Was möchten Sie denn wissen? - Iris Lieser - E-Book

Was möchten Sie denn wissen? E-Book

Iris Lieser

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Beschreibung

»Mal Hand aufs Herz: Hat nicht jeder von uns irgendwo eine Leiche im Keller? Vor Zufällen oder gelegentlichen Missgeschicken ist schließlich niemand gefeit! Wissen Sie, eigentlich bin ich ja eine eher zurückhaltende und sehr bescheidene Frau. Mein ganzes Leben lang war ich ausschließlich um das Wohl meiner Mitmenschen bemüht. Darüber plaudere ich wirklich gern mit Ihnen. Was möchten Sie denn wissen?« Iris Lieser mal ganz anders! In achtzehn augenzwinkernden Kurzgeschichten und mit viel schwarzem Humor erzählt sie aus dem Leben dieser liebenswerten alten Dame, die bei weitem nicht nur der Polizei »ein Freund und Helfer« ist ... Am Ende des Buches weiß der Leser einmal mehr, was schon seit Menschengedenken gilt: Die Frau sei des Mannes Untergang! Wer hätte das wohl je bezweifelt?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 104

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Iris Lieser

Was möchten Sie denn wissen?

Rabenschwarze Storys

© 2019 Iris Lieser

Verlag und Druck:

tredition GmbH

 

Halenreie 40-44

 

22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-7482-9819-9

Hardcover:

978-3-7482-9820-5

e-Book:

978-3-7482-9821-2

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung

Für alle, die das Leben

auch mal mit einem Augenzwinkern betrachten.

Inhalt

Prolog

Ein Mann für alle Felle

Der Polizei ein Freund und Helfer

Eine Leiche im Keller

Zwei auf einen Streich

Phoenizia in die Asche

Stein des Anstoßes

Die Frau sei des Mannes Untergang

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans immer gern

Nachts sind alle Katzen schwarz

Wenn andere eine Grube graben

Tyrannosaurus Regina

Pralinen zum Dinner

Und ne Buddel voll Ruhm

Variationen in Gelee

Versprochen ist versprochen – und wird dann gern gebrochen

Aller guten Dinge sind vier

Stille Nacht, eilige Nacht

Erst Tango, dann Fango

Epilog

Prolog

Ach, wie schön, Sie zu sehen! Herzlich willkommen in meinem bescheidenen Heim! Ich freue mich sehr über Ihren Besuch, obwohl ich schrecklich nervös bin. Die Presse bei mir zu Hause – na sowas! Dass ich das noch erleben darf!

Aber treten Sie doch näher, haben Sie nur keine Scheu! Wenn Sie mir dann bitte ins Wohnzimmer folgen würden?

Wo möchten Sie sitzen? Vielleicht dort drüben, in dem geblümten Ohrensessel? Er ist zwar schon recht alt, aber ganz besonders bequem. Mein zweiter Ehemann hat ihn damals gekauft, sich allerdings nicht mehr allzu lange daran erfreuen dürfen … nun ja. Zumindest mein dritter Gatte hat oft und gern in ihm gesessen und gelesen oder sich ausgeruht, bevor auch er … aber was rede ich denn jetzt schon darüber? Ich werde später ausführlich von meinen Angetrauten berichten!

Was darf ich Ihnen anbieten? Kaffee, Tee, oder vielleicht ein Gläschen Sekt … ach, zunächst nur ein einfaches Glas Wasser? Kein Problem, ich werde es Ihnen sofort bringen.

Wie hübsch die Blumen sind, die Sie mitgebracht haben! Rote Gerbera, aber das wäre doch nicht nötig gewesen! Und auch noch eine Flasche Likör dazu, jetzt machen Sie mich wirklich verlegen. Selbstgemacht, sagen Sie? Also, dann bestehe ich darauf, dass wir ihn nach unserem Plauderstündchen gemeinsam verkosten. Ja, ich weiß, Sie bezeichnen unser Gespräch als »Interview«, doch da ich keineswegs berühmt bin, fühle ich mich bei diesem Ausdruck ein wenig wie eine Hochstaplerin.

