Vom Schmerz befreit - Peter A. Levine - E-Book

Vom Schmerz befreit E-Book

Peter A. Levine

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Beschreibung

Schmerzen erfolgreich selbst lindern

Wer unter chronischen Schmerzen leidet – möglicherweise nach Jahren von Behandlung, Medikamentierung und Operationen –, für den zählt nur eine Frage: Wie finde ich anhaltende Linderung?

Der Bestseller-Autor und Trauma-Experte Peter A. Levine und die erfahrene Schmerztherapeutin Maggie Phillips zeigen in der überarbeiteten und aktualisierten Neuausgabe ihres erfolgreichen Buches,

• wie die »Kampf«-Reaktion des Körpers auf Schmerzen beruhigt werden kann,

• wie wir Angst, Frustration und Depression abbauen, die durch frühere Traumata intensiviert werden, und innere Resilienz und Selbstregulierungsfähigkeiten stärken,

• wie Schmerzen gelindert werden, die in der Folge von Verletzungen, operativen Eingriffen, Gelenk- und Muskelproblemen, Migränen und anderen Problemen entstanden sind.

Unabhängig davon, ob jemand eine Selbstbehandlungsmethode beginnen oder ein bestehendes Behandlungsprogramm erweitern möchte: »Vom Schmerz befreit« bietet erprobte Werkzeuge, wie körperliche und emotionale Blockaden gelöst werden können und anhaltende Linderung möglich wird.

Mit 15 praktischen Übungen als Gratis-Audio-Downloadangebot.

»Brillant, praktisch und klug: ein enorm hilfreiches Buch. Ich kann es nicht genug empfehlen.«

Jack Kornfield, Psychotherapeut und Mediationslehrer

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Seitenzahl: 310

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Das Buch

Wer unter chronischen Schmerzen leidet – auch noch nach Jahren von Behandlung, Medikamentierung und Operationen –, für den zählt nur eine Frage: Wo finde ich anhaltende Linderung? Mit diesem Buch wenden sich zwei Pioniere auf dem Feld der Schmerz- und Traumabehandlung einem entscheidenden und bislang meist übersehenen Faktor langfristiger Heilung zu: nicht aufgelösten emotionalen Traumata, die im Körper gespeichert sind.

Basierend auf ihrer richtungsweisenden Arbeit mit dem Somatic-Experiencing-Prozess und entscheidenden Einsichten aus jahrzehntelangen Erfolgen in der klinischen Praxis zeigen der Bestseller-Autor und Trauma-Experte Peter A. Levine und die erfahrene Schmerztherapeutin Maggie Phillips,

wie wir die überaktive »Kampf«-Reaktion des Körpers auf Schmerzen beruhigen können,wie wir Angst, Frustration und Depression abbauen, die durch frühere Traumata intensiviert werden, und innere Resilienz und Selbstregulierungsfähigkeiten stärken,wie wir Schmerzen lindern, die in der Folge von Verletzungen, operativen Eingriffen, Gelenk- und Muskelproblemen, Migränen und anderen Problemen entstanden sind.

Unabhängig davon, ob jemand eine Selbstbehandlungsmethode beginnen oder ein bestehendes Behandlungsprogramm erweitern möchte: »Vom Schmerz befreit« bietet erprobte Werkzeuge, die zu anhaltender Linderung verhelfen können.

»Brillant, praktisch und klug: ein enorm hilfreiches Buch. Ich kann es nicht genug empfehlen.«

Jack Kornfield, Psychotherapeut und Mediationslehrer

Die Autor*innen

Dr. Peter A. Levine, geboren 1942, Biologe, Physiker und Psychologe, ist einer der international anerkanntesten Trauma-Therapeuten. Seine Methode Somatic Experiencing® – ein ganzheitlicher Ansatz zur Trauma-Heilung – unterrichtet er weltweit. Er wurde u.a. mit dem Lifetime Achievement Award der amerikanischen Vereinigung der Körperpsychotherapeuten ausgezeichnet. Er ist Autor vieler erfolgreicher Bücher mit weltweit über einer Million verkaufter Exemplare.

