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Hat der Mega-Bestseller "Warum haben Männer Brustwarzen" Ihre Neugier auf seltsame Fakten rund um Ihren Körper erschöpft? Nein? Umso besser! Mark Leyner und Dr. Billy Goldberg sind wieder da! In diesem Buch nehmen sie sich unter anderem der Unterschiede zwischen den Geschlechtern an: Warum hört er nie zu? Warum muss sie immer aufs Klo? Und natürlich: Warum schlafen Männer nach dem Sex immer ein? Und jede Menge mehr. Weitere Fragen, auf die Sie niemals gekommen wären oder die zu stellen Sie sich nicht getraut hätten: Warum haben Schwangere auf einmal so einen seltsamen Geruchssinn? Wachsen Augenbrauen nach, wenn man sie abrasiert? Kann man mit falschen Brüsten stillen? Woher weiß das Aspirin, wo der Schmerz sitzt? Können Glatzköpfe Läuse bekommen? Kann ein Melonenkern im Magen keimen? Mit missionarischem Eifer und deftigem Humor schließen die Autoren einmal mehr Wissenslücken, deren Existenz wir zuvor nicht einmal ahnten.
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Seitenzahl: 195
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MARK LEYNER & DR. BILLY GOLDBERG
Medizinisch korrekte Antworten auf skurrile Alltagsfragen
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Why do men have nipples? ISBN 1-4000-8231-5
Copyright © 2005 by William Goldberg M.D. and Mark Leyner All rights reserved. Published in the United States by Three Rivers Press, an imprint of the Crown Publishing Group, a division of Random House, Inc., New York.
Die Rechte an der deutschen Übersetzung von Susanne Kuhlmann-Krieg liegen beim Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH.
Copyright der deutschen Ausgabe 2016: © Börsenmedien AG, Kulmbach
Illustration Cover: Timo Wuerz Gestaltung Cover: Johanna Wack, Holger Schiffelholz Gestaltung, Satz und Herstellung: Martina Köhler Korrektorat: Egbert Neumüller
ISBN 978-3-86470-402-4eISBN 978-3-86470-419-2
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Dieses Buch ist all jenen ganz besonderen Doktoren gewidmet, denen wir unsere Eingebungen verdanken:
Dr. Marcus Welby, Dr. Dre, Dr. Seuss, Dr. Cliff Huxtable, Dr. J., Dr. Scholls, Dr. Phil, Dr. Pepper, Dr. Seltsam, Doc Baker, Dr. Who, Dr. Doolittle, Dr. Johnny Fever, Doc Gooden, Dr. Moreau, Dr. Jekyll, Dr. John Rooney, Dr. Kildare, Dr. Hibbert, Dr. No, Dr. Schiwago, Dr. Ruth, Dr. Evil, Dr. Joyce Brothers, Dr. Ben Casey, Doc Holiday, Dr. Doogie Howser und Muhammad Alis Leibarzt Ferdie Pacheco
Billy Goldberg: Wie Mark Leyner und ich einander kennengelernt haben und dazu gekommen sind, dieses heroische Werk „Warum haben Männer Brustwarzen?“ gemeinsam anzugehen?
Es ist die lange, dunkle Geschichte einer quichotteschen Suche. Die Reise zweier Freunde, die das schier Unmögliche möglich zu machen suchen. Wir sind ein seltsames Paar. Ich bin Arzt in einer New Yorker Notaufnahme und Mark ist ein erfolgreicher Romancier und Drehbuchautor. Nicht eben das perfekte literarische Team, aber unsere Wege haben sich gekreuzt, und der Rest ist Geschichte …
Es begann in einer kalten, hektischen Nacht in einer geschäftigen New Yorker Notaufnahme. Seit Jahren trug ich mich mit dem Gedanken an dieses Buch. Ich hatte Fragen zusammengetragen und Antworten dazu ersonnen, aber nie den Mumm gefunden, auch nur eine davon tatsächlich aufzuschreiben. Gerade war ich für die Fernsehserie „„Wonderland““ als medizinischer Berater verpflichtet worden. Dieses überaus kurzlebige Unterfangen zeichnete ein realitätsnahes Bild vom Alltag in einer psychiatrischen Notaufnahme und der psychiatrischen Abteilung eines Gefängnisses. Außerdem spielte eine Figur aus einer Krankenhausambulanz eine Rolle, und ich sollte die medizinische Realität einer Notfallambulanz in die Grundstory integrieren. Meine Aufgabe war es, den Drehbuchautoren unsere Chaoswelt nahezubringen. Die meisten Verfasser von Film- und Fernsehbüchern haben keine Ahnung von der Wirklichkeit der Krankenhausmedizin und stehen dem kontrolliert-chaotischen Gemetzel einer Notaufnahme und unserer Welt aus Wissenschaft und menschlichem Leid einigermaßen entsetzt gegenüber.
