Vor einer Entscheidung - Patricia Vandenberg - E-Book

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Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine Sonderausgabe – Dr. Norden Extra Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. Ganz unbekannt war Carina Mayberg Dr. Norden nicht, als sie zum ersten Mal in seine Praxis kam. Er war ihr schon einmal vor drei Wochen begegnet, als er zu einem Autounfall gerufen worden war. Ihr war nicht viel passiert, aber ihre Begleiterin war ziemlich schwer verletzt worden. Er hatte sich nicht weiter darum kümmern müssen, da die Verletzte ins Kreiskrankenhaus gebracht worden war. Carina Mayberg betrat seine Praxis, ohne sich vorher angemeldet zu haben, aber so genau wurde das bei ihm nicht genommen, wenn das Wartezimmer nicht gerade überfüllt war. Sie bot einen überaus erfreulichen Anblick, wenn man nur das Äußerliche betrachtete. Sehr attraktiv und sehr elegant gekleidet war sie, und ihre langen, wohlgeformten Beine konnten neben dem bekanntesten Starmanne­quin die Blicke auf sich ziehen. Sie war sich ihrer Wirkung durchaus bewußt, und natürlich kränkte es sie, daß dieser so gutaussehende Dr. Norden wenig beeindruckt schien. »Erinnern Sie sich noch an mich?« fragte sie kokett. »Der Autounfall vor drei Wochen, wenn ich einen kleinen Hinweis geben darf. Sie sind ja ein sehr gesuchter Arzt, wie ich vernommen habe.« »Sie haben den Schrecken gut überstanden?« erkundigte er sich höflich. »Ziemlich gut, meine Freundin auch. Aber ich komme nicht nur deshalb, um mich in Erinnerung zu bringen«, fuhr sie mit einem frivolen Lächeln fort. »Ich habe seit einiger Zeit so seltsame Magenbeschwerden, eigentlich seit dem Unfall.«

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Dr. Norden Extra – 18 –

Vor einer Entscheidung

Patricia Vandenberg

Ganz unbekannt war Carina Mayberg Dr. Norden nicht, als sie zum ersten Mal in seine Praxis kam. Er war ihr schon einmal vor drei Wochen begegnet, als er zu einem Autounfall gerufen worden war. Ihr war nicht viel passiert, aber ihre Begleiterin war ziemlich schwer verletzt worden. Er hatte sich nicht weiter darum kümmern müssen, da die Verletzte ins Kreiskrankenhaus gebracht worden war.

Carina Mayberg betrat seine Praxis, ohne sich vorher angemeldet zu haben, aber so genau wurde das bei ihm nicht genommen, wenn das Wartezimmer nicht gerade überfüllt war.

Sie bot einen überaus erfreulichen Anblick, wenn man nur das Äußerliche betrachtete. Sehr attraktiv und sehr elegant gekleidet war sie, und ihre langen, wohlgeformten Beine konnten neben dem bekanntesten Starmanne­quin die Blicke auf sich ziehen.

Sie war sich ihrer Wirkung durchaus bewußt, und natürlich kränkte es sie, daß dieser so gutaussehende Dr. Norden wenig beeindruckt schien.

»Erinnern Sie sich noch an mich?« fragte sie kokett. »Der Autounfall vor drei Wochen, wenn ich einen kleinen Hinweis geben darf. Sie sind ja ein sehr gesuchter Arzt, wie ich vernommen habe.«

»Sie haben den Schrecken gut überstanden?« erkundigte er sich höflich.

»Ziemlich gut, meine Freundin auch. Aber ich komme nicht nur deshalb, um mich in Erinnerung zu bringen«, fuhr sie mit einem frivolen Lächeln fort. »Ich habe seit einiger Zeit so seltsame Magenbeschwerden, eigentlich seit dem Unfall.«

Und damit kommt sie ausgerechnet zu mir, obwohl es doch in Bogenhausen auch genügend Ärzte gab. Daß sie dort wohnte, hatte er der Karteikarte entnommen, die Wendy gleich gewissenhaft ausgefüllt hatte. Er konnte daraus auch ersehen, daß sie sechs­undzwanzig Jahre alt und verheiratet war.

Er war seltsamerweise nicht überrascht, als er feststellte, daß sie schwanger war und bereits im dritten Monat, aber sie schien doch irritiert.

Sie lachte auf. »Da wird sich aber jemand freuen«, sagte sie, doch ihre Freude war mehr als mäßig.

Sie blickte gleich an sich herunter und erkundigte sich, wann dieser Zustand sichtbar würde.

»Das kommt ganz auf den jeweiligen Körper an«, meinte Dr. Norden, »und auch darauf, wie man sich ernährt. Jedenfalls sollten Sie künftig lieber zu einem Gynäkologen gehen.«

Ihre Augenbrauen schoben sich leicht zusammen. »Da ich demnächst ins Ausland gehen werde, wollte ich mich nicht so festlegen«, erklärte sie.

