Waking The Witch - Pam Grossman - E-Book

Waking The Witch E-Book

Pam Grossman

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Beschreibung

Das große Buch des Magischen Feminismus In "Waking The Witch" verbindet die Autorin den Trend der Neuen Weiblichkeit mit der Magie der Hexen. Die Hexe - the Witch - ist das ultimative Symbol für Freiheit, Subversivität und weibliche Urkraft.  Pam Grossman schafft den Spagat, mit alten Klischees über Hexen aufzuräumen und das lebendige Bild einer spirituell selbstbewussten Frau zu zeichnen.Ihr Buch beschreibt Witchcraft-Traditionen im historischen und modernen Kontext und zeigt auf, in welchem Maße uns die Magie jenes Urweibes Hexe in unseren täglichen Sehgewohnheiten begleitet, wie z.B. in Game of Thrones, Harry Potter und Carrie.  Vor dem Hintergrund politischer Bewegungen wie #MeToo und Women's Marches ist das Buch zudem ein Ratgeber mit moderner Lebenshilfe für mehr Selbstbewusstsein, Stylingtipps und Links für Interessierte an der kompletten Palette dieser neuen, weiblichen Popkultur.

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Waking The Witch

Die Autorin

PAM GROSSMAN arbeitet als Trend Analystin für Getty´s Images und für Organisationen wie Sheryl Sandbergs LeanIn.Org., für Google, Apple, the Oprah Winfrey Network, sowie die Bill and Melinda Gates Foundation. Sie gilt als eine der weltweit größten Expertinnen für Witches und Witchcraft, lehrt magische Techniken, ist Verfasserin vieler Schriften zum Thema. Mit den WitchEmojis hat sie Sticker für Handys lanciert und mir The Witch Wave einen der erfolgreichsten Podcasts auf iTunes.

Das Buch

»Ich bezeichne mich … als Hexe. Für mich ist es ein Mittel zur Identifikation, wie ich mich in der Welt bewege und welche Art von Energie ich ausstrahlen möchte. Es kann jederzeit auch bedeuten, dass ich Feministin bin; jemand, der Freiheit für alle zelebriert und der mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen Ungerechtigkeit kämpft; eine Person, die Intuition und Selbstausdruck schätzt, ein verwandter Geist von Menschen, die das Unkonventionelle, den Underground und das Unheimliche lieben. Oder es kann sich auch einfach nur auf die Tatsache beziehen, dass ich eine Frau bin, die sich traut, ihre Meinung offen zu sagen und das ganze Spektrum menschlicher Emotion zu äußern.«Pam Grossman

Pam Grossman

Waking The Witch

Die Kraft der Neuen Weiblichkeit

Aus dem Amerikanischen von Theda Krohm-Linke

Ullstein

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-buchverlage.de

ISBN: 978-3-8437-2105-9© der deutschen Ausgabe 2019 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin© der Originalausgabe 2019 by Pam GrossmanPublished by arrangement with the original publisher,Gallery Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., New York.Übersetzung: Theda Krohm-LinkeLektorat: Barbara KrauseUmschlaggestaltung: Büro für Gestaltung, Cornelia NiereZitate S. 120-123 aus: Arthur Miller Hexenjagd. Ein Drama in vier Akten.Deutsch von Hannelene Limpoch und Dietrich Hilsdorf; FISCHER TB,Frankfurt am Main, Dezember 2012E-Book-Konvertierung powered by pepyrus.com

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Einleitung

1. Gut, böse, Hexe

2Teen-Hexe: Zaubersprüche für Außenseiter

3.Sympathie für die Teufelin

4.Körpermonster

5.Begabte Schwestern und dunkle Damen

6.Die dunklen Künste: Magiemacher und Kunsthandwerkerinnen

7.Macht in Zahlen: Coven und Kollektive

8.Wer ist eine Hexe?

Nachwort

Danksagung

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Einleitung

Widmung

Für Matt, den charmantesten Mann, der mir jemals begegnet ist.

Ich fürchte, und ich liebe, ich liebe und ich fürchte,Die fernen Damen sind jetzt ganz nah.

– Helen Adam, »At Mortlake Manor«

Einleitung

Hexen hat es immer schon gegeben. Seit Tausenden von Jahren finden wir sie in Gesellschaften und Überlieferungen überall auf der Welt. Von Circe bis zu Hermine, von Morgan le Fay bis zu Marie Laveau gibt es die Hexe immer schon in den Erzählungen von Frauen mit seltsamen Kräften, die schaden oder heilen können. Und obwohl Menschen jedes Geschlechts als Hexen angesehen wurden, wird dieses Wort heutzutage nur in Verbindung mit Frauen benutzt.

In der Geschichte war sie meistens jemand, den man fürchten musste, eine unheimliche Andere, die unsere Sicherheit bedroht oder die Realität für ihre eigenen launenhaften Zwecke manipuliert. Sie ist ein Paria, eine Persona non grata, eine böse Frau, die man besiegen und ausrotten muss. Doch obwohl sie oft als zerstörerisch angesehen wurde, ist die hexenkundige Frau in Wirklichkeit eher Ziel von Angriffen gewesen, als dass sie selbst Gewalt angewendet hätte. Wie andere »angsteinflößende« Außenseiter spielt sie im kulturellen Bewusstsein eine paradoxe Rolle, ist gefährlicher Angreifer und verletzliches Opfer zugleich.

Doch in den letzten hundertfünfzig Jahren ist der Hexe ein weiterer Zaubertrick gelungen. Sie hat sich von einer Schreckensgestalt in eine inspirierende Figur verwandelt. Mittlerweile kann sie sowohl die gute Heldin in unserer Lieblingsserie sein als auch die Böse. Sie ist vielleicht deine Wicca-Kollegin oder die gefeierte Sängerin, die in Videos oder auf der Bühne ihre Hexenkünste zeigt.

Sie kann auch Du sein, und diese »Hexe« ist eine Identität, die du aus allen möglichen Gründen übernommen hast – aus vollem Herzen oder aus einer Laune heraus, öffentlich oder privat.

Heute wählen mehr Frauen denn je den Weg der Hexe, im buchstäblichen wie auch im symbolischen Sinn. Sie gleiten über Catwalks und Bürgersteige in fließenden, schwarzen Gewändern, schmücken sich mit Pentagrammen und Kristallen, die von Pinterest stammen könnten. Sie füllen die Kinos und schauen sich Hexenfilme an, versammeln sich in Hinterzimmern und Gärten, um Rituale durchzuführen, Tarotkarten zu konsultieren und lebensverändernde Absichten zu erklären. Sie marschieren durch die Straßen mit »Verhext das Patriarchat«-Plakaten und versuchen mindestens einmal im Monat, den diensthabenden Polizisten mit Zaubersprüchen gefügig zu machen. Jedes Jahr stoßen wir auf Artikel mit der Überschrift »Es ist Hexen-Saison«, wenn Journalisten wieder einmal versuchen, aus dem Hexentrend schlau zu werden.

Und hinter all dem steht die Frage: Warum?

