arrangierten Plüschpuppen, einer fantasievollen Deckenlampe, wahrscheinlich aus Afrika, und einem Bett mit glattgestrichener sauberer Bettwäsche. Mein Erstaunen entlockt ihr ein Lächeln. «Ja, das ist mein Zimmer und mein eigenes Bett. Hier darfst du übernachten und auch richtig schlafen. Ich weiss, dass du ein guter Mensch bist.»

Im aufgeräumten Badezimmer nimmt sie sich nach der Dusche meiner Wunden an. Sanft mit Desinfektionsmittel und weichen Pads wird Wunde um Wunde gereinigt und mit Pflastern geschützt. Die schmutzige, verschwitzte Wäsche bringt sie nach draussen. «Morgen ist alles gewaschen», sagt sie, und von einem kecken Augenzwinkern begleitet: «Meine Ma macht das gerne für dich.»

Irgendwann in der Nacht erwache ich, neben mir die friedlich schlafende Lola. Die Situation ist grotesk und entlockt mir ein ungläubiges Grinsen – da liege ich, ohne irgendwelche Intimität, mit einer Dame vom leichten Gewerbe im selben Bett – das Ehepaar mit der treuen, fürsorglichen Ehefrau lässt grüssen. Kinderlachen holt mich in den neuen Tag. Mirlo ist der Stolz seiner Mutter.

«Bitte nicht so laut, Mirlo. Der Herr möchte noch schlafen.» Ich kann es kaum fassen, gestern knapp dem Tode entronnen, erlebe ich nun einen fröhlichen Tagesbeginn mit gewaschenen und gebügelten Kleidern bei einer Prostituierten und fürsorglichen Mutter. Ein einfaches Frühstück erwartet mich in der Küche. Lola sitzt mit ihrer Mutter ebenfalls am Tisch, während der herzige Mirlo die beiden Frauen in einer mir nicht verständlichen Sprache mit Fragen löchert.

«Pascal, ich hoffe, dass ich dir helfen konnte. Aber länger kannst du nicht hierbleiben. Übrigens, meine gestrige Wundpflege zeigt Wirkung, du bist jetzt wirklich wieder ein schöner Mann!» Meine Schwindelgefühle sind verschwunden und der Badzimmerspiegel hält meinem kritischen Blick stand. Er bestätigt Lolas Aussage. «Du bist sehr grosszügig, Pascal.» Stolz hält Lola die zweihundert Euro in ihren dunklen Händen, die ich ihr eben überreicht habe. Ihr Kuss erreicht mich dieses Mal frontal, nämlich auf meinen Mund.

«Den Suzuki kannst du hier lassen, so lange du möchtest. Und wenn du einmal Lust verspürst auf die sinnliche Lola, dann würde ich mich sehr auf deinen Besuch freuen. Pascal, pass auf dich auf.»

Mit einem letzten Lächeln, auch von ihrer dunkelhäutigen Mutter mit Mirlo an der Hand, verabschiedet sie sich nun unter der Türe und ein zaghaftes Winken begleitet meine Schritte.

***

Der wendige Suzuki mit Vierradantrieb erlaubt mir, tiefer in den unwegsamen Wald vorzudringen. Nur ein Motorrad oder ein kleiner Geländewagen wäre dazu ebenfalls in der Lage.

Schwaches Motorengeräusch holt mich aus der Gedankenwelt. Weiterfahren wäre jetzt zu gefährlich. Das Geräusch kommt von links, verweilt eine Zeitlang am selben Ort und entfernt sich schnell in südlicher Richtung.

Wahrscheinlich liegt die Waldgrenze nur wenige hundert Meter von hier entfernt. Eine dichte Fichte mit weit nach unten reichenden Ästen entdecke ich in kaum fünfzig Metern Entfernung. Es sollte möglich sein, sie auch ohne Hilfsmittel zu besteigen. Ast um Ast gewinne ich an Höhe, Hemd und Hosen schrammen dem Stamm entlang und zeigen nun nebst Blut auch Spuren von Baumrinde. Absolute Windstille, nur das Gezwitscher der Vogelwelt und knurrende Geräusche aus der Magengegend lassen mich wissen, dass ich nicht träume. Die Zeit scheint still zu stehen, die Motorengeräusche sind inzwischen verstummt. Vermutlich haben die Gangster die Suche nach mir aufgegeben oder suchen anderswo.

