Valura Suntes Befreiung - H.J. White - E-Book
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Valura Suntes Befreiung E-Book

H.J. White

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Beschreibung

Das Ende der Reihe... Zwei Welten. Zwei Schicksale. Eine Geschichte. Liebe und Hass. Leben und Tod. Schuld und Vergebung. Valura Suntes. Nachdem Aaron schwer verwundet und von Brunorhan verschleppt wurde, müssen Veronika und Mabel dem Wächterring entkommen. Dies gelingt ihnen mit unerwarteter Hilfe und einer großen Portion Glück. Doch wie geht es nun weiter? Brunorhan hat nicht nur Aaron in seiner Gewalt, sondern besitzt jetzt auch noch Lions. Werden Veronika und ihre Freunde in der Lage sein, Aaron und Valura zu retten? Oder ist der Kampf bereits verloren?

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Inhaltsverzeichnis

Widmung

Brunorhan

Mabel

Veronika

Aaron

Veronika

Aaron

Veronika

Aaron

Brunorhan

Mabel

Veronika

Aaron

Veronika

Aaron

Veronika

Brunorhan

Aaron

Veronika

Aaron

Veronika

Brunorhan

Aaron

Veronika

Aaron

Veronika

Aaron

Brunorhan

Veronika

Aaron

Veronika

Aaron

Über die Autorin

Weitere Werke

Widmung

Für euch Leser.

Danke für Eure Geduld und Unterstützung.

 

Danke an Aileana Blair, für den Zuspruch

und dem Team von BookRix.de.

 

 

 

 

 

Alle Rechte vorbehalten, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form.

Dies ist eine fiktive Geschichte, alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Texte: © 2019 by H.J. White

Umschlag: © 2019 by HerzschlagWerke

Bildmaterialien: adobestock.com © vvoe © iordani ©nizas © Andrey Kuzmin

 

Brunorhan

Kapitel 1

 

Während Dirkan und Maurice sich um den schwerverletzten, bewusstlosen Aaron kümmerten, sicherten Brunorhan und Axel den Rückzugsweg. Nur vereinzelte Wächter wagten den irrsinnigen Versuch, ihnen zu folgen, ganz so wie Brunorhan es erwartet hatte.

Fast zu perfekt.

Ein harmloser Mischling entstammt aus den Genen der eigenen Reihen der Wächter. Dieses Wesen zu erledigen, hat natürlich eine höhere Priorität als Lions.

Das Gesetz des Königs muss eingehalten werden.

Idioten. Abschaum.

Innerlich lachte Brunorhan auf. Die paar erbärmlichen Idioten, die genug Mut besaßen und sich auf einen Kampf mit ihnen einließen, hatten Axel und er schnell erledigt.

Für eine Sekunde betrachtete Brunorhan seine klebrigen Hände, die mit dem braunen Blut von einigen Suntes und dem von Aaron besudelt waren. Er warf einen Blick über seine Schulter. Maurice hatte seine Hand auf Aarons Wunde gelegt, die Augen halb geschlossen, während Dirkan den Wichser in seinen Armen trug. Brunorhan wusste, der getreue Nissam würde alles in seiner Macht stehende tun, um den Jungen vor dem Tod zu retten.

Wenn Aaron jetzt stirbt, sind all die Jahre vergeudet.

Alle Anstrengungen, aus dem Jungen eine Waffe zu machen, hätte ich mir sparen können.

Grollend sah er wieder geradeaus und konzentrierte sich auf den nächsten Schritt.

Goat Island.

„Los Männer, legt einen Zahn zu, ich will so schnell wie möglich am Portal sein.“ Das Gefühl, welches ihn zur Eile drängte, hatte nichts damit zu tun, dass er befürchtete, die Wächter könnten die hiesigen Geschehnisse an die Männer des Königs weiterleiten. Nein, das nicht. Ohne Lions waren die Scheißkerle von Valura abgeschnitten. Es war vielmehr das Gefühl, nach endlosen dreiundzwanzig Jahren auf diesem verfluchten Planeten, nur noch einen Schritt von seiner Heimat entfernt zu sein.

Valura.

Der bittersüße Schmerz der Sehnsucht nach seiner Welt durchstach seine Brust.

Ich habe es bald geschafft.

Bald.

„Wir müssen noch zurück in die Fabrik“, hörte er Maurice´s gepresste Stimme.

Abrupt stoppte er in der Bewegung und fuhr herum. „Weshalb?“. Der Ton mit dem er das Wort aussprach, durchschnitt die Nacht, wie eine Klinge das Fleisch.

„Weil Aaron sonst niemals das Portal erreicht. Wollt Ihr ihn lebend nach Valura mitnehmen? Dann muss ich erst die Blutung stoppen. Ansonsten ist er tot, bevor wir Goat Island erreichen.“

„Mein Fürst, er hat recht“, stimmte Dirkan Maurice zu, und auch Axel der Armleuchter nickte mit seinem Kopf wie ein Wackeldackel auf der Rückablage eines Familienkombis.

