Wega 12: Geschenke der Superintelligenz - Michael Marcus Thurner - E-Book

Wega 12: Geschenke der Superintelligenz E-Book

Michael Marcus-Thurner

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Beschreibung

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden bereisen die Menschen den Weltraum und erforschen die Wunder des Universums. Sie sind faszinierenden Fremdvölkern begegnet, haben zahlreiche Welten besiedelt und kosmische Geschichte gestaltet. Als sich Perry Rhodan im Jahr 2059 Neuer Galaktischer Zeitrechnung zur blauen Sonne Wega begibt, erlebt er mit, wie die mysteriösen Maccani das System erobern und von der Milchstraße abriegeln. Um die Invasoren abzuwehren, spüren Rhodan und seine Gefährten einem neuen Galaktischen Rätsel nach. Bei ihrer Rückkehr müssen sie feststellen: Die Maccani haben eine brutale Gewaltherrschaft auf den Wegawelten errichtet. Nachdem Perry Rhodan die wichtigsten Verbündeten des Gegners zum Abzug bewegen konnte, schreitet der mysteriöse Meister der Maccani persönlich ein. Der finale Kampf gegen die Unterdrücker entwickelt sich zu einem erbitterten Ringen um die GESCHENKE DER SUPERINTELLIGENZ ...

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Nr. 12

Geschenke der Superintelligenz

Perry Rhodan und der Anführer der Maccani – Kampf um uralte Relikte

Michael Marcus Thurner

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Robby

2. Perry Rhodan

3. Marium Polescar, Tage zuvor

4. Robby

5. Perry Rhodan

6. Marium Polescar, Tage zuvor

7. Robby

8. Marium Polescar, einige Tage zuvor

9. Perry Rhodan

10. Gucky, kurz zuvor

11. Robby

12. Perry Rhodan

13. Gucky, kurz zuvor

14. Robby

15. Perry Rhodan

16. Gucky

17. Robby

18. Perry Rhodan

19. Gillian Wetherby

20. Perry Rhodan

21. Marium Polescar

Risszeichnung Fiktivtransmitter

Impressum

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden bereisen die Menschen den Weltraum und erforschen die Wunder des Universums. Sie sind faszinierenden Fremdvölkern begegnet, haben zahlreiche Welten besiedelt und kosmische Geschichte gestaltet.

Als sich Perry Rhodan im Jahr 2059 Neuer Galaktischer Zeitrechnung zur blauen Sonne Wega begibt, erlebt er mit, wie die mysteriösen Maccani das System erobern und von der Milchstraße abriegeln.

Um die Invasoren abzuwehren, spüren Rhodan und seine Gefährten einem neuen Galaktischen Rätsel nach. Bei ihrer Rückkehr müssen sie feststellen: Die Maccani haben eine brutale Gewaltherrschaft auf den Wegawelten errichtet.

Nachdem Perry Rhodan die wichtigsten Verbündeten des Gegners zum Abzug bewegen konnte, schreitet der mysteriöse Meister der Maccani persönlich ein. Der finale Kampf gegen die Unterdrücker entwickelt sich zu einem erbitterten Ringen um die GESCHENKE DER SUPERINTELLIGENZ ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner begegnet dem Auftraggeber der Maccani.

Reginald Bull – Rhodans ältester Freund gibt ein grausiges Versprechen.

Gillian Wetherby – Die Raumpilotin geht mit Gucky auf einen Risikoeinsatz.

Gucky – Der Mausbiber hantiert mit Hyperenergie.

Robby – Der Roboter erfindet sich mehrfach neu.

Marium Polescar

1.

Robby

Das Jahr 1940 altterranischer Zeitrechnung war für mich bemerkenswert, denn ich wurde erschaffen.

In den ersten Sekunden meiner Existenz hörte ich das Stampfen der Formpressen, das Zischen der Feuer in den Stahlessen von Arkon III, das Gurgeln von Chemikalien. Das leise und vieltausendfache Summen von Rechnern und Prozessoren, die darauf warteten, in einen metallenen Körper eingearbeitet zu werden.

Man hatte mich belebt, die innere Uhr begann zu zählen. Ich war 3,2 Sekunden alt, als mich ein Industrieroboter von der Fertigungsstrecke hob und in eine Endabnahmekammer neben andere Wesen meiner Art stellte.

Ein organisches Wesen näherte sich. Die Haut ledrig, die Stirn hoch, das Haar schlohweiß, die Augen feuerrot. Ich kannte diese äußeren Merkmale, sie waren in meinen Datenspeichern verzeichnet.

Ein Arkonide.

»Deine Registernummer ist AKH-6-STKNOT«, sagte die Frau zu mir und leuchtete meinen Körper mit einer Handlampe ab. »Melden deine Kontrollroutinen Defekte?«

»Nein«, antwortete ich ordnungsgemäß nach einer schnellen internen Prüfung.

