Verfluchte Liebe - Jenny Gross - E-Book

Verfluchte Liebe E-Book

Jenny Gross

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Beschreibung

Severin ist ein Prinz, ein Krieger der Krone, der sein Herz auf der Zunge trägt. Er ist am Boden zerstört, weil Leo sich von ihm zurückzieht. Die Risse in seinem Herzen werden immer größer und die Last seiner Gefühle droht ihn zu erdrücken. Wird sein vielfach gebrochenes Herz auf der Mission, zu der Fry ihn beordert hat, heilen oder wird die Liebe, die er für den Bogenschützen empfindet, auf eine weitere Probe gestellt? Leo ist Bogenschütze, ein Lichtelf weniger Worte. Er will auf sein Herz hören, kann es aber nicht. Die Angst, ein weiteres Mal jemandem das Herz zu brechen, lässt ihn Entscheidungen treffen, denen er nicht gewachsen ist. Wie lange kann er den unterdrückten Gefühlen für Severin noch widerstehen oder hat seine Angst, seine Gefühle in Worte zu fassen, in diesen gefährlichen Zeiten bereits gewonnen? Wie viele schicksalsträchtige Entscheidungen wird König Fry noch treffen müssen, um den Krieg von seinem Volk abzuwenden? Wird er es schaffen, sein neu geschenktes Leben für das Gleichgewicht der Lande zu nutzen? Wird die Schattenprinzessin Prue mit dem leblosen Herzen ihr Licht wiederfinden und die Dunkelheit aus ihrem Herzen vertreiben können?

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Seitenzahl: 678

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Triggerhinweise

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Für mich ...

... damit ich nie damit aufhöre!

PLAYLIST

The Rasmus – Jezebel

Avril Lavigne – Head Above Water

The Rasmus feat. Anette Olzon – October & April

The Hu – Yuve Yuve Yu

Him – Wings Of A Butterfly

Blind Channel – Bad Idea

Deaf Havana – Going Clear

Weaving the Fate – Fading Star

Imagine Dragons – Demons

Lemolo – High Tide

Janet Suhh – In Silence

Red – Not Alone

Life – I Alone

Five Finger Death Punch – Afterlife

Red – Pieces

Ruelle –War of Hearts

Tyler Shaw – Love You Still

Citizen Soldier – Would Anyone Care

Inhaltsverzeichnis

Ein Märchen von Schatten und Licht

KAPITEL 1: Severin

KAPITEL 2: Severin

KAPITEL 3: Fry

KAPITEL 4: Fry

KAPITEL 5: Fry

KAPITEL 6: Fry

KAPITEL 7: Prue

KAPITEL 8: Severin

KAPITEL 9: Leo

KAPITEL 10: Leo

KAPITEL 11: Severin

KAPITEL 12: Leo

KAPITEL 13: Priest

KAPITEL 14

KAPITEL 15: Prue

KAPITEL 16: Fry

KAPITEL 17: Prue

KAPITEL 18: Fry

KAPITEL 19

KAPITEL 20: Leo

KAPITEL 21: Severin

KAPITEL 22: Leo

KAPITEL 23: Prue

KAPITEL 24: Fry

KAPITEL 25: Severin

KAPITEL 26: Priest

KAPITEL 27: Severin

KAPITEL 28: Prue

KAPITEL 29: Severin

KAPITEL 30: Severin

KAPITEL 31: Leo

KAPITEL 32: Prue

KAPITEL 33: Prue

KAPITEL 34: Fry

KAPITEL 35: Leo

KAPITEL 36: Fry

KAPITEL 37: Severin

KAPITEL 38: Severin

KAPITEL 39: Fry

KAPITEL 40: Leo

KAPITEL 41: Priest

KAPITEL 42: Priest

KAPITEL 43: Severin

KAPITEL 44

KAPITEL 45: Prue

KAPITEL 46: Prue

KAPITEL 47: Prue

KAPITEL 48: Fry

KAPITEL 49: Priest

KAPITEL 50: Leo

KAPITEL 51: Priest

KAPITEL 52: Fry

KAPITEL 53: Priest

KAPITEL 54: Leo

KAPITEL 55: Severin

KAPITEL 56: Fry

KAPITEL 57: Leo

KAPITEL 58: Prue

EPILOG

NACHWORT

Ein Märchen von Schatten und Licht

Ein Gedicht von Carl Ritter

Trag mich in Gedanken fort,

hin zu einem anderen Ort.

Wo Licht und Schatten ewiglich,

Orakel, düstre Wahrheit spricht.

Führ mich zum Fantasien Hort.

Elfora nennt man diesen Ort.

Spür den Zauber der Magie.

Spür lichte gute Herzen schlagen.

Und ganz im Schatten siehst du sie.

Herzen, welche niemals Liebe tragen.

Regiert von Hass und kranker Gier.

Der Klumpen in der Brust nur blanke Zier.

Doch dieser Klumpen ganz allein,

will so viel mehr als das nur sein.

Wo Licht das Schattenherz berührt,

wird's von Gefühlen stark verführt.

Doch ist das Lichtherz nicht gefeit,

vor tiefer düstrer Dunkelheit.

So setzt das eine langsam an zu schlagen.

Das andere verlischt in diesen Tagen.

Und ist doch gänzlich nie verloren.

Ist nur im dunklen Hass erfroren.

Ein Herz, die Seele niemals wirklich tot.

Verbunden übers Zwielicht, des Abendrot.

KAPITEL 1

Severin

Vor zwei Jahresläufen:

Der Himmel war wolkenlos und die Sonne stand prall am Mittelpunkt des Himmelsgewölbes. Ihre wärmenden Strahlen spendeten Kraft, Leben und Glückseligkeit. Blüten unterschiedlichster Gewächse hatten sich aufgerichtet, streckten ihre Häupter dem feurigen Ball entgegen, der ihr Leben bedeutete. Die Luft war warm, kribbelte auf der Haut und erfüllte uns Elfen mit Magie aus Sonne und Licht. Die Müdigkeit der Nacht wurde weggeweht und Kraft strömte durch Körper, Seele und all das, was uns als Lichtwesen ausmachte. Unser ganzes Sein erstrahlte in einem Gefühl der Freude, der Ruhe und des puren Glückes. Die Lichtlande waren erfüllt von Vogelgezwitscher, fröhlichster Musik mit unterschiedlichsten Melodien und vom Geruch des süßesten Weins im ganzen Land. Es war ein perfekter sonniger Tag. Sommersonnenwende. Der längste Tag des Jahres. Genauso fühlte es sich auch an.

So sehr ich diesen Himmelskörper auch liebte, verabscheute ich doch diesen Tag. Diese grässliche vorgeheuchelte Fröhlichkeit, die eine Lüge war.

Es lag nicht an dem liebevollen Stern, der mir täglich ins Gesicht lachte und mich mit seinen wärmenden Strahlen umarmte. Es lag auch nicht an dem berauschenden Zustand der Magie, die sich durch das Licht in meinem Körper ausbreitete, sich sammelte und mich mit einem grünlichen Schimmer kleidete. Ich ertrug ganz einfach diese scheinheilige Feierlichkeit an diesem heutigen, längsten Tag nicht. Die geheuchelte Ehrerbietung eines Königs, der absolut unwürdig war, diese Krone zu tragen. Diese gespielte Fröhlichkeit, die aufgesetzten, lachenden Gesichter und die absolut unverständliche, verlogene Bewunderung für einen Elfen, der gänzlich unrühmlich war. Er war erbärmlich, unehrlich und falsch. Ein totaler Trottel. Er tat nichts, als zu trinken, herumzuhuren, sinnlose Befehle zu schreien und sich den ganzen Tag die Eier zu schaukeln. Tageslauf für Tageslauf, Nachtlauf für Nachtlauf. Er stolzierte mit dieser beschissenen Krone umher, als sei er selbst von der Sonne erwählt worden, sie zu tragen.

Wie ich ihn verachtete! Diesen scheinheiligen, bescheuerten Idioten. Was hatte er je für unser Volk getan?

Nichts!

Gar nichts!

Er hatte die Sonne und dieses Königreich nicht verdient.

Wenn ich nur an Cailan dachte, würde ich ihm am liebsten im hohen Bogen ins Gesicht kotzen, auf seine nackten Füße spucken und ihn sogleich dabei erwürgen. Es wäre eine Erleichterung. Für uns alle. Außer für Fry.

Fry Lichtbringer, Erbe des Thrones aus Esche. Er war der wahre König der Lichtlande. Einer, der keiner sein wollte.

Nach dem Tag der letzten großen Schlacht, an dem wir zerbrochen nach Hause gekommen waren, mit gebrochenen Herzen, rastlosen Seelen und stummer Zerrissenheit, lag alles in Scherben. Das Königreich der Lichtlande war von Trauer zerfressen. Wir hatten geliebte Elfen verloren. Mütter, Väter, Kinder, Krieger, unsere Prinzessin und auch unseren König. Wir waren gebrochene Elfen in einem, von innen zerstückeltem Land. Viele waren gestorben für einen Krieg, der sinnlos und endgültig war, der unschuldige Lebewesen entzweite.

Die Verantwortung für ein ganzes Volk zu tragen lastete schwer auf meinem Vetter. Fry war der wahre Erbe, aber er wollte die Verantwortung nicht tragen. Konnte es nicht. Er hatte Angst, sich selbst zu verlieren, in der Rolle, die ihm seit seiner Geburt als Bürde auferlegt war, als Erstgeborener des Königs, als Erbe eines Volkes, das ihn vergötterte. Er war ein Krieger, ein Freigeist und er hasste es, in eine Bestimmung gedrängt zu werden, die nichts mit ihm gemeinsam hatte.

