Unruhe im Zwergenwald - Brigitte Paul-Hambrink - E-Book

Unruhe im Zwergenwald E-Book

Brigitte Paul-Hambrink

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Beschreibung

Mit ihren Geschwistern weggeworfen wie Müll, ist auch Felicitas nahe daran zu ersticken. In letzter Sekunde wird sie gerettet. Es sind Zwerge, die sie liebevoll aufnehmen und heilen. Sie offenbaren Felicitas, dass sich mit ihrem Erscheinen eine Weissagung erfüllt. Denn das Zwergenvolk schwebt in großer Gefahr. Seine Existenz im Wald ist bedroht, und es braucht Felicitas mit ihren besonderen Fähigkeiten, von denen sie selbst noch nichts ahnt. Diese schwankt zwischen jugendlichem Trotz, Selbstzweifeln und ihrer wachsenden Liebe zu den Zwergen. Die mütterliche Alma bildet sie zur Heilerin aus. Vielen schwierigen, teils gefährlichen, Situationen muss Felicitas sich stellen, bevor sie bereit ist, ihrer Bestimmung zu folgen. Da verliebt sie sich, und ihr Entschluss gerät wieder ins Wanken. Die Lage spitzt sich zu, als ihr Geliebter lebensbedrohlich verletzt wird und sie ausgerechnet ihm nicht helfen kann.

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EPUB
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Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2023

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In Liebe für die Tiere die Naturwesen & für KUTHUMI ihr Hohes Selbst

Brigitte Paul-Hambrink

Unruhe im Zwergenwald

Felicitas

© 2024 Brigitte Paul-Hambrink

Umschlag: tredition

© Fotos: Brigitte Paul-Hambrink (Innenteil und Cover-Rückseite)

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN

Paperback 978-3-384-14485-0

Hardcover 978-3-384-14486-7

e-Book 978-3-384-14487-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Unruhe im Zwergenwald

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1

Kapitel 12

Unruhe im Zwergenwald

Cover

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1

Es war so schrecklich kalt. Und dunkel. Mein Körper fühlte sich an wie ein Eiszapfen. Ein stechender Schmerz schoss immer wieder meinen Rücken hinunter. Mit aller Kraft, die ich noch aufbringen konnte, klammerte ich mich an meine Geschwister.

Das Zeug, aus dem der Sack bestand, war nicht sehr dick. Als wir anfangs versuchten, uns dagegenzustemmen, gab er nach, es gelang uns aber nicht, ein Loch hineinzubohren.

Wenn doch nur Mutter hier wäre. Bei dem Gedanken an sie merkte ich, wie hungrig und durstig ich war. Die Eiseskälte war schlimmer. Und die Angst.

Seit einiger Zeit bekam ich etwas besser Luft. Warum, wusste ich nicht, nur, dass es war, seit meine Geschwister aufgehört hatten zu wimmern.

Ich versuchte, meinen Atem für einen Moment anzuhalten, dann tat mein Körper weniger weh.

Es war nichts zu hören. Absolute, unheimliche Stille.

Wieder hielt ich meinen Atem an und lauschte. Nichts.

Da endlich verstand ich, was die Stille bedeutete. Eine bleierne Schwere legte sich auf mich.

Verzweifelt rang ich nach Luft, mir wurde schwindelig, und ich begann, unkontrolliert zu zittern. Ich röchelte und musste würgen. Für einen Moment ließ das Zittern nach. Doch sofort überflutete mich wieder der Schmerz in meinem Rücken. Alles in mir verkrampfte sich.

Meine Pfoten zuckten, und ich erschlaffte.

Die Angst fiel von mir ab und mit ihr die Kälte und der Schmerz. Eine weiche Woge von Ruhe und Frieden breitete sich in mir aus.

Langsam bewegte sich ein Lichtfunke auf mich zu. Nein, ich schwebte ihm entgegen, leicht und sanft wie eine Daunenfeder.