Erst bei Dunkelheit, mit Restlicht des Sternenhimmels und ohne Scheinwerferlicht werde ich es wagen, die Fahrt Richtung Süden fortzusetzen.

Endlose Stunden verstreichen. Wie lange ich auf der Fichte sass oder besser, hin und her gerutscht bin, weiss ich nicht, auch der Blick aufs Handgelenk bringt keine Erkenntnis. Offensichtlich wollten die Gangster doch nicht alles im Erdloch verscharren – meine teure Rolex-Armbanduhr fehlt am Handgelenk. Ich verspüre Hunger, aber vor allem macht mir der Durst mehr und mehr zu schaffen.

Endlich übernimmt die Dunkelheit Regie, die Bäume verlieren ihre Konturen und verschwinden in der dunklen Masse. Mühsam, mit starren Muskeln und ausgetrocknetem Munde, erreiche ich den noch immer warmen Waldboden. Durchatmen, den Motor starten, um ihn sofort wieder abzustellen.

Die Eingebung trifft mich wie ein Blitz. Auch ohne Scheinwerferlicht ist ein Automobil durch reflektierende Schlussleuchten kilometerweit erkennbar. Unter dem Beifahrersitz entdecke ich eine Rolle schwarzes Klebeband und kaum zehn Minuten später, nach mehrmaligem Nacharbeiten, sind Scheinwerfergläser, Rückleuchten, Blinkergläser und Aussenspiegel mit dem Band abgeklebt.

Im ersten Gang und eingelegter Geländeuntersetzung schlängelt sich der Suzuki, navigiert mithilfe des Grossen Bären und des Polarsterns, weiter Richtung Süden. Irgendwann ist die Waldgrenze erreicht, über Steppenlandschaft, keine Strasse weit und breit sichtbar, verläuft die holprige Fahrt der Südküste Portugals entgegen.

Nach einer unscheinbaren Senke und völlig überraschend weisen nur wenige hundert Meter entfernt Scheinwerferkegel auf eine quer verlaufende Strasse hin. Ein letztes Hindernis in Form eines ausgetrockneten Bachbettes ist überwunden. Von den verklebten Gläsern befreit, steht der Suzuki ein erstes Mal wieder auf asphaltierter Strasse.

In Fahrtrichtung links müsste ich auf die Einmündung des Weges zum verlassenen Fabrikareal stossen, dort werde ich vielleicht erwartet – das ist zu riskant. Also entscheide ich mich für die rechte Seite nach Westen. Irgendeine Ortstafel wird sich bestimmt bald zeigen.

Der erste Hinweis auf Zivilisation findet sich in einem mit roten Lettern und rotem Herzen schwülstig inszeniertem Lusttempel. Der Suzuki schwenkt ein und findet ein Versteck hinter dem Gebäude, halb auf einem Kieshügel.

Beim Eintreten sehe ich nur noch die Bar und die unzähligen Spirituosenflaschen dahinter, die leicht bekleideten Damen an roten, mit Champagnerkübeln bespickten Clubtischen und die lusterfüllten Herren nehme ich nur am Rande zur Kenntnis.

Der sichtlich überraschte Barmann stellt drei Flaschen Mineralwasser und ein grosses Bier vor mir auf den Tresen.

***

Mirlo nimmt nun die Hand von Lola. Ihre Mutter tritt aus dem Schatten im Hintergrund, auch sie winkt und zeigt ein breites Lächeln. Wie viel doch ein grosszügiger und deshalb besonders sympathischer Schweizer bewirken kann! Das Taxi fährt mich von Lolas Haus nach Lissabon.

