Vertrauen auf vier Pfoten - Ulrike Becker - E-Book

Vertrauen auf vier Pfoten E-Book

Ulrike Becker

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Beschreibung

Als Diego, der Schäferhund-Mischling von der Straße, in seine neue Familie kommt, wirbelt das nicht nur sein Leben, sondern auch das der Beckers ganz schön durcheinander. Alle müssen sich erst einmal aneinander gewöhnen - und vor allem muss Diego lernen, dass er den Familienmitgliedern voll und ganz vertrauen kann. Diese Erlebnisse spiegeln sich in amüsanten und nachdenklichen Episoden wider, die Ulrike Becker - Diegos Halterin - aufgeschrieben hat. Sie nimmt den Leser mit hinein in ihr Leben mit einem Straßenhund, der sich ganz langsam in sein neues Zuhause eingewöhnt und ihr so manches über Gott und die Welt beibringt. Ein kurzweiliges Buch mit Lebens- und Glaubenslektionen aus dem Alltag mit einem Vierbeiner - nicht nur für Hundebesitzer.

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Über die Autorin

Ulrike Becker arbeitet als Christliche Beraterin (IGNIS) und Heilpraktikerin für Psychotherapie mit eigener Praxis in Zwingenberg. Darüber hinaus ist sie zurzeit als Lehrbeauftragte für die IGNIS Akademie in Kitzingen und für die Evangelische Hochschule in Darmstadt tätig.

2016 ist ihr erstes Buch erschienen: Schiffbruch inbegriffen. Scheitern und wie es danach weitergeht (Brunnen Verlag, Gießen).

Inhalt

Vorwort

Straßenkinder

Pöbelei am Futternapf

Alarmstufe rot!

Alles gegeben!

Tröster in der Not

Ein tierischer Entspannungstrainer

„Hilfe, ein Schäferhund!“

Herbstnebel

Empfangsbereit!

Krankenpfleger wider Willen

Du nervst!

Die Fleißpunkte-Sammler

„Furchenläufer“

Spuren im Sand

Diego auf Eulenjagd

Der Streitschlichter

Diego und das Wörtchen „so“

Geteiltes Leid

Einfach typisch!

Katze geht gar nicht

Bedingungslos

Nur der blaue Himmel obendrüber

Jagdlust

Versöhnungsbereitschaft pur

Mami, es war toll – aber jetzt reicht’s

Bettgeflüster

Der große Blonde ohne schwarzen Schuh

Im Land der tausend Düfte

Mein Hund ist analog

Diego auf der Suche nach Heimat

Berührungsängste

Ein imposanter Schnappschuss

Jo, wir schaffen das!

Hundeblicke

Morgen … oder doch besser heute

Stolz wie Bolle

Süßer die Hunde nie bellen – oder Weihnachten aus Hundesicht

Vor, zurück und Cha-Cha-Cha

Zehn Tipps für ein gelingendes Hund-Mensch-Miteinander

Das Hund-Mensch-Team von „Vertrauen auf vier Pfoten“ stellt sich vor

Fußnoten

Vorwort

Wenn Sie dieses Buch in Händen halten, sind Sie vermutlich ein Hundefreund oder kennen einen solchen und überlegen, ob dieses Buch ein passendes Geschenk wäre.

Darum lassen Sie mich kurz vorstellen, was Sie erwartet: Mein Diego und ich sind kein vollkommenes Hund-Mensch-Duo. Wir haben beide unsere Schwächen und Macken und die können manchmal tierisch nerven. (Ja, auch meine – fragen Sie meinen Mann oder meine Kinder.) Und so gibt es auch in unserem alltäglichen Miteinander Höhen und Tiefen, Konflikte und schöne Momente, in denen wir uns zutiefst verstehen – wort- und gebelllos selbstverständlich.

Und dann gibt es diese Sternstunden, in denen wir gemeinsam neue Lebenshorizonte erobern und aneinander und zueinander wachsen – einfach nur ein Dreamteam. Häufig sind gerade diese Augenblicke das Ergebnis von Herausforderungen und Schwierigkeiten.

Klingt das vertraut? Klingt das vielleicht sogar irgendwie sehr menschlich? Wenn das so ist, dann ist es kein Zufall. Denn ich lerne im Zusammensein mit Diego viel – nicht nur über Hunde und wie sie die Welt um sich herum erleben, sondern auch über mich selbst, mein Menschsein und über meine Art, die Welt zu sehen. Da ist mir Diego wie ein Spiegel, in dem ich mich selbst erkenne.

