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Der junge Marskolonialist Robin Cross entscheidet sich gegen den Willen seiner Eltern für ein Leben als Raumfahrer und reißt aus seinem wohlbehüteten Elternhaus auf dem Mars aus. Nach kurzer Zeit im Weltraum strandet er auf einem einsamen Planeten, wo er Freundschaft mit der einheimischen, intelligenten Katze Feliday schließt. Dieser erste Band einer zukünftigen Serie von Büchern mit Robin Cross und Feliday erzählt, wie Robin auf dem einsamen Planeten überlebt und wie er nach mehreren Jahren als reicher Mann in seine neue Heimat auf Alpha Centauri zurückkehrt.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Ein Weltraum Fantasy Roman
Dritte Auflage
Texte:
© Copyright by Franklin Tummescheit
Umschlaggestaltung:
© Copyright by Schattmaier Design
https://schattmaier-design.com
Verlag:Franklin TummescheitMühlenau 1
53534 Kirmutscheid
Telefon +49 1520 8734415
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Druck und Vertrieb:
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Epilog
Danksagung
Leseprobe „Thorald von Tallinn und die Ghule von Trier“
Prolog
Kapitel 1 - Heute
Kapitel 2 - Damals
Ich wurde im Jahr 2332 auf der Marskolonie New Terra als Teil einer angesehenen Familie geboren, die jedoch ursprünglich nicht von dort stammte. Mein Vater Johann Kreuz, ein intergalaktischer Rohstoffhändler, war von den Venuskolonien eingewandert und hatte sich erst in Ares Station niedergelassen. Dort hatte er schnell Erfolg, zog sich bald aus dem Geschäftsleben zurück und ließ sich dann in New Terra nieder. Er heiratete meine Mutter, die aus der in den marsianischen Kolonien hoch angesehenen Familie Robertson stammte. Ich wurde nach ihrer Familie ursprünglich Robert Kreuz genannt, aber wie es auf dem Mars üblich ist, wurde mein Name irgendwann in die intergalaktische Standardsprache Englisch übersetzt und so wurde ich bald nur noch Robin Cross gerufen.
Ich hatte zwei ältere Brüder, von denen einer als Oberstleutnant im 3. Marsianischen Infanterieregiment auf der Venus diente und in einem Scharmützel gegen die dort ansässigen Weltraumpiraten fiel. Über das Schicksal meines zweiten Bruders habe ich nie etwas erfahren.
Mein Vater, der schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, als ich aufwuchs, sorgte für meine gute Erziehung durch eine Kombination aus Hausunterricht und der auf dem Mars üblichen Schulbildung. Obwohl er sich wünschte, dass ich in seine Fußstapfen als ehrbarer Rohstoffhändler treten würde, war mein Kopf voller fantastischer Pläne. Ich träumte davon, Raumfahrer zu werden, das Universum zu erkunden und auf gefährliche Missionen zu gehen. Ich ignorierte die Empfehlungen und sogar Befehle meines Vaters und meine Sehnsucht nach Abenteuern machte mich taub gegenüber den Bitten meiner Mutter.
Eines Morgens bat mich mein Vater in sein Zimmer, das er wegen seiner Gicht nicht verlassen konnte. Er war ein erfahrener und ruhiger Mann, der sich Gedanken über meine Zukunft machte und mit mir über meinen Herzenswunsch, die Raumfahrt, sprechen wollte. Er sagte mir, dass es nur meine Abenteuerlust sei, die mich dazu treibe, das Elternhaus und meinen Heimatplaneten zu verlassen, wo ich glücklich werden könnte. "Hier hast du doch die besten Chancen auf ein ruhiges und sorgenfreies Leben", sagte er. "Nur Menschen in extremen Notlagen oder solche, die von übertriebenem Ehrgeiz getrieben werden, verlassen ihre Heimat und versuchen, durch ungewöhnliche Taten Ruhm zu erlangen."
"Du bist noch jung", fuhr er liebevoll fort, "und ich habe nur dein Bestes im Sinn. Ich werde mich bemühen, dich in eine Lebensstellung einzuführen, in der du glücklich und zufrieden sein kannst. Solltest du dich allerdings weigern, trage ich keine Verantwortung mehr für dich. Ich habe meine Pflicht erfüllt und dich gewarnt. Ich werde dir nicht helfen, wenn du fortgehst, denn ich möchte nicht an deinem Unglück beteiligt sein. Auch deinen Bruder hatte ich davor gewarnt, dem intergalaktischen Infanteriekorps beizutreten, doch er hat sich nicht abhalten lassen und hat dort den Tod gefunden."
Er sprach weiter, "Ich werde immer für dich beten, aber die Götter werden dich nicht segnen, wenn du das Abenteuer suchst. Später, wenn niemand mehr da sein wird, um dir beizustehen, wirst du Zeit haben, über meine Worte nachzudenken und es bedauern, dass du meine Ratschläge missachtet hast." Mit diesen Worten beschwor er mich, verantwortungsbewusst zu handeln und meine Entscheidungen sorgfältig zu treffen.
Plötzlich wurde er sehr emotional und konnte nicht mehr weiterreden. Seine Worte waren prophetisch und ich sah, wie ihm Tränen in die Augen schossen, besonders als er an meinen verstorbenen Bruder und mein mögliches Schicksal dachte. Natürlich war ich auch sehr bewegt. Meine Pläne für Abenteuer schienen plötzlich nicht mehr so verlockend, und ich beschloss, dem Wunsch meines Vaters zu folgen und zu Hause zu bleiben.
Aber schon nach ein paar Tagen hatte ich alles wieder vergessen und wollte mich heimlich davonstehlen, um den Ermahnungen meines Vaters zu entgehen. Ich entschied mich jedoch dagegen, den Entschluss kopflos auszuführen und wartete auf den richtigen Moment. Schließlich nutzte ich die Gelegenheit, als meine Mutter in ungewöhnlich guter Stimmung war, um ihr mitzuteilen, dass ich nicht zu Hause bleiben konnte.
"Ich bin 18", sagte ich zu meiner Mutter, "und ich denke, ich bin zu alt, um mich auf eine kaufmännische oder juristische Laufbahn vorzubereiten. Selbst wenn ich es versuchen würde; ich weiß, dass ich nicht genug Geduld dafür habe. Ich würde bestimmt meinem Chef davonlaufen und dann doch zu den Raumfahrern gehen. Ich glaube nicht, dass ich die Ausdauer habe, um ein Kaufmann oder Anwalt zu werden. Ich möchte das Universum sehen und es wäre besser, wenn Vater es mir erlauben würde, als mich zu zwingen, ohne seine Einwilligung fortzugehen. Kannst Du ihn nicht bitten, mir eine einzige Raumfahrt zu gestatten? Nachher, wenn ich die Lust am Reisen verloren habe, werde ich nie wieder von zu Hause weggehen und die verlorene Zeit lässt sich doch leicht wieder aufholen."