Zwanzig Minuten dauert die Fahrt. Unterwegs erkenne ich die Stelle, an welcher der Suzuki gestern Nacht die Strasse Cascais-Lissabon erreichte. Nicht viel weiter in Richtung Lissabon müsste der vorerst noch asphaltierten Weg zur vermutlich leer stehenden Fabrikhalle führen. Und tatsächlich, nur wenige hundert Meter später zeigt eine asphaltierte Strasse links auf ein offenes Feld. Das ist der Weg zur verlassenen Fabrikhalle!

Mein Puls hämmert, es brennt unter den Nägeln. Ich will wissen, weshalb ich niedergeschlagen und verschleppt wurde. Diese Fabrikhalle wird von mir nächstens einen Besuch erhalten.

Im pulsierenden Verkehr von Lissabon, eine Häuserzeile vor dem Hotel Lutecia, verlasse ich das Taxi, und mit höchster Konzentration auf der Suche nach gefährlich aussehenden Männern erreiche ich die Hotellobby.

«Herr Tanner», die Empfangsdame im adretten Kostüm im kräftigen Grün der portugiesischen Nationalitätsflagge, eben im Begriff, mir eine Mitteilung zu machen, gerät ins Stottern. «Haben Sie sich verletzt, Herr Tanner, brauchen Sie einen Arzt oder kann ich Ihnen sonstwie helfen?»

Ihre Besorgnis gilt der noch immer sichtbaren Kopfwunde. «Sehr aufmerksam von Ihnen, Madame. Die Dame vom Sanitätsdienst der Entsalzungsanlage hat mich bereits verarztet, es geht mir wieder viel besser.»

«Die Directrice möchte Sie noch kurz sprechen. Ich melde Sie gleich an.» «Herr Tanner, bitte kommen Sie doch kurz in mein Büro.» Die Directrice stellt sich neben mich und zeigt mir den Weg. Auch sie ist irritiert durch die Kopfwunde und möchte wissen, wie diese zustande kam. Wie bei der Empfangsdame gebe ich die gleiche Antwort wie vorhin.

«Nehmen Sie doch bitte Platz, Herr Tanner. Ich muss Ihnen eine unerfreuliche Mitteilung machen. Ihr Hotelzimmer wurde gestern, den genauen Zeitpunkt kennen wir nicht, ausgeraubt, unser Hausdetektiv und die Polizei sind jedoch bereits aktiv geworden. Selbstverständlich stellen wir Ihnen ein neues Zimmer zur Verfügung. Wir übernehmen auch sämtliche Hotelkosten bis zu Ihrer Abreise, es tut uns wirklich sehr leid, so etwas kommt bei uns sonst nie vor. Darf ich Ihnen einen Kaffee oder sonst ein Getränk offerieren?»

Ich lehne dankend ab, sie fährt fort: «Ihr ehemaliges Zimmer ist arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Ich möchte Sie trotzdem bitten, es zu inspizieren. Teilen Sie uns mit, welche Gegenstände entwendet wurden, unsere Versicherung wird sich um Ihren entstandenen Schaden kümmern. Wir haben für Sie ein Ersatzzimmer, direkt neben dem von Ihnen bewohnten, bereitgestellt. Ihr Vormieter hatte seinerzeit beide gebucht, dann aber nur eines belegt. Wir konnten ihn bisher nicht erreichen und bis wir so weit sind, steht Ihnen dieses Zimmer zur Verfügung.» «Wer wusste noch von diesem zweiten Zimmer, Madame?» «Ich verstehe Ihre Frage nicht ganz, Herr Tanner, haben Sie irgendwelche Bedenken?» «Nein, eigentlich nicht. Ich spiele nur den unschuldigen Fragesteller.» «Wir sind da natürlich sehr diskret, es kommt schon mal vor, dass ein Gast zwei Zimmer belegt. Wir fragen nie weshalb, Sie wissen schon. Ausser mir und der Dame am Empfang hat niemand Kenntnis von dem gebuchten und im Voraus bezahlten Zimmer und es ist mir auch nicht bekannt, dass sich jemand dafür interessiert hätte.»

Unser gegenseitiges Lächeln macht klar, verstanden zu haben und somit keine weiteren Fragen einer Erklärung bedürfen.