Ich verstand ihn.

Natürlich tat ich das, aber dieses Königreich brauchte ihn. Wir brauchten ihn als König, als Krieger, als Freund und als Bruder, als all das, was uns Hoffnung schenkte. Denn dieser Krieg war längst nicht vorbei. Schatten und Licht bekämpften sich weiterhin und es würde der Taglauf kommen, an dem wir unseren wahren König auf dem Thron aus heiliger Esche benötigten.

Ich wanderte allein durch die Gänge dieses einst von herzlichem Lachen beschallten Schlosses. Die Wände waren hölzern, teils auch von grauem, aufgewärmtem Stein durchzogen und mit Gewächsen unterschiedlichster Art überwuchert. Das Grün der Pflanzen, die bunten Blüten verschiedenster Blumen und der berauschende Duft, der in der Luft hing, machten diesen Ort einzigartig. Der Himmel war zu jedem Tages und Nachtlauf über den Köpfen der Elfen, welche die Gänge und die Räumlichkeiten des Schlosses beschritten, sichtbar, fast sogar greifbar. Als ob die Sonne höchstselbst ein Auge auf ihre Schöpfung haben wollte. Die Kraft des Himmelsballs wärmte die Mauern und erfüllte es mit Leben.

Ich hätte den Lichtpalast als wunderschön beschrieben, wenn nicht etwas fehlen würde. Etwas, das mich immer noch aus der Bahn warf und das mich auch heute noch, hundert Jahre später, mit Traurigkeit erfüllte, mich des Nachts mit Albträumen überlagerte und aus dem Schlaf riss.

Meine Eltern waren tot.

Sie fehlten. Alle beide so sehr, dass es schmerzte. Immer und immer wieder riss mein Herz, wenn ich durch die Gänge wandelte, wenn ich ihre Räumlichkeiten aufsuchte oder wenn ich aus dem Fenster schaute, den Himmelslauf der Sonne beobachtete oder auf der Wiese saß und das Gras unter meinen Fingerspitzen berührte. Das aufrichtige Lachen meiner Mutter, genau wie die aufmunternde, humorvolle Art meines Vaters, würden niemals mehr durch diese Wände dringen, die Gänge beschallen und das Schloss mit Leben füllen.

Das Lichtschloss war seit dem Tod meiner Eltern und dem von Großkönigs Kian nicht mehr dasselbe. Es war einsam. Erdrückend. Ohne Liebe, ohne Leben und ohne Vertrautheit. Ohne irgendetwas, das ausreichte, um hier länger als ein paar Tagesstunden zu verweilen. Es war schlicht und einfach kalt. Und selbst die wenigen Tage, die ich hier im Jahreskreis verbrachte, ließen mich verstörter und einsamer zurück als zuvor und ich sehnte mich sofort nach meiner Freiheit außerhalb dieser Mauern. Weitab von alldem, das mich nur noch schmerzhafter daran erinnerte, was ich in meinen jungen Jahren bereits verloren hatte, was nicht nur ich betrauerte, sondern das ganze Volk der Lichtlande.

Es wunderte mich nicht, in den Gängen niemanden anzutreffen, denn alle feierten den heutigen Tag. Ob es aus purer Freude an der Hochachtung von Cailan war oder einfach, weil der Feenwein einem die Sinne benebelte und man diesen Wahnsinn dadurch nicht mehr ertragen musste, war mir egal. Ich war froh, niemandem zu begegnen. Dieser Ort erdrückte mich immerzu. Wie Fry das dieser Tage aushielt, war mir schleierhaft. Er hasste es im Palast ebenso sehr wie ich und dennoch tat er sich die Feierlichkeiten zu Ehren seines Bruders an. Dessen einhundertstes Thronjubiläum. Ich dagegen würde lieber eine Woche im Nixentümpel verweilen, als auch nur einen Fuß auf die Königswiese zu setzen.

Einhundert verdammte Jahre!

Wieso tat es immer noch so weh?

Ich schnaubte laut auf, bog um die nächste Ecke und wäre fast in zwei kichernde Elfenfrauen hineingelaufen, hätte ich mich nicht in letzter Sekunde mit einer akrobatischen Leistung hinter eine hölzerne Säule gerettet. Weintrauben hingen in vollen Reben über meinem Kopf und kitzelten mich, als ich meinen Dickschädel an die Säule lehnte und mir eine meiner grünen Locken aus dem Gesicht pustete. Ich hatte wirklich nicht das Bedürfnis, zu erklären, warum ich nicht auf der Königswiese zugegen war.

Ohne meine Anwesenheit zu bemerken, setzten sie ihren Weg fort und ich blickte ihnen hinterher. Sie waren mit nichts bekleidet außer ein paar Blättern, die um ihre Blößen schwebten. Ihr penetranter Duft schwängerte die Luft, als ob sie jedes Duftwasser, das sie finden konnten, in großzügigen Mengen über ihre Körper geschüttet hätten. Angestrengt unterdrückte ich ein Niesen. Ihre Haare reichten in langen Wellen bis über den Po und an den Fesseln trugen sie kleine goldene Glöckchen. Bei jedem Schritt schallten sie verheißungsfreudig durch die Korridore. Durch meine Gedankengänge hatte ich sie vorher gar nicht bemerkt.

Obwohl sie, wie ich jetzt feststellen musste, ziemlich laut waren. Sie kicherten mit schrillen Stimmen. Es waren Tänzerinnen und sie würden den traditionellen Sonnentanz vor dem Troll aufführen. Normalerweise tanzten ihn die Elfenmänner und nicht die Damen, so wie es schon immer Tradition an diesem Tag war, doch Cailan hatte sich mal wieder über die Gebräuche unserer Kultur hinweggesetzt. Natürlich! Etwas anderes von ihm zu erwarten, wäre eine Verschwendung von Gedankengut.

Unter normalen Umständen, an einem ganz normalen Tag im Lichtschloss, hätte ich den Damen möglicherweise nachgestellt und sie in mein Lager eingeladen, als kleines Vergnügen zwischendurch und um den Kopf von den Mordgedanken an meinen Vetter auf dem Thron freizubekommen. Vielleicht hätte ich sie auch hinter die Säule gezerrt und wir hätten diese Feierlichkeiten zu unserer eigenen Feier gestalten können. Zwei Weiber und ein Severin. Ein Traumgespinst vieler Elfen. Geschichten am Lagerfeuer würden noch in Jahrhunderten von meiner Leidenschaft zehren, doch war ich heute wahrlich nicht in Stimmung für das weibliche Geschlecht. Mir war nur nach besinnungsloser Trunkenheit zumute. Anders könnte ich das Schauspiel nicht ansatzweise ertragen.

Zwei Flaschen des besten Feenweins hielt ich in meinen Händen. Er war mehrere Jahre in der Sonne gereift. Ich hatte ihn aus den persönlichen Vorräten des hochwohlgeborenen vermeintlichen Königs geklaut. Direkt vor seiner Nase und er hatte es nicht mal mitbekommen, in seinem Rausch der Bewunderung. Obwohl, konnte man etwas stehlen, was einem zum Teil ohnehin gehörte? Gute Frage, deren Antwort unwichtig war. Allerdings verstand Cailan keinen Spaß, wenn es um seinen Wein ging. Besonders wenn er herausfand, dass ich es war, der ihn entwendet hatte. Er hasste mich genau so wie ich ihn. Und obwohl wir zusammen aufgewachsen waren wie Geschwister, würden wir nie Brüder sein.

Niemals!

Das Gegacker der Weiber verlor sich in den Strömungen der warmen Winde, die die Gänge dieses Schlosses von Zeit zu Zeit durchwehten, und ich setzte meinen Weg fort. Ich begegnete nur einer in ihrer Arbeit versunkenen Dienerin, die einen Korb mit frisch gewaschenen Laken in den Händen trug und zielstrebig, völlig in ihren Gedanken versunken, an mir vorbeilief, ohne mich wahrzunehmen. Sie murmelte vor sich hin und war, so schnell wie sie aufgetaucht war, wieder verschwunden.

Vor einer hölzernen, mit Efeu überzogenen Wand blieb ich stehen. Blickte mich um, lauschte, ob sich jemand in der Nähe aufhielt, zwängte dann die eine Flasche Feenwein unter meinen Arm ein und fuhr dann zart mit der freien Handfläche die magische Entriegelung eines Torbogens im Mauerwerk nach. Es klickte, als ich den Mechanismus berührte. Die verborgene Tür schwang eine Ellenbogenlänge weit nach innen auf und ich huschte durch die versteckte Nische. Mit einem Stupser meiner Magie ließ ich sie hinter mir wieder ins Schloss fallen. Als es erneut klickte, seufzte ich auf.

Freiheit!

Die Tür des Geheimganges drückte sich in meinen Rücken, als ich einen tiefen Atemzug tat und die frische Luft gierig einsog. Es roch nach Freiheit, Ruhe und nach Äpfeln. Ich richtete den Blick auf die großen Obstbäume, welche den Zugang vor neugierigen Wesen verbargen. Doch ich durfte nicht zu lange verweilen, denn die Gefahr bestand weiterhin, entdeckt zu werden, und das wollte ich um jeden Preis vermeiden.