Knurrend atmete Brunorhan aus. Es schien ihm, als legte sich eine riesige Pranke um seine Kehle, deren Krallen sich tief in seinen Hals gruben. Unwillkürlich schüttelte er seinen Kopf, um das Gefühl schnellstmöglich loszuwerden. Erfolglos. „Ihr wisst, dass die Wächter dort mit Sicherheit auf uns warten werden.“

Axel prustete los, sein Blick jedoch war kalt und entschlossen. „Sollen sie doch. Ich hab heute noch nicht genug von den Idioten umgebracht.“

Dirkan und Maurice wirkten ebenso entschlossen wie Axel.

Ist das hier eine verfickte Demokratie?

Wann hatten meine Worte die Macht zum Befehligen verloren?

Ein letzter Blick auf Aaron und er wusste, dass sie recht hatten. Er durfte sein Ziel nicht aus den Augen verlieren und nun ungeduldig werden.

Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg.

„Also gut. Auf zur Fabrik.“

 

Dirkan steuerte den SUV schnell durch die nächtlichen Straßen von New York City. Sowie sie um die Ecke des Gebäudeblocks bogen, in dem sich ihre alte Fabrik befand, erspähte Brunorhan bereits die ersten Wächter in ihren schäbigen alten Kombis.

Verdammt – wie viele von diesen Arschlöchern gibt es denn noch?

„Das ist eine Falle“, hörte er sich noch murmeln, als ihr SUV von einer braunen Schrottkarre von hinten gerammt wurde. Dirkan trat das Gaspedal durch und der SUV beschleunigte und schoss durch die Nacht. Nur leider blieb der Wächter ihnen dicht auf den Fersen. Zudem bekam er noch Verstärkung.

Brunorhan drehte sich zu Maurice um, der Aaron stützte, die Hand noch immer auf seine Bauchwunde gepresst. Axel neben ihm wirkte aschfahl um die Nase.

Elender Feigling.

„Maurice, ich hoffe du bist jetzt zufrieden. Vermutlich erreicht keiner von uns das Portal lebend.“

Erneut wurde ihr Wagen von den Verfolgern touchiert und Dirkan verlor beinahe die Kontrolle. Der SUV schlingerte über die Straße auf die Seite des Gegenverkehrs. Sein Freund zog die Handbremse an und sie legten einen Drift über den Asphalt hin, der seinesgleichen suchte. Von dem Manöver überrascht, krachte einer ihrer Verfolger in einen Lastwagen, der ihnen entgegenkam.

„Einen wären wir los“, lachte Dirkan und beschleunigte erneut. Er bog mehrmals scharf rechts, dann links ab und auch der zweite Wächter verlor die Kontrolle über das Auto und schleuderte in einen Brückenpfeiler. „Das wäre dann wohl erledigt, mein Fürst.“

Axel atmete hörbar erleichtert auf und auch Brunorhan entspannte sich wieder. Sie erreichten das alte Fabrikgelände und fuhren den SUV in die Garage.

Wie immer um diese Uhrzeit tummelten sich einige ihrer Nutten im Haus herum, in der Hoffnung mit dem einen oder anderen von ihnen das Bett teilen zu können. „Verpisst euch“, zischte Brunorhan den Weibern verächtlich zu und sie beeilten sich, den Raum zu verlassen.

Dirkan und Axel schleppten Aaron derweil ins Wohnzimmer, während Maurice in sein Zimmer verschwunden war, um etwas für den Verletzten zu holen.

Im nächsten Moment raubte ein ohrenbetäubender Krach Brunorhan die Sinne und ein harter Schlag drückte ihn zu Boden. Der Krach hinterließ in seinen Ohren ein schrilles Sirren und sein Kopf war benommen. Minutenlang war das Jetzt und Hier, sein Ziel, Valura, bedeutungslos. Stöhnend kam er wieder zu sich, in seinem Kopf schien ein Vorschlaghammer zu hämmern.

„Hol Lions.“

„Was ist mit dem Verletzten, Wendelin sagte...“

„Halt deine Schnauze. Es ist mir egal, was Priester Wendelin sagt. Wir brauchen die Kette um das Portal zu aktivieren. Der Mann hat für uns keine Bedeutung.“

„Aber Wendelin sagte...“

„Hast du mich nicht verstanden?“ Die Stimme wurde wütender. „Hol Lions. Unsere Aufgabe ist es Valura zu schützen und nicht den Verbrechern zu helfen.“

Ein schmaler junger Mann mit ausdruckslosen Augen, tauchte über Brunorhan auf. Weiß wie die Wand und der Gestank der Angst floß aus jeder seiner Poren. Hastig fingerte der Typ an seiner Kleidung herum.

Der will Lions.

Nicht mit mir.

Benommen und doch von der Befürchtung getrieben, kurz vor seinem Ziel zu scheitern, aktivierte Brunorhan seine Kräfte. Er packte den Wicht an den Handgelenken, welcher unter seinem Griff quiekte wie ein kleines Ferkel auf der Schlachtbank. Angewidert knurrte Brunorhan und donnerte ihm seine Faust mehrmals ins Gesicht, sodass der Wicht bewusstlos zu Boden ging.