Ein zuvorkommender Zimmerboy begleitet mich zum Lift und ins Zimmer. Meine Gedanken kreisen um den Vormieter, welcher bisher nicht erreicht werden konnte. Ich hätte der Dame sagen können, wie man ihn findet, nämlich mit Pickel und Schaufel, aber wo, darauf hätte auch ich keine Antwort, wenigstens im Moment nicht.

Beim Betreten meines ehemaligen Zimmers trifft mich fast der Schlag. Es ist total verwüstet und halb ausgeräumt. In der Wand, vormals Standort des Safe, klafft ein Loch und Teile der Tapeten sind heruntergerissen. Das Bett, die Garderobe, die Polstergruppe und die Minibar wurden vom Hotelpersonal entfernt, wahrscheinlich ebenfalls völlig zerstört. Meine Habseligkeiten finden sich aufgereiht auf einem provisorisch hingestellten Rollwagen.

«Es wird eine gewisse Zeit brauchen, bis ich Klarheit über allfällig entwendete Gegenstände habe», lasse ich den Zimmerboy wissen. «Es überrascht mich doch sehr, weshalb niemand diesen Einbruch wahrgenommen hat. Das muss ja unglaublich laut zu- und hergegangen sein.»

«Wir vermuten», sagt er, seine Stimme nun in leicht erhabenem Ton, «dass der Einbruch während des Tages erfolgte, also zu einer Zeit, als die Nachbarzimmer nicht belegt waren.» Er begleitet mich in mein neues Zimmer. Eigentlich müsste ich jetzt aufatmen und Genugtuung verspüren. Dem ist nicht so, ein unheimlicher Druck lastet auf mir und lebenswichtige Fragen suchen nach einer Antwort. Bin ich hier sicher? Im gleichen Augenblick bezweifle ich dies. Aber wohin sollte ich gehen? Und die immer wiederkehrende Frage: Welches Geheimnis müsste ich aus Sicht der mir nach dem Leben trachtenden Männer kennen? Dann wartet noch eine Erklärung für die unentschuldigte Abwesenheit bei der Abnahme der Meerentsalzungsanlage. Auf der Bettkante sitzend wähle ich die Telefonnummer meines Arbeitgebers in Lissabon.

«Herr Brennwald? – Ja, Pascal Tanner, Ihr Elektroingenieur. Ich hatte einen Unfall gestern Morgen und konnte Sie leider nicht früher benachrichtigen – Beim Verlassen der Dusche, ich muss längere Zeit bewusstlos gewesen sein. – Wahrscheinlich eine massive Gehirnerschütterung. – Ist geschehen, im Krankenhaus wurde ich verarztet. Heute Nachmittag werde ich meine Arbeit wieder aufnehmen können. – Ja, machen Sie sich keine Sorgen, es geht mir wieder besser. – Bis um drei Uhr.» Ich drücke die rote Taste.

Das Display auf dem Handy zeigt 10:00 Uhr. Es bleibt genügend Zeit, eine wichtige Aufgabe zu erledigen.

Mein Mietwagen ist den Verbrechern bekannt, ich will ihn zurückgeben und auf ein anderes Fortbewegungsmittel wechseln, ich weiss auch schon auf welches.

Der Herr von der Hertz-Autovermietung staunt nicht schlecht, als ich mich den Motorrädern zuwende, und noch mehr über meinen Entscheid für eine bestimmte Motocross-Maschine. Ein entschuldigendes Räuspern. «Darf ich nochmals Ihren Führerschein sehen? Bei solchen Motor rädern gelten strengere Richtlinien. Leider müssen wir auch eine Kaution von fünfhundert Euro verlangen.» Meine Kreditkarte sitzt wieder am vorherigen Platz im Portemonnaie, Integralhelm auf und mit der Genugtuung, fortan anonym unterwegs zu sein, mache ich mich auf den Weg zurück zum Hotel.