Warum sind Hexen wichtig? Warum sind sie gerade jetzt scheinbar überall? Was genau sind sie eigentlich? (Und warum zum Teufel verschwinden sie nicht wieder?)

Man sollte meinen, dass ich kurz und bündig darauf antworten könnte, nachdem ich mich ein Leben lang mit Hexen beschäftigt und darüber geschrieben habe. Außerdem habe ich auch einen Podcast, in dem es um Hexen geht, und ich praktiziere selbst die Hexenkunst.

Stattdessen jedoch stelle ich fest, dass Hexen immer komplexer werden, je mehr ich mich damit beschäftige. Hexen sind schwer zu packen: Wenn du sie festnageln willst, ziehen sie sich immer tiefer in den dunklen Wald zurück.

Doch eines weiß ich mit Sicherheit: Zeig mir deine Hexen, und ich zeige dir, was du von Frauen hältst. Es ist kein Zufall, dass der Feminismus wiederauflebt, seit Hexen beliebter geworden sind: Die beiden reflektieren einander.

Die aktuelle Hexenwelle ist nichts Neues. In den 1990er-Jahren war ich ein Teenager. Es war das Jahrzehnt, das Buffy – Im Bann der Dämonen, Charmed – Zauberhafte Hexen und Der Hexenclub hervorgebracht hat, ganz zu schweigen von den Riot Grrrls und den Dritte-Welle-Feministinnen, die mir beibrachten, dass weibliche Kraft sich in vielen Farben und Sexualitäten zeigen kann. Ich lernte, dass Frauen mit Lippenstift und Kampfstiefeln – und manchmal sogar mit einem Umhang – eine Revolution führen konnten.

Mein eigenes Erwachen als Hexe hatte jedoch schon viel früher stattgefunden.

Morganville, New Jersey, wo ich aufgewachsen bin, war ein Vorort, der jedoch damals zugleich so ländlich war, dass es auch unberührte Natur gab. In unserem Garten befand sich ein kleines Waldstück, das an einen Pferdehof grenzte, und die beiden Grundstücke waren getrennt durch einen kleinen Bach, den wir mittels einer Holzplanke überqueren konnten. Als wir klein waren, wagten meine ältere Schwester Emily und ich uns manchmal auf die andere Seite, wo wir die Pferde füttern (was mir bis heute Angst einflößt) und dicke Kleesträuße pflücken konnten. Aber die meiste Zeit verbrachten wir auf unserer Seite des Bachs, im dunklen Schatten der Bäume, unserem persönlichen Wald. In einer Ecke des Gartens bildete sich immer, wenn es regnete, eine riesige Pfütze, an deren Rand Farne wuchsen. Wir nannten diese Stelle unseren Magischen Ort. Dass er von Zeit zu Zeit verschwand und dann erneut auftauchte, trug nur zu seinem Geheimnis bei. Es war ein Portal ins Unbekannte.

In diesen Wäldern praktizierte ich zum ersten Mal Magie – ich war so in mein Spiel versunken, dass aus Fantasie Realität wurde. Stundenlang hielt ich mich dort auf, erfand Rituale mit Steinen und Stöcken, zeichnete geheime Symbole in den Staub und verlor jegliches Gefühl für die Zeit. Der Ort fühlte sich heilig und wild an, doch auch seltsam sicher.

Je älter wir werden, desto mehr werden wir dazu angehalten, unsere Köpfe nicht länger mit solchem »Unsinn« zu füllen. Einhörner werden gegen Barbiepuppen eingetauscht (obwohl beide ganz bestimmt mythische Geschöpfe sind). Wir verlieren unsere Zahnfeen, entfernen uns von unseren Zauberern. Drachen werden auf dem Altar der Jugend geopfert.

Die meisten Kinder wachsen aus ihrer »magischen Phase« hinaus. Ich wuchs tiefer in meine hinein.

Meine Oma Trudy war Bibliothekarin in der West Long Branch Library, sodass ich zahlreiche Nachmittage zwischen den Bücherreihen verbrachte, über Bigfoot, Trauminterpretation und Nostradamus las. Stundenlang hockte ich in meinem Zimmer, lernte alles über Hexen und Göttinnen und liebte alle Bücher von Autoren wie George MacDonald, Roald Dahl und Michael Ende – Schriftsteller, die die Sprache der Verzauberung beherrschten. Bücher waren mein Besen. Sie erlaubten mir, in andere Reiche zu fliegen, in denen alles möglich war.

Mein absolutes Lieblingsbuch war Junipers Hexenkind von Monica Furlong, die Geschichte eines jungen Mädchens, das von Juniper, einer lieben, wunderschönen Hexe, die auf einem Hügel im schottischen Hochland lebt, aufgenommen wird. Die Einheimischen fürchten Juniper, weil sie nicht ihre Religion praktiziert und weil sie als Frau alleine wohnt. Sie lehrt das Hexenkind, das sie liebt wie eine Mutter, Naturmedizin und Magie. Die Dorfbewohner kommen nur heimlich zu ihnen, wenn sie Heilung suchen, aber in der Öffentlichkeit werden Juniper und das Hexenkind gemieden. Hexen, so erfuhr ich aus dem Buch, sind komplizierte Geschöpfe, die großen Trost geben und großen Schrecken verbreiten können. Und ganz gleich, wie gut eine Hexe ist, oft wurde sie – im besten Fall – Ziel von Missverständnissen und – im schlimmsten Fall – von Verfolgung.

Die Hexe lebt immer gefährlich. Und doch hält sie durch.

Obwohl fiktionale Hexen meine ersten Lehrerinnen waren, entdeckte ich bald, dass Magie auch etwas Reales war. Ich ging in Esoterik-Läden und experimentierte mit Zaubersprüchen aus Taschenbüchern aus dem Einkaufszentrum. Ich bin jüdisch erzogen worden, fühlte mich aber eher von Glaubenssystemen angezogen, die sich individueller und mystischer anfühlten und das Weibliche verehrten. Schließlich fand ich meinen Weg zum modernen Paganismus, einem spirituellen Pfad, dem ich bis heute folge. Ich bin nicht die Einzige, die von einer organisierten Religion zu etwas Persönlicherem übergetreten ist: Heute, im September 2017, sagen laut Pew Research Center mehr als ein Viertel der amerikanischen Erwachsenen – 27 Prozent – von sich, sie seien spirituell, aber nicht religiös.

Jetzt identifiziere ich mich sowohl als Hexe, als auch mit dem Archetyp der Hexe, und ich verwende den Begriff fließend. Ich könnte zum Beispiel das Wort Hexe benutzen, um meinen spirituellen Glauben, meine übernatürlichen Interessen oder meine Rolle als komplexe, dynamische Frau in einer Welt zu bezeichnen, in der Frauen am liebsten lächelnd und still gesehen werden. Ich benutze es gleichermaßen aufrichtig und vorsichtig: mit einer Verbeugung vor der reichen und oft schmerzlichen Geschichte der Hexenkunst auf der ganzen Welt, und augenzwinkernd anderen Mitgliedern unserer gar nicht so heimlichen Gesellschaft von Leuten gegenüber, die für die Freiheit kämpfen, so merkwürdig und wundersam zu sein, wie wir wollen. Magie entsteht am Rand der Gesellschaft.

