Verräterisches Herz - Jenny Gross - E-Book

Verräterisches Herz E-Book

Jenny Gross

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Beschreibung

Prue ist eine Schattenelfe, die sich nichts mehr ersehnt, als das Licht der Sonne, jeden Tag von Neuem zu erblicken. Fry ist ein Lichtelf, ein Krieger der Krone. Die Schattenelfen haben ihm alles genommen. Er kämpft für einen Frieden im Gleichgewicht der Lande. Ein Herz, das nicht schlagen sollte. Ein Krieger, dessen Schicksal ein anderes ist und ein Krieg, der das Ende der Welt bedeuten könnte. Zwei Reiche, zwei Herzen, zwei Schicksale und eine Macht, die unbezwingbar scheint. Wird die Schattenelfe den Weg ins Licht finden und wird der mürrische Krieger, mit den Augen so blau wie der wolkenlose Mittagshimmel, seinen Stolz ablegen und das sehen, was tief in dem Mädchen aus Schatten verborgen ist?

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Seitenzahl: 646

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Triggerhinweise

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Für alle, die von Geschichten träumen und sie zum Leben erwecken!

Inhaltsverzeichnis

PLAYLIST

PROLOG

KAPITEL 1: Prue

KAPITEL 2: Prue

KAPITEL 3: Prue

KAPITEL 4: Prue

KAPITEL 5: Prue

KAPITEL 6: Prue

KAPITEL 7: Prue

KAPITEL 8: Fry

KAPITEL 9: Prue

KAPITEL 10: Fry

KAPITEL 11: Prue

KAPITEL 12: Prue

KAPITEL 13: Prue

KAPITEL 14: Fry

KAPITEL 15: Prue

KAPITEL 16: Prue

KAPITEL 17: Prue

KAPITEL 18: Prue

KAPITEL 19: Fry

KAPITEL 20: Severin

KAPITEL 21: Prue

KAPITEL 22: Severin

KAPITEL 23: Prue

KAPITEL 24: Fry

KAPITEL 25: Severin

KAPITEL 26: Fry

KAPITEL 27: Prue

KAPITEL 28: Fry

KAPITEL 29: Severin

KAPITEL 30: Fry

KAPITEL 31: Severin

KAPITEL 32: Prue

KAPITEL 33: Severin

KAPITEL 34: Fry

KAPITEL 35: Severin

KAPITEL 36: Prue

KAPITEL 37: Prue

KAPITEL 38: Fry

KAPITEL 39: Prue

KAPITEL 40: Fry

NACHWORT

PLAYLIST

Disturbed – The Light

The Rasmus – In The Shadows

Red – Unstoppable

Kissing Dynamite – Your Not Alone

Peyton Parrish – Rise

State of Mine, No Resolve – The Thunder Rose

The Frey – How To Save A Life

Within Reason – Here Comes The Light

Red – Already Over

Red – The Mask Slips Away

Take The Bullets Away – We As Human

Red – Darkest Part

Sevenleafs – Light And Dark

Red – Shadows

PROLOG

Tosende Flammen. Asche. Dunkelheit. Kälte, die den letzten Winkel eines Knochens durchdrang. Polternde Schritte ungedämpfter, schwerer Füße und das Kreischen tausender Schattenwesen hallten in den Weiten des dunklen Thronsaales wider. Die Kreaturen der Dunkelheit blickten furchtsam auf ein von Finsternis umwobenes Wesen. Ungeduldig kratzte es mit seinen langen spinnenartigen Fingern auf der Lehne des Throns, auf dem es saß. Ein Thron aus schwarzem Vulkangestein, geformt aus tausenden Knochen einstiger Lebewesen. Aus seinen Fingerspitzen wirbelten kleine Schwaden aus Schatten hervor. Wie schwarzer Nebel schlängelten sie sich über seinen Körper, der in dunklen weiten Gewändern fast vollständig durchscheinend war. Rußfarbene abgrundtiefe Augen blickten auf eine am Boden gekrümmte grünhaarige Gestalt. Für einen kurzen Moment flackerten die Augen des dunklen Königs rot auf, wie die Lava aus dem Vulkan, die das Gemäuer des Thronsaales in kurzen Spannen erhellte.

In Ketten, aus schwarzem Eisen geschmiedet, steckte ein Elf, ein Krieger, hinreißend und schön. Unpassend für diesen düsteren Ort, schien er von innen heraus zu leuchten. Seine spitzen Ohren ragten empor und über seiner linken Augenbraue zog sich eine blutige Wunde.

Er wehrte sich mit aller Kraft, die er besaß, gegen die schweren Eisenglieder. Ein Schlag traf ihn am Kopf und er spuckte einen Schwall Blut vor die Füße des Schattenkönigs. Und obwohl die Schmerzen unerträglich sein mussten, lächelte der Elf. Schweiß stand ihm auf der Stirn und seine Glieder zitterten durch die Anstrengung, die Schmerzen zu unterdrücken. Durchtrieben, mutig und furchtlos blickte er der schwarzen Gestalt in die toten Augen.

Risse aus getrockneter Lava zogen sich über den Boden, als die Stimme des Schattenkönigs, in seiner Existenz mehrere Jahrhunderte alt, voll abgrundtiefen Hasses ungeduldig über die Köpfe seiner Untertanen klang. Die Schattenelfen starrten verächtlich zu ihm zurück. Doch auch Furcht zeichnete sich in ihren Augen ab, denn der Schattenkönig war ein Angst verbreitender, machtvoller Schattenelf. Der Mächtigste unter ihnen und der Grausamste zugleich.

»Dein Tod, Prinz Glen von den Lichtlanden, wird mir eine besondere Freude bereiten und deine Qual ...« Die kalte Stimme des Schattenkönigs ging in einem drohenden Gewittersturm unter, der durch die Hallen des Schlosses wie ein dunkles Unwetter aufzog. Helle Nebelschwaden zogen auf und tauchten den Boden in sanftes Weiß.

Alle Geräusche verstummten.

Selbst der Schattenkönig hielt den Atem an. Seine schwarzen Schwaden tanzten weiterhin boshaft über seinen Körper, aber seine Finger verkrampften und der Thron bröckelte unter der Berührung seiner Magie.

»Orakel«, spie er die verhassten Worte aus, die wie Gift, aus seinem Maul krochen und jedwedes Glücksgefühl erstickten. Ungeduld und unergründlicher Hass spiegelte sich in seinem eiskalten Gesicht. Der dunkle König schien nur noch aus Schatten zu bestehen. Seine Augen leuchteten feuerrot auf, als eine Stimme die Geschöpfe der Anderswelt durchdrang und einen Schauer in ihren Köpfen hinterließ.

In Elfora, dem Reich der Licht- und Schattenelfen. So wurden Prophezeiungen gesprochen. Seit Tausenden von Jahren.

Schattenkind.

Aus Schatten und Dunkelheit wird ein Kind geboren.

Belegt mit einer Macht, die unbezwingbar scheint, wird es die

Anderswelt formen.

Schattenkind.

Verflucht.

Verflucht mit der Wahrheit.

Ob Schatten oder Licht niemand kann sich seinem Fluch

widersetzen.

Nicht einmal es selbst.

Aus Asche und Dunkelheit wird das Schattenkind alle mit seiner

Macht verzaubern und im großen Krieg eine Seite wählen.

Geboren zum Blutmond.

Geboren in Dunkelheit.

Geboren mit Licht.

Geboren die Welt zu verändern.

Schattenkind.

Stille. Gänsehaut erschaudernde Lautlosigkeit, bis ein herablassendes Lachen diese Ruhe durchbrach. Des gefesselten Elfen goldene Stimme hallte durch die eiskalte Hölle und die Schattenelfen erwachten aus ihrer Starre.

»Dieses Kind wird Euer Fluch sein!« Der Grünhaarige spuckte zum zweiten Mal vor des Königs Füße. Ein von Blut und Speichel durchzogenes Muster bildete sich auf dem trostlosen Erdboden, der vom davon kriechenden Nebel wieder in absoluter Schwärze versank.

Angewidert vom erbärmlichen Anblick des Elfen und aufgestachelt durch die Bekanntmachung der nächsten großen Prophezeiung, konnte der Schattenkönig seine Wut und den Hass gegenüber den Wesen der Lichtlande nicht mehr zügeln.

»Ihr elenden, nutzlosen Kreaturen. Dieses Kind wird mein sein. Eure wertlosen Herzen werden durch meinen Zorn ihre letzten jämmerlichen Schläge tätigen und das Licht eurer Seelen wird nicht in die Wiedergeburt ziehen. Und Euer Herz, Prinz Glen, wird heute untergehen. Es erlischt durch meine Hand!«

Dunkelheit löste sich von seiner Gestalt, kroch zu dem Prinzen und hinterließ grausame Schmerzen auf dessen Gliedern. Der Elf wand sich, presste die Lippen zusammen, um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken, der sich bereits auf seinen Lippen nach Freiheit sehnte. Er schaffte es unter größter Anstrengung, den Blick zu heben und dem Schattenkönig mit bewundernswerter Gleichgültigkeit und absoluter Entschlossenheit zu begegnen.

