Verrat auf Burg Brampton - Anne O'Brien - E-Book

Verrat auf Burg Brampton E-Book

Anne O'Brien

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Beschreibung

England 1643: In den Wirren des blutigen Bürgerkriegs muss jeder um sein Leben fürchten. Auch Sir Francis Brampton, dessen Burg von Royalisten belagert wird, gerät in einem dramatischen Kampf in Gefahr. Dass ihm dabei seine frisch angetraute Gemahlin, die

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Anne O'Brien

Verrat auf Burg Brampton

IMPRESSUM

HISTORICAL erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: 040/60 09 09-361 Fax: 040/60 09 09-469 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2005 by Anne O’Brien Originaltitel: „Marriage Under Siege“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., Londonbr /> Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICALBand 211 - 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG Hamburg Übersetzung: Bettina Albrod

Abbildungen: Hot Damn Stock

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733760403

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:JULIA, BACCARA, BIANCA, ROMANA, TIFFANY, CORA CLASSICS

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Prolog

An der Abzweigung zügelten sie die Pferde.

"So, Josh, und nun? Bis Ludlow ist es kürzer als nach Brampton Percy, außerdem freut sich da jemand, wenn du nach Hause kommst, und behaglicher ist es auch. Willst du nach Hause?"

"Vielleicht doch lieber nicht." Sir Joshua Hopton, der älteste Sohn und Erbe einer der ersten Parlamentarierfamilien in Ludlow, versuchte erfolglos, seinen Mantel enger um sich zu ziehen. Er achtete nicht auf den Regen, der von der Krempe seines Hutes tropfte. Sein Gefährte und er waren ohnehin schon so nass, dass es darauf auch nicht mehr ankam. "Ich habe Lust zu sehen, wie du als der neue Lord willkommen geheißen wirst – also werde ich mir das, was Ludlow zu bieten hat, erst morgen gönnen."

"Gut, dann lass uns weiterreiten. Du wirst dort sicher genauso gerne gesehen sein wie ich."

Wasserdunst aus den niedrig hängenden Wolken verbarg das zynische Funkeln in den kalten Augen von Sir Joshuas Begleiter, als er die Zügel, die vom Regen schlüpfrig waren, fester umfasste. "Noch lieber sogar, wette ich."

Ohne ein weiteres Wort wandten sie ihre Pferde in Richtung Westen, wo die Festung von Brampton Percy lag, während ein neuer Regenschauer, der jetzt auch noch mit Hagel gemischt war, stechend auf Mensch und Pferd niederprasselte.

Ihre Eskorte schloss sich ihnen an.

1. Kapitel

Eine Stunde später ragten die beiden gewaltigen Rundtürme, die gebaut worden waren, um die Landbevölkerung rundum zu überwachen und gleichzeitig Schutz für die Zugbrücke mit dem mächtigen Tor zu bieten, unheilschwanger vor der kleinen Reisegesellschaft auf. Der Märztag mit grauen Wolken und einem eisigen Wind neigte sich dem Ende. Es war kein Tag, den man sich freiwillig zum Reisen aussuchte. Auch die Burg bot keinen anheimelnden Anblick, aber die beiden Männer ritten selbstbewusst auf sie zu, wussten sie doch, dass sie erwartet wurden und dass man sie einlassen würde.

Es war ein weiter Weg von London bis zu dieser kleinen Ansammlung von Häusern und der mächtigen Burg von Brampton Percy in den Tiefen des walisischen Marschlandes. Man schrieb das Jahr 1643. Das Wetter war schlecht, die Unterkünfte ebenfalls und die Straßen noch schlechter. Der Krieg, der nun schon im zweiten Jahr tobte, hatte allen Formen von Gesetzlosigkeit Vorschub geleistet, und unterwegs hatten sie immer wieder damit rechnen müssen, von Räubern und Dieben begehrlich beäugt zu werden, doch schließlich hatten sie ihr Ziel ohne Zwischenfälle erreicht. Vielleicht lag es an der selbstbewussten Ausstrahlung und den guten Waffen der Gruppe, dass die Verbrecher auf Abstand geblieben waren – nicht einer hatte das Risiko in Kauf genommen.