Um das noch einmal zu betonen: Du brauchst keine Hexenkunst zu praktizieren oder irgendeine andere Form der Spiritualität, um deine innere Hexe zu wecken. Vielleicht gefallen dir ihr Symbolismus, ihr Stil oder ihre Geschichten, aber du brauchst nicht gleich loszurennen, um einen Kessel zu kaufen oder den Himmel anzusingen. Vielleicht bist du ja eher eine nasty woman, als dass du die Göttin anbetest. Das ist vollkommen in Ordnung: Auch die Hexe gehört zu dir.

Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass das Konzept der Hexe überdauert, weil es so viel umfasst und weil sie uns so viele dunkle, funkelnde Dinge beibringen kann. Viele Leute sind fixiert auf die »Wahrheit« der Hexe, und zahlreiche gute Geschichtsbücher versuchen, das Thema unter dem Gesichtspunkt der sogenannten Faktizität anzugehen. Haben die Leute tatsächlich an Magie geglaubt? Das haben sie ganz bestimmt getan und tun es immer noch. Waren die Tausende von Opfern, die in den Hexenjagden des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts ums Leben gekommen sind, tatsächlich Hexen? Höchstwahrscheinlich nicht. Sind Hexen real? Ja, klar, du liest gerade das Buch von einer. Alle diese Dinge sind wahr.

Aber ob es nun tatsächlich Männer und Frauen gegeben hat, die Hexerei in Rom, Lancashire oder Salem praktiziert haben oder auch nicht, finde ich weniger interessant als die Tatsache, dass das Bild der Hexe so deutlich und einflussreich und, na ja, vor allem so bezaubernd geblieben ist.

Mit anderen Worten, Fakt und Fiktion der Hexe sind untrennbar miteinander verbunden. Sie nähren einander. Und von diesem verschwommenen Märchengesichtspunkt aus werde ich die Hexe im Allgemeinen in den folgenden Kapiteln auch betrachten. Es fasziniert mich, wie ein Archetyp so viele unterschiedliche Facetten haben kann. Die Hexe ist ein notorischer Gestaltwandler, und sie kommt in zahlreichen Verkleidungen daher:

Eine alte Hexe mit spitzem Hut, die verrückt kichert, während Knochensuppe in ihrem Kessel kocht.

Eine Verführerin mit roten Lippen, die ihrem ahnungslosen Liebhaber einen Zaubertrank in den Drink schüttet.

Eine als Mann verkleidete französische Revolutionärin, die die Stimmen von Engeln und Heiligen hört.

Eine perfekt frisierte Hausfrau aus der Vorstadt, die mit einem Naserümpfen trotz der Proteste ihres Ehemanns ihre Umstände verändert.

Eine Frau, die im Central Park in New York mit ihrem Hexenzirkel tanzt, um den Wechsel der Jahreszeiten oder eine neue Mondphase zu begehen.

Die Hexe hat ein grünes Gesicht und eine Armee geflügelter Affen.

Sie trägt Schals, Leder und Spitze.

Sie lebt in Afrika; auf der Insel Aeaea; in einem Turm; in einer Hütte aus Hühnerkeulen; in Peoria, Illinois.

Sie lauert in den Wäldern der Märchen; in den vergoldeten Rahmen von Gemälden; in den Plots von Sitcoms und Romanen für junge Erwachsene und zwischen den Zeilen geisterhafter Blues-Songs.

Sie ist eine Einzelgängerin.

Sie kommt zu dritt.

Sie ist Mitglied eines Zirkels.

Manchmal ist sie ein Er.

Sie ist faszinierend, sie ist grässlich, sie ist hinterlistig, sie ist allgegenwärtig.

Sie ist unser Verhängnis. Sie ist unsere Befreiung.

Unsere Hexen sagen über uns genauso viel aus wie über alles andere – im Guten wie im Schlechten.

Mehr als alles andere jedoch ist die Hexe ein strahlendes und dunkles Symbol weiblicher Macht und eine Kraft, die den Status quo untergräbt. Ganz gleich, welche Gestalt sie annimmt, immer bleibt sie eine Energiequelle magischer Unruhe, die wir alle anzapfen können, wenn wir einmal aufgeladen werden müssen.

Sie ist auch ein Gefäß für unsere widersprüchlichen Gefühle über weibliche Macht: unsere Angst davor, unser Verlangen danach und unsere Hoffnung, dass sie stärker wird, trotz der Flammenwerfer, die ständig darauf gerichtet sind.

Ob die Hexe als bösartig oder tapfer dargestellt wird, immer verkörpert sie die Freiheit – ihren Verlust und ihren Gewinn. Sie ist vielleicht der einzige weibliche Archetyp, der unabhängig agiert. Jungfrauen, Huren, Töchter, Mütter, Ehefrauen – alle werden darüber definiert, mit wem sie schlafen oder nicht, wie viel Fürsorge sie geben oder erhalten, oder welche symbiotische Schuld sie letztendlich zahlen müssen.

Die Hexe hingegen schuldet nichts. Das macht sie gefährlich. Und das macht sie auch göttlich.

Hexen verfügen über Macht zu ihren eigenen Bedingungen. Sie haben Spielraum. Sie erschaffen. Sie preisen. Sie verkehren mit dem spirituellen Reich, völlig allein und ohne Vermittler.

Sie verwandeln sich, und sie lassen Dinge geschehen. Sie bewirken Veränderungen, die die Welt, so wie sie ist, in die Welt verwandeln sollen, wie sie sie gerne hätten.

Das ist auch der Grund, warum es etwas ganz anderes ist, als Hexe bezeichnet zu werden, als sich selbst als Hexe zu bezeichnen. Ersteres ist oft abwertend gemeint, eine Attacke gegen etwas, was als Bedrohung wahrgenommen wird.

Letzteres ist ein Akt der Inanspruchnahme, ein Ausdruck von Autonomie und Stolz. Es ist wichtig, beide ­Aspekte des Archetyps zu bedenken. Sie mögen widersprüchlich scheinen, aber aus ihrem Zusammenspiel kann man viel herausziehen.

Die Hexe ist auch ein ultimatives feministisches Symbol, weil sie weibliche Unterdrückung und Befreiung zugleich symbolisiert. Sie zeigt uns, wie wir unsere Macht und Magie anzapfen können, obwohl viele versuchen, den Stecker herauszuziehen.

Wir brauchen sie heute mehr denn je.

Wir wollen nun den Archetyp der Hexe erforschen: Es folgen Betrachtungen über ihre verschiedenen Aspekte und Assoziationen, Fragen, die im Laufe meines Lebens immer wieder aufgekommen sind, und Lektionen, die ich auf dem Pfad der Hexe gelernt habe.