»Ihr bekommt meine Seele nicht!«

Unerschrocken ließ der Elfenkrieger einen letzten Rausch aufkommender Lichtmagie frei, befreite eine Hand aus den eisernen Kettengliedern und zog einen versteckten Dolch aus seiner grünlich aufleuchtenden Gestalt. Die Klinge war von derselben Magie umwoben, die auch seine Gestalt ausstrahlte. Ein letzter Kraftakt, bevor beinahe alle Magie aus dem Körper des Kriegers entwich. Der Tribut seiner Gefangenschaft im Reich der Dunkelheit. Nur noch ein blasser Schimmer grünlichen Lichts umwehte seinen Körper, als er mit einem tiefen Atemzug die Klinge gegen sein eigenes Herz richtete. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Die Klinge zitterte in der Hand des Prinzen.

Schwarze Schatten umkreisten seine bebende Hand und entwandten ihm den Dolch. Fast lautlos schlug er auf dem Erdboden auf und zerfiel in kleine grüne Lichtpunkte, die in die Erde eingesogen wurden.

Der Schattenkönig stand vor ihm, die Finger nach dem Elfen ausgestreckt und ein grausames Lächeln im Gesicht.

»Eure Macht ist zu schwach gegen die meine. Zu schwach, um selbst den Freitod zu wählen. Ist euch denn nichts heilig, ihr dreckigen Lichtknaben?«

Der Krieger hob stolz den Kopf, bereit seinem Schicksal ins Antlitz zu blicken.

»Wir sind Elfen, Diener des Lichts. Kinder der Sonne. Wir ehren, was wir lieben. Wir kämpfen für die Schwachen, für die Liebenden und für die Generationen, die nach uns kommen. Unsere Seelen werden immer frei sein!«

Seine Worte hallten im Saal wider und die Schattenelfen tobten vor aufschäumender Wut.

»Und was brachte Euch das? Dunkelheit und Verderben warten auf Euch und euresgleichen. Ihr werdet diese Welt nicht mehr verlassen. Nicht in diesem Jahrhundert noch im nächsten, denn Eure Seele wird nicht weiterziehen!«

Über das schöne Gesicht des Elfenkriegers huschte ein trauriger und wissender Ausdruck. Kurzweilig. Doch einen Atemzug später richtete er wieder die Augen auf den Dunklen, reckte das Kinn in die Höhe und ergab sich seinem Schicksal.

»Verflucht seid Ihr und alle, die Euch dienen!«

Aus schwarzen Augen blickte der König der Schatten auf den Lichtprinzen herab, tauchte seinen Arm in eine herangebrachte dunkle Flüssigkeit und bohrte dem Elfen im nächsten Augenblick die knochigen Finger in die Brust.

Der Krieger stöhnte und ein Schauer ging durch seinen Körper. Die grünen Augen leuchteten einen Wimpernschlag lang hell auf, bevor sich ein trüber lebensaushauchender Ausdruck in ihnen spiegelte, als der Schattenkönig das Herz des Elfenprinzen herauszog. Blutig und den letzten Schlag des Endes pochend, bevor es verstummte und sein Leben aushauchte. Der Prinz brach leblos zusammen.

Tot.

Jubel und Gelächter durchdrangen die Stille. Die Schattenelfen stampften mit den Füßen und feierten den Triumph ihres Königs, der immer noch das blutige Herz in der Hand hielt. Wie beißende Kälteschauer und eisige Winde schallte das grausame Lachen des Schattenkönigs durchs Gemäuer, zog über die Schattenlande hinweg und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in jedem Lebewesen, das es vernahm. Er hob die Arme und seine Schatten nahmen von seinem Körper Besitz, wie tanzende schwarze Flammen erfassten sie jeden Zentimeter seines Selbst. Mit glühenden Augen blickte er auf seine Untertanen, das Herz in seiner Hand, immer noch blutend. Er drückte zu und es zerfiel zu dunkler Asche, rieselte durch seine schattenhafte Gestalt und verteilte sich auf dem Erdboden.

»Die Schatten werden sich erheben. Das Licht wird sich unserem Willen beugen. In Ketten werden wir sie legen und in die Unterdrückung zwingen. Die Nacht naht, in der wir endlich unseren rechtmäßigen Platz in dieser Welt einnehmen. Wenn dieses Kind geboren wird, werden wir die ewige Dunkelheit über die Anderswelt bringen und die Macht wird unsere sein!«

Siegesgeschrei tönte durch die Kälte. Der Erdboden erzitterte und die Schattenelfen verfielen in einen Rausch, aufgeputscht durch die Worte ihres Königs.

***

Über die weiten Moore hinweg, die das Schattenreich von den Lichtlanden trennten, hinter dem Feenwald am Hügel der Seelen feierten die Elfen des Lichts ihr traditionelles Sonnenfest. Es war Mittsommer und der längste Tag des Jahres. Die Sonne erhellte die weiten Ebenen mit ihren warmen Strahlen und das Licht stand auf seinem Höhepunkt, zog seine Kreise und schenkte den Elfen Zufriedenheit, Harmonie und auch Magie, die ihre ganze Existenz erleuchtete. Es wurde ausschweifend gefeiert, gesungen und getanzt. Der Feenwein floss und alle feierten diese bedeutende Tradition. Jedoch läutete Mittsommer auch die mit jedem Tag länger anhaltende Dunkelheit ein. Und die Elfen des Lichts fürchteten sich vor jeder Minute, in der die Dunkelheit an Macht gewann. Bis zur Wintersonnenwende würde es bitter werden für sie, denn die Schattenelfen besaßen derweil mehr Macht und Magie.

Die Schwester des Königs, Prinzessin Aithne, so schön wie die Sonne selbst, blickte traurig über die vor ihr tanzenden Wesen. Elfen, Feen und Naturgeister feierten zusammen an diesem sonnigen Tag. Aber die Gedanken der Prinzessin schweiften ständig zu ihrem längst zurückerwarteten Liebsten. Gerade als sie sich dem Schmerz des Vermissens hingeben wollte, bat der Prinz des Elfenreiches seine Tante zum Tanz. Wehmütig im Herzen ließ sie sich auf die Wiese führen und bekam ein kleines Lächeln zustande, als ihr Neffe ihr in einer eleganten Drehung auf die Füße trat. Dabei erleichterte er seinen in der anderen Hand haltenden Feenwein um keinen Tropfen. Als sie sich von ihm in eine neue Drehung lenken lassen wollte, schallte die Stimme des Orakels über die Wiesen.

Weißer Nebel zog über den grünen erblühten Erdboden und erzeugte ein aufregendes und zuweilen nervöses Pochen schlagender Herzen.

Die kurze Erleichterung der Unterbrechung ihres Tanzes verflog schnell, denn ein ängstlicher Schauer legte sich auf ihr Herz, als die Prinzessin zu ihrem Bruder aufsah.

Der König der Lichtlande hatte sein Haupt der Sonne entgegen gerichtet. Die Krone aus Blättern und silberfarbenen Edelmetallen ragte zwischen seinen spitzen Ohren hervor. Nachdenklich lauschte er den Worten des Orakels. In seinem Inneren tobte ein unsichtbarer Sturm aus Gefühlen.

Als das Orakel seine Worte in den Herzen der Elfen abgelegt hatte und seine Stimme vom Wind davon getragen wurde, herrschte Unruhe, Angst, aber auch Neugierde in den Gesichtern der Elfen.

Noch während die Stimme davon zog, erhob sich der Lichtkönig von seinem Thron und blickte über die erstarrten Gesichter seines Volkes. Ein Schauer ging durch die Menge. Mit einem kurzen Blick auf die am Zenit stehende Sonne, der Kreislauf allen Lebens, schaute der König zu seinem Volk und sprach mit klarer Stimme.

»Habt keine Angst. Die Schatten wollen schon seit tausenden Jahren die Dunkelheit über das Land bringen. Doch wir sind Elfen des Lichts, wir sind Krieger und Geliebte der Sonne. Wir sind stark! Wir sollten uns davon nicht das Fest verderben lassen. Und jetzt tanzt, trinkt und lacht. Die Welt ist voller Dunkelheit und Schatten. Lassen wir sie nicht in unsere Herzen. Dort wird das Licht immer scheinen.«

Er nickte einem Elfen zu und dieser setzte zu einem fröhlichen Lied auf seiner Flöte an. Die Elfen bewegten sich erst zögerlich, doch schnell wurde der Tanz rhythmischer und die Stimmung wieder harmonisch.

Prinzessin Aithne versuchte, sich aus den Fängen ihres Neffen zu befreien, der sie erneut an sich heranziehen wollte. Sie wurde mit einem Ruck aus des Prinzen Armen gerissen und landete in denen eines anderen, der die gleichen Lachfältchen um die Augen hatte wie sie selbst.

Der Elf war ihr Sohn.

Er gab seiner Mutter einen Kuss auf die Stirn und zog sie mit sich in die tanzende Menge.

Großkönig Kian wechselte ein paar Worte mit einem jungen Elfen und ließ sich anschließend auf seinem Thron nieder. Obwohl es niemand bemerkte, breitete sich Unruhe in des Großkönigs Innerstem aus, denn die große Prophezeiung lastete schwer auf seinen Schultern. Er richtete seine Augen von seiner Schwester, die sich lachend mit ihrem eigenen Sohn im Kreis drehte, zu seinem in der Menge berauscht tanzenden Sohn, zu einem weiteren Elfen, der am Ende der Wiese an einem Baum lehnte. Seine Kleidung kennzeichnete ihn eindeutig als einen Krieger der Krone.