Die Husqvarna WR250 entpuppt sich als richtiger Dampfhammer – selbst im dichten Verkehr auf Lissabons Strassen, und erst recht im dichten Stadtzentrum macht die wendige Maschine riesig Spass. Es solle sich bald herausstellen, dass die Eigenschaften dieser Maschine auch auf anderem Terrain überzeugend eingesetzt werden können.

Mit einer neuen Swatch am Handgelenk sitze ich beim Mittagslunch im Hotel und bereits um halb zwei auf dem Polizeirevier von Lissabon. Der Uniformierte stellt sich mir als Armando Gomes vor. «Ich bin Polizeikommandant des hiesigen Polizeikommandos und werde diesen Fall persönlich bearbeiten.

Ich schätze ihn auf Mitte vierzig, von drahtiger Statur und hat strenge, braungebrannte Gesichtszüge, besser gesagt Hautzüge, denn dort, wo normalerweise Haare wachsen, ist auch dunkle Haut. «Wir nehmen Ihr Anliegen sehr ernst, Herr Tanner. Wahrscheinlich besteht ein Zusammenhang mit dem Überfall auf Sie und dem Einbruch in Ihrem Hotelzimmer. – Schildern Sie mir doch den genauen Tathergang.»

Mindestens eine Viertelstunde dauern meine Ausführungen, während denen Inspektor Gomes Notizen macht und gezielte Fragen stellt. «Glauben Sie, dass die Schussverletzungen der beiden Verbrecher lebensgefährlicher Natur waren?» Ich schildere nochmals meine Wahrnehmung von dem sich in einer Blutlache wälzenden jungen Mann.

«Mir schien, als sei er schwer verletzt, auf jeden Fall so schwer, dass er Spitalpflege brauchte.»

«Was haben Sie mit der Pistole gemacht, Herr Tanner, ist sie noch in Ihrem Besitz?»

Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet, ich staune ob meiner Kaltblütigkeit. «Ich muss sie in der Halle zurückgelassen haben, für mich zählte nur noch die Flucht nach draussen. Jetzt, wo Sie mich fragen, stelle ich mir dieselbe Frage.» Ich halte seinem Blick stand.

«Denken Sie auch an Ihr privates Umfeld. Ist Ihnen jemand schlecht gesinnt oder verfügen Sie aus Ihrer beruflichen Funktion über Wissen, welches für Mitbewerber oder Konkurrenten wichtig sein könnte?»

«An so etwas habe ich nicht im Entferntesten gedacht. Es gab ja anscheinend bereits zwei Ermordete vor mir und da kann ich mir einen Zusammenhang zum persönlichen oder geschäftlichen Hintergrund wirklich nicht vorstellen.»

«Nun, da haben Sie wahrscheinlich recht. Das denke ich auch, aber in einem solchen Fall ermitteln wir in alle Richtungen. Wie lange bleiben Sie noch in Portugal?»

Weshalb er das wissen möchte, beantwortet mir Inspektor Gomes gleich selbst: «Wir sehen Sie tatsächlich in grosser Gefahr, solange wir den Grund Ihrer Entführung nicht kennen und auch nicht wissen, nach wem oder was die Täter suchen. Wir wären froh, wenn Sie unser Land so schnell wie möglich unbeschadet verlassen.»

Den wahrscheinlich echten Grund für seine Sorge behält er für sich, aber ich glaube zu wissen weshalb: Sollte ich plötzlich von der Bildfläche verschwinden, müsste die Polizei aufgrund meiner Anzeige den Fall amtlich verfolgen und das würde viel Polizeieinsatz und eine Menge Geld kosten. Geld, das der wirtschaftlich angeschlagene Staat gerne für andere Zwecke verwenden würde. «Noch etwas, Herr Tanner, erinnern Sie sich nochmals genau an den Wortlaut der Entführer in der Fabrikhalle. Vielleicht lässt sich doch noch ein Rückschluss auf den Standort der angeblichen Toten finden. Solange wir keine Leichen haben und keine Personen als vermisst gelten, sind uns für intensive Nachforschungen die Hände gebunden.»

Ich wiederhole nochmals jedes Wort und jede Nuance der Äusserung des von mir vermuteten Mafiabosses, Worte, die sich in meiner Seele festgefressen haben und die ich nie mehr vergessen werde.

