Was ist los mit Paul? - Bernhard Lewy - E-Book

Was ist los mit Paul? E-Book

Bernhard Lewy

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Beschreibung

Eine spannende längere Lektüre rund um das Thema Pubertät und Drogensucht.Diese Geschichte aus der Lebenswirklichkeit der Schüler

wird aus der Sicht eines betroffenen Vaters erzählt, der das Abgleiten seines Sohnes in die Drogenszene verzweifelt zu verhindern sucht. Dieser Perspektivwechsel ermöglicht es den Jugendlichen, sich dem Thema neu zu nähern und sich mit dieser Lektüre eingehend auseinanderzusetzen.

Sie erleben auf anschaulich beschriebene Weise die Angst, Wut und auch

Hilflosigkeit des Vaters mit, sodass auch sie sich fragen: Was ist los mit Paul? und wie geht es mit ihm weiter? Ergänzend zur Lektüre sind Arbeitsblätter in Form einer Lesetheke erhältlich, die den Schülern ermöglichen, sich auf vielfältige Art und Weise selbstständig mit dem Text auseinanderzusetzen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 81

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Bernhard Lewy

Was ist los mit Paul?

Impressum

Was ist los mit Paul?

Bernhard Lewy ist ein erfahrener Deutschlehrer und Autor zahlreicher Veröffentlichungen.

© 2016 Persen Verlag, Hamburg

AAP Lehrerfachverlage GmbH

Alle Rechte vorbehalten.

Veritaskai 3 • 21079 Hamburg

Fon (040) 325083-040 • Fax (040) 325083-050

[email protected] • www.persen.de

Layout/Satz: Satzpunkt Ursula Ewert GmbH, Bayreuth

Coverfoto: Jugendlicher © farbkombinat – Fotolia.com

ISBN: 978-3-403-83232-4

Das Werk als Ganzes sowie in seinen Teilen unterliegt dem deutschen Urheberrecht. Der Erwerber des Werkes ist berechtigt, das Werk als Ganzes oder in seinen Teilen für den eigenen Gebrauch und den Einsatz im Unterricht zu nutzen. Die Nutzung ist nur für den genannten Zweck gestattet, nicht jedoch für einen weiteren kommerziellen Gebrauch, für die Weiterleitung an Dritte oder für die Veröffentlichung im Internet oder in Intranets. Eine über den genannten Zweck hinausgehende Nutzung bedarf in jedem Fall der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlages.

Sind Internetadressen in diesem Werk angegeben, wurden diese vom Verlag sorgfältig geprüft. Da wir auf die externen Seiten weder inhaltliche noch gestalterische Einflussmöglichkeiten haben, können wir nicht garantieren, dass die Inhalte zu einem späteren Zeitpunkt noch dieselben sind wie zum Zeitpunkt der Drucklegung. Der Persen Verlag übernimmt deshalb keine Gewähr für die Aktualität und den Inhalt dieser Internetseiten oder solcher, die mit ihnen verlinkt sind, und schließt jegliche Haftung aus.

Inhaltsverzeichnis

1. Den Morgen verflucht

2. Vorahnung

3. Wo ist Paul?

4. Anfang des Puzzles

5. Hoffnung und Ungewissheit

6. Angst und Enttäuschung

7. Uwes Versuch

8. Paul zu Hause

9. Paul ist wieder weg

10. Die Wirkung unterschätzt

11. Stärker als ich

12. Schrecken ohne Ende

13. Die letzte Rettung

14. Ausfahrt

1. Den Morgen verflucht

Bernd kann sich noch sehr gut daran erinnern, als wäre es gestern oder vorige Woche passiert. Den ganzen Ablauf, fast jede Kleinigkeit weiß er noch. Hätte er geahnt, dass dieser Morgen für Paul offenbar der entscheidende Anstoß war, hätte er vielleicht anders gehandelt.

Der Wecker klingelt schon wieder und lauter. So laut, dass Bernd und seine Frau Anne ihn in ihrem Schlafzimmer hören können. Das war eigentlich nicht beabsichtigt. Vielleicht ist es auch ganz gut so, denkt Bernd. Ein bisschen Kontrolle ist ja auch nicht schlecht.

Die Ruhe lässt ihn nervös werden. Der Wecker ist stumm, aber wie lange? Hat Paul ihn richtig ausgemacht oder nur mit der flachen Hand draufgehauen, sodass er nach ein paar Minuten wieder anspringt? Steht er auf oder sitzt er auf seinem Bett oder hat er sich noch mal umgedreht?

