Warum kennt ein Indianer keinen Schmerz? - Norbert Golluch - E-Book

Warum kennt ein Indianer keinen Schmerz? E-Book

Norbert Golluch

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Beschreibung

»Das also war des Pudels Kern!« – was wollte Goethe uns damit sagen? »Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts« – stammt dieser Ausspruch wirklich von Bugs Bunny? Woher kommen die unzähligen, teils komisch anmutenden Zitate, die wir alltäglich benutzen? Warum machen wir jemanden zum Sündenbock? Wieso ist dem Ingeniör nichts zu schwör und was hat es mit den Pappenheimern und dem Ei des Kolumbus auf sich? Mit Witz und Verve erklärt »Spiegel«-Bestsellerautor Norbert Golluch den Ursprung der geläufigsten Redensarten, von der Antike über Goethe, Schiller und Shakespeare bis zu Internet-Fake-Zitaten von Albert Einstein.

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Seitenzahl: 87

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Norbert Golluch

Warum kennt ein Indianer keinen Schmerz?

Große Zitate, woher sie kommen und was aus ihnen geworden ist

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Originalausgabe

1. Auflage 2020

© 2020 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Christiane Otto

Umschlaggestaltung: Manuela Amode

Umschlagabbildung: shutterstock.com/YuanDen, Netkoff, R-studio

Satz: Carsten Klein, Torgau

Druck: Graspo CZ, Tschechische Republik

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-7423-1228-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-74530-906-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-74530-907-2

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Der Bauplan für das Sprachgebäude

Die üblichen Verdächtigen: Goethe, Schiller, Shakespeare

Es ist was faul im Staate Dänemark

Das also war des Pudels Kern!

Ich kenne doch meine Pappenheimer!

Die Axt im Haus erspart den Zimmermann

Die Gretchenfrage

Mich dünkt, ich wittere Morgenluft!

Schwachheit, dein Name ist Weib!

Namen sind Schall und Rauch

Ein menschliches Rühren fühlen

Ende gut, alles gut

Er liebt mich – er liebt mich nicht!

Alles rennet, rettet, flüchtet

Alter schützt vor Torheit nicht!

Blut ist ein ganz besonderer Saft

Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!

Der kluge Mann baut vor

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan …

Der Rest ist Schweigen

Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage

Der Wahn ist kurz, die Reu’ ist lang

… die Geister, die ich rief …

Durch diese hohle Gasse muss er kommen

Edel sei der Mensch …

Ein jeder kehre vor seiner Tür

Es irrt der Mensch, solang er strebt

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt

Gut gebrüllt, Löwe!

Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein

Langer Rede kurzer Sinn

Leck mich am Arsch!

Ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd!

Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust

Aus der zweiten Reihe: Lenin, Fontane, Lagerfeld

Ein Indianer kennt keinen Schmerz

Ich kann allem widerstehen, nur nicht der Versuchung

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr

Allein auf weiter Flur

Ein jeder Mensch hat seinen Preis

Ein weites Feld

Luther und die Bibel

Hier stehe ich und kann nicht anders

Eine feste Burg ist unser Gott

Perlen vor die Säue werfen

Im Dunkeln tappen

Sein Licht unter den Scheffel stellen

Ein Buch mit sieben Siegeln

Was herrscht denn hier für ein Tohuwabohu?

Einen Sündenbock suchen

Alles hat seine Zeit

Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf

Hochmut kommt vor dem Fall

Der Mensch denkt und Gott lenkt

Jemandem die Leviten lesen

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr …

Ehre, wem Ehre gebührt

Ein Auge auf jemanden werfen

Auf Herz und Nieren prüfen

Bibel-Zitate: Gibt es Mengenrabatt?

Alte Weisheit

Eulen nach Athen tragen

Ich weiß, dass ich nichts weiß

Alles fließt

Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper

Eine Hand wäscht die andere

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Aus unerwarteter Quelle: Reklame, Hase, Düsentrieb

Dem Ingeniör ist nichts zu schwör!

Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts

Wer kennt ihn nicht, den Mann mit dem Licht?

Wer wird denn gleich in die Luft gehen?

