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Nicola Schmidt

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Beschreibung

Fast alle Mütter machen einen Geburtsvorbereitungskurs – Väter stehen den so genannten "Hechelkursen" oft skeptisch gegenüber und tatsächlich gibt es oft nur einen Abend, der sich speziell an sie richtet. So stolpern sie oft orientierungslos in das Projekt Baby. "Vater werden" ist der artgerechte Geburtsvorbereitungskurs für Männer. Es vermittelt werdenden Vätern alle relevanten Informationen, die sie benötigen, um selbstreflektiert und aktiv unterstützend die Zeit von Schwangerschaft, Geburt und Vaterschaft erleben zu können. "Vater werden" liefert die Grundlage, um sicher gebundene Kinder liebevoll in diese Welt zu bringen. Werdende Mütter erhalten durch "Vater werden" die Unterstützer, die sie wirklich brauchen.

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Seitenzahl: 407

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Impressum

© eBook: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Nikola Teusianu

Lektorat: Margarethe Brunner

Bildredaktion: Nele Schneidewind, Dr. Nafsika Mylona

Covergestaltung: ki 36 Editorial Design, Ngoc LeTümmers

eBook-Herstellung: Viktoriia Kaznovetska

Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasser dar. Sie wurden von den Autoren nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autoren noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

VORWORT

»Sie wird mich umbringen!«

Fangen wir mit dem Wichtigsten an: Ohne Vater geht es nicht. Egal wie, irgendwo muss er gewesen sein – jedes Kind hat einen.

In der tatsächlichen Familie kann Vaterschaft, Familie und Mutterschaft ganz verschiedene Formen annehmen: Klassische Familie – mit Trauschein oder ohne –, Patchwork-Familie, alleinerziehende Mutter oder Vater, zwei Väter, zwei Mütter, auch die größere Gruppe ist möglich. Wenn wir von »Vater« sprechen, sind hier immer diejenigen gemeint, die die entsprechende Rolle übernehmen.

Und egal, wie »Vater« in eurem Fall genau aussieht, es gibt eine gemeinsame Grundlage, die für alle gleich ist: Wie gut sich alle Beteiligten – egal welchen Geschlechts und welcher Identität – schon vor der Geburt vorstellen können, eine Familie zu sein, sagt viel darüber aus, wie es später tatsächlich sein wird. Forscher nennen das »pränatale triadische Kompetenz« – und das sagt uns, dass Familie mitnichten erst mit der Geburt losgeht, sondern schon viel, viel früher. Die gute Nachricht ist: Wir können schon viel früher die Weichen richtig stellen, wenn wir die richtigen Informationen haben, um kluge Entscheidungen zu treffen.

Sich in die Welt mit Baby einzufühlen – das wirkt sich ein ganzes Leben lang positiv auf dieses Baby aus, auf seine Schwangerschaft, auf die Geburt, auf die sensible Phase des Wochenbetts und auch insgesamt auf die nächsten Jahre in der Familie! Wenn ein Baby in eine Familie geboren wird, die schon in der Schwangerschaft als Team funktioniert und sich in ihr Baby »einfühlt«, hat es das Kind später im Leben leichter1.

Kein Sex, kein Spaß, keine Freunde?

Seien wir ehrlich: Forschung zu Schwangerschaft, Geburt und früher Erziehung ist immer noch vor allem frauenzentriert, nur wenige Forscher*innen fragen überhaupt danach, wie es Vätern mit ihren Babys geht. Schaut man zum Thema emotionale Verfügbarkeit, kommen 300 Studien zu Müttern auf weniger als 50 Studien zu Vätern2.

Viele Forscher konnten unsere Fragen nur mit einem Achselzucken beantworten sowie mit der Aussage: »Wir wissen noch so wenig über Väter!« Alles, was wir sicher wissen, haben wir hier für euch zusammengetragen. Fakten statt Meinungen – das ist das Motto des artgerecht-Projekts und aller Bücher von Nicola Schmidt. In »Vater werden« haben wir erstmals ein Thema speziell für Männer aufbereitet, zusammen mit Co-Autor Klaus Althoff, selbst mehrfacher Vater und Führungskräfte-Coach.

In Umfragen geben viele Väter an, dass sie ständig ein schlechtes Gewissen haben, weil sie weder ihrem Job noch ihrer Familie gerecht werden – und sie selbst kommen dabei auch noch ständig zu kurz. Denn die gesellschaftlichen Anforderungen an einen »guten Vater« wachsen ständig. Gleichzeitig ist man sich selten einig darüber, was ein wirklich guter Vater für seine Kinder ist. Der Dreiklang von »Kein Sex – kaum Freunde – zu viel Stress« steht als blauer Elefant immer mit im Raum, wenn es um die Frage geht: »Wollt ihr Kinder?«

Dabei haben Väter – oder Vaterfiguren – eine immense Bedeutung für das Kind:

Wenn das Kind ein positives Vaterbild hat, ist es sicherer an seinen Vater gebunden, weniger ängstlich, weniger zurückgezogen oder schüchtern und – wie praktisch! – hat später in der Schule ein besseres Verhältnis zu seinen Lehrern.

Und genau das will dieses Buch: Vatersein auf wissenschaftlichen Grundlagen greifbar machen. Es ist das Buch für eine neue Generation von Vätern, die nicht einfach Meinungen folgt, sondern auf wissenschaftlich basierten Fakten eigene Entscheidungen treffen will. Die gute Nachricht ist: Es ist zum Glück gar nicht so schwer, von Anfang an ein guter Vater zu sein.

Die Grenzen haben sich verschoben

Bis vor 50 Jahren firmierte der Vater noch als unangefochtener gestrenger Familienvorstand, dessen Rolle nahezu ausschließlich darin bestand, das Familieneinkommen zu erwirtschaften. Seine Kinder sah er nach Feierabend oder am sonntäglichen Mittagstisch. Von diesen »abwesenden« Vätern wollten sich die 68er lösen. Und so wie ihre Ideale langsam in den gesellschaftlichen Mainstream einsickerten, veränderte sich auch unser Vaterbild. Inzwischen sind Väter bei der Geburt dabei, nehmen Elternzeit und wollen sich aktiv an der Erziehung ihrer Kinder beteiligen, während viele Mütter schon wenige Monate nach der Geburt wieder arbeiten gehen.

Heute bewegen wir uns vom Gehorsams-Haushalt zum Verhandlungs-Haushalt, jeder weiß, wie wichtig Bindung ist, und wir sind uns einig, dass auch Kinder Menschenrechte haben. Viele von uns arbeiten heute für ihre eigenen Kinder an einem Umgang, wie wir ihn uns als Kind selbst gewünscht hätten.

Doch Vorsicht: Oft sind die richtigen Entscheidungen völlig gegen das, was wir »intuitiv« getan hätten – weil Intuition sich eben aus Erfahrung speist und unsere Erfahrung oft nicht das ist, was wir wiederholen wollen.

Interessanterweise fängt das »Vatersein« nämlich schon lange vor der Geburt an. Wer schon in der Schwangerschaft einiges richtig macht, kann hinterher nicht mehr so wahnsinnig viel falsch machen. Aus Studien wissen wir: Wenn ein Vater schon in der Schwangerschaft Ideen, Träume und Fantasien hat, wie es mit dem Kind sein wird, ist er auch zugänglicher, wenn es geboren ist. Wer vor allem die »technische« Seite für sich in Anspruch nimmt, sich total in Karriere, Papierkram oder gar Hausbau verliert, hat es oft schwerer, in den »Babymodus« umzuschwenken, wenn es so weit ist.

NOT-TO-DO-LISTE  

Es ist viel zu tun – aber oft ist es schon super, wenn wir die falschen Dinge einfach sein lassen!