Die kleinen Gruppen bewaffneter Soldaten, die in diesen unruhigen Zeiten unterwegs waren, hatten ein größeres Problem dargestellt. Es war nicht immer leicht, Freund und Feind zu unterscheiden, Royalisten von den Parlamentariern. Für die beiden Reisenden und ihre Untergebenen hätten die Truppen der Parlamentarier Freunde bedeutet, mit denen sie Nachrichten austauschen und unter deren Schutz sie hätten weiterreisen können. Bei Royalisten hingegen hätten sie im besten Fall eine sofortige Gefangennahme mit langen und unbequemen Haftbedingungen in einer örtlichen Burg erleiden müssen, ehe man sie gegen ein gewaltiges Lösegeld ausgeliefert hätte. Im schlimmsten Fall hätte es den sofortigen Tod zur Folge gehabt. Deshalb waren sie äußerst vorsichtig gereist, hatten unscheinbare schwarze Kleidung gewählt, die weder ihre politische noch ihre soziale Zugehörigkeit verriet, und sich weitgehend unauffällig verhalten.

An diesem Spätnachmittag hatte der Regen sich schließlich verzogen, aber kein einziger Sonnenstrahl drang durch die dichte Wolkendecke, so dass der Anblick der Burg ihnen doppelt willkommen war. Die Dorfstraße lag bis auf ein paar Hühner, die im Schlamm kratzten, verlassen da, da die Bewohner sich vor den Elementen und den Unwägbarkeiten des Krieges in die Häuser geflüchtet hatten, dennoch waren die Reisenden sich sehr wohl der aufmerksamen Blicke bewusst, die ihre Ankunft verfolgten.

Langsam ritten sie an einem Fachwerkwirtshaus vorbei, dann an der eckigen Kirche des St. Barnabas mit ihrem soliden Turm, bis die Pferdehufe über die nassen Steine klapperten, die zur Zugbrücke führten. Sofort sprach sie ein Wachmann an, der bereits von ihrem Kommen unterrichtet war. Nach einem kurzen Wortwechsel wurde ein Riegel zurückgeschoben, eine Tür schwang auf und gewährte ihnen Einlass in die Sicherheit eines Innenhofes. Jemand hatte eine Laterne aufgehängt, die im Wind flackerte und nur wenig von der Umgebung enthüllte, die den Reisenden aber als ein Zeichen des Willkommens das Herz wärmte. Aus den Ställen und durch das große Tor, das zum Haupthaus führte, kamen jetzt Diener herbeigeeilt. Man hatte sie eindeutig erwartet. Ihre Pferde wurden gehalten und das Gepäck abgeladen, dann führten die Stallknechte die erschöpften Tiere davon, während die beiden Männer nun im Hof standen und sich umsahen.

"Ein eindrucksvoller Besitz." Sir Joshua, der kleiner war als sein Gefährte, blickte sich interessiert um und versuchte erfolglos, den Pfützen auf dem Pflaster des Hofs zu entkommen. "Ein bisschen mittelalterlich für meinen Geschmack, das verheißt wenig Komfort – aber ohne Frage beeindruckend. Ich nehme an, das sollte die Waliser und die Grenzräuber draußen halten. Weißt du etwas darüber?"

"Im Großen und Ganzen schon, nur war ich jahrelang nicht mehr hier. Lord Edward hat sich in letzter Zeit nicht mehr besonders gastfreundlich gezeigt." Der größere Mann setzte seinen Hut ab und fuhr sich mit der Hand durch die feuchten Locken, die unangenehm an seinem Hals klebten.