Bernd fühlt sich genervt. Anne kommt scheinbar besser mit der Situation zurecht. Vor allem nachts vor dem Einschlafen, wenn er den Rucksack von Problemen einfach nicht abwerfen kann, hört er bereits nach zwei Minuten Annes gleichmäßigen Atem.

Bernd wirft erneut einen Blick auf die leuchtenden Ziffern seiner Funkuhr, die nicht nur wecken, sondern auch recht ordentlich Musik machen kann. Ein Geburtstagsgeschenk von Paul und seinem großen Bruder Uwe.

Es ist fast sieben Uhr und Paul müsste eigentlich schon im Bad sein. „Verflucht noch mal“, presst er leise heraus. „Toller Morgen!“

Bernd spürt, wie seine Stimmung immer mieser wird, zumal heute der einzige Tag in der Woche ist, an dem er erst zur dritten Stunde Unterricht hat. Bernd ist Lehrer für Sport und Deutsch an einer Sekundarschule.

„Wann muss er denn gehen?“, fragt Anne, die nun richtig wach geworden ist. „Er muss die Bahn um zehn vor halb bekommen“, erwidert Bernd, der mittlerweile aufgestanden ist und nun die Tür hinter sich zumacht.

Im Flur bleibt Bernd erst mal stehen, um sich zu sammeln. Es wird Stress geben, das ist ihm klar. Er kennt seinen Sohn und er kennt die Gefahr, dass er selbst zu einem Streithahn wird und sich in eine ungute Auseinandersetzung hineinziehen lässt. So, wie leider häufig in den vergangenen Wochen und Monaten. Doch er will versuchen, so lange wie möglich ruhig zu bleiben. Bestimmt, aber ruhig und sachlich. So wie er selbst es von seinen Schülern erwartet.

Jetzt hat er allerdings ein Problem. Er ist eigentlich noch gar nicht richtig wach. Morgenmuffel, solange er denken kann und er ist stinksauer. Gestern Abend hat er genau diese Szene seiner Frau vorausgesagt, nachdem sie beide eindringlich mit Paul über seine gesamte Situation gesprochen hatten, bei der das pünktliche Aufstehen an erster Stelle steht.

Er presst die Zähne zusammen und drückt die Klinke zu Pauls Zimmer herunter. Was er sieht und wahrnimmt, führt fast dazu, gleich loszubrüllen. Stattdessen sagt er betont freundlich: „Guten Morgen!“

Keine Reaktion.

Etwas lauter: „Steh bitte auf!“ Dann fügt er noch hinzu, obwohl er weiß, dass er sich die Bemerkung sparen kann: „Deine mexikanische Würfelbude kannst du übrigens später aufräumen.“

Jetzt macht Bernd Licht und sein Sohn verkriecht sich noch weiter unter die Decke. Mit zwei Schritten ist sein Vater am Bett und kann sich gerade noch bremsen. Statt die Decke herunterzureißen, knufft er Paul nur am Arm, der seitlich hervorguckt.

„Maaaaann, ich hab’ Kopfschmerzen, ich kann nicht.“

Bernd kann es sich nicht verkneifen und erwidert noch etwas lauter und schon kurz vor dem Explodieren: „Oh doch, du kannst! Vielleicht versuchst du es mal mit weniger Fernsehen. War eben doch mit knapp 14 Jahren ein bisschen früh“, setzt er nach, wobei ihm klar wird, dass er und seine Frau selbst Schuld an diesem Problem sind. Denn sie haben ihm ja schließlich eines Tages die Glotze in sein Zimmer gestellt.

„Los jetzt, ich hab’ auch nicht ewig Zeit. Ihr schreibt wohl irgendeine Arbeit? Komm,   s t e h’   j e t z t   e n d l i c h   a u f!“, fügt er als Letztes hinzu und betont jede einzelne Silbe. Paul steht schließlich auf, ist aber mürrisch und brummelt etwas von „Scheiße hier ...“ Bernd ist wieder mal fassungslos, aber froh, dass Paul nun auf ist und geht die Treppe hinunter in die Küche, um Frühstück zu machen.

Als Paul im Bad zu lange werkelt, treibt sein Vater ihn von unten her laut an, nimmt sich dann aber wieder zurück und überlegt, ob er Paul nicht schnell zur Haltestelle fahren soll.

