Vorsicht,ein Kuckuck! Ungewöhnliche Frauenschicksale - Elli Manteuffel - E-Book

Vorsicht,ein Kuckuck! Ungewöhnliche Frauenschicksale E-Book

Elli Manteuffel

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Eine Silbervergiftung verändert das Leben einer jungen, glücklichen Frau schlagartig. Alle beruflichen Pläne sind plötzlich unmöglich. Der Verlobte wendet sich von ihr ab, doch findet Luise nach vielen Schicksalsschlägen und Verzweiflung zu einem erfüllten Leben zurück. Gisela will ihr Glück mit einem kleinen Trick in die eigene Hand nehmen und muss dabei eine Enttäuschung erleben, denn der Erwählte ist nicht so, wie er sich darstellt. Ella sucht nach dem passenden Partner im Internet und gerät an einen Kuckuck, der nur bestrebt ist, sich in ein gemachtes Nest zu setzen. Durch eine Drone verliert eine Mutter ihr Leben. Die alte Antolla beweist ihre große Lebenstüchtigkeit und Schlauheit.

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Seitenzahl: 74

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Elli Manteuffel

VORSICHT, EIN KUCKUCK !

UNGEWÖHNLICHE

FRAUENSCHICKSALE

für Christine

Ich bedanke mich bei meiner Tochter Christine Manteuffel, der Malerin des Bildes aus der Reihe

„Sehnsucht“, für die Erlaubnis, es zur Gestaltung des Covers verwenden zu dürfen.

Inhaltsverzeichnis

1. Luise

2.Gisela

3. Vorsicht, ein Kuckuck!

4. Der „saubere“ Krieg

5. Die schlaue Antolla Januscheit

Erzählungen und Gedichte über Freud´und Leid

tapferer Frauen

Es hat ein Jeder einen Traum

auf dieser weiten Welt,

doch mancher Traum verfliegt so schnell

wie Wolken am Himmelszelt.

Bist du aus diesem Traum erwacht

und Kälte dich umgibt,

so suche neu und mit Bedacht

ein gutes Ziel und einen Weg,

der die Erfüllung möglich macht.

1. Luise

Ich breche eine Lanze für die Toleranz unter den Menschen

Luise war ein Mädchen aus ehrbarem und strebsamen Hause, ein blondgelocktes, hübsches und so unbekümmertes Kind. Vater Gustav und Mutter Johanna lasen ihrem Nachzügler jeden Wunsch von den großen blauen Augen ab, die so siegesgewiss strahlen konnten. Oh, das kleine Luischen nutzte ihre Sonderbehandlung den beiden weitaus älteren Schwestern gegenüber gehörig aus. Während die beiden älteren Mädchen, inzwischen bereits junge Frauen, noch äußerst streng erzogen worden warenund sehr viel im Haushalt helfen mussten, natürlich dadurch auch sehr tüchtig und vielseitig wurden, brauchte das jüngste Mädchen, unsere Luise, sich nur ganz und gar auf ihre schulische und später auf die fachliche Ausbildung zu konzentrieren.

Bei allem, was sie begann, entwickelte sie einen großen Ehrgeiz. So wurde aus ihr ein sportlich schlankes, bildhübsches, etwas verzogenes junges Mädchen. Überall brachte sie sehr gute Leistungen und ließ sich gerne bewundern. Sie besaß nicht die Bescheidenheit und Zurückhaltung ihrer beiden Schwestern, die beide nicht nur ein sehr gutes Wissen besaßen, sondern auch sehr viele praktische Tätigkeiten bestens beherrschten. Und doch litten diese beide so tüchtigen, jungen Frauen unter dem Mangel an Selbstvertrauen, während die Jüngste davon zu viel hatte.

