Villa Klestiel - Gabriele Weingartner - E-Book

Villa Klestiel E-Book

Gabriele Weingartner

4,4

Beschreibung

In der Villa Klestiel, irgendwo zwischen Wannsee und Schlachtensee gelegen, haben sich um die Jahrtausendwende Menschen zusammengetan, um so selbstbestimmt wie möglich miteinander zu altern: Schauspieler, Weltreisende, Juristen, Kritikerinnen, Akademikerwitwen, die das Alleinsein nicht ertragen, Westberliner, die die Welt nicht mehr begreifen, darunter Menschen, die sich selbst als 68er verstehen oder auch von anderen so (miss-)verstanden werden. Ein tragikomischer Roman mit überraschenden Wendungen.

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Gabriele Weingartner

Villa Klestiel

Roman

Das Schönste, was wir erleben können,

ist das Geheimnisvolle.

Albert Einstein

Die rückwärts fließende Spree

Nie dürfte ich ihn im Unterhemd erleben, dachte Frederika, als sie das Zimmer betrat und sich räusperte, damit er sie hörte. Er würde seine Würde verlieren, seine Vornehmheit. Auch der Fürst von Salina hatte sich nie so präsentiert – besser gesagt: Burt Lancaster, der den Gattopardo spielte.

Er schwitzte ja nicht einmal, als er mit seiner künftigen Schwiegertochter tanzte. Mit Claudia Cardinale. In weit ausgreifenden Bögen, die Kamera immer auf den beiden Gesichtern. Keine Schweißperle ließ sich auf seiner Stirn entdecken. Obwohl es auf Sizilien gewiss heißer war als hier und das schwarze Tuch des Fürsten schwerer auf der Haut wog als Herrn Friedrichs heller Sommeranzug. Aber auch er gestattete sich nicht, das oberste Kragenknöpfchen zu öffnen. Und in seinen ersten Wochen in der Villa Klestiel, fiel Frederika ein, hatte er sogar noch hellblaue Krawatten getragen.

Ich bringe Ihnen die Abrechnung, Herr Friedrich, sagte sie.Vielleicht sollten Sie beim nächsten Mal daran denken, dass Sie der Verwaltung Ihre Pensionsbezüge vorlegen. Wir wissen zwar alles von Ihnen, aber wir wollen auch immer wissen, ob alles so bleibt.

Gewiss, Frederika, antwortete Herr Friedrich.Ich muss beim nächsten Mal ja nur daran denken, mehr Fotokopien zu ziehen. Wenn wir schon so ein aufwendiges Gerät hier im Haus haben, sollte ich mich seiner auch bedienen. Gegen dessen Anschaffung gestimmt zu haben, heißt schließlich nicht, es nicht benutzen zu dürfen. Oder?

Am Anfang hatte er Friederike zu ihr gesagt, fiel ihr ein, in scherzhafter Anspielung auf seinen Familiennamen vielleicht, sie hörte es nicht ungern. Irgendwann nannte er sie dann aber doch Frederika, wie alle Bewohner des Hauses, obgleich es keinen Grund gab, eine Bürokraft mit Fachkenntnissen in Steuerrecht und Buchführung so vertraulich anzureden – außer der Tatsache, dass sie durch Heirat eine von und zu war und man sich auf diese Weise ihren umständlichen Nachnamen ersparen wollte. Tatsächlich erinnerte Frederika das pseudofamiliäre Gehabe nur daran, dass ihr Job – vier Vor- oder Nachmittage in der Woche in einem engen Gelass die Finanzen der Villa Klestiel sowie die Korrespondenz und Bankgeschäfte einiger älterer Menschen zu besorgen – eine Dienstbotenarbeit blieb, selbst wenn sie über die pekuniären Verhältnisse ihrer Herrschaft deutlich mehr erfuhr als die Dienstboten früherer Tage. Zwar ließen sich die Pensionäre im Haus – die drei oder vier gewesenen Gymnasiallehrer und akademischen Räte, die es zu keiner Professur geschafft hatten – selten in die Karten gucken. Der Kampf um Centbeträge bei der Heizkostenabrechnung mit dem Ehepaar Lichtblau freilich, das drei Mietshäuser in Mitte besaß, in der Villa Klestiel aber nur eines der beiden kleineren Apartments unter dem Dach bewohnte, erlaubte Frederika schon einige psychologische Rückschlüsse. Zu schweigen von Claudius Nist, einem trotz fortgeschrittenen Alters und zunehmender Fettleibigkeit immer noch durch Berlin und Brandenburg tingelnden Klavierlehrer, dem sie am Monatsende in zeitraubenden Sitzungen half, Dispokredite auszuklügeln, mit denen er dann über die Runden kam.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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