Einer der Produzenten hatte mir gesagt, mein Besucher in der kommenden Schicht sei Mark Leyner. Ich halte mich für relativ belesen, aber den Namen dieses dionysischen postmodernen Superhelden (Marks Worte) hatte ich noch nie gehört. Eine rasche Google-Suche ergab, dass er etliche Romane veröffentlicht hatte, darunter einen mit dem Titel „My Cousin, My Gastroenterologist“. Außerdem fand ich heraus, dass er einen Pilotfilm für MTV geschrieben hatte, Titel „Iggy Vile, MD“. Ich war ratlos und hatte keine Vorstellung von dem, was mich da erwarten würde, aber fasziniert war ich trotzdem.
An jenem Abend stand ich am Bett eines Patienten und assistierte einem Oberarzt beim Legen einer Magensonde, als die Schwester mir mitteilte, dass jemand mich sprechen wolle. Ich zog die Handschuhe aus, schob den Vorhang zurück, und vor mir stand Leyner. Nichts in meiner bisherigen medizinischen Laufbahn hätte mich auf den Charakter vorbereiten können, mit dem ich es da zu tun bekam. Er hatte den muskelbepackten Körper eines bulgarischen Gewichthebers und das weinerlich gekünstelte Gebaren eines halbwüchsigen Mädchens. Er redete ohne Punkt und Komma, ohne dabei irgendwen direkt anzusprechen, während er aus einer Papiertüte eine Hand voll Skittles nach der anderen in sich hineinstopfte. Mir wurde bald klar, dass Leyner anders war als die Fernsehautoren, die ich bis dahin getroffen hatte. Er war ein medizinischer Autodidakt mit einem frappierend umfangreichen enzyklopädischen Schatz an bizarrem medizinischem Wissen. Binnen fünf Minuten hatte Leyner mich mit der detaillierten Pharmakokinetik des Stechapfels, einem philippinischen Hausmittel gegen Verdauungsbeschwerden bei Kannibalen, den medizinischen Entdeckungsgeschichten von Hammerzeh und Nagelpilz sowie der unerklärlichen Häufigkeit überzähliger Hoden in Wilkes Barre in Pennsylvania erfreut.
Ich wusste, es würde eine spannende Nacht werden.
Während ich mit Leyner an der Seite meinen Rundgang machte, wurde der erste neue Patient dieser Nacht eingeliefert, es handelte sich um einen „EGP“, wie wir einen emotional gestörten Patienten nennen. Er war völlig außer sich und ein Dutzend vierschrötiger New Yorker Sanitäter und Polizisten waren kaum in der Lage, ihn auf der Bahre zu halten. Mark und ich eilten hinüber, der Mann hatte die Augen weit aufgerissen und gestikulierte wild. In einer Mischung aus Spanisch und Englisch brüllte er: „Ich bin Superman, du Hurensohn. Schaff mir Jimmy Olsen her. Ich bin schneller als ein Geschoss, stärker als eine Lokomotive.“ Ich trat an die Liege und wollte Superman eine Infusion legen, um ihn wieder auf den Teppich zu bekommen. Schon fing er wieder an zu dröhnen: „Ich bin Superman, gottverdammt noch mal, Eure Medikamente funktionieren bei mir nicht“. Leyner, der die Szene mit klinischer Distanz kühl verfolgt hatte, warf eine weitere Handvoll Skittles ein und machte dann zu jedermanns Verblüffung den unorthodoxen Vorschlag: „Gebt ihm Kryptonit.“ Ich weiß, wenn man eine Geschichte oft erzählt, wird sie immer blumiger, aber ich erinnere mich wirklich genau daran, dass diese Worte und nur diese Worte den Patienten so weit beruhigten, dass wir ihm den Tropf anlegen und ihn unter Kontrolle bringen konnten.
