Urlaub auf Usedom? Nicht dein Ernst, Schatz! - Ralph Kähne - E-Book

Urlaub auf Usedom? Nicht dein Ernst, Schatz! E-Book

Ralph Kähne

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Beschreibung

Urlaub auf Usedom? Nicht dein Ernst, Schatz! ist die höchst unterhaltsame Geschichte einer unerwarteten Urlaubsrevolution. Nach einer anstrengenden Luxuskreuzfahrt und auf ärztlichen Rat hin schlägt Sandra ihrem Mann Thomas einen Erholungsurlaub auf Usedom vor und löst damit zunächst Entsetzen aus. Für den Liebhaber von All-Inclusive-Resorts und Infinity-Pools ist die Vorstellung eines deutschen Ostseeurlaubs ungefähr so attraktiv wie eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung. Was folgt, ist eine humorvolle Reise vom anfänglichen Wo zum Teufel ist das Achterland? bis zum vollendeten Die Ostsee hat mehr Charakter als jeder Pool der Welt! Sandra erzählt mit spitzer Feder und liebevollem Augenzwinkern, wie ihr anfangs skeptischer Mann sich vom widerwilligen Begleiter zum begeisterten Usedom-Botschafter entwickelt, der Sonnenuntergänge am Achterwasser mit der gleichen Leidenschaft dokumentiert wie früher Wellness-Anwendungen. In 27 amüsanten Kapiteln begleiten wir das Paar von den ersten unsicheren Schritten im Ostseesand bis zur vollständigen Usedom-Erleuchtung, inklusive verbesserter Gesundheitswerte, die sogar ihren Hausarzt dazu bringen, seine eigenen Urlaubspläne zu überdenken. Das Buch ist ein humorvoller Ratgeber für alle, die dem Luxusurlaub-Hamsterrad entkommen wollen, eine sanfte Anleitung zur Entschleunigung und eine Liebeserklärung an die unterschätzten Perlen vor unserer Haustür. Gespickt mit praktischen Tipps, augenzwinkernden Vergleichen zwischen Karibik und Ostsee sowie einer gehörigen Portion Selbstironie, ist dieses Buch der perfekte Begleiter für alle, die bereits insgeheim mit dem Gedanken spielen, den nächsten Fernurlaub gegen eine heimische Alternative einzutauschen. Oder einfach herzlich über die überraschende Verwandlung lachen möchten, die der richtige Urlaub bewirken kann. Ein Muss für Entschleunigung Suchende, Gesundheitsbewusste und alle, die wissen wollen, warum manchmal weniger mehr ist und das Paradies oft näher liegt als gedacht. Mit Garantie auf Urlaubssehnsucht, spontane Lachanfälle und die revolutionäre Erkenntnis, dass man für echte Erholung keine Palmen braucht!

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Seitenzahl: 102

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Buffet-Beichte

Der Doktor meint

Urlaub in Deutschland? Hast du Fieber?

Mehr Sonnenstunden als Mallorca?

Wo zum Teufel ist das Achterland?

E-Bikes sind was für Rentner!

Ich pack den Bikini trotzdem ein!

GPS? Brauchen wir nicht!

Eine Poolnudel am Achterwasser

Wer braucht schon All-Inclusive!

Vom Wadengeplagten zum begeisterten Radler

Du schnarchst ja gar nicht mehr

Wer hat meine Hose enger genäht?

Über balzende Schwäne und tollpatschige Entenküken

Prost Usedom!

Von versunkenen Dörfern und reichen Fischzügen

Mein Mann, der Schrittzähler-Junkie

Usedomer Strand-Adonis

Wellness im Open-Air-Spa

Die Revolution der Stubenhocker

Zurück in die Vierziger

Von All-Inclusive zum Sonnenuntergang am Achterwasser

Der Insel-Import: Gebrauchsanweisung für zu Hause

Wer braucht schon Bahamas?

Missionare der Einfachheit

Ein Jahr später – der Doktor staunt

Von Cocktailschirmchen zu Sundownern im Achterland

Buffet-Beichte

Es gibt Momente im Leben, die man nie vergisst. Für mich war es der Moment, als ich nach drei Wochen Karibik-Kreuzfahrt wieder zu Hause vor unserem Badezimmerspiegel stand. Thomas und ich versuchten bereits seit geschlagenen fünf Minuten, gleichzeitig in den Spiegel zu schauen, was aufgrund unserer neu gewonnenen Körperfülle zu einer interessanten choreographischen Herausforderung wurde. „Sandra, rutsch mal ein Stück zur Seite”, murmelte Thomas, während er verzweifelt versuchte, sein komplettes Spiegelbild zu erfassen.