Die gute Laune meiner Mutter verschwand schlagartig und sie antwortete besorgt, dass es zwecklos sei, noch einmal mit meinem Vater darüber zu sprechen. "Dein Vater kennt Dich nur zu gut", sagte sie, "er wird Dir niemals die Erlaubnis zu einem so gefährlichen Abenteuer geben. Ich bin erstaunt, dass Du nach Deiner Aussprache mit ihm noch den Mut hast, daran auch nur zu denken."
Meine Mutter weigerte sich hartnäckig, mit meinem Vater über meine Bitte zu sprechen. Allerdings erfuhr ich später, dass sie ihm doch alles erzählt hatte. Mein Vater war davon sehr betroffen und sagte: "Unser Junge könnte zuhause glücklich sein. Wenn er von hier fortläuft, wird er mit Sicherheit ein unglückliches Leben führen."
Erst nach einem Jahr hatte ich endlich genug von den ständigen Einwänden meiner Eltern, die mir immer wieder einreden wollten, dass ich in ein Handelsgeschäft einsteigen sollte. Aber ich hatte keine Lust auf dieses langweilige Leben und konnte einfach nicht verstehen, warum sie so vehement gegen meine Pläne waren. Ich beschloss, meinem Herzen zu folgen, und machte mich auf den Weg nach Ares Station.
Dort traf ich zufällig einen alten Schulfreund, der gerade mit seinem Vater zu einer Raumfrachter-Reise zur alten Erde aufbrechen wollte. Er überredete mich ihn zu begleiten und sagte, dass ich nichts dafür bezahlen müsste - eine verlockende Offerte für jeden angehenden Raumfahrer. Ohne auch nur im Entferntesten daran zu denken meine Eltern zu fragen oder ihnen von meinem Plan zu erzählen, stieg ich am 1. September 2351 an Bord eines Raumschiffs, das zur Erde flog.
*****
Im Nachhinein muss ich zugeben, es war eine ziemlich dumme Idee. Aber ich konnte nicht anders, ich musste einfach raus aus meinem alten Leben. Leider habe ich erst viel zu spät realisiert, welche Konsequenzen meine Handlungen haben würden. Mein kleines Abenteuer sollte sich zu einem wahren Albtraum entwickeln, der viel länger andauerte, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.
Kaum hatte der Raumfrachter die künstliche Marsatmosphäre hinter sich gelassen, als ein heftiger Sonnenwind aufkam und der Flug äußerst ungemütlich wurde. Ich war völlig überfordert, denn ich war ja noch nie zuvor in einem Raumschiff gewesen. Meine Nerven lagen blank und ich fühlte mich elend. Ich dachte darüber nach, was ich getan hatte, und die guten Ratschläge meiner Eltern kamen mir in den Sinn. Jetzt, in diesem Moment, bereute ich zutiefst, dass ich mein Zuhause verlassen hatte. Ich gab mir selbst die Schuld, dass ich nicht auf meinen Vater gehört hatte.
Die Sonnenwinde hatten zugenommen und der Flug war noch turbulenter geworden. Für mich als unerfahrenen Passagier reichte es bereits aus, um mich in Panik zu versetzen. Bei jedem Rütteln des Raumschiffs dachte ich, dass es uns alle töten würde. Ich war fest entschlossen, nach meiner Rückkehr niemals wieder in ein Raumschiff zu steigen und in meinem sicheren Zuhause zu bleiben. Ich hatte nie erwartet, dass ein Sonnensturm im Weltall so schrecklich sein könnte.
Ich wollte wie der verlorene Sohn aus der Bibel nach Hause zurückkehren und nie wieder fortgehen. Doch meine guten Vorsätze hielten nicht lange an. Als sich die Winde am nächsten Tag beruhigt hatten und der Flug ruhiger wurde, begann ich, mich langsam an das Leben im Raumschiff zu gewöhnen. Obwohl ich noch raumkrank, niedergeschlagen und ziemlich mutlos war, erholte ich mich allmählich.
*****
Gegen Abend hatte der Sonnensturm nachgelassen und ich genoss die atemberaubende Aussicht aus den Panoramafenstern auf der Kommandobrücke, auf die mich der Vater meines Freundes zu einem Cocktail eingeladen hatte. Die unendliche Weite des Weltalls erschien mir schöner als alles andere, was ich jemals zuvor gesehen hatte.
Was mein Freund als Cocktail bezeichnete, entpuppte sich als hochprozentiger Schnaps. Ich war nicht daran gewöhnt und war bald betrunken. Ich war leichtsinnig und vergaß alle meine guten Vorsätze, indem ich sie im Schnaps ertränkte. Ich verglich mich mit dem Weltraum, der jetzt, nachdem die Sonnenwinde abgeflaut waren, ruhig vor mir lag. Der Sturm in meinem Inneren legte sich und ich vergaß alle Ängste. Meine alten Wünsche kehrten zurück und wenn ich ernste Gedanken hatte, wurde ich sie schnell los, indem ich meinem Freund Gesellschaft leistete und wir zusammen Cocktails tranken, um den Sieg über meine Gefühle zu feiern.
Nach ein paar Tagen hatte ich kein Verlangen mehr, nach Hause zurückzukehren. Ich hatte beschlossen, mich durch nichts mehr beunruhigen zu lassen und dachte nicht mehr an meine Verantwortungen. Ich war ein junger Mensch, der sein Gewissen besiegt hatte.
Aber dann passierte etwas Unerwartetes. Die Vorsehung ließ mich nicht so einfach davonkommen und ich musste mich einer weiteren Prüfung stellen, vor der ich mich nicht drücken konnte.
*****
Am sechsten Tag unserer Reise passierten wir den Erdenmond. Leider hatten wir ein Problem mit unserem Antrieb, welches uns seit dem stürmischen Sonnenwind nur langsam vorankommen ließ. Fast eine Woche lang umkreisten wir den Mond, zusammen mit anderen Raumschiffen, da uns ein weiterer, weitaus stärkerer, Sonnenwind davon abhielt, zur Erde zu fliegen.
Wir hatten eigentlich geplant, nach unserem Aufenthalt im Orbit des Mondes weiter in einen Erdorbit zu fliegen. Doch der Sonnenwind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Besonders nach dem vierten oder fünften Tag wurde er immer stärker und wir mussten uns eingestehen, dass wir so nicht weiterfliegen konnten. Wir beschlossen, vorerst im Mondorbit zu bleiben und die Lage zu beobachten.
Die Mannschaft des Raumfrachters war zunächst entspannt und genoss die scheinbare Sicherheit des Mondorbits. Sie verbrachte die Zeit mit Nichtstun und guter Laune. Doch am Morgen des achten Tages änderte sich alles. Die Sonnenwinde hatten mittlerweile eine solche Stärke erreicht, dass sie alle Hände voll zu tun hatten, um die Ladung zu sichern und alles in Ordnung zu halten.
