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Das Buch beschreibt die Freundschaft zwischen dem grünen Groilla und dem fast weißen Panda, die sich auf einer Pilgerreise befinden zum Ort "Vanua Vonu" , wo die weise Meeresschildkröte "Da-Oh!" lebt. Der Weg führt sie durch eine faszinierende Wildnis und zu einzigartigen Plätzen in der Natur, welche die Freunde dazu nutzen eine wohlverdiente Rast einzulegen und sich gegenseitig Geschichten über Erwartungen, Entäuschungen und Weisheit zu erzählen. Der grüne Gorilla legt bei ihrer Reise eine große Zielstrebigkeit und Ernsthaftigkeit an den Tag, während sich der fast weiße Panda treiben lässt, spontan die Situation erfasst und natürlich immer an einem gutem Essen interessiert ist.
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Seitenzahl: 50
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Vanua Vonu
momo pete
Text © 2021 Momo Pete
Covergestaltung © 2021 Momo Pete
Lektorat: Burkhard Hickisch
Cover und Illustrationen: Ciryl Aklan
Umschlaggestaltung: Bernhard Kratz
Selbstverlag
Momo Pete
Fiji - Taveuni Island / YanuYanu
Kontaktadresse in Deutschland:
Petrus Faller
Hugsmattweg 12
D-79112 Freiburg im Breisgau
phone. 0049-7664-9621133
Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH Berlin
www.momopete.com
ebook / Buchhandel / epubli
Die Fabel beginnt vor einer ovalen Bambushütte, die am Fuße einer langgezogenen Felsenwand liegt. Gute zwanzig Meter von einem Strand entfernt, im Dickicht eines immergrünen Waldes, welcher sich von der Küste bis zu den Felsen nach oben schiebt. Umgeben von alten Mahagoni-Bäumen und einem riesigen Banyan-Baum, der sich auf einem gigantischen Felsbrocken weit und breit in den Himmel hinein gestreckt hat – alles überragend. Umringt von weiteren dschungelartig überwucherten riesigen Felsbrocken, sitzen die beiden Freunde auf den ersten steinigen Treppenstufen, die zu einer alten Hütte unterhalb der Felswand hinaufführen.
Das himmelblaue Wasser des Ozeans schimmert durch kleine Öffnungen in der immergrünen Blätterwand, beständig von einer wiederkehrenden, weißen Linie durchzogen – dem Riff draußen in der Weite des Meeres, das die Küste seit Ewigkeiten umgibt und an dem sich die Wellen aufschäumend mit schneeweißer Gischt brechen.
Wenn diese noch ungeschriebene Fabel von den Abenteuern der beiden Freunde jetzt das Leben erblickt, dann wird der verwachsene, felsige Weg, der von den Stufen der alten Hütte, zuerst oberhalb der Meeresküste entlang führt, mit uns zum Herzen der Geschichte spazieren. Durch einen fabelhaften Wald, der sich später über weite Bergrücken spannt, entpuppt sich der grün-geschlungene, jahrtausendealte Pfad als ein gezwirbelter Faden aus reiner Maulbeerseide, welcher diese Erzählung langsam abspult, aufwickelt, webt und dabei neue Muster knüpft und sie zum leuchtenden Ausdruck bringt – von Schritt zu Schritt, von Felsen zu Felsen, von Bambussprossen-Tofuwürstchen zu Bambussprossen-Tofuwürstchen.
Aber bis dahin ist es noch eine Weile hin.
Unsere Freunde sind endlich wieder unterwegs. Eigentlich sind sie ständig auf Achse, auch wenn sie jetzt gerade in gedankenloser Stille, auf den Stufen sitzend, schweigend aufs blaue Meer mit denen am Riff sich brechenden weißen Wellen hinausschauen. Sie haben gemeinsam unzählige Lebenspfade durchwandert, Schluchten überquert, Tore durchschritten, Schiffe gesteuert, Brücken gebaut, Säulen errichtet, frohe Botschaften in ferne Länder gebracht, in Höhlen gehaust, sich in die Lüfte geschwungen, Paläste gefunden, in Tempeln geschlafen, sich in kühne Liebesabenteuer verstrickt – aber dabei immer dem Segen und dem Leitfaden von Vanua Vonu und der vollkommenen Weisheit der Meeresschildkröte Da - Oh! vertraut.
Der grüne Gorilla trägt wie immer auf seinem Rücken den vollgepackten, mit Kumkum rot eingefärbten Bananenblätter-Rucksack seiner absoluten Lieblingsmarke „Hanuman“. Angefüllt mit reichlich Proviant und unzähligen Geschichten. Seine rechte Hand hält eine Machete, um sich gegebenenfalls den Weg frei zu kämpfen.