"So ist es mit der Familie. Und nun gehört das alles hier dir."

"Mhm. Aber will ich es auch haben?" Der neue Besitzer drehte sich um sich selbst und betrachtete die bedrückenden Steinmauern, die kleinen Fenster und die schmutzigen Steine im Hof voller Skepsis. "Vor Jahren hat es einen heftigen Streit gegeben. Meine Mutter hat erzählt, dass Lord Edward meinen Vater mit vorgehaltenem Vorderlader aus dem Haus geworfen und gedroht hat, dass er sofort schießen würde, falls er oder meine Mutter es wagen würden, sich je wieder dort sehen zu lassen. Oder ihre Kinder! Ich glaube, er nannte uns Höllenbrut. Was, wenn ich mich richtig erinnere, durchaus der Wahrheit entsprach." Er grinste. "Meinem Vater hat es nie viel ausgemacht, er wollte all das sowieso nicht erben. Er hat Edward gehasst wie den Teufel."

Die beiden Männer wandten sich der Treppe zu, die zum Eingang führte.

"Mittelalterlich oder nicht", fuhr der neue, wenn auch widerstrebende Lord fort, "ich bin froh, wenn ich aus dem Wind komme. Ich nehme doch an, dass du über Nacht bleibst, Josh?"

Sir Joshua Hopton lachte. "Nichts könnte mich dazu bewegen, jetzt weiterzureisen. Morgen ist noch früh genug. Diese Gegend ist eins der Zentren der Royalisten, und meine Chancen stehen nicht zum Besten, wenn ich alleine weiterreise und erkannt werde. Hier weiß jeder, auf wessen Seite meine Familie steht."

"Dann komm, ich habe dich gerne als Gast auf Brampton Percy. Sieh nicht nach rechts, die Ratte, die da gerade entlanglief, war so groß wie ein irischer Wolfshund. Willst du wirklich bleiben? In deinem Schlafzimmer ist vielleicht auch so ein Vieh."

Lachend traten die beiden Männer in die große Halle von Brampton Percy, das im zwölften Jahrhundert erbaut worden war. Die Halle war riesig und noch im Originalzustand mit einer offenen Galerie an einem Ende und vielen Zwischenwänden aus Holz, die strategisch platziert waren, um die Zugluft abzuhalten. Bis auf einen enormen Eichentisch und zwei geschnitzte Holzstühle war der Raum leer.

"Willkommen, Mylord", erklang eine ruhige Stimme hinter ihnen, und eine dunkel gekleidete Gestalt erschien und verbeugte sich respektvoll. Es war ein kleiner, zierlicher Mann mit kurzen weißen Haaren, der zielsicher sofort den neuen Besitzer ansprach. "Wir haben Sie erwartet, Sir Francis. Oder besser gesagt, Mylord Mansell. Sie werden sich wohl kaum an mich erinnern. Ich bin Foxton, Lord Edwards Verwalter. Wenn ich das sagen darf, Mylord, ich erinnere mich an Sie als Kind." Er verzog keine Miene, aber das flackernde Licht der Kerze zeigte doch ein Zwinkern in seinen dunklen Augen.

"Foxton, ja natürlich." Ein Lächeln huschte über Lord Mansells finsteres Gesicht, als er an glücklichere Zeiten zurückdachte. "Es ist lange her, nicht wahr? Ich glaube, ich habe eine schmerzliche Erinnerung." Sein Lächeln wirkte nun ein wenig gequält. "Haben Sie mir nicht eine Ohrfeige gegeben, weil ich eines von den seltenen Glasfenstern in der Kapelle zerschlagen habe?"

"In der Tat, Mylord", gab der Diener ruhig zu. "Kinder können recht ausgelassen sein. Wie Sie sagen, das ist lange her." Foxton setzte die Kerze auf den Tisch und trat näher. "Erlauben Sie mir, Ihnen Hut und Mantel abzunehmen."