Ohne Zeit zu verlieren, stürzte er sich auf den nächsten Eindringling. Mit Vergnügen ließ er ihn seine Fäuste spüren und genoss es, als dieser stöhnend nach hinten kippte. Mit einem kräftigen Tritt gegen den Schädel, erlegte er nun auch diesen Wächter fast mühelos. Niemand würde ihn kurz vor seinem Ziel aufhalten.

Niemand.

 

Als sich der Tag dem Abend neigte, setzte leichter Schneefall ein. Je näher sie Goat Island kamen, desto mehr entwickelte sich das leichte Schneegestöber zu einem ausgewachsenen Blizzard. Was zumindest den Vorteil hatte, dass sie die letzten einhundert Meilen fast alleine auf der Straße waren.

Seitdem sie die alte Fabrik verlassen hatten, hielt Brunorhan Lions fest in der Hand. Obwohl er die feinen Glieder der Kette und die kühlen Edelsteine des Anhängers auf seiner Haut fühlte, schielte er immer wieder darauf.

Nur zur Sicherheit.

Die Steine haben geleuchtet, als Kreitz Tochter sie getragen hatte – oder täuschten mich meine Augen.

Seine Faust umschloss bei diesem Gedanken Lions fester und er schloss für einen Moment die Augen.

Maurice war ganz bleich, seine Augen, mit dem Blick voller Angst, klebten regelrecht an Veronika.

Weshalb?

Er öffnete die Lider und seine Faust, betrachtete erneut Lions.

Weshalb hatte der Nissam bei diesem Anblick Angst?

Sie erreichten die Stadt Niagara Falls bei Einbruch der Dunkelheit. Nun mussten sie nur noch die American Rapids Bridge überqueren und anschließend ging es zu Fuß weiter.

Wenigstens werden bei diesem Wetter keine Menschen auf Goat Island sein.

Brunorhan wandte sich erneut zu Axel, Maurice und Aaron im Fonds um. „Wir sind gleich da.“

Sein Blick blieb auf Aaron hängen. Dessen Haut war weiß wie der Schnee und sein Pullover von seinem Blut durchtränkt. Maurice konnte zwar die Blutung stoppen, dennoch standen die Überlebenschancen des Jungen schlecht.

Eine dreiviertel Stunde später parkte Dirkan den Wagen auf dem Parkplatz auf Goat Island. „Sie haben ihr Ziel erreicht“, spöttelte Dirkan. „Jungs, wir sind bald zuhause.“ In der Stimme seines besten Freundes schwang plötzlich ein aufgeregt freudiger Ton mit.

Aus Dirkans Mund klang dies so seltsam, dass Brunorhan ihn einige Minuten schweigend musterte, bevor er ausstieg. Doch sobald er seinen Fuß auf den Boden von Goat Island setzte, begann es in der Mitte seiner Faust zu kribbeln.

Dirkan half Maurice und Axel, Aaron aus dem SUV zu hieven. Von Brunorhan nahm keiner Notiz, dennoch drehte er seinen Begleitern den Rücken zu und betrachtete Lions in seiner Hand.

Ist das ein schwaches Leuchten?

Angestrengt blinzelte er, den Blick auf den Edelsteinanhänger in seiner nur leicht geöffneten Hand gerichtet.

Ja.

Es flackert schwach.

„Wir sind soweit mein Fürst“, durchbrach Dirkans Stimme seine Gedanken.

Schnell schloss er seine Faust und drehte sich zu ihnen um. Sie waren bereit das letzte Stück zum Portal zurückzulegen.

 

Zielstrebig legten sie den Weg zum Portal zurück. Schneller als er angenommen hatte, fanden sie die beiden fast zwei Meter großen Steinfelsen mit gravierter Inschrift, welche nur knapp zwei Meter auseinanderstanden. Brunorhan kam es vor, als würde Lions magisch von den Steinen angezogen werden. Mittlerweile fühlte sich der Anhänger kochend heiß in seiner Faust an. Er wagte es nicht nachzusehen, ob das Leuchten intensiver geworden war.

Die Felsen erhoben sich in die Dunkelheit, umringt von einigen Bäumen. Axel und Maurice hielten den Atem an und auch Dirkan verstummte, als sie direkt davor standen. Niemand bemerkte, dass Brunorhans Faust bebte und ohne irgendwelches zutun aktivierte sich das Portal. Die Luft zwischen den Felsen schien erst zu wabern und dann sahen sie hindurch, wie durch ein Fenster auf die andere Seite.

Dort lag ebenfalls Schnee und eine eisige Brise traf Brunorhans Gesicht. Tief sog er den Geruch des Nadelwaldes der unfreundlichen Bergwelt von Valura ein und füllte damit seine Lungen, fast so, als könnte er diesen so ureigenen Duft für immer speichern.

Endlich. Nach so langer – unendlich langer Zeit.

Nur widerwillig atmete er wieder aus.

Die Zeit ist gekommen.