Der Panda hat wie immer an gar nichts gedacht, hat nichts befürchtet oder vorhergesehen. Hat sich einfach im tiefsten Vertrauen an die Seite seines zielstrebigen Begleiters begeben und die kommenden Tage in die pelzigen, schrumpeligen Hände seines ewigen Herz-Freundes gelegt.
Das Wichtigste für den immer wieder und unvermittelt Purzelbaum schlagenden Panda besteht darin, dass es immer etwas zu essen gibt, welches sich der Panda während der Geschichte, als Teil der Geschichte, als die Geschichte selbst, mit glühendem Vergnügen und in ehrlicher Aufregung in seine Backen schieben wird.
Sie werden heute ihre Pilgerreise beginnen und zu einem sagenumwobenen Ort aufbrechen, wo die weiseste aller weisen Meeresschildkröten ihr Leben verbracht hatte. Un-überraschenderweise hatten sie diesen Platz in einem ihrer Vorleben, vor und während der tatsächlichen Lebenszeit der weisen Meeresschildkröte, schon einmal angesteuert, und der grüne Gorilla hatte eine großartige Lektion erhalten, die er in seinem übervollen Lebensbuch unter dem Kapitel „Die goldene Kokosnuss-Schale“ archiviert hatte.
Also zumindest der grüne Gorilla konnte sich an die Leben über Leben zurückliegende Ereignisse noch genau erinnern.
Der fast weiße Panda kannte die Erzählungen natürlich auch, hatte sie aber der Spannung wegen immer wieder vergessen. Er konnte Geschichten zehntausendfach hören und wurde praktisch und tatsächlich nie müde, beziehungsweise satt davon.
Zehn Stunden zuhören, vom Bambussessel zur Hängematte, von der Hängematte wieder zurück auf den Bambussessel, während der Gorilla sich nimmermüde von Seite zu Seite, von Zeile zu Zeile durch die Welt von magischen Wesen und wild gewordenen Seepferdchen, hangelt – kein Ding! Viele dicke Bücher und kurze Geschichten kannte der fast weiße Panda daher im Wortlaut auswendig. Sollte auch nur ein winziges Detail fehlen, der fast weiße Panda würde den grünen Gorilla sofort gnadenlos korrigieren und sogleich auf einem „Weiter!“ bestehen.
Die Geschichten über die weise Meeresschildkröte mit dem fabelhaften Namen „Da-Oh!“ waren seine Lieblingserzählungen, denn es ging darin natürlich um Essen, Kokosnüsse, Paläste, Mandalas, Tanzen, Manta-Rochen, Delfine, Einhörner und eine fabelhafte Eiscreme.
„Sag mal Babaji,“ der fast weiße Panda nannte seinen Freund immer so, „wie geht die Geschichte nochmal mit Vanua Vonu und der goldenen Kokosnuss-Schale?“
Der grüne Gorilla legt sein Stirn in schmunzelnde Falten, seine Augen strahlen. Klar, Panda ist Panda!
Sie sind nicht mal einen Meter gewandert, sitzen immer noch gemütlich auf den alten Treppenstufen. Er blickt vielsagend und lachend zu dem vollkommen unschuldig dreinblickenden fast weißen Freund.
„Du weißt doch, eine außergewöhnliche Geschichte verlangt einen außergewöhnlichen Ort, an dem sie erzählt wird. Eine kaum gesäßbreite alte Treppenstufe reicht dazu bei weitem nicht aus,“ erwidert der grüne Gorilla gelassen.
Gesagt, abgehakt.
„Ja, ja schon gut“, seufzt der fast weiße Panda in seiner ganz und gar unschuldigen, pandamäßigen Eigenart.
Es bestand zwischen den beiden Freunden die seit Urzeiten von Generation zu Generation weitergegebene Abmachung, die alle Freundschaften zwischen grünen Gorillas und fast weisen Pandas besiegelte: Eine Geschichte kann nur richtig erzählt oder vorgelesen werden, jenseits von Bambus-Baumhaus und Blätter-Hängematte, wenn das Vorlese-Lager, der Geschichten-Erzähl-Platz, der Ort der Worte, im Gleichklang ist mit dem Erzähltem und die Sätze dabei spektakulär in Szene setzt. Also das ganz große Kino auf der großartigen Bühne eines einzigartigen Naturschauspiels!