Im Laufe des Tages wurden die Böen des Sonnenwindes immer heftiger und wir mussten uns mehrmals Sorgen machen, dass wir aus unserer Umlaufbahn um den Mond abgetrieben werden könnten. Die Situation wurde immer bedrohlicher und selbst die erfahrenen Raumfahrer zeigten inzwischen Angst in ihren Gesichtern.
Einmal hörte ich den Vater meines Freundes, als er zur Kommandobrücke eilte, mit leiser Stimme sagen: "Beim Merkur, sei uns gnädig! Wir sind alle verloren!". Die Sonnenwinde wüteten so schrecklich, dass wir uns alle fragten, ob wir diese Bedrohung überstehen könnten.
Ich hatte mich in meiner winzigen Kabine, die zwischen dem Personal- und Frachtbereich lag, versteckt, als ich den Besitzer des Raumschiffs sagen hörte, dass wir alle dem Untergang geweiht seien. Eine unbeschreibliche Angst ergriff mich. Ich rannte aus meiner Kabine zur Kommandozentrale. Ich hatte noch nie etwas so Schreckliches erlebt. Das Schiff schwankte auf und ab und wurde vom Sturm der Sonnenwinde von links nach rechts geschleudert. Durch das Panoramafenster konnte ich sehen, wie andere Schiffe in unserer Nähe ebenfalls hin und her geworfen wurden. Plötzlich verließ eins der Schiffe seine Position in der Mondumlaufbahn und trudelte langsam Richtung Mondoberfläche. Die Schiffe auf der abgewandten Seite des Mondes hatten es besser als wir, da sie vom Mond vor der Wucht der Sonnenwinde geschützt wurden. Allerdings waren sie in Dunkelheit gehüllt und konnten keine Solarenergie mehr tanken, was nur eine begrenzte Zeit möglich war, bevor ihre lebenserhaltenden Systeme ausfielen.
Am späten Abend kam der erste Offizier zum Vater meines Freundes und bat ihn darum, den Raumfrachter auf die Rückseite des Mondes bringen zu dürfen, weil wir sonst Gefahr liefen, auf die Mondoberfläche abzustürzen. Zunächst war er dagegen, doch schließlich gab er nach und befahl, das Raumschiff zu verlegen und alle nicht unbedingt benötigten Systeme abzuschalten, um Energie zu sparen.
Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie es mir ergangen ist - ein junger und unerfahrener Neuling, der schon bei einer viel kleineren Herausforderung so große Angst verspürt hatte. Doch im Vergleich zu meiner Reue darüber, dass ich ohne Abschied von zu Hause weggelaufen war, erschien mir die Angst vor dem Sterben sogar noch gering. Der Sonnensturm, der über uns hinwegfegte, schien mir eine Art gerechte Strafe für meine Flucht zu sein.
Aber das Schlimmste stand uns noch bevor. Die Sonnenwinde tobten mit solch einer Intensität, dass selbst erfahrene Besatzungsmitglieder zugaben, noch nie etwas Vergleichbares erlebt zu haben. Unser Raumschiff war zwar stabil, aber schwer beladen und wurde von den Sonnenwinden so heftig hin- und hergeworfen, dass immer wieder jemand aus der Besatzung angstvoll rief: "Wir werden alle sterben!"
Mitten in der Nacht stürmte plötzlich ein Besatzungsmitglied auf die Brücke und schrie: "Wir haben ein Leck im Frachtraum!"
Ein lautes Zischen zerriss die angespannte Stille im Raumschiff. Ein zweites Besatzungsmitglied eilte herbei und bestätigte die Situation: “Wir verlieren Atemluft und der Druck ist schon auf 80 Prozent gesunken!”
Die Alarmglocken schrillten ohrenbetäubend und rote Warnlichter blinkten überall. Der Kapitän forderte alle auf, sich sofort ihre Notfallstationen zu begeben. Doch ich war wie gelähmt und saß auf meinem Bett, unfähig zu handeln. Plötzlich packte mich einer der Männer grob an den Schultern und schüttelte mich heftig. "Wenn du überleben willst, such‘ dir jetzt einen Platz und schnall dich an!", brüllte er mich an.
Ich stolperte in Richtung der freien Plätze und schnallte mich mit zitternden Fingern an. Eine Computerstimme ertönte: "Abschotten des Frachtraums in 30 Sekunden! Verlassen sie sofort den Frachtraum! Alle Besatzungsmitglieder - Headcount! Melden Sie sich beim Ersten Offizier, sobald sie den Gefahrenbereich verlassen haben!"
Ich versuchte, ruhig zu bleiben, doch mein Herz raste wie wild. Die Zeit tickte unerbittlich und ich betete, dass alle ihre Notfallstationen rechtzeitig erreichten. Dann erklang die Computerstimme erneut, diesmal noch dringlicher: "Abschotten des Frachtraums in 15 Sekunden! Headcount! Melden sie sich beim ersten Offizier, sobald sie den Gefahrenbereich verlassen haben!"
Ich schloss die Augen und wartete auf das Schließen des Frachtraums, betend, dass es niemanden dort drin gab. Hoffentlich hatten alle den Kopf bewahrt und rechtzeitig gehandelt. Der Countdown lief ab und die Drucktüren zum Frachtraum schlossen sich. Ich atmete erleichtert auf, als das Zischen endlich verstummte. Wir waren gerettet - zumindest vorerst.
Währenddessen stand der Besitzer des Raumfrachters, der Vater meines Freundes, in Funkkontakt mit der Kontrollstelle auf dem Mond, um ihnen von unserem Notfall zu berichten.
Wir checkten unsere Systeme und stellten fest, dass die Energie für unsere Lebenserhaltung noch 72 Stunden reichen würde, bevor wir dringend den Schatten des Mondes verlassen müssten, um unsere Energiespeicher in der Sonne wieder aufzuladen.
Aber schon nach 36 Stunden ließen die heftigen Sonnenwinde nach und wir schlichen uns mit dem Raumfrachter aus dem Schatten des Mondes heraus und tankten Solarstrom. Die Besatzungsmitglieder nutzten die Gelegenheit, das Leck im Frachtraum zu finden und zu reparieren. Während des Sonnensturms hatte sich eine schwere Metallkiste im Frachtraum gelöst und war gegen eine schwache Schweißnaht der doppelwandigen Außenhülle geprallt, wodurch ein Loch entstanden war. Sie versiegelten das Leck provisorisch, da die endgültige Reparatur erst in der nächsten Raumstation durchgeführt werden konnte. Nachdem unsere Energiespeicher wieder voll waren, verließen wir die Umlaufbahn des Mondes und setzten unseren Flug zur Erde fort.
