Verzweiflung - Thomas Günter - E-Book

Verzweiflung E-Book

Thomas Günter

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Beschreibung

Francis Shoemaker ist Polizist bei der Detroiter Mordkommission. Eines Tages überrollen ihn erschütternde Ereignisse, die sein bisheriges Leben aus der Bahn werfen und an den Rand der Verzweiflung treiben. Erleben sie die erschütternden Begebenheiten eines der Protagonisten der "T'or Vermächtnisse" und folgen sie seinem tragischen Weg in die Dunkelheit.

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Seitenzahl: 42

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Verzweiflung

VerzweiflungImpressum

Verzweiflung

-1-

Francis Shoemaker liebte seinen Job bei der Polizei. Auch wenn er seit Wochen keinen Gehaltsscheck erhalten hatte, schließlich war Detroit pleite. Aber das interessierte niemanden mehr. Auch die Versorger konnten nurmehr sporadisch die Infrastruktur aufrechterhalten. Es war unerheblich wann und ob jemand seine Strom- und Wasserrechnung bezahlte.

Sein Vater hatte ein Leben lang in einer der großen Automobilfabriken gearbeitet. Zu einer Zeit, als die Stadt zu einer der reichsten der Welt gehört hatte. Seine Kindheit war glücklich. Sie kannten, außer den kleinen Problemen des Alltages, keine Sorgen; genauso wie die anderen Einwohner der Stadt.

Dann kam in den siebziger Jahren die erste Energiekrise auf, doch das konnte die amerikanische Autoindustrie abfedern. Es stellte jedoch den Anfang vom Ende dar.

Francis Shoemaker liebte die Stadt dennoch. Nicht nur der glücklichen Erinnerungen wegen. Es war seine Stadt, und wenn ihr jemand etwas Schlimmes wollte, dann versuchte er, es zu verhindern. Die Kriminalitätsrate war die Höchste in den Vereinigten Staaten. Nirgends gab es mehr Morde und Schießereien auf diesem Planeten. Außer in den Kriegsgebieten des Nahen Ostens.

Francis Shoemaker liebte seine Arbeit. Vielleicht war es der ausgeprägte Gerechtigkeitssinn, den er schon als Kind an den Tag legte; vielleicht die Hoffnung, durch sein Tun, die Welt jeden Tag ein kleines bisschen besser zu machen.

Obwohl sein Dodge ein Zivilfahrzeug war, trug er einen mächtigen, ehernen Rammbock vor dem Kühler. Wenn er und sein Partner durch die Straßen der ehemaligen Industriemetropole Streife fuhren, konnten sie den Schmerz der Stadt beinah körperlich spüren. Gleich einem ausgeweideten Tier breiteten sich die verfallenen Gebäude und Industrieruinen vor ihnen aus. Manche Straßenzüge schienen wie ausgestorben. Selten begegnete ihnen ein anderes Fahrzeug in den Nebenstraßen. Fußgänger hielten sich im Schatten der Bauruinen auf oder torkelten betrunken auf den Gehwegen. Mehrmals täglich gingen Meldungen über Schießereien ein.

Teile der Stadt wirkten wie das Filmset eines postapokalyptischen Albtraums.

Francis Shoemaker liebte dennoch sein Leben. Er war mit einer wunderschönen Frau verheiratet und sie hatten eine wunderbare Tochter. Mehr brauchte er nicht zum glücklich sein.

-2-

Der kahlgeschorenen Schädel des Schwarzen glänzte vor Schweiß. Die Temperatur des Frühsommertages war nicht hoch genug. Angst ließ daher das Wasser in Strömen herunterlaufen. In seiner Hand lag eine halbautomatische Schnellfeuerpistole mit verlängertem Magazin. Die Mitglieder seiner Gang hatten an strategisch günstigen Punkten Posten bezogen. Alle besaßen die gleichen Tattoos, vor allem am Hals, die die Zusammengehörigkeit darstellten. Das weiße, ärmellose Shirt saß straff über der beeindruckenden Muskulatur. Arme und Nacken zeigten mächtige Stränge. Er war ein Hüne, gestählt in endlosen Bandenkämpfen, die ihre Spuren hinterlassen hatten. Er trug sie wie Orden.