"Das ist Sir Joshua Hopton", stellte Mansell seinen Freund vor. "Er bleibt über Nacht und reist morgen nach Ludlow weiter. Ich nehme doch an, dass wir ihn unterbringen können?"

"Aber natürlich, Mylord."

Sie zogen ihre Mäntel aus, setzten die Hüte ab und reichten alles dem Diener. Mansell maß seine schlammbespritzten Hosen und Stiefel mit einem düsteren Blick. "Wir sind für Gesellschaft nicht passend gekleidet, Foxton. Essen und Trinken wären uns dennoch höchst willkommen – und ein Feuer. Wir sind heute weit und schnell gereist."

"Von einer bequemen Sitzgelegenheit ganz zu schweigen." Joshua streckte stöhnend die Arme aus. "Ich dachte schon, ich wachse auf meinem Pferd fest. Alles soll mir recht sein, wenn es nur ein Kissen hat."

"Natürlich, Sir Joshua. Es ist alles vorbereitet. Robert hier wird Ihnen den Weg zeigen, falls Sie ihn vergessen haben, Mylord. Ich möchte Ihnen noch mein Beileid aussprechen. Wir alle sind froh, dass Sie trotz Sir Edwards unerwartetem Ableben und den gefährlichen Reisebedingungen heutzutage so schnell kommen konnten."

"Danke, Foxton. Es ist gut, hier zu sein", erklärte Mansell ausdruckslos, ohne seinen Freund dabei anzusehen. Er wollte nicht, dass Joshua erfuhr, was er wirklich über sein Erbe dachte.

"Ich bezweifle jedoch, dass sie noch froh sein werden, wenn sie erfahren, dass deine Ansichten allgemein und im Speziellen zur Sache Ihrer Majestät nicht mit denen Lord Edwards übereinstimmen", sagte Joshua leise zu seinem Freund und hob die Brauen. "Ich bin gespannt, was geschieht, wenn deine Nachbarn erkennen, dass sie einen Parlamentarier-Fuchs in ihren Royalisten-Hühnerstall gelassen haben."

"Wie wahr." Mansell verzog das Gesicht. "Ich denke, ich werde heute Abend nichts davon erwähnen – das sorgt nur für Streit, und jetzt will ich nur noch etwas zu essen und mein Bett. Mal sehen, wie es morgen wird." Er wandte sich wieder an Foxton. "Ist Lord Edwards Beerdigung schon organisiert?"

"Jawohl, Mylord. Reverend Gower, der Vikar der Kirche, hat alles vorbereitet. Sie wird morgen in St. Barnabas stattfinden, wenn Ihnen das passt."

"Ich wüsste nicht, was dagegen spricht."

Die beiden Männer folgten Robert zur Treppe am Ende der Halle, und ihre Schritte hallten hohl in dem leeren Raum wider.

"Du brauchst dich nicht verpflichtet zu fühlen, deswegen morgen noch dazubleiben", wandte Mansell sich an seinen Freund. Er wusste, wie sehr es Joshua drängte, sich davon zu überzeugen, dass es seiner Familie gut ging. "Es sieht ohnehin nicht so aus, als ob ich dir viel Komfort bieten könnte." Er musterte die Spinnweben über seinem Kopf und erschauerte, als die Zugluft durch seine feuchten Kleider fuhr. Trotz des riesigen Kamins an einem Ende der Halle brannte kein Feuer. "Ich glaube nicht, dass viel in dieses Gebäude investiert worden ist, seit es vor – nun, vermutlich – dreihundert Jahren gebaut worden ist."

"Ihr erster Eindruck ist höchst scharfsinnig, Mylord." Die ruhige, kultivierte Frauenstimme überraschte Mansell. Abrupt blieb er stehen und spähte in die Schatten. Niemand war zu sehen.