Und auch du kannst dich mit ihr identifizieren, wenn du merkst, dass du ihrem Zauber erliegst.

Sieh dich um. Blicke in dich hinein.

Die Hexe erwacht.

1. Gut, böse, Hexe

»Du bist eine gute Hexe, oder?«, fragt mich die CEO des Unternehmens, für das ich arbeite, als wir bei Apérol Spritz in einem schicken Restaurant im West Village in Manhattan sitzen. Rasch nimmt sie einen Schluck, dann schaut sie mich über den Rand ihres Glases mit einem nervösen Lächeln an.

»Natürlich«, erwidere ich lachend und wechsle dann schnell das Thema. Das ist nicht gelogen. Ich stand nur schon häufiger vor dieser Frage, und heute Abend habe ich keine Lust, mich ihr zu stellen. Ich will meine persönlichen Überzeugungen und jenseitigen Freizeitaktivitäten nicht als Small Talk abhandeln, nur damit der Fragende sich wohlfühlt. Ich will nicht in eine Schublade gesteckt werden: gute Hexe oder böse Hexe.

Ich verstecke mein Hexen-Ich nicht. Ehrlich gesagt glaube ich auch gar nicht, dass ich das könnte. Da sind mein Podcast, meine Bücher und die anderen Magie-orientierten Projekte – ganz zu schweigen von meiner Vorliebe für durchsichtige dunkle Stoffe und Mondschmuck. Bei mir stimmen Aussehen und Überzeugung überein. Problematisch wird es nur, wenn meine Identität als Hexe sich mit meinen anderen Rollen kreuzt. Wie zum Beispiel als Schwiegertochter von zwei Priestern der Episkopalkirche. Oder als Fremde, die einer unbekannten Person auf der Party einer Freundin vorgestellt wird. Als öffentliche Person, die vierzehn Jahre lang ein großes Unternehmen vertrat. Ganz gleich, wie positiv in der letzten Zeit die Berichterstattung ist, das Wort Hexe als persönliche Beschreibung verstört die Leute.

Instinktiv will ich ihre Ängste beschwichtigen: Nein, ich bin keine Satanistin (obwohl die Satanisten, die ich kennengelernt habe, eigentlich ganz nett und vor allem ganz anders waren, als man sie sich vorstellt!). Nein, ich spreche keine Flüche aus, um jemandem zu schaden (jedenfalls jetzt nicht mehr!). Nein, ich bin nicht böse (nicht mehr als irgendjemand anders, der sich bemüht, aber letztendlich an den Schwächen der Menschheit scheitert.). Nein, nein, nein, ich will nicht Ihre Ehe verfluchen, Ihre Ernte vernichten, die Milch sauer werden lassen, Ihr Blut trinken oder Ihre Kinder töten. Keine Sorge, ich verspreche: Ich bin keine Vertreterin des Teufels!

Hexe ist ein Wort, das ich für mich gewählt habe. Zum Teil ist es eine Kurzform, um auszudrücken, dass ich Heidin bin, allgemeiner Sprachgebrauch in einer großen Gemeinschaft von Menschen, die einen Zugang zur Spiritualität außerhalb der etwa fünf vorherrschenden Weltreligionen haben (auch wenn er nicht zwangsläufig im Gegensatz dazu stehen muss). Ich befolge das heilige Rad des Jahres und die Mondzyklen, feiere Rituale und jahreszeitlich passende Feste. Ich ehre die Natur und die Göttlichkeit in mir und allen Lebewesen, und ich strebe danach, Licht zu verbreiten und im Dienst eines höheren Wesens als ich selbst zu sein: der Geist, die Götter, die Göttin, das Geheimnisvolle – das, was keine Sprache benennen kann.

Und bei all dem habe ich pünktlich meine Miete gezahlt, einen verantwortungsvollen Alltagsberuf gehabt, Dingen, an die ich glaube, Zeit und Geld geschenkt, und meinem Mann, unseren Freunden und unserer Familie durch dick und dünn beigestanden.

Ja, vielen Dank, ich halte mich für eine ziemlich tolle Hexe.

Es mag die Dinge noch zusätzlich komplizieren, aber in Hexenzirkeln gibt es andere Klassifikationen, die über »gut« und »böse« hinausgehen. Manche sprechen von »weißen Hexen«, Hexen, die gelobt haben, keinen Schaden anzurichten, und »schwarzen Hexen«, die mit Verwünschungen und Flüchen arbeiten – aber diese Begrifflichkeiten haben einen rassistischen Unterton. Manche unterscheiden auch in »linke« und »rechte« Magie, was auf der einen Seite bedeutet, dass jemand hauptsächlich an individueller Selbstentwicklung interessiert ist, während andererseits die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder einer universellen Gottheit im Vordergrund steht. Manche praktizieren »Chaos-Magie«, was ein wenig alarmierend klingt, aber einfach nur eine postmoderne Haltung des »alles, was funktioniert« bedeutet und Bilder und Techniken aus verschiedenen Religionen und Genres auf manchmal unorthodoxe oder sogar humorvolle Weise miteinander vermischt.

Wie bei allen Systemen mit Kategorien gibt es unterschiedliche Interpretationen dieser Begriffe, und manchmal verschwimmen die Grenzen. Zudem fühlen sich viele Menschen von Hexenmagie angezogen, weil sie eben hoch individuell ist. Es gibt nicht ein Buch, einen einzelnen Führer oder ein einheitliches Regelsystem. Du lernst es, während du es machst. Du forschst, du experimentierst, und du entwickelst dich, während du anderen begegnest, die ebenfalls diesen Weg eingeschlagen haben.

Die meisten Praktizierenden sind die leidenschaftlichsten, neugierigsten Menschen, denen ich je begegnet bin. Liebe und Wissen stellen sie über alles, und in vielen Fällen merkt man erst, dass sie Hexen sind, wenn sie es einem sagen. Ich kenne Hexen, die Anwälte, Köche, Lehrer, Marketingmanager, Künstler, Buchhalter, Krankenschwestern und alles Mögliche dazwischen sind. Wenn man sich der Hexenmagie verschreibt, strebt man nach Selbstoptimierung, ehrt das Heilige und versucht letztendlich, aus diesem Planeten einen besseren Ort zu machen. Und es macht einem klar, dass Licht und Dunkelheit große Geschenke sein können. Zwar ähneln sich unsere Rituale oft, aber jeder geht ein bisschen anders an die Dinge heran. Wir sagen vielleicht Zaubersprüche, vollziehen Rituale, meditieren, suchen Führung bei Systemen wie Astrologie oder Tarotkarten. Wir ehren unsere Vorfahren, feiern die Zyklen der Natur, bitten um Unterstützung oder sagen Dank. Wir wollen vielleicht heilen oder spirituell dienen. Aber ganz gleich, in welcher Form sich unsere Magie äußert, für viele von uns bedeutet das Wort Hexe, dass wir aktiv das Paradox verkörpern, eine transzendente Erfahrung zu machen, bei der wir uns tiefer mit uns selbst und den anderen hier auf der Erde verbunden fühlen.