Deshalb haben wir in diesem Buch viele Not-to-do-Listen für euch zusammengetragen. Die wichtigste Not-to-do-Liste findet ihr gleich hier:

Was nicht funktionieren wird:

Frau, du kümmerst dich um das Baby, ich mach den RestDas wird schon irgendwieIch hab da ja eigentlich eh keine Aktien drinBesser nicht drüber redenAugen zu und durchArbeite hart, ernähre die FamiliePlatz da für den Ober-Checker!

Väter wollen es oft anders machen – aber wie? Und warum eigentlich?

»Warum willst du dich informieren, warum willst du es anders machen, als es dein Vater gemacht hat?«, hat der australische Forscher Richard Fletcher seine Väter auf einer Wöchnerinnenstation gefragt. Die Antworten, die er bekam, lauteten immer ähnlich: »Weil man das heutzutage erwartet, weil ich eine andere Beziehung zu meinem Kind will« und schlussendlich regelmäßig: »Vor allem, glaub mir, wenn ich es so mache, wie mein Vater, dann bringt meine Frau mich um!«

Das können wir sicher verhindern!

Gleichzeitig ist dies kein Buch mit Rezepten à la »Lassen Sie das Kind kontrolliert zwei Minuten schreien und dann jedes Mal eine Minute länger ...« Das ist alles völlig veraltetes Training (und eine Erziehungstechnik, die übrigens von Zirkustieren und Angstpatienten auf Babys übertragen wurde). Wir werden in diesem Buch mit aktuellen Forschungsergebnissen arbeiten und uns nicht mit längst überkommenen Techniken herumschlagen.

Familie auf einem neuen Level

Wir wollen Väter stark machen, ihren eigenen Weg zu finden – mit ihrem Kind, mit ihrer Familie. Denkt immer dran: Niemand kann euch sagen, was für euch richtig ist. Auch wir nicht!

Es gibt eine Menge Dinge, die man tun KANN. Aber das heißt nicht, dass ihr sie auch tun MÜSST. Lest das Buch, arbeitet damit, nehmt es auseinander, klebt eure Lieblingsseiten an den Kühlschrank, macht die wichtigsten Stellen zum Bildschirmhintergrund, postet persönliche Notizen dazu auf Instagram – und überlasst alles, was nicht zu euch passt, getrost anderen.

Dieses Buch ist keine Pflichtveranstaltung. Es ist mehr … ein Fluchtplan raus aus dem spaßfreien, pflichtbewussten, tonnenschweren verantwortungsvollen Vatersein – rein in die Liebe, den Spaß, das Selbstbewusstsein, das Mannsein und den Kontakt, rein in das Abenteuer Familie …

… und damit in das größte Abenteuer, das das Leben für uns bereithält. Los geht’s!

KAPITEL 1

DIE SCHWANGERSCHAFT

WAS HÄTTEST DU GERN VORHER GEWUSST?  

»… dass Kommunikation der Schlüssel ist! Nutzt die Schwangerschaft, um alles gut miteinander zu besprechen. Noch habt ihr dazu Zeit!« – Philipp»Babys und Mütter können keinen Stress gebrauchen. Und manchmal merkt man gar nicht, dass ganz normale Dinge jetzt schon zu viel sind« – Roman»Unsere Hebamme war so wichtig für die Geburt! Wir haben heute noch Kontakt zu ihr.« – Stefan»Der Geburtsort muss zu uns passen, vor allem zur Frau. Es gibt Klinik-Typen und Geburtshaus-Typen – und wir müssen herausfinden, welcher Typ wir sind.« – Oliver

Was beim Baby passiert

»Juchuh, schwanger!« oder »Oh nein! Schwanger!« – Wie auch immer die erste Reaktion auf den positiven Test ausfällt, jetzt ist es klar: Hier wächst ein Kind heran.

Mit welchem Verfahren auch immer – es haben sich eine Eizelle und eine Samenzelle getroffen, ob im Mutterbauch, in einer Petrischale oder in einer Leihmutter, und es beginnt die permanente Zellteilung. Hier wird es richtig spannend, denn wenn wir den kleinen Menschen beim Wachsen beobachten, können wir viel über uns selbst lernen, warum wir so sind, wie wir sind, und so funktionieren, wie wir funktionieren.

Die allerersten Anfänge unseres Kindes sind eher schlicht: In den ersten Wochen bildet sich erst ein Zellhaufen, der sich dann zu einem kleinen Rohr zusammenfaltet – es entsteht das »Neuralrohr«, in dem sich später das Zentralnervensystem befinden wird. Zusätzlich formt sich die Struktur, die sich später in Mund, Speiseröhre, Darm und Beckenbodenausgang differenziert – so haben wir alle uns einmal entwickelt.

In diesem Stadium der Menschwerdung hängen diese Strukturen noch sehr eng zusammen. Jetzt lässt sich verstehen, warum sich auch der Beckenboden bei der Geburt öffnet, wenn die Gebärende den Mund öffnet: Weil diese Strukturen eng miteinander verbunden waren und immer noch sind.

Wir wissen heute, dass einige Weichen im Leben des Kindes schon jetzt gestellt sind. Die Eltern vererben nicht nur ihre DNA, sondern auch ihre Epigenetik und damit auch ihre Erfahrungen (und die ihrer Eltern und Großeltern) an ihr Kind.

Gleichzeitig ist diese Epigenetik ein Leben lang veränderbar – die Schwangerschaft ist eine wichtige Phase dafür, aber auch noch die Kleinkindzeit und in gewissem Maße tatsächlich das ganze Leben.

Nach etwa vier Wochen ist unser Baby fünf Millimeter groß, es hat eine Wirbelsäule, ein Zentralnervensystem und ein Gehirn. Sein klitzekleines Herz hat begonnen zu schlagen. Bereits ab der sechsten Woche können wir das im Ultraschall sogar sehen.

Willkommen, kleiner Mensch!

Jetzt kommt auch der Zeitpunkt, an dem die ersten Eltern merken, dass ein Kind unterwegs ist – ups, wo bleibt die Regelblutung? Vielleicht verschiebt sie sich nur?

Gleichzeitig findet im Körper ein Sicherheitscheck statt: Ist der Fötus gesund? Wenn nicht, wird er mit einer verspäteten Regelblutung wieder gehen, wenn ja, dann merken wir nach etwa sechs bis sieben Wochen, dass jetzt wirklich was los ist.

Kuscheln für die Epigenetik

Ob wir wollen oder nicht, wir tragen die Erfahrungen unserer Vorfahren und unseres eigenen Lebens buchstäblich im Kern unserer Zellen – als epigenetische Markierungen, sozusagen durch die »geerbten« Erfahrungen unserer Eltern. Denn Änderungen der Genfunktion beruhen nicht immer auf einer Veränderung der DNA-Sequenz – etwa durch Mutation oder Rekombination – und werden dennoch an Tochterzellen weitergegeben. Wir sprechen dann von Epigenetik (Griechisch epí [darauf, daneben, bei, darüber] und génesis [Zeugung, Schöpfung]). Daher kann es hilfreich sein, zu wissen, was unsere Eltern und Großeltern erlebt haben, denn es findet sich in unseren Genen und in denen unserer Kinder wieder. Wenn unsere Eltern oder Großeltern massivem Stress ausgesetzt waren (zum Beispiel durch Hunger, Krieg, Flucht oder Vertreibung), müssen wir damit rechnen, auch selbst stark auf Stress zu reagieren. Und wenn wir diese Disposition nicht durch Therapie, Meditation oder andere Methoden bearbeiten, vererben wir sie weiter an unsere Kinder.

Die gute Nachricht: Epigenetische Markierungen können sich im Lauf des Lebens wieder ändern.