"Der Großteil der Burg wurde vor dreihundertfünfzig Jahren gebaut", ertönte die Stimme jetzt von rechts, "und ich kann Ihnen versichern, dass nichts je modernisiert, verbessert oder neu eingerichtet wurde – sehr zum Nachteil jeglicher Bequemlichkeit."

Mansell fuhr herum. Nun erkannte er eine Gestalt an der Nordseite der Galerie, vor dem dunklen Hintergrund waren allerdings nur Gesicht und Hände als helle Flecken auszumachen. Er wollte weitergehen und der Frau, die er für eine Dienerin hielt, lediglich kurz zunicken, aber ein Hüsteln von Foxton hinter ihnen ließ ihn innehalten.

"Mylord …"

Die Dame trat jetzt neben Foxton und ließ Mansell keine Sekunde aus den Augen. Mansell erhaschte eine Bewegung neben ihr, die sich bald darauf als ein großer Hund herausstellte, der immer dicht an ihrer Seite blieb, den Blick ebenfalls auf ihn gerichtet und die Zähne mit einem leisen Knurren entblößt. Mansell betrachtete das gewaltige Tier und lächelte verhalten. Das war ja der Wolfshund schlechthin! Der Hund knurrte wieder und schwieg erst, als sich eine schlanke Hand auf seinen Kopf legte.

Mansell wandte seine Aufmerksamkeit nun der Dame zu. War sie eine Verwandte? Eine Leibeigene? Nein, ihr Stil ließ erkennen, dass sie sicher keine Dienerin war.

Still stand sie da und wartete, dass Foxton oder Mansell die Initiative ergriffen. Auch sie war ganz in Schwarz, aber ihr Kleid war aus Seide und nach der neuesten Londoner Mode gefertigt. Ihr braunes Haar war ordentlich im Nacken zusammengefasst, ohne dass ein paar Locken oder Strähnen ihre strenge Erscheinung aufgelockert hätten. Das ovale Gesicht wurde von einem Paar haselnussbrauner Augen unter hoch geschwungenen Brauen beherrscht. Ihre Haut war blass mit feinen Schatten unter den Augen, und nichts an ihrer Aufmachung hatte etwas Schmeichelndes an sich. Mansell hatte den Eindruck, als würde sie gleich vor Erschöpfung zusammenbrechen. Sie war jung, doch kein Mädchen mehr, besaß keine Schönheit, aber einen gewissen Stil, der nicht ohne Reiz war. Eine ernste Frau, dachte er, und warf einen Blick auf ihre Hände, die sie so fest verkrampft hatte, dass die Knöchel weiß hervortraten. Mansell blickte ihr wieder ins Gesicht und hob fragend die Brauen. Doch die Dame stand einfach nur schweigend da. Er hatte den Eindruck, dass sie wahrscheinlich schon seit ihrer Ankunft dort im Schatten gestanden, ihn beobachtet, ihnen zugehört hatte und zu ihren eigenen Schlüssen gekommen war.

Mansell wusste nicht, wer sie war. Und doch hatte sie etwas Vertrautes an sich … Er warf Foxton einen Hilfe suchenden Blick zu. Ehe der Verwalter allerdings etwas sagen konnte, knickste die Dame und begann wieder mit dieser ruhigen und kultivierten Stimme zu sprechen, so dass es eindeutig war, dass sie nicht die Haushälterin sein konnte.

"Wir haben Sie erwartet, Lord Mansell. Sie müssen nach Ihrer Reise erschöpft sein." Nicht die Spur eines Lächelns begleitete diese Willkommensworte. "Ich habe für Sie und Ihren Reisegefährten Wein und Essen in den Söller bringen lassen, wenn es Ihnen recht ist. Das ist der wärmste Raum."

"Danke, Foxton hat uns schon den Weg gewiesen, Mistress …?" Foxton und die Dame wechselten einen raschen Blick.