Ihre Blicke trafen sich und hafteten aneinander. Seine Schwerter aus purem Licht geschmiedet, trug er wie immer auf den Rücken geschnallt und von seinem Körper ging eine helle leuchtend blaue Magie aus. Mit verschränkten Armen und Ernsthaftigkeit in seinen Augen musterte er seinen Vater auf dem Thron, denn auch er war ein Sohn des Königs.

Ihre Befürchtungen waren die gleichen. Sein Sohn war ein Krieger des Lichts. Ein Erbe seines Reiches. Sein Gesichts ausdruck bedeutete genau das, was er tief in sich auch verspürte.

Besorgnis. Krieg und schicksalsbringenden Tod.

Das Schattenkind könnte eine Bedrohung für diese Welt bedeuten.

Der König nickte seinem Sohn zu.

»Du musst es finden!«, flüsterte er in den Wind hinein, der seine Worte zu ihm hinüber trug und die nur von den sensiblen Sinnen seines Sohnes wahrgenommen wurden.

Er verstand, nickte seinem Vater ein letztes Mal zu, drehte sich um und verschwand im nächsten Augenblick zwischen den Bäumen.

***

Am Blutmond, zwei Jahre nach der großen Prophezeiung, wurde dem Schattenkönig ein Kind geboren. Verachtet, doch gleichzeitig auch gefürchtet von ihresgleichen. Eine Tochter mit Augen wie flüssiges Gold und einer Magie, die kein Schattenwesen jemals besessen hatte. Doch war sie verflucht, immer die Wahrheit zu sagen. Dieser Drang war so stark, dass alle, die ihr zu nahe traten, selbst Teil des Fluches wurden. Sogar der Schattenkönig konnte sich davor nicht schützen. In seinen Augen war das Mädchen ein todbringendes Übel, das aus seinen Lenden heraus entstanden war. Unbiegbar und unfolgsam. Doch das Schlimmste für ihn war das lebendige Herz in ihrer Brust, das den dunklen König täglich daran erinnerte, dass sie eine Abnormalität unter ihnen war. Eine verachtenswerte Kreatur seiner eigenen Lenden. Trotzdem war er besessen von der Macht des Mädchens, zwang es die Dunkelheit, die er in ihr spürte gegen die Elfen des Lichts einzusetzen. Doch das Kind, schwächlich im Äußeren, weigerte sich. Mit allen Mitteln und aller Macht, die er aufbringen konnte, gelang es ihm nicht, es zu seiner Waffe zu formen. Er scheiterte.

Und das Schattenkind wuchs in Dunkelheit auf, bis es eines Tages auf der Suche nach sich selbst ausbrach und das Herz in seinem Körper anfing, sich nach mehr zu sehnen.

KAPITEL 1 Prue

Einhunderteinundzwanzig Tage.

Einhunderteinundzwanzig Sonnenauf- und untergänge.

Einhunderteinundzwanzig Tage ohne Zorn.

Einhunderteinundzwanzig Tage waren vergangen, seit ich mich aus der Dunkelheit befreien konnte. Als ich diese schreckliche von Finsternis umschlungene Welt verlassen hatte und fliehen konnte.

Einhunderteinundzwanzig Tage in Freiheit.

Ich fasste es immer noch nicht, dieses berauschende Gefühl von Freiheit. Es überwältigte mich nach wie vor und ich war mir sicher, ich würde noch lange von diesem erhabenen Gefühl zerren.

Freiheit!

Ein Wort und doch so viel mehr.

Ein Schauer, zäh wie schwerflüssige Lava, schlängelt sich durch meine Glieder. Was würde passieren, wenn man mir diese Freiheit wieder nehmen würde? Wenn man mich aus dieser von Licht durchflutenden zauberhaften Welt zerren würde? Was geschah mit mir, wenn die Schatten meines Vaters mich nach so langer Zeit endlich in ihre dreckigen Fänge bekämen? Ich mag mir die Qual, die ich empfinden könnte, gar nicht vorstellen. Es würde schlimmer sein als vorher, das war mir bewusst. Jetzt da ich wusste, was Freiheit ansatzweise bedeutete. Ich würde das Licht nie wieder sehen. Für immer in der elenden Dunkelheit schmoren und mich selbst verlieren. So wie all die Jahre zuvor, die ich von dieser Welt weggesperrt wurde. Die Gefahr schwebte immerzu über mir, solange mein Vater die Dunkelheit beherrschte und nach mir suchte. Niemals würde ich je richtig frei sein. Doch dieses Gefühl von Freiheit, in diesem Augenblick meines Lebens, konnte mir keiner nehmen. Ich würde es für immer in meinem Herzen spüren. Und dann an der Sehnsucht danach vergehen.

Ich mahnte mich selbst immer wieder, dass ich auf der Flucht war. Obwohl diese neue Welt in meinen Augen so voller Abenteuer, Liebe und Schönheit war, durfte ich das niemals vergessen. Musste mich immer wieder daran erinnern, dass da jemand war, der nur darauf wartete, dass ich einen Fehler machte. Dass ich unaufmerksam wurde.

Schwermütig schüttelte ich meinen Kopf. Ich konnte es immer noch nicht recht begreifen. Was hatte ich getan, dass ich so viel Hass ertragen musste? Warum? Wieso konnte mein Vater mich nicht lieben?

Liebe.

Ein Wort, das so fremd war, und doch hatte ich das Gefühl, dass ich es schon immer in mir spürte.

War es das, was mein Vater an mir hasste? Die Liebe? Oder war es vielleicht das Herz, das tief in meiner Brust immer wieder wild schlug? Eine Schwäche für einen Schatten wie mich.

Meine innere Sehnsucht nach der Welt außerhalb des Schattenreiches spürte ich schon sehr früh. Ich war noch sehr jung, als ich meinen Vater das erste Mal nach dem Licht fragte. Seinen Zorn würde ich niemals vergessen. Die folgenden Strafen waren an Grausamkeit kaum zu übertreffen. Narben verblassten nicht. Verschwanden nicht. Ob äußerlich oder die Narben im Inneren, nie würde man sie ganz vergessen. Sie setzten sich fest. Tief in meiner Seele und in den Schauer, der meinen Körper durchzog, wenn ich nur einen Gedanken daran verschwendete.

Als die Sonne erwachte, sich langsam Millimeter für Millimeter über den Horizont schob, sich allmählich über die Baumwipfel erstreckte, als sie die dunklen Ebenen des Waldes und die Bäume um mich herum in aufgehendes Licht tauchte und die Dunkelheit der Nacht vertrieb, konnte ich die Spannung in mir nicht mehr aufhalten. Es zog mich zu ihr. Als wäre da eine innere Stimme in mir, die mich anschrie, mich zum Licht zu strecken, es völlig in mich aufzunehmen und dann Kraft aus ihm herauszuschöpfen. Diese innere Stimme ließ mich jeden Tag wissen, dass die Sonne die Dunkelheit vertrieb, dass das hier die einzig wahre Quelle des Lebens war.

Leichtfüßig richtete ich mich von dem schweren Ast auf, der mein letztes Nachtlager war. Der Baum, ein Gigant unter Giganten, hatte mir für diese Nacht seinen Schutz geboten und ich dankte ihm, indem ich sanft über seine Rinde strich. Auf Bäumen fühlte ich mich in der Nacht am sichersten. Hier konnte ich beruhigt ein paar Stunden schlafen. Außerdem hatte ich hier, wenn ich wach war, die Sterne am Himmel beobachtete oder darauf wartete, dass die Sonne endlich aufging, den besten Blick auf diese wunderschöne Welt.

Mit nackten Füßen hangelte ich mich von Ast zu Ast nach oben. Den immer noch in Düsternis geschwärzten Baumstamm entlang. Musste den Sonnenaufgang in seiner vollen Schönheit erblicken. Wollte ihn auf meiner blassen Haut spüren und wider meiner Natur in jeder meiner Zellen fühlen.

Immer höher kämpfte ich mich empor, bis die dichte Baumkrone endlich in greifbarer Nähe war. Der Duft von Morgentau in den Blättern wehte mir ins Gesicht und ein leichter Wind rauschte durch meine braunen langen Haare, ließ die feinen Härchen auf meiner Haut sich in den Himmel aufrichten.

Ein Seufzen entfuhr meiner Kehle. Die innere Stimme, die mich rief, verstummte, als die Magie der Sonne meine ganze Erscheinung schrittweise in ihren Glanz tauchte. Ich hob meinen Arm und beobachtete das Schauspiel auf meiner blassen Haut. Es war schön.

Mit entzückender Vorfreude auf das Naturschauspiel, das sich mir bot, wäre ich fast auf eine kleine Blumenfee getreten, hätte diese sich nicht mit quietschendem Protest auf sich aufmerksam gemacht. Mit erhobenen Fäusten streckte sie sich mir entgegen und folgte meinen Blick, der immer noch wie gebannt auf der aufgehenden Sonne lag.

Es war ein traumhafter Anblick. Der goldene Feuerball leuchtete in seinen vielen Facetten. Mit seinen Farben, die so schön waren, dass ich keine Worte dafür fand. Wie er die Welt aus der Dunkelheit in helles warmes Licht tauchte. Leben schenkte.

Das Licht. Helligkeit. Ein Anblick, der mir fast mein ganzes Leben lang verwehrt wurde.