Er hatte das unerklärliche Gefühl, daß es sowieso bei diesem einen Besuch bleiben würde, und er fragte sich wieder, warum sie ausgerechnet ihn aufgesucht hatte. Hatte sie gehofft, ihn betören zu können? Hatte sie vielleicht eine Abtreibung geplant und wollte seine Einstellung erkunden? Aber es geschah nichts dergleichen. Sie hatte wohl zu deutlich gespürt, wie er Distanz hielt.

»Ich muß morgen nach Rom fliegen zu einer Beerdigung, das wird doch hoffentlich keine schlimmen Folgen für mich haben«, sagte sie leichthin.

Dr. Norden hatte das Gefühl, daß sie erwartete, er würde Besorgnis äußern. Ihrer Miene war es anzusehen, daß es ihr nicht paßte, als er sagte, daß es in diesem Stadium der Schwangerschaft vertretbar sei.

»Es wäre peinlich, wenn es auf dem Flug eine Fehlgeburt geben würde. Das will ich gewiß nicht herausfordern.«

Er äußerte sich nicht mehr, da sie sich schon zum Gehen wandte. »Vergessen Sie die Kontrolluntersuchungen nicht«, sagte Wendy, aber dafür erntete sie nur einen spöttischen Blick.

»Mich würde es nicht wundern, wenn sie abtreiben würde«, sagte Wendy später zu Dr. Norden. »Sie ist genau der Typ dafür, und in der Ehe soll es sowieso nicht stimmen.«

»Woher wissen Sie denn das?« fragte Daniel Norden konsterniert. »Kennen Sie Frau Mayberg?«

»Mayberg ist doch ein bekannter Architekt. In der Zeitung werden sie öfter erwähnt. Es wird auch gemunkelt, daß sie einen Liebhaber hat.«

Daniel äußerte sich dazu lieber nicht. Gemunkelt wurde viel, aber im Klatsch steckte meistens doch ein Körnchen Wahrheit.

Er wußte auch nicht, welcher Kategorie Frau Carina Mayberg zugeordnet werden konnte. Unsympathisch war sie nicht. Für seinen Geschmack etwas zu herausfordernd, aber das nicht auf ordinäre Weise. Sie war sicher männliche Bewunderung so sehr gewohnt, daß sie solche voraussetzte. Aber eine werdende Mutter, die eine glückliche Frau war, ließ ihren Mann nicht unerwähnt in solchem Augenblick und große Freude war ihr wirklich nicht anzumerken gewesen.

Zu viele Gedanken wollte er nicht an sie verschwenden, die nächste Patientin wartete schon auf ihn, und sie brauchte mehr Zuwendung als Carina Mayberg. Helen Mayer hatte ein gewaltiges Sorgenpäckchen zu tragen. Ihr Mann hatte sie nach zehnjähriger Ehe verlassen, sie und die beiden Kinder, die acht und sechs Jahre alt waren. Und nun begann schon das Tauziehen um die Kinder, weil er sich weitgehend um die Unterhaltszahlung drücken wollte. Er behauptete, daß seine Frau alles Geld für sich verwenden würde und daß das immer schon gewesen sei. Dabei war Helen Mayer eine so bescheidene Frau, wie Dr. Norden selten eine kennengelernt hatte, deren Mann zu den Groß­verdienern gehörte. Es war ihm unbegreiflich, wie sich ein Mann so verändern konnte, aber daran war wieder einmal so eine schuld, die es meisterhaft verstand, einem Mann den Kopf zu verdrehen, daß sein ganzes bisheriges Leben in Frage gestellt wurde.

Mayberg – Mayer, die Namen hatten Ähnlichkeit, die dazugehörenden Frauen nicht das geringste. Helen Mayer war ein madonnenhafter Typ, still, zurückhaltend, aber gewiß sehr anziehend. Sie erging sich nicht in Wehklagen. An diesem Tag sah Dr. Norden sogar ein Leuchten in ihren Augen.

»Herr Doktor, ich habe Glück gehabt«, sagte sie voller Freude. »Doppeltes Glück sogar. Ich habe eine Stellung bei Herrn Scherlau bekommen. Sie kennen ihn doch. Habe ich das etwa Ihnen zu verdanken? Wie sollte er sonst auf mich gekommen sein?«

»Ich habe ihm nur gesagt, daß Sie eine Stellung suchen und als Hausdame vielleicht in Frage kämen, da Sie eine sehr gute Hausfrau wären. Aber da ich weiß, wie mißtrauisch und wählerisch er ist, habe ich Ihnen davon gar nichts gesagt.«

»Er hat mich angerufen, und gestern war ich zu einem persönlichen Gespräch bei ihm. Er war sehr freundlich.«

Darüber staunte Daniel Norden doch, denn es gab nur wenige Menschen, die Maximilian Scherlaus freundliche Seite kannten. Und er sollte sich noch mehr wundern.