Vor ihm, auf dem Boden, lag die ausgeblichene Sporttasche, angefüllt mit mehreren tausend Dollar. Ordentlich gebündelt und sortiert. Das Geld für die neue Lieferung Designerdrogen, die sie gewinnbringend auf der Straße verkaufen wollten.

Die Furcht ließ ihn erbeben. Den Mitgliedern seiner Clique ging es ebenso. Der Kerl, mit dem sie neuerdings Handel trieben, war unheimlich. Er strahlte eine Überlegenheit aus, die sie nicht begriffen. Zwar war er nur etwa einen Meter achtzig groß und nicht sonderlich muskulös, doch verbreitete er eine Aura, die sie mehr als nervös machte. Nie verzog er eine Miene. Die Konversation bezog sich auf das Nötigste und die Treffen waren mehr als kurz. Und doch war die Gang jedes Mal froh, mit heiler Haut davon gekommen zu sein.

Die Sonne warf rechteckige Bilder durch die zerbrochenen Fenster. Aufgelassene Maschinen und verfallene Möbel lagen herum. Noch immer beherrschte der Geruch von Öl und heiß bearbeitetem Metall die Luft. Unter dem Dach der zerfallenen Produktionshalle erklang das Echo des Flügelschlagens der Heerscharen von Tauben. Der Boden war übersät mit ihren Kotresten. Von irgendwo ertönte das Klackern von Rattenkrallen, vielfach verstärkt, durch die freiliegenden Rohrleitungen.

-3-

Ihr Geschäftspartner stand, wie immer, regungslos im Halbschatten. Sein Blick schien durch den Schwarzen hindurchzugehen. Trotzdem strahlte er eine unverhohlene Aggression, beinahe Mordlust, aus.

Das Mobiltelefon surrte. Die Meldung auf dem Display besagte, dass die Lieferung vorhanden und in Ordnung sei. Mit einem Fußtritt beförderte der Anführer der Bande die Geldtasche weg, direkt vor den einsamen Gegenüber. Das scharrende Geräusch wirkte unnatürlich verstärkt in dem trostlosen, verfallenen Gemäuer. Für einen Augenblick senkte der merkwürdige Mann seinen Blick und begutachte den Inhalt. Dann starrte er erneut geradeaus. Anstatt sich zu bücken, blitzte plötzlich etwas metallisch in seiner Hand auf. Mit einem riesigen Satz überbrückte er den Abstand zum Schwarzen. Die Klinge kam so schnell, dass ein pfeifender Laut entstand, als sie die Luft durchschnitt. Ungläubig riss der Riese die Augen auf und griff sich an die durchtrennte Gurgel. Blut spritzte in einem weiten Schwall hervor. Stumm sank er auf die Knie und fiel tot nach vorne. Ehe die Mitglieder der Gang realisierten, was geschah, explodierte der gesamte Raum zweimal in einem leuchtenden Blau. Einer der Bande verdampfte in der Energieentladung, ein Zweiter wurde unter den Trümmern eines zerborstenen Pfeilers begraben. Dann erst waren sie in der Lage zu reagieren. In einem unermüdlichen Stakkato entluden sich die Waffen. Sie feuerten in die Richtung, in der sie den Angreifer vermuteten. Die Projektile schlugen in den Boden, die Wände und den herumliegenden Schrott ein. Staub wirbelte auf und behinderte die Sicht. Die Luft roch nach verbranntem Pulver. Die Kugeln hinterließen schwarze Narben im Beton und zerpflückten den Müll. Neuerliche Lichtblitze ließen einen nach dem anderen von ihnen verdampfen.