Dr. Maggie Phillips (1949–2021) lebte und arbeitete als Psychologin und Psychotherapeutin in eigener Praxis in Oakland Hills/Kalifornien mit Schwerpunkt in der Schmerzbehandlung. Zahlreiche Veröffentlichungen und internationale Seminar- und Vortragstätigkeit.

PETER A. LEVINE

MAGGIE PHILLIPS

Vom Schmerz befreit

Entdecken Sie die Kraft Ihres Körpers, Schmerzen zu überwinden

Aus dem Amerikanischen von Karin Petersen

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Freedom from Pain. Discover Your Body’s Power to Overcome Physical Pain« bei Sounds True, Inc., Boulder/Colorado, USA.

Copyright © 2012 by Peter A. Levine and Maggie Phillips.

This translation published by arrangement with Sounds True

(www.soundstrue.com).

Copyright © 2013, 2024 Kösel-Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: FAVORITBUERO, München,

nach einer Idee von Weiss Werkstatt München

Umschlagmotiv: iStock.com / Yuri Arcurs

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-32203-8V001

www.koesel.de

Schmerz ist nicht da, um dich leiden zu lassen, sondern um dich bewusst zu machen. Und wenn du bewusst bist, verschwindet das Leid.

Osho

Die Intensität von Schmerzen hängt davon ab, wie groß der Widerstand gegen den jetzigen Moment ist. Und der wiederum hängt davon ab, wie stark du dich mit deinem Verstand identifizierst.

Eckhart Tolle

Wir sind keine Opfer von Alter, Krankheit, Schmerz und Tod. Diese gehören einfach zum Leben, nicht aber zum Seher in uns, der von jeder Form von Veränderung unberührt bleibt. Der Seher ist der Geist und als solcher Ausdruck ewigen Seins.

Deepak Chopra

Inhalt

Einleitung

Wie Sie dieses Programm nutzen

Die Anwendung der praktischen Übungen

Ein Schmerztagebuch führen

1 Warum wir Schmerzen haben und wie wir leiden

Was ist Schmerz?

Was ist ein Trauma?

Die Sprache der Empfindungen

Bill: Die Reise zu Körperempfindungen antreten

Die Reaktion auf Bedrohung und Schmerz

Aufladen, entladen, beruhigen

Homöostase und der Rhythmus des Lebens

2 Die Schmerzfalle

Aus der Falle zur Freiheit

Die Rolle von Traumen bei Schmerzen

Die Schnittstelle von emotionalem und körperlichem Schmerz

Die Wichtigkeit von Selbstregulierung

3 Faktoren neutralisieren, die chronische Schmerzen verursachen

Dissoziation

Innere Unruhe, Angst und Panik

Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit

Ärger, Wut und Gereiztheit

4 Die Abkehr von unbewältigtem Schmerz

Station 1: Zu einer zuverlässigen Selbstregulierung gelangen

Station 2: Die weitere Transformation

5 Mit spezifischen Schmerzzuständen arbeiten

Chronische Nacken-, Rücken- und Schulterschmerzen

Fibromyalgie

Migräne

Interstitielle Zystitis

Komplexes regionales Schmerzsyndrom

Chronische Depressionen

6 Schmerzprävention und Schmerzbewältigung bei medizinischen Traumen

Ihre Ressourcen und Stärken erforschen und nutzen

Sicherheit schaffen durch die richtigen Informationen

Der Umgang mit Angst und Besorgnis vor Ihrem Eingriff

Die Nachwirkungen früherer traumatischer Ereignisse minimieren

Einen Schmerzplan für Ihren Eingriff erstellen

Spezielle Aspekte der Traumaprävention

7 Resilienz, weitere Genesung und Wiederherstellung des tiefen Selbst

Resilienz

Wiederherstellung des tiefen Selbst

Anhang

Dank

Anmerkungen

Empfohlene Bücher und CDs

Weiterführende Informationen

Register

Die Autor*innen

Die Übungen dieses Buches im Audio-Downloadangebot

1 Warum wir Schmerzen haben und wie wir leiden

Sie ist der einzig wirkliche Widersacher des Lebens:

Nur Angst kann das Leben niederzwingen.