Er drehte sich zu Axel um, fixierte die hellgrauen Augen seines leiblichen Sohnes. „Du weißt was zu tun ist?“

Axel nickte, übergab seine Seite von Aaron an Dirkan und nahm anschließend seinen Rucksack ab. Schnell hatte er das Dynamit ausgepackt und platzierte die Sprengladungen an allen Seiten der Felsen.

Ein Jammer um den schönen Anblick der Steinformation.

Allerdings war dies ein hinzunehmender Kollateralschaden auf seinem Weg zurück nach Valura. Niemand sollte ihnen jemals folgen können.

Mabel

 

Kapitel 2

 

Mabel hatte ihren Arm um Veronikas Taille gelegt, um sie zu stützen. Die junge Frau war kreidebleich, ihr für einen Menschen viel zu dunkles Blut rann in feinen Rinnsalen über ihre Schulter. Das Gesicht vor Schmerz zu einer entarteten Grimasse verzogen, stolperte Veronika neben ihr her. Sie waren langsam. Viel zu langsam.

Sie warf einen flüchtigen Blick zurück.

Verdammt.

Die Wächter jagten ihnen hinterher und schlossen im Handumdrehen auf. Marcus kämpfte unweit von ihnen mit drei Wächtern gleichzeitig.

Er ist ein guter Krieger – nicht so wie Aaron, aber dennoch stark und mutig.

Doch es wird nicht reichen.

Wir haben keine Möglichkeit zu entkommen.

Hart schluckte Mabel gegen den dicken Kloß in ihrem Hals an und ermahnte sich stumm, jetzt nicht die Nerven zu verlieren. Ihr Blick suchte nach dem jungen Priester und fand ihn einige Meter vor ihnen. Er rang ebenfalls gerade mit einem seiner Brüder aus der Wächterriege. Ein wirklich schlechter Versuch.

Er ist ein Priester – was hattest du erwartet?

Weshalb hat er sich auf ihre Seite geschlagen?

Obwohl jetzt nicht die Zeit für diese Frage war, konnte Mabel nicht aufhören, darüber nachzudenken.

Als Marcus seine Gegner erledigt hatte, eilte er zu Wendelin um ihm beiseite zustehen. Der Zopf, mit dem er seine langen braunen Haare zusammengebunden hatte, hatte sich mittlerweile gelöst und nun klebten einige Strähnen in seinem verschwitzten Gesicht. Es dauerte keine zwei Minuten und Marcus hatte Wendelins Gegner kaltgestellt. Die beiden schlossen zu ihr und Veronika auf.

Zusammen kämpften sie sich weiter durch den Park. Jedoch für jeden Wächter, den Wendelin und Marcus erledigt hatten, tauchten an anderer Stelle zwei neue auf. Mabels Herzschlag hämmerte in ihren Ohren und das Atmen fiel ihr zunehmend schwerer. In ihrer Brust stach es höllisch und Veronika, konnte sich immer schlechter auf den Beinen halten, so dass Mabel sie nicht nur stützen musste, sondern halb trug und sie irgendwie mit sich durch die Dunkelheit zerrte.

 

Die Gruppe hetzte weiter abseits der Wege durch den Central Park. Sie suchten sich, so gut es ging, Deckung in den Büschen, änderten die Richtung, trennten sich, sobald die Männer Gegner zu beseitigen hatten, um einige Meter später wieder zusammen weiterzulaufen, doch ihre Verfolger saßen ihnen nach wie vor im Nacken. Mittlerweile hatte Mabel die Orientierung verloren.

„Wir müssen aus der Stadt raus“, hörte sie Marcus nun einige Meter hinter sich.

Sie wandte sich um, versuchte in dem Dickicht etwas zu erkennen. Dann kamen die beiden Männer wieder auf sie zu. Marcus war vom Blut seiner Gegner besudelt.

„Da stimme ich dir zu.“ Trotz der Gefahr in der sie schwebten, klang Wendelins Stimme so ruhig wie immer. „Wir brauchen ein Auto.“

„Ach was, darauf wäre ich ohne deinen Hinweis nicht gekommen. Was für ein Glück Priester, dass du dich uns angeschlossen hast.“ Deutlich waren Misstrauen und Ärger in Marcus Stimme zu hören.

Dafür ist jetzt keine Zeit.

„Weiß jemand wo wir sind?“, fragte Mabel hilflos in den wörtlichen Schlagabtausch hinein.

Die beiden Männer sahen sie an, als hätten sie völlig vergessen, dass es sie und Veronika noch gab. Marcus ließ seinen Blick durch die Nacht schweifen. „Dort oben müsste Lasker Rink sein.“

„Dann sind wir Richtung Harlem unterwegs“, schlussfolgerte Mabel und atmete auf. Zu wissen, wo sie sich befanden, erdete sie in dieser verfahrenen Situation. „Vielleicht können wir uns in der Antikbar verstecken bis...“

„Schlechter Plan, meine Fürstin.“ Wendelin sah sie direkt an. „Meine Brüder haben sich dort mit Sicherheit postiert und erwarten uns, ebenso bei Veronikas Appartement.“

„Was machen wir dann?“ Veronikas Gewicht drückte schmerzhaft auf Mabels Schulter. „Veronika kann kaum noch. ihre Wunde gehört verbunden und sie muss sich unbedingt ausruhen.“ Die Wahrheit war, sie alle vier brauchten dringend eine Pause.