Auf einmal steht Paul in der Küche. Bernd hat ihn kaum bemerkt, denn er hat nicht wie sonst drei Stufen auf einmal genommen, sodass jedes Mal die Gläser im Hängeschrank anfangen zu klirren.

„Ich möchte übrigens mein Taschengeld haben. Das haben wir gestern so besprochen.“

„Sag mal, bist du noch ganz bei Trost? In ein paar Minuten müssen wir los, wenn ich dich noch zur Bahn bringe – ansonsten schaffst du es kaum noch. Und die Frage mit dem Taschengeld wollten wir heute Abend klären. Wir haben nichts endgültig besprochen!“ Den letzten Satz schreit Bernd fast schon.

Paul macht kehrt und als er in der Diele ist, lässt er seinen Frust ab und brüllt etwas, was sein Vater nicht versteht, da das Radio an ist. Auf einmal ist er wieder in der Küche und sagt in forderndem Ton: „Kannst du mir denn nicht wenigstens fünf Euro geben?“

Sein Vater sieht ihn verstört an. Einerseits will er, dass sich die Situation beruhigt und sie vielleicht doch noch einigermaßen pünktlich loskommen. Und die fünf Euro würden sicher dazu beitragen. Aber er will sich nicht schon wieder breitschlagen lassen, zumal er weiß, dass Paul die Situation voll ausnutzt.

„Nein!“

„Mann, Scheiße!“

„Halt jetzt die Klappe! Verdammt noch mal!“ Bernd wird laut. „Steh lieber rechtzeitig auf und versuche, dich mal ein bisschen auf die Schule zu konzentrieren. Darüber haben wir gestern gesprochen und nicht über dein Taschengeld, das übrigens erst am Freitag fällig ist.“

Paul wendet sich ruckartig ab, aber diesmal verlässt er nicht die Küche, sondern stützt sich auf die Spüle und scheint für einen kurzen Moment den Blick nach draußen zu richten, in den Vorgarten des Grundstückes, auf dem ihr Haus steht. Die Straße dahinter ist wegen der kahlen Fliederbüsche und anderen Pflanzen ohne Sommerkleid jetzt eher zu sehen. Im späten Frühling dann und im Sommer ist alles ganz dicht. Aber das interessiert Paul nicht. Er will die fünf Euro. Es sind doch nur fünf Euro! Er geht wieder hoch und knallt seine Zimmertür zu. Sein Vater, der gerade Milch und Kakaopulver mixt, hört nun polternde Geräusche.

„Das kann doch alles nicht wahr sein“, murmelt er vor sich hin und folgt Paul nach oben. Als er die Tür aufreißt, brennen ihm beinahe die Sicherungen durch.

Sein Sohn liegt auf dem Bett. Er geht zu ihm und schlägt ihm die Beine von der Decke und brüllt ihn an: „Mach, dass du wegkommst, aber dalli!“

„Ja, Mann!“, kommt es ebenso laut von Paul zurück. Er nimmt seinen Rucksack, geht die Treppe herunter. Sein Vater hinter ihm her, Paul beinahe vor sich herschiebend. Wie selbstverständlich bleibt er an der Wohnungstür stehen und schaut seinem Vater ins Gesicht. Wie weggeblasen scheint sein Groll, den er eben noch empfand und in leisem Ton fragt er seinen Vater: „Ich denke, du wolltest mich fahren?“ Schweigend und mit eiskalter Miene nimmt Bernd seine Schlüssel für das Auto und das Haus, öffnet die Tür und geht zum Wagen. Paul folgt in drei Metern Abstand.

Kurz danach sitzen sie im Auto und fahren bis zur übernächsten Straßenecke, an der Bernd stoppt. Sein Sohn verschwindet grußlos in Richtung Haltestelle. Die Bahn ist gerade weggefahren.

2. Vorahnung

Am selben Tag um 14.20 Uhr sind Bernd und sein Sohn Paul an dessen Schule verabredet, um gemeinsam zu einem Gespräch bei der Polizei zu fahren. Paul soll als Zeuge gehört werden. Ein Termin, den er nicht verpassen darf, da es bereits die zweite Ladung ist. Da aber Paul bis 14.15 Uhr Unterricht hat und er genau vor der Schule steht, dürfte zumindest das kein Problem werden, denkt sich Bernd.