In Experimenten mit Ratten zeigten kanadische Forscher, dass sich das Verhalten gegenüber den eigenen Nachfahren vererbt: Wenn eine Rattenmutter das Junge fürsorglich behandelte, verhielt sich das Junge später auch seinen eigenen Nachkommen gegenüber sorgsam. Wird eine Mutterratte jedoch massivem Stress ausgesetzt, reagieren ihre Kinder auch dann später stark auf Reize, wenn sie selbst nie starken Stress erfahren haben. Doch wenn gestresste Rattenkinder von wenig gestressten Ratten-Adoptivmüttern viel geleckt und gekuschelt wurden, schaltete sich das »Stress-Gen« offenbar wieder ab.

Nun kann man Rattenmüttern nicht sagen: »Kuschel mit deinem Kind, auch wenn du selbst gestresst bist.« Aber wir Menschen können uns möglicherweise gezielt verhalten, um zu entscheiden, welche genetischen Marker wir an unsere Kinder weitergeben oder nicht. Und damit können wir Verantwortung dafür übernehmen, wie unsere Kinder und Enkelkinder ihr Leben in die Hand nehmen.

Eltern und Großeltern vererben ihre DNA und ihre Erfahrungen an das Kind.

Nix über fünf Kilo und kein Stress

WAS HÄTTEST DU GERN VORHER GEWUSST?

»Im Schwangerschaftsbusiness dreht sich erst mal alles um Mutter und Kind. Wir Männer müssen unsere Rolle aktiv suchen – natürlich gemeinsam mit der Mutter des Kindes, denn unser Job besteht vor allem darin, sie zu unterstützen.« – Carsten»Meine Frau hatte sich gewünscht, dass ich keinen Alkohol trinke, damit es für sie leichter ist. Erst war ich ganz schön genervt, aber dann habe ich es einfach durchgezogen und es hat sich richtig gut angefühlt.« – Morton»… dass wir die Hälfte unserer Babyausstattung nicht gebraucht hätten!« – Alexander

Was beim Baby passiert

Mit Beginn des vierten Monats geht für viele Paare das Babyprojekt so richtig los. Die Sorgen, das Kind in den ersten zwölf Wochen vielleicht doch noch zu verlieren, lösen sich auf und auch die Übelkeit, die viele werdende Mütter in den ersten Wochen quält, endet meist mit Beginn oder in der ersten Hälfte des vierten Monats.

Und das Kind entwickelt sich in rasantem Tempo: In den kommenden sechs Wochen wächst es von der Größe eines Tischtennisballs auf die einer Mango heran. Es sieht bereits aus wie ein richtiges Baby, nur eben sehr viel kleiner – im Gesicht eine süße Stupsnase, ausgeformte Lippen und Augen, die sich öffnen und schließen. Das Baby erprobt bereits seine Mimik, indem es beispielsweise die Stirn runzelt.

Es schluckt Fruchtwasser, das es über die Nieren filtert und wieder ausscheidet. Aus Rückständen des Fruchtwassers bildet sich in seinem Darm bereits jetzt der erste Kot, das sogenannte Mekonium. Es ist dunkelgrün, fast schon schwarz und wird daher auch »Kindspech« genannt. Ausgeschieden wird es erst kurz nach der Geburt. Für Windelfrei-Väter kann es ein erster Kontakt mit dem Thema »Wie erkenne ich, dass mein Kind muss?« sein, wenn sie die erste Ausscheidung des Babys in Empfang nehmen.

Noch hat das Baby viel Platz im Bauch der Mutter. Daher spürt diese seine Strampelbewegungen in der Regel auch noch nicht. Beim Baby wechseln sich kurze Aktivphasen mit Ruhephasen ab. Es gähnt, führt seine Händchen zum Mund und kann auch schon am Daumen lutschen. Seinen Tastsinn schult es, wenn es mit der Nabelschnur spielt. Zwillinge beginnen jetzt bereits, miteinander zu spielen, wenn sie sich vorsichtig, aber zielgerichtet, im Mutterleib berühren.

»Hallo – ich bin dein Mini-Mensch!«

Im Verlauf des vierten Monats wird der Körper des Babys komplett mit einem weichen Haarflaum bedeckt – dem sogenannten Lanugohaar. Zu jedem Haar gehört eine Talgdrüse, die eine fettige Substanz produziert, die sogenannte Käseschmiere. Sie schützt die Haut und sorgt dafür, dass sie im Fruchtwasser nicht schrumpelig wird. Bis zur Geburt werden Lanugohaar und Käseschmiere zum größten Teil verschwinden. Bei manchen Säuglingen ist der weiche Flaum bei der Geburt noch zu größeren Teilen vorhanden, fällt dann aber in den ersten Lebenswochen aus.

Auch die Geschlechtsorgane sind jetzt klar zu erkennen. Ihr könnt beim zweiten Ultraschall, der zwischen der 19. und 22. Woche gemacht wird, erfahren, ob euer Kind ein Mädchen oder ein Junge ist. Entscheidet gemeinsam, ob ihr es wissen wollt oder lieber überrascht werdet.

Inzwischen haben sich aus dem Knorpelgewebe auch Knochen entwickelt, die langsam stärker und fester werden. Im Vergleich zu erwachsenen Menschen bleiben die Knochen bis zur Geburt sehr flexibel. Das wird dem Baby beim Weg durch den engen Geburtskanal helfen.

Mit deiner warmen Hand auf dem Babybauch erreichst du schon jetzt dein Kind.

Kontakt aufnehmen

Die Fachleute nennen den Embryo übrigens spätestens ab Beginn des vierten Monats Fötus. Das klingt beides ziemlich unpersönlich. Viele Eltern lassen ihrer Fantasie freien Lauf und überlegen sich einen liebevollen Kosenamen für ihr ungeborenes Kind, damit sie besser über das Baby reden oder es direkt ansprechen können.

Das macht viel Sinn, denn mit Beginn des fünften Monats (17. Woche) beginnt das Baby zu hören. Es nimmt jetzt Stimmen, Geräusche oder Musik von außen wahr. Die Stimmen von Mama und Papa sind schnell vertraut und wirken beruhigend. Bei plötzlichen lauten Geräuschen erschreckt das Ungeborene. Eltern können gern viel und liebevoll mit ihrem Kind sprechen. Auch wenn es die Worte nicht eins zu eins versteht, kommt die Message an: »Wir freuen uns auf dich!« »Wir sind da und passen gut auf dich auf.« »Du kannst dich in Ruhe entwickeln.« Auch sanfte Musik scheinen ungeborene Babys zu lieben und den Gesang der Mutter oder des Vaters.

Dies ist eine gute Zeit, um als Vater Kontakt zum Kind im Bauch der Partnerin aufzunehmen. Das dürfen Väter ruhig wörtlich nehmen. Wenn die Partnerin damit einverstanden ist, kann es sehr schön sein, die Hände sanft auf den noch kleinen Mutterbauch zu legen. Denkt an kalten Tagen daran: Für die Schwangere ist es angenehmer, die Handflächen vorher aneinander zu reiben oder auf eine andere Weise anzuwärmen! Es reicht völlig, wenn die Hände still auf dem Bauch liegen und wir mit ruhiger, liebevoller Stimme mit unserem Kind sprechen. Der Klang einer Männerstimme, die Liebe, Ruhe und Sicherheit ausstrahlt, kann sowohl Mutter als auch Kind verzaubern, also keine Schüchternheit! Sich beim Sprechen das Baby vorzustellen, kann es einfacher machen. Wir können die Augen schließen und vor unserem inneren Auge unser Kind sanft berühren und in die Arme schließen, während wir sprechen. Es kommt ja mehr auf den Klang als auf den Inhalt der Worte an, daher ist Singen oder Summen eine super Alternative. Diese Kontaktaufnahme kann eine schöne Gelegenheit sein, Kinderlieder auszugraben, die uns in der eigenen Kindheit schon gut gefallen haben und sie für unser ungeborenes Kind zu singen – so können wir zugleich ein erstes Repertoire für unsere Zeit mit Kind aufzubauen. Auch mit anderen Menschen können wir über unser Kind sprechen: Mit Eltern und Geschwistern oder Freunden. Dabei muss nicht immer alles »eitel Sonnenschein« sein. Klar, freuen wir uns auf unser Kind, aber vielleicht machen wir uns auch immer wieder Gedanken oder haben Sorgen. Die brauchen wir nicht zu verschweigen. Im Gegenteil: Wenn wir sie aussprechen, fällt uns oft ein Stein vom Herzen und wir können plötzlich wieder frei atmen, klarer denken und uns Lösungswege überlegen. Vielleicht helfen uns auch unsere Gesprächspartner mit eigenen Erfahrungen oder interessanten Perspektiven weiter.