*****
Als wir endlich in Paris auf der Erde gelandet waren, wohnten wir im Haus meines Freundes. Obwohl ich die Chance hatte, zum Mars zurückzukehren, entschied ich mich dagegen. Mein Vater hätte mich mit offenen Armen empfangen, da er dachte, dass ich bei einem Sonnenwind ums Leben gekommen war. Es dauerte lange, bis er herausfand, dass ich noch am Leben war.
Ich weiß nicht, warum ich nicht nach Hause gegangen bin. Mein Verstand und Gewissen sagten mir, dass ich unbedingt gehen sollte, aber ich tat es nicht. Vielleicht hatte ich Angst, vor meinen Eltern zu stehen und ihnen zu gestehen zu müssen, dass ich erfolglos war. Ich glaube nicht, dass es einen geheimen Plan gibt, der uns dazu treibt, mit offenen Augen in unser eigenes Verderben zu rennen. Und trotzdem habe ich gegen meine eigene Überzeugung gehandelt.
Mein Freund schien noch verängstigter zu sein als ich. Sein Tonfall hatte sich verändert. Er klang nicht mehr so unbekümmert wie zuvor. Mit gesenktem Blick fragte er mich, wie es mir ginge. Er hatte seinem Vater erzählt, dass ich nur ausprobieren wollte, ob ich für den Weltraum geeignet bin, aber eigentlich fest entschlossen sei, die unendlichen Weiten des Weltalls zu erkunden.
Plötzlich sprach der Frachtschiffbesitzer mich direkt an: "Junger Mann, Sie sollten nie wieder in den Weltraum fliegen. Sie sind nicht für die Raumfahrt gemacht."
Ich war verblüfft. "Was meinen Sie damit, Sir? Wollen Sie selbst nicht mehr ins All fliegen?"
"Das ist etwas ganz anderes", antwortete er. "Das ist mein Job und deshalb meine Pflicht. Aber Sie haben jetzt schon einen Vorgeschmack darauf bekommen, was Sie erwartet, wenn Sie bei Ihrem Vorhaben bleiben. Wer sind Sie und was hat Sie dazu bestimmt, ein Raumfahrer zu werden?"
Ich erzählte ihm alles, was passiert war, und als ich fertig war, schrie er plötzlich: "Verdammt, ich würde nicht mal für tausend Credits wieder mit ihnen in ein Raumschiff steigen!" Es schien fast, als wollte er mir die Schuld für seinen Verlust geben, aber er beruhigte sich dann schnell wieder und redete freundlich auf mich ein. Er versuchte, mich davon zu überzeugen, meine Pläne aufzugeben und zu meinem Vater auf den Mars zurückzukehren.
Aber ich war fest entschlossen und ließ mich nicht von ihm abhalten. Und da ich noch ein wenig Geld in der Tasche hatte, beschloss ich, auf dem Landweg nach London zu reisen.
*****
Als ich in London ankam, war ich innerlich zerrissen. Ich hatte eine Entscheidung zu treffen, die mich immer mehr quälte. Sollte ich nach Hause zurückkehren oder die Chance ergreifen, den Weltraum zu erobern? Ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, was andere über mich denken würden. Würden meine Nachbarn mich verachten und meine Familie mir den Rücken kehren? Die Vorstellung, dass alle über mich lästern würden, war unerträglich.
Ich erkannte, dass es so oft in unserem Leben vorkommt, dass wir uns von der Meinung anderer beeinflussen lassen, anstatt uns auf unsere eigenen Wünsche und Träume zu konzentrieren. Es ist schwer, den Mut aufzubringen, um gegen den Strom zu schwimmen und Entscheidungen zu treffen, die nicht dem Mainstream entsprechen. Aber ich wusste auch, dass ich meine Leidenschaft für die Raumfahrt nicht einfach ignorieren konnte.
Ich stellte fest, wie schwer es ist, sich die eigenen Fehler einzugestehen. Es ist schwer, die Tatsache zu akzeptieren, dass wir uns geirrt haben und dass ab und zu wir unsere Meinungen ändern müssen, um zu lernen und zu wachsen. Es ist eine große Herausforderung, aber ich wusste, dass ich es schaffen konnte.
Die Erinnerungen an die Schrecken, die ich im Weltraum erfahren hatte, verblassten langsam. Und trotzdem war mir bewusst, dass ich mich immer an diese Erfahrung erinnern würde, und dass sie für immer meine zukünftigen Entscheidungen beeinflussen würden. Ich blieb letztendlich in London und suchte nach Möglichkeiten, um meine Leidenschaft für die Raumfahrt zu verwirklichen. Ich wusste, dass es kein einfacher Weg sein würde, aber ich war bereit, dafür zu kämpfen.
Wenn ich heute zurückblicke, erkenne ich, dass mein größter Fehler bei all meinen zukünftigen Abenteuern darin bestand, dass ich mich nie als einfaches Besatzungsmitglied auf einem Raumschiff hatte anheuern lassen. Ich meine, wenn ich damals einfach die Gelegenheit ergriffen hätte, hätte ich sicherlich etwas härter arbeiten müssen. Doch zugleich hätte ich die Verantwortung und die Pflichten eines Raumfahrers gelernt und vielleicht mit der Zeit einen höheren Rang erreicht - wer weiß, vielleicht wäre ich sogar zum Offizier oder Commander aufgestiegen.
In London hatte ich das große Glück, einen alten, erfahrenen Weltraumfahrer kennenzulernen, der gerade von Alpha Centauri zurückgekehrt war. Da er dort gute Geschäfte gemacht hatte, plante er eine neue Reise dorthin. Der Raumfahrer fand mich sympathisch, als ich ihm von meiner unersättlichen Lust auf Abenteuer erzählte. Er bot mir an, ihn auf seiner Reise zu begleiten und sein Begleiter zu sein, um ihm die Zeit zu vertreiben. Zudem empfahl er mir, ein paar Waren mitzunehmen, die sich auf Alpha Centauri gewinnbringend verkaufen ließen.
Ich willigte begeistert ein und schloss mit diesem erfahrenen Raumfahrer schnell Freundschaft.
Er gab mir den Tipp, dass es klug wäre, mein Geld in Saatgut und andere Kleinigkeiten anzulegen. Und so brachte ich für ungefähr 40 Credits Getreide- und Gemüsesamen auf das Schiff. Ich hatte das Geld von meinen Verwandten bekommen, mit denen ich in Kontakt stand. Ich denke, dass sie meinen Vater oder zumindest meine Mutter dazu bewegt hatten, mein erstes Unterfangen finanziell zu unterstützen.
Von allen meinen Reisen ins Weltall war diese die Einzige, die ich als wirklich erfreulich bezeichnen kann. Ich hatte das Glück, meinen Freund, den Commander des Raumschiffs, an meiner Seite zu haben, der mir während der Fahrt die Grundlagen der Mathematik und Physik vermittelte und mich über moderne Raumfahrt informierte. Er zeigte mir, wie man den Kurs des Raumschiffs berechnet, Beobachtungen des Weltalls durchführt und zeigte mir alles, was ein Raumfahrer wissen muss. Es war für ihn genauso erfüllend, mich zu unterrichten, wie es für mich war, von ihm zu lernen.
