Vaters Land - Evelina Jecker Lambreva - E-Book

Vaters Land E-Book

Evelina Jecker Lambreva

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Beschreibung

"Der allerbeste Vater ist der tote Vater, der Vater im Himmel. Jetzt kann er mir nicht mehr im Weg stehen, ihn zu lieben." Inna Kamenarova, im Bulgarien der 1960er-Jahre geboren und nach der politischen Wende in die Schweiz emigriert, macht sich nach dem überraschenden Tod ihres Vaters auf den Weg in ihr Heimatland. Die Reise zu seiner Beerdigung wird für sie zur Rekapitulation ambivalenter Beziehungen, jener zum autoritären Vater sowie jener zur vom totalitären Regime gebeutelten Heimat. Diese Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend unter der Strenge des Vaters und des Regimes dringen während der Reise ins Städtchen Neblisch in die Gegenwart. In atmosphärisch dichten Szenen erzählt Evelina Jecker Lambreva zärtlich von einer wilden, unberührten Natur, einem Volk, dessen Erfindungsreichtum im Kampf gegen Armut und Unterdrückung nicht zu überbieten ist, und von Begegnungen mit Menschen, die die stets politisch induzierte Tragödie ihres Landes gekonnt zu hintertreiben wissen. Vaters Land ist eine liebevolle und dennoch nichts beschönigende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eines einzelnen Schicksals und eines gesamten Landes.

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Seitenzahl: 264

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Evelina Jecker Lambreva

Vaters Land

Roman

EvelinaJecker Lambreva

VATERS LAND

Roman

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

1. Auflage 2014© 2014 by Braumüller GmbHServitengasse 5, A-1090 Wienwww.braumueller.at

Lektorat: Julia HinskeISBN der Printausgabe: 978-3-99200-106-4

ISBN E-Book: 978-3-99200-107-1

Inhalt

Kapitel I

Kapitel II

Anhang

Mein Dank gebührt …

„So ist es hier“, sagte die Mutter, „ein gesegnetes Land.Das ist auch eine Kultur, da braucht sich niemand zu schämen, dass er hier zur Welt kam.“

Elias Canetti, Die gerettete Zunge

I

Da liegt also, was von dir geblieben ist, Vater: verstummt, vermummt, gebändigt in einer langen, schmalen Holzkiste. Die Augen trüb, die Lider halb geöffnet. Deine Lippen fast verschwunden, eingesaugt vom Tod. Und deine Hände, diese großen Hände mit den kräftigen Fingern, die einst so fest zuschlagen konnten? Sie ruhen jetzt, geschrumpft, brav über dem Bauch gekreuzt wie die Hände eines Heiligen. Totenflecken. Totenstille. Kälte. Was noch lebt in diesem vom Tod besetzten Raum, sind die Flammen der Kerzen und die Bilder, die in mir aufsteigen, deutlich, immer deutlicher. In stummen Zeiten wagen sich die Gespenster hervor. Jetzt reden sie, du aber schweigst, Vater. Und ich werde heute Nacht Totenwache halten.

Welche Eingebung, welcher Teufel hat dich damals dazu getrieben, mich aus der von mir so geliebten Großelternwelt im Dorf Neblisch zu reißen und an die türkische Grenze nach Velkovo zu verschleppen?

Ich sehe den kleinen, dreistöckigen Plattenbau vor mir, grau und düster. Der Innenhof eingekesselt zwischen anderen Zweckbauten. Hinter Vorhängen versteckte Augenpaare beobachten genau wer kommt, wer geht. Unsere Wohnung im dritten, obersten Stock ist eine Eckwohnung mit einem tristen, kleinen Balkon. Die Sicht vom Balkon ist genauso unheimlich wie alles ringsum: Rechts hinten auf dem Hauptplatz schlummert das monströse, tabakgelbe Gerichtsgebäude. Links thront über allem das Parteihaus Velkovos, das höchste Gebäude weit und breit. Mit seinen riesigen Fensteraugen behält es die ganze Stadt Tag und Nacht im Blick. Das Steinpflaster der Straße vor unserem Mietshaus gleicht dem schuppenbedeckten Rücken einer Kreuzotter, die sich zwischen modrigen, halb verwilderten Höfen und schweigenden Häusern mit kleinen Fenstern windet. Die einfachen Häuser aus Lehm oder Backstein, unbeholfen angefertigt, sind nicht einmal gestrichen. Die maroden Latten der windschiefen Gartenzäune wackeln wie faule Zähne.

Warum also wolltest du mit uns nach Velkovo, Vater?

Ein Zimmer für Oma Jana und mich, eines für Mutter und dich. Mein Klappbett zwischen Tisch und Wand, am Abend aufgestellt, am Morgen wieder in der Ecke verstaut, um Platz zu machen für das hölzerne Camping-Klapptischchen und das dazugehörige Klappstühlchen. Sitzecke – Schlafecke, Schlafecke – Sitzecke. Mein Leben konnte bei Bedarf einfach verräumt werden.

Tagsüber war ich ganz allein mit Oma. Sie war sehr alt, klein und faltig, trug schwarze Kleider und sprach kaum ein Wort mit mir, außer wenn sie mich in meine Schranken wies. Von ihrem Stuhl aus beobachtete sie alles, was ich tat. Wo immer ich mich in der winzigen Wohnung bewegte, spürte ich ihre beobachtenden Blicke in meinem Rücken. „Was rennst du wieder herum?“ – „Wieso wühlst du im Kleiderschrank?“ – „Warum hast du die Kommode auf den Boden ausgekippt?“ – „Kannst du dich nicht einfach hinsetzen und still sein wie andere Mädchen?“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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