Das Dorf, das sich hinter den Apfelbäumen und den Schlossmauern erstreckte, war unsere Heimat. Hier waren Fry, ich und all unsere Kriegerfreunde aufgewachsen. Hier hatten wir trainiert, gelacht und uns durch die Hütten gejagt. Bei der Erinnerung daran zupfte ein Lächeln an meinen Mundwinkeln, das sofort wieder erstarb. Wir waren glücklich, bis die Schattenelfen uns alles genommen hatten, bevor das Schicksal so übel mit uns gespielt hatte. Dieser Ort galt weiterhin als Zufluchtsort für die Wesen des Lichts und der Lichtlande, doch würde er niemals mehr für mich sein als ein trostloser, emotionsloser Fleck, der mein Herz trauriger stimmte, je länger ich verweilte.

Der Druck in meinem Inneren wurde schlagartig größer, als genau diese Traurigkeit über mein Herz zog und mir die Sicht nahm. Der Impuls wuchs stetig und ich wollte nur noch weg. Es gab nur einen Platz, an dem ich jetzt sein wollte. Der einzige verdammte Ort in diesem Königreich, der mich glücklich stimmte und mich nicht zu ersticken drohte.

Die singenden Quellen der Sonnenbrandung.

In den Lichtlanden gab es viele schöne Orte. Felder mit Gräsern, die so hoch waren, dass man sich dort verstecken konnte. Wiesen mit verschiedenfarbigen Blumenmeeren. Wälder mit uralten Bäumen, deren Kronen weit über die Ebenen der Lichtlande blicken konnten, die dem Himmel so nah waren, dass man meinte, nur die Hände ausstrecken zu müssen, um den feurigen Ball zu berühren. Es gab wunderschöne Seen, deren Oberflächen im Sonnenschein glitzerten. Flussläufe und Bäche, an denen Elfen badeten, ihre Wäsche darin wuschen, oder in die Kinder zum Spielen hineinsprangen. Es gab Wasserfälle und verborgene Höhlen. Der Hügel der Feen, die weiten Ebenen der Seelen, die Oase der Sonne – dies waren Orte, die das Herz der Lichtlande ausmachten – und alles wurde von diesem Zauber des Lichts in Magie getaucht.

Die Lichtlande waren ein Paradies. Ein von der Sonne geküsstes Land, doch nichts konnte mich glücklicher stimmen als die singenden Quellen der Sonnenbrandung. Dieser Ort war mein allerliebster auf dieser Welt. Er lag versteckt vor neugierigen Augen, unentdeckt von Seelen, die die Magie dieses Ortes nicht fühlen konnten. Dort waren sich meine Mutter und mein Vater das erste Mal begegnet. Dort hatten sie sich verliebt, ihre Zukunft geplant und ihre Liebe mit dem Seelenbund besiegelt. Und genau dort wollte ich jetzt sein. Allein, mit den zwei Flaschen meines Feenweins, die ich in den Händen trug.

Ich drückte mich von der verborgenen Tür weg und setzte meinen Weg fort, schlängelte mich durch die Apfelbäume hindurch, atmete ihren süßlichen Duft ein und schritt durch die verwinkelten Wege ins Herz des Dorfes.

Die Lichtlande beherbergten viele Dörfer, in denen sich die Elfen des Lichts niederließen, doch das hinter dem Schloss war das Größte unter ihnen. Hier hatte sich unser Volk schon seit frühster Zeitrechnung niedergelassen. Es war gewachsen, es gedieh und entwickelte sich immer weiter. Und trotz der tragischen Ereignisse der Vergangenheit und des falschen Königs, kamen die Elfen hierher, bauten sich Lager und sogen die Magie dieses Landes in sich auf; gleichzeitig gaben sie auch einen Teil von sich selbst.

Die Elfen fühlten sich hier sicher und legten all ihre Hoffnungen und ihren Schutz in ihren König und seine Elfenkrieger, die sie vor Gefahren bewahren würden. So hofften sie. Denn der Krieg mit den Schattenelfen hatte uns getroffen und er belastete uns Tag für Tag. Noch heute, einhundert Jahre nach der großen Schlacht, war der Krieg zwischen Schatten und Licht längst nicht vorbei. Im Gegenteil, die Gefahr lauerte weiterhin im Verborgenen und der große Kampf würde eines Tages kommen. Der Schattenkönig war immer noch da und herrschte, todbringender denn je, über das Reich der Dunkelheit. Eines Tages würde der Tag oder die Nacht kommen, an dem sich das Schicksal von Elfora entscheiden würde. Eines Tageslaufes würde es enden. Die große Prophezeiung war Zeuge dessen, was die Zukunft uns bringen würde. Cailan war dieser Aufgabe nicht gewachsen. Sie forderte Stärke, Willenskraft und die Macht, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Alles Wesensmerkmale, die sein Trollgehirn nicht bewältigen konnte.

Die wenigen Elfen, denen ich auf meinem Weg begegnete, waren entweder zu spät oder mit anderen, wichtigeren Dingen beschäftigt, die das Leben mit sich brachte. Nicht jeder konnte einfach seine Arbeit niederlegen, weil der vermeintliche König zu einem Festgelage rief. So war das Leben nun mal. Jeder hatte seinen Weg zu beschreiten. Ob Elf, ob Fee oder Gnom. Jeder hatte seinen Platz und auch wenn wir die Schatten bis auf den Grund der Hölle verachteten und hassten, so hatten auch sie ihren Platz in dieser Welt, wo auch immer dieser sein mochte.

Nicht jeder würde heute also Cailans Verlangen nach Festlichkeiten folgen können. Auch wenn man dafür die Strafe geflissentlich auf sich nahm, die einen ereilte, wenn man es sich wagte, dem Ruf des Trollkönigs nicht Folge zu leisten. Schließlich wollte Cailan gesehen, bewundert und vergöttert werden. Er verstand nichts von den täglichen Pflichten eines Elfen, der nicht das Privileg hatte, mit einem goldenen Arsch geboren worden zu sein. Für ihn zählte das alles nicht. Seine Befehle mussten befolgt werden.

Für den Arsch!

Ich lachte laut auf, was einen Elfen aufschrecken ließ. Über seine Schulter trug er ein Netz mit frischen Fischen. Wir starrten uns an. Er öffnete den Mund und ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

»Du hast mich nicht gesehen und ich habe dich nicht gesehen«, raunte ich ihm entgegen und zwinkerte ihm zu.

Er starrte mich kurz mit roten Wangen an, nickte und ging dann eilig seines Weges. Eine grüne Locke aus meinem Gesicht pustend, setzte auch ich meinen Weg fort.

Die Feierlichkeiten im Schloss waren in vollem Gange, als ich weiter durch die verschlungenen Wege des Dorfes schlich. Vorbei an Hütten und Beeten. An Feuerstellen und Marktständen, die jetzt natürlich fast verlassen dalagen. Die Königswiese war heute der zentrale Treffpunkt für alle Wesen unseres Volkes. Dort stieg die Party. Mit Wein und Musik und spärlich bekleideten Elfen. Cailan wollte ein großes Fest und das hatte er bekommen. Innerlich verdrehte ich die Augen.

Die Musik drang bis hierher, schallte durch die Schlossmauern, wehte mit den Lüften und hinterließ nichts als Gänsehaut auf meinem Leib. Ich schüttelte mich vor Abscheu. Der süßliche Geruch des Weines hing in der Luft und nicht mal der konnte meine Abneigung vor dieser ganzen Heuchelei wegwischen. Die Stimmen von singenden Elfen schallten durch die Wildheit der Ebenen und erstickten mich. Meine Hände krampften sich um die Flaschen und ich eilte weiter durch die Ansammlung von Hütten und Unterschlupfen. So schnell es ging, wollte ich den Abschaum hinter mir lassen, um endlich völlig frei atmen zu können. Das enge Gefühl in meiner Brust wurde immer stärker, sodass ich mich kaum auf den Weg konzentrierte. Ich stolperte ein paar Mal über meine eigenen tollpatschigen Füße.

An den Hütten der Elfen, die ich hektisch passierte, hingen Fähnchen und bunte Girlanden. Alle mit dem Sonnenzeichen bestickt. Eine Sonne umrundet von einer Krone. Das Zeichen der Königsfamilie der Lichtlande.

Mich wunderte, dass Cailan nicht alle gezwungen hatte, sein Gesicht darauf sticken zu lassen. Ich schüttelte den Kopf und wunderte mich, warum ich mich überhaupt über die Idee wunderte. Es hätte zu ihm gepasst. Wenn ich dieses heuchlerische Grinsen hier irgendwo gesehen hätte, hätte ich die Fähnchen womöglich verbrannt.

Obwohl. Gute Idee!

Vielleicht sollte ich mir das für das nächste Jubiläum aufsparen. Ich könnte aber auch sein Lieblingsgewand anzünden, sodass er nackt herumlaufen müsste. Aber das würde ihn vermutlich nicht sonderlich stören. Er dachte ja selbst, er wäre ein Gott der Sonne. Dieser Idiot!

Er hatte nichts an sich, was einem Gott auch nur würdig erschien. Dünne Ärmchen, lange dünne Finger und nicht mal einen richtigen Arsch. Das Einzige, was man an ihm vielleicht als ansatzweise attraktiv beschreiben könnte, war seine gebräunte Haut, die zu seinen hellblauen Haaren und den kalten Augen passte. Aber selbst die war wirklich nichts Besonderes für jemanden mit unseren Genen. Wir waren nun mal Lichtelfen. Sonnenkinder.

