Unter dem Milchwald - Dylan Thomas - E-Book

Unter dem Milchwald E-Book

Dylan Thomas

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Beschreibung

"Unter dem Milchwald" ist ein faszinierendes Werk des walisischen Dichters und Autors Dylan Thomas, das in Form eines reichhaltigen, poetischen Monologs verfasst ist. Die Geschichte entfaltet sich im fiktiven Küstenort Llareggub, wo die alltäglichen Leben der Bewohner durch Thomas' lyrischen Stil und seine wundersamen Bilder lebendig werden. In einem schillernden Kaleidoskop aus Gedanken, Erinnerungen und Träumen spiegelt der Text die menschliche Existenz in all ihren Facetten wider, während ein subtiler Humor und eine melancholische Melodie das Gewebe der Charaktere durchziehen. Diese Mischung aus Prosa und Lyrik stellt nicht nur eine Hommage an die Seelen seines Heimatlandes dar, sondern reflektiert auch die universellen Themen von Liebe, Verlust und der vergänglichen Schönheit des Lebens. Dylan Thomas, geboren 1914 in Swansea, Wales, ist ohne Zweifel einer der einflussreichsten Dichter des 20. Jahrhunderts. Sein einzigartiger Stil und seine oft emotionale Tiefe stehen in Verbindung mit seinem eigenen Leben, das von finanziellen Kämpfen, Alkoholismus und der ständigen Suche nach künstlerischer Identität geprägt war. Diese Erfahrungen bildeten den Grundstein für seine eindringlichen Schreiben, die oft die mystische und verworrene Natur der menschlichen Psyche erkunden. Thomas' Liebe zu seiner walisischen Heimat und sein Gespür für die Poesie des Alltäglichen verleihen seinem Werk eine unverwechselbare Note. "Unter dem Milchwald" ist eine unabdingbare Lektüre für Liebhaber poetischer Prosa und alle, die an den Nuancen des Lebens interessiert sind. Die Komplexität der Charaktere und die Schönheit der Sprache laden dazu ein, die Seiten immer wieder aufzuschlagen und neue Facetten der Erzählung zu entdecken. Ob Sie ein langjähriger Fan von Dylan Thomas sind oder einfach nach einer poetischen Enthüllung suchen, dieses Buch wird Ihnen tiefere Einblicke in das Wesen der menschlichen Erfahrung schenken.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Dylan Thomas

Unter dem Milchwald

Neu übersetzt Verlag, 2025 Kontakt: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text
UNTER DEM MILCHBAUM

[Stille]

ERSTE STIMME ( ganz leise)

Fangen wir ganz am Anfang an:

Es ist Frühling, eine mondlose Nacht in der kleinen Stadt, sternenlos und bibelschwarz, die Kopfsteinpflasterstraßen sind still und der bucklige, von Freiern und Kaninchen bevölkerte Wald schlurft unsichtbar hinunter zum schlanken, langsamen, schwarzen, krähen schwarzen, von Fischerbooten schaukelnden Meer. Die Häuser sind blind wie Maulwürfe (obwohl Maulwürfe in der Nacht mit ihren schnüffelnden, samtigen Schnauzen gut sehen können) oder blind dort in der dumpfen Mitte bei der Pumpe und der Stadtuhr, die Geschäfte in Trauer, die Sozialhalle in Witwenkleidung. Und alle Menschen in der eingeschlafenen und sprachlosen Stadt schlafen jetzt.

Still, die Babys schlafen, die Bauern, die Fischer, die Handwerker und Rentner, der Schuster, der Lehrer, der Postbote und der Wirt, der Bestatter und die elegante Frau, der Säufer, die Schneiderin, der Prediger, der Polizist, die Webfoot-Muschelfrauen und die ordentlichen Ehefrauen. Junge Mädchen liegen weich gebettet oder gleiten durch ihre Träume, mit Ringen und Aussteuer, begleitet von Glühwürmchen, die wie Brautjungfern durch den Gang der Orgel spielenden Wälder tanzen. Die Jungen träumen böse oder von den buckligen Ranches der Nacht und der wilden See. Und die anthrazitfarbenen Statuen der Pferde schlafen auf den Feldern, die Kühe in den Ställen und die Hunde in den nassen Höfen; und die Katzen dösen in den schrägen Ecken oder schleichen listig, streifen und stechen auf der einzigen Wolke der Dächer herum.