Die Götter schienen ihnen diese jedoch nicht gewähren zu wollen, denn in der nächsten Sekunde stürzten sich erneut mehrere schwarze Schemen aus der Finsternis auf sie.

 

Mit Mühe und Not schafften sie es aus dem Central Park heraus. Mabel und Veronika hielten sich aneinander fest, während Marcus und Wendelin sie an den Armen weiter zerrten. Sie mussten sich beeilen, sie mussten das erste Auto, welches sie fanden stehlen und aus der Stadt verschwinden.

Wie konnte alles so schief laufen?

Angestrengt stieß Mabel den Atem aus. Sie hatten innerhalb weniger Stunden alles verloren. Ihr Zuhause, welches nun nicht mehr sicher war. Aaron, der verlorene Prinz, der sich endlich gegen seinen Entführer Brunorhan gewandt hatte. Nicht zuletzt Lions, denn ohne die Kette war es unmöglich nach Valura zurückzukehren. Damit war es nun offiziell: sie hatte versagt. All die Jahre, die ihr geliebter Herrmann, Tom und Torben auf der Erde verbracht hatten, waren umsonst.

Brunorhan war gerade auf dem Weg nach Valura und niemand konnte ihn mehr aufhalten. Allein der Gedanke daran, ließ Mabels Eingeweide zusammenkrampfen und von innen nach außen wenden.

Ihr Götter, warum habt ihr das zugelassen?

Ihr Götter, warum habt ihr uns verlassen?

Besorgt warf Mabel einen Blick auf Veronika, die den Kopf an ihre Schulter gelehnt hatte. Sie gab seit längerem keinen Ton mehr von sich, sie reagierte nicht auf Ansprache. Torbjens Tochter bewegte sich mechanisch neben ihr her und ihre Augen, die denen ihres Vaters so ähnelten, starrten ins Leere.

Sie steht unter Schock.

„Wartet“, zischte Marcus und drückte sie und Veronika in einen dunklen Hauseingang. Wendelin stellte sich vor sie beide, um sie von ungebetenen Blicken und Angreifern zu schützen.

Marcus bewegte sich raubtierhaft durch die Dunkelheit und war innerhalb von Sekunden verschwunden. Stille.

Im nächsten Augenblick heulte von irgendwoher ein Motor auf. Deutlich nahm Mabel wahr, wie sich das Geräusch näherte und schließlich steuerten zwei Lichtkegel rasend schnell auf sie zu. Sie hielt den Atem an und schloss die Augen.

Mit quietschenden Reifen kam das Fahrzeug neben ihnen zum Stehen, Marcus sprang heraus, während der Motor weiter vor sich hin schnurrte. „Bitte einsteigen“, seine große Hand berührte sie sanft an der Schulter, bevor er ihr die Last von Veronikas Körper abnahm. Er hob sie in seine Arme und trug sie zu dem Ford.

Wendelin lächelte, bevor er sich anschließend erneut umsah. Alles wirkte ruhig. Doch Mabel war sich sicher, dass sämtliche Augen der verbliebenen Wächter auf sie gerichtet waren und nur darauf warteten, sie erneut anzugreifen. Als Wendelin sie am Oberarm berührte zuckte Mabel zusammen. „Meine Fürstin“, mit seiner Hand deutete er ihr Marcus und Veronika zu folgen, die bereits den Ford erreicht hatten.

Vorsichtig setzte Marcus Veronika auf den Rücksitz und wartete darauf, dass Mabel kam. Er wandte sich ihr zu. „Los, kommen Sie schon“, fauchte er ungeduldig.

Mabel gab sich einen Ruck, ging auf den Wagen zu und stieg ein. Sie saß noch nicht richtig, da schlug Marcus die Tür zu, umrundete das Auto und setzte sich hinters Steuer. Als Wendelin neben Marcus saß, fuhren sie los. Die Morgendämmerung brach an und die vier schlängelten sich durch die Straßen, um diese Stadt so schnell wie möglich zu verlassen.

 

Als Mabel die Augen wieder öffnete, wurde sie von hellen Sonnenstrahlen geblendet. Sie blinzelte und versuchte sich aufzusetzen. Veronika schlief neben ihr, doch ihr Gesicht war noch immer verzerrt. Auch Wendelin schien auf dem Beifahrersitz eingedöst zu sein.

Einzig Marcus war wach, er lenkte den Wagen sicher durch den Verkehr.

Wie viele Meilen sie wohl schon zwischen sich und New York City gebracht hatten?

Jedenfalls nicht genug.

Erst jetzt fiel Mabel die Waffe im unteren Fach der Mittelkonsole auf. Sie schluckte hart.

„Ausgeschlafen?“, fragte Marcus und betrachtete sie für einen Moment durch den Rückspiegel.