Yann Martel: Schiffbruch mit Tiger

Auch wer von uns das Glück hat, ein erfülltes Leben zu leben, wird diese Welt mit ziemlicher Sicherheit nicht verlassen, ohne zur einen oder anderen Zeit an erheblichen Schmerzen gelitten zu haben. Buddha sagt: »Der gewöhnliche Mensch klagt, wenn ihn Schmerzen ereilen … er verzweifelt … macht sich eng … und empfindet auf diese Weise zweierlei Schmerz … wie ein Mensch, der von einem Pfeil getroffen wird und den gleich darauf ein zweiter Pfeil ereilt, sodass er den Schmerz beider Pfeile fühlt …«

Der erste Schmerz in dieser Lehrrede steht für notwendigen Schmerz. Der zweite steht für unnötiges Leid und Trauma. Unsere Angst vor Schmerz erzeugt diesen zweiten Pfeil, eine Angst, die einen fruchtbaren Boden bildet für chronische Schmerzen, Kummer und Sorge. Als Schmerzleidende haben wir schließlich so viel Angst vor Schmerzen, dass wir vor sämtlichen körperlichen Empfindungen zurückschrecken. Es ist, als glaubten wir, dass es uns vernichten oder unseren Zustand zumindest verschlechtern würde, wenn wir unseren Körper spüren. So kommen wir nicht weiter und schießen selbst den zweiten Pfeil auf uns ab.

In diesem Buch hoffen wir Ihnen die Fähigkeiten zu vermitteln, die Sie brauchen, um Ihrem Schmerz allmählich die Angst und das Leid zu nehmen. Dieses Programm versetzt Sie in die Lage, chronischen Schmerzen als Folge ganz gewöhnlicher Ereignisse im Leben wie Unfällen und Operationenvorzubeugen, wie auch Schmerz loszulassen, der aufgrund früherer traumatischer Erlebnisse bislang im Körper festgehalten wurde.

Wir haben beide die Vision, dass Sie mithilfe der Anleitungen in diesem Programm erste Schritte unternehmen können, um sich von unnötigem Leid zu befreien. Wir haben den Wunsch, Sie bei diesem Prozess zu unterstützen, in dem sich Ihre Schmerzen umwandeln in eine Kraft, die Sie in die Lage versetzt, Ihr Leben ohne Einschränkungen, sinnvoll und frei von Schmerzen zu leben.

Wir gehen davon aus, dass Sie, wenn Sie dieses Buch lesen, wahrscheinlich schon eine Weile mit Schmerzen zu kämpfen haben oder sich um einen Menschen kümmern, für den das zutrifft. Wahrscheinlich haben Sie in Bezug auf dieses Thema wichtige Fragen und Anliegen und möchten sicher sein, dass diese in diesem Programm besprochen werden.

Wir möchten Ihnen gleich zu Beginn versichern, dass wir vorhaben, Sie mit praktischen, wirkungsvollen Verfahren bekannt zu machen, die aus der erfolgreichen Arbeit mit den verschiedensten Schmerzzuständen über einen Zeitraum von vielen Jahren stammen. Die praktischen Übungen, die Sie von diesem ersten Kapitel an immer wieder finden, helfen Ihnen, die Grundprinzipien zu verstehen, sich entsprechende Techniken selbst anzueignen und diese weiterzuentwickeln zu integrativen Fähigkeiten.

Zu den wichtigen Fragen, die wir beantworten werden, gehören folgende:

Was sagt uns die neueste Forschung in Bezug auf die Auflösung von Schmerz und Leid?Wie setze ich in Bezug auf meine vielen Bedürfnisse Prioritäten, sodass ich mich nicht länger überfordere und sofort beginnen kann, meine Schmerzen zu lindern?Wirkt diese Methode auch bei meinen ganz speziellen Schmerzen?Wie bekomme ich die nötige Unterstützung, sowohl von behandelnden Experten als auch von meinen Angehörigen?Wie treffe ich die richtigen Entscheidungen in Bezug auf medizinische Behandlungen einschließlich Medikamente und chirurgische Eingriffe?

Wir beginnen mit einer grundlegenden Frage: Was ist Schmerz überhaupt?