Aus dem Lichtfunken formten sich die Gesichter meiner Schwestern, meines Bruders und unserer Mutter. Gleich würde ich bei ihnen sein. Nur noch ein Atemzug.

Da spürte ich einen Ruck. Etwas riss mich nach unten. Nein! Ich wollte nicht zurück in diese dunkle, kalte, enge Hölle! Nein, bitte nicht!

Ich fühlte, wie ich abstürzte, ein endloses Fallen zurück in abgrundtiefe Dunkelheit, und ich landete wieder auf dem harten Boden, spürte den Schmerz, die Eiseskälte und die Angst.

Grelles Licht blendete mich.

Ich versuchte zu schreien und zu strampeln, aber ich war so starr, dass ich mich nicht bewegen konnte. Anstelle eines Lautes brachte ich nur ein heiseres Krächzen heraus.

Ich wurde hochgehoben und zuckte vor Schmerz zusammen. Etwas Weiches umfing mich, und ich vernahm eine leise Stimme, so ruhig und zart, dass meine Panik für einen Augenblick nachließ.

Doch der Schmerz holte mich wieder ein, und um mich herum wurde es stockdunkel.

2

Seltsame Geräusche weckten mich auf. Das erste, was mir bewusst wurde, war die wundervolle Wärme, die mich einhüllte. Es war auch nicht mehr so eng um mich herum, und trotz meiner geschlossenen Augenlider merkte ich, dass es hell war. Vorsichtig streckte ich meine Beine aus. Ein stechender Schmerz schoss durch meinen Rücken. Ich schnappte nach Luft.

Etwas war vollkommen falsch. Niemand lag neben mir. Wo waren meine Geschwister? Die Erinnerung drängte sich langsam, aber beharrlich in meine Gedanken: Die entsetzliche Stille, das Licht, das Schweben, der Sturz zurück ins Dunkel.

Obwohl immer noch diese bleierne Schwere wie ein Zementsack auf mir lastete, zwang ich mich, meine Augen einen Spalt breit zu öffnen. Ich nahm nur vage Schemen wahr.

„Schaut! Sie kommt zu sich.“

Trippelschritte näherten sich.

„Sei leise, sie ist noch sehr schwach.“ Das war eine andere, etwas tiefere Stimme.

„Bestimmt ist sie hungrig. Wo ist die Milch?“

„Psst, lass sie in Ruhe.“

Leichte Panik zog meine Brust zusammen. Doch egal wie sehr ich mich anstrengte, ich war zu erschöpft, um meine Augen richtig zu öffnen. Ich spürte, wie sich alles in mir sträubte. Würden sie mich wieder in den dunklen, stinkenden Sack stecken?

„Sie hat Angst vor uns.“ Das war die junge zarte Stimme.

Ich spürte, wie eine Hand ganz sachte meine Wirbelsäule hinunterglitt. Wohlige Wärme durchflutete mich, die Schmerzen verschwanden, und ich schlief ein.

 

Ein unangenehmes Zwicken in meinem Bauch sorgte dafür, dass ich wieder wach wurde. Hunger! Jetzt konnte ich mühelos meine Augen öffnen. Es war dämmerig. Nicht weit von mir entfernt schien es eine abgedunkelte Lichtquelle zu geben. Vorsichtig streckte ich mich. Keine Schmerzen mehr! Das fühlte sich gut an! Nur der Hunger. Moment, das war zu schön, um wahr zu sein. Neben meinem Gesicht wackelte verführerisch ein Mäuseschwänzchen hin und her. Roch zwar nicht wie Maus, aber egal. Herzhaft biss ich zu.

„Aua! Aua! Hilfe! Lass sofort los!“

Erschrocken presste ich meine Kiefer aufeinander. Das Geheul wurde noch lauter, dann ein Ruck, und ich kaute auf etwas herum, das ganz und gar nicht nach Maus schmeckte. Igitt! In hohem Bogen spuckte ich ein Knäuel Haare aus.