Ich war froh, zu dieser Spezies zu gehören, denn diese blassen Fratzen der Schatten sahen wie lebende Tote auf zwei Beinen aus. Mit ihren dunklen Haaren, den käferartigen Augen und ihrer ganz eigenen, schwarz wabernden Magie, die sich um ihren Körper legte, wie die Lichtmagie es bei uns tat. Dadurch sahen sie aus, als wären sie direkt aus den Untiefen der Finsternis entsprungen.

Je mehr Abstand ich zwischen mich, das Lichtschloss und der dröhnenden Musik brachte, desto entspannter wurde ich, und eine langsam einsetzende Ruhe legte sich über mich, als ich den Feenwald hinter dem Dorf schon fast ertasten konnte. Ich hörte den Ruf der singenden Quellen der Sonnenbrandung bereits in meiner Seele und meine Atmung beruhigte sich etwas. Der Druck im Inneren reduzierte sich auf ein Minimum, machte ihn aushaltbar. Bald würde er ganz verschwunden sein. Ich konnte es kaum erwarten.

Die freien Flächen zwischen den einzelnen Hütten wurden größer. Nur einzelne Familien hatten sich am Waldrand niedergelassen, da die Gefahr von sich heranschleichenden Schattenelfen deutlich größer war als in der Nähe der Schlossmauern. Trotzdem hatten einige mutige Elfen ihre Hütten sogar in die Baumkronen gebaut und hatten somit einen wirklich beeindruckenden Ausblick auf die Lichtlande und den großen überragenden See, der sich östlich von hier am Horizont erstreckte.

Ohne auf weitere neugierige Augen zu achten, die mich vermutlich längst erspäht hatten, stiefelte ich durch den Wald und seine verworrenen Wege. Die grünliche Magie meiner Kraft legte sich schützend um meinen Körper, als ich die Schatten der Bäume passierte. Auch wenn es angenehm war, die Kühle der Schatten auf meiner aufgewärmten Haut zu verspüren, sog es mir die Energie aus der Seele, aus meiner Macht und dem Zauber meiner Lichtmagie. Es zehrte an meinen Kräften und je länger ich mich ihnen aussetzte, desto schwächer wurde meine Magie.

Der Feenwald war nicht sehr weitläufig in der Richtung, die ich einschlug. Es gab einen Weg, der durch die vielen Jahresläufe von tausend Füßen in den Erdboden gestampft war. Ein Zeuge der vielen Wanderungen zum Mittelpunkt der Lichtlande. Ich bevorzugte aber eine andere Strecke, einen anderen Weg, der mich durchs Unterholz führte.

Ich strauchelte durch das Geäst eines Busches und trat auf eine Lichtung, die sich vor mir erstreckte. Ich spürte die Sonne auf meiner Haut, mein Ziel war fast greifbar. Meine Seele summte bereits, reagierte auf den Ruf der Quellen, der nicht jedem vergönnt war.

Ein leises pulsierendes Knistern hing in der Luft, als ich mich zur Mitte der Lichtung begab. Es rauschte und war machtvoll. Man spürte sofort, dass dieser Ort hier magisch war. Ein heiliger Ort. Deshalb war der Ruf der Sonnenbrandung auch so ausgeprägt für Elfen wie mich, die empfänglich für Schwingungen dieser Art waren. Für Magie, die in der Luft schwebte, wie kleine unsichtbare Sonnenstrahlen. Für die Macht, die dieser verzauberte Ort ausstrahlte.

Man nannte diese Lichtung im Mittelpunkt der Lichtlande »Hügel der Seelen«. Er ragte weit über dem Dorf auf. Der Feenwald erstreckte sich rundherum und das Lichtschloss strahlte in der Ferne wie ein Stern. Dies war der Ort, an den unsere Verstorbenen gebracht wurden und an dem die Sonne ihre Kinder wieder nach Hause holte, wenn der Lebenskreislauf des Einzelnen abgelaufen war.

Wir lebten lange. Ja, konnten mehrere Jahrhunderte alt werden. Aber der Kreislauf des Lebens war nicht aufzuhalten. Für jeden von uns gab es irgendwann ein Ende. Die Frage war, wann der Zeitpunkt gekommen war und ob man als Seele weiterziehen konnte, oder durch die Schattenelfen und ihrem Nachtschatten an ein Leben gebunden wurde, das unwiderruflich vorbei war. Ohne Hoffnung auf eine Wiedergeburt, die uns so viel bedeutete.

Ich verweilte einen Moment, reckte mein Gesicht in den Himmel und sog die vor Magie sprühende Luft ein.

Es war so ruhig. Fast lautlos und doch schwebte diese emotionsgeladene Atmosphäre um mich herum, die mich erdete, die mir Kraft schenkte und die mir in ihrer ganz eigenen Sprache zuflüsterte. Ein Windhauch erfasste meine Haare. Es war übersinnlich, als ob die Seelen um mich herum in ihrem eigenen Rhythmus tanzten. Sie berührten mich, flüsterten mir zu. Dieser Ort war verzaubert, besaß einen magischen Glanz und war erfüllt von rauschender Magie, die wärmte und einen auffing, wenn man des Lebens müde wurde. Wenn die singenden Quellen der Sonnebrandung nicht mein Lieblingsort wären, dann der Hügel der Seelen. Und obwohl meine Eltern tot waren, ihre Seelen verloren und ihr Licht den Weg in die Wiedergeburt nicht gefunden hatten, fühlte ich mich ihnen hier besonders nah.

Aber mein Ziel war ein anderes. Mein Lieblingsort war fast erreicht und nur dort konnte ich die Festlichkeiten und das ganze scheinheilige Theater verdrängen, konnte die Traurigkeit wieder in mein Herz sperren und Ruhe finden. Ich spürte die heißen Quellen bereits jetzt in meinen Knochen. Die prickelnde Magie beflügelte mich weiterzugehen.

Nur zwei Körperlängen entfernt von meinem jetzigen Standort stand die große Esche. Eine Esche, die so magisch war, wie dieser ganze Ort. Dieser uralte heilige Baum war einst das Tor zur Menschenwelt. Ein Zugang zu den Sterblichen, der von beiden Seiten gleichwohl genutzt worden war. Aber dieser Pfad war verschlossen, mit magischen Bannen belegt und für immer von der Welt der Menschen entzweit.

Die Sterblichen brachten einst üble Krankheiten über unsere Welt. Großkönig Kian hatte diesen Pfad ins Reich der Menschen magisch geschlossen, nachdem die Königin durch eines dieser menschlichen Gebrechen von dieser Welt gegangen war. Seitdem durfte kein Mensch mehr in unser Reich und kein Elf hatte je wieder einen Fuß auf die andere Seite gesetzt. Die Sterblichen hatten diesen Ort vergessen und würden den Eingang in unsere Welt niemals finden. Den heiligen Baum auch nur zu berühren, brachte unheilvollen Schrecken über einen. Vielleicht waren es auch nur Märchen um neugierige, übermütige Elfenkinder – wie ich eines war – vom heiligen Baum fernzuhalten. Unheil brachte das Gehölz allemal. Denn auch der Königsthron war aus seinem Holz gefertigt, genau wie Elemente der Krone, die der Troll nicht mal beim Schlafen von seinem Erbsengehirn nahm.

Ich ging um den uralten, magischen Baum herum, widerstand dem Drang, die Rinde zu berühren, und blickte auf den schmalen Pfad, der sich zwischen hohem Gebüsch und dichten Bäumen vor mir erstreckte. Der Feenwald war auch hier wieder präsent, zog wie ein Band in alle Richtungen und ich lächelte, als ich meinen Kopf zu dem steilen, senkrechten Pfad herabsenkte.

Ich setzte mich auf den Boden und rutschte den Weg hinab. Er fiel so steil ab, dass ich gerade so die Flaschen ausbalancieren konnte. Dies war noch dazu der einzige Weg und obwohl die singenden Quellen der Sonnenbrandung, an denen meine Rutschpartie ein jähes Ende nahm, geheim waren, so wussten doch ein paar Elfen von ihrer Existenz. Die meisten zollten ihm Respekt, wegen der Nähe zum Reich der Sterblichen. Einige verliefen sich und kamen an einem ganz anderen Ort wieder heraus. Aber die wenigen, die wussten, wohin sie gingen, brachte der verzauberte Weg zu einer geheimen Oase. Eine Bucht, die nicht ans Meer grenzte, dennoch sprudelte das Wasser aus kleinen Wasserfällen in die Becken. Eine Quelle, direkt aus dem Stein entsprungen, umgeben von prächtigen Gesteinen, Bäumen, Regenbögen und Holunderbüschen. Es war kein sehr großer Platz, aber er war bezaubernd. Kleine unterirdische Quellen erwärmten das Wasser und auf der Oberfläche kräuselten sich lauter Blubberblasen.