Aber egal, wie Sie es nennen: Haben Sie auf jeden Fall vielen Dank für Ihr Interesse an meinem langen, einfachen Leben. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich über Ihre Aufmerksamkeit ein wenig wundere. Schließlich ist meine Vergangenheit eher unspektakulär, allzu viel Aufregendes werde ich Ihnen zu meinem Bedauern demnach nicht berichten können. Ich war und bin eine ganz normale Frau, die in ihrer Gutmütigkeit keiner Fliege etwas zuleide tun könnte. Sagt jedenfalls meine Freundin Agathe, und die muss es wissen, denn sie kennt mich schließlich seit unserer Kindheit.

Gut, ich habe vier Ehemänner beerdigt, was möglicherweise nicht jeder Frau widerfährt. Anfangs hatte ich noch wenig Erfahrung, doch mit jeder Bestattung habe ich etwas dazugelernt, sodass mir zumindest meine beiden letzten Verblichenen bis heute dabei helfen, meine kleine Rente ein wenig aufzubessern. Sie sind erstaunt? Nun, es ist recht einfach:

Schauen Sie, ich könnte Ihnen ein Brot mit selbstgemachter Marmelade anbieten. Die Kirschen habe ich von dem Baum gepflückt, unter dem mein dritter Gatte liegt. Die Wahl seiner letzten Ruhestätte war zweifellos eine hervorragende Entscheidung, denn der Baum trägt reichlich Früchte, und auf diese Weise kann ich meinen Vorrat an Konfitüre alljährlich so weit aufstocken, dass er bis zum nächsten Sommer ausreicht. Meistens fallen sogar noch ein paar Gläser für meine Freundinnen ab, die sich dann mit selbstgezogenem Gemüse revanchieren.

Oder darf es ein Stück Apfelkuchen sein? Auch dieses Obst stammt aus eigener Ernte.

Ich hatte die beiden Bäume, die etwas versteckt an einem Seitenweg wachsen, nur wenige Tage vor dem tragischen Ableben meines vierten Ehemannes bei einem Spaziergang über den Friedhof entdeckt, und so war ich trotz meiner Betroffenheit sehr erfreut, meinen bisher letzten Angetrauten zukünftig dort besuchen zu können. Seitdem schwelge ich saisonbedingt in Apfelmus und Apfelpfannkuchen, und nebenbei spare ich beim Einkauf so manchen Euro ein. Außerdem habe ich meine Backkünste erweitert. Sehr zum Leidwesen meiner Freundin Christel, deren schwedische Apfeltorte nie so perfekt wird wie meine.

Ach ja, … Agathe und Christel. Die einzigen, die mir geblieben sind! Halten seit der Schulzeit treu zu mir und haben mich stets getröstet, wenn ich mal wieder Pech mit den Männern hatte. Ich werde Ihnen von den beiden Damen berichten. Es sind wunderbare Frauen, die sich zu keiner Zeit etwas zuschulden kommen ließen. Die Sache mit Christels Versicherungsvertreter war schließlich nur ein bedauerlicher Unfall! Es wäre ja auch nicht fair, wenn immer nur mir diese schicksalhaften Ereignisse zustoßen würden, finden Sie nicht?

Aber das alles können Sie ja noch gar nicht wissen. Sie sind schließlich hergekommen, weil Sie Näheres über mich und mein Leben erfahren möchten. Sitzen Sie auch wirklich bequem? Dann beginnen Sie doch direkt mit Ihren Fragen! Ich werde sie wahrheitsgemäß beantworten, denn ich habe nichts zu verbergen. Was möchten Sie denn wissen?

Ein Mann für alle Felle

Sie möchten wissen, woher mein beachtliches Vermögen stammt? Nun, ich werde es Ihnen gern erzählen …

Es war in den Sechzigern. Ich war jung, frisch verheiratet und sehr verliebt. Mein Ehemann war einige Jahre älter. Als erfolgreicher und hochgeschätzter Banker ging er Tag für Tag seiner angesehenen Arbeit nach, während ich mich darum bemühte, ihm ein gemütliches Heim zu verschaffen, in dem er seine Sorgen vergessen konnte.