„Au, au, au, mein schöner Zopf!“

„Du solltest im Bett sein. Was machst du überhaupt hier? Hatte ich dir nicht eingebläut, dass du sie in Ruhe lassen sollst?“ Das war die tiefere Stimme.

Möglichst unauffällig öffnete ich ein Auge. Und schloss es gleich wieder. Gott im Himmel! Um mich herum standen Zwerge.

Meine Mutter hatte uns oft von ihnen erzählt, - dass sie fast aussahen wie Menschen, nur viel kleiner und dass sie immer rote Zipfelmützen trugen. Sie wollte uns sogar weismachen, Zwerge besäßen magische Fähigkeiten und könnten Pflanzen und Tiere heilen. Meine Geschwister und ich hatten das abgetan als Spinnerei. Bestimmt träumte ich, oder ich war vor lauter Angst verrückt geworden. Mutig riskierte ich einen zweiten Blick. Sie waren immer noch da. Zipfelmützen trugen sie aber nicht.

„Du hast wohl doch endlich mal Hunger. Hier, das schmeckt besser als ein Zwergenmädchenzopf.“ Das war wieder die tiefere Stimme.

Ich linste unter halb geschlossenen Lidern hervor. Das wabbelige Zeug sah merkwürdig aus, duftete aber so unwiderstehlich, dass ich das Schälchen schneller leer geschleckt hatte, als eine Katze „Miau“ sagen konnte.

„Braves Mädchen. Der Brei wird dir gut tun.“ Eine rundliche Zwergenfrau nahm den Teller weg.

Ihr intensiver Blick verunsicherte mich. Mein Herz schlug mir bis zum Halse. Die Zwergin schien durch mich hindurchzusehen.

„Du hast immer wieder Schmerzen“, sagte sie und streckte beide Arme nach mir aus.

Ich zuckte zurück.

„Hab keine Angst. Halte einfach nur still.“ Sie legte ihre linke Hand auf meine Stirn, die rechte auf meinen Rücken.

Alles in mir zog sich zusammen. Vor lauter Panik begann ich zu wimmern. Ich versuchte, nach hinten auszuweichen, stieß aber bald an eine Felswand.

Die Zwergenfrau nahm ihre Hände weg. „Sieh mich an“, sagte sie sanft.

Ich japste nach Luft und kniff beide Augen so fest ich konnte zu. Da vernahm ich plötzlich wie aus weiter Ferne einen leisen, melodisch klingenden Singsang, der mich seidenzart einzuhüllen schien. Wieder spürte ich die kleinen Hände auf meiner Stirn und auf meinem Rücken, und ein warmer, weicher Strom floss durch mich hindurch. Meine Schmerzen ließen nach, und ich entspannte mich. Vorsichtig öffnete ich meine Augen.

„Wie heißt du, meine Kleine?“

„Feli-, Felicitas“, stammelte ich.

„Schlaf noch ein bisschen, Felicitas, damit du wieder zu Kräften kommst.“

Erst Stunden später erwachte ich. Scheinbar war ich allein. Vorsichtig streckte ich mich. Mir tat nichts mehr weh! Ich putzte ausgiebig mein pechschwarzes Fell.

Unschlüssig legte ich mich wieder hin. Von der kleinen Wandnische aus, in der mich die Zwerge untergebracht hatten, konnte ich nicht viel sehen. Sie wurde halb verdeckt von einem Holzgestell, das mit derbem, dunkelblauem Stoff bespannt war.

Schließlich siegte meine Neugier, und ich stieg aus der Nische. Sie war Teil eines geräumigen Zimmers, in dem auch gekocht und gegessen wurde. Vor einem Kamin standen drei Ohrensessel, daneben lagen in einem Korb bunte Wollknäuel. Etwas weiter entfernt entdeckte ich ein Spinnrad.