Dieses Fleckchen war die Ruhe selbst. Nur die rauschenden Sturzbäche des Wasserfalls und die brodelnden Blasen der aufgewirbelten Wasseroberfläche waren zu hören. Die Luft glitzerte von den tausend Regenbögen, die durch das Sonnenlicht und dem Dampf der Quellen geboren wurden. Wie klitzekleine Funken von Zauberkraft sahen sie aus und es roch nach Wald, nach Sonne und nach Magie. Es war eine Wohltat für meine Ohren und auch für meine Augen. Endlich konnte ich wahrhaftig aufatmen, konnte ohne dieses Druckgefühl in meiner Brust die Freiheit genießen. Die frische Luft füllte meine Lunge und ich schloss die Augen, blendete alles aus, was mich hierher geführt hatte. Die Festlichkeiten, die geschwätzigen, übertriebenen Bewohner der Lichtlande, die grauenvolle Musik und der Pilzarsch von einem König. Die singenden Quellen der Sonnenbrandung wärmten mein Herz und nahmen mir alle Schlechtigkeiten, die diese Welt belasteten. Hier war mein Zuhause. Vielleicht wurde ich hier sogar gezeugt. Wer wusste das schon?

Laut stieß ich die Luft aus und öffnete wieder die Augen, entkorkte eine Flasche des Weines und nahm einen großen, kräftigen Schluck. Die prickelnde Süße benetzte meine trockene Kehle. Laut stöhnte ich auf, wischte mir einen großen Tropfen Wein vom Kinn und wollte gerade einen Schritt auf den sonnengewärmten Boden machen, als ich etwas sah, das ich vorher nicht bemerkt hatte.

Aus dem glitzernden Strahl des Wasserfalls trat eine Silhouette hervor. Ein Elf. Er hatte die Augen geschlossen, die braunen Haare fielen ihm feucht ins Gesicht und der Strahl des Wassers perlte auf seiner gebräunten Haut ab. Sein Körper war muskulös. Nicht zu viel. Aber der eines Kriegers. Mein Blick glitt von seinem Gesicht zu seiner Brust und zu seinen atemberaubenden Oberarmen. Seine Hüfte war von dem blubbernden Wasser der Quelle bedeckt.

Schade.

Ein Seufzen stahl sich über meine Lippen und der Elf öffnete die Augen. Ein Spuckefaden löste sich aus meinem Mund und ich musste ihn zurück in meine Mundhöhle ziehen.

»Hoheit!«, spuckte der Elf mit aufgerissenen Augen heraus. Seine Wangen färbten sich rosa, als unsere Blicke sich begegneten, und ihm war der Schreck ins Gesicht geschrieben. Noch immer plätscherte der Wasserfall auf seine Haut. Einzelne Tropfen perlten über sein Kinn auf seine Brust und ließen seine Brustwarzen in einem herrlichen Glanz erstrahlen.

Wir starrten uns an. Keine Ahnung wie lange. Doch irgendwann pumpte mein Herz endlich wieder Sauerstoff in meinen Kehlkopf und ich räusperte mich.

»Leo«, schnurrte ich und hob eine Augenbraue. Das ließ auch ihn aus seiner Starrheit aufwachen.

»Verzeiht. Ich hatte Euch nicht bemerkt. Ich werde sofort gehen.« Er trat einen Schritt aus dem Wasserstrahl heraus und machte Anstalten, zum Ufer zu schwimmen.

»Bleib doch. Ich wollte mich gerade mit diesem äußerst köstlichen Wein volllaufen lassen.« Ich hielt die zwei Flaschen nach oben. »Leiste mir doch Gesellschaft.«

Ich war schon immer direkt. Und ein kleines bisschen verrückt, plante nicht und machte mir keine Gedanken über die Zukunft. Severin Grünhain lebte im Hier und Jetzt. Genauso liebte ich es und würde daran nichts ändern wollen.

Leo schwieg und senkte den Blick.

»Komm schon! Hier ist genug Platz für uns beide.« Ich streckte meine Arme und machte ihm deutlich, was ich meinte. Gerade eben wollte ich noch die Einsamkeit und die Losgelöstheit genießen, doch Leo an meinem Herzensort vorzufinden war überraschend und ich war nicht abgeneigt, meine Ruhepause mit ihm zu verbringen.

Ich beobachtete ihn genau. Er rieb sich mit den Armen über die Brust. Sein schüchterner Blick glitt über mich und die kleinen Härchen an meinen Armen stellten sich auf. Und nicht nur das.

Verdammt.

Ohne eine Antwort abzuwarten, stellte ich den Feenwein auf den Boden und grinste ungeniert.

Zuerst knöpfte ich mein Hemd auf, ließ es auf den Boden fallen, steckte die Hände in den Hosenbund und wollte gerade die Beinkleider über meine Hüfte ziehen, als mir auf einmal ziemlich heiß und eng in meinem Körper wurde. Meine Brustwarzen stellten sich auf und Leo wandte sich ab, fuhr sich durch die braunen Haare. Mit überhitzten Gliedern entledigte ich mich des Restes meiner Kleidung und verspürte ein Gefühl der Erleichterung darüber, dass Leo sich abgewandt hatte, bevor er meine standfeste Mitte mit eigenen Augen erblicken konnte.

Ich pustete mir eine verirrte grüne Locke aus dem Gesicht und beobachtete den entzückenden Elfen im Wasser noch einen Moment. Er hatte sich an eine Felswand gelehnt und hielt die Augen weiterhin geschlossen.

Er war schön, wie er da stand, den Rücken an die Felsen gelehnt. Wie das Sonnenlicht, das durch die Baumkronen schien und auf seinem Körper diesen goldenen Farbton seiner Magie hinterließ. Wie seine Brust sich hob und senkte. Die kleinen feuchten Perlen, die über seinen Brustkorb nach unten rannen. Seine aufgestellten Brustwarzen.

Er war wirklich wunderschön.

Wieso war mir das nicht früher schon aufgefallen?

Mein Schwanz pulsierte und ich war froh, dass Leo weiterhin die Augen geschlossen hielt. Wäre ja zu peinlich geworden, hätte er mich so gesehen. Ich wollte ja auch nicht als notgeiler Bock rüberkommen. Das Nass würde mir schon Abhilfe schaffen und mir meine jünglinghaften Hormone austreiben.

Bevor ich mit selbstbewussten Schritten in das Gewässer trat, hob ich den Feenwein vom Boden auf. Das Wasser kribbelte und war herrlich warm. Angenehm und entspannend. Ich konnte einen Seufzer nicht unterdrücken.

Mit den zwei Flaschen Wein in der Hand schob ich mich durch das Wasser. Je näher ich Leo kam, desto heißer wurde mir. Meine Männlichkeit reagierte sich nicht ab und mein Herz setzte einen Schlag aus, und das lag nicht an dem Wein, den ich bereits intus hatte.

Ich war nackt. Und mir war bewusst, dass Leo es auch war. Mir wurde verdammt noch mal klar, dass ich bis eben nicht gewusst hatte, dass ich absolut auf diesen Elfen stand. Vielleicht lag es an diesem magischen Ort, an meiner miserablen Stimmung bezüglich der Feierlichkeiten oder an der Berauschung durch den Feenwein. Wer wusste das schon? Und war es überhaupt wichtig, warum einen das Schicksal an einem Ort wie diesem überrumpelte?

Je näher ich ihm kam, desto nervöser wurde ich, und als ich ganz vor ihm stand und jede einzelne Perle feuchten Nasses auf seiner Haut sehen konnte, spürte ich die Hitze in meine Wangen steigen. Es verschlug mir für einen Moment die Sprache – was wirklich selten der Fall war.

Ich betrachtete ihn genauer. Seine braunen Haare klebten ihm im Gesicht und seine grünen Augen, die er endlich wieder öffnete, hatten diesen ganz besonderen Glanz.

Kleine Grübchen zierten seine Mundwinkel und ich wusste, dass er ein atemberaubendes Lächeln hatte, das er viel zu selten zeigte. Wenn ich mich recht erinnerte, waren wir noch niemals allein gewesen. Immer war einer der anderen Krieger dabei. Unsere Missionen führten uns durchs ganze Land und doch hatte es niemals einen Moment wie diesen gegeben. Bis gerade eben hatte mich das nicht mal gestört. Doch ihn jetzt vor mir zu sehen, so nah und so von seiner natürlichen Schönheit angetan, fand ich es ziemlich schade, dass mir das noch nicht zuvor schon mal aufgefallen war.

Noch immer sagte er nichts und ich ertappte mich dabei, wie ich ihn in Gedanken an mich zog und das Schweigen mit meiner Zunge entfernte, sodass kleine gierige Laute über seine Lippen rollten.

Verdammt.

Seine Wangen färbten sich rot, als ob er meine Gedanken gelesen hätte.

Verdammt.

Ich war in der Absicht hierhergekommen, mich ungestört zu betrinken und mich vor der Welt da draußen zu verstecken. Allein. Doch jetzt formte sich ein neuer Gedanke in meinem Bewusstsein. Eine Ablenkung von dem ganzen bescheuerten Kram, der im Schloss fabriziert wurde. Und ich wollte Leo als diese Ablenkung. Es gab nur ein Problem: Ich wusste nicht, ob er auch so wie ich Verlangen auf jemanden mit dem gleichen Geschlecht verspürte. Ich hatte ihn nie mit einer Elfe gesehen. Aber auch nie mit einem Elfen. Ich wusste nicht mal, ob er überhaupt in dieser Hinsicht Interesse hatte. Mir persönlich war es gleich, ob männlich oder weiblich. Lust war Lust. Und man konnte mit beiden seinen Spaß haben und Spielchen spielen.

Ich liebte Spielchen.

Ein lüsternes Grinsen stieg mir ins Gesicht, als ich den Versuch aufgab, meine Begierde zu unterdrücken. Das Leben war zu kurz, um sich so eine Gelegenheit entgehen zu lassen.