»Ich habe ihm gesagt, daß ich nicht in seinem Haus wohnen könnte, weil ich zwei Kinder habe, und da hat er gesagt, daß er nichts dagegen hätte, wenn ich die Kinder mitbringen würde. Das ganze Obergeschoß sei ja frei, seit seine Tochter mit ihrem Mann nach Kanada gegangen sei. Vielleicht gefällt es ihm, daß mein Sohn auch Maximilian heißt. Hat er keine Enkel?«

»Ich weiß nichts davon. Er war gegen die Heirat. Katrin war erst neunzehn. Viel weiß ich nicht darüber. Es ist ein Kapitel, an das man nicht rühren sollte.«

»Gut, daß ich das weiß. Ich wollte Sie auch bitten, mir ein bißchen zu raten, wie ich mich am besten verhalten soll. Ich war ja noch nicht in einer ähnlichen Stellung. Natürlich beherrsche ich alle Hausarbeiten, aber er ist schon ein großer Eigenbrötler. Soviel habe ich schon mitbekommen.«

»Er will seine Ruhe haben. Seichtes Geschwätz haßt er, aber dafür haben Sie ja auch nichts übrig. Mit Frauen hat er nichts am Hut. Seine Frau war zwölf Jahre krank, bevor sie vor fünf Jahren starb. Er hat es durchgestanden, aber seine Gefühle hat er in sich verschlossen. Er ist ein kluger Mann. Ich denke, Sie werden selbst herausfinden, wie Sie am besten mit ihm zurechtkommen.«

»Ich bin aber froh, wenn ich mir Rat bei Ihnen holen darf, Dr. Norden.«

»Das können Sie jederzeit, Frau Mayer. Was hört man von der anderen Seite?«

»Zur Zeit großes Schweigen. Anscheinend ist er mit seiner Liebsten verreist. Ich bin darüber hinweg, aber die Kinder bleiben bei mir. Ich habe nämlich noch etwas Gutes zu berichten. Onkel Ernst aus Emden hat mir sein ganzes Vermögen hinterlassen. Es muß eine ganze Menge sein.«

»Dann hätten Sie es doch gar nicht nötig, eine Stellung anzunehmen.«

»Ich bin ja nicht dumm. Wenn Fred erfahren würde, daß ich diese Erbschaft gemacht habe, wäre er sofort wieder da, wenigstens pro forma. Ich kenne ihn jetzt genau. Es ist ganz gut, wenn er davon keinen Wind bekommt.«

»Er hat doch wohl Geld genug«, meinte Daniel.

»Weiß man denn, was ihn diese Lilly schon gekostet hat? Er merkt es womöglich gar nicht, wie sie ihm das Fell über die Ohren zieht, so verblendet ist er. Nun ja, nach mir haben sich die Männer nicht umgedreht. Ich frage mich nur, wie sich ein Mensch so verändern kann.«

»Das habe ich mich auch schon gefragt, aber es freut mich sehr, daß Sie sich nicht unterkriegen lassen.«

»Wie Sie sehen, habe ich Glück. Es gibt eine ausgleichende Gerechtigkeit. Vielleicht mußte alles so kommen, damit ich mich auf meinen eigenen Wert besinne.«

»Sie können stolz sein, Frau Mayer. Es gibt wenige Frauen, die ihre Probleme so meistern.«

»Wir bleiben in Verbindung«, sagte er.

Und sie reichte ihm lächelnd die Hand.

*

Dr. Scherlau erschien in der Nachmittagssprechstunde.

Er war kein alter Mann, mit seinen fünfzig Jahren auch nicht ein blasser Bücherwurm, der geistesabwesend herumstolperte. Er war groß und straff, mit graumelierten Haaren und einem scharfgeschnittenen Gesicht.