Dank der Hilfe meines Freundes konnte ich auch meine Geschäftstätigkeit verbessern. Ich verkaufte meine Waren zu einem guten Preis und erzielte einen hohen Gewinn. Dieser erste Erfolg motivierte mich zu noch größeren Plänen.
*****
Ich hatte mich nun offiziell als Händler etabliert und entschied mich, die gleiche Reise erneut anzutreten. Leider verstarb mein Freund, der Commander, kurz nach unserer gemeinsamen Fahrt und sein Raumschiff wurde nun von seinem ehemaligen ersten Offizier befehligt. Ich begab mich erneut an Bord und diesmal nahm ich Saatgut im Wert von 100 Credits mit. Die restlichen 200 Credits hatte ich der Witwe des Commanders anvertraut, der ich vollkommen vertraute und die sie für mich aufbewahrte.
Dieser Flug stand unter keinem guten Stern. Während wir auf dem Weg zu den Jupitermonden waren, überraschte uns ein Weltraumpirat von der Venus. Dieser hatte es auf unser Raumschiff abgesehen und verfolgte uns mit voller Geschwindigkeit. Obwohl wir ebenfalls beschleunigten, wurde schnell klar, dass der Pirat uns bald einholen würde. Wir rüsteten uns für einen möglichen Kampf, doch mit unseren leichten Lasergeschütze waren wir kein ernstzunehmender Gegner für die Photonenkanonen des Piratenschiffs.
Der Kommandant der Piraten forderte uns über das Kommunikationssystem zur Kapitulation auf, da er andernfalls die Photonenkanonen einsetzen würde, gegen die wir absolut machtlos waren. Um unser Leben zu retten, hatten wir keine andere Wahl, als uns zu ergeben und uns von den Piraten gefangen nehmen zu lassen. Unser Raumschiff mit Passagieren und Fracht schleppten die Piraten zu ihrer Basis auf der Venus.
*****
Die Art und Weise, wie ich behandelt wurde, war glücklicherweise nicht so schrecklich, wie ich es ursprünglich befürchtet hatte. Im Gegensatz zu den anderen Gefangenen, die auf eine abgelegene Basis der Weltraumpiraten verschleppt wurden, wurde ich als Zwangsarbeiter im Weltraumhafen zurückgelassen. Und so wurde aus einem Weltraumhändler plötzlich ein Zwangsarbeiter in einer Basis der Weltraumpiraten.
In diesem Moment fielen mir die Warnungen meines Vaters wieder ein und ich wünschte inständig, ich hätte auf seine Worte gehört. Ich war lange Zeit zutiefst niedergeschlagen und hatte Schwierigkeiten, einen klaren Gedanken zu fassen.
*****
Mehr als ein halbes Standardjahr lebte und arbeitete ich auf der Basis der Piraten, wobei sich das schlimmer anhört als es tatsächlich war. Die Arbeit bestand in erster Linie darin, die Maschinen zu überwachen, die die ankommenden Raumschiffe der Piraten be- und entluden. Ich hatte meine eigene Zelle, die nachts nicht einmal abgeschlossen wurde, da es keine Möglichkeit gab, die Basis zu verlassen, ohne sofort auf der Oberfläche der Venus zu sterben.
Es war einfach nur langweilig und öde und weit von dem entfernt, was ich mir unter meinem Leben als Raumfahrer vorgestellt hatte.
Ich weiß nicht mehr, wie oft ich an das letzte Gespräch mit meinem Vater denken musste und wie oft ich mir Vorwürfe machte, nicht auf ihn gehört zu haben. Aber alle diese Selbstvorwürfe änderten nichts an meiner aktuellen Situation und ich schwor mir, ich würde mich nicht unterkriegen lassen - eines Tages wäre ich wieder frei und würde mein Leben als Raumfahrer und Händler weiterführen.
*****
Eines Tages bemerkte ich eine Veränderung im Verhalten der Piraten. Sie wurden nervös, tuschelten miteinander und schienen plötzlich weit weniger arrogant und selbstsicher, als ich sie bislang erlebt hatte. Aus vereinzelten Gesprächsfetzen konnte ich mir den Grund ihrer Aufregung zusammenreimen: Die Regierung des Mars hatte wieder einmal eines ihrer galaktischen Infanterieregimenter entsandt, um die Piraten auf der Venus auszuräuchern. Und ganz offensichtlich waren die marsianischen Raumschiffe im Orbit der Venus aufgetaucht.
Und dann hörte ich es mit eigenen Ohren. Es war das Donnern von Motoren und Geschützen, das immer lauter wurde. Ich spähte durch das kleine Fenster meines Zimmers und konnte sehen, wie sich eine kleine Streitmacht der Piratenbasis näherte. Es waren die Kämpfer des 3. Marsianischen Infanterieregiments, zu dem auch mein ältester Bruder einst gehört hatte - sie kamen, um die Piratenbasis zu erobern und - wie ich hoffte - mich zu befreien.
Ich konnte mein Glück kaum fassen. Jetzt gab es endlich eine Chance wieder frei zu sein und ich würde alles tun, um sie zu ergreifen.
Die Schlacht begann und ich konnte nur aus der Ferne zusehen, wie die Marsianer in die Basis eindrangen. Die Piraten wehrten sich heftig und es kam zu einem blutigen Kampf. Doch die Marsianer waren besser ausgerüstet und besser ausgebildet. Sie kämpften wie Löwen und stürmten unaufhaltsam durch die Reihen der Piraten.
Ich konnte kaum glauben, was ich sah. Die Basis, auf der ich so lange gefangen gehalten wurde, wurde jetzt von den Marsianern überrannt. Die Piraten versuchten, sich zu verteidigen, aber es war vergeblich. Der Sieg der Marsianer war unvermeidlich.
Endlich, als die Schlacht sich ihrem Ende näherte, wurde die Tür zu meinem Zimmer, die in den letzten Tagen regelmäßig verschlossen wurde, geöffnet. Ein Marsianer in voller Kampfausrüstung kam herein und half mir auf die Beine. "Komm mit uns", sagte er. "Wir bringen dich hier raus."
Ich folgte ihm, vorbei an toten Piraten, zum Ausgang der Basis. Dort warteten bereits die anderen Marsianer an ihren Landungsfähren auf uns, bereit für die Rückkehr zu ihren Raumschiffen, die weiterhin im Orbit warteten.
Ich blickte zurück auf die Basis der Piraten, die ich gerade verlassen hatte, und konnte es kaum glauben. Ich hatte überlebt und war endlich wieder frei. Der Sieg der Marsianer war mein Sieg und ich würde ihnen für immer dankbar sein.