Ich bezeichne mich auch noch aus anderen Gründen als Hexe. Für mich ist es ein Mittel zur Identifikation, wie ich mich in der Welt bewege und welche Art von Energie ich ausstrahlen möchte.

Es kann jederzeit auch bedeuten, dass ich Feministin bin; jemand, der Freiheit für alle zelebriert und der mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen Ungerechtigkeit kämpft; eine Person, die Intuition und Selbst-ausdruck schätzt, ein verwandter Geist von Menschen, die das Unkonventionelle, den Underground und das Unheimliche lieben. Oder es kann sich auch einfach nur auf die Tatsache beziehen, dass ich eine Frau bin, die sich traut, ihre Meinung offen zu sagen und das ganze Spektrum menschlicher Emotion zu äußern – ein Verhalten, das von der Gesellschaft immer noch mit Vorurteilen oder Verachtung quittiert wird. Wie viele andere heutzutage benutze ich dieses Wort mit absoluter Überzeugung und zugleich mit einem Augenzwinkern. Und wie viele dieser Bezeichnungen ist es ja auch bedeutungsschwanger und verschlüsselt. Ich achte darauf, wie ich es verwende, wann, warum und mit wem, weil es ein Wort mit Gewicht ist, auch wenn es befreit.

Es lässt sich nicht reduzieren. Es wehrt sich gegen Doppeldeutigkeit. Und genau deshalb liebe ich es. Ja, genau, das tue ich.

Das Problem mit Hexen ist, dass sie immer schon schwer zu definieren waren.

Die meisten Bücher über die Geschichte der Hexen beginnen gleich, nämlich mit dem Wort selbst: wo es herkommt, was es bedeutet und wie die Autorin es im weiteren Text benutzen will.

Es wird gerne behauptet, die Etymologie des Wortes witch (Hexe) sei unklar. Die meisten Quellen sagen, es stamme vom Altenglischen wicca oder wicce ab, was »männlicher oder weiblicher Magie-Arbeiter« bedeutet. Manche sagen jedoch auch, das Wort witch habe etwas mit dem geschmeidigen Biegen von willows (Weiden) zu tun. Oder es sei eine Permutation älterer Wörter für »wisdom« oder »wise«. Und daraus schließt man häufig, dass die Hexe über Wissen verfügt, die Realität nach ihrem Willen zu verändern oder zu formen.

All das bezieht sich natürlich nur auf die westliche Hexe in ihrem deutlich europäischen Kontext. Aber fast jede Kultur hat ihre Version von Hexen, ganz zu schweigen von der Vielzahl von Zauberern, Wahrsagern, Orakeln, Heilern und Schamanen. Bei diesem Buch werde ich mich hauptsächlich auf das aus dem Englischen entstandene Wort witch (Hexe) beschränken, da es schon kompliziert genug ist.

Was meinen wir also, wenn wir es verwenden?

Nun, das kommt darauf an.

In Ronald Huttons Buch The Witch: A History of Fear, from Ancient Times to the Present, erklärt er, es gäbe aktuell nicht weniger als vier allgemeine Bedeutungen des Wortes Hexe. Ich fasse seine Erläuterungen zusammen: jemand, der Magie als böses Mittel benutzt; jede Person, die überhaupt Magie anwendet (ob gut, böse oder neutral); ein Anhänger der Naturreligion Paganismus wie zum Beispiel eine Wicca; und eine Figur mit grenzüberschreitender weiblicher Macht. Die meisten historischen Bücher legen den Fokus auf die erste Definition. Schließlich bringt man Hexen seit eh und je mit dem Bösen in Verbindung.

Aber heute verschwimmen diese Definitionen und beeinflussen einander. Die Hexe wäre heute zum Beispiel kein feministisches Symbol ohne diese vor allem bösartige Bedeutung, sich gegen alles aufzulehnen.

Malcolm Gaskill schreibt über die »Verschwommenheit« des Hexen-Archetypus. In seinem Buch Hexen und Hexenverfolgung: Eine kurze Kulturgeschichte heißt es: »… Hexen lassen sich nicht simplifizieren. Sie sind so vielfältig und kompliziert wie die Kontexte, zu denen sie gehören: Wirtschaft, Politik, Religion, Familie, Gemeinschaft und Mentalität …«

Oder, wie Jack Zipes es noch prägnanter in The Irresistible Fairy Tale formuliert: »Wir benutzen das Wort ›natürlich‹ in allen westlichen Ländern, als wüssten wir alle, was eine Hexe ist. Wir wissen es nicht.«

Mein Lieblingssatz zu diesem Thema stammt jedoch von Margot Adler, die in Drawing Down the Moon, ihrem monumentalen Buch über modernen Paganismus, schreibt: »Die lexikografischen Definitionen von Hexe sind ziemlich verwirrend und haben nur wenig mit den Definitionen zu tun, die Hexen selbst geben.«

Nun, man könnte jetzt vorschlagen, wenigstens einen Blick auf die Fakten zu werfen und beim Beginn der menschlichen Zivilisation anzufangen, als die meisten Menschen Magie für real hielten. Das Problem ist nur, dass wir unmöglich eine klare Geschichte der Hexe als solche herausarbeiten können, auch wenn es mehrere Versuche gegeben hat. In diesen Büchern ist zu lesen, dass es überall auf der Welt unzählige traditionsreiche Formen von Magie, Hexerei und Schamanismus gibt. Viele dieser Glaubenssysteme existieren seit Jahrtausenden und sind von Menschen jedes Geschlechts praktiziert worden.

Aber wie bringt uns das alles zu dem Punkt, an dem wir uns heute befinden? Im Merriam-Webster stoßen wir auf folgende Definition: Eine Hexe ist »jemand, dem für gewöhnlich bösartige übernatürliche Kräfte zugeschrieben werden; vor allem: eine Frau, die für gewöhnlich schwarze Magie ausübt mit der Hilfe des Teufels«. Wann ist dieses »vor allem: eine Frau« aufgetaucht? Schließlich hat es immer auch Männer gegeben, die Magie praktizierten und sich Hexer genannt haben – oder als solche bezeichnet wurden. Gerald Gardner, der Gründer der Religion, die man später Wicca genannt hat, war ein Mann. Und doch waren die meisten Personen, die im Namen der Magie verfolgt wurden, Frauen.