»Hey«, brachte ich kratzig hervor und verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke.

»Hoheit.« Er neigte seinen Kopf.

»Ach Leo, hör doch auf mit dem Scheiß. Wir kennen uns schon, seit wir Kinder waren und nackt in einem riesigen Kessel voller Wein gebadet haben«, platzte es aus mir heraus und er errötete noch mehr, strich sich dann seine Haare aus dem Gesicht. Oh, wie sehr ich derjenige sein wollte, der das tat. »Brent und Shay waren auch dabei. Obwohl Brent nicht wirklich in das Fass gepasst hat. Er war schon immer etwas größer und breiter als wir alle zusammen«, erinnerte ich mich und lachte über das bizarre Bild, das sich in meinen Gedanken formte. »Außerdem bist du der beste Bogenschütze im ganzen Land. Du hast mich schon tausendmal zusammengeflickt. Du hast wirklich weiche Hände für jemanden, der täglich mit dem Bogen schießt und mit dem Schwert hantiert.«

Verdammt! Hatte ich das gerade wirklich laut gesagt?

Leo biss sich auf die Lippe und ich schmolz dahin. Auch seine Ohren liefen rot an und es fehlte nicht mehr viel und meine Selbstbeherrschung wäre fort.

Er war so verdammt heiß.

Wusste er überhaupt, was er gerade mit mir anstellte? Dass meine Lenden in Flammen standen und ich mich am liebsten auf ihn stürzen wollte?

Er brachte weiterhin kein Wort heraus. Zu gern würde ich in seinen Kopf schauen und seine Gedanken lesen. Das würde mir Freude bereiten, denn er war immer so ruhig. Schüchtern, ja beinahe verschlossen. Was ging in ihm vor? Verspürte er auch diese Spannung, die wie ein Streifen Magie zwischen uns lag? Sah er mir an, dass mich meine zuckende Männlichkeit beinahe um den Verstand brachte? Dass nur eine kleine Berührung ausreichen würde, um mich in den aufgewirbelten Wassermaßen zu ergießen? Ich musste doch für alle ein offenes Buch sein, oder nicht? Meine Erregung war mir deutlich ins Gesicht geschrieben. Jedoch konnte ich absolut nicht erkennen, ob er die vor Lüsternheit aufgeladene Luft am eigenen Leibe verspürte. Ob sein laut klopfender Herzschlag daraus resultierte, dass er auch geil war oder einfach, weil es ihm unangenehm war, mit mir allein zu sein?

Verdammter Sterblichenschiss!

Seit wann machte ich mir so viele Gedanken? Ob sein Gehirn ihm auch so viele Wörter in den Kopf legte wie mir?

Ich verzog meine Nase. Ein Schweigen legte sich über uns und ich war es nicht gewohnt, Stillschweigen zu bewahren. Doch ich brachte nichts heraus. Was sollte ich sagen? Da erinnerte ich mich an den Feenwein in meinen Händen.

»Lust zu trinken, Leo?« Ich hob die Flaschen hoch.

»Ich trinke eigentlich nicht.«

Natürlich nicht. Der perfekte Leo.

»Aber eigentlich ist eigentlich kein Wort. Also den heutigen Tag kann man nur mit einer Flasche des besten Weines der Lichtlande ertragen. Oder in unserem Fall, zwei Flaschen des besten Weines der Lichtlande. Wie siehst du das? Komm schon, Leo. Lass mich nicht hängen. Wir sind doch Verbündete. Schließlich bist du auch hier an diesem geheimen Ort und nicht bei den Feierlichkeiten.« Ich zwinkerte ihm zu.

Ich hörte sein Herz heftig in seiner Brust schlagen und seine Augen wanderten unruhig hin und her, als wüsste er nicht, wohin er sie richten sollte. Was natürlich an mir und meiner Nacktheit lag. Schließlich war ich ein Prinz der Lichtlande. Ein verdammt attraktiver Prinz.

Lasziv hob ich meine Augenbrauen und zwinkerte ihm erneut zu. Dabei hielt ich die Flaschen Wein etwas näher an sein Gesicht und schaukelte damit vor seinen Augen herum. Endlich nickte er.

Ich öffnete eine Flasche und reichte sie ihm, während ich mich neben ihn stellte und wir uns gemeinsam mit dem Rücken gegen die Felswand lehnten. Der Wasserfall plätscherte entspannend und die Sonne lächelte uns zu. Jedenfalls glaubte ich das, denn ich war so nervös, weil unsere Schultern sich ganz zart berührten und ich verdammt noch mal nicht klar denken konnte.

Wir tranken schweigend. Ich hatte komischerweise auch nicht das Bedürfnis, diese Stille zu unterbrechen. Es war eher eine Wohltat und eine Entspannung, die sich auf meine angespannte Seele legte. Dieser Ort war der Grund. Und natürlich dieser Elf. Ich sah aus dem Augenwinkel zu ihm.

»Hoheit?«, sprach Leo nach einem weiteren kräftigen Schluck aus der Flasche. Seine Nase war schon gerötet, ebenso seine Ohren. Der Wein lockerte wohl seine Zunge. Das gefiel mir.

»Warum seid Ihr nicht bei den Feierlichkeiten?« Er reichte mir die Flasche zurück und ich trank einen ausgiebigen Schluck.

»Severin! Bitte nenn mich Severin. Bei Hoheit möchte ich am liebsten kotzen und das würde nur die Stimmung versauen.«

Ich nahm einen neuen Schluck und reichte den Wein zurück. Er nickte und nannte mich wohl in seinen Gedanken bei meinem Namen, denn sein Mund blieb verschlossen.

Ich seufzte.

»Der Trollkönig kann auch ohne mich aufwarten. Er ist nicht mein König. Niemals! Da würde ich lieber in der Welt der Sterblichen leben, als dass ich auch nur einmal mein Haupt vor diesem Elfen senke.« Ich rülpste laut auf und klopfte mir auf die Brust. »Verzeihung.«

»Er ist auch nicht mein König«, sprach Leo leise. So leise, dass ich es mir auch hätte einbilden können.

»Das allein zu denken ist Hochverrat, das weißt du, oder?«

»Ihr werdet mich doch nicht verraten?«, raunte er. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und schmunzelte.

»Niemals.«

Ich verlor mich in seinem Blick. Seine Pupillen waren geweitet und in ihnen lag etwas, das ich noch niemals bei ihm gesehen hatte. Noch dazu biss er sich schon wieder auf die Lippe und bevor ich etwas sehr Dummes tat, wandte ich mich ab und trank einen sehr großen Schluck aus der Flasche, die mir Leo gerade reichte. Doch dann fanden meine Augen wieder seine.

»Und du? Was ist mit dir? Warum bist du nicht bei dieser abartigen Freudbarkeit im Schloss?«, fragte ich ihn.

Leo zuckte die Schultern.

»Zu viele Elfen, zu wenig Platz, das ist nichts für mich.« Er schmunzelte und seine süßen Grübchen zeigten sich in den Tiefen seines schönen Gesichtes.

»Auf die zwei Verräter, die das Schicksal an diesem freudlosen Tag zusammengebracht hat.« Ich prostete ihm mit der Weinflasche zu.

Leo lächelte und seine Wangen färbten sich noch rötlicher als vorher. Er strich sich erneut eine Haarsträhne aus dem Gesicht und eine Blubberblase von der Wasseroberfläche spritzte in diesem Moment einen großen Schwall Wasser in sein Gesicht. Er schüttelte sich das Haar. Die feuchten Perlen rannen ihm über die Gesichtszüge und ich konnte nicht mehr an mich halten. Ich wollte nur noch seine Lippen auf meinen spüren. An ihnen saugen und meine Zunge mit der seinen verschlingen. Und noch viel mehr. Es war zu viel für all meine Selbstbeherrschung und ehe ich mich zurückhalten konnte, lagen meine Lippen auf seinen. Hitze stieg in mir auf. Und wenn ich nicht schon völlig gierig gewesen wäre, wäre ich es spätestens jetzt. Etwas zu derb forderte ich sie ein, durch die Begierde, die ich in meinen Lenden spürte. Leo versteifte sich, kniff die Augen zusammen.

Nein!

Verdammt!

Sofort zog ich mich zurück. Ich hatte einen Fehler begangen, war die Peinlichkeit in bezaubernder Elfenerscheinung. Wie sollte ich das je vergessen können? Wie sollte er das je vergessen können?

»Ähm«, räusperte ich mich und die Schmach dieses Momentes stieg mir zu Kopf. »Der Feenwein ist mir wohl zu Kopf gestiegen.« Mein Impuls war, mich abzuwenden und schnell aus dieser Situation zu fliehen.

Leo atmete geräuschvoll ein, riss mir die Flasche mit dem Wein aus der Hand und trank sie in einem Zug leer. Dann warf er sie auf die Wiese, die sich unweit von uns erstreckte, zog mich an meinem Nacken zu sich heran, bis sich unsere Nasenspitzen berührten. Mir entglitt die zweite Flasche Wein und sie versank auf dem Grund der Quelle. Leo schloss die Augen, krallte die Hand fester in meinen Nacken und legte seine Lippen auf meine.