*****
Die Soldaten des 3. Marsianischen Infanterieregiments brachten mich und etwa zwei Dutzend andere Zwangsarbeiter, die sie aus den Händen der Weltraumpiraten befreit hatten, zu ihrem Hauptquartier auf dem Jupitermond Ganymed.
Natürlich erzählte ich ihnen, dass mein ältester Bruder einst in ihren Reihen gedient hatte und tatsächlich konnten sie mir an Bord ihres Raumschiffes eine kleine Gedenkstätte für die Gefallenen ihres Infanterieregimentes zeigen, in der ich auch eine Tafel mit einem Bild meines Bruders fand. Da er schon gefallen war, als ich noch klein war, hatte ich keine Erinnerung an ihn und es war ein seltsames Gefühl, hier an Bord eines Kampfraumschiffs sein Bild zu sehen.
Leider war niemand vom Infanterieregiment an Bord, der zusammen mit meinem Bruder gedient hatte. Und trotzdem war ich den Soldaten nun nicht nur für meine Rettung dankbar, sondern auch für die Tatsache, dass sie das Gedenken an meinen Bruder in Ehren hielten.
Als wir im Hauptquartier des 3. Infanterieregiments ankamen, wartete dort erst einmal eine Ermittlungskommission auf mich. Ich wurde befragt, wie ich in die Hände der Weltraumpiraten gefallen war, auf welchem Raumschiff ich unterwegs war, wer zur Besatzung dieses Raumschiffes gehörte, ob es neben mir weitere Passagiere auf dem Raumschiff gegen habe. Da von meinen damaligen Mitreisenden und auch von der Besatzung niemand sonst befreit worden war, konnte ich nur vermuten, dass sie entweder alle tot waren - was ich angesichts meiner Behandlung durch die Piraten für unwahrscheinlich hielt - oder dass nicht alle Basen der Weltraumpiraten gefunden und vernichtet worden waren.
Aber es wartete auch eine freudige Überraschung auf mich. Die marsianischen Infanteristen hatten auch die Lager der Weltraumpiraten geräumt und viel Diebesgut sichergestellt. Unter anderem auch mein Saatgut, dass ich für den Verkauf auf Alpha Centauri auf der Erde gekauft hatte. Und dieses Saatgut wurde mir nun offiziell wieder ausgehändigt.
Ich musste zwei Wochen auf Ganymed auf eine passende Mitfluggelegenheit warten, bevor ein Raumfrachter, der auf dem Weg nach Alpha Centauri war, Zwischenstation dort machte. Er hatte sowohl Platz für mich als auch mein Saatgut.
Ich bot dem Kommandeur und Eigner des Raumschiffs einen Teil meines Saatguts als Bezahlung für den Flug an, aber er lehnte das Angebot rigoros ab.
"Keine Sorge", sagte er, "ich nehme Sie mit, weil ich hoffe, dass mir jemand genauso helfen würde, falls ich jemals in einer so unangenehmen Lage im Weltall stranden würde. Es könnte auch jederzeit mein Schicksal sein, von Piraten aufgebracht zu werden, und dann wäre ich dankbar für jede Hilfe, die ich bekommen könnte. Da ich sowieso nach Alpha Centauri fliege, möchte ich nicht, dass Sie in der Fremde ohne Ihre Lebensgrundlage stranden. Behalten Sie Ihr Saatgut und verwenden Sie es, um Ihren Lebensunterhalt auf Alpha Centauri zu bestreiten."
Unser Flug nach Alpha Centauri verlief ohne Zwischenfälle und am 22. Tag erreichten wir den Orbit, von wo aus wir mit einer Landungsfähre zur Siedlung New Terra flogen. Ich fragte mich zum wiederholten Mal, warum alle ersten Siedler fremder Planeten ihre Siedlungen New Terra nannten. War es eine Tradition oder ein Ausdruck der Sehnsucht nach der alten Heimat - Old Terra?
Ich dachte über meine Zukunft nach und darüber, wie ich mein neues Leben gestalten wollte. Der Kommandeur war sehr großzügig und verlangte kein Geld für den Flug. Im Gegenteil, er gab mir sogar 50 Credits als Startkapital, die ich irgendwann zurückzahlen sollte. Mit diesem Geld und dem Saatgut im Wert von weiteren 100 Credits, das ich sicherlich verdreifachen konnte, begann ich mein neues Leben auf Alpha Centauri.
*****
Der Kommandeur des Raumschiffes empfahl mir, zu einem seiner Bekannten zu gehen. Dieser Bekannte betrieb eine Anlage, mit der er das sehr seltene Tritium aus der Atmosphäre von Alpha Centauri filterte. Alpha Centauri war einer der wenigen Planeten, in dessen Atmosphäre die kosmische Strahlung den Wasserstoff in der Luft ionisierte. Dadurch entstanden Neutronen, die mit Stickstoffatomen in der Luft reagierten und natürliches Tritium produzierten, das vor allem bei Waffenherstellern überall im bekannten Universum heiß begehrt war, da es trotz der Transportkosten deutlich billiger und qualitativ reiner war als künstlich hergestelltes Tritium.
Eine Zeit lang wohnte ich bei diesem erfahrenen Tritium-Farmer und lernte dort viel über die Eigenschaften und die Verarbeitung des natürlichen Tritiums. Mir wurde schnell klar, dass das Leben als Tritium-Farmer sehr angenehm war und man schnell zu Reichtum gelangen konnte. Deshalb beantragte ich bei den Behörden eine Genehmigung für eine Tritium-Farm auf Alpha Centauri und habe diese auch erhalten.
Als nächstes beschaffte ich von meinem Gewinn aus dem Verkauf des Saatguts so viele Filteranlagen wie möglich und entwarf einen Plan, meine Tritium-Filterstation in Zukunft zu vergrößern und eine kleine Handelsstation zu bauen, um dort im großen Stil mit Tritium zu handeln. Das dafür erforderliche Kapital erwartete ich aus London. Ich freute mich schon darauf, meine Geschäfte als Tritium-Farmer auf Alpha Centauri erfolgreich auszubauen.
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Mein Nachbar Jesper van Stratten stammte aus Amsterdam auf der alten Erde und war in einer ähnlichen Situation wie ich. Wir hatten beide nur ein kleines Vermögen und unsere Tritium-Farmen brachten uns in den ersten beiden Jahren lediglich den Lebensunterhalt ein. Aber trotzdem planten wir zu expandieren. Im dritten Jahr beschlossen wir, Kartoffeln anzubauen, um damit die Bewohner von Alpha Centauri zu versorgen, da bislang immer noch die meisten Lebensmittel von anderen Planeten importiert werden mussten. Wir begannen auch damit, die notwendigen Kuppeln zu bauen, um im nächsten Jahr Getreide auf größeren Flächen anzubauen. Doch was uns noch dringend fehlte, waren landwirtschaftliche Roboter, die uns bei der Arbeit auf den Feldern helfen konnten.