Haptonomie: Sanfte Berührungen

Um mit dem Baby in Kontakt zu gehen, kann auch Haptonomie, die »Lehre von der Berührung«, ein schöner Weg sein. Haptonomie ist eine alternativmedizinische Technik, die wissenschaftlich kaum erforscht ist und von den Krankenkassen nicht übernommen wird. Sie wird vor allem in Frankreich praktiziert, aber auch in Deutschland gibt es Angebote. Ein Therapeut zeigt dabei den Eltern, wie sie mit ihren Händen über die Bauchdecke mit dem Baby Kontakt aufnehmen können. Der Vater lernt hier viele Möglichkeiten, durch gezielte, sanfte Berührungen beim Baby, bei der Mutter und bei sich selbst für Wohlbefinden zu sorgen.

Auch Geschwisterkinder können unter elterlicher Anleitung über Haptonomie Kontakt zum Baby aufnehmen. Das kann ihnen helfen, das Geschwisterchen schon kennenzulernen, wenn es noch in Mamas Bauch ist. Geschwister, die nicht wollen, brauchen natürlich nicht mitzumachen.

Der Begründer der Haptonomie, Frans Veldman, benannte den haptonomischen Kontakt als psychotaktilen, affektiv-bestätigenden Kontakt14. Dieser Kontakt der Eltern zum ungeborenen Kind sowie der Kontakt der Eltern zueinander wird von Geburtsfachleuten als »sehr berührend und freudvoll« beschrieben.

  YOU HAVE A NEW MESSAGE

»Ich bekomme alles mit, was Mama fühlt. Besonders wenn sie Stress hat, wird es auch für mich schwierig. Papa, bitte hilf ihr, sich sicher zu fühlen. Was Mama erlebt, prägt meine Persönlichkeit schon jetzt.«

Übung: Post für dich!

Wie kommuniziert man mit jemandem, der (noch) nicht da ist? Früher schrieben die Menschen Briefe, heute vielleicht eine E-Mail oder eine Kurznachricht. Ob Mail, Kurznachricht oder Brief – all das setzt im Gehirn interessante Prozesse in Gang.

Wenn wir einen Brief schreiben, öffnet sich oft ein Kanal zu unserem Unterbewussten. Wir können mehr sagen, als uns in einem Gespräch über die Lippen gehen würde. Wir können uns nachweislich das, was wir sagen wollen, besser vorstellen, zurechtlegen und uns später sogar besser daran erinnern. Besonders das Schreiben mit der Hand aktiviert Gehirnareale, die dazu führen, dass wir uns intensiv mit einem Thema beschäftigen – und uns unsere Gedanken besser merken und sie besser formulieren können. Und wenn unser Gegenüber ein ungeborenes Kind ist, gibt es kaum etwas Besseres, als ihm einen Brief zu schreiben.

Wer jetzt sofort loslegen will – nur zu! Ab an den Schreibblock und los geht’s. Für alle anderen noch ein paar Ideen, die helfen können:

1. Schreib den Brief erst mal nur für dein Kind und dich. Du musst es niemandem sagen und ihn niemandem zeigen. Schreib ihn allein. Du kannst hinterher immer noch den Impuls haben, diesen Brief jemandem vorzulesen oder mit jemandem zu besprechen. Aber es hilft beim Schreiben enorm, wenn wir das Gefühl haben, uns in einem geschützten Raum zu bewegen, der nur uns allein gehört und in den niemand eindringen kann.

2. Nimm dir nicht zu viel und nicht zu wenig vor. Eine dreizeilige WhatsApp gibt dem Gehirn kaum genug Zeit, sich einzufühlen. Wenn wir uns hingegen vorstellen, mindestens drei Seiten zu schreiben, kann das zu Schreibblockaden führen. Was fühlt sich machbar und gut an? Eine handschriftliche halbe Seite? Eine Seite am Rechner? Beides ist okay.

3. Wenn du nicht weißt, wie du anfangen sollst, können dir folgende Ideen helfen. Denk daran, dass du ehrlich sein darfst – zum Leben gehören positive wie negative Gefühle, Erinnerungen, Gedanken. Dies muss kein plüschiger Instagram-Post werden, es geht darum, mitzuteilen, was jetzt und hier wirklich ist:

Als ich erfahren habe, dass du da bist, fühlte ich mich zuerst … und dann …Worauf ich mich am meisten freue, wenn du erst einmal da bist, ist …Wovor ich derzeit am meisten Respekt habe, ist ...Mein eigener Vater war für mich ... Ich möchte für dich sein …

Heb den Brief erst einmal auf. Wenn du ihn am Rechner geschrieben hast, ist es für das Gehirn gut, ihn auszudrucken und noch mal ausgedruckt zu lesen. Die Dreidimensionalität spricht noch mal ganz andere Areale an als Notizen auf einem Tablet. Wenn du möchtest, kannst du den Brief jederzeit herausholen, lesen oder gar weiterschreiben. So schaffst du einen eigenen Raum für dich und dein Kind.

In dem Schweizer Dokumentarfilm »Die Geburt eines Vaters« sagt der junge Vater François: »Da war vor allem das Gefühl, dass man bereits mit dem heranwachsenden Kind kommunizierte. Man spürte, dass er auf unsere Stimmen, auf unsere Handbewegungen reagierte. Das war eine schöne Zeit, die wir da zu dritt erlebten.«

Der Vater kann durch Haptonomie manchmal sogar Bewegungen des Kindes spüren, die die Mutter gerade nicht spürt, und baut dadurch eine ganz eigene Verbindung zum Baby im Bauch auf. Für viele Väter sind die Sitzungen der Haptonomie kleine Oasen im hektischen Alltag, in denen sie ganz in Ruhe und bewusst Kontakt mit ihrem Baby aufnehmen können.

Der erste Hebammentermin

Im vierten Monat steht für die Schwangere der erste Besuch bei der Hebamme an. Für Paare macht es Sinn, sich vorher zu überlegen, ob der Vater mitkommt. Hebammen bestätigen, dass die Präsenz des Partners vielen Frauen hilft. Auch für die Väter ist es gut, beim Hebammentermin zu erfahren, was ihre Partnerin bewegt und welche Empfehlungen ihr die Hebamme gibt. Außerdem können sie ihren eigenen Wissensdurst stillen. Es empfiehlt sich also, seine Partnerin zu fragen, was für sie gut ist, und dann mit der Hebamme abzuklären, ob und wann der Vater bei den Hebammenterminen dabei sein kann. Ein Tipp aus der Praxis: Manche Hebammen geben den Vätern die Gelegenheit, auch mal die Herztöne des Babys abzuhören. Das kann eine tolle Erfahrung sein, die es dem Vater ermöglicht, seinem Kind noch etwas näher zu kommen. Die Vaterschaft wird so irgendwie »greifbarer« – also einfach mal nachfragen!