»Ich muß Ihnen doch sagen, daß ich mich für Frau Mayer entschieden habe«, erklärte er sofort. »Das war ein ausgezeichneter Tip. Ich habe schon gar nicht mehr gewußt, daß es auch noch solche Frauen gibt, die so mutig ihr Leben in die Hände nehmen. Die meisten holen doch nach einer Scheidung aus ihren Exmännern heraus, was nur herauszuholen ist.«

»Wobei es in dem Fall gar nicht übel wäre, wenn Mayer zur Kasse gebeten würde. Es gehört schon eine große Charakterlosigkeit dazu, eine solche Frau so schäbig zu behandeln.«

»Sie hat darüber nichts gesagt. Da ist wohl eine andere Frau im Spiel, denn ihr traue ich nicht zu, daß sie sich anderweitig engagiert hatte.«

»Sie war nur für ihre Kinder da, das wird oft nicht honoriert.«

»Ich muß mich oft genug mit solchen Fällen befassen. Ja, ich habe es schon manchmal bereut, Anwalt geworden zu sein.«

»Sie sind ein sehr guter Anwalt, und ich meine, daß solche gebraucht werden.«

»Aber Spaß macht es wirklich nicht. Frau Mayer aber werde ich zu ihrem Recht verhelfen.«

»Ich wußte gar nicht, daß Sie da Einfluß nehmen können.«

»Man braucht es ja nicht an die große Glocke zu hängen, aber gerade auf dem Vormundschaftsgericht habe ich manchmal das allerletzte Wort. Das braucht Frau Mayer aber noch nicht zu wissen.«

»Und Sie wollen tatsächlich auch die Kinder in Ihrem Haus aufnehmen?«

»Warum denn nicht? Sie brauchen doch ihre Mutter, und ich bin kein Pflegefall.« Er lächelte sogar ein bißchen, was Dr. Norden noch gar nicht bei ihm gesehen hatte. »Das Haus ist groß genug, und es kam mir lange genug vor wie eine Gruft. Katrin wird ja doch nicht wiederkommen. Wider Erwarten scheint es gutzugehen in ihrer Ehe. Es kann schon sein, daß ich da voreingenommen war, weil ich einem Musiker nicht recht traute. Reden wir nicht mehr davon. Jetzt schreibt sie mir wenigstens wieder, und vielleicht besuche ich sie nächstes Jahr einmal, wenn ich ein Enkelkind habe.«

Sein Gesicht war von Wehmut überschattet. Daniel Norden wußte, wie sehr er an Katrin gehangen hatte und immer noch hing. Vielleicht hatte sie inzwischen auch eingesehen, daß ihr Vater sie liebte und nur das Beste für sie gewollt hatte. Aber jeder Mensch mußte selbst wissen, was das Beste für ihn war.

*

Carina Mayberg wußte das nicht. Treue und Beständigkeit waren für sie unbekannte Begriffe. Sie wollte am liebsten alles auf einmal haben. Sie war nach dem Besuch bei Dr. Norden nicht nach Hause gefahren, sondern an den Ammersee. Dort wurde sie schon erwartet.

Er war etwas größer als sie und von ausgesprochen romantischem Typ, und so war auch sein Temperament. Er riß sie stürmisch in die Arme und küßte sie leidenschaftlich, und sie erwiderte seine Küsse.

»Bald müssen wir vorsichtiger sein, Lucien, ich bin eine werdende Mutter«, sagte sie mit einem frivolen Unterton, und er starrte sie fassungslos an.

»Du bist schwanger?« fragte er heiser und ungläubig.

»Ja, du wirst Vater, Chérie, und mir bleibt nichts anders übrig, als mich von Sascha zu trennen.«

»Da wirst du aber schlecht abschneiden, wenn du sagst, daß ich der Vater bin«, spottete er.

Ihre Augen wurden ganz schmal. »Er würde es sowieso nicht glauben, daß das Kind von ihm ist. Dumm ist er ja nicht, und er würde sich auch nicht für dumm verkaufen lassen, wenn ich ihn dazu brächte, heute noch mit mir zu schlafen.«

»Das würdest du doch nicht tun«, begehrte er eifersüchtig auf. Sie tätschelte ihm die Wange.

»Nur keine Aufregung, Luc, ich werde mich scheiden lassen. Morgen fliege ich zur Beerdigung meines Vaters nach Rom. Er soll es zu einem beträchtlichen Vermögen gebracht haben. Wenn er mir nichts hinterlassen haben sollte, werde ich das Testament anfechten. Aber ich denke, daß ich mit Olivia klarkomme. Sie hat es nie begriffen, daß wir bei der Scheidung unserer Eltern getrennt wurden. Sie hatte das Glück, zu ihrem reichen Vater zu kommen, während ich bei der Traumtänzerin leben mußte, die meinte, sie würde einen Reicheren finden, da es Papa damals ja noch nicht so gut ging wie später. Ich war klüger als meine Mutter, und du wirst es mir doch nicht mehr vorwerfen, daß ich Sascha geheiratet habe. Es war meine große Chance.«

»Ich werfe es dir nicht vor. Ich kann dir nicht bieten, was er dir bietet.«

»Geboten hat, jetzt hat er den Geldhahn zugedreht. Er kann so verdammt kalt und hart sein. Er tut so, als wäre ich nicht mehr vorhanden.«

»Vielleicht hat er uns beobachten lassen.«