Das erste Tor ist schon gefallen!

Ist das Kunst oder kann das weg?

Wissen spricht, aber Weisheit hört zu

Die Ibiche des Kranikus: durch die Mangel gedreht

Loch in Erde, Bronze drin …

Sieh da, sieh da, Timotheus, die Ibiche des Kranikus!

Wer wagt es, Knappersmann oder Ritt, zu schlauchen in diesen Tund?

Was geht nur vor im Kopf von dem Alten …

Churchill, Einstein, Gorbatschow: Fake-Zitate

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge …

Warum rülpset und furzet ihr nicht?

Das Ei des Kolumbus

Und sie bewegt sich doch!

No sports!

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!

Ich habe nichts zu bieten außer Blut, Schweiß und Tränen!

Mehr Licht!

Meine Damen und Herren, liebe Neger!

Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!

Erst stirbt die Biene, dann der Mensch

Bevor du dir selbst eine Depression oder ein Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst …

Zwei Dinge sind unendlich, das Universum …

Literaturliste und Quellen

Der Bauplan für das Sprachgebäude

Unsere Sprache kann man als ein Gebäude verstehen, das uns allen als Wohnung dient, die wir dieselbe Sprache sprechen. Es handelt sich um eine prachtvolle Villa, und sie wurde aus ganz unterschiedlichen Bausteinen errichtet. Die Basis und die Wände bilden starke Quader aus dem Steinbruch der Alltagssprache; Fenster und Türen und den Innenraum schaffen Sprachkonstruktionen von hoher handwerklicher Qualität. Stil und Schönheit der weitläufigen Räume dieses Gebäudes bestimmen jeweils unterschiedliche Bausteine: Hier sind es feinsinnige Stoffe und Gespinste aus den Ateliers von Sprachkünstlern, dekoriert nach den Plänen aus den Studierstuben der universitären Welt vieler Jahrhunderte, dort kraftvolle Sprachbilder, zusammengetragen und uns allen geschenkt von großen Dichtern und Denkern. Um deren Sprachgeschenke soll es hier gehen – manche von ihnen haben wir noch nicht ausgepackt, denn wir gehen oft viel zu unbedacht mit dem um, was wir sagen und schreiben. Wir sollten uns mehr um unser sprachliches Zuhause kümmern.

Die folgenden Zitate, Redensarten, Gedanken und Assoziationen bereichern die deutsche Sprache und erheben sie vom einfachen akustischen Kommunikationswerkzeug hinauf in den Bereich der genialen Gedanken und Bilder, der großen Sprachkunst. Das Großartigste daran: Diese sprachlichen Juwelen begegnen uns jeden Tag, und wir können sie einfach so verwenden, um unsere kommunikative Existenz reicher zu machen. Oder wir erlauben es uns, mit ihnen zu spielen und sie ein wenig zu verändern, was durchaus zu unserer Erheiterung beitragen kann oder zum Beispiel in einem einprägsamen Werbeslogan gipfelt wie im Falle eines Lübecker Bäckers: »Es irrt der Mensch, solang er strebt und morgens ohne Brötchen lebt!« Am besten also Brötchen holen und beim Frühstück das erste Kapitel lesen.

Die üblichen Verdächtigen: Goethe, Schiller, Shakespeare

Viele von uns wissen es gar nicht, aber die Gedanken und Worte mancher großer Männer sind Teil unseres alltäglichen Lebens und uns in Fleisch und Blut übergegangen. Ja, in der Tat sind es fast immer Männer, deren präzise Formulierungen wir benutzen, um die Kommunikation mit unseren Mitmenschen farbiger und präziser zu gestalten.

Warum Frauen so wenig dazu beitragen? Vermutlich deshalb, weil Männer in den letzten 2000 Jahren in unserer Kulturgeschichte eine dominante Rolle gespielt haben. Eine gehässige Frau könnte auch sagen, weil Männer so viel Alkohol trinken, und wenn sie einen in der Krone haben, in einen Mitteilungsrausch verfallen und scheinbar bedeutungsschwere Allgemeinplätze produzieren wie der Hase Ostereier. Wenn es so sein sollte, sind die meisten Ergebnisse dennoch beeindruckend.