Geburtsvorbereitungskurs

Geburtsvorbereitungskurse waren früher bei manchen Männern als »Hechelkurse« verschrien und standen eher nicht oben auf ihrer Liste. Das hat sich glücklicherweise geändert, denn wir wissen, dass die Geburt von Eltern positiver wahrgenommen und besser bewältigt wird, wenn der Vater an einem Vorbereitungskurs teilgenommen hat (am besten läuft es übrigens, wenn er zusätzlich noch einen speziellen Vätervorbereitungskurs macht). Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass sich der Fokus der im Kurs behandelten Themen langsam verschiebt – von reinen Mütterthemen hin zu Themen, die die Väter bewegen. Während Geburtsvorbereitungskurse früher ausschließlich oder weitgehend für werdende Mütter gedacht waren und die Männer bestenfalls an einem oder zwei der Termine teilnehmen konnten, gibt es inzwischen Kurse, die komplett für Paare ausgelegt sind. Diese Kurse bieten meist einen Mix aus Paarterminen und getrennten Veranstaltungen.

Geburtsvorbereitungskurse werden in der Regel von Hebammen durchgeführt und auch von Geburtshäusern und Kliniken angeboten. Sie umfassen meist zwölf bis 14 Kursstunden, die in Einzel- oder Doppelstunden abgehalten werden. Der günstigste Zeitraum, mit einem Kurs zu beginnen, liegt zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche. Also ist jetzt ein guter Zeitpunkt, sich zu informieren und rechtzeitig zu buchen.

Aber brauchen wir denn so einen Kurs? Ja, braucht ihr! Eltern sind Amateure, die bei der Geburt quasi mit einem Formel-1-Boliden in ein Rennen auf Leben und Tod geschickt werden, und es ist verdammt gut, sich vorher mal mit den Regeln und der Strecke vertraut zu machen.

NOT-TO-DO-LISTE

Abstand halten von Mutter und Babybauch.Die Liebe zum Kind erkennt man am Preis der Ausstattung. Arbeite hart, ernähre die Familie.Für unverheiratete Väter: Um Vaterschaftsanerkennung und Sorgerecht kümmere ich mich, wenn das Kind da ist.

Wissenschaftscheck

Rosarot und Himmelblau – was das Geschlecht wirklich macht

Jemand hat einmal zu Nicola gesagt, Mädchen mögen rosa, weil das die Farbe reifer Beeren sei, und Jungs mögen blau, weil der Himmel mit dieser Farbe »prächtiges Jagdwetter« anzeige. »Ah!«, dachte sie damals, »okay, das wäre möglich!« Natürlich ist das fröhlicher Unsinn – und hat nichts mit artgerechtem Leben zu tun.

So verlockend das klingt, diese Konzepte sind nicht nur falsch, sie sind auch sehr, sehr neu. Archäologische Funde zeigen uns, dass durchaus Männer mit Schmuck und Nähnadeln bestattet wurden, neben Frauen, die mit Waffen und Handwerkszeug im Grab liegen15. Wer war jetzt jagen und wer hat die Kittel geflickt? Im Paläolithikum dürften sich die Geschlechter je nach Klima, Nahrungsvorkommen und Gruppengröße sehr stark abgewechselt haben mit Jagen, Sammeln, Nähen, Kämpfen und Kinder hüten.

Und die Argumentation geht dann ja fröhlich den nächsten Schritt weiter, von der Farbe in die Geschlechterstereotype: Jungs sind wild, damit sie Jäger werden, Mädchen brav, damit sie später Kinder großziehen und Liedchen trällernd Waldbeeren sammeln.

Wissenschaftlich kann man sagen, dass Jungs sich tatsächlich an einigen Stellen anders entwickeln als Mädchen – obwohl niemand genau weiß, woran das liegt. Klar ist: Jungen sind vor allem empfindlicher, solange sie im Mutterbauch sind. Einer israelischen Langzeitstudie16 sowie einem großen Überblicksstudie zufolge17 hat ein männlicher Fötus eine um 70 Prozent höhere Gefahr für eine Frühgeburt, verursacht durch häufigere vorzeitige Wehen und einen vorzeitigen Blasensprung. Schwangere, die einen Jungen erwarten, bekommen eher Schwangerschaftsdiabetes und damit ein großes Baby, das zu weiteren Komplikationen unter der Geburt führen kann. Als Neugeborene sind Jungen häufiger krank und sie werden als Kleinkinder im Schnitt drei Monate später trocken als Mädchen. Sie brauchen oft viel Kontakt zu ihrer primären Bindungsperson und in diesem Fall viel Zeit und Einfühlsamkeit, um sich beispielsweise an eine neue Betreuungsperson zu binden.

Was heißt das für uns Eltern?

Wenn wir auf das Geschlecht unseres Kindes schauen, dann sollten wir vor allem dies wissen: Farben sind eine reine Frage des Geschmacks und Jungs sind keinesfalls das starke Geschlecht, sondern besonders im Mutterbauch, als Babys und als Kleinkinder empfindlich und empfindsam. Wir sollten allen Kindern, auch unseren Jungs, die Zeit zubilligen, die sie brauchen, um zu reifen und sich im Schutz unserer Fürsorge bestmöglich zu entwickeln.

Was ist mit intersexuellen Kindern?

Etwa eins von tausend Neugeborenen lässt sich keinem biologischen Geschlecht zuordnen und gilt damit als intersexuell. Hinter dem Begriff stehen sehr unterschiedliche biologische Phänomene, die einfach zu Varianten der Geschlechtsentwicklung jenseits von »männlich« und »weiblich« führen. Bis vor kurzem konnte man Kinder trotzdem nur als »Mädchen« oder »Junge« beim Standesamt anmelden – was Teil einer unguten Kaskade von Festlegungszwängen war, die oft damit endete, dass schon Neugeborene auf ein Geschlecht umoperiert wurden. Diese Praxis ist mittlerweile rechtswidrig: In Deutschland können Eltern seit der Neuregelung des Personenstandsgesetzes 2009 auch darauf verzichten, in die Geburtsurkunde das Geschlecht aufzunehmen (§ 59 Absatz 2 PStG). Und seit dem 22. Dezember 2018 muss das Standesamt auch den Geschlechtseintrag »divers« anbieten.

Betroffenenverbände fordern, dass intersexuelle Neugeborene weder zwangsoperiert werden noch Hormone bekommen. Je jünger die Kinder sind, wenn sie von Eltern und Medizinern auf ein Geschlecht festgelegt werden, desto größer die psychischen und körperlichen Schäden. Fachleute empfehlen daher zu warten, bis die Kinder sich selbst entscheiden können, welches Geschlecht sie wählen, oder ob sie bleiben, wie sie sind.

Schaff dir einen Clan

Überhaupt ist der Geburtsvorbereitungskurs eine ideale Gelegenheit, unseren Clan zu erweitern und Gesprächspartner zu finden. Oft tun sich unsere Freunde, die vielleicht noch keine Kinder haben, schwer, unsere Baby-Euphorie oder auch unsere Sorgen zu teilen. Man will ja auch nicht nerven mit den ständigen Schwangerschaftsgeschichten. Hinzu kommt, dass sie manchmal schlichtweg nicht die Kompetenz haben, uns zu verstehen oder zu beraten – denn sie kennen die Situation einfach noch nicht. Umso wichtiger ist es, dass wir uns Menschen suchen, die sich mit denselben Themen beschäftigen wie wir, mit denen wir über Kreißsäle, Geburtshäuser, Ultraschall und Erstausstattungswahn reden können – und die finden wir im Geburtsvorbereitungskurs. Warum also nicht mal ein zwangloses Treffen organisieren? Gern gemeinsam mit den Müttern oder auch mal nur unter Männern. Wer weiß, ob nicht sogar Freundschaften daraus entstehen, denn gemeinsame Themen wird es in den kommenden Monaten und Jahren zur Genüge geben.