«Und Sie haben wirklich nicht die leiseste Vermutung, welches Motiv hinter diesem Überfall stecken könnte?» Ich schüttle den Kopf. Sein Blick durchdringt mich wie ein Röntgenstrahl. Ich meine zu erkennen, dass er mir traut.

«Noch eine letzte Frage, Herr Tanner: Wie sind Sie von dieser Fabrikhalle nach Lissabon zurückgekehrt?»

Jetzt keinen Fehler begehen, den Suzuki darf ich nicht erwähnen, wer weiss, vielleicht bin ich einmal auf dieses Fahrzeug angewiesen, zudem müsste ich den Standort bekanntgeben und somit auch Lolas Haus, dies wiederum würde polizeiliche Abklärungen nach sich ziehen und das möchte ich Lola, Mirlo und seiner Grossmutter ersparen.

Nach einen kurzen Räuspern: «Jetzt musste ich selber kurz überlegen, wie ich von dort wegkam, der Schock sass gestern sehr tief. Eine einzige Strasse führte zum Fabrikareal, parallel zur Strasse, hinter einem Hügel, bin ich zu Fuss bis zur Hauptstrasse gerannt, von dort ging es dann per Autostopp zurück nach Lissabon.»

Wieder erfasst mich der Röntgenblick. Inspektor Gomes erhebt sich vom Schreibpult. «Herr Tanner, seien Sie vorsichtig und melden Sie uns jede noch so unscheinbare Feststellung. Ich möchte Sie auch bitten, solange Sie in Portugal verweilen, hier auf dem Kommissariat täglich eine kurze telefonische Mitteilung zu machen. Wir unsererseits werden dieses Fabrikareal auf Spuren überprüfen und sämtliche umliegenden Spitäler nach Personen mit Schussverletzung absuchen, vielleicht lässt sich doch noch ein Hinweis finden.» Kräftig ist sein Händedruck zum Abschied. Wir tauschen unsere Karten und wenig später steuere ich die potente Husqvarna Richtung Meerentsalzungsanlage.

Erleichterung und Sorgen lösen sich im Minutenrhythmus ab, während mein Blick öfter als sonst im Rückspiegel verweilt. Die Polizei tappt wie ich völlig im Dunkeln. Bevor die ermordeten Männer gefunden werden, wird die Fahndung auf Sparflamme betrieben – welche unbekannten Gefahren wohl noch auf mich lauern? Ich erschauere.

Riesige Aufregung bereits am Empfang der neu erstellten Entsalzungsanlage. «Herr Tanner, bitte kommen Sie, das müssen Sie sehen.» Eine bleierne Lähmung überfällt mich. Haben die Verbrecher meine Fährte aufgenommen und auch hier zugeschlagen?

Erlösendes Aufatmen, die Aufregung gilt nicht der von mir vermuteten Mafia, sondern einem grösseren Schaden im Bereich der Elektroinstallation. Meine Erleichterung ist für die Anwesenden nicht nachvollziehbar und lässt sie fragende Blicke tauschen. Ein super intelligenter Monteur muss zwei Elektroanschlüsse verwechselt haben, mit dem Resultat eines kapitalen Kurzschlusses. Eine Relaisstation ist vollkommen verbrannt und einige Kabelstränge sind angeschmolzen. Die Ermittlung des Schadens und die Bestellung einer neuen Relaisstation dauert, erst um sechs Uhr abends bringt mich mein Motorrad zurück nach Lissabon.

Morgen werde ich mich der beschädigten Kabelstränge annehmen, zwei Tage dürften die Arbeiten beanspruchen und am Donnerstag erwarte ich die neue Relaisstation.

***

Goldverzierte, grosse Wandspiegel, goldfarbene Kronleuchter, voluminöse dunkelblaue Vorhänge, kontrastreich die lachsfarbenen Tischtücher, zu schweren Holzstühlen mit weissen Zierstreifen auf blauen Sitzkissen: All dies verleiht dem Speisesaal des Hotel Lutecia jene verspielte Eleganz aus der Rokokozeit.