Wenn eine Gruppe von Leuten gebeten würde, Bilder einer Hexe von heute zu zeichnen, würde wahrscheinlich jeder ein ähnliches visuelles Kürzel verwenden: eine Frau mit einem spitzen schwarzen Hut und langen Haaren, eher schon reifer und begleitet von einem Besen, einem Kessel und/oder einer Katze. Als ich ein Mitglied des Unicode Emoji Subcommittee fragte, warum das universelle Emoji einer Person mit spitzem Hut und Zauberstab Magier hieß statt Hexe, antwortete er mir: »Die Namen für Fantasie-Figuren sollten meiner Meinung nicht mit einem Geschlecht in Verbindung gebracht werden. … Hexe gilt im Allgemeinen als weiblich (obwohl ich es besser weiß!) … Wir dachten auch an Zauberer oder Hexenmeister, aber diese gelten als typisch männlich. Ich schlug Magier vor, weil ich es für eine gute Kurzform von ›magischer Person‹ hielt und das vorgegebene Bild (laut der Richtlinien von Unicode) ›geschlechtsneutral‹ sein sollte.«

Lassen wir das Thema Geschlecht einmal für einen Moment außer Acht und beschäftigen uns mit den Absichten der Hexe. Hier wird die Frage »gute Hexe/böse Hexe« noch undurchsichtiger. Viele unserer modernen Vorstellungen von Bösartigkeit stammen aus fehlerhaften historischen Quellen. So sind zum Beispiel die Gelehrten, die vorgeschlagen haben, die teuflischen »Geständnisse« der Hexerei während der Hexenjagden in Europa und im kolonialen Neu-England als Beweis für echte Hexenkunst zu nehmen, weitestgehend diskreditiert worden. Außerdem bleiben aus dieser Zeit nur relativ wenige zuverlässige Berichte. Unsere Hexenvorstellungswelt stammt entweder aus Handbüchern für die Hexenjagd, die von den voreingenommenen Jägern selbst geschrieben wurden, oder von der Widerlegung dieser Bücher durch andere Autoren aus der Zeit.

Auch die »Transkripte« von Hexenprozessen sollten nicht zu wörtlich genommen werden. Es ist die reine Untertreibung, wenn man sagt, dass die Angeklagten vielleicht nicht die verlässlichsten Erzähler waren, da sie unter unvorstellbar grausamen Umständen, körperlicher Folter, psychologischer Verzweiflung und/oder Täuschung um ihr Leben kämpften. Zudem waren die Dokumente, die diese sogenannten Geständnisse enthielten, oft falsch aufbewahrt, und viele von ihnen existieren nicht mehr, wenn es sie überhaupt jemals gegeben hat. Unser Wissen über Amerikas berühmtesten historischen Hexenprozess, die Hexenprozesse von Salem, ist zum Beispiel bestenfalls Stückwerk. Stacy Schiff schreibt in ihrem Buch The Witches: Salem, 1692: »Es gibt keine Spur auch nur eines einzigen Verhandlungstages im Hexenprozess. Wir haben Berichte von den Prozessen, aber keine Protokolle … Die Gerichtsprotokolle von Salem sind ausgelöscht … Über einhundert Berichterstatter schrieben mit, aber nur wenige hatten die entsprechende Ausbildung dafür. Sie waren erschreckend widersprüchlich.« Die Hexenprozesse bewiesen jedoch, dass vor allem nicht-magische menschliche Wesen so böse und mordlustig sein können, wie sie es von den sogenannten »Hexen« fürchten.

Allerdings wurden auch viele Texte aus dem neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, die die Grundlagen für positive Beschreibungen von Hexen legten – einschließlich der modernen Religion von Wicca – infrage gestellt. Bücher wie Charles Godfrey Lelands Aradia, or the Gospel of the Witches, Sir James George Frazers Der goldene Zweig, Margaret Murrays The Witch-Cult in Western Europe, Robert Graves’ The White Goddess und Marija Gimbutas The Language of the Goddess, um nur ein paar zu nennen, trugen zwar zu einem positiveren – oder sogar romantischeren – Hexenbild bei, sie wurden jedoch genauestens überprüft, und es gab Diskussionen über ihre Aussagekraft. So wichtig es auch sein mag, Hexen aus der Hölle zu ziehen und auf einen Sockel zu heben, nach den heutigen akademischen Standards basieren diese eher naiven Werke über Hexen auf Vermutungen, mangelnder Forschung oder einfach nur poetischen Freiheiten.

Außerdem sind diese »historischen« Erkenntnisse über Hexen durchsetzt mit Details aus Legenden, Mythen und Märchen. Unsere Annahmen über Hexen haben sich über die Jahrhunderte zu einem dunklen Schichtkuchen voller Assoziationen verdichtet. Geschichten von fiktionalen Hexen und Vorstellungen von »tatsächlichen« Hexen vermischen sich und lassen neuere Versionen entstehen. Deshalb halte ich es für effektiver, über die Hexe als Symbol und nicht als Realität zu sprechen, so real sie auch manchmal sein mag.

Fairerweise muss man allerdings sagen, dass bis zum letzten Jahrhundert die Hexe in Geschichten – ob in Romanen oder vorgeblichen Sachbüchern, wie im Fall der Hexenprozesse in der realen Welt – fast immer als Gefahr dargestellt wurde, die versuchte, Kinder, tapfere Frauen und aufrechte Männer ins Verderben zu stürzen. Und genau deshalb wird sie den Schwefelgestank auch nie vollständig los, ganz gleich, wie sehr man sie auch schrubbt.

Wenn also die Hexe seit Jahrtausenden eine Art Ungeheuer gewesen ist, wie kam es dann, dass auf einmal doch von der »guten Hexe« die Rede war? Wir werden in den folgenden Kapiteln immer wieder auf dieses Thema stoßen, aber es gibt einige besonders wichtige Glieder in der Kette.

Trotz jahrhundertelanger schlechter Presse begann sich die allgemeine Haltung Hexen gegenüber im neunzehnten Jahrhundert zu verschieben, was von dem 1862 erschienenen Buch des französischen Historikers Jules Michelet Die Hexe noch beschleunigt wurde. Jules Michelet schreibt, das Wort Hexe werde von der Kirche als Verleumdung gegen jede weibliche Heilerin oder »Hohepriesterin der Natur« eingesetzt. Diese Hexen, wie er sie nennt, waren tragische Figuren, die unterdrückt und beinahe ins Vergessen gedrängt wurden von der männlich dominierten katholischen Kirche, Feudalherrschern und der Wissenschaft: »Wo hätte sie sich niederlassen sollen außer in der Wildnis, dieses bedauernswerte Kind, so heftig verfolgt, so bitter verflucht und verbannt?« Er erläutert, wie diese Hexen die Angelegenheit dann selber in die Hand nehmen, indem sie ihre eigene satanische Religion gründen, wo, im Gegensatz zur Kirche, Weiblichkeit und Natur gefeiert wurden.

Die Hexe ist eines der frühesten Werke, das Hexen freundlich gegenübersteht. Zudem ist es eine Abhandlung über die allgemeine Unterwerfung weiblicher Macht. Zwar steckt es voller historischer Ungenauigkeiten und enthält viele eigene Fantasien des Autors, aber trotzdem war seine Wirkung auf die populäre Wahrnehmung von Hexen enorm.