Was ich aber vor allem von meinem vierbeinigen Gefährten mit seiner offenbar nicht ungetrübten Kindheit in Ungarn gelernt habe, ist, wie Vertrauen wächst und wie wir es lebendig erhalten können. Darin wird mir Diego manchmal sogar zu einem Vorbild für meine Beziehungen zu Menschen und zu Gott. So bereichert mein etwas zu klein geratener Schäferhund mit seinen etwas zu groß geratenen Ohren und seinem riesengroßen Herzen mein Leben!

Wenn Sie möchten, erzähle ich Ihnen gerne mehr darüber – Geschichten über meinen Hund, über Gott und das Leben.

Straßenkinder

Als unser Schäferhundmischling Diego aus dem Tierheim zu uns kam, verbrachte ich seine ersten Tage bei uns damit, während unserer Spaziergänge zunächst zwei Meter zu laufen, dann stehenzubleiben und darauf zu warten, dass er es aufgab, an der Leine zu ziehen, nur um dann die nächsten zwei Meter zu laufen, wieder stehenzubleiben …

Diego vertraute mir nicht, er wollte lieber selbst die Führung übernehmen. So abgemagert, wie er zu uns kam, hatte er wohl einige Zeit seines noch jungen Hundelebens auf der Straße verbracht. Vieles musste er erst lernen, zum Beispiel, dass man sich sein Futter nicht vom Tisch der Menschen holen muss, weil genug im Napf landet. Oder dass Traktoren und LKW keine Feinde sind, die man verfolgen und beißen muss. Oder auch, dass Männer in roten Arbeitsoveralls uns eigentlich egal sein können.

Unser einjähriger Rüde war ein echter Straßenjunge, der auf einmal in ein warmes Zuhause verpflanzt worden war, in dem es keinen Mangel mehr gab. Diego verstand die Welt nicht mehr … und verhielt sich weiter wie ein streunender Rumtreiber wider Willen.

Er stibitzte Sahnepäckchen aus der Küche und schleppte sie in sein Versteck – als Notration, schließlich weiß man ja nie, wann es wieder Futter gibt. Wenn wir mit dem Auto unterwegs waren und an einer Raststätte Halt machten, damit er sich die Beine vertreten konnte, sprang er gleich wieder in seine Box, nur um ja nicht zurückgelassen zu werden. Es brauchte mehrere Jahre, bis er mir so weit vertraute, dass ich seine verletzte Pfote anfassen durfte, ohne dass er mich dabei anknurrte und nach der Hand, die ihm helfen wollte, zu schnappen versuchte.

Bei uns Menschen und Gott ist das ähnlich: Gott bietet uns die ganze Geborgenheit seines Vaterhauses an – und wir benehmen uns weiter so, als müssten wir unter Brücken hausen. Wir kümmern uns lieber selbst um unsere emotionale und materielle Nahrung, statt auf Gottes Versorgung zu vertrauen. Wir beißen im Zweifelsfall lieber mal zu, statt Gott und Menschen vertrauensvoll zu begegnen. Und wir zerren an der Leine der unsichtbaren Führung Gottes, um ihm zu zeigen, wo es unserer Ansicht nach langzugehen hat. Und all das aus Angst, unter die Räder zu geraten.

Schließlich haben wir unsere Erfahrungen gemacht – wie mein traumatisierter junger Hund: Menschen sind nicht immer vertrauenswürdig gewesen. Situationen sind außer Kontrolle geraten. Der Hunger hat an der eigenen Seele genagt.

Und dann kommt Gott und lädt uns zu sich nach Hause ein. Kein Mangel, keine Bedrohung, nur Gutes und Barmherzigkeit. Und mehr noch, er lädt uns ein, dass wir uns ihm anvertrauen dürfen, so wie sich ein Kind Vater und Mutter anvertraut: völlig offen und vorbehaltlos.

Aber wir müssen so vieles erst noch lernen, wie zum Beispiel uns Gott anzuvertrauen und uns seiner guten Führung und Versorgung zu überlassen.