Sie las Text von einer Schriftfolie ab. »Du wirst an Bord von Raumschiffen Dienst tun. Du wurdest mit aufgerüsteten Denkroutinen im Bereich positronischer Berechnungsalgorithmen, defensivem sowie offensivem Kampfverhalten und einer Navigationshilfe ausgestattet. Du bist also universell verwendbar.«

»Ja.«

Die Arkonidin zögerte und hob den Kopf. Dann sagte sie etwas, das offensichtlich nicht zu ihrem üblichen Text gehörte. »Zeig, was in dir steckt. Jahrhunderte arkonidischer Robotarchitektur bündeln sich in deinem Wesen, in deinen Schaltkreisen. Du und die anderen Exemplare deiner Baureihe – ihr seid etwas Besonderes.«

»Ja.«

Ich registrierte ihre Worte und speicherte sie ab. Die Arkonidin war das erste Wesen in meinem Leben, mit dem ich eine Unterhaltung führte.

Sie wandte sich dem nächsten Modell meiner Baureihe zu und wiederholte die Geburtsprüfung. Nach zehn stichprobenartigen Tests zog sie sich zurück. Sie machte es sich auf einer Liege bequem, setzte Simulatoren an ihren Schläfen an und rührte sich nicht mehr. Die Arkonidin begab sich in künstliche Welten.

2.

Perry Rhodan

»Was verbreitet sich schneller als das Licht?«, fragte Perry Rhodan und beantwortete sich die Frage gleich selbst: »Gerüchte. Sie sind eine klebrige, amorphe Masse, die überall anhaftet, sich verändert, sich nach Belieben vergrößert oder verkleinert – und niemals recht zu greifen ist. Gerüchte beginnen als gewisperte Worte und wachsen manchmal zu Titanengröße an. Sie übertönen die Wahrheit. Sie werden zur Wahrheit.«

Er wischte sich Schweiß von der Stirn. Bevor er wieder in sein geräumiges Quartier zurückgekehrt war, hatte er eine Trainingsstunde in der Sporthalle verbracht und sich mit Gillian Wetherby gemessen. Die Raumjägerpilotin aus ferner Vergangenheit verfügte über beachtliche Nahkampferfahrung. Sie war im Straßenkampf ausgebildet worden. Damals ...

Sie hat mich kräftig vermöbelt, dachte Rhodan und verkniff sich ein Grinsen, bevor er sich wieder auf das übergroße Hologramm an der gegenüberliegenden Wand konzentrierte.

Es zeigte strategisch wichtige Schauplätze im Wegasystem. Texte und Bilder, die angeheftet waren und aus der Darstellung jederzeit rausgezupft werden konnten, dokumentierten die Ergebnisse ihrer Arbeit.

Gerüchte.

Die Grenzen rings um das Wegasystem werden in den nächsten Tagen aufgehen.

Der Erendyra-Schirm wird sich öffnen.

Perry Rhodan hat im Leerraum zwischen den äußersten Welten des Systems eine große, schlagkräftige Flotte versammelt.

Das System der Rotationsemitter wird endgültig kollabieren.

Auf mehr als zehn bewohnten Welten stehen Truppen der Rebellen bereit, um die Friedenskasernen der Maccani zu attackieren.

Einige der Besatzer haben sich gegen die Oberkommandierenden unter Krakatau aufgelehnt und sind bereit, mit den Ferronen zusammenzuarbeiten ...

Rhodan war den Umständen entsprechend zufrieden. In den vergangenen Tagen war er mehrmals mit Genevio Zol zusammengetroffen, einem der Anführer des ferronischen Widerstands. Die Rebellen hatten die Gerüchteküche gezielt zum Köcheln gebracht.

Etwa ein Viertel der Bewohner des Wegasystems hatte sich in den 15 Monaten seit der Invasion mit den Besatzern arrangiert, einige Ferronen profitierten sogar davon. Es gab wie immer Kriegsgewinnler. Überläufer, die sich den Maccani anbiederten und das eigene Volk verrieten, um persönliche Vorteile aus der Krise zu ziehen. Die meisten Ferronen aber hofften, bald wieder selbst über sich bestimmen zu können.

Nach der jüngsten Gewaltwelle der Maccani hatte sich das Gleichgewicht zugunsten des Widerstands verschoben. Kaum jemand wollte sich mit Massenmördern zusammentun.

Das Schott öffnete sich, Reginald Bull trat ein. Rhodans bester, ältester Freund, der erst vor wenigen Tagen gemeinsam mit dem Mausbiber Gucky wiederaufgetaucht war. Ausgespuckt aus einer Kiste, die ein Blau-Nakk Rhodan vor die Füße gestellt hatte.