Nein, die folgenden Herren Shakespeare, Goethe, Schiller und andere haben nicht mit Absicht versucht, Zitate und Lebensweisheiten zu produzieren. Wir, ihre Rezipienten, sind es, welche die großen Gebäude ihrer Gedanken wieder in kleine Legosteine zerlegen, sozusagen ihre Kulturleistungen zerstückeln und in unserer alltäglichen sprachlichen Nutzung überführen und neue Gebilde daraus entstehen lassen, die auf den folgenden Seiten betrachtet werden sollen. Beginnen wir im Norden:

Es ist was faul im Staate Dänemark.

Aktuell sind diese Missstände nicht. Nein, dem Brexit folgt aller Wahrscheinlichkeit kein Däxit. Das geflügelte Wort verdanken wir dem englischen Dichter William Shakespeare, der in seinem Drama Hamlet den dänischen Prinzen Hamlet mit chaotischen Verhältnissen in seinem Königreich konfrontiert. Der Prinz, der in Wittenberg studiert, reist zur Beerdigung seines Vaters zurück in seine Heimat und erfährt im Palast zu Helsingör, dass seine Mutter Gertrude geheiratet hat: Claudius, den Bruder König Hamlets (der Vater heißt wie der Sohn), den er mit Gift ermordet und dessen Thron er bestiegen hat. Hamlet will seinen Vater rächen und gerät in einen Sumpf von Dunkelmännern, Verschwörungen und Intrigen. Auch der Geist des toten Königs taucht auf, und schließlich endet alles damit, dass sich alle gegenseitig umgebracht haben. Nicht umsonst war Shakespeare einer der erfolgreichsten Schriftsteller seiner Zeit mit einer der höchsten Leichenquoten pro Bühnenminute.

Es ist übrigens nicht Hamlet, der den Satz sagt, sondern Marcellus, ein ihm dienender Soldat, und genau lautet er: »Etwas ist faul im Staate Dänemark.« (1. Akt, 4. Szene) In der heutigen redensartlichen Nutzung sind Dänenkönig und Prinzen nicht mehr präsent, auch um Dänemark geht es nicht. Vielmehr lautet der alltägliche und simple Sinn: Etwas ist nicht in Ordnung, etwas stimmt nicht.

Das also war des Pudels Kern!

Hundezüchter und besonders Liebhaber der Rasse Pudel werden diesen Satz kaum häufiger zur Anwendung bringen können als zum Beispiel Katzenhalter oder sonstige Durchschnittsmenschen. Des Pudels Kern umschreibt heute den zunächst verborgenen tatsächlichen Hintergrund, die wahren Zusammenhänge einer Sache. Wer hat das Haustier zum Vorläufer des Überraschungseies gemacht? Es war der Dichterfürst: In Johann Wolfgang von Goethes Faust wird der nach Sinn suchende Wissenschaftler auf einem Osterspaziergang von einem schwarzen Pudel begleitet, der sich am Ende in den teuflischen Mephisto verwandelt, was Dr. Faust zu dem hier zitierten Satz veranlasst. Glücklicherweise hat das Ansehen von Pudeln durch diese satanische Metamorphose keinen Schaden genommen.

Ich kenne doch meine Pappenheimer!

Was gemeint ist, ist klar: Jemand ist mit den Gepflogenheiten seiner Mitmenschen vertraut, er kennt sein engeres Umfeld. Aber was hat das mit Pappe zu tun, ist Pappenheim eine fiktive Ortschaft aus Kartons, ein Sinnbild für etwas Gewöhnliches? Pappenheim ist heute nicht gerade eine Metropole, sondern eine 4000-Einwohner-Ortschaft im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, gelegen im Altmühltal. Bis nach Nürnberg im Norden sind es rund 70 Kilometer. Aber warum sollte jemand angeben, ausgerechnet diese 4000 Pappenheimer zu kennen? Ursprünglich stammt das Zitat aus Friedrich Schillers Drama Wallensteins Tod