All Inclusive bedeutet eben NICHT, dass man ALLES essen muss – diese Erkenntnis kam uns allerdings erst jetzt, wo wir die Quittung für unseren kulinarischen Größenwahn präsentiert bekamen. Die vergangenen drei Wochen hatten wir damit verbracht, dem Buffet-Personal zu beweisen, dass sich ihre Arbeit lohnt. Immerhin hatten die armen Menschen sich solche Mühe gegeben, täglich neue Köstlichkeiten zu kreieren. Es wäre ja geradezu unhöflich gewesen, nicht von allem zu probieren.

Natürlich begann jeder Tag mit dem festen Vorsatz, uns zurückzuhalten. Doch spätestens wenn der Duft von frisch gebackenen Croissants durch das Restaurant wehte, war es um unsere Selbstbeherrschung geschehen. Das Frühstücksbuffet war dabei nur der Anfang einer täglich wiederkehrenden Völlerei. Zwischen den üppigen Hauptmahlzeiten gab es ja noch die Nachmittagssnacks am Pool, die Mitternachtsbüfetts und die scheinbar nie versiegende Quelle an Cocktails.

Mein Thomas entwickelte während der Kreuzfahrt erstaunliche Fähigkeiten. Er konnte blind den Weg zur Eiscreme-Station finden, hatte ein übernatürliches Gespür dafür, wann die Pizza-Theke frisch bestückt wurde, und schaffte es sogar, gleichzeitig einen Teller mit Desserts zu balancieren und sich einen weiteren Mojito zu organisieren. Seine neue Superheldenfähigkeit: das gleichzeitige Verdauen von vier verschiedenen Nationalitäten-Küchen.

Ich selbst perfektionierte währenddessen die Kunst, meine Teller so zu stapeln, dass ich den doppelten Umfang an Speisen transportieren konnte. Meine Spezialität war das strategische Buffet-Scanning: Erst eine Runde zum Überblick, dann gezieltes Zuschlagen bei den Highlights. Wobei sich die Anzahl der Highlights im Laufe der Reise stetig erhöhte.

Die anderen Passagiere waren auch keine große Hilfe. Nick und Gina, ein Paar aus Hamburg, das wir am ersten Abend kennenlernten, waren selbsternannte Buffet-Profis mit 23 Kreuzfahrten Erfahrung. „Nach Mitternacht zählen die Kalorien nicht mehr”, verkündete Gina regelmäßig, während sie sich einen weiteren Nachschlag vom Schokoladenbrunnen holte.

Während der drei Wochen entwickelten wir eine beeindruckende Sammlung an Ausreden: Die Seeluft macht hungrig, Bewegung an der frischen Luft (der Weg vom Pool zum Buffet zählte definitiv als Sport), und der Klassiker „Ab morgen gibt‘s nur noch Salat”. Der Salat landete dann tatsächlich auch täglich auf unseren Tellern – allerdings nur als dekorative Unterlage für die eigentlichen Hauptakteure.

Besonders kreativ wurden wir bei der Definition von „leichter Kost”. Ein Cesar Salad mit extra Croutons, Parmesan und der dreifachen Portion Hähnchen war in unseren Augen definitiv als „Diät-Mahlzeit” durchgegangen. Und der täglich wechselnde exotische Obstsalat beim Dessert wurde großzügig als vollwertiger Ersatz für die empfohlene Tagesportion Obst und Gemüse interpretiert – auch wenn er unter einer großzügigen Portion Schlagsahne und Schokoladensauce versteckt war.

Unser Bewegungsprogramm beschränkte sich währenddessen auf das absolute Minimum: den Weg vom Zimmer zum Restaurant, vom Restaurant zum Pool, vom Pool zur Bar und wieder zurück. Die bordeigene Fitness-Station hatten wir zwar am ersten Tag pflichtbewusst besichtigt, aber schnell festgestellt, dass die Aussicht vom Restaurantdeck deutlich attraktiver war. Die täglichen Sportkurse an Deck beobachteten wir interessiert – allerdings ausschließlich von unseren Liegestühlen aus, während wir unsere Cocktails schlürften.

Die Realität holte uns erst zu Hause ein. Nicht nur der Badezimmerspiegel war ehrlich zu uns – auch unsere Kleidung hatte anscheinend über Nacht beschlossen, zwei Größen enger zu werden. Selbst die großzügig geschnittenen Kreuzfahrt-T-Shirts, die wir als Andenken gekauft hatten, schienen plötzlich geschrumpft zu sein.

Der Höhepunkt unserer Erkenntnis kam beim Versuch, unsere Urlaubsfotos durchzusehen. Während die ersten Bilder noch zwei Menschen in angemessener Konfektionsgröße zeigten, konnte man in der chronologischen Abfolge der Fotos regelrecht dabei zusehen, wie unsere Gesichter runder und unsere Kleidung enger wurden. Besonders aufschlussreich war ein Video, das uns beim traditionellen Mitternachtsbuffet zeigte – es hatte erschreckende Ähnlichkeit mit einem Naturfilm über das Fressverhalten von Eisbären vor dem Winterschlaf.