"Ich sehe, dass Lord Edward Sie nicht informiert hat, Mylord." Ohne Scheu sah sie ihm in die Augen. Es störte Mansell, dass er anscheinend der Einzige war, den die Situation verunsicherte.

"Mich informiert? Ich verstehe nicht ganz …" Ungeduldig runzelte er die Brauen, eine Geste, die gewöhnlich sofortige Erklärungen zur Folge hatte. Joshua bemerkte es und wartete voller Interesse.

"Mylord", mischte sich jetzt Foxton ein, "wenn Sie gestatten, dass ich Sie vorstelle." Er verbeugte sich vor der schweigenden Dame an seiner Seite. "Darf ich Sie mit Honoria, Lady Mansell bekannt machen? Die Frau – die junge Braut – von Lord Edward. Dieser Herr, Mylady, ist Sir Francis Brampton, ein entfernter Cousin Lord Edwards und Erbe des Titels, jetzt also Lord Mansell. Und Sir Joshua Hopton, der mit ihm reist."

Lady Mansell sank in einen tiefen Knicks, als die Herren sich verbeugten. Sir Francis nutzte die Gelegenheit, um seine Gedanken zu ordnen. Das hatte er nicht erwartet, als er die Nachricht von Lord Edwards plötzlichem Tod erhalten hatte. Möglicherweise ergäben sich daraus Komplikationen. Er zwang sich, bei all den neuen Informationen mit der verblüffendsten Enthüllung anzufangen.

"Edwards Frau? Ich wusste nicht …" Er musterte die Dame scharf, als läge die Schuld für seine Unwissenheit bei ihr. Dann runzelte er angesichts ihres offenen Blicks die Stirn. "Und doch … ich habe das Gefühl, als hätten wir einander schon einmal getroffen, Mylady."

"Das haben wir, Mylord, aber ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich erinnern. Vor gut zwei Jahren – in London vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten."

"Natürlich." Er konnte die Überraschung in seiner Stimme nicht verbergen. "Sie sind Mistress Ingram, die Laxton-Erbin, wenn ich mich nicht irre. Sie waren im Herbst 1640 bei Hof. In Whitehall. Ich war mit Katherine da …"

"Ja, ich bin … das heißt, ich war Honoria Ingram."

"Wir sind einander auf einem der Maskenbälle der Königin vorgestellt worden. Eine von Inigo Jones' Extravaganzen", setzte er mit leichtem Abscheu hinzu.

"Ich war mit meinem Vormund Sir Robert Denham und seiner Familie dort."

"Ich kenne Sir Robert natürlich. Aber die Frau meines Cousins! Ich wusste ja nicht …"

"Wie sollten Sie auch, Mylord?" Sie betrachtete ihn mit einer Art distanziertem Interesse.

"Lord Edward hat meinem Vater immer den Eindruck vermittelt, dass er nicht heiraten wolle. Er schien Frauen und eine Ehe nicht besonders hoch zu schätzen."

"Was das angeht, Mylord, kann ich nichts dazu sagen."

Sie wurde noch blasser, falls das überhaupt möglich war. Lord Francis stöhnte innerlich über seine Taktlosigkeit auf. Das war unentschuldbar. Joshuas unzureichende Versuche, ein Lachen hinter einem vorgetäuschten Hustenanfall zu verbergen, waren ebenfalls nicht hilfreich, und Mansell warf ihm einen wütenden Blick zu, ehe er sich wieder der Witwe seines Cousins zuwandte, um zu retten, was zu retten war.

"Verzeihen Sie, Mylady, das war unhöflich. Ich wollte Sie nicht beleidigen. Nach vier Tagen Reise unter schweren Bedingungen haben meine Manieren offenbar gelitten. Bitte verzeihen Sie."