Über einen dieser goldverzierten Spiegel, mit Ablenkung über einen weiteren Spiegel, treffen sich unsere Blicke. Vielleicht ist mir die Rokokozeit deshalb im Moment sehr nah. Ich weiss nicht genau, an welchem Tisch sie sitzt, zu viele Leute sind im voll besetzten Saal beim Abendessen. Sicher ist nur, sie ist alleine.

Hellblondes, bis über die Schulter fallendes gewelltes Haar, die Lippen, in einem verbotenen verführerischen Hellrot, es könnte der Dior-Werbung «Kiss my lips» entsprechen, edles lachsfarbiges Lederjackett mit assortiertem Pelzkragen und der hautenge, nicht jugendfreie rote Pulli lassen keinen Zweifel: Diese Frau will Männern gefallen. Nochmals ein tiefgründiger Blick, bevor sie Richtung Toilette entschwindet.

Sie ist etwa eins achtzig gross, aus dem dunkelbraunen, engen Lederrock ragen wohlgeformte, in gleichfarbigen High Heels steckende schlanke Beine und als Krönung ihrer Erscheinung ist sie mit umwerfenden Kurven gesegnet.

Ich weiss um meine Anziehung bei Frauen, aber ihr offensichtliches Interesse macht mich unsicher. Gab es nicht schon einmal eine solche Situation in einem amerikanischen Spielfilm, wo sich die attraktive Frau an die Fersen des Kunsträubers heftete? Versucht die Mafia nun mit dieser Methode, mich in die Falle zu locken? Und wieder die bedrohliche oder aus der anderen Sichtweise sogar faszinierende Frage: Was sollte ich wissen oder was vermutet man bei mir zu finden? Sicher ist nur, es muss sich um etwas sehr Wichtiges handeln.

Noch während ich grübelnd am Tische sitze, betritt sie wiegenden Schrittes das Restaurant, und mit einem unschuldigen Lächeln im Gesicht nimmt sie Kurs auf meinen Tisch. Meint sie tatsächlich mich? Ein Blick nach hinten, alle Tische sind von Paaren oder mehreren Personen besetzt. Ich irre mich nicht, sie will zu mir.

Die Verblüffung erfasst auch Gäste an den Nachbartischen, Gespräche verstummen und neidische Blicke begleiten die Schönheit auf dem Weg zu dem offensichtlichen Glückspilz. Ihre von einem sinnlichen Schimmer gezeichneten hellblauen Augen lassen mich nicht mehr los. Sind es dieselben Augen, welche Peter Cornelius in seinem Song «Du entschuldige – i kenn’ di», besingt?

Auf Schweizerdeutsch sagt sie: «Darf ich mich zu Ihnen an den Tisch setzen? Wie ich sehe, sind Sie auch alleine und wir könnten den Kaffee doch zusammen trinken.»

War es vorhin Verblüffung, jetzt bin ich sprachlos. Sie ist es gewohnt die Initiative zu ergreifen und ohne mein Einverständnis abzuwarten setzt sie sich mir gegenüber, ihr Instinkt und die vorher getauschten Blicke ebneten den Weg auf das blaue, mit weissen Streifen verzierte Sitzkissen vis-à-vis.

«Joëlle.» Sie streckt mir ihre schlanke, feingliedrige Hand, von einem erneuten unschuldigen Lächeln begleitet, entgegen.

«Pascal, freut mich, Joëlle.» «Du wirst überrascht sein, in dieser direkten Art angesprochen zu werden, aber ich finde es deprimierend, alleine am Tisch beim Nachtessen zu sitzen, zu zweit ist dies doch viel angenehmer.»

Ihre entwaffnende Äusserung entlockt nun auch mir ein Lächeln. «Eigentlich überrascht mich viel mehr, woher deine Kenntnisse über meine Nationalität stammen.»

«Nun, für ein kleines Trinkgeld wird jeder Kellner schwach.» Ihr breiter Mund zeigt ein in Zahnarztpraxen von den Wänden lachendes strahlendes Weiss.