„Von ausgeschlafen kann keine Rede sein.“ Gähnend versuchte Mabel die steifen Glieder zu strecken. Ein Stich durchfuhr ihre Knochen. „Werden wir noch verfolgt?“

„Seit zwei Stunden nicht mehr.“ Er grinste zynisch.

Nun begann sich auch Wendelin neben ihm zu regen. „Soll ich dich ablösen für eine Weile?“

„Wäre nicht schlecht, aber ich will dir nicht deinen Prinzessinnenschlaf rauben.“

Mabel stöhnte und schloss die Augen wieder, um die beiden Männer und die Frotzeleien auszublenden. Sofort sah sie vor ihrem inneren Augen die vielen Toten, die sie im Central Park zurückgelassen hatten.

Wie lange wird es dauern, bis die Menschen die Toten fanden?

Wie lange wird es dauern, bis sie bemerken, dass die Toten keine Menschen waren?

Spielt das alles überhaupt noch eine Rolle?

Brunorhan hat Lions und Aaron.

Von einem Schluchzer durchgeschüttelt atmete Mabel aus und Veronika regte sich unruhig an ihrer Seite.

„Wohin fahren wir jetzt?“,fragte Mabel leise.

Wendelin drehte sich zu ihr um und lächelte. „Montclair, New Jersey.“

 

Sie erreichten Montclair zwei Stunden später. Zwischenzeitlich hatten die Männer die Plätze getauscht. Wendelin fuhr wesentlich defensiver als Marcus und hielt sich auch an die gesetzlichen Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Ruhig lenkte er den Wagen in Richtung des Friedhofs der Stadt.

Wie passend.

Mabel musste sich fest auf die Zunge beißen, um nicht einen bissigen und zweifelsohne wenig hilfreichen Kommentar dazu abzugeben.

Die Siedlung in die sie schließlich einbogen, wirkte verschlafen und unscheinbar. Die Häuser sahen sich im Großen und Ganzen ähnlich. Er hielt schließlich in der Einfahrt eines kleinen, älteren Hauses am Ende der Straße, mit grauer Außenfassade und weißen Holzfenstern und Dachzinnen. Es wirkte gepflegt. Wendelin drückte Marcus die Schlüssel in die Hand.

„Hier, haltet euch von den Fenstern fern.“

Marcus nahm die Schlüssel, nickte und stieg aus.

Mabel blinzelte, versuchte das Bild der Umgebung zu erfassen, zu verstehen wie sie hier landen konnte. Als Marcus die Tür öffnete, zuckte sie zusammen.

„Hier sind wir vorerst sicher“, beteuerte Wendelin.

„Sicher“, wiederholte Mabel bitter.

Marcus griff nach Veronika, die zwar mittlerweile wach war, jedoch teilnahmslos aus dem Fenster starrte. Er zog sie mit Leichtigkeit aus dem Fonds und hob sie abermals in seine Arme, trug sie zum Haus. Mabel starrte ihnen hinterher.

„Meine Fürstin, auch wenn gerade alles dunkel und verloren erscheint, werden uns die Götter in ihrer Weisheit zum Ziel führen. Wir müssen nur darauf vertrauen“, holte Wendelins Stimme sie jäh ins Jetzt zurück.

Ungläubig sah Mabel ihn an. „Die Götter?“ Fest presste sie die Lippen zusammen und versuchte die Tränen, welche schlagartig in ihren Augen brannten, zu verdrängen. „Wie könnt Ihr sicher sein, dass die Götter noch auf unserer Seite sind? Falls sie es überhaupt jemals waren.“

Wendelin lächelte sie an, in seinen blaugrauen Augen fand sie Mitgefühl und Verständnis. „Sie zweifeln, das ist nur verständlich, nach allem was geschehen ist. Doch uns sterblichen Suntes fehlt es an der Fähigkeit, den großen Plan der Götter zu erfassen.“

„Wie kommen Sie darauf? Ist es wirklich ein Plan der Götter, das ein Verbrecher wie Brunorhan den Kronprinzen entführt und ungestraft zurück in unsere Heimat kehren kann?“

„Meine Fürstin, wer sagt, dass Brunorhan nicht doch noch aufgehalten werden wird?“

„Er hat Lions und Aaron.“

„Aaron Clee ist ein sehr fähiger Krieger, allerdings ist er sehr schwer verletzt worden. Ich bezweifle, dass er diesen Morgen überlebt hat.“

Entsetzen durchbohrte Mabels Mitte. Der Gedanke, dass der Junge nicht mehr unter den Lebenden weilte, raubte ihr die letzte Kraft.

Oh ihr Götter.

Ihr verfluchten Götter.

Veronika

Kapitel 3

 

… Völlige Dunkelheit umgab Veronika. Angst hatte sich mit eisigen Krallen in ihr Herz gebohrt. Irgendwo in der Ferne hörte sie das Klirren von aufeinander schlagendem Metall, welches kurzzeitig durchbrochen wurde von gequälten Schreien. Es roch nach Tod.