Die Waage zu Hause bestätigte unsere schlimmsten Befürchtungen: Thomas hatte stolze acht Kilo zugelegt, ich brachte es auf immerhin sechs. Dabei hatten wir uns die ganze Zeit eingeredet, dass die Bordwaage nicht richtig funktionieren könne – immerhin zeigte sie bei jedem Wiegen höhere Werte an. Im Nachhinein mussten wir zugeben, dass das einzige, was an Bord nicht richtig funktioniert hatte, unsere Selbsteinschätzung war.

Die finale Konfrontation mit der Realität erfolgte beim routinemäßigen Gesundheits-Check nach dem Urlaub. Unser Arzt, Dr. Meyer, ein Mann mit einem bemerkenswerten Talent für vielsagende Blicke, studierte unsere Blutwerte mit einer Mischung aus fachlichem Interesse und ungläubigem Staunen. Seine hochgezogene Augenbraue sprach Bände, noch bevor er auch nur ein Wort sagte.

Was uns jedoch am meisten zu denken gab, war nicht mal die Gewichtszunahme oder die alarmierenden Blutwerte. Es war die Erkenntnis, dass wir uns trotz – oder vielleicht gerade wegen – all der Völlerei gar nicht wirklich erholt fühlten.

Wir waren erschöpft, träge und hatten das diffuse Gefühl, dass dieser Urlaub zwar unseren Körperumfang, nicht aber unseren Horizont erweitert hatte.

An diesem Punkt wurde mir klar: Etwas musste sich ändern. Drastisch ändern. Als ich Thomas vorsichtig von der Idee eines Aktivurlaubs auf Usedom erzählte, schaute er mich an, als hätte ich den Verstand verloren. „Usedom? Du meinst das jetzt nicht ernst, oder Schatz?”, war seine erste Reaktion. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass dies der Beginn einer völlig neuen Art des Reisens sein würde – eine Geschichte von E-Bikes, Wanderschuhen und der überraschenden Erkenntnis, dass man auch ohne All-Inclusive-Buffet glücklich werden kann.

Was genau Dr. Meyer uns bei diesem denkwürdigen Arztbesuch alles mitteilte und wie wir darauf reagierten – nun, das erfahrt ihr im nächsten Kapitel. Nur so viel sei gesagt: Seine Worte trafen uns härter als jeder Wellengang auf hoher See, und sie waren der Startschuss für ein Abenteuer, das wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht hätten ausmalen können.

Der Doktor meint ...

Dr. Meyer ist eigentlich ein sehr netter Mensch. Normalerweise. Aber an diesem Tag, als wir mit unseren Karibik-Pfunden in seiner Praxis saßen, zeigte er eine ganz neue Seite. Eine besorgniserregend ernste. Während er unsere Blutwerte studierte, wurde sein Gesichtsausdruck immer nachdenklicher. Die Art, wie er seine Brille zurechtrückte und sich mehrmals bedeutungsvoll räusperte, verhieß nichts Gutes.

Thomas saß wie üblich betont entspannt auf seinem Stuhl, als ginge ihn das alles nichts an. Typisch Mann eben. Ich hingegen rutschte unruhig auf meinem hin und her. Die Situation erinnerte mich fatal an frühere Besuche beim Schuldirektor – nur dass es diesmal nicht um unentschuldigte Fehlstunden ging, sondern um unsere Gesundheit.

„Also … ”, begann Dr. Meyer in diesem speziellen Tonfall, den Ärzte reserviert haben für Patienten, die sich selbst in die Bredouille gebracht haben. „Ihre Werte gefallen mir überhaupt nicht.”

Er drehte seinen Bildschirm so, dass wir die bunten Diagramme sehen konnten. Überall rote Balken, die weit über die gestrichelten Linien hinausragten. „Das sieht ja aus wie die Aktienkurse in meinem Depot”, versuchte Thomas zu scherzen, aber Dr. Meyer ging darauf gar nicht erst ein.

Stattdessen legte er los. Cholesterin erhöht, Blutdruck grenzwertig, Leberwerte bedenklich, Blutzucker im prädiabetischen Bereich. Die Liste schien endlos. Beim Wort „prädiabetisch” verschluckte sich Thomas fast. „Aber Doc, das kann doch nicht sein”, protestierte er schwach, „wir waren doch nur drei Wochen auf Kreuzfahrt!”

Dr. Meyer zog nur eine Augenbraue hoch. Diese Geste beherrschte er meisterhaft – sie konnte gleichzeitig Skepsis, Missbilligung und ein gewisses Maß an Sarkasmus ausdrücken. „Nun ja, eine dreiwöchige Kreuzfahrt mag Ihnen wie ein kurzer Urlaub erscheinen. Für Ihren Stoffwechsel war es ein metabolisches Trauma.”