Ich war verloren in einem Kreislauf der Begierde, des Verlangens und der Glückseligkeit. Und doch war ich so von dieser Initiative des schüchternen Leo überrascht, dass ich erstmal gar nichts tat. Dann kam ein kehliger Laut über meine Lippen und ich erwiderte den Kuss. Langsam tasteten wir uns vor. Seine Zunge glitt in meinen Mund, umspielte die meine. Das war der Punkt, an dem ich meinen Kopf ausschaltete. Ich konnte nicht mehr an mich halten, zog ihn näher an mich heran, drückte ihn an den Rand der Felsmauer und stellte mich vor ihn, legte eine Hand an seinen Hintern. Die andere fuhr durch seine braunen Haare und ich presste meinen feurigen Körper an seinen. Ich hätte mich fast ergossen, als meine Härte auf seine traf und sie gegenseitig pulsierten, als ob sie schon so lange auf dieses Spiel gewartet hätten. Ich keuchte auf und auch Leo wimmerte. Ich verlor fast den Verstand dabei, ihm so nahe zu sein, und wenn ich mich jetzt nicht zurückzog, dann wäre die Erlösung meiner sexuellen Qualen viel zu schnell gekommen. Atemlos löste ich mich von ihm. Der Anblick seiner geschwollenen Lippen und die verstrubbelten Haare schickten erneute Hitzewellen durch meinen Körper.

»Der Wein ist leer«, flüsterte ich das Absurdeste, was es in dieser Situation zu sagen gab.

Er nickte und biss sich auf die Lippen, die einen rötlichen köstlichen Schimmer angenommen hatten.

»Verdammt!«, raunte ich ihm entgegen und näherte mich ihm wieder.

Unsere Lippen trafen erneut aufeinander. Diesmal wilder und heißer als zuvor. Er drückte seinen Körper an meinen. Mit einem Stöhnen auf den Lippen gaben wir uns der Begierde hin. Ließen uns führen von den Gefühlen unserer Seelen und unserer Herzen.

Es war ein unvergesslicher Tag der Liebelei. Voller entzückender Laute und klopfender Herzen.

Als ich am nächsten Tageslauf im Gras neben den Quellen die Augen öffnete, als die Sonne ihre Strahlen nach mir ausstreckte und meine Haut mit zarter Lichtmagie aufwärmte, war Leo fort. Als wäre er nur ein Traum meiner vom Feenwein geschuldeter Fantasie. Als hätten wir nie diesen wundervollen Tag der Liebe miteinander verbracht. Doch mein Herz war Zeuge. Dieser eine Liebestag hatte sich tief in meine Seele gebrannt und mein Herz sehnte sich nach mehr.

KAPITEL 2

Severin

Gegenwart:

Ich erwachte aus meinem süßesten Traum eines Erlebnisses längst vergangenen Seins. Aus einer Erinnerung von der ich, über siebenhundert Sonneläufe später, immer noch zehrte. Dieses vergangene Geschehnis hatte mich verändert, hatte den alten Severin Grünhain zu jemandem gemacht, dessen Herz von ungesagten Gefühlen beseelt war. Das, was ich in mir spürte, was ganz harmlos anfing, hatte sich über die Jahre zu etwas viel Intensiverem entwickelt. Etwas Berauschendem. Etwas völlig Neuem für mich.

Es war Liebe.

Leo war meine erste und einzige echte Liebe. Doch diese Liebe war nie zu etwas geworden, das uns beide zu Seelenpartnern machen könnte. Das Band des Seelenschwurs zwei sich zugeneigter Elfen war nie Teil unseres gemeinschaftlichen Lebens. Das Gefühl der Liebe hing in der Luft, schwebte über unseren Köpfen, aber war nie etwas, das sich in dieser Welt zu etwas Festem entwickelte. Sie war da und doch waren wir uns niemals nähergekommen als an diesem einen besonderen Tag. Es blieb bei heimlichen Blicken, bei zufälligen Berührungen und bei nicht immer jugendfreien Andeutungen. Leo war viel zu schüchtern, um einen weiteren Schritt in meine Richtung zu wagen und ich war viel zu ungezwungen. Als ob das Schicksal, das wir beide an diesem einen Tag gespürt hatten, uns einen Streich spielen wollte, uns in eine Richtung lenkte, die wir niemals gemeinsam erreichen würden. Woran es lag war mir ein ungelöstes Rätsel. Und doch hatte ich das Gefühl, dass wir uns in den letzten Wochen nähergekommen waren, dass wir einen Schritt in die richtige Richtung gefunden hatten. Einen Schritt für eine gemeinsame Zukunft. Eine Zukunft, die wir gemeinsam bestreiten konnten.

Traurigerweise hatte das Schicksal, das glühende schicksalsträchtige Karma höherer Mächte, uns eingeholt. Hatte eine Klinge genommen und das Band, das mich und Leo verband, die Liebe, die unausgesprochen über unseren Köpfen schwebte, wie einen Faden gekappt. Entzwei geteilt.

Nein! Die Unwahrheit stand mir ins Gesicht geschrieben. Meine Gedanken wurden gestraft durch die Lügen, die durch meinen Kopf wanderten. Nein! Nicht das Schicksal hatte Schuld an unserem Zerwürfnis. Ich würde wirklich gern dem Schicksal die Schuld geben, dem schlechten Karma, der Dunkelheit meiner Seele, aber damit würde ich mich selbst belügen. Denn ich war es, der uns entzweit hatte. Ich hatte meiner einzigen Liebe wehgetan. Der Schmerz, den ich in mir spürte, war meine eigene verdammte Schuld.

Ich hatte ihn angeschrien, hatte ihn vor Prue, Fry, Brent und den Schattenelfen gedemütigt nach alldem, was wir auf unserer Reise erlebt, was wir durchgestanden hatten, und dann am Tiefpunkt meines Lebens hatte ich ihm die Schuld an Frys bevorstehendem Tod gegeben. Konnte es nicht ertragen, dass er nicht in der Lage war, ihn zu heilen, wo er doch der Heilkunst mächtig und mein einziger Anker in dieser grauenvollen, von Dunkelheit überlasteten Welt war.

Das Blut, das geflossen ist, war Zeuge meiner ehrenlosen Tat. Nie könnte ich es vergessen. Niemals würde meine Seele mehr aufschreien als in diesem einen Moment meines Vergehens.

Niemals!

Ich bereute es zutiefst. Diese Reue ging so tief, dass ich mein eigenes Spiegelbild nicht mehr ertrug. Noch dazu redete ich mir Sonnenlauf um Sonnenlauf ein, dass es eine Kurzschlussreaktion gewesen war. Dass es eine Reaktion auf die ganzen schlimmen Ereignisse gewesen war, die wir vorher bestritten hatten. Fry, unser König, lag fast tot am Boden. Idon war bereits von uns gegangen. Wir hatten meine Schwester gerade so von ihrem gruseligen Vater befreien können. Ich war am Ende meiner Kräfte angelangt und dann lag mein einziger Freund, mein Bruder, verletzt am Boden. Eine Klinge mit Bittersüßer Nachtschatten hatte ihn gestreift und vergiftete sein Herz. Er war dem Tode nahe. Wir konnten die eisigen Krallen des unwiderruflichen Todes spüren, die über unseren Köpfen hingen. Die Luft war erfüllt von den Schreien seiner vergifteten Seele. Alle hatten den Todesgesang gespürt, hatten den Quell einer sterbenden Lichtseele gefühlt.

Diese Qualen, dieses Leid, dieser Schmerz!

Es war zu viel.

Ich konnte Leos geflüsterte Worte nicht für die Wahrheit halten. Es gab keine Entschuldigung für die übergreifende unterdrückte Wut, die mich befallen hatte, als ich ihm die Faust ins Gesicht schlug. Es war vielleicht eine Kurzschlussreaktion, doch hätte es niemals so weit kommen dürfen. Ich hatte in meiner Rolle versagt. Als Freund, als Bruder, als Prinz, als Krieger der Lichtlande. Ich hatte als Severin versagt!

In all den Wochen, in all den endlosen schlaflosen Nächten seither wurde mir eins immer deutlicher: Es war nicht nur Wut, die mich an diesem Tageslauf befallen hatte, sondern vor allem Trauer. Angst, wieder jemanden zu verlieren, der mir näher war als ich mir selbst.

Leo konnte nichts für meine Zerrissenheit. Ich hatte Fry an diesem Tag nicht verloren, dafür aber ihn.

Seitdem verschloss Leo sich vor mir. Er ging mir aus dem Weg, flüchtete und ließ mich stehen, wenn ich das Gespräch mit ihm suchte. Nicht ein einziges Wort hatte er seither mit mir gewechselt. Seine Lippen blieben verschlossen, so wie sein Herz. Er hatte sich vor meiner Liebe zurückgezogen.

Ich hasste das!

Ich hasste das zutiefst, weil ich daran schuld war. Es brach mir das Herz, dass ich seines gebrochen hatte. Dass ich durch eine unüberlegte Handlung alles zerstörte, das sich über so lange Zeit zwischen uns entwickelt hatte.

Es gab einen Moment auf unserer letzten Reise, an dem ich glaubte, sterben zu müssen, als ich davon überzeugt war, es sei endgültig vorbei und ich wollte die Worte laut aussprechen, die ich empfand. Wollte ihm sagen, dass ich ihn liebte, dass er alles für mich war und er der einzig wahre Grund war, warum ich immer noch stand und warum mein Herz nach wie vor schlug. Ich spürte dieses Gefühl auch in ihm, sah es in seinen Augen, fühlte es in den Schwingungen seiner Seele und hörte es im Pochen seines Herzens. Keiner sprach die Worte aus, die unsere Seelen und unsere gemeinsam schlagenden Herzen verband.