Geburtsvorbereitung für queere und Transgender-Eltern

Das queerfeministische Hebammenkollektiv Cocoon in Berlin bietet Geburtsvorbereitung, Geburt und Beckenbodengesundheit für queere, transidente und nicht-binäre Menschen an. Außerdem gibt es dort Fortbildungen für Fachleute und eine umfangreiche Studiensammlung zu sicheren Geburten für BIPoC-, Queer- und Transgender-Eltern. Sie begleiten Menschen vom Kinderwunsch über Schwangerschaft und Geburt bis hin zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes. Mehr Infos auf der Webseite https://www.cocoon-hebammenkollektiv.de.

»Simplify your Life« oder »Shopping!«

Okay, reden wir über Dinge. Eltern geben bis zu 6000 Euro für die Erstausstattung ihres Babys aus – da heißt es genau überlegen, was davon sinnvoll ist. Vieles kann man aus zweiter Hand kaufen. Das hat den Vorteil, dass eventuelle Chemikalienrückstände schon ausgedampft oder herausgewaschen sind. Wer nicht im Geld schwimmt, sollte auf Qualität achten – wer billig kauft, kauft oft zweimal. Davon abgesehen geht Sicherheit immer vor Preis.

Die nächste Regel lautet: Babys brauchen sehr wenige Dinge und sehr, sehr viel Zeit und Zuwendung. Viele Eltern machen sich lange Abende Gedanken über den neuen Familienkombi oder suchen händeringend eine größere Wohnung, weil ein Kinderzimmer benötigt wird. Und lenken ihre Aufmerksamkeit damit von den wirklich wichtigen Fragen ab – schauen wir also genau hin.

Ein Kinderzimmer braucht das Baby erst sehr, sehr viel später, das hat noch ein oder sogar zwei, drei Jahre Zeit – wenn man überhaupt an das Konzept »Kinderzimmer« glaubt. Muss es also wirklich die große Wohnung oder der Hausbau sein? Das kostet viel Geld, Zeit und Energie. Und nicht vergessen: Gestresste Schwangere kriegen gestresste Kinder – das wiederum kostet unfassbar viel Zeit in den ersten Jahren. Ob ein neues Auto sinnvoll ist, lässt sich noch gar nicht sagen – es kann eine schreckliche Fehlinvestition sein, wenn man mit einem Kind gesegnet wird, das jedes Mal in der Babyschale nach fünf Minuten so fürchterlich anfängt zu weinen, dass man am Ende besser eine Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel gekauft hätte.

Aber was brauchen wir?

Wir brauchen vor allem Menschen. Menschen, die uns zeigen, wie man stillt, trägt und wickelt (oder abhält, wenn ihr windelfrei machen wollt – siehe »Windelfrei – vom Vater zum Kind«, >). Das heißt im Klartext: Ihr braucht eine Hebamme fürs Wochenbett. Zugegeben, es ist jetzt schwer, sich vorzustellen, warum sie so wichtig ist, aber in einem halben Jahr seid ihr froh, wenn ihr auf ihre Unterstützung bauen könnt. Sehr hilfreich sind außerdem eine Stillberaterin oder Beraterin für Formula-Ernährung (wenn ihr Muttermilchersatz füttert), eine Trageberaterin (für eine coole Babytrage, die korrekt sitzt – moderne Väter schieben nicht!), eine Windelfrei-Beraterin wenn ihr windelfrei machen wollt, außerdem eine Hilfe im Haushalt, Besuch, der Essen mitbringt, und Vertraute, die man auch morgens um halb vier anrufen kann, wenn man unrasiert und mit den Nerven am Ende gerade hinter sich eine Tür zuknallen will und Hilfe braucht.

Ihr Väter braucht Bindung – zu eurem Kind und zu eurer Frau, die bald eine Mutter und in vielerlei Hinsicht anders sein wird, als ihr es kennt. Dafür braucht ihr vor allem gemeinsame Zeit. Also statt Hausneubau vielleicht lieber verlängerte Elternzeit? Statt Probefahrt lieber einen Beratungstermin für die richtige Familientrage?

Natürlich braucht ein Baby ein paar Babysachen – aber hier dürfen sich Minimalisten und Shopping-Master gleichermaßen nach Herzenslust austoben. Wen Shopping entspannt und wer damit leben kann, dass er vieles davon nicht brauchen wird – super, geht einkaufen! Wer es einfach mag, kann ebenfalls voll auf seine Kosten kommen. Dazu haben wir eine Erstausstattungsliste für euch zusammengestellt, auf der ein paar Dinge stehen, die man sonst wahrscheinlich eher nicht im Haus hat (siehe >).

Was Babys brauchen: Körperkontakt und Zeit.

Wo schläft das Kind?

Die UNICEF empfiehlt, dass jedes Kind im Zimmer seiner Eltern schläft, um das Risiko des plötzlichen Kindstods (das ungeklärte plötzliche Versterben von Kindern unter 36 Monaten) zu reduzieren. Bei den Eltern werden die Kinder auch öfter gestillt oder gefüttert, was gut für ihre Entwicklung ist. Väter, die mit ihren Babys nachts im gleichen Zimmer oder sogar im Familienbett schlafen, sind tagsüber selbstbewusster im Umgang mit ihren Kindern. Besonders wer lange von zu Hause fort ist und arbeitet, profitiert von den gemeinsamen Nächten und kann hier Kontakt und Bindung nachtanken.

Vorsicht: Wer raucht, sehr tief schläft oder übergewichtig ist, Medikamente nimmt oder Drogen konsumiert, gehört nicht neben ein Baby. Das schläft dann besser neben dem anderen Elternteil oder im Beistellbett, das sich auf exakt dieselbe Höhe einstellen lässt wie die Matratze der Eltern.

SO SIEHT ES

NICOLA | KLAUS

In fünf Schritten zu deinem Väterkreis

Männern tut der Kontakt zu anderen Männern gut. Das gilt ganz besonders für Väter und werdende Väter. Denn die Schwangerschaft und unser Familienprojekt bringen es mit sich, dass wir uns sehr viel mit unserer Partnerin austauschen. Das ist auch völlig richtig. Wir können unser Bild aber durch Männer-Perspektiven, die wir von anderen Vätern bekommen, noch zusätzlich bereichern.

Allerdings müssen wir etwas dafür tun, dass wir einen Väterkreis bekommen. Ansonsten kann es schnell passieren, dass wir in einer Welt von Männerkonkurrenz, Einzelkämpfertum und Pärchenbildung steckenbleiben. Mit diesen fünf Schritten bauen sich viele Väter ihre ganz persönliche Väterbande auf:

1. Ruf fünf Väter an, die du kennst. Das können Freunde sein oder Arbeitskollegen, die du magst. Frage sie, wie sie es schaffen, sich in ihrer Welt zwischen Kindern, Frau und Beruf noch mit anderen Männern auszutauschen. Wenn es sich gut anhört, mach es einfach nach oder frag, ob du dabei sein kannst. Lautet die Antwort »gar nicht«, dann verabredet euch. Schau, ob du diesen Vater in deinen Kreis einbeziehen kannst. Tipp: Triff dich möglichst bald nicht nur zu zweit, sondern bring andere Väter mit und lass den Kreis wachsen.

2. Schau in deiner Familie nach Vätern. Hast du Brüder, Schwäger oder Cousins, mit denen du dich gern austauschst? Wenn ja, verfahre mit ihnen genauso wie mit den Freunden und Arbeitskollegen. Wichtig: Fang an, die Gruppen zu vermischen. Verabredet euch nicht nur zum Reden, sondern tut auch etwas zusammen: Fußball spielen oder Grillen im Park oder streicht gemeinsam die Wohnung eines Mannes aus eurer Väterrunde. Gemeinsam etwas mit den eigenen Händen zu schaffen, stärkt die Verbindung – oft entstehen dabei die tollsten Gespräche.