Ihr Puls raste. Mit nackten Füßen durchwatete sie eilig einen breiten Fluss, dessen starke Strömung sie von den Füßen zu reißen drohte. Es kostete sie all ihre Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Unter ihren Fußsohlen spürte sie den gefrorenen Boden. Kälte kroch von ihren Zehen ihren Körper hinauf. Das rote Wasser war dickflüssig und roch metallisch.

Blut.

Etwas stimmt nicht.

Mit jedem Herzschlag spürte sie, wie ihr die Zeit durch die Finger rann. Instinktiv wusste sie, dass sie weiter musste, und zwar so schnell sie konnte. Sie musste die Quelle des Blutes finden und die Blutung stoppen.

So viel Blut.

Ich muss zu ihm.

Hektisch sah sie sich in der Dunkelheit um, doch mehr als konturlose Schatten konnte sie nicht erkennen. Plötzlich erfasste sie Panik, die sie nicht mehr klar denken ließ. Veronika wusste, egal was sie tat, sie würde zu spät kommen und alles verlieren.

Niemals.

Ich muss zu ihm.

Fest presste sie die Lippen aufeinander und kämpfte sich weiter. Schritt für Schritt - immer weiter, geradeaus auf die Quelle der Blutung zu.

Ein schrilles Kreischen erfüllte die Dunkelheit und nahm ihr die Sinne. Veronika stürzte fast und war gezwungen anzuhalten, um ihr Gleichgewicht wieder zu finden.

Die Zeit lief unerbittlich weiter.

Ich werde es nicht schaffen.

Der Gedanke ließ ihr Herz sich schmerzhaft zusammenkrampfen.

Ich muss einen kühlen Kopf bewahren.

Die Strömung nahm nun stetig zu und sie verlor erneut den Halt unter ihren Füßen. Nur diesmal konnte sie den Sturz nicht abfangen, sie rutschte aus und landete bäuchlings in dem dunkelroten Nass. Hilflos trieb sie minutenlangen mit dem Fluss, verlor die Orientierung. Unten und oben verloren an Bedeutung bis sie zur Quelle geschwemmt wurde.

Nach Luft ringend rappelte sie sich auf die Beine. In ihrem Schädel hämmerte es. Fahrig wischte sie sich das Blut aus dem Gesicht, während ihr Blick hastig durch die Gegend schweifte.

Da.

Aaron.

Er bewegte sich nicht. Sein bewusstloser Körper war umringt von Brunorhan und Maurice und weiteren Männern, die sie noch nie gesehen hatte. Der Anblick raubte ihr für einen Moment den Atem.

Maurices kalter, unnahbarer Blick traf den ihren. Veronika erstarrte und bekam eine Gänsehaut.

In der nächsten Sekunde explodierte die Welt um sie herum und Maurices Augen schleuderten sie zurück in die endlose Schwärze. …

 

Dunkle Wolken hatten den Himmel eingenommen. Die Nacht war kalt und trostlos und schien das geschehene Unheil der ahnungslosen Welt verkünden zu wollen. Der Wind peitschte gnadenlos um das Haus und ließ den Schnee wie winzige Kieselsteine gegen die schutzlosen Fenster und Gemäuer prasseln.

Mit stockendem Atem und schweißgebadet schreckte Veronika aus ihrem Schlaf hoch. Ein kurzer Schrei entkam ihren Lippen und vermischte sich mit dem Unwetter der Nacht. Sie zuckte zusammen, am ganzen Körper zitternd. Die Kleidung klebte unangenehm an ihrer Haut und ihre verbundene Schulter schmerzte höllisch.

Was ist passiert?

Wo bin ich?

Ihr Blick suchte hektisch die unbekannte Umgebung ab. Kahle Wände, eine alte Kommode stand vor dem Bett, in dem sie nun aufrecht saß. Der Boden war mit einem Teppich ausgelegt, dessen Farbe sie in der Düsternis nicht einordnen konnte. Die Luft roch abgestanden, was sie vermuten ließ, dass hier schon lange niemand mehr gewohnt hatte.

Der Herzschlag dröhnte in Veronikas Ohren und die Erinnerungen begannen auf sie einzustürzen. Sie kämpfte damit die unkontrollierte Bilderflut zu ordnen und vor allem damit, sie zu ertragen.

Blut und Tod.

Aaron.

Unweigerlich schossen ihr die Tränen in die Augen, die sie hastig versuchte wegzuwischen. Allerdings, einmal losgelassen, wollten die Tränen nicht mehr aufhören. Sie legte ihr Gesicht in ihre zitternden Hände.

Brunorhan hat Aaron.

Brunorhan hat Lions.

Aaron stirbt.

Und ich bin machtlos.

Ich kann absolut nichts dagegen tun.

 

Nach einer Weile waren die Tränen versiegt, dumpf drangen die Geräusche aus dem unteren Teil des Hauses zu ihr durch. Stimmen, die sich miteinander unterhielten und Schritte.

Mabel.

„Es ist alles meine Schuld“, platzte es schluchzend aus ihr heraus. Verzweiflung trieb sie an. „Ich muss ihm helfen.“ Entschlossen warf sie die Decke zurück und sprang auf die Beine. Was sich jedoch als schlechte Idee erwies, denn sofort begann ihr Herz sich zu überschlagen. Die Welt um sie herum drehte sich und kalter Schweiß lief ihren Rücken hinab.