Honoria schüttelte leicht den Kopf. "Das ist nicht notwendig, Mylord, Sie haben die Situation durchaus treffend geschildert. Ich glaube, dass Lord Edward in der Tat bis vor kurzem nicht heiraten wollte. Doch die Aussicht auf Ländereien und ein großes Vermögen kann auch den starrsinnigsten Charakter umstimmen." Ihr kurzes Schweigen fiel kaum auf. "Und Lord Edward war ohne Zweifel starrsinnig."

"Wann – wie lange waren Sie verheiratet?" Mansell war die Bitterkeit nicht entgangen, mit der sie so klar die Umstände ihrer Eheschließung darlegte.

Zum ersten Mal zögerte Lady Mansell ein wenig, ehe sie antwortete; vielleicht fiel es ihr schwer, noch mehr preiszugeben. Ganz kurz zeigte sich in ihren Augen der Anflug eines Gefühls, aber es war so schnell wieder verschwunden, dass Francis es nicht zu deuten wusste. Als sie antwortete, blieb ihr Gesicht ausdruckslos, und auch ihre Stimme verriet nichts davon, was in ihr vorging.

"Vor vier Wochen war ich seine Braut, Mylord. Jetzt bin ich Witwe. Ich glaube, Mr. Welling – Lord Edwards Anwalt aus Ludlow – möchte Ihr Erbe und meine Verbindung mit Ihnen am Donnerstag besprechen, dem Tag nach der Beerdigung." Damit wandte sie sich zur Treppe und verbarg so jede weitere Gefühlsregung. "Sie und Sir Joshua möchten diese zugige Halle jetzt vielleicht gegen einen behaglicheren Ort eintauschen. Mein Söller ist zumindest warm, und es zieht dort kaum. Ich fürchte, wie Sie auch schon vermuteten, dass Sie Brampton Percy weder besonders behaglich noch besonders bequem finden werden."

2. Kapitel

Auch am Mittwoch, dem Tag von Lord Edwards Beerdigung, hörte es nicht auf zu regnen und zu stürmen. Dem neuen Lord Mansell schien es höchst passend, gerade bei solchem Wetter neben einem Sarg auf einem düsteren Friedhof zu stehen. Dies entsprach genau seiner Stimmung. Mürrisch lauschte er auf den prasselnden Regen, der unerbittlich auf den Sarg von Lord Edward und die kleine Gruppe von Trauernden herniedertrommelte. Ein Aufseufzen entrang sich der Gruppe, als der Sarg schließlich in die Kirche getragen wurde, wo der Verstorbene in der Familiengruft zur letzten Ruhe gebettet werden sollte, was allen die Gelegenheit gab, endlich dem Regen zu entkommen.

Nur wenige Vertreter der örtlichen Familien waren erschienen, um dem alten Lord das letzte Geleit zu geben. Der Krieg stellte die traditionelle Loyalität auf eine harte Probe, zudem hatte Lord Edward nie zu den beliebten Mitgliedern des Landadels gehört. Als jähzorniger und geiziger Mann hatte er sich nie besonders um seine Nachbarn bemüht. Angesichts des Wetters und der gefährlichen Reisebedingungen hatten es deshalb viele vorgezogen, zu Hause zu bleiben.

Von Viscount Scudamore of Holme Lacy war nichts zu sehen. Allerdings musste man ihm bei aller Lässigkeit und seiner Verachtung für Konventionen zugute halten, dass er auch den weitesten Weg hatte. Auch ein Vertreter von Fitzwilliam Coningsby of Hampton Court fehlte. Oder Henry Lingen. Aber ein paar hatten sich die Mühe gemacht: Henry Vaughan und Sir Richard Hopton waren gekommen. Mansell war sich die ganze Zeit über Sir William Crofts Nähe bewusst, der über verschiedene Eheschließungen zu seiner Verwandtschaft gehörte. Mansell sah der drohenden Unterhaltung nicht besonders erfreut entgegen, denn der mächtige Sir William, dem viel Land und dazu noch Croft Castle gehörten, galt als strammer Royalist, der in der Gegend viel Einfluss hatte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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