3. Wie steht es mit deinem eigenen Vater? Wir können extrem viel von älteren Vätern lernen – auch wenn wir bestimmt vieles anders machen werden als sie. Oft sind wir überrascht, an welchen Stellen wir Spannendes in Erfahrung bringen. Wenn du dir deinen eigenen Vater nicht in dieser Rolle vorstellen kannst, ist das okay. Hast du Onkel oder väterliche Freunde, Mentoren, Wegbegleiter, Eltern von alten Freunden oder vielleicht Trainer aus dem Sportverein, mit denen du sprechen könntest? Achtung: Achte darauf, dich mit Männern zu umgeben, die positiv und wertschätzend mit dir und den anderen Männern umgehen. In unserer Väterbande können wir keine Konkurrenz und keine Platzhirsche gebrauchen. Geh mit gutem Beispiel voran und sprich es auch offen an: Hier ist jeder Vater willkommen. Jeder ist okay. Es geht uns nicht darum, den anderen schlaue Ratschläge zu erteilen, sondern zu berichten, was wir selbst erlebt haben und wie es uns damit ergangen ist. Seid ehrlich miteinander, sprecht von Herzen und berichtet auch von Zweifeln, Wunden und Niederlagen.

4. Buche einen Geburtsvorbereitungskurs, an dem Väter gleichberechtigt teilnehmen. Sprich die anderen Männer schon beim ersten Treffen an. Gründet eine Gruppe in einem Messengerdienst und verabredet euch im Kursverlauf mindestens zwei Mal, ohne dass eure Frauen mit dabei sind.

5. Denk von nun an bei jedem Vater, den du triffst, an deinen Väterkreis. Wie wäre es, wenn er dabei wäre? Wenn es sich gut anfühlt, lad ihn einfach ein. Viele Väter erleben, dass sich ihr Väterkreis zu einem Freundeskreis von Männern entwickelt, die sich zwanglos treffen, spielen, quatschen und Spaß an einer Auszeit unter Männern haben. Andererseits kann es auch sein, dass ihr euch ganz bewusst als Väterkreis vesteht und euch über Themen austauscht, die ihr euch vorher überlegt. Vielleicht wird es beides geben, vielleicht bringt ihr später eure Kinder zu den Treffen mit. In jedem Fall werdet ihr ein starkes männliches Kraftfeld haben, dass euch durch euer Vatersein hilft und euer Leben bereichert.

Wie ist das Kind unterwegs?

Wir können unser Baby tragen oder schieben – und im Idealfall tun wir beides. Die Zeiten sind vorbei, als Eltern Grabenkämpfe darüber ausgefochten haben, ob ein Tragetuch besser ist als ein Kinderwagen. Heute tun wir das, was das Baby braucht und was zu uns passt. Viele, besonders sehr kleine, Babys werden besser getragen – es stärkt die Bindung zum Kind und die motorische Entwicklung der Kleinsten, wir haben die Hände frei, Babys Verdauung wird angeregt und es schläft besser. Wenn das Kind größer und schwerer wird, steigen viele Eltern auf den Kinderwagen um. Der ist super, solange das Baby darin glücklich ist. Es wird weinen, wenn es mehr Kontakt braucht, und dann gehört es kompromisslos und immer auf den Arm, in die Trage oder ins Tuch.

Im Kinderwagen sollte das Kind flach liegen können – es aber so wenig wie möglich tun. Wichtig für Papas: Achtet auf einen höheren Griff für größere Männer und auf Fußfreiheit auch mit langen Beinen, sonst wird das Schieben schnell zur Qual. Auch ein breiter Radstand und beidseitige Bremsen haben sich bewährt.

Auch Väter tragen!

Früher war Tragen Sache der Frauen, aber seit Brad Pitt medienwirksam seine Kinder vor dem Bauch durch Hollywood geschaukelt hat, sind auch immer mehr Väter dabei. Manche sagen »Tragen ist das Stillen der Väter« und meinen damit, dass Tragen ganz stark dazu beiträgt, einander kennenzulernen und sich ineinander zu verlieben.

Bei Tragehilfen gibt es unendlich viele Varianten: Manche Väter binden sich am liebsten wie ein alter Seemann ein Tragetuch um, weil sie das so einstellen können, dass es ihnen perfekt passt und es sich auch zu einer Hängematte, als Schattenspender oder Wickelunterlage umfunktionieren lässt. Andere ziehen eine Tragehilfe vor, die sie sich wie einen Treckingrucksack umschnallen können. Wichtig ist allein, dass es für Baby und Papa bequem ist und so einfach, dass sie es gern benutzen. Dann ist eine Tragehilfe ein perfekter Ort, um einen unruhigen Säugling zur Ruhe zu bringen, damit Mama mal eine kleine Auszeit hat und Vater und Kind miteinander bekannt werden.

Falls ihr mit dem Baby Auto fahren wollt, braucht ihr eine Babyschale. Diese darf nur für – möglichst kurze – Autofahrten verwendet werden, sie ist kein Schlaf- oder Aufenthaltsort für einen Säugling. Das Kind liegt darin anatomisch so ungünstig, dass es sich negativ auf seine Entwicklung auswirkt, wenn es zu viel Zeit in dieser Position verbringt. Das Baby sollte immer mit dem Rücken zur Fahrtrichtung transportiert werden, damit bei einem Aufprall der schwere Kopf nicht nach vorn schnellt und die Wirbelsäule verletzt (wer auch später noch auf Nummer sicher gehen will, kauft seinem Kleinkind einen Reboarder, in dem es noch einige Jahre rückwärts und dadurch sicherer auf der Rückbank Platz nehmen kann).

Kleiner Projektmanagement-Tipp

Wer Babys auf dem Beifahrersitz transportieren möchte, muss unbedingt den Beifahrer-Airbag ausschalten. Ein sich öffnender Airbag ist für einen Säugling lebensgefährlich! Am besten jetzt schon prüfen, ob und wie das geht, damit ihr nicht auf dem Nachhauseweg nach der Geburt mit schwitzigen Fingern im Bordhandbuch suchen müsst.

WAS IM MANN PASSIERT

Karriere, Kinder, Haus und Hof

Wir bekommen unsere Kinder meist in der Rush Hour des Lebens: Auf der Zielgeraden der Ausbildung oder wenn der Job gerade richtig brummt und die ersehnte Karriere winkt. Für viele Männer ist es ein tolles Gefühl, in ihre volle Schaffenskraft zu kommen und Verantwortung zu übernehmen. Beruflich soll es auf jeden Fall weiter aufwärts gehen, denn jetzt gilt es, eine Familie zu ernähren und am besten gleich das Traumhaus zu planen. Aber zuerst brauchen wir ein größeres Auto. Und die Mietwohnung muss auch noch renoviert werden!

Ganz schön viel Holz, oder? So machen sich dann bei vielen werdenden Vätern auch früher oder später Zweifel breit: Schaffe ich das alles? Manch einer fragt auch nach dem Preis: Wenn ich mich da jetzt voll reinstürze, wie viel Zeit und Energie habe ich eigentlich noch, um mein Familienleben zu leben – ja, zu genießen? Wie wird meine Beziehung aussehen, wenn ich jobmäßig ständig außer Haus bin? Und wie viel werde ich von der Entwicklung meiner Kinder mitbekommen, wenn ich voll eingebunden bin in Karriere, Hausbau und höher, schneller, weiter?