Dann kam der Teil, vor dem ich mich am meisten gefürchtet hatte: die Waage. Als die Zahlen auf dem Display erschienen, musste ich zweimal hinschauen. Das konnte doch nicht stimmen! Aber die Waage in Dr. Meyers Praxis war leider deutlich ehrlicher als die geschönten Erinnerungen an unsere kulinarischen Exzesse.

„Sie wissen, was das bedeutet?”, fragte Dr. Meyer rhetorisch. Oh ja, wir wussten es. Jetzt kam der Teil mit der Moralpredigt über gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Ich kannte das schon – normalerweise würde ich jetzt pflichtbewusst nicken, mir die Ernährungsbroschüre einstecken und sie zu Hause zu den anderen legen. Aber diesmal war es anders. Dr. Meyer machte keine Anstalten, nach seinen üblichen Broschüren zu greifen.

Stattdessen lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und sagte etwas, das mich völlig überraschte: „Wissen Sie, was das Heimtückische an diesen Kreuzfahrten ist? Man bewegt sich kaum, isst wie ein Kaiser und trinkt wie ein Könner. Dabei fühlt man sich wie im Paradies – bis der Körper die Rechnung präsentiert.” Er machte eine kunstvolle Pause. „Und Sie beide haben gerade die erste Rate dieser Rechnung vor sich liegen.”

Thomas rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. „Aber was sollen wir denn jetzt machen?”, fragte er mit einem Anflug von echter Besorgnis in der Stimme. Dr. Meyer lächelte zum ersten Mal während der gesamten Konsultation. „Leben Sie! Aber richtig. Bewegen Sie sich. Entdecken Sie die Welt mit Ihren eigenen Beinen. Radeln Sie. Wandern Sie. Schwimmen Sie. Tanzen Sie. Hauptsache, Sie kommen in Bewegung.”

Auf dem Heimweg herrschte zunächst betretenes Schweigen zwischen Thomas und mir. Die Worte von Dr. Meyer hatten uns beide mehr getroffen, als wir zugeben wollten. „Sandra”, sagte Thomas schließlich, als wir fast zu Hause waren, „ich glaube, wir müssen wirklich etwas ändern.”

Das war mein Stichwort. Schon seit Tagen wälzte ich Reiseprospekte und Internetseiten. Nicht die üblichen mit Luxusresorts und All-Inclusive-Angeboten, sondern andere. Solche mit Aktivurlaub, Wanderrouten und Radwegen. Und immer wieder war ich dabei auf diese Insel gestoßen: Usedom.

„Thomas”, begann ich vorsichtig, „ich hätte da eine Idee ...” Ich holte tief Luft und wollte ihm schon von meinen Recherchen erzählen. Von den endlosen Stränden Usedoms, von den Radwegen durch unberührte Natur, von idyllischen Fischerdörfern und dem Charme der Kaiserbäder. Von der Möglichkeit, aktiv zu sein und trotzdem zu entspannen. Von einem Urlaub, der uns nicht nur satt, sondern auch zufrieden machen würde.

Doch irgendwie schien mir mein arg gebeutelter Ehemann nicht in der richtigen Verfassung für meine revolutionäre Idee. Aber die Zeit würde kommen, wenn wir uns wieder ein wenig gefasst hätten. Und die Geschichte, wie aus meiner vorsichtigen Idee schließlich ein konkreter Plan wurde – nun, das ist ein eigenes Kapitel wert. Aber eines kann ich schon verraten: Dr. Meyers mahnende Worte hallten noch lange in unseren Ohren nach, und sie waren der Startschuss für ein Abenteuer, das unser Leben gründlich auf den Kopf stellen sollte.

Urlaub in Deutschland? Hast du Fieber?

Manchmal sind es die kleinen Momente, die große Veränderungen einleiten. Bei uns war es ein verregneter Sonntagabend, zwei Tage nach dem denkwürdigen Besuch bei Dr. Meyer. Thomas saß in seinem Lieblingssessel, ich hatte mich mit meinem Tablet auf dem Sofa eingerichtet, und zwischen uns stand eine Flasche Rotwein – vermutlich die letzte für längere Zeit, wenn es nach unserem Arzt ging.

„Thomas, was hältst du davon, wenn wir dieses Jahr mal in Deutschland Urlaub machen?”, fragte ich betont beiläufig, während ich scheinbar vertieft durch meine Rechercheergebnisse scrollte. Die Reaktion kam prompt und genau so, wie ich sie erwartet hatte. Thomas verschluckte sich an seinem Wein und starrte mich an, als hätte ich vorgeschlagen, den nächsten Urlaub auf dem Mars zu verbringen. „Deutschland? Hast du Fieber?”, keuchte er zwischen zwei Hustenanfällen.