Was ist Schmerz?

Schmerz ist zunächst einmal und an erster Stelle ein Signal dafür, dass wir eine Verletzung erlitten haben oder krank sind. Schmerz kann auch auf die Anspannung und Beschwerden zurückgehen, die mit unserer Reaktion auf Stress und Bedrohungen verbunden sind. Wenn wir körperlich, emotional, mental und spirituell bedroht sind, reagiert unser Nervensystem automatisch, um sicherzustellen, dass wir vor Schäden oder Verletzungen geschützt werden.

Schmerz in seiner Reinform ist wesentlicher Bestandteil unseres natürlichen Überlebenssystems und warnt uns, dass etwas schiefläuft, sodass wir motiviert sind, uns unserem Körper sofort zuzuwenden. Bestimmte Nerven im verletzten Körperteil senden Schmerzsignale an das Gehirn. Wir spüren den Schmerz erst dann, wenn das Gehirn die auf diesem Weg empfangenen Informationen interpretiert hat.

Wie wir noch sehen werden, arbeiten viele Teile des Gehirns zusammen, um Schmerz als Überlebensreaktion auszulösen. Dazu gehören auch Areale, die Erinnerungen, Emotionen und Stimmungen sowie zukünftige Absichten steuern. Bedeutung und Wichtigkeit der Schmerzen gehören ebenfalls zum Schmerzbild. So kann zum Beispiel eine Handverletzung für eine Berufspianistin von völlig anderer Bedeutung sein als für einen Menschen, der in seiner Freizeit Volleyball spielt; deswegen erleben beide Personen den Schmerz möglicherweise auch ganz unterschiedlich. Aus diesem Grund kämpft jeder Mensch auf seine ganz eigene Weise mit Schmerzen, und deshalb möchten wir Sie ermutigen, in diesem Buch die Übungen und Konzepte herauszusuchen, die für Sie am besten wirken.

Wir werden drei Arten von Schmerz untersuchen: körperlichen, emotionalen und posttraumatischen Schmerz. Körperlicher Schmerz geht zurück auf tatsächliche Verletzungen und Gewebeschäden. Emotionaler Schmerz beruht auf starken, ungelösten Emotionen, die wir im Körper »gespeichert« statt auf gesunde Weise zum Ausdruck gebracht haben. Und posttraumatischer Schmerz schließlich wird durch noch stärkere Reaktionen auf überwältigende, erschreckende oder verheerende Ereignisse erzeugt.

Die Kategorisierung dieser drei Schmerztypen beruht auf den ihnen zugrunde liegenden Ursachen, die oft auch damit korrespondieren, in welcher Form sie auftreten oder sich äußern. So gilt nach einem Unfall oder einer Verletzung unsere erste Sorge dem lokal begrenzten körperlichen Schmerz, den wir erleben. Wenn Sie hingegen einen geliebten Menschen verlieren, haben Sie wahrscheinlich mit emotionalem Kummer zu kämpfen, wozu Traurigkeit, Trauer, Angst, Ärger, Wut, Verzweiflung oder die eine oder andere Kombination dieser Gefühle gehören. Und nach einem körperlichen Angriff, einer drohenden Vergewaltigung oder einem Brand, einer Flut oder einem Tornado, bei dem Sie Ihren gesamten Besitz oder vielleicht sogar Familienangehörige verloren haben, werden Sie höchstwahrscheinlich überwältigt von posttraumatischen Reaktionen, zu denen Schlaflosigkeit, Panikattacken, sensorische Flashbacks, Schmerzen im ganzen Körper oder stressbedingte Schmerzen wie Migräne, Depressionen, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit gehören.

Auch wenn sich diese drei Schmerzarten deutlich voneinander unterscheiden, besteht einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Schmerzbehandlung darin, dass wir erkennen, wie sich diese drei Grundtypen überschneiden. Schmerz ist also mehrdimensional. So sind zum Beispiel manche körperlichen Beschwerden verbunden mit emotionalen Reaktionen und können zusammenhängen mit einem früheren Trauma. Die meisten emotionalen Schmerzen äußern sich auch in Form von somatischen Symptomen wie körperlichen Schmerzen und sind verbunden mit früheren traumatischen Erlebnissen. Und posttraumatische Zustände beinhalten eine komplexe Kombination aller drei Arten von Schmerzreaktionen.