»Liebling?«, fragte ich ihn eines Abends und bemühte mich um einen gekonnten Augenaufschlag, weil ich wusste, dass mein fürsorglicher Gatte mir dann kaum eine Bitte abschlagen konnte.

»Schenkst du mir eine Jacke aus Kaninchenfell?«

»Die ist zu teuer«, wehrte er ab. »Wir haben doch gerade erst das große Haus gekauft, das du dir gewünscht hattest.«

»Du hast recht, Liebling«, gab ich sofort nach und ließ meine Unterlippe leicht erbeben. »Wie du ja immer recht hast. Du bist eben klüger als ich. Der Klügste überhaupt. Ein Mann für alle Fälle.«

Am nächsten Tag brachte er mir die Jacke mit.

Wenige Wochen später – ich trug ein durchsichtiges Negligé - fragte ich erneut:

»Liebling? Ich wünsche mir zu Weihnachten einen Kragen aus Fuchsfell. Einen klitzekleinen. Das ist der neueste Modetrend.«

»So etwas ist momentan zu teuer«, antwortete er wiederum. »Vergiss nicht, dass wir das neue Auto bezahlen müssen.«

Anschließend trug er mich ins Schlafzimmer. In seinen Armen machte ich einen verführerischen Schmollmund und hauchte:

»Du hast recht, Liebling! Welche Frau braucht schon einen Fuchskragen, wenn sie einen so wundervollen und starken Mann an ihrer Seite hat? Einen solchen Mann für alle Fälle!«

Zu meiner Freude lag der Kragen bald darauf unter dem Tannenbaum.

Der Knopf meiner Bluse, den ich, rein aus Versehen natürlich, vergessen hatte zu schließen, verschaffte mir einen Kurzmantel aus Zobel. Den Nerz verdankte ich meinen Tränen, die in Strömen flossen, als er meinen Wunsch danach nicht erfüllen wollte.

»Entschuldige, Liebling«, schluchzte ich, »vergiss diesen unbescheidenen Gedanken! Unsere Liebe zählt mehr als jeder Pelz dieser Welt. Du bist und bleibst auch ohne Nerz der beste, schönste und liebste Mann. Eben ein Mann für alle Fälle!«

Dann tupfte ich mir die Tränen ab und fügte leise hinzu: »Vielleicht kann ich unsere Kasse durch Näharbeiten etwas aufbessern. Wenn ich fleißig spare, werde ich mir irgendwann diesen Traum erfüllen. Du wirst sicher sehr stolz auf mich sein.«

Überflüssig zu sagen, dass er den Nerz erwarb.

Es zahlte sich aus, dass ich nur Unterwäsche trug, als ich ihn um den Chinchilla bat, der die Krönung meiner Sammlung werden sollte. Ich merkte ihm an, wie schwer es ihm fiel, nein zu sagen. Doch als ich mir über den nackten Bauch strich und verträumt säuselte:

»Bald werden wir zu dritt sein. Du, mein großer, kluger und starker Mann für alle Fälle, das Baby und ich«, merkte ich, dass er zu überlegen begann. Bereits in der darauffolgenden Woche besaß ich einen langen Mantel nebst passender Mütze aus feinstem Chinchillafell.

Zu meinem Bedauern – mir war aufgefallen, dass noch ein Silberfuchs an meiner Garderobe im Flur fehlte - wurde er bald darauf wegen Unterschlagung und Steuerhinterziehung verhaftet. Da er sich nach nur einem Monat aus Scham erhängte, sollte er nicht mehr erfahren, dass das Baby lediglich meinem Wunschdenken entsprungen war – also dem Wunsch nach einem Chinchillapelz.

Lange, bevor die Tierschützer den Pelzhandel öffentlich anprangerten, verkaufte ich meine Felle mit großem Profit und legte das Geld gewinnbringend an. Schließlich hatte ich gut aufgepasst, wenn mein Mann am Telefon seine Kunden beriet, während er mich in der Küche wähnte. Den vielen Insiderinformation und einem glücklichen Händchen war es geschuldet, dass sich mein Vermögen in kürzester Zeit vervielfachte.