«Ich bin Reiseleiterin bei Ecco Travel und morgen trifft die letzte Schweizer Gruppe Lissabonhungriger ein, dann heisst es wieder zurückreisen in die Schweiz. Ich möchte keine falschen Signale senden, unterhalten möchte ich mich, ich suche kein Abenteuer.»

Sie lächelt wie ein Maikäfer und ich kann meinerseits ein verblüfftes Lachen nicht verhindern. Wir unterhalten uns prächtig, ihre Erscheinung, die Blicke, ihre Gestik bringen Felsen zum Schmelzen. Wie viele Männer ihr wohl schon erlegen sind?

Hellblau nistet sich in das Dunkelbraun meiner Augen. Wärme überflute die hintersten Poren, alle Regeln der Vernunft scheinen zu verwischen, ich erliege Joëlles Anziehung. Nach zwei Espresso beschliessen wir, in die Hotelbar zu wechseln. Auf dem Weg dorthin eine sanfte Berührung. «Entschuldigung, Joëlle, das war keine Absicht.» Das Lächeln aus der Zahnarztpraxis wird noch breiter.

Wie hat sich die schöne Frau am Tisch vorgestellt? «Ich möchte keine falschen Signale senden, unterhalten möchte ich mich. Ich suche kein Abenteuer.»

Auf gepolsterten Rokoko-Barhockern, vom Gin Tonic beflügelt, sitzen wir sehr nah beieinander. Hochstimmungsvolle Gefühle an der Seite dieser attraktiven Frau verdrängen belastende Fragen. Mein Himmel färbt sich rosa. Ein kleiner Rest Vernunft lässt mich noch nicht vollkommen entschweben. Der Überlebenstrieb mischt sich in meine Gefühlswelt; was will diese attraktive Frau wirklich von mir? Legt sie den Köder aus für die im Hinterhalt wartende Mafia, folgt nun noch die Einladung in ihr Zimmer und dann ist der Job für sie erledigt?

«Du bist plötzlich so abwesend, was beschäftigt dich? Habe ich etwas Falsches gesagt, Pascal?» Ihr Arm legt sich um meine Schultern. Ich fühle ihre weichen Brüste. Sorgenfalten legen sich auf ihre Gesichtszüge.

«Nein, Joëlle, überhaupt nicht. Das Elektroproblem in der Meerwasserentsalzungsanlage hat mich eingeholt und verdirbt mir die Stimmung. Zudem ist es schon sehr spät und morgen erwartet mich ein anstrengender Tag.»

Nun mischen sich nebst Sorgenfalten Enttäuschung und Unverständnis in ihr Gesicht. Mein abrupter Stimmungswandel ist mir selber fremd. So unverhofft und kurz angebunden habe ich noch nie einer Frau zu spüren gegeben, dass mein Interesse an ihr erloschen ist. Doch ist es wirklich erloschen, oder ist es die Unwissenheit, was mich als Nächstes erwarten könnte und mich so reagieren lässt? Ich meine zu wissen, was es ist. Ich begleite Joëlle zum Lift.

«Gibst du mir wenigstens deine Telefonnummer, Pascal?» In ihrer Stimme liegt etwas Bittendes. «Ich habe mich sehr wohl gefühlt in deiner Anwesenheit, Pascal. Vielleicht können wir uns wieder einmal treffen, warum nicht in der Schweiz? Thalwil und Zürich liegen ja nicht so weit auseinander.»

Mit einer sanften Berührung und einem Wangenkuss verabschiedet sie sich von mir, bevor sich die Lifttüre schliesst.

Wie lange ich vor der Lifttüre stehe, weiss ich nicht, wahrscheinlich sehr lange. Was erwartet mich in meinem neuen Zimmer? Werde ich bereits beim Verlassen des Liftes überwältigt oder erst beim Betreten des Zimmers? Denke ich überhaupt noch richtig oder leide ich bereits unter Verfolgungswahn? Hat mich das Horrorerlebnis in der Fabrikhalle meinen gesunden Menschenverstand gekostet?