Die Sonne hatte schon immer eine Faszination auf mich ausgeübt. Mit ihrer eigenen Schönheit zog sie über die weiten Ebenen dieses Landes. Tauchte Bäume, Wiesen, Sträucher und Lebewesen in Lebensgeister erweckenden Glanz. Wärmte meine Haut und füllte meinen Körper mit neuer Magie. Magie, die mir Kraft schenkte, die mich mit etwas füllte, was nicht da sein sollte. Was für jemanden wie mich abnormal war.

Ich war ein Schatten. Eine Schattenelfe, ein Schattendämon oder wie man uns sonst noch nannte. Wir hatten viele Namen, einer schlimmer als der andere.

Die Schatten lebten von der Dunkelheit, der Kälte und von Düsternis bringendem Zorn. Sie waren gemein und böse. Lebten ohne Herz und ohne Seele. Töteten und folterten nur so zum Spaß und verachteten die Schwachen. Und sie verachteten mich. Weil ich anders war. Weil ich nicht das war, was sie sich erhofft hatten. Was auch immer das sein mochte.

Das Licht, es bewegte etwas in mir. Es konnte so viele Gefühle in mir wecken und es verdrängte die Dunkelheit, die sich wie finstere Krallen jedes Mal, wenn die Sonne wieder unterging, in mich schlagen wollte. Und für einen kleinen Moment verdrängte es sogar die Angst.

Etwas kitzelte mich am Bein. Es war die Blumenfee und für einen Moment schenkte ich ihr und nicht der Sonne meine Aufmerksamkeit. Ihre winzigen Flügel schimmerten in einem zarten Rosa. Sie zog an meinem Kleid.

»Hey du«, grüßte ich sie. Ich hob sie zu mir hoch und setzte sie auf meine Schulter. Mit ihren kleinen Armen hielt sie sich an meinen spitzen Ohren fest. »Jetzt schau und staune«, flüsterte ich und wandte meinen Kopf wieder dem rötlichen Schimmer der aufgehenden Sonne zu.

Die Baumkrone mit einem Arm fest umklammert machte ich mich ganz lang. Streckte meine Zehen so weit, wie es ging nach oben, um wirklich alles überblicken zu können.

Und dann stand sie in voller Blüte. Hatte sich über den Horizont geschoben.

Die Sonne.

Ein runder, strahlender gelber Feuerball.

Ganze zwei Minuten brauchte sie zu dieser Jahreszeit, dem fünften Mondlauf des Jahreskreises, um sich aus dem Horizont zu schälen und voll und wunderschön in ihrer Blüte das Land zu erhellen. Zwei Minuten, die mir die liebsten am Tag waren. Zwei Minuten, in denen ich vergaß, meine Lungen mit Luft zu füllen. In denen ich gänzlich mit Atmen aufhörte. Zwei Minuten, in denen ich an nichts anderes denken konnte als an ihre Schönheit und in denen das kleine Schattenherz in meiner Brust wild um sich schlug.

Seufzend lehnte ich mich an die Baumspitze und pumpte die warme Luft gierig in meine Lungen. Die Blumenfee kitzelte mich am Ohr und ich fing an zu lächeln.

Ein kleiner Sonnenvogel, gelb wie der Ball, der sich in meinen Augen spiegelte, kitzelte mich mit seinen kleinen Beinen an der Nasenspitze, als er vor meinem Gesicht schwebte. Ich kicherte und es kribbelte so sehr, dass ich niesen musste. Die Blumenfee wurde von meiner Schulter geworfen, als ich ein zweites Mal, das Kribbeln verspürte und mein Körper sich dabei ausgiebig schüttelte.

Die Flügel der Fee schimmerten durch das Licht der Sonne in allen Farben des Regenbogens. In einem wilden Spiel jagten sich Sonnenvogel und Blumenfee um die Baumkrone und landeten dann beide auf meinem Kopf, wo sie es sich bequem machten.

Kopfschüttelnd wunderte ich mich über die beiden Geschöpfe. Ich fand es immer wieder faszinierend, den Lebewesen der Natur dabei zuzusehen, wie sie ihr Leben bestritten. Es hatte etwas von Leichtigkeit. Sie liebten das Leben jeder auf seine Art und Weise und sie leisteten jeder ihren Beitrag in dieser Welt.

Wo also lag mein Anteil? Was konnte ich in dieser Welt tun? Wo war mein Platz in diesem Leben? Wie konnte man überhaupt etwas beitragen, wenn man nicht mal wusste, wozu man bestimmt war? Diese Frage stellte ich mir oft und als ich in die zwei kleinen Geschöpfe auf meinem Kopf spürte, fühlte ich mich einsam. Ich war allein in dieser von Lebewesen umgebenen Welt.

Seufzend schloss ich für einen Moment die Augen und versuchte die Trübseligkeit zu vertreiben, die mein Herz unruhig schlagen ließ. Es gab so viel, was für mich in dieser Welt noch völlig unbekannt war. Ich sollte meine, mit viel Kraft gewonnene Freiheit, nicht mit kummervollen Gedanken verschwenden.

Ich wollte so viel mehr sehen. Die Lichtelfen bei ihrem Sonnenfest beobachten. Ihren Feenwein kosten und zu ihrer Musik tanzen. Im Meer, das von der aufgehenden Sonne angestrahlt wurde, baden. Ich wünschte mir, den Blumenfeen beim Bestäuben der Wiesen zuzusehen und mich in einem Blätterhaufen zu wälzen. Doch all das konnte ich erst, wenn ich das Orakel gefunden hatte. Denn das Orakel, so hoffte ich, hatte die Antworten auf meine innersten, geheimsten Gedanken und Fragen. Ich wollte wissen, was ich war und warum ich mich von anderen meiner Art unterschied.

So viele Fragen und keine Antworten.

Das Orakel war meine einzige Hoffnung. Wen sonst sollte ich fragen? Ich hatte niemanden. Niemanden, der mich in den Arm nahm, so wie die Feen es mit ihren Jüngsten taten. Es gab keinen, mit dem ich meine Gedanken teilen konnte. Dabei wünschte ich mir so sehr jemanden, mit dem ich sprechen konnte, nachdem ich lange gezwungen war zu schweigen.

Gänsehaut bereitete sich auf meinen Körper aus. Eine Kälte die ganz tief in meinem Inneren begann und sich einen Weg an die Oberfläche bahnte. Mit einem Seufzen umschlang ich meine Mitte. Wollte mich vor dieser Kälte schützen. Sie zurückdrängen. Manchmal, wenn mich die dunklen Gedanken übermannten, dass Trübsal aus mir herausbrechen wollte oder ich einfach nur verzweifelt war, Angst hatte oder meine Emotionen und Empfindungen mit mir durchgingen, passierte etwas mit mir. Etwas, das ich nicht kontrollieren konnte. Manchmal merke ich es nicht mal.

Die zwei kleinen Wesen, die gerade noch zufrieden auf meinem Kopf saßen, flohen schreckhaft von meinem Kopf und verkrochen sich für einen Moment im Blätterdach, als meine Gestalt anfing, sich zu verändern. Ich wusste nur zu gut, wie ich jetzt aussehen musste, denn ich spürte die Veränderung in jeder Zelle meines Körpers. Fühlte, wie meine goldenen Augen anfingen, in leuchtenden Flammen zu glühen. Mein Körper hüllte sich in Schatten. Schattenhaft, fast durchscheinend versuchte ich mich wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich hob meinen Blick, um ihn auf die Sonne zu richten und auf das Land, das jetzt hell vor mir in sanftem Licht erstrahlte, um mich wieder zu beruhigen. Um meine Gedanken wieder zu fokussieren.

Als ob die zwei kleinen Wesen den Kampf, der in meinem Inneren tobte, gespürt hätten, flogen sie erneut um mich herum und buhlten um meine Aufmerksamkeit. Neugierig und ohne Angst zogen sie ihre Kreise. Die Blumenfee verharrte mit ihren glänzenden Flügeln vor meinem Gesicht und ich konnte noch den letzten Rest eines glühenden Funken, der meine Augen widerspiegelte, in ihrer Iris erkennen. Aus winzigen Augen blickte die Blumenfee mir ins Gesicht und berührte mich dann sanft mit ihrer kleinen Hand an der Wange. Das brachte mich zum Lächeln und die trübseligen Gedanken verzogen sich in mein Innerstes, wo ich sie fürs Erste wieder verschloss.

»Du bist schon eine bezaubernde Fee«, hauchte ich in ihre Richtung und stupste sie mit einem Finger an. Worauf sie erneut davon flog und ihre Kreise mit dem Sonnenvogel um die Baumspitze zog.

Amüsiert verfolgte ich ihren Tanz. Faszinierende Geschöpfe und was ich immer noch nicht ganz verstehen konnte, dass diese Wesen keinerlei Angst vor mir hatten, wenn ich nicht gerade in schattenhaften Rauchschwaden verschwand. Es war, als ob sie meine Aufmerksamkeit suchten. Und obwohl sie nie mit mir sprachen, konnte ich ihre ehrliche Zuneigung spüren.

Ich rutschte mit dem Rücken am Stamm herunter und setzte mich. Ließ meine Beine baumeln. Eine Weile beobachtete ich die zwei kleinen Wesen dabei, wie sie sich spielend jagten und aufgeregt in einer Sprache miteinander kommunizierten, die mir so fremd war wie die Welt, in der ich nun mein Leben versuchte zu bestreiten.