1863 wurde Michelets Buch unter dem weitaus reißerischeren Titel Satanism and Witchcraft ins Englische übersetzt, und wir sehen seinen direkten Einfluss im Werk von Dichtern, Filmemachern und Künstlern des zwanzigsten Jahrhunderts, unter anderem auch bei den Surrealisten, die Michelets romantisierende Sicht der Hexe in ihr Werk einbezogen. 1973 gab es auch eine lose Adaptation des Buches im psychedelisch angehauchten Film Kanashimi no Belladonna (Die Tragödie der Belladonna) des japanischen Anime-Studios Mushi Production, der 2016 in die Kinos kam. Die Wirkung von Michelets Hexe geht jedoch weit über diese offensichtlichen Neu-Interpretationen hinaus. Sie kann direkt mit den berühmtesten fiktionalen Hexen aller Zeiten in Verbindung gebracht werden.

Als 1900 L. Frank Baums Buch Der Zauberer von Oz erschien, waren Konzept – und Terminologie – der guten Hexen und bösen Hexen im populären Bewusstsein ein für alle Mal geprägt.

In Baums ursprünglicher Geschichte sind es eigentlich zwei gute Hexen. Zum einen ist da die Hexe des Nordens, der Dorothy bei ihrer Ankunft in Oz begegnet, nachdem ihr Haus die böse Hexe des Ostens nach dem Wirbelsturm unter sich begraben hat. Die Hexe des Nordens ist eine alte Frau in einem glitzernden weißen Gewand, die Dorothy magische Silberschuhe schenkt (so heißt es im Originaltext – rot waren sie nur im Film). Sie gibt ihr auch den »Hexenkuss«: ein schimmernder Fleck auf Dorothys Stirn, der sie und ihre Freunde während der Geschichte beschützt.

Glinda, die gute Hexe des Südens – und die einzige Hexe, die Baum mit einem Vornamen bedachte – erscheint eigentlich erst am Ende der Geschichte, obwohl von vorneherein klar ist, dass sie die mächtigste Hexe von allen ist. Als Dorothy und ihre Gefährten schließlich Glinda begegnen, sind sie beeindruckt von ihren roten Haaren, ihren blauen Augen und ihrem jugendlichen Aussehen (trotz ihres hohen Alters, wie uns gesagt wird). Auch ihre Großzügigkeit rührt sie. »Du bist genauso gut, wie du schön bist!«, ruft Dorothy, als Glinda dem Blechmann, dem feigen Löwen und der Vogelscheuche maßgeschneiderte Wünsche erfüllt. Dann sagt ihr die freundliche, schöne Hexe, wie sie mit den Silberschuhen zurück zu ihrer Tante Em kommt.

Es ist eine spektakuläre Geschichte, nicht nur als Parabel über Freundschaft und Wahrheitssuche, sondern auch wegen ihrer außergewöhnlichen Originalität. Die Smaragdstadt, der gelbe Ziegelsteinweg, die Zauberschuhe, ein tapferes Mädchen vom Land und natürlich die guten und die bösen Hexen scheinen zeitlose Ikonen des »ersten amerikanischen Märchens« zu sein, wie es manche genannt haben. Aber einige dieser Ideen stammen nicht von Baum. Viele von ihnen gehen zurück auf den Einfluss seiner Schwiegermutter, der Suffragette und Frauenrechtspionierin Matilda Joslyn Gage.

Gage war Anhängerin der Theosophie, der gnostischen religiösen Bewegung im neunzehnten Jahrhundert, die mystisches Gedankengut aus dem Osten in den Westen brachte. Die Vorstellung einer spirituellen Reise, bei der man dreizehn goldene Stufen hinaufsteigen muss, um Erleuchtung im Tempel göttlicher Weisheit zu finden, muss ihr ebenso vertraut gewesen sein wie die Tatsache, dass man die ultimative Wahrheit hinter allen Weltreligionen entdecken kann, indem man den Schleier der Illusion metaphorisch lüftet (oder vielleicht hinter einen Vorhang späht). Interessanterweise wurde die Theosophische Gesellschaft von einer anderen mächtigen Frau gegründet, Madame Helena Petrowna Blavatsky, eine der wenigen spirituellen Führerinnen ihrer Zeit, die in ihrem Leben von der Presse häufig beschimpft und als Betrügerin bezeichnet wurde.

Doch die Theosophie hatte zahlreiche Anhänger, so wie auch heute noch. Ermutigt von Gage, traten Baum und seine Frau, Maud Gage Baum, am 4. September 1892 der Chicagoer Ortsgruppe der Theosophischen Gesellschaft bei. (Er begann auch auf Geheiß seiner Schwiegermutter damit, seine Geschichten schriftlich festzuhalten.)

Wie viele Suffragetten war auch Gage eine Gegnerin der Sklaverei. In ihrem Elternhaus in Fayetteville, New York, befand sich eine U-Bahn-Station. »Ich glaube, ich bin schon mit dem Hass auf Unterdrückung auf die Welt gekommen«, soll Gage 1888 auf dem International Council of Women gesagt haben, wo sie davon erzählte, wie sie Sklaven Schutz geboten und Versammlungen gegen die Sklaverei besucht haben.

Baums gute Hexen von Oz sind auf gewisse Weise auch gegen die Sklaverei, da diese in den Reichen der bösen Hexen vorkommt. Als die böse Hexe des Ostens zu Beginn der Geschichte getötet wird, sagt die gute Hexe des Nordens zu Dorothy: »Sie hat viele Jahre lang alle Munchkins gefangen gehalten; sie mussten Tag und Nacht als Sklaven für sie arbeiten. Jetzt sind sie alle frei, und sie sind dir dankbar dafür …« Und die böse Hexe des Westens hält die Winkies als Sklaven. Dorothy erfährt am eigenen Leib, wie sich Sklaverei anfühlt, als die böse Hexe sie gefangen hält: Sie muss endlose Tage in der Küche der Hexe für sie schuften, und auch der Löwe wird eingesperrt. Nachdem die Hexe tot ist, befreit Dorothy sofort die Winkies, die den Tag zum jährlichen Feiertag erklären.

Am wichtigsten für Baums Entwicklung des Konzepts der »guten Hexe« war jedoch Gages 1893 erschienene Abhandlung Woman, Church and State, die nur fünf Jahre vor ihrem Tod veröffentlicht wurde. Darin schreibt sie, dass die Unterwerfung der Frauen in ihrer Zeit vergleichbar sei mit den europäischen Hexenjagden. Sie glaubte, die Hexen wurden verfolgt, weil ihre Weisheit eine Bedrohung für die patriarchalische Kirche war. Gage schreibt: »Unter welchem Vorwand Hexen auch immer verfolgt wurden, wir haben zahlreiche Beweise dafür, dass die sogenannte ›Hexe‹ zu den wissenschaftlich gebildetsten Personen ihrer Zeit gehörte. Die Kirche, die in ihrer Lehre Bildung für Frauen verboten hatte, war zutiefst empört darüber, dass Frauen mit ihrer Weisheit die tiefsten Geheimnisse der Natur ergründen konnten. Im Mittelalter wurde darüber diskutiert, ob man Frauen überhaupt etwas lernen lassen sollte, da sie erst durch Wissen zum Bösen fähig würden.«

Indem sie brillante Frauen als »Hexen« bezeichnete, konnte die Kirche sie dämonisieren und hatte einen Vorwand, um sie unschädlich zu machen. (Oder wie Lisa Simp­son es 115 Jahre später formulierte: »Wie kommt es nur, dass selbstbewusste, starke Frauen als Hexen bezeichnet werden?«)

Und wie kam Gage auf diese Idee? Zumindest teilweise durch Jules Michelets Die Hexe, die sie mehrmals in ihren Fußnoten anführt.