Der nächste Raum, eindeutig das Schlafzimmer, war riesig und durch deckenhohe Zwischenwände aus geflochtenen Weidenruten in verschiedene Bereiche aufgeteilt. In einem standen drei Betten, in einem anderen ein einzelnes kleineres, und in zwei weiteren sah ich jeweils ein Doppelbett.

Etwas verwirrt schlich ich weiter. Im hinteren Bereich befand sich nur noch ein Vorratsraum, vollgestellt mit Körben, Gläsern und Kisten, alle prall gefüllt mit getrockneten Beeren, Haselnüssen, Bucheckern, Kartoffeln, Rüben und anderem Gemüse, das ich nicht kannte.

Die Wände schienen aus Stein zu sein, genauer gesagt, aus grauem Felsgestein. Seltsam fand ich, dass es keine Fenster gab, es aber trotzdem recht hell war. Das Licht schien direkt aus den Wänden zu kommen, doch selbst als ich eine dieser Stellen genauer untersuchte, konnte ich mir nicht erklären, was das weiße Strahlen verursachte.

„Das sind besondere Kristalle, die wir in die Wände eingepasst haben.“

Ich zuckte zusammen und sah mich schuldbewusst um.

Hinter mir stand die mollige Zwergenfrau. „Ich freue mich, dass es dir besser geht. Gefällt dir unser Heim?“

Verlegen nickte ich.

„Du solltest mal ein bisschen frische Luft schnappen“, sagte die Zwergin, „aber sei vorsichtig, der Höhleneingang ist durch einen Brombeerstrauch geschützt.“

Ich machte, dass ich wegkam und ging in die Richtung, in die die Zwergin gezeigt hatte. Das letzte Stück bis zur Öffnung, durch die ich den Brombeerstrauch bereits erkennen konnte, war mit kleinen weißen Mosaiksteinen ausgelegt, die funkelten.

Am Eingang blieb ich stehen und schnupperte kurz. Die Luft war mild und warm. Vorsichtig tastete ich mich durch den dornigen Busch und suchte mir in der Nähe einen sonnigen Platz. Von hier aus war der Höhleneingang komplett unsichtbar.

Genüsslich streckte ich mich aus. Wie gut die Wärme tat! Sonnenstrahlen kitzelten meinen Bauch. Au weia, was sehnte ich mich nach etwas Vernünftigem zu essen. Mein Magen knurrte gewaltig, als ich mir ausmalte, wie ich in eine fette, saftige Maus biss. Mir lief das Wasser im Munde zusammen.

Was war das?! Eine kaum wahrnehmbare Bewegung hinter einem Haselbusch, ein zartes Scharren und Piepen. Da fühlte sich jemand sehr sicher. Ich ging in Lauerstellung, erstarrte wie eine Statue, ließ das kleine ahnungslose Wesen nicht aus den Augen, verlagerte mein Gewicht, spannte meine Hinterbeine an und sprang. Ein gezielter Biss, und ich kauerte mich unter den Haselbusch, um meine wohlverdiente Mahlzeit zu genießen. Hmm, ich leckte mir zufrieden über die Lippen.

Die Lektionen meiner Mutter hatte ich offenbar gelernt. Mein Bruder war der erfolgreichste Jäger. Aber wir drei Mädchen waren auch nicht schlecht. Ausgerechnet unsere größte Schwester fing sich erst ein paar Tatzenhiebe unserer Mutter ein, bevor sie kapierte, dass eine lauernde Katze, wenn sie unbedingt will, zwar ganz leicht mit ihrem Hinterteil wackeln, aber keinesfalls ihren Schwanz hochstrecken darf. Wie oft hatte sie die Beute damit auf sich aufmerksam gemacht und verscheucht.

Die Trauer traf mich mit unerwarteter Wucht. Wie ein schwerer kalter Stein lag sie in meinem Bauch. Langsam trottete ich zurück.

„Da bist du ja!“ Die Zwergenfrau klatschte in die Hände.

Verlegen setzte ich mich und leckte mich.