Dann landete ein Apfel auf meinen Beinen. Und wie aufs Stichwort fing mein Magen an zu knurren. Ich hob die Frucht auf und schaute in den Himmel, wo er herkommen musste. Die warmen Augen der Blumenfee blickten auf mich hinab. Wie sie es geschafft hatte, den Apfel hier hochzubringen, war mir nicht ganz klar, doch der Sonnenvogel schwebte ganz dicht neben ihr und ich verstand.

»Danke ihr beiden.«

Genüsslich biss ich hinein. Er war köstlich. Die beiden ließen sich auf meinen Schultern nieder und die Fee ließ genau wie ich, die Beine baumeln. Als auch der letzte Bissen in meinem Bauch gelandet war, schob ich mich langsam auf die Beine. Ich durfte nicht zu lange an einem Ort verweilen, musste ständig in Bewegung bleiben. Ein letztes Mal hielt ich mich an der Baumkrone fest und blickte auf den sonnigen Ball am Himmel. Schon morgen würde ich ihr Erwachen aufs Neue genießen.

KAPITEL 2 Prue

Ein Geräusch, das sich in der Stille der Natur zu diesen frühen Morgenstunden störend in meinen Ohren absetzte, ließ mich aufschrecken. Angst und Panik blitzen albtraumhaft vor meinen Augen auf. Schatten, die mich fanden, mich zu meinen Vater schleiften und wieder an Ketten in die Dunkelheit zerrten. Ich spürte, wie mich meine eigene Schattenmagie umhüllte, und ich mich besitzergreifend an der Baumrinde festkrallte.

Dann nahm ich diesen Geruch wahr. Und die Panik, die mich zuvor noch zu erdrücken drohte, verschwand. Dieser Geruch stammte nicht von den Schatten. Ein Geruch wie purer Sonnenaufgang. Wie ein warmer Morgen, wenn die Sonne über das Land zog und die Welt mit Licht und Wärme ertränkte. Wie Morgentau, der auf den feuchten Blättern im Licht der aufgehenden Sonne schimmerte. Und da lag noch etwas anderes in der Luft. Ein Geruch, der die anderen Gerüche übermannte. Männlich, kämpferisch, irgendwie voller wärmender Lichtmagie. Gierig sog ich ihn ein. Und mein Herz reagierte, schlug wild um sich und brachte mich fast um meinen Verstand.

Ich richtete mich auf und blähte die Nasenflügel. Nahm diesen einen berauschenden Geruch in mich auf. Spürte ihn in jedem Zentimeter meines verfluchten Körpers. Das Herz in meiner Brust ließ sich nicht mehr beruhigen. So intensiv. So berauschend.

Lichtelfen!

Diese innere Stimme in mir erwachte und es zog mich buchstäblich zu ihnen.

Wie in einem Rausch kletterte ich vorsichtig, um auch ja keinen Laut von mir zu geben, vom Baum herunter. Bettete meine nackten Füße auf dem feuchten, taufrischen Gras am Grund des Bodens und lauschte. Verschmolzen mit den Schatten, den der Baum auf die Wälder legte, wurde ich ganz und gar unsichtbar. Ein Vorteil, wenn man von Schattenmagie umgeben war. Meine Wahrnehmung war geschärft und ich konzentrierte mich ganz und gar auf diesen einen zauberhaften Duft.

Mit ungeschickten Bewegungen kämpfte ich mich durch das Unterholz. Darauf bedacht keinen Lärm zu machen. Doch die Magie in mir wirbelte ungebändigt durch meine Zellen und bei jedem Geräusch, das meine Füße auf dem Waldboden hinterließen, zuckte ich innerlich zusammen. Trotzdem konnte ich den Drang nicht unterdrücken, so schnell wie es ging, zu der Quelle dieses berauschenden Duftes zu gelangen.

Dann waren sie ganz nah. Ihr Duft so intensiv und ihre Magie warm und hell, wie sie kein anderes Lebewesen in dieser Welt erschaffen konnte.

Stolpernd kam ich zum Stehen und duckte mich hinter einem Busch, dessen schweres Gehölz sich knisternd unter meinen Handflächen wellte. Der Anblick, der sich mir bot, zog mir die Luft aus meinen Lungen.

Die Kinder der Sonne.

Kraftvoll. Leuchtend. Voller Leidenschaft und von atemberaubender Schönheit liefen sie nicht weit von meinem Versteck über den Waldboden. Federnd glitten ihre Schritte an mir vorüber und ich duckte mich noch ein bisschen tiefer in das Dickicht. Versuchte, den Schatten völlig auszunutzen und mich darin zu verbergen.

Dornen, spitz wie reißende Nadeln, bohrten sich mir in die Arme und ein paar Tropfen meines Blutes blieben an ihnen hängen, da ich es nicht schaffte, den Schatten völlig als Quelle der Unsichtbarkeit zu nutzen. Es kümmerte mich nicht, denn meine ganze Aufmerksamkeit galt diesen wunderschönen Wesen.

Leise summten die Elfen des Lichts ein Lied. In einer Sprache, die meine Ohren nicht verstanden. Alt und kraftvoll hallten ihre Stimmen zu mir herüber.

Ich schob einen dornigen Ast aus meinem Sichtfeld, um sie genauer betrachten zu können. Auf schimmernden Pferdewesen trabten einige von ihnen an meinem Versteck vorbei. Andere liefen zu Fuß über den Waldboden. Mein Blick blieb an schimmernden Waffen hängen. Waffen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Wie pures Licht strahlten sie in den unterschiedlichsten Farben. Schwerter, Dolche, Bögen. Mir wurde eins klar, als ich mich noch tiefer in den Schatten warf und für einen kurzen Moment die Augen schloss. Diese Erkenntnis zog wilde Kreise in meinem Herzen, denn dies waren keine normalen Elfen des Lichts. Es waren Krieger.

Noch nie hatte ich Elfenkrieger des Lichts gesehen. In der Vergangenheit war ich immer wieder Lichtelfen begegnet. Sie kreuzten meine Wege, nahmen mich aber nicht wahr. Ich war ein stiller Beobachter der anmutigen Wesen, die Kräuter sammelten, zusammen aßen oder an einem provisorischen Lager rasteten auf dem Weg durch die Lichtlande. Ich beneidete sie für ihr Lachen und ihre Geselligkeit, für ihre Weise, alles in Glückseligkeit zu tauchen und die Freude ihrer aufgeregten Herzen.

Als sich meine Atmung wieder beruhigt hatte, wagte ich erneut einen Blick zu den Kriegern, die immer noch an mir vorbei zogen, ohne ihre stille Beobachterin auch nur zu bemerken.

Der Wind drehte und der Duft, nach dem ich mich den ganzen Weg verzehrt hatte, stieg mir wieder zum Greifen nah in die Nase. Hungrig sog ich ihn ein und ein zartes Aufseufzen drang aus den Tiefen meiner Kehle, als ich völlig benommen die Quelle dieses Duftes erblickte. Unerwartet traf es mich. Wie ein Schlag, der einem die Sinne benebelte. Wärme durchflutete mich und mein Herz tönte zu der hitzigen Melodie dieser Empfindungen. Wild, hungrig und hitzig. Die Quelle meiner Sehnsucht.

Ein Elf, so wunderschön und vollkommen. Ein Elf, der am Ende des Zuges mit leuchtenden blauen Augen wachsam die Gegend absuchte. Er strahlte eine Macht aus, die ich noch nie in meinem elenden Leben bei einem anderen Lebewesen gespürt hatte. Ein Elfenkrieger mit Haaren von der Farbe des Himmels. Es schimmerte bläulich weiß in einem zu einem Band zusammengezogenen Knoten auf seinem Kopf. Seine spitzen Ohren ragten empor und ich hatte das Gefühl, dass dieser Elf mehr wahrnahm als alle um ihn herum. Er strahlte eine Autorität aus, die selbst mich versteckt hinter dem Schatten des Busches erzittern ließ.

Er war wunderschön.

Seine Augen strahlten in einem klaren Blau. Wie der wolkenlose Mittagshimmel schimmerten sie von Licht durchzogen. Einzelne Strähnen seines Haares fielen ihm ins kantige Gesicht, das von einem Bartflaum bedeckt wurde.

Der Wind wehte erneut und meine Haare kitzelten mich an der Nase, als er an mir vorbei zog. Nur eine Millisekunde, in der ich mich wieder mal der Träumerei hingegeben hatte, erspürte er meine Präsenz mit seinen Sinnen bereits und unsere Blicke trafen sich.

Vor lauter Schreck duckte ich mich ertappt und viel zu schnell in das raschelnde Gebüsch. Der Waldboden knarrte verräterisch unter meiner Gewichtsverlagerung. Verärgert über mich selbst schnaubte ich auf, um mir sofort im nächsten Augenblick meine Hand energisch auf den Mund zu pressen. All meine Konzentration lenkte ich auf meinen Körper, der im Schatten des Busches drauf wartete von Kriegerarmen herausgezerrt zu werden. Ich wusste nicht, was sie mit einem Schatten machen würden, der sich an sie rangeschlichen hatte. Doch ich konnte mir vorstellen, dass es nicht gut für mich ausgehen würde. Schatten und Licht waren Feinde, seit Tausenden von Jahren.

Ich hielt die Luft an und traute mich gar nicht, einen weiteren Atemzug zu machen. Hoffte inständig, meinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bringen.

»Was ist los?«, hörte ich eine Stimme zu mir rüberwehen und ich erstarrte. Traute mich nicht mal zu blinzeln.