Man hört den Tau fallen und die stille Stadt atmen. Nur deine Augen sind offen und sehen die schwarze, verschlossene Stadt, die schnell und langsam schläft. Und nur du kannst den unsichtbaren Sternenregen hören, das dunkelste Rühren vor der Morgendämmerung, das von Tau benetzte Rühren des schwarzen, mit Tupfen übersäten Meeres, wo die Arethusa, die Curlew und die Skylark, die Zanzibar, die Rhiannon, die Rover, die Cormorant und die Sterne des Wales sich neigen und reiten.

Horch. Es ist die Nacht, die sich durch die Straßen bewegt, der feierliche, salzschwere, langsame, musikalische Wind in der Coronation Street und der Cockle Row, es ist das Gras, das auf dem Llaregyb-Hügel wächst, Taufall, Sternenfall, der Schlaf der Vögel in Milk Wood.

Horch. Es ist Nacht in der kühlen, gedrungenen Kapelle, wo sie singen in Haube und Brosche und schwarzem Bombasin, mit Schmetterlingshalsband und Schnürschleife, husten wie Ziegen, lutschen Pfefferminz, dämmern hallelujahmüde dahin; Nacht im Vier-Ale-Haus, still wie ein Dominostein; in Ocky Milchmanns Dachkammern wie eine Maus mit Handschuhen; in Dai Brots Bäckerei fliegend wie schwarzes Mehl. Es ist heute Nacht in der Eselstraße, trabt lautlos, mit Tang an den Hufen, über die muscheligen Pflaster, vorbei an Gardinenfarn, Spruchbild und Nippes, Harmonium, heiliger Anrichte, handgemalten Aquarellen, Porzellanhund und rosiger Blechteedose. Es ist Nacht, die unter den Nestern der Säuglinge schnaubt.

Schau. Es ist Nacht, stumm, königlich schlängelt sie sich durch die Coronation-Kirschbäume; geht durch den Friedhof von Bethesda mit Windhandschuhen und gefalteten Händen und abgewischter Tau; taumelt am Pub "Seemannswappen" vorbei.

Die Zeit vergeht. Hör mal. Die Zeit vergeht.

Komm näher.

Nur du kannst die Häuser hören, die in den Straßen schlafen, in der langsamen, tiefen, salzigen und stillen schwarzen, bandagierten Nacht. Nur du kannst in den verdunkelten Schlafzimmern die Kämme und Unterröcke über den Stühlen sehen, die Krüge und Waschschüsseln, die Zahnbecher, das „Du sollst nicht“ an der Wand und die vergilbten Bilder der Toten, die Vögel beobachten. Nur du kannst hinter den Augen der Schlafenden die Bewegungen und Länder und Labyrinthe und Farben und Bestürzung und Regenbogen und Melodien und Wünsche und Flucht und Fall und Verzweiflung und die großen Meere ihrer Träume hören und sehen.

Von dort, wo du bist, kannst du ihre Träume hören.

Kapitän Kater, der blinde, im Ruhestand lebende Seemann, schläft in seiner Koje in der muschelgeschmückten, flaschenverschifften, schnittig aufgeräumten besten Kajüte des Schonerhauses und träumt von

ZWEITE STIMME

nie wieder solche Meere, wie sie die Decks seiner S.S. Kidwelly überschwemmt haben, die sich über die Bettdecken wölbten und ihn wie Quallen hinunterzogen, tief in die Davy-Dunkelheit, wo die Fische herausbeißen und ihn bis auf sein Wunschbein abknabbern und die längst Ertrunkenen sich an ihn schmiegen.

ERSTER ERTRUNKENER

Erinnerst du dich an mich, Kapitän?

KAPITÄN KATZE

Du bist der tanzende Williams!

ERSTER ERTRUNKENER

Ich hab in Nantucket den Tritt verloren.

ZWEITER ERTRUNKENER

Siehst du mich, Kapitän? Den weißen Knochen, der spricht? Ich bin Tom-Fred, der Eselmann ... Wir hatten mal dasselbe Mädchen ... Ihr Name war Frau Probert ...

FRAUENSTIMME

Rosie Probert, dreiunddreißig Duck Lane. Kommt hoch, Jungs, ich bin tot.

DRITTER ERTRUNKENER

Halt mich fest, Kapitän, ich bin Jonah Jarvis, ich bin schlecht geendet, es war sehr schön.

VIERTER ERTRUNKENER

Alfred Pomeroy Jones, Seerechtsanwalt, geboren in Mumbles, sang wie eine Ammer, krönte dich mit einem Flasch, tätowiert mit Meerjungfrauen, durstig wie ein Bagger, gestorben an Blasen.