Der Rest der Nacht war eine kuriose Mischung aus Bizarrem und Bewegendem, und ich beendete die Schicht mit dem Gefühl, dass dieser kleine Mann irgendwie einen tief greifenden Einfluss auf mein Leben haben würde.
Mark Leyner: Ungeachtet der Tatsache, dass ich einer langen Reihe von Anwälten entstamme – und in unserer Gesellschaft Anwälte und Ärzte einander nun einmal in etwa so freundlich gesonnen sind wie zwei verfeindete Kriegsparteien auf dem Balkan –, haben mich medizinische Themen schon immer fasziniert. Während die meisten Jungen Sports Illustrated und Boy’s Life abonniert hatten, wartete ich ungeduldig darauf, dass mir der Postbote die Annals of Gastrointestinal Surgery und das Journal of the American Society of Investigative Pathology bringen würde. Die meisten Kinder bettelten bei den Eltern um einen Besuch in Disney World. Ich hingegen flehte meine Jahr für Jahr an, mit mir das Mütter Museum in Philadelphia zu besuchen, das die berühmteste Sammlung medizinischer Kuriositäten des Landes beherbergt, unter anderem ein Präparat von noch miteinander verbundenen Fünflingsfeten in Formaldehyd und die konservierten Überreste des größten Dickdarms der Welt. Ich hatte ernsthaft in Erwägung gezogen, Arzt zu werden, das heißt, bis ich an die Brandeis University kam. Dort sah ich die künftigen Ärzte Amerikas mit eigenen Augen. Ein Haufen jammernder, speichelleckender, skrupelloser, neurotischer Vorexamensstudenten. Meiner Faszination tat das jedoch keinen Abbruch – ja, sie wurde vielmehr zu meinem heimlichen Zweitleben und fand ihren vorläufigen Höhepunkt in meinem ersten Roman mit dem Titel „My Cousin, My Gastroenterologist“.
Ich nehme daher an, dass meine Versessenheit auf die penible Schilderung medizinischer Details in all meinen weiteren Büchern, sowie einer Filmvorlage mit dem Titel „Iggy Vile, MD“, die ich für MTV geschrieben hatte – und deren Titelfigur, ein Bier saufender, punkiger Chirurg mit Hang zum Football-Hooligan war –, den Anlass für Peter Berg lieferte, mich zu bitten, für die von ihm geschaffene dramatische Krankenhausserie „Wonderland“ zu schreiben. Ich hatte gerade mit meiner ersten „Wonderland“-Folge begonnen, als Peter mich eines Abends anrief und mir von diesem Typ in der Notaufnahme vorschwärmte – diesem Typ namens Billy Goldberg. Ich hörte es mir mit einiger Skepsis an, erwartete eine etwas erwachsenere Ausgabe der Brandeis-Studenten, erklärte mich aber bereit, mich trotzdem mit ihm zu treffen. Es wurde eine fantastische Nacht. Billy war keineswegs der fade und gleichzeitig aufdringliche Arzt, den ich erwartet hatte. Diese Nacht war eine Erleuchtung. Was ich an jenem Abend zu sehen bekam, war in der Tat erstaunlich – einen chinesischen Koch mit einer Hackmesserwunde im Kopf, einen Typ aus Russland, der mit seinem Ohr in einer Tüte Eis daherkam, weil sein Rottweiler es ihm abgebissen hatte, und natürlich Superman. Aber es war mehr als Voyeurismus. Zwischen Billy und mir bestand von Anfang an eine echte Geistesverwandtschaft, und die Art und Weise, wie er auf die menschlichen Bedürfnisse der Leute einging, die er in dieser chaotischen, grotesken Umgebung behandeln musste, hatte etwas Unwiderstehliches.