Mein Beruf als Tritium-Farmer und Landwirt war das genaue Gegenteil dessen, was ich mir immer gewünscht hatte. Ich hatte immer eine andere, aufregendere Lebensweise angestrebt, doch nun befand ich mich hier auf Alpha Centauri, inmitten der Mittelschicht, die mein Vater so gepriesen hatte. War es das wirklich wert, dass ich das Haus meines Vaters, meine Familie, meine Freunde verlassen hatte? Ich hatte so viele Abenteuer erlebt, war auf fernen Planeten gewesen und hatte mich mit Piraten und Fremden herumgeschlagen. Doch jetzt war ich hier, und es fühlte sich einsam und unglücklich an. Ich hatte nur Kontakt zu meinem Nachbarn und musste alle Arbeit allein erledigen. Manchmal fühlte ich mich, als ob ich auf einem einsamen Planeten gestrandet wäre. Damals wusste ich noch nicht, dass das Leben auf einem solchen einsamen Planeten keineswegs mit dem angenehmen Leben eines Händlers und Landwirts vergleichbar war.
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Drei Monate, nachdem ich auf Alpha Centauri gelandet war, verabschiedete sich mein Freund, der Kommandeur des Raumschiffs, das mich auf Ganymed aufgenommen hatte, von mir. Bevor er zurück zur Erde flog, erzählte ich ihm von meinem kleinen Kapital in London. Daraufhin gab er mir den Tipp: "Hey, Marsianer,” so nannte er mich immer, “gib mir einen Brief und eine Vollmacht für die Person, die dein Geld in London verwaltet. Ich werde damit mehr Saatgut kaufen und es hierher nach Alpha Centauri bringen. Du kannst es auf deiner eigenen Farm anbauen und so den Gewinn maximieren. Aber pass auf, ich würde erst einmal nur die Hälfte deines Kapitals in Saatgut investieren, um auf Nummer sicher zu gehen. Wenn die Lieferung hier eintrifft, kannst du den Rest auf die gleiche Weise beziehen. Falls nicht, hast du immerhin noch die Hälfte deines Kapitals übrig."
Das war ein guter Ratschlag, dem ich dankbar folgte. Ich schrieb einen Brief an die Witwe des Kommandeurs in London und gab meinem Freund eine entsprechende Vollmacht. In meinem Brief erzählte ich von all meinen Abenteuern, meiner Gefangennahme durch die Piraten, meiner Rettung durch das 3. Marsianische Infanterieregiment und beschrieb auch meine derzeitige Situation. Ich bat sie, das Geld, das sie für mich aufbewahrte, meinem Freund zu übergeben. Die Witwe gab ihm das Geld und steuerte aus ihrem eigenen Geld noch ein Geschenk für ihn bei, um ihm für seine Hilfe zu danken.
Daraufhin kaufte der Kommandeur in London, wie wir vereinbart hatten, weiteres Saatgut für mich. Bei seiner nächsten Reise nach Alpha Centauri brachte er mir alles mit. Außerdem brachte er mir auch einige Werkzeuge mit, an die ich als unerfahrener Farmer nicht gedacht hatte, die mir aber auf meiner Farm sehr gute Dienste leisten würden.
Als diese Ladung eintraf, hielt ich mein Glück für gemacht und ich war außer mir vor Freude. Von dem Geldgeschenk, das die Witwe ihm in London gemacht hatte, brachte mir der Kommandeur auch einen gebrauchten Farmroboter mit, und er war nicht zu bewegen, sich diesen von mir bezahlen zu lassen. Mit großer Mühe gelang es mir dann doch, ihn zur Annahme eines kleinen Teils des Tritiums, das ich schon für den Transport zur alten Erde fertig verpackt hatte, anzunehmen.
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Von dem Saatgut, das er für mich auf der Erde gekauft und mitgebracht hatte, nutzte ich die Hälfte zur Aussaat auf meinen eigenen Felder, die andere Hälfte verkaufte ich mit ordentlichem Gewinn an meinen Nachbarn Jesper van Stratten, wobei ich darauf achtete, dass auch Jesper von diesem Geschäft profitierte. Mit dem Geld, das ich bei diesem Verkauf an Jesper verdiente, kaufte ich mir zwei weitere Farmroboter. Mit nun insgesamt drei Robotern, die die schwere Arbeit für mich erledigten, wurde mein Leben auf Alpha Centauri noch einmal wesentlich angenehmer und langsam stieg ich in den Kreis der wohlhabenden Geschäftsleute auf Alpha Centauri auf.
Im darauffolgenden Jahr hatte ich auf meiner Farm eine reiche Ernte. Ich gewann eine große Menge Tritium, das ich für den Verkauf auf der alten Erde einlagerte. Außerdem erntete ich Kartoffeln und Getreide, die ich mit gutem Gewinn auf Alpha Centauri verkaufte. Meine Geschäfte florierten, und in meinem Kopf begannen abenteuerliche Pläne zu sprießen. Mein Vater hatte mir oft genug gesagt, dass ein ruhiges, zurückgezogenes Leben das Kostbarste im Dasein sei. Aber ich hatte nun ein wenig Gefallen am Leben eines Geschäftsmannes auf einem entlegenen Planeten gefunden. Es entsprach meinen Fähigkeiten und ich hatte die besten Aussichten, ein wohlhabender Mann zu werden.
Ich hatte nun alles, wovon ich je geträumt hatte: eine erfolgreiche Farm auf Alpha Centauri, Freunde und Bekannte und ein profitables Geschäft mit Tritium und Lebensmitteln für Alpha Centauri. Aber trotz all dieser Dinge plagte mich eine geheime Sehnsucht, die ich einfach nicht ignorieren konnte. Ich wollte mehr sein als nur ein reicher Mann auf einer Farm. Ich konnte nicht stillsitzen und die Lust nach Abenteuern trieb mich wieder an. Es war ähnlich wie damals, als ich von zuhause weggelaufen war, um mein eigenes Leben zu leben. Ich wusste, dass ich etwas tun musste, um meine Sehnsucht zu befriedigen.
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Nach fast vier Jahren auf Alpha Centauri hatte ich viele Freunde und Bekannte unter den örtlichen Geschäftsleuten gefunden. Ich erzählte ihnen hin und wieder von meinen Reisen und meinen Erfahrungen auf der Venus und auf Ganymed. Ich erzählte auch von meinem erfolgreichen Handel mit Saatgut für Alpha Centauri. Und ich erzählte ihnen auch von meiner Ruhelosigkeit, von dem unwiderstehlichen Drang zu neuen Abenteuern und von meiner Bereitschaft, das Risiko einzugehen, um meine geheime Sehnsucht zu stillen und endlich das Abenteuer zu finden, nach dem ich so lange gesucht hatte.