Wir werden hier also nicht nur Wege aufzeigen, sich von diesen drei Arten von Schmerz zu befreien, sondern möchten Ihnen auch helfen, das komplexe Zusammenspiel zu verstehen, auf dem Ihr Schmerz beruht und das Ihre Heilung bislang verhindert hat. Weil diese Komplexität von Schmerz meistens mit einem Trauma verbunden ist, setzen wir unsere einführenden Erläuterungen fort, indem wir die wichtigen Aspekte von Traumata näher beleuchten.

Was ist ein Trauma?

Es gibt viele theoretische Antworten auf die Frage, was ein Trauma ist. Die meisten Definitionen betonen, dass die traumatisierte Person einem oder mehreren Erlebnissen ausgesetzt war, die ihr Leben oder ihre körperliche Unversehrtheit tatsächlich (oder aus ihrer Sicht) bedrohten, und darauf mit heftigen negativen Emotionen wie Angst, Hilflosigkeit, Kontrollverlust und/oder Entsetzen reagiert hat. Es gibt zwei grundlegende Arten von Traumen – ein einzelnes Ereignis (wie ein Unfall oder eine Verletzung) und mehrfache, fortgesetzte Erlebnisse wie bei wiederholtem emotionalen, körperlichen oder sexuellen Missbrauch und/oder Vernachlässigung in der Kindheit.

Untersuchungen über die Reaktionen von Tieren auf Bedrohungen haben uns geholfen, besser zu verstehen, wie wir diese verschiedenen Arten von Reaktionen auflösen und loslassen können. Tiere in freier Wildbahn geraten täglich in viele lebensbedrohliche Situationen, ohne jedoch nachhaltige traumatische Symptome zu zeigen. Soweit wir wissen, sind Tiere in ihrer natürlichen Umgebung nur beschäftigt mit dem, was jetzt gerade passiert. Sie machen sich keine Sorgen um die Zukunft oder träumen von dieser. Sie bedauern die Vergangenheit nicht oder sehnen sich danach zurück. Sie sind sozusagen immer »im Hier und Jetzt«. Wenn die Bedrohung vorbei ist, nehmen sie sich Zeit, um die Energie, die durch die bedrohliche Situation aktiviert wurde, zu »entladen« oder loszulassen und sich wieder zu fassen. Genau das werden wir Ihnen in diesem Programm beibringen: sich Ihre körperlichen Erregungsreaktionen bewusst zu machen und verschiedene Techniken zu lernen und anzuwenden, um die Energien zu entladen, die durch große Bedrohungen aktiviert wurden. Außerdem lernen Sie, sich Zeit zu nehmen, damit sich diese Aktivierung wieder legt und Sie Ihr Gleichgewicht wiederfinden können.

Der Hauptunterschied zwischen wilden Tieren und Menschen in Bezug auf Traumen ist, dass Tiere die Reaktionen von Angriff und Flucht, die ihnen erlauben, sich gegen die Bedrohung zu wehren oder ihr zu entkommen, zum Abschluss bringen. Nach der Gefahrensituation schütteln sie die restlichen Auswirkungen des ausgelösten Stresses mit entsprechenden Bewegungen spontan ab. Wenn sie mit diesen unwillkürlichen, zitternden Bewegungen zu einem natürlichen Abschluss kommen, erlangen Tiere ihre vollständige Bewegungsfreiheit zurück und können ihr übliches Leben, frei von den Nachwirkungen traumatischen Stresses, wieder aufnehmen.

Wir Menschen jedoch können oft nicht fliehen oder uns wehren und sind so konditioniert, dass wir unserem Körper keine Zeit lassen, die Nachwirkungen von Bedrohungen »abzuschütteln«. Stattdessen erstarren wir oft. Wenn sich die restlichen Reaktionen von Angriff, Flucht oder Erstarrung im Körper nicht lösen, bleiben wir in diesen übererregten und hinderlichen körperlichen Zuständen stecken. Weil wir uns wieder in die Gesellschaft einfügen wollen (von der wir oft Botschaften empfangen wie »Schwamm drüber«), versuchen wir, den Drang, uns zu wehren und zu flüchten, zu unterdrücken. Diese Vermeidung kann die körperlichen Einschränkungen und die psychische Dissoziation, welche die Grundlage für viele Schmerzzustände bilden, noch verstärken.