Wankend stützte sie sich am Bett ab, bis der Schwindel vorüber war. Dabei machte sie eine falsche Bewegung, welche ihre Schulter schmerzhaft brennen ließ. Das Blut rauschte in ihren Ohren und vom Schmerz wurde ihr übel.

Nein.

Aaron braucht mich.

Tief atmete sie durch, atmete verzweifelt gegen den Schmerz und die Übelkeit an. Sie wartete noch ein paar Minuten, dann bahnte sie sich ihren Weg zur Tür, öffnete diese und trat hinaus auf den hell beleuchteten Flur.

Just in dem Moment kam Mabel die Treppe herauf gelaufen. „Veronika“, stieß sie aus. Mit wenigen Schritten war sie bei ihr. Stützend schlang sie einen Arm um ihre Taille. „Ich wusste, dass ich dich gehört hatte.“

„Mabel, er stirbt“, keuchte Veronika aufgeregt. „Er...“, ihre Stimme brach. „Ich hab ihn überredet, dich zu retten. Es ist meine Schuld. Ich muss zu ihm.“

Die Suntes betrachtete sie voller Mitgefühl. Sie konnte tiefe Traurigkeit in den grünen Augen sehen. Mabel presste die Lippen zusammen, während sie ihr beruhigend über den Oberarm streichelte.

Die Berührung hinterließ ein Brennen auf ihrer Haut, daher versuchte Veronika sich aus ihrem Griff zu winden. Außerdem hatte sie keine Zeit. Sie musste weiter, damit sie Aaron helfen konnte.

Hinter ihnen tauchten Marcus und ein dicker Mann auf. Der Typ konnte nicht viel älter sein, als sie selbst. Sie glaubte sich dunkel an ihn erinnern zu können, ohne seinen Namen zu kennen.

„Was ist los?“, fragte Marcus.

„Geht es ihr gut?“ Die Stimme des Typen klang so ruhig und entspannt, als befänden sie sich auf einer Urlaubsreise in der Karibik.

Völlig falsch.

Wild ging Veronikas Blick zwischen den beiden Männern hin und her. „Aaron, er braucht unsere Hilfe. Jetzt, sonst stirbt er“, schrie Veronika, ihre Stimme überschlug sich schrill. „Wir müssen ihn finden.“

Die drei betrachteten sie ernst, ihre Blicke voller Mitleid. Marcus Augen begannen nun feucht zu glänzen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse, als er sie grob an den Armen packte und aus Mabels Griff entriss. Er wirbelte sie herum, dabei durchfuhr sie ein stechender Schmerz.

„Süße, Aaron ist verloren. Ihm kann niemand mehr helfen. Find dich damit ab.“ Seine Stimme war scharf wie ein Rasiermesser, der ein verbitterter Klang anhaftete.

Der fremde Mann räusperte sich und legte seine Hand auf Marcus Schulter. „Marcus, lass sie los. Du tust ihr weh.“

Abrupt gehorchte er und ließ von ihr ab. Sie taumelte zurück in Mabels Arme.

„Veronika, Aaron wurde im Central Park von Brunorhan sehr schwer verletzt“, begann der Fremde.

Vor ihrem inneren Auge sah sie die Szene, als Brunorhan Aaron von hinten durchbohrte. Keuchend schloss sie die Augen, dennoch kämpften sich erneute Tränen durch die Lider und kullerten über ihr Gesicht.

Wer ist dieser Kerl, dass er mir so etwas sagen darf?

Sie wusste, dass es er die Wahrheit sagte, dennoch wollte sie die Worte nicht hören. „Wer sind Sie überhaupt?“

„Entschuldige. Ich bin Wendelin.“

„Er ist ein Priester der Suntes“, fügte Mabel erklärend hinzu. „Er gehörte zum Wächterring.“

Veronika riss abrupt die Augen auf und sah Mabel ungläubig an. „Zum Wächterring?“

„Ja“, gab Wendelin zu. „Doch das ist vorbei. Nun ist es meine Aufgabe dich und Fürstin Parker zu beschützen.“

Um Veronikas Hals schien sich eine Schlinge gelegt zu haben, die sich nun unerbittlich zu zog, während sie seine Worte zu begreifen begann. „Wieso wollt ihr mich und Mabel beschützen? Uns geht es gut. Aaron ist derjenige, der in Gefahr ist. In akuter Lebensgefahr.“

Erneut wechselten die drei miteinander vielsagende Blicke. Sie wirkten sehr bedrückt und sahen aus, als suchte jeder nach den richtigen Worten ihr die Situation zu erklären.

„Was ist los?“, schrie sie.

„Veronika“, startete Marcus einen Versuch. „Aaron wurde sehr schwer verletzt.“

Mabel nickte. „Wir müssen uns damit abfinden, dass er diese Verletzung nicht überleben wird.“

Sie haben ihn aufgegeben.

Sie erklären Aaron gerade für Tod.

„Nun gehört er den Göttern“, murmelte der Priester.