Sie kam auf mich zu. Diese kleine, rundliche Zwergin reichte mir gerade bis zu meiner Stirn. Forschend sah sie mir in die Augen. Dann nahm sie mich sanft in ihre Arme, und plötzlich sprudelte alles aus mir heraus: Wie der große Mann auf einmal vor uns stand, uns einen nach dem anderen grob packte und in den stinkenden Sack steckte. Gerade als ich in seiner Faust zappelte, kam unsere Mutter zurück. Kreischend attackierte sie ihn, kratzte und biss ihn. Er schrie sie an und trat nach ihr. Selbst in dem Sack konnte ich ihr Fauchen und Knurren hören - und dann zuletzt dieses dumpfe Geräusch, das ich niemals mehr vergessen würde. Und auch nicht die Stille danach.

Die Zwergenfrau weinte mit mir, - um meine scheue Mutter, die über sich hinauswuchs, als ihre Kinder in Gefahr waren, und um meine Geschwister.

Ab diesem Tag fühlte ich mich allmählich besser. Nach und nach lernte ich die ganze Zwergenfamilie kennen: Die liebevolle, rundliche Alma und ihre Tochter Greta. Almas Schwester Lore, eine hagere Zwergin, die tatsächlich meist eine rote Zipfelmütze trug. Allerdings nicht, wenn sie schlief. Ich hatte mich eines Abends an ihr Bett geschlichen und nachgesehen. Immer wieder verschwand Lore für eine Nacht mit einem großen Korb auf ihrem Rücken. Wenn sie am nächsten Tag zurückkam, war er leer.

Außerdem waren da noch die beiden Omas Martha und Magda und Uroma Elisabeth. Ihre Gesichter und Hände waren runzlig, doch ihre Augen blitzten lebhaft und manchmal auch ein wenig schelmisch. Alle drei gingen leicht gebeugt. Martha und Magda packten aber noch kraftvoll zu bei der täglichen Arbeit in der Höhle. Uroma Elisabeth saß viele Stunden am Kamin und strickte. Abends, wenn alle Arbeiten erledigt waren, setzten sich Martha und Magda zu ihr. Zwerge schienen sehr zu frieren. Jedenfalls schloss ich das aus den vielen Schals, Mützen, Handschuhen und Jacken, die sie aus der selbst gesponnenen Wolle strickten.

Es gab Tage, da verschwanden auch Martha und Magda mit vollen Körben, an anderen gingen alle Zwergenfrauen zusammen weg. Dann blieben nur Greta und ich zurück.

Hier war vieles seltsam. Am seltsamsten fand ich, dass es keine Zwergenmänner gab.

„Die sind auf der Versammlung“, sagte Alma nur, als ich sie danach fragte. Mehr war nicht aus ihr herauszubekommen.

Alle waren sehr lieb zu mir. Nur Greta behandelte mich oft wie Luft und vermied es, mir nahe zu kommen. Dabei war ihr Zopf inzwischen nachgewachsen. Ich fand ja, dass er besser aussah als der andere. Vielleicht sollte ich ihr zuliebe…? Alma hatte mit einer riesigen Schere dafür gesorgt, dass beide Zöpfe wieder gleich lang waren. Von daher war meine Idee nicht so gut. Wenn Greta ausnahmsweise mal mit mir sprach, nannte sie mich immer ‚Feli’. Damit rührte sie jedesmal an den peinlichen Moment, als ich auf Almas Frage nach meinem Namen gestottert hatte.

Ich bemühte mich, zu ihr besonders nett zu sein. Doch sie ignorierte das. Alma hatte mir gesagt, ich solle es nicht persönlich nehmen. „Greta ist gerade in einer schwierigen Phase. Man nennt das Sternendunkelzeit. Das geht in ein, zwei Jahren vorbei.“

Für mich klang das nicht gerade ermutigend. Ich hoffte nur, dass nicht alle anderen auch nach und nach in diese Phase kommen würden.