Sie werden im Verlauf dieses Programms noch mehr über die somatischen Reaktionen erfahren, die den Boden bereiten für die Entwicklung von Stress- und Schmerzstörungen, aber auch Wege bieten, Ihren Körper von den Auswirkungen dieser Reaktionen zu befreien. Der einzigartige Beitrag von Somatic Experiencing für die Behandlung von Schmerzen und Traumen ist das Verständnis, dass ein Trauma im Nervensystem und im Körper existiert und nicht im Inhalt des traumatisierenden Ereignisses selbst begründet ist.

Beim Prozess der Befreiung von Schmerzen, wie wir ihn in diesem Buch vorstellen, liegt die Betonung auf »Bottom-up«-Ansätzen oder einer Heilung, die von der körperlichen Ebene ausgeht, um sich von dort nach oben zu bewegen und bei entsprechenden Gedanken, Gefühlen und Wahrnehmungen zu intervenieren. Dazu lernen Sie eine Reihe von Fähigkeiten, um Ihre Schmerzempfindungen zuerst identifizieren und dann regulieren zu können. Auf diese Weise befreien Sie sich allmählich aus der Schmerzfalle, die Ihre Genesung möglicherweise bisher verhindert hat (siehe Kapitel 2), und können die intensiven Energien allmählich auflösen, die bislang im Nervensystem gebunden waren, sodass diese in Resilienz und Fließen umgewandelt werden.

Die Sprache der Empfindungen

Um Ihren Körper auf dem Weg zu Schmerzfreiheit als Verbündeten zu gewinnen, müssen Sie zunächst einmal lernen, mit ihm zu kommunizieren und eine heilsame, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit ihm herzustellen. Mit anderen Worten: Sie müssen herausfinden, wie Ihr Körper zur unschätzbaren Ressource wird, statt ein schmerzhafter Widersacher zu sein.

Auch wenn der Körper für den Heilungsprozess eindeutig wichtig ist, haben sich viele Schmerzpatienten angewöhnt, sich von ihren körperlichen Erfahrungen abzutrennen, um nicht noch mehr Schmerz zu spüren. Klammern Sie jedoch das körperliche Erleben aus dem Heilungsansatz aus, sind Ihre Heilungschancen sehr begrenzt.

Sie werden in diesem Programm die Sprache der Empfindungen lernen, um die Weisheit Ihres Körpers zu erkennen, die darin besteht, Ihnen wichtige Informationen und Feedback zu vermitteln. Das Paradigma des gefühlten Sinns von Focusing, wie es der Philosoph, Psychologe und Forscher Eugene T. Gendlin entwickelt hat, liefert uns die Grundlage für das Erlernen dieser neuen Sprache.[8]

Der gefühlte Sinn macht sich die Sprache der Körper-Geist-Kommunikation zunutze und dient uns als eine Art Radar- oder Navigationssystem, das uns auf die Elemente unserer inneren und äußeren Umgebung unmittelbar hinweist und aufzeigt, wie diese sich im gegenwärtigen Augenblick auf uns auswirken. Durch Erkenntnisse aus dem Somatic Experiencing und unser Programm Vom Schmerz befreit werden Sie lernen, diese Sprache, die Ihnen durch das Radarsystem Ihres gefühlten Sinns übermittelt wird, zu verstehen und zu interpretieren.

Sie können Schritt für Schritt lernen, die wirkungsvolle Sprache ohne Worte der durch die Sinnesempfindungen Ihres Körpers vermittelten Kommunikation zu entschlüsseln. Dadurch sind Sie imstande, die primitiven, nonverbalen Pfade Ihres Körpers zu verfolgen und zu entdecken, wie Sie aktiv werden können, um den Schock von Trauma und Schmerz aufzulösen