Sie werden verstehen, dass ich allen Grund habe, mit Dankbarkeit an ihn zurückzudenken. Ich werde ihn nie vergessen, diesen wunderbaren Mann für alle Felle …

Der Polizei ein Freund und Helfer

Sie möchten wissen, durch welchen Zufall ich an diesen wertvollen Brillantring gekommen bin? Nun, ich werde es Ihnen gern erzählen …

Anfang Dezember des vergangenen Jahres stand ich verzückt vor dem edel dekorierten Schaufenster eines Juweliers, der aufgrund seiner außergewöhnlichen Kreationen über die Grenzen unserer Stadt hinaus bekannt war. Da lag er, der Ring meiner Träume! Nun bekomme ich lediglich eine kleine Rente, und mein geerbtes Vermögen liegt sicher auf der Bank – man weiß ja nie, was noch kommt - sodass ich mich zunächst gegen den Kauf entschied, denn die Preise, die der Goldschmied verlangte, waren ebenso erlesen wie seine Werke. Ich beschloss abzuwarten, ob ich den Ring nicht vielleicht im Ausverkauf etwas günstiger erstehen könnte. Ein wenig betrübt ging ich nach Hause, kochte mir einen Tee und setzte mich mit der Tageszeitung in meinen bequemen Sessel.

»Einbruchserie im Süden der Stadt! Wir bitten die Anwohner, alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen!«, las ich und bekam einen Schrecken, denn genau im beschriebenen Stadtteil wohnte ich schließlich. Viel Wertvolles gibt es bei mir zwar bis heute nicht zu stehlen, allerdings befindet sich das ein oder andere glitzernde Schätzchen dennoch in meiner kleinen Schmuckschatulle. Nun muss ich zugeben, dass ich an diesen neumodischen Alarmanlagen wenig Gefallen finde. Die Technik ist mir viel zu kompliziert. Hans, der Mann meiner Freundin Christel, hatte etwa ein Jahr zuvor das gemeinsame Haus mit modernsten Sicherheitsanlagen ausstatten lassen. Seitdem musste Christel eine Zahlenkombination eintippen, wenn sie vom Einkaufen oder vom Frisör kam, was aufgrund ihrer Vergesslichkeit zu einigen peinlichen Fehlalarmen geführt hatte. Monatelang wurden daraufhin die Lebensmittel geliefert, und sowohl die Frisörin als auch die Kosmetikerin machten Hausbesuche. Meine Freundin traute sich kaum noch ohne ihren Hans vor die Tür, bis dieser ihr endlich einen Armreif schenkte, in den die Zahlen eingraviert waren. Nein, das war nichts für mich! Es musste einen anderen Weg geben, mich zu schützen.

Zum Glück war ich im Umgang mit Dieben nicht gänzlich unerfahren. Vor knapp drei Jahren hatte ich durch Zufall die kleine Taschendiebin gestellt, die der Polizei so viel Kopfzerbrechen bereitet hatte. Auch wenn ich bis heute nicht weiß, wie ich damals so fahrlässig gewesen sein konnte, nach der Gartenarbeit die frisch geschliffene Rosenschere, die zu allem Unglück auch noch geöffnet war, in meine Handtasche zu legen und darüber hinaus den Reißverschluss offen zu lassen. Als ich ausgerechnet dort einkaufen fuhr, wo in den vergangenen Tagen so viele ältere Damen beraubt worden waren, hörte ich plötzlich lautes Geschrei.

Der schreckliche Krach kam von einem jungen Ding, das mich ziemlich vorwurfsvoll ansah. Ich meine, natürlich war es mir unangenehm, aber ich hatte nun mal kein Verbandsmaterial griffbereit, wer rechnet denn mit so einem Missgeschick? Jedenfalls weckte das Gejammer der jungen Frau die Aufmerksamkeit der Passanten, die schleunigst die Beamten alarmierten. Die Diebin tat mir leid, aber sie war schließlich selbst schuld. Nur wegen einer blutenden Hand hätte sie sich wirklich nicht so anstellen müssen! Und meine Geldbörse wäre sowieso in meiner Jacke gewesen, denn dank der Presse war ich ja vorgewarnt gewesen, dass ein Taschendieb sein Unwesen trieb.