Obwohl Gages Schriften einen großen Einfluss auf die Entwicklung des amerikanischen Feminismus hatten, sind sie wie Die Hexe voller Ungenauigkeiten. Wir wissen heute, dass ein Großteil der Frauen und Männer, die während der Hexenjagden ums Leben kamen, wahrscheinlich aus unteren, ungebildeten Schichten stammten und nicht zu den »zutiefst wissenschaftlichen Personen« gehörten, die sie sich vorgestellt hatte. Gage ist auch verantwortlich für die weitere Verbreitung der heute widerlegten Behauptung, dass in Europa neun Millionen Hexen ermordet wurden – aktuellen Studien zufolge liegen die Zahlen irgendwo zwischen fünfzig- und zweihunderttausend.

Nichtsdestotrotz entzündete ihre neue Sicht auf die Hexenjagden die Fantasie vieler ihrer Leser wie auch ihres Schwiegersohns. Ohne Gage hätte L. Frank Baum vielleicht nie gute Hexen erfunden.

Alles in allem hat Gage deutliche Spuren in Oz hinterlassen, und gute Hexen gibt es dank ihr bis zum heutigen Tag. In ihrem Buch Witches, Sluts, Feminists: Conjuring the Sex Positive schreibt Kristen J. Sollée: »… für Gage gehörte das göttliche Weibliche zu ihrer spirituellen Praktik, und sie ist die erste Suffragette, die das Wort ›Hexe‹ in den Mund nimmt. … Ohne Gage würden Hexen in der Volkskultur wahrscheinlich immer noch als nur böse gelten.«

Man könnte sagen, Matilda Joslyn Gage war die ursprüngliche Glinda.

1939, fast vierzig Jahre nach der Veröffentlichung von Baums Buch, brachte MGM den Film Der Zauberer von Oz in die Kinos, und seitdem hören wir Dorothys Frage an Glinda: »Bist du eine gute oder eine böse Hexe?« Der Film wurde aus vielen Gründen ein Klassiker, aber ganz bestimmt auch, weil er Baums Idee der guten Hexen ins kulturelle Bewusstsein der Massen injizierte. Und er diente späteren glamourösen Hexengestalten wie Veronica Lakes Jennifer im Film Meine Frau, die Hexe (1942), Kim Novaks Gillian Holroyd in Meine Braut ist übersinnlich (1952) und Elizabeth Montgomerys Samantha Stephens in der ABC-Fernsehserie Verliebt in eine Hexe (1960er-Jahre) als Türöffner. Michelet, Gage und Baum haben dazu beigetragen, die Hexe aus ihrem Schattendasein zu befreien, und Hollywood hat sie ins Rampenlicht gestellt.

MGMs Version von Glinda bildete die Grundlage für eine Bildschirm-Hexe, die nicht nur gut, sondern auch wunderschön war. Sie wurde von dem Film- und Bühnenstar Billie Burke gespielt, der Ehefrau des legendären Broadway-Produzenten Florenz Ziegfeld Jr., der die Ziegfeld Follies erfunden hat. Burke war vierundfünfzig Jahre alt, als sie Oz drehte – fast zwanzig Jahre älter als Margaret Hamilton, die die abscheuliche böse Hexe des Westens spielte.

Im Film sind Glinda und die namenlose böse Hexe totale Gegensätze: Glinda ist ein lebendes Zuckerstückchen, ekstatisch in sternenbesätem Pink, teils Fee, teils Flamingo. Am liebsten gleitet sie dahin, und wenn sie in einer schillernden Seifenblase erscheint, zwitschernd und in Rüschen, wissen wir sofort, dass sie ein gutes Wesen ist. Sie hat ein Sternenzepter und trägt eine Krone, die an die Muttergottes erinnert. Und schließlich ist auch Glinda eine Heilige. Himmlisch, luftig und wortgewandt, ein schimmerndes, mädchenhaftes Geschöpf. Aber sie ist auch eine Mutterfigur, eine Wächterin, eine Gebende. Sie ist die vollendete Güte.

Die böse Hexe des Westens ist ihr genaues Gegenteil. Eckig und in Schwarz gehüllt, empfängt sie uns mit einer Kakophonie von Kreischen und Krächzen. Sie ist eine heftige Frau, ein Geschöpf des Feuers und des Verlangens, mit ihrem libidinösen Lachen und ihrer Vorliebe für rote Schuhe. Ihre Bewegungen sind nicht fließend, sie fliegt – eine pfeildirekte Vorwärtsbewegung, den Besen zwischen den Beinen, eine Rauchfahne hinter sich lassend. Sie ist ein lebender Brand, ungehemmt, schnell und versengend. Selbst zu Beginn des Films in ihrer Verkleidung als ihre Doppelgängerin, die gemeine Miss Gulch, fährt sie Fahrrad – eine ziemlich eigenständige Aktivität für eine Frau in den 1930er-Jahren. Im Gegensatz zu ihrer rosigen, hermetisch versiegelten Gegenspielerin spürt diese Hexe die Luft auf ihrer Haut. Aber sie ist auch ein Charakter der Unterwelt, Königin in einer Art von Gegenwelt, in einem grauen Schloss auf einem Gebirge, das aussieht wie eine Reihe spitzer Zähne. Die Haut der bösen Hexe ist von einem grellen Grün, das an Gift, Neid und Pest denken lässt. Ihre erbsenfarbene Blässe und überhaupt ihre ganze Farbpalette sagen uns, dass sie Tod und Verderben bringt.

Ironischerweise war die Rolle der bösen Hexe des Westens am bedrohlichsten für die Schauspielerin, die sie spielte. Das grüne Make-up war auf Kupferbasis und, wie das Oz-Wiki sagt, »potenziell giftig«. Es konnte nur mit Alkohol entfernt werden, eine äußerst schmerzhafte Prozedur, weil die Haut dabei unangenehm brannte. Auch essen konnte Hamilton kaum, während sie in dem Kostüm steckte. Hauptsächlich nahm sie Flüssigkeit zu sich oder ließ sich das Essen in kleine Stücke zerteilen und von ihrer Produktionsassistentin in den Mund stecken. Einige Quellen behaupten, Hamiltons Haut sei noch Wochen nach Abschluss der Dreharbeiten grün gefärbt gewesen. Noch schlimmer war, dass ihr Kostüm in Brand geriet, während sie die Szene im Munchkinland drehte, und sie erlitt Brandwunden im Gesicht und an ihrer rechten Hand und musste die Dreharbeiten zwei Monate unterbrechen, bis alles wieder verheilt war. Wie so oft bei Hexen ist die Linie zwischen Bösewicht und Opfer mit Ruß beschmutzt.

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