Schon während der letzten Jahre im Gymnasium quälten Luise häufig Magenbeschwerden. Natürlich erwarteten alle Angehörigen, ganz besonders die Eltern, ein hervorragendes Zeugnis. Luise musste ihre ganze Kraft dafür aufbringen. Das Essen begann nicht mehr zu schmecken, der Magen drückte und schließlich schmerzte er. Widerwillig aß sie und viel zu wenig. Ihr Körper hatte sich an die geringe Nahrungsmenge gewöhnt. Allmählich verspürte sie keinen Hunger mehr. Die Magenschmerzen waren fast unerträglich geworden. Auf Drängen ihrer Angehörigen suchte sie endlich ärztlichen Rat. Als der Hausarzt Luise sah, erschrak er. Was war aus dem munteren, hübschen, jungen Mädchen geworden? Ein blasses, müdes Gesicht mit eingefallenen Augen und Falten um den Mundwinkeln blickten ihn hoffnungslos an. Wie dünn war sie doch in so kurzer Zeit geworden, seit er sie zum letzten Mal gesehen hatte! Ihre Schultern hingen herab, als trüge sie eine schwere Last. Der Arzt schaute sie lange an, ließ sich ihre Leiden beschreiben, schaute noch einmal in den Mund und zog dann das Unterlid des Auges etwas nach unten. Die Diagnose fiel ihm nicht schwer. Er sagte ganz ruhig: „Sie leiden an großer Blutarmut und einer Magenschleimhautentzündung, vielleicht sogar an einem Magengeschwür. Aber da gibt es wirksame Mittel. Zunächst müssen Sie unbedingt Magenschonkost essen. Ich werde Ihnen einen Ernährungsplan mitgeben. Außerdem bekommen Sie ein Rezept für eine Rollkur.“ Voller Hoffnung holte sich Luise das Mittel aus der Apotheke. Nachdem sie über längere Zeit alles nach den Anweisungen des Arztes gemacht hatte, ging es ihr weitaus besser, so dass sie das Gymnasium wieder besuchen konnte. Nach einem guten Abschluss erlernte sie den Beruf einer Fotografin. Sie hatte das Ziel, sich selbstständig zu machen. In dieser Zeit hatte sie viel Stress, machte sich um alles viele Sorgen und hatte viel zu wenig Schlaf. Nur an den Sonntagen konnte ihr Verlobter kommen, denn er studierte in der Hauptstadt Medizin und hatte auch noch einige Semester Studienzeit vor sich. Eine Hilfe war er aber auch dann nicht, denn er benötigte viel Zeit zum Lernen. So stellten sich bei Luise die alten Beschwerden bald wieder ein. Nun wusste Luise ja, was ihr half. Sie kaufte sich in der Apotheke die Mittel für eine Rollkur und begann auch sogleich mit deren Anwendung. Obgleich sie die Kur gewissenhaft durchgeführt hatte, war keine Besserung ihrer Beschwerden erfolgt. So begann sie sogleich mit einer zweiten, ohne auch nur den Arzt aufzusuchen. Sie war sehr zuversichtlich, denn sie glaubte, nun würde es ihr bestimmt bald wieder gut gehen. Um sich recht gut zu entspannen und eine schöne, gesunde Gesichtsfarbe zu bekommen, legte sie sich häufig in die Sonne und genoss mit der Zuversicht eines Genesenden die wunderschöne Aussicht auf die Weite der Landschaft an der breiten Strömung der Memel. Voller Vorfreude dachte sie an den kommenden Sonntag, denn dann wollte ihr Verlobter kommen. Wenn ihr Verlobter sein Studium beendet haben würde, wollten sie heiraten. Gemeinsam hatten sie schon so viele Pläne geschmiedet, wie sie ihr Leben dann gestalten wollten. „Endlich bekommst du wieder Farbe im Gesicht“, sagte glücklich ihre Mutter, aber der Vater nickte nur mit dem Kopf. „Wie einsilbig doch mein Vater ist“, dachte Luise. „Kann er sich denn gar nicht mit uns freuen?“

Schon im Hausflur konnte der Vater nicht mehr an sich halten: „Johanna, hast du die seltsame Hautfarbe unser Luise nicht gesehen? Das ist doch kein brauner Teint. Das geht doch mehr ins Dunkle, so Richtung bläulich oder so ähnlich.“ „Sie ist doch noch so blutarm. Das wird dann wohl der Grund dafür sein. Soll sie nur die wunderbare Frühlingssonne genießen. Sie war doch so viel in der Dunkelkammer. Sicher wird es ihr bald besser gehen und sie wird wieder gesund sein und auch so aussehen.“ Mit dem Kopf schüttelnd ging der Vater weiter. „Mit dem Kind stimmt doch etwas nicht“, brummelte er vor sich hin.