Die Elfen waren stehen geblieben. Es würde nur noch ein paar Atemzüge dauern und dann wäre es mit meiner Freiheit vorbei. Ein bisschen ärgerte ich mich über mich selbst, so dumm gewesen zu sein. Aber dieser Geruch. Dieser Elf. Ich würde ihm immer wieder nachsetzen. Vielleicht war es besser, sie würden mich fangen, als dass mein Vater es tat.

Gerade, als ich versuchte, eine Entscheidung zu fällen, hörte ich seine Stimme. Kraftstrotzend und stark wehte sie zu mir herüber und berührte mich tief im Herzen meiner Seele. Ich konnte mich nicht rühren.

»Nichts. Je eher wir das Lager erreichen, desto besser.« Diese Stimme.

Ich könnte mich in dem Klang verlieren. Mein Herz sprang fast heraus. Meine Hand wanderte an meine Brust und ich versuchte, es zu beruhigen. Doch es pochte und pochte. Wie ein Wildfang, den man nicht zähmen konnte.

Erst als sich die kaum hörbaren Schritte der Elfen wieder in Bewegung setzen, atmete ich leise auf. Es war knapp. Ich sollte sofort das Weite suchen, noch während die Gruppe an mir vorüberzog. Doch noch immer spürte ich den intensiven Blick des Elfenkriegers in meine Richtung. Ich konnte nicht gehen. Das Band in meinem Inneren zog mich weiter zu ihnen. Zu ihm. Ich sollte diesem Gefühl nicht nachgehen. Wirklich nicht. Doch wieder einmal folgte mein Herz seinen eigenen Regeln.

Wie in Trance schaute ich aus meinem Versteck auf und sah den Elfenkriegern nach. Langsam, immer noch mit der Hand auf dem schlagenden Herzen, rappelte ich mich auf und folgte ihnen. Es war eine dumme Idee, eine dumme Entscheidung, aber ich konnte diesem Sog nicht entkommen. Ich versuchte, mich auf meine Schattenmagie zu konzentrieren, aber die Kontrolle darüber war unbeständig. Die Gefahr war zu groß, doch noch entdeckt zu werden. Aber ich nutzte sie trotzdem, versuchte, mit den Schatten zu verschmelzen und dem Zug der Elfen weiter zu folgen, immer mit Blick auf meinen Krieger.

Sein Körper schien unter Anspannung zu stehen. Die Hand lag auf dem Griff eines Dolches, der an der linken Seite seiner Hüfte hervorragte. Ich konnte erkennen, dass seine Nasenflügel die Luft einsogen. Ich schluckte schwer und blieb im großen Schatten eines uralten Baumes stehen, als mich die Erkenntnis traf. Er witterte mich und das schon die ganze Zeit. War das eine Falle, in die ich gerade tappte?

»Was ist das für ein Geruch, Severin?«

Mein Elfenkrieger hatte immer noch die Hand auf dem Dolch und blickte ständig in meine Richtung.

Severin, mit dem er sprach, schaute sich nervös um. Er hatte grasgrüne lockige Haare. Auch er war wachsam und legte die Hand an sein Schwert.

»Ich rieche nichts.«

»Nicht?« Mein Elf stutzte.

»Na ja, wenn du Brent meinst? Er hatte gestern Nacht eine unschöne Begegnung mit einer Wassernixe. Ich glaube, sie hat ihn mit ihrer Tinte bespuckt. Du weißt, wie schlecht man das Zeug abwaschen kann.« Er unterdrückte ein Kichern, doch mit meinen guten Ohren konnte ich es genau heraushören.

Der Elf namens Brent blickte sich zu seinen Kriegerkollegen um. Er war groß und von schwerem Körperbau. Hatte braune lange Haare und ein Stück von seinem linken Ohr fehlte.

»Was kann ich dafür, wenn sie genau dort schwimmen musste, wo ich mich gerade waschen wollte«, beschwerte er sich.

»Vielleicht solltest du dich einfach nicht mehr in einem Nixentümpel waschen.« Jetzt lachte Severin laut auf. Sein Lachen war ansteckend.

In meinem Versteck schmunzelte ich vor mich hin und dann knackte ein Ast unter meinen Füßen. Starr vor Angst hielt ich mir den Mund zu und drückte mich tiefer in die Schatten hinein. Der Elfenzug kam erneut zum Stehen, denn mein Elfenkrieger hatte ein Schwert von seinem Rücken gezogen. Verdammt.

Ich traute mich gar nicht zu atmen. Mein Herz, dieses verräterische Herz, pochte so laut in meiner Brust, dass es alle hören mussten. In meiner Angst entdeckt zu werden, schloss ich die Augen, konzentrierte mich auf meine Gestalt. Sie durften mich jetzt nicht entdecken. Die Rinde in meinem Rücken drückte tief in mein Fleisch. Und erst als der Elf nur noch ein paar Schritte vom Versteck entfernt war, hatte ich mich so weit unter Kontrolle, dass ich mit dem Schatten völlig verschmolz. Jeder würde nur einen Baum erkennen. Nicht aber die Elfe, die sich verborgen hielt. Mein Herz pochte weiterhin erbarmungslos. Der Elf musste es einfach schlagen hören.

Ich riskierte einen Blick und öffnete langsam meine Augen. Unsichtbar für alle unterdrückte ich einen Schrei, der in meiner Kehle bereits nach draußen strömen wollte. Er blickte genau dorthin, wo meine Augen gerade ihre Lider geöffnet hatten. Das Herz machte einen weiteren Sprung in meiner Brust. Seine Nasenflügel blähten sich auf.

Nur Zentimeter von mir entfernt steckte er sein Schwert wieder in die Scheide und zog einen Dolch heraus. Er nahm mich wahr, ohne mich sehen zu können. Fühlte mein Herz schlagen, ohne es hören zu können. Ich war mir ganz sicher. Und dieses eine Mal dankte ich meiner Schattenmagie dafür, dass sie mich jetzt vollständig verbarg.

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er legte seine Hand an den Baum, direkt über meinen Kopf. Die wunderschönen vollen Lippen waren mir so nah, dass ich nur meinen Kopf heben müsste, um sie berühren zu können.

»Fry? Was siehst du?«

Der Elfenkrieger mit dem grünen Haaren kam einen Schritt auf uns zu. Severin. So hieß er. Seine Augen huschten hin und her. Der Griff um das Schwert wurde verstärkt.

Fry, so hieß mein Auserwählter also, nahm seine Hand von der Rinde des Baumes und steckte den Dolch wieder in seine Scheide. Fast hätte ich geseufzt vor Freude. Er ging einen Schritt zurück, immer noch mit Blick auf den Baum, an dem ich den Atem anhielt.

»Fry?«, fragte Severin erneut.

»Irgendwas ist hier. Schon seit wir den Bach hinter uns gelassen haben, habe ich das Gefühl, dass uns etwas verfolgt. Riechst du das nicht? Diesen Geruch?«

Severin schüttelte den Kopf.

»Es könnte ein Schatten sein, aber dieser hier ist anders«, sagte Fry. Sein intensiv suchender Blick huschte erneut zu mir. Ich sah die Verwirrung in ihm.

»Schatten? Ich habe nichts gespürt. Bist du sicher?«, flüsterte Severin in den Wald hinein. Beide Augenpaare blicken sich erneut um.

»Ich lebe nun seit zweihundertzehn Jahren in dieser Welt und doch habe ich nie etwas Vergleichbares gerochen. Nach Sonnenuntergang und einer Prise Nachtschatten. Eine merkwürdige Kombination. Wirklich sehr interessant.« Er blickte noch einmal in meine Richtung und wandte sich dann ab.

Ich konnte nicht mehr klar denken, alles drehte sich. Er fand, ich roch nach Sonnenuntergang? Es musste die Wahrheit sein, denn nichts anders könnte er in meiner Nähe sagen. Ich dachte immer, Asche und Feuer wären mein Geruch. Nach Dunkelheit. Doch Sonnenuntergang! Mein Herz bekam gerade einen Anfall und ich rutschte verträumt, mit pochendem Herzen, den Baum herab und seufzte leidenschaftlich. Wie aufs Stichwort spitzte der Schöne in meiner Nähe erneut die Ohren und wandte sich mit einem Ruck meinem Versteck zu.

Verflucht.

Fry und Severin spannten sich beide im gleichen Moment an.

»Okay, da ist eindeutig was«, sprach Severin und stoppte in seiner Bewegung.

»Interessant«, flüsterte Fry mit zusammengezogenen Augenbrauen. Zog den Dolch erneut aus seiner Seite und warf ihn genau zu der Stelle an der nur Sekunden vorher mein Herz geschlagen hatte. Wenn ich nicht vor ein paar Sekunden an dem Baum heruntergerutscht wäre, hätte es mich durchbohrt.

»Verdammt! Wolltest du mich etwa gerade erdolchen?«, entfuhr es meiner Kehle lautstark und in der nächsten Sekunde hätte ich mich dafür auch schon verfluchen können. Ich war nicht länger im Schatten verborgen.

Die Elfenkrieger schauten auf mich herab, sahen mich direkt an und bedrohten mich mit ihren schimmernden Schwertern. Zu spät merkte ich meinen Fehler.

»Ein Schatten«, knurrte Fry und die Klinge seines Schwertes kam meiner Kehle gefährlich nah.

KAPITEL 3 Prue

Vor Schreck kniff ich meine Augen zusammen, damit er die aufsteigende Panik nicht in meinem Blick sah.