Eines Tages hatte ich wieder einigen Kaufleuten und Farmern von meinen Erlebnissen erzählt. Es beeindruckte sie so sehr, dass drei von ihnen – unter ihnen auch mein Freund und Nachbar Jesper - am nächsten Morgen zu mir kamen und mich baten, sie als Partner für eine Handelsfahrt zur alten Erde zu nehmen. Sie würden ein Raumschiff ausrüsten, wenn ich selbst die Reise unternehmen würde. Das Angebot war verlockend, aber auch riskant. In Anbetracht meiner Abenteuerlust konnte ich der Verlockung allerdings nicht widerstehen. Ich stimmte dem Angebot zu, unter der Bedingung, dass sie sich um meine Filterstation und die Farm kümmerten und im Falle meines Todes beides an den von mir bestimmten Erben übergeben würden.
Die drei stimmten zu und wir setzten einen entsprechenden Vertrag auf. Ich machte auch ein Testament und setzte meinen Freund, den Kommandeur, der mich von Ganymed nach Alpha Centauri gebracht hatte, als Universalerben ein. Dieses Testament sah vor, dass er meinen Besitzes erhalten würde, und die Hälfte der jährlichen Erträge an meine Angehörigen auf dem Marsgehen sollte. Obwohl ich wusste, dass die Reise riskant sein würde, konnte ich nicht widerstehen, diesen nächsten großen Schritt zu wagen.
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Ich hatte alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um meinen Besitz zu sichern und meine Farm zu bewahren. Wenn ich doch nur halb so viel Sorge um meine eigene Person getragen hätte! Als der Raumfrachter startklar war, begab ich mich in einer unglücklichen Stunde am 1. September 2359 an Bord, ausgerechnet an dem Jahrestag, an dem ich vor acht Jahren aus dem Elternhaus weggelaufen war.
Unser kleiner Raumfrachter Cassiopeia verfügte lediglich über eine Ladekapazität von etwa 500 Tonnen. Bewaffnet waren wir mit sechs leichten Lasergeschützen. An Bord befanden sich neben dem Kommandeur und mir noch sechs Besatzungsmitglieder. Der erste Offizier, der zugleich als Navigator fungierte, der Bordingenieur, der sich um die Kommunikation und die Waffen kümmerte, der Koch sowie drei Mannschaftsmitglieder, die sich als Ladungscrew um die alltäglichen Routinetätigkeiten kümmerten. Unsere Fracht bestand aus Behältern mit Tritium sowie einigen Gesteinsproben, die für eine detaillierte Untersuchung in einem Forschungsinstitut auf der alten Erde vorgesehen waren.
Um vom Sternsystem Alpha Centauri zu unserem eigenen Sonnensystem zu gelangen, entschieden wir uns zunächst, Proxima Centauri anzusteuern. Von dort aus planten wir einen direkten Kurs auf unsere Sonne. Während wir uns im Alpha Centauri-System befanden, verlief unser Flug problemlos und routinemäßig, und wir konnten die atemberaubende Weite des Weltraums in vollen Zügen genießen. Kurz bevor wir die Umlaufbahn von Proxima Centauri erreichten, änderten wir unsere Flugrichtung und waren nun auf direktem Weg nach Hause, ins Sonnensystem Sol.
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Nach zwölf Tagen ruhigen Fluges passierten wir Proxima Centauri und schlugen, wie geplant, den Kurs Richtung unseres Sonnensystems Sol ein, als wir plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung in einen Meteoritenschauer gerieten, der unser Navigations- und Kommunikationssystem beschädigte und uns so jede Möglichkeit der Orientierung nahm. Um weitere Beschädigungen an unserem Raumfrachter zu vermeiden, blieb uns nichts anderes übrig, als mit dem Meteoritenschauer mitzufliegen und zu versuchen, uns langsam und vorsichtig zum Rand dieses Meteoritenfeldes vorzutasten. Was allerdings ohne funktionierendes Navigationssystem nicht einfach war, da wir nicht wussten, wo sich die Ränder des Feldes befanden.
Am dritten Tag im Meteoritenfeld kam es zu einer Katastrophe an Bord unseres Raumfrachters. Nach einem besonders heftigen Zusammenstoß mit einem der Meteoriten, lösten sich mehrere Tritium Behälter aus ihren Verankerungen und begruben die drei Besatzungsmitglieder der Frachtmannschaft unter sich. Zwei der drei wurden dabei sofort getötet, aber auch der dritte wurde so schwer verletzt, dass er drei Stunden, nachdem wir ihn endlich aus dem Frachtraum geborgen hatten, seinen Verletzungen erlag.
Am zwölften Tag wurden die Meteoriten deutlich weniger, ganz offensichtlich hatten wir den Rand des Meteoritenschauers erreicht und der Kommandeur und der erste Offizier stellten anhand des sich uns bietenden Sternenbildes Berechnungen an, wohin es uns verschlagen hatte. Dabei stellte sich heraus, dass wir uns irgendwo in der Zwischenzone der beiden Sternensysteme Alpha Centauri und Sol, unser aller Heimatsonnensystem, befanden.
Nach Aussage des Kommandeurs hatten wir keine andere Möglichkeit als mit dem beschädigten Raumfrachter zu unserem Ausgangspunkt auf Alpha Centauri zurückzukehren.
Auch wenn ich lieber versucht hätte, mit dem beschädigten Raumfrachter den Flug in Richtung unseres Zieles, der alten Erde, fortzusetzen, sah ich doch ein, dass der Kommandeur Recht hatte. Unter den gegebenen Umständen wäre es unverantwortlich gewesen in Richtung Erde weiterzufliegen und so drehten wir um, um wie die geprügelten Hunde nach Alpha Centauri zurückzukehren.
Doch zu unserem Entsetzen mussten wir schon bald feststellen, dass nicht nur unser Kommunikations- und Navigationssystem in dem Meteoritenschauer schwer beschädigt worden waren, auch unser Antriebssystem war in Mitleidenschaft gezogen worden, was es uns unmöglich machte, die normale Reisegeschwindigkeit zu erreichen. Wir konnten zwar weiterhin den Raumfrachter manövrieren, aber wir konnten uns - symbolisch gesprochen - nur mit der Geschwindigkeit einer ordinären Weinbergschnecke vorwärtsbewegen.
Was tun? Wir befanden uns nun wieder in der Randzone des Systems Alpha Centauri, würden bei der Geschwindigkeit aber mindestens drei Jahre brauchen, um zum Ausgangspunkt unserer Reise zurückzukehren. Und da es uns durch den Meteoritenschauer weitab von den üblichen Raumfahrtrouten verschlagen hatte, war auch nicht damit zu rechnen, dass uns ein anderes Raumschiff finden und zu Hilfe kommen würde.
Nachdem wir unsere vorhandenen und auch die nicht vorhandenen Optionen diskutiert und die meisten davon verworfen hatten, entschieden wir uns letztendlich dafür, erst einmal eine Bestandsaufnahme der Schäden zu machen, um herauszufinden, ob unser Bordingenieur den Antrieb oder das Kommunikationssystem vielleicht reparieren könnte.