Das Gute ist: Gott gibt uns die Zeit, die wir brauchen. Er geht zwei Meter vorwärts und wartet dann geduldig, bis wir uns soweit beruhigt haben, dass er auch die nächsten zwei Meter mit uns gehen kann. Er bringt uns Stück für Stück bei, wie das Zusammenleben in seinem Haus aussieht und hilft uns, uns darauf einzulassen. So lange, bis wir ganz bei ihm zu Hause angekommen sind.

„Der Herr ist mein Hirte, darum leide ich keinen Mangel. Er bringt mich auf Weideplätze mit saftigem Gras und führt mich zu Wasserstellen, an denen ich ausruhen kann. Er stärkt und erfrischt meine Seele. Er führt mich auf rechten Wegen und verbürgt sich dafür mit seinem Namen. … Nur Güte und Gnade werden mich umgeben alle Tage meines Lebens, und ich werde wohnen im Haus des Herrn für alle Zeit“ (Psalm 23,1-3.6; NGÜ).

Pöbelei am Futternapf

Diego und ich kamen eines Tages von unserem täglichen Spaziergang zurück. Er war nun schon einige Monate bei uns und fühlte sich offenbar mehr und mehr zu Hause.

Denn als ich an diesem Tag meine Jacke auszog und mir etwas mehr Zeit als üblich damit ließ, ihm sein Futter zurechtzumachen, sprang Diego an mir hoch und pöbelte mich mit einem fast schon grollenden Bellen an.

„Mach hinne, ich hab Hunger!“, wollte er mir wohl sagen.

Dieses Verhalten wollte ich jedoch nicht einreißen lassen und so wandte ich mich von ihm ab, ging in die Küche und holte mir eine Banane. Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger, aber Bananen sind ein absoluter Leckerbissen für meinen Hund. Und so setzte ich mich mit der Banane direkt neben seinen Napf.

Langsam schälte ich die Banane, während Diego die Nase in die Luft reckte und versuchte, sich an mich heranzuschleichen. Trotz seines pöbelhaften Auftrittes vorher, hielt er nun doch respektvoll Abstand – auch wenn es ihm sichtlich schwerfiel.

Ich aß die Banane und hob ein kleines Stück für Diego auf, der inzwischen sabbernd vor seinem Napf Platz gemacht hatte. Dann stand ich auf, holte Diegos Futter aus der Küche, stellte es vor ihm hin und garnierte es mit dem Bananenstückchen.

Wieder setzte ich mich neben den Napf und wartete. Erst in dem Moment, in dem Diego sich zur Seite drehte und ein Brummen hören ließ, das sagte: „Okay, ich drängle ja gar nicht mehr“, gab ich ihm das Kommando, das den Futternapf freigab. Freudig stürzte er sich auf seine Mahlzeit.

Diego hatte in seiner Zeit vor dem Tierheim offenbar gelernt, dass Futter erstens überlebenswichtig und zweitens rar ist, deshalb war es kein Wunder, dass er nun, wo er unser Haus als sein Revier betrachtete, diese wichtige Ressource unter seine Kontrolle bekommen wollte. Trotzdem tut es dem Frieden in unserem Rudel nicht gut, wenn er sein Futter einfordert und seine Menschen anpöbelt. Deshalb war es an diesem Tag wichtig, ihm eine Grenze zu setzen und nicht gleich auf seine Forderungen einzugehen.

Ich kann Diegos „Not“ gut nachvollziehen. Manchmal erscheint auch mir etwas so überlebenswichtig, dass ich Gott gerne „Beine machen“ würde, weil ich denke, wenn er jetzt nicht reagiert, dann ist es zu spät. Und immer wieder muss ich erleben und hinnehmen, dass Gott sein ganz eigenes Timing hat. Dann stelle ich letztlich staunend fest, dass er seine Sache gut macht und es mir zum Guten dient, ihm die Kontrolle zu überlassen.

Ich maße mir nicht an zu wissen, warum Gott uns manchmal das vorenthält, was wir eigentlich brauchen oder was wir gerne zu unserer freien Verfügung hätten. Aber vielleicht können wir von Diego lernen, dass es gut ist, die Grenzen, die Gott uns setzt, zu achten und ihm zu vertrauen, dass es für den Frieden in Gottes „Rudel“ so besser ist. Und wie schön ist es doch, dass wir dabei die Erfahrung machen können, dass Gott uns nicht am leeren Napf verhungern lässt, sondern uns wie ein liebevoller Vater gibt, was wir zum Leben brauchen – Bananenstückchen inklusive.

„Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet. Denn jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, findet, und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder würde jemand unter euch seinem Kind einen Stein geben, wenn es ihn um Brot bittet? Würde er ihm eine Schlange geben, wenn es ihn um einen Fisch bittet? Wenn also ihr, die ihr doch böse seid, das nötige Verständnis habt, um euren Kindern gute Dinge zu geben, wie viel mehr wird dann euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn darum bitten“ (Matthäus 7,7-11; NGÜ).

Alarmstufe rot!

Es war ein wunderschöner Morgen im Spätsommer. Die Luft war bereits von einer herbstlichen Kühle erfüllt. An den Traubenstöcken rechts und links des Wegs hingen pralle Traubenhenkel, die nur darauf warteten, gelesen zu werden. Ich bog mit Diego in einen sonnendurchfluteten Hohlweg ein, der hinauf in den Wald führte.

Am anderen Ende des Hohlwegs sah ich eine Bekannte mit ihrer Hündin Paula entgegenkommen. Unsere Hunde waren sich schon öfter begegnet und normalerweise waren sie gut miteinander ausgekommen.

Doch heute war das anders. Diego duckte sich, bereit, jederzeit zu einem pfeilschnellen Angriff überzugehen. Und Paula hörte ich bereits von weitem drohend knurren. Ihre Botschaft war eindeutig: Komm mir bloß nicht in die Quere.

Mit etwas Gebell führten wir Menschen unsere Vierbeiner schließlich aneinander vorbei und warfen uns nebenher wenigstens noch ein „Guten Morgen!“ zu. Dann kehrte wieder Ruhe ein.

Doch was war diesmal anders gewesen als sonst? Was hatten unsere Hunde wahrgenommen? Offensichtlich nicht die entspannende Ruhe der Natur und die morgendlichen Sonnenstrahlen, die einem die Seele wärmen konnten. Hätte Diego sprechen können, hätte er vielleicht zu sich selbst gesagt: „Da kommt ein fremdes Rudel. Wir befinden uns auf einem relativ schmalen Weg. Rechts und links keine Möglichkeit, der Begegnung auszuweichen. Gefahrenstufe orange! Mein Mensch kümmert sich nicht! Scheint die Gefahr gar nicht wahrzunehmen. Also muss ich übernehmen: Muskeln anspannen – mich bereitmachen, eine Beißattacke abzuwehren. Oho! Sie knurrt. Alarmstufe rot! Es ist jederzeit mit einem Angriff zu rechnen!“

Wo ich als Mensch völlig entspannt bin und mich an einem herrlichen Sonnentag erfreue, wittert mein gestresster Diego nichts anderes als eine existenzielle Bedrohung.

Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Kann es sein, dass es bei uns Menschen manchmal ähnlich ist wie bei unseren vierbeinigen Gefährten? Da freut sich unser Gott an einem herrlichen Tag, den er wunderbar gemacht hat – und wir Menschen wittern nichts als Gefahren. Und warum? Weil wir den Weg, den wir gehen, völlig anders wahrnehmen als Gott.

Gott sieht das Ganze – die Sonne, die herrliche Luft, den Wald und die prallen Reben. Wir sehen nur diesen schmalen Weg mit dieser vermeintlichen Bedrohung, an der es scheinbar kein Vorbeikommen gibt. Und entsprechend angespannt und kampfbereit ziehen wir unserer Straße.

Gott weiß, wie es weitergehen wird. Es ist seine Welt, er hat sie geschaffen. Er weiß, wie er bestimmte Situationen einschätzen muss. Wir laufen gefühlt fast jeden Tag in unbekanntes Terrain hinein. Was wird der nächste Augenblick bringen? Was erwartet mich um die nächste Biegung meines Lebensweges?

„Selbst wenn ich durch ein finsteres Tal gehen muss, wo Todesschatten mich umgeben, fürchte ich mich vor keinem Unglück, denn du, ‚Herr‘, bist bei mir! Dein Stock und dein Hirtenstab geben mir Trost“ (Psalm 23,4; NGÜ).

Alles gegeben!

Ronja war schon eine echte Seniorin, aber voller Lebensenergie und eine treue Gefährtin für meine Bekannte, die beinahe alles mit ihrer Hündin teilte.