Ich spürte sechs weitere Elfenherzen in unsere Richtung kommen. War umzingelt und es gab keinen Ausweg aus dieser miesen Lage. Tausende Gedanken schossen mir durch den Kopf. Doch nur eine einzige Sache blieb hängen, formte sich und brachte mich dazu, die Hände zu Fäusten zu ballen.

Zweihunderteinundzwanzig Tage.

Fast vier Monatsläufe war ich jetzt schon auf der Flucht, ohne erwischt worden zu sein, dann kam ein Elfenkrieger mit seinem betörenden Geruch und ich vergaß plötzlich alle Vorsicht. Alles. Verdammt.

Ich wehrte mich nicht, als sie mich von hinten zu Boden pressten, als sie meine Nase ins nasse Gras drückten und mir mit ihrer Lichtmagie Fesseln anlegten, die in einem goldenen Ton aufleuchteten. Was sollte ich auch tun? In schattenhafte Rauchschwaden aufsteigen? Sie mit meinen glühenden Augen ängstigen? Als ob die Angst vor mir hätten. Diese Krieger hatten wohl mehr Schatten in ihrem Leben getötet, als ich Sonnenaufgänge gesehen hatte.

Die Elfenkrieger ließen von mir ab und zogen mich auf die Knie. Noch immer kniff ich meine Augen zusammen. Fürchtete mich davor, sie zu öffnen, um ihnen keinen weiteren Grund zu liefern, mich auf der Stelle ins Jenseits zu befördern.

»Sieh mich an!«, befahl die Stimme meines Kriegers, der mich in diese Situation gebracht hatte.

Zuerst tat ich gar nichts. Atmete und versuchte seinen Geruch, der so nah war, dass er fast greifbar in der Luft hing, auszublenden. Doch er überlagerte alles und als er erneut seine Stimme erhob und mit einer Härte sprach, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ, tat ich, was er befohlen hatte.

Nicht gruselig sein, nur nicht gruselig, mahnte ich mich innerlich und öffnete vorsichtig meine Augen. In den seinen konnte ich mein Spiegelbild erblicken. Sie schimmerten golden. Vor aufkommender Erleichterung pustete ich die Luft aus meinen Lungen. Das Herz in meiner Brust pulsierte in einem Rhythmus, den nur es verstand. Verdammt. Das konnte nicht gesund sein.

»Was willst du hier, Schattenmädchen?«, knurrte er und setzte erneut sein Schwert an meiner Kehle ab.

Meinen überflüssigen Speichel schluckte ich schnell herunter, bevor ich mich noch an ihm verschluckte. Ich biss mir auf die Lippe, als die Antwort auf seine Frage den Weg nach draußen gefunden hatte.

»Ich bin dir gefolgt«, flüstere ich schüchtern. Würde mich wohl nie an das Gefühl gewöhnen, dass die Wahrheit immer aus mir herausbrach, ob ich nun wollte oder nicht.

»Warum?«

Das Schwert an meiner Kehle bohrte sich tiefer in mein Fleisch. Ein Tropfen meines Blutes lief mir über den Hals. Ich schluckte schwer. Hasste dieses Gefühl der Hilflosigkeit.

»Dein Geruch. Er zieht mich an.«

Vor Scham senkte ich den Blick, meine Wangen glühten. Wieso wurde ich nur mit diesem Fluch geboren? Schon als die Worte über meine Lippen kamen, wusste ich, dass ich es nur noch schlimmer machte.

Severin unterdrückte ein Lachen, was mich aufsehen ließ. Bei dem strengen Blick, den Fry ihm zuwarf, verschluckte er sich fast daran.

»Wie amüsant!«

Er nahm sein Schwert von meinem Hals und wischte mein Blut mit den Fingern ab. Blähte die Nasenflügel und schaute mich dann mit einem Blick an, den ich nicht verstand. Für einen kurzen Moment hob ich meinen Kopf, nur um mich erneut in seinen Augen zu verlieren. Eisig bohrten sich seine in meine.

»Bringt sie ins Lager! Severin du übernimmst die erste Wache!«, knurrte er, als er sich auch schon in Bewegung setzte und sich schnellen Schrittes von mir entfernte.

»Ich? Warum kann das nicht Brent machen?«, motzte besagter Elf und blickte zu dem Muskelprotz, der an meinen Fesseln zerrte.

»Hast du Angst vor einem Schattenmädchen, Severin?«, sagte Brent, lachte und zog mich auf die Füße. »Die Kleine wiegt nicht mehr als ein Feenflügel.«

»Au!«, quietschte ich mädchenhaft, als er mich etwas zu grob hochzerrte.

»Hättest dir vorher überlegen sollen, wen du da ausspionierst, Schatten.«

Er schubste mich vorwärts und ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien. Stemmte meine Füße in die Erde, doch versagte.

»Ich habe euch nicht ausspioniert!«, protestierte ich und ließ mich mitzerren. Was blieb mir auch anderes übrig. Die Fesseln bohrten sich in meine Handgelenke und die Lichtmagie in ihnen kitzelte meine Haut auf eine unerklärliche Weise.

»Und wieso sollten wir einem Schatten glauben?«, brummte Brent, der meine von Licht schimmernden Ketten in einer seiner großen Hände hielt.

»Weil es die Wahrheit ist!«, verteidigte ich mich.

Fry schnaubte laut auf und schüttelte genervt den Kopf. Trotz dessen, dass er ein paar Meter vor mir ging, konnte ich seine kehlige Stimme auf meiner Haut spüren. So, als wäre er direkt neben mir.

Ein aufkommender Wind erfasste meine Haare und sie flogen wild herum, versperrten mir die Sicht auf den Weg, der vor mir lag. Prustend versuchte ich sie aus meinem Gesichtsfeld zu befreien, stolperte dabei über meine eigenen Füße und hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten.

Fry blieb plötzlich stehen und fast wäre ich in ihn hineingelaufen, hätte mich Brent nicht an meinen Lichtfesseln gestoppt. Mein liebster blauhaariger Elf blähte seine Nasenflügel und drehte sich zu mir herum.

»Du riechst merkwürdig, Schatten.«

Wieder kräuselte er seine Nase und fast wäre mir ein Seufzen der Verzückung aus der Kehle entfleucht. Doch ich konnte es noch rechtzeitig aufhalten. Es endete in einem Hustenanfall.

»Vorhin hast du noch gesagt, ich rieche nach Sonnenuntergang und Nachtschatten«, brachte ich heraus, als der Hustenanfall vorüber war.

Severin unterdrückte erneut ein Lachen. Fast hätte ich ihm ein Lächeln geschenkt, doch als mich Frys grimmiger Blick traf, erstarb es auf meinen Lippen.

»Du magst anders riechen, als die Schatten, die wir kennen. Blumiger, vielleicht sogar lebendiger. Aber du bist einer von ihnen und ich werde schon herausfinden, was du hier treibst.« Mit diesen Worten stampfte er weiter durch den Wald und würdigte mich keines weiteren Blickes.

Ich bewegte mich nicht vom Fleck. Starrte seinem breiten Rücken hinterher. Fasziniert von seinen anmutigen Bewegungen und seiner Schnelligkeit vergaß ich, dass ich eine Gefangene der Lichtelfen war.

»Jetzt beweg dich, Schattenmädchen. Oder willst du, dass Brent dich über die Schulter wirft?«, brummte Fry zu uns zurück, als er schon aus meinem Sichtfeld verschwunden war.

Ich blickte zu Brent, der mit seinen gelben Augen zwinkernd neben mir stand. Er war groß und breitschultrig. Hinter seinem Rücken funkelte eine Axt. Er sah zum Fürchten aus. Ja, er war schön – aber er hatte etwas, das einen echt ängstlich weglaufen ließ, wenn man ihm des Nachts begegnen sollte.

»Nein, danke.«

Ich ergab mich meinem Schicksal und bewegte meine Füße. Schritt für Schritt folgte ich den Elfen.

Der Wald, durch den sie mich führten, lag im Schatten und die Sonne blitze immer wieder zwischen den Zweigen hervor. Ich stolperte über eine Wurzel, da mein Blick der Sonne zugewandt war und wäre fast der Länge nach auf den harten Erdboden gestürzt, hätten mich nicht zwei starke Arme davor bewahrt.

Prickelnde Magie durchzuckte meinen Körper und strömte aus mir heraus. Mein Herz überschlug sich und schlug im Einklang mit dem meines Retters. Ich spürte sein wildes Schlagen durch die aufgeladene Atmosphäre. Die Luft um uns herum knisterte und sprühte Funken. Wie in Zeitlupe verbanden sich Schattenmagie und Lichtmagie und strömten als bläuliches, schattenhaftes Licht um uns herum.

Ich war mir nicht sicher, ob dieser Moment wirklich passierte oder nur in meiner Phantasie stattfand, doch so schnell er auch gekommen war, so schnell war er auch vorbei. Als hätte Fry sich verbrannt, ließ er mich los und ich flog im hohen Bogen mit dem Gesicht voran in den Dreck. Wieder marschierte er blitzschnell davon. Wo kam er plötzlich her? Gerade war er noch vor mir und im nächsten Moment hatte er mich vor dem Sturz bewahrt.

Er war schnell. Sehr schnell. Musste Reflexe haben, die mir unvorstellbar waren. Doch das war nicht das, was mich die Luft anhalten ließ. Diese Berührung. Diese Magie. Ich sah mich atemstockend zu Severin und Brent um, doch diese schienen nichts mitbekommen zu haben. Nur flüchtig merkte ich, wie man mich wieder auf die Beine zerrte und durch den Wald schubste.