Die gute Nachricht lautet: Wir müssen das gar nicht alles schaffen – schon gar nicht sofort, denn Familienväter sind Langstreckenläufer. Und was wir Eltern jetzt am dringendsten brauchen, ist Zeit und Energie für unsere Kinder. Babys brauchen weder viel Geld noch viel Platz. Sie brauchen kein Schöner-Wohnen-Zuhause und keinen Kinderwagen zum Preis eines Kleinwagens. Was sie brauchen, sind Liebe und Zuwendung. Und Eltern, die für sie da sind. Das können wir jetzt schon üben, öfter mal einen Gang zurückschalten, die Füße hochlegen und den Babybauch streicheln. Unsere Kinder werden es uns danken.

Babys Erstausstattung

Fühlen sich gut an: Stoffwindeln.

Das ist wirklich wichtig – mit Tipps vom Profi

4 bis 6 Lang- oder Kurzarmbodys, Größe 56 oder 62, möglichst Wolle/Seide oder Baumwolle, je nach Jahreszeit (wichtig: am besten Wickelbodys, denn viele Babys mögen es nicht, wenn man ihnen etwas über den Kopf zieht!)4 bis 6 Langarmshirts (am besten Flügelhemdchen oder Wickelshirts)3 Strampler Größe 56/62 (wer windelfrei machen möchte, achte auf unten aufknöpfbare Strampler)3 Paar warme Wollsocken2 Babymützchen (Wolle/Seide oder Baumwolle)1 Jäckchen oder Ausgehsackim Winter Fellschühchen6 bis 8 Mullwindeln als SpucktücherSchlabberlätzchen (schon kleine Babys spucken viel Milch nach dem Stillen, ein Latz erspart es, das Baby jedes Mal komplett umziehen zu müssen)FieberthermometerBadethermometerAutoschaleBabydeckeHeizstrahler für den Wickeltisch, besonders im Winterzum Waschen wenn möglich: Muttermilch fürs Badewasser (kein Baby braucht Shampoo oder Badezusätze)zum Eincremen: wenn möglich Muttermilch für wunde oder gereizte Hautstellen oder eine verstopfte Naseeventuell Pucksackeventuell Kirschkernkissen gegen Bauchweh.

Für Windelfrei:

Stoffwindelsystem (anfangs reichen Mullwindeln und Windelfrei-Überhose)Asia-Töpfchen (klein mit breitem Rand) oder Schüssel zum Abhalten2 bis 3 SplitpantsBabylegs oder Wollstulpenzweiteilige Schlafsachenunten offener oder zu öffnender Schlafsackim Winter AbhalteoverallTrainerhosenatmungsaktive Inkontinenzunterlage fürs Familienbett

DEIN CLAN

Den Kreis erweitern

Jetzt ist eine gute Zeit, den Kreis der Menschen zu erweitern, mit denen wir über unser Baby und unser Vaterwerden sprechen. Wir können mit Freunden, Geschwistern und Lieblingskollegen beginnen. Außerdem können wir anfangen, in jedem Vater, den wir treffen, einen Gesprächspartner zu sehen. Die meisten Menschen lieben es, wenn sie nach ihren Erfahrungen gefragt werden – also tun wir es und lernen.

Austausch ist jetzt wichtig

In der Partnerschaft kommt es jetzt viel darauf an, miteinander im Gespräch zu bleiben. Bei all den Veränderungen ist es wichtig, dass wir in Kontakt miteinander bleiben und verstehen, wie es dem anderen geht. Fachleute sind sich einig: Ist erst das Baby auf der Welt, haben Eltern mehr als alle Hände voll zu tun und die Exklusivzeit zu zweit wird knapp. Sie raten daher, die Gunst der Stunde zu nutzen und bereits früh in der Schwangerschaft die Kommunikation miteinander auszubauen und zu pflegen. Am besten täglich und regelmäßig. Vielleicht eignet sich der frühe Abend, wenn der größte Teil der Arbeit getan ist, um sich zusammenzusetzen und sich auszutauschen. Das stärkt das Familienteam und es können Rituale entstehen, die uns durch die Schwangerschaft helfen und die uns auch durch den ersten Stress tragen, wenn das Baby da ist.

Macht Spaß und bringt uns weiter: Spazierengehen ist Team Building to go.

Gemeinsame Spaziergänge: Eine Runde drüber reden

Viele Eltern nutzen die Schwangerschaft, um neue Gesprächsformate auszuprobieren und in den Alltag einzubauen, beispielsweise Spaziergänge durch Parks und Grünanlagen. Schnell zeigt sich: Im Gehen denkt und redet es sich anders. Wir hören besser zu, kommen leichter auf neue Gedanken und können uns vom Arbeitstag entspannen. Warum also nicht beispielsweise am späten Nachmittag noch einmal zu einem Spaziergang aufbrechen? Hierbei können wir einfach das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: Bewegung an der frischen Luft bringt uns und unsere Körperfunktionen auf Trab, wer den Tag mit Arbeiten in geschlossenen Räumen verbracht hat, freut sich über eine Extradosis Sauerstoff. Und das Tandem aus Vater und Mutter kann Team Building immer gut gebrauchen. Also brechen wir gemeinsam auf und nutzen die Zeit an der frischen Luft, um uns auszutauschen, zu planen und uns unser gemeinsames Familienleben auszumalen. Sparen wir nicht die kniffligen Themen aus, aber vergessen wir nicht, die positive Seite unserer Zukunft vor unseren Augen lebendig werden zu lassen. Fragen wir uns: Wie wollen wir leben?

Auch durch die Auswahl unserer Ziele und Routen können wir etwas gewinnen. Wie wäre es, wenn wir mal bewusst gemeinsam Baby-Orte auschecken? Wo war noch einmal diese hübsche Kita mit dem tollen Garten? Lass uns dieses Geburtshaus doch noch einmal anschauen. Hatten wir nicht einmal von einem Eltern-Café im Nachbarviertel gehört? Im Gemeindehaus ist Flohmarkt mit Kinderklamotten … Das Spektakel schauen wir uns an! Vielleicht bekommen wir da einen super Babysitz und treffen nette Leute mit Kindern. Wenn wir so unterwegs sind, können wir viele hilfreiche Dinge gleich miterledigen – und gemeinsam jede Menge Spaß haben! Wem es nur ums Reden geht, für den ist der Spaziergang ohne Geld und Handy eine coole Variante. Profis lassen beides konsequent zu Hause. Denn so können wir sicherstellen, dass wir wirklich eine ordentliche Strecke laufen und miteinander reden – und nicht bei der nächsten Gelegenheit im Café landen und in den Konsum- und E-Mail-Check-Modus verfallen. Wer unterwegs schwach wird und doch noch einen Kuchen essen möchte, der besucht nach dem Spaziergang einfach das Lieblings-Café und lässt anschreiben.

Übung: Dialogspaziergänge

Aus dem Führungskräfte-Training hat Klaus die Idee vom Dialogspaziergang mitgebracht. Coaches schwören auf diese Gesprächsform, weil man so ganz einfacher zu einem Gespräch »mit Tiefgang« kommt, viel über einander erfährt und sich jeder Teilnehmer gehört und verstanden fühlt.

Warum dieses Format nicht ausprobieren, um das Familienteam zu stärken? Und das geht so: Wenn wir in einer schönen und ruhigen Umgebung angekommen sind, in der es sich gut reden lässt, stellen wir einen Timer auf zehn Minuten. Jetzt erzählt die erste Person zehn Minuten lang von ihrem Tag. Sie antwortet dabei ausschließlich auf zwei Fragen: »Was habe ich heute erlebt?« und »Wie habe ich mich dabei gefühlt?« Die zweite Person hört in dieser Zeit einfach nur zu (auch wenn der ersten Person mal für einige Zeit nichts einfällt) und berichtet anschließend fünf Minuten lang, was sie gehört hat.