Je näher das Wochenende rückte, um so mehr wuchs Luises Vorfreude auf das Wiedersehen mit Johannes, ja ihrem Johannes, wie sie immer sagte. Ewige Treue hatten sie sich beide in ihrer großen Liebe geschworen und die Sehnsucht hatte sie mit allen Fasern ihrer jungen Herzen erfasst. Zwischen ihnen gab es nichts Trennendes. Sie kannten sich schon seit frühesten Kinderjahren, weil ihre Mütter bereits miteinander befreundet waren. So waren sie schon zu dieser Zeit die besten Spielkameraden. Voller Wehmut erlebten sie die ersten Monate der Trennung und schöpften stets ihre Kraft durch die Hoffnung auf ein recht baldiges Wiedersehen.

Den ganzen Vormittag hatte Luise nun schon daran gedacht, dass Johannes in wenigen Stunden bei ihr sein würde. Im Hause duftete es nach frischem Kuchen und Luise kannte heute kein anderes Thema als Johannes. Nun war alles auf das Beste vorbereitet und Luise wollte sich von ihrem Küchenstuhl erheben. Da erfasste sie wieder ein Schwindelgefühl und jetzt viel stärker als in den letzten Tagen. Im letzten Augenblick konnte Mutter Johanna ihre jüngste Tochter noch auffangen und vor einem Sturz bewahren. „Das sind die Nerven“, kam es traurig von den Lippen der Mutter. „Kind, du darfst nicht immer alles so sehr an dich heranlassen. Es wird schon bald vorbei sein. Lege dich nur ein paar Minuten auf das Sofa.“ Nach einiger Zeit wollte Luises wieder aufstehen. Schon als sie sich aufrichten wollte, gelang es ihr nicht. Schwindelgefühl, Übelkeit und starke Schmerzen im Oberbauch hatten sie so erfasst, dass sie nur liegen bleiben konnte.

Luise war verzweifelt. Wie gerne wäre sie ihrem Johannes entgegengegangen. „Gerade jetzt bin ich so matt, fühle mich so elend, so krank und so nutzlos. Nicht einmal den Tisch kann ich decken und muss alles der Mutter überlassen.“

Aber schon klopfte es an der Stubentür. Luises Herz schlug vor Freude schneller. Doch mischte sich auch ein wenig ein verzweifelter Gedanke in ihre Freude: „Wenn er mich so sieht, wie wird er das aufnehmen? Immer hatte er doch meine Tüchtigkeit und meine Schaffenskraft bewundert. In so einem kraftlosen und kranken Zustand hat Johannes mich noch nie gesehen.“

Die Tür öffnete sich und strahlenden Gesichtes trat Johannes in das Zimmer. Seine Zimmerwirtin schien ihn gut verpflegt zu haben, denn er machte trotz des anstrengenden und anspruchsvollen Studiums einen gesunden, ja sogar erholten Eindruck. Mit schnellen Schritten trat er auf Mutter Johanna zu, überreichte ihr einen großen Blumenstrauß und wandte sich gleich darauf seiner Verlobten zu.

Als er Luise erblickte, verzerrte sich sein Lächeln und wirkte plötzlich ganz verkrampft, fast zu einer Maske erstarrt.

War sie es wirklich? Seine Luise, die da auf dem Sofa lag ? Diese abgehärmte Person mit den tiefen Falten um den Mundwinkeln? Und diese blaugraue Farbe der Haut! Johannes war fassungslos! Luise hatte ihm zwar in einem Brief mitgeteilt, dass sie zur Zeit unter Magenproblemen litt und er hatte dies auch auf den augenblicklichen Stress zurückgeführt. Von dieser furchtbaren Entwicklung ihres Zustandes hatte er jedoch nichts geahnt. Warum hatte ihn keiner darauf vorbereitet? Natürlich sprach er diese Gedanken, die ihm voller Entsetzen durch den Kopf zogen, nicht aus. Doch hatte sich nun, ohne dass er es beabsichtigte, sein Mienenspiel verändert.