Die Erinnerung an seinen hörbaren rasanten Herzschlag, den ich durch meine geschärften Sinne immerzu wahrnahm, war eindeutig kein Traum gewesen. Deshalb versuchte ich, daran festzuhalten. Doch die Empfindungen überrannten mich. Es war berauschend, den ständigen Schlägen unzähliger Herzen zu lauschen. Etwas, das mir all die Jahre verwehrt geblieben war. Zu viel. Es war einfach zu viel, um es zu begreifen. Zu viele Reize, die auf mich einwirkten. Mir wurde schwarz vor Augen und ich spürte noch, wie ich hart auf dem Boden aufschlug, bevor die Ohnmacht mich packte.

»Aufwachen, Schatten.«

Eine eisige Wasserfontäne traf mich im Gesicht.

»Hey!«, protestierte ich lautstark.

Meine wunderschönen, betörenden Träume verblassten von jetzt auf gleich und verschwanden im Nichts. Sehnsüchtig versuchte ich, noch danach zu greifen, doch rückten sie in unerreichbare Ferne.

»Angst vor ein bisschen Wasser?«

Severin, mit schiefem Kopf vor mir stehend, musterte mich mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

Ich wusste ihm ersten Moment nicht, wo ich mich befand, nur das mein Kopf irre wehtat. Nach und nach kamen aber die Erinnerungen an die vergangenen Stunden zurück.

Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete ich meine Umgebung. Die Sonne stand hoch am Himmel und strahlte auf das Lager der Elfen. Mich hatte man im Vollschatten eines Baumes abseits des Lagers mit den Armen auf den Rücken gefesselt. Eine längliche schimmernde Kette aus Licht gab mir gerade so viel Spielraum, dass ich mich ohne allzu große Probleme aufsetzen konnte. Trotzdem eine unbequeme Position.

Elfenkrieger saßen auf der Wiese und unterhielten sich lachend miteinander. Streckten in der Sonne die Glieder aus und genossen die Wärme auf ihren Körpern. Neugierig beobachtete ich, wie sie die Energie der Sonne und des Lichtes in sich aufnahmen.

Mein Blick huschte zu einem Elfen, dessen Duft schon wieder betörend in der Luft hing. Sofort hatte ich das Gefühl, das mein Herz mir aus der Brust sprang. Er stand mit dem Rücken zu mir und unterhielt sich mit einem weiteren Krieger. Er gestikulierte mit eindringlichen Armbewegungen, zeigte auf die Umgebung und das Lager. Gleich danach ging er zu einem Baumstamm, der am Rande des Waldes auf dem Boden lag. Seine muskulösen Oberarme zeichneten sich deutlich unter der Kleidung ab, als er den Baumstamm, als würde er nichts wiegen, hochhob und ihn dann auf einen Haufen mit anderen bereits geschichteten Stämmen ablegte. Mit meinen guten Elfenaugen konnte ich einen einzelnen Schweißtropfen auf seiner Stirn entdecken, den er sich mit dem Handrücken abwischte. Hitze stieg mir in die Wangen.

Ein weiterer Wasserstrahl traf mich und ich riss mich aus meinem Starren. Severins grünliche Augenbraue hob sich, als ich ihn empört anstarrte.

»Warum weckst du mich? Ich habe so schön geträumt.« Unwirsch schüttelte ich mir das Wasser aus dem Gesicht.

»Ach ja? Von mir?« Nun wackelte er mit den Augenbrauen.

»Nein. Von ihm«, antwortete ich und nickte in die Richtung, aus der ich Frys Blick auf mir spürte. Ich fühlte die Hitze erneut in meine Wangen steigen und mir wurde ganz warm. Severin runzelte die Stirn und verfolgte meinen Blick. »Er ist so königlich«, schwärmte ich vor mich hin. »Und so schön«, fügte ich verträumt hinzu.

Erst als Severin sich laut räusperte, hörte ich auf, den blauhaarigen Elfen anzuschmachten, und widmete mich wieder dem grünhaarigen mit der leeren Wasserschale in der Hand. Er schüttelte sich.

»Bitte hör auf, sonst muss ich mich übergeben!«

»Oh!« Meine weit aufgerissenen Augen suchten ein Anzeichen seiner Übelkeit.

»Das war ein Scherz.« Er runzelte die Stirn und ich schaute ihn perplex an. »Kein Grund, so entsetzt zu schauen. Hast du denn noch nie etwas von einem Scherz gehört?« Er kratze sich an der Nase und nun war ich wirklich verwirrt.

»Ist ein Scherz denn nicht die Wahrheit?«, fragte ich.

»Ich würde sagen, ein Scherz ist weder Wahrheit noch Lüge. Halt einfach ein Scherz.« Schulterzuckend legte er seinen Kopf schief.

Etwas verstört über seine Worte, die ich noch nicht ganz verstand, ließ ich meinen Blick über ihn gleiten. Severin war ein sehr anmutiger Elf. Schön und ebenmäßig. Grüne kurze Locken hingen ihm im Gesicht und seine grünlichen Augen gaben ihm etwas sehr Herzliches. In ihnen entdeckte ich kleine goldene Sprenkel. Wirklich sehr schön anzusehen. Die Lachfältchen um den roten Mund und den Augen nach zu urteilen, hatte er viel Humor. Wenn ich ihn anschaute, bekam ich das Gefühl, ihn kennen zu müssen. Als wäre er mir vertraut.

»Eigentlich wollte ich dir nur etwas Wasser zum Trinken bringen. Doch dann lagst du so verträumt da und hast gesabbert – ich konnte nicht widerstehen. So eine schöne kalte Abkühlung tut doch jedem Schatten gut. Tun so was nicht Wachen mit ihren Gefangenen?« Ein schiefes Grinsen hing ihm im Gesicht.

»Also ich kenne keine Wache, die das macht.« Ich schüttelte meinen Kopf und das Wasser tropfte immer noch an mir herunter.

»Was für Wachen kennst du denn?«

»Grausame«, antwortete ich und in meinem Kopf entstand ein Bild der Wesen, die mein Vater als meine Leibwachen abgestellt hatte. Grausame Schattendämonen, brutal, mit Reißzähnen und Klauen, die einem die Haut vom Leib schälen konnten. Dann war da noch Doom, der Kerkermeister. Ein brutaler, abscheulicher Schatten mit klirrenden Kettengliedern aus schwarzer dunkler Magie, und Priest, der schaurige General meines Vaters. Mich schüttelte es nur bei dem Gedanken an sie.

»Mmmh.« Mehr sagte er nicht dazu, legte seinen Kopf schief und zuckte dann mit den Schultern, bevor er sich umdrehte.

Seine grünen Haare schimmerten in der Sonne, als er zu einem See ging, der etwas versteckt am Rande des Lagers im Sonnenlicht schimmerte. Ich beobachtete ihn dabei, wie er die Wasserschale erneut füllte und zu mir zurückmarschierte.

»Hier.« Er hielt mir die Schale hin. Doch ich schüttelte den Kopf. Er zuckte erneut die Schultern. »Wie du willst.«

Scheppernd stellte er das Gefäß neben mich und ging rüber zu Fry, der uns wie ein Raubtier beobachtete. Sie flüsterten miteinander. Ich spitzte die Ohren, um zu hören, was sie miteinander besprachen, doch ich wurde abgelenkt. Die kleine Blumenfee, die ich heute Morgen auf meinem Baum getroffen und völlig vergessen hatte, landete auf meinem Kopf und rutschte an meinen Haaren herunter, kam dann mit einem Satz in der Wasserschale auf und badete erstmal gemütlich. Ich kicherte. Und sofort spürte ich Frys Blick auf mir und biss die Lippen zusammen. Mit gerunzelter Stirn wandte er sich wieder ab.

Die kleine Blumenfee wusch sich mittlerweile ihre silbernen Haare in meiner Wasserschale. Ich kicherte erneut, weil das Wasser jetzt durch einen Hauch Glitzer im Sonnenlicht schimmerte. Plötzlich verdunkelte ein Schatten die badende Fee und sie schaute triefend nass empor. Ihre winzigen Augen weiteten sich. Blitzschnell verließ sie die Schale, schüttelte sich und bespritze dabei einen grimmig schauenden Fry.

»Verschwinde!«, knurrte er dem Flügelwesen zu.

Die Kleine flog ganz nah an sein Gesicht, verbeugte sich und verschwand mit schnellen Flügeln in den Wald zurück.

»Sie hat doch nur gebadet«, versuchte ich die Fee zu verteidigen und unternahm einen Versuch, eine angenehmere Position einzunehmen. Genervt stöhnte ich dabei auf, als die Ketten mir ins Fleisch schnitten. Meine Haare hingen mir wieder im Gesicht und ich pustete sie davon, kicherte, weil sie mich an der Nase kitzelten.

»Du bist ein merkwürdiger Schatten.«

Erneut spürte ich seinen Blick und wünschte mir, er würde mich nicht immer so ansehen. Mein Herz reagierte heftig auf ihn. Seine Stimme, sie war so rau und brachte mich um den Verstand.

»Mag sein«, antwortete ich ihm, konzentrierte mich auf eine entspannte Atmung, um mein Herz zu beruhigen.

»Ich glaube, ich habe noch niemals einen wie dich kichern hören.«