ERSTER ERTRUNKENER

Dieser Schädel an deinem Ohr ist

FÜNFTER ERTRUNKENER

Curly Bevan. Sag meiner Tante, dass ich die vergoldete Uhr verpfändet habe.

KAPITÄN KATZE

Aye, aye, Curly.

ZWEITER ERTRUNGENER

Sag meiner Frau, dass ich nie

DRITTER ERTRUNKENER

Ich hab nie getan, was sie gesagt hat, ich schwör's.

VIERTER ERTRUNKENER

Doch, das haben sie.

FÜNFTER ERTRUNKEN

Und wer bringt jetzt Kokosnüsse, Tücher und Papageien zu meiner Gwen?

ERSTER ERTRUNKENER

Wie ist es da oben?

ZWEITER ERTRUNKENER

Gibt's Rum und Seetangbrot?

DRITTER ERTRUNKENER

Brüste und Rotkehlchen?

VIERTER ERTRUNKENER

Konzertinas?

FÜNFTER ERTRUNKENER

Ebenezer's Glocke?

ERSTER ERTRUNKENER

Streit und Zwiebeln?

ZWEITER ERTRUNKENER

Und Spatzen und Gänseblümchen?

DRITTER ERTRUNKEN

Fischchen im Marmeladenglas?

VIERTER ERTRUNKEN

Buttermilch und Whippets?

FÜNFTER ERTRUNKEN

Schlaf, mein Kindchen?

ERSTER ERTRUNKEN

Waschen auf der Leine?

ZWEITER ERTRUNKENER

Und alte Mädchen in der gemütlichen Stube?

DRITTER ERTRUNKEN

Wie läuft's bei den Tenören in Dowlais?

VIERTER ERTRUNKEN

Wer melkt die Kühe in Maesgwyn?

FÜNFTER ERTRUNKEN

Hat sie Grübchen, wenn sie lächelt?

ERSTER ERTRUNKEN

Wie riecht Petersilie?

KAPITÄN KATZE

Oh, meine toten Lieben!

ERSTE STIMME

Von dort, wo du bist, kannst du in Cockle Row im Frühling, in einer mondlosen Nacht, Fräulein Price, Schneiderin und Süßwarenverkäuferin, träumen von

ZWEITE STIMME

ihren Liebhaber, groß wie der Turm der Stadtuhr, mit goldblonder Mähne, kräftigen Oberschenkeln und heiß wie Feuer, mit einer Stimme wie Donner und einer Brust wie eine Muschel, der mit seinen Augen wie Lötlampen die Herzmuscheln aufwirbelt und sich über ihren einsamen, mit einer Wärmflasche beheizten Körper beugt.

HERR EDWARDS

Meine Fanny Price!

FRÄULEIN PRICE

Herr Mog Edwards!

HERR EDWARDS

Ich bin ein Stoffhändler, der total verliebt ist. Ich liebe dich mehr als alle Flanellstoffe, Kaliko, Kerzenwick, Dimity, Crash und Merino, Tussore, Kretonne, Krepp, Musselin, Popeline, Ticking und Twill in der ganzen Stoffhalle der Welt. Ich bin gekommen, um dich in mein Kaufhaus auf dem Hügel mitzunehmen, wo das Kleingeld auf den Drähten summt. Wirf deine kleinen Bettstrümpfe und deine walisische Wollstrickjacke weg, ich werde die Laken wie einen Toaster aufheizen und mich wie der Sonntagsbraten an deine Seite legen.

FRÄULEIN PRICE

Ich stricke dir eine Brieftasche in Vergissmeinnichtblau für dein Geld, damit du es bequem hast. Ich wärme dein Herz am Feuer, damit du sie unter deine Weste stecken kannst, wenn der Laden geschlossen ist.

HERR EDWARDS

Myfanwy, Myfanwy, bevor die Mäuse an deiner untersten Schublade nagen, sagst du mir

FRÄULEIN PRICE

Ja, Mog, ja, Mog, ja, ja, ja.

HERR EDWARDS

Und alle Kassen der Stadt werden zu unserer Hochzeit läuten.

[ Geräusche von Geldkassetten und Kirchenglocken

ERSTE STIMME

Komm jetzt, treib aus der Dunkelheit, komm aus der treibenden, meeresdunklen Straße jetzt in der dunklen Nacht, die wie das Meer schaukelt, zu dem bibelschwarzen, stickigen Dachboden über Jack Blacks Schusterwerkstatt, wo allein und wild Jack Black in einem Nachthemd schläft, das mit Gummibändern an seinen Knöcheln festgebunden ist, und träumt von

ZWEITE STIMME