Vielleicht war es gut, dass wir uns nie gesagt hatten, dass es Liebe war, die uns verflocht. Doch bereute ich es nun, es nicht gesagt zu haben. Es erdrückte mich. Nahm mir die Luft zum Atmen. Obgleich es keinen Unterschied gemacht hätte. Denn auch wenn die Worte ausgesprochen gewesen wären, hätte ich doch so gehandelt, wie ich es an diesem einen Tag in der Sonne getan hatte. Vielleicht wäre es sogar noch schlimmer gewesen. So schwebte die Liebe nur über unseren Köpfen, hatte kein Band geknüpft, das dann unwiderruflich verloren gewesen wäre.

Verfluchte Liebe!

Wieso tat sie so weh?

Meine Schuld konnte nicht rückgängig gemacht werden, das war mir klar. Ich konnte die Taten meiner Vergangenheit nicht wegspülen oder magisch aus den Erinnerungen löschen und musste fortan damit leben. Das Einzige, was ich tun konnte, war um Vergebung zu bitten. Es lag an Leo, ob er dieser Vergebung Glauben schenkte. Jedoch müsste ich erstmal die Gelegenheit haben, mit ihm zu sprechen, was gerade unmöglich erschien.

Ich rieb mir den Kopf, schluckte die Schuldgefühle und die emotionale Belastung herunter und erhob mich von meiner Bettstatt. Sanft fuhr ich mit der Hand über das Laken der rechten Betthälfte. Die Seite war leer. Unberührt. So wie immer.

Seufzend rieb ich mir die Schläfen und erhob mich vollständig aus meiner Schlafstätte. Ich gähnte laut auf, streckte meine müden Glieder, ließ die Schultern kreisen.

Mein Gemach im Schloss der Lichtlande lag wie Frys oben unter dem Himmel der Magie. Die Wände waren aus einer Mischung von Holz und Stein gefertigt worden. Eine Verbindung zweier Materialien, die sich unähnlicher nicht sein konnten. Die Decke war offen, eine Pforte zu dem Lebensquell unserer Macht, und die sternklare Nacht, die immer noch in ihrem nächtlichen Lebenskreislauf rotierte, richtete ihren gierigen Blick auf mich und zeigte mir wieder einmal deutlich auf, was ich dieser Tage verloren hatte.

Die Dunkelheit, die den Lichtelfen so viel Unbehagen bereitete, war heute trotz der schmerzvollen Gedanken an meinen Liebsten wunderschön anzusehen. Der Mond strahlte und ließ meine Räumlichkeit in einem silbernen, hauchzarten Schimmer erstrahlen. Die Magie der Nacht war greifbar und obwohl ich keine Kraft aus der Dunkelheit schöpfen konnte, spürte ich sie. Blickte hinter den Schleier und sah trotz allem ihre Schönheit.

Es war ein Irrglaube, dass die Lichtelfen die Dunkelheit der Nacht verabscheuten. Eine Lüge. Geschöpft aus den Grausamkeiten und den Albträumen, die die Schattenelfen über uns gebracht hatten. Viele würden es nie zugeben, doch die Nacht hatte für uns auch ihren Platz in der Welt. Sie gab uns Ruhe und bereitete uns auf den von Magie berauschten Tag vor.

Ich ließ den Blick durch mein Gemach schweifen. Es war voller Chaos. So wie ich das wandelnde Chaos war. Überall lagen Dinge herum. Rüstungsteile, Waffen, Hemden und Stiefel. Ausgelesene Pergamente – wenn Fry sie hier wild verstreut auf dem Boden fände, würde er den Stillstand seines Herzens erleiden. Aufgeschlagene Seiten von Büchern, deren Pergament Knicke und Wasserflecken aufwiesen. Ein Blumenkranz, der längst sein Leben ausgehaucht hatte, lag auf meinem Tisch, an dem die Staubschicht bereits ein Eigenleben führte. Nicht zu vergessen mein außerordentlicher Vorrat an Pfeifenkraut, das überall verstreut herum lag.

»Chaot!« Die Stimme meines Vaters fuhr mir ins Gedächtnis und ich zuckte durch diese plötzlich auftretende Erinnerung kurz zusammen. Ein Bild formte sich in meinem Kopf, wie mein Vater am Türrahmen lehnte oder wenn er über mein Durcheinander stolperte und sein nicht wirklich tadelnder Gesichtsausdruck, wenn er mit seinem wachsamen Blick meine Räumlichkeiten überblickte. »Ich sollte dich tadeln, mein Sohn, aber wir sind uns zu ähnlich.« Dann lachte er laut, zog mich an sich und wuschelte mir durch die grünen Locken, die seinen so glichen.

Ach, wenn er nur hier wäre! Dann hätte ich ihm mein Herz ausschütten können. Er wüsste einen Rat. Der weise, tapfere Glen Grünhain wusste immer einen Rat.

Du fehlst mir, Vater.

Wehmut legte sich über meine Seele und ich versuchte sie wieder in meinem Herz zu verschließen. Noch einen Tropfen Traurigkeit konnte ich gerade wirklich nicht gebrauchen.

Ich stolperte über einen Stiefel und kickte ihn frustriert weg. Er flog in einen Haufen mit dreckigen Laken und schmutziger Wäsche und verschwand darin. Ich hatte den Elfendienern verboten, hier hereinzukommen, um Ordnung zu machen. Ich liebte mein Durcheinander. So sollte es bleiben. Wenigstens das sollte sich nicht in meinem Leben ändern. Über einem Holzstuhl hing ein Hemd. Ich griff danach, hob es an die Nase und schnupperte daran. Es roch noch gut. Nicht mehr ganz so frisch, aber Flecken waren darauf nicht zu sehen, also zog ich es über die nackte Brust. Dann fischte ich mir eine Hose aus dem Haufen vor mir und schlüpfte hinein. Auf Schuhe verzichtete ich, denn ich liebte es, mal nicht die schweren Stiefel der Krieger zu tragen. Mit einem Blick auf mein Spiegelbild, das sich in einem hölzernen Spiegel an der Wand offenbarte, fuhr ich mir durch die Haare. Die grünen Locken hingen mir ins Gesicht, meine Augen, in derselben Farbe mit kleinen goldenen Sprenkeln, sahen müde aus. Der Schlafmangel und die wehmütigen Gedanken, die Schuldgefühle und der ganze Scheiß mit meiner Schwester zeichneten mich. Nichts war von dem blühenden, immer strahlendem Severin Grünhain zu erkennen. Dieser Severin gefiel mir nicht.

Ich stöhnte auf, öffnete die Tür und spähte hinaus. Ein Krieger stand an der gegenüberliegenden Wand. Als ich meinen Kopf hinausstreckte, straffte er seine Schultern und legte die rechte Hand an sein Herz.

»Hoheit!« Er räusperte sich überrascht.

»Wieso stehst du noch hier? Willst du nicht lieber das Bett mit deinem Weib teilen, als vor meiner Tür Langeweile zu schieben?« Ich hüstelte und verdrehte innerlich die Augen, als der Krieger die Stirn runzelte und ziemlich bedröppelt dreinblickte. »Trin, geh nach Hause, beglück dein Weib. Ich gehe jetzt auch!« Ich trat aus meinem Gemach und verschloss mit einem Funken meiner Magie die Tür hinter mir.

»Ich begleite Euch.« Der Krieger kam einen Schritt auf mich zu.

»Nein!«, protestierte ich etwas zu energisch. »Ich möchte allein sein«, fügte ich sanfter hinzu.

»Wie Ihr wünscht.« Er machte Anstalten sich wieder an der Wand zu positionieren, doch ich trat einen Schritt auf ihn zu, sodass er in seiner Bewegung innehielt.

»Ein leeres Zimmer zu bewachen macht doch keinen Sinn. Es sei denn, du stehst drauf, allein in den finsteren Gängen der Nacht herumzulungern. Lungerst du gern rum, Trin? Geh nach Hause.«

»Seid Ihr sicher, Hoheit?«

Mir entging sein unsicherer Blick nicht und ich wusste, dass Cailan das nie gutgeheißen hätte. Aber der Troll war nicht da und würde niemals mehr lebend diese Mauern betreten, dafür würde ich persönlich sorgen. Also schenkte ich meinem Kriegerkollegen ein Lächeln und klopfte ihm auf die Schultern.

»Du bist ein guter, pflichtbewusster Krieger und jetzt mach dich zu deinem Weib, ehe ich mich zu ihr lege.« Ich wackelte lasziv mit den Augenbrauen. Endlich schmunzelte auch Trin. »Geh schon«, bestärkte ich ihn noch ein letztes Mal und er nickte mir zu.

Ich wartete nicht darauf, ob er in die andere Richtung davon ging, sondern ging meinen eigenen Weg. Trotzdem spürte ich seinen Blick, bis ich um die nächste Ecke bog und mich an eine Säule lehnte.

Mein Kopf dröhnte von den ganzen wirren Dingen, die mich belasteten und es gab nur einen Ort, an dem ich jetzt sein wollte, um den Kopf freizubekommen. Um die Wehmut, die Traurigkeit und alles andere für einen Moment vergessen zu können. Sie für einen auch noch so kleinen Augenblick in meinem Herz zu verschließen und nur für einen Wimpernschlag der alte Severin sein zu können.