Billy: Ein paar Tage später kreuzte ich in den Produktionsbüros von „Wonderland“ auf, wo ich neuerdings allem Anschein nach einen bislang unerreichten Grad an Glaubwürdigkeit genoss. Leyner hatte über die Vorfälle in jener Nacht berichtet und sie, ich bin sicher, mit einer gehörigen Portion Autorenschnörkel verbrämt. Ich wurde einigen Drehbuchschreibern vorgestellt, die ich noch nicht kannte, und saß kurz in deren aufgeräumten, verschwenderisch ausgestatteten Büros und beantwortete die Routinefragen aus ihren jeweiligen Manuskripten. Meine nächste Station war Leyner. Als ich in sein Büro kam, hatte ich das Gefühl, eine Gruft zu betreten. Der Raum war nahezu leer und verströmte eine klösterliche Aura. Leyner lag auf dem Bauch und tippte emsig auf der Tastatur seines Laptops. Er schaute auf und sagte dann ohne jeden Gruß: „Erzähl mir alles, was du über das Klüver-Bucy-Syndrom weißt!“ Wir diskutierten die klinischen Erkenntnisse über diese seltene neurologische Erkrankung, die Menschen dazu bringt, sich alle möglichen Dinge in den Mund zu stopfen und ein abstruses Sexualverhalten an den Tag zu legen – ohne Zweifel eine für Leyners Geschmack unwiderstehlich attraktive Krankheit.
Obschon von der Kritik freudig begrüßt, wurde „Wonderland“ nach nur drei Episoden eingestellt. Leyner und ich setzten unsere Freundschaft indes fort. Wir erzählten einander von unserer Arbeit und ich hatte viel Spaß daran, seine Manuskripte zu lesen und mit meinen bescheidenen Vorschlägen zu bedenken. Wir fanden, dass eine Zusammenarbeit fällig sei, und ließen uns verschiedene Exposés fürs Fernsehen einfallen. Die Arbeit mit Leyner brachte mich zurück zu meiner alten Idee, ein Buch mit medizinischen Partyfragen zu schreiben. Leyner war Feuer und Flamme, als ich ihn fragte, ob er mit mir daran arbeiten wolle.
Mark: Ich überlegte einen oder zwei Augenblicke und erinnere mich, dass ich dachte: „Hey, damit kannst du einen Haufen Geld verdienen und musst dafür so gut wie nichts tun!“
Billy: Ich hatte das Gefühl, Mark die Gelegenheit zu geben, der Arzt zu sein, der er immer hatte sein wollen. Ich fand, er war reif dafür, die Bürde dieses Projekts mitzutragen, und was Sie jetzt lesen werden, ist das Ergebnis all unserer, nun, eigentlich, nein, all meiner harten Arbeit.
Viel Spaß.
Auf jeder Cocktailparty werden Sie unweigerlich irgendwann gefragt, womit Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen. Wenn Sie dann sagen, dass Sie Arzt sind, haben Sie den Salat.
Binnen Kurzem werden Sie den Leberfleck des einen begutachten, dem anderen gute Ratschläge gegen die schmerzhaften Blähungen seines Schwagers geben und sich schließlich den Kopf darüber zerbrechen, wie es zu den sporadischen Attacken von Höhenangst bei Ihrer Gastgeberin gekommen sein kann. Sie denken vielleicht, nach zwölf Jahren harter Ausbildung und unzähligen schlaflosen Nächten sollten Ärzte alle Antworten kennen. Aber nein! Weit gefehlt! Es ist traurig, aber wahr: Eine der größten Unzulänglichkeiten der etablierten Lehrstuhlmedizin besteht darin, dass sie nicht lehrt, was die staunende Allgemeinheit wirklich wissen will.
Dieses Buch ist der Versuch, diesem unglücklichen Umstand abzuhelfen. Wir versuchen, einige der medizinischen Fragen zu beantworten, die die Menschen im wirklichen Leben umtreiben. Drängende Fragen wie: „Weshalb riecht man es am Harn, wenn man Spargel gegessen hat?“, „Stimmt der Rat: ‚Bier auf Wein, das lass sein, Wein auf Bier, das rat ich Dir?‘“, „Ist Sperma nahrhaft?“ oder „Wieso kriegt man Kopfschmerzen, wenn man Eis isst?“
Das hier ist kein Ratgeber zur Selbsthilfe und kein medizinisches Handbuch. Es ist ein kurzer Blick auf die Absurditäten, die Menschen von ihren Ärzten erläutert wissen wollen, sich aber in der Praxis oder in der Ambulanz nicht zu fragen trauen. Den Mut zu diesen weltbewegenden Fragen bringen sie, so scheint es, erst nach dem dritten Glas auf.
Dann geht die Party richtig los.
Was Sie hier lesen, entspricht, soweit wir wissen, zum größten Teil der Wahrheit. Dennoch ist dieses Buch keinesfalls ein Ersatz für Ihren Arztbesuch. Denken Sie daran: Ärzte sind gut ausgebildete Fachleute. Versuchen Sie also auf keinen Fall, diese Fragen selbst zu beantworten. Es sei denn freilich, Sie sind Mutter. Mütter wissen alles. Und alles besser.
Es ist 22 Uhr, Mark Leyner, mein Partner fürs Schreiben und andere Verbrechen, und ich kommen wie immer zu spät, die Party ist bereits in vollem Gange. Wir haben eine Flasche Tequila, Marke Don Julio, dabei, Leyner hat sie im Taxi bereits mit ein paar herzhaften Schlucken verkostet, weil er fand, man müsse ihn unbedingt auf Industriegifte prüfen. Wir betreten die elegante Park-Avenue-Behausung von Eloise Cameron, Philanthropin, Kunstmäzenin und Botox-Junkie. Horsd’œuvres werden herumgereicht, und der leicht angesäuselte Leyner schnappt sich mit hochrotem Gesicht eine Hand voll Fleischklößchen, küsst die Gastgeberin und erklärt dann: „Eloise, Baby, lass das Kollagen wegmachen. Wenn man diese Lippen küsst, hat man das Gefühl, man knutscht den Michelin-Mann.“ Sie versucht, abschätzig zu grinsen, aber das Botox sorgt dafür, dass sie keine Miene verzieht.
Ich schnappe mir Leyner und dirigiere ihn ins Wohnzimmer. Kaum sind wir drin, fällt mich jemand von hinten an. Als ich mich umdrehe, blicke ich Jeremy Burns in die Augen, er ist ein Investmentbanker, der bei den Spielen der New York Knicks zwei Reihen hinter mir sitzt.
Zu seinen besten Zeiten war Jeremy an den Imbissbuden des Madison Square Garden seines schier unersättlichen Appetits auf Hotdogs, Zuckerwatte und Bier wegen eine Berühmtheit gewesen. In seiner neuen skelettähnlichen Erscheinung à la Atkins ist er kaum wiederzuerkennen. „Wer hat dich denn exhumiert?“, rülpst Leyner. Ich winde mich vor Verlegenheit, mache mir insgeheim aber vor Lachen fast in die Hose. Jeremy versucht, an Leyner vorbeizukommen. Als er dessen Arm berührt, windet sich dieser, als sei er plötzlich über und über mit Fett bedeckt, das von Jeremys Hautporen neuerdings verstärkt abgesondert wird. Leyner flüstert mir zu: „Dieser Fatzke ist eingefettet wie ein Rektalthermometer.“ Ich schiebe ihn beiseite, er packt die Gelegenheit beim Schopf und trottet zur Bar hinüber, um eine weitere Dosis Don Julio zu kippen. Mir bleiben Jeremy und seine Anekdoten über das Leben mit der Fleisch- und Fettdiät sowie eine Million Fragen über Lebensmittel.
Wenn wir wirklich sind, was wir essen, warum wissen wir dann so wenig über Nahrung und Ernährung?
Was hat es bloß mit den sieben Jahren auf sich? Sie zertrümmern einen Spiegel: sieben Jahre Unglück. Jedes Hundejahr sind sieben Menschenjahre. Sieben Jahre bis ein verschluckter Kaugummi verdaut ist?
Was, wenn ein Hund einen Spiegel zertrümmert und dann ein Päckchen Kaugummi frisst? Klingt wie Dreisatz.