»Du schmunzelst zufrieden«, sagte Bull. Er ließ sich in einen der Sessel von Rhodans Wohnraum fallen und legte die Beine überkreuzt auf den Tisch in der Raummitte. »Das passt gar nicht zu dir, Alter.«

»Es läuft gut.« Rhodan machte eine wischende Handbewegung, und das Holo erlosch. »Zol meldet, dass immer mehr Leute bereit sind, sich gegen die Maccani zu organisieren. Weil sie neue Hoffnung haben – und weil sie erkennen, was für ein Monstrum Krakatau ist.«

»Je mehr Ferronen und andere Planetarier du in deine Pläne einbeziehst, desto mehr von ihnen gefährdest du. Die Maccani haben bereits bewiesen, dass sie gnadenlos vorgehen, wenn ihnen die Entwicklung im Wegasystem nicht passt.«

»Du kennst das Prinzip des passiven Widerstands, Bully. Es ist Jahrtausende alt.«

»Und es führt nicht immer zum Erfolg.«

»Du meine Güte! Da ist aber wieder jemand schlecht drauf.«

»Mit Recht, Perry!« Bull nahm die Füße vom Tisch und setzte sich aufrecht hin. »Der Bastardprinz wird nicht einfach so aufgeben. Er ist die treibende Kraft hinter all den Gräueltaten gegen die Ferronen. Tausende sind gestorben, weil er es so wollte.«

»Ich weiß.« Rhodan senkte die Stimme. »Ohne Blutvergießen wird es nun mal nicht abgehen.« Er wechselte das Thema. »Wie geht es Kilian? Kommt er mit seiner Arbeit voran?«

»Unser verrückter Wissenschaftler ist die meiste Zeit damit beschäftigt, Kommandantin Abercroft zu quälen. Er will noch mehr Raum und noch mehr Energie für seine Experimente zur Verfügung haben. Aber er scheint Fortschritte zu machen. Mag sein, dass er in den nächsten zwei, drei Tagen den Erendyra-Schirm großräumig aufreißen kann. – Möchtest du, dass ich dir ein wenig von dem Kauderwelsch näherbringe, mit dem er mich vor einer Stunde malträtiert hat?«

»Nein, danke.« Rhodan war froh, dass sein Freund ihm diese Unterhaltungen mit Kilian Gavril abnahm.

Ein sanftes Signal ertönte, die Zentralpositronik der MARCUS EVERSON meldete sich. »Der Maccani Krakatau hat eine Botschaft angekündigt, die im gesamten Wegasystem verbreitet werden soll. Die Trivid-Übertragung beginnt in wenigen Sekunden.«

»Ins Hauptholo!«, befahl Rhodan.

Er fühlte ... Angst. Als sich Krakatau das letzte Mal an die Bewohner der Wegawelten gewandt hatte, hatte er die Hinrichtung Hunderter Planetarier verkündet und in schrecklichen Bildern zeigen lassen.

Rhodan starrte gespannt gegen die Wand, das eben erst erloschene Holo leuchtete erneut auf.

Rhodan nahm eine Bewegung im Augenwinkel wahr. Gucky war wohl wieder einmal zu faul gewesen, um zu Fuß zu kommen. An der Hand hielt er Gillian Wetherby, die Pilotin aus der Ära der Dritten Macht, mit der sich der Ilt während der zurückliegenden Tage angefreundet hatte. Die beiden setzten sich zu Rhodan und Bull an den Tisch und blickten gespannt auf das Hologramm.

Ein Dreieckssymbol erschien, dann wurde der Bastardprinz sichtbar. Die kleine Metallfläche auf seiner Wange war markant. In den Händen hielt er einen Vogel, dessen Kopf er mit beiden Daumen wie besänftigend streichelte.

»Es ist eine Stunde der Bewährung für die Freundschaft zwischen Ferronen und Maccani«, sagte Krakatau mit fester Stimme. »Eine Nagelprobe. Denn es wird sich zeigen, wie sehr wir einander vertrauen können.«

»Dieser verlogene Mistkerl!«, schimpfte Bull, sein Gesicht lief rot an. »Wie kann er das Wort Freundschaft auch nur in den Mund nehmen ...«

»Scht!«, machten Gucky und Wetherby gleichzeitig.

»Viele von euch haben gewiss von dem Gerücht gehört, dass Perry Rhodan im Wegasystem aufgetaucht ist«, fuhr Krakatau fort. »Dieses Gerücht entspricht der Wahrheit. Im Gegensatz zu vielen anderen, die derzeit umherschwirren. Perry Rhodan, der verlogene Terraner, hat sich in eurer Heimat festgesetzt. Wie ein Parasit. Wie ein Dieb. Der Mensch, der euch Ferronen den Platz auf der Bühne der Milchstraße gestohlen hat. Er ist gekommen, um euch erneut etwas wegzunehmen. Aber lasst euch nicht bezirzen von den Schmeichlern und Lügnern, die euch weismachen möchten, dass die Rückkehr zur Despotie unter den Terranern der richtige Weg sei.«

Krakatau holte tief Atem, der kleine Vogel gurrte wie bestätigend.

»Denkt an die gemeinsame Zukunft, die wir euch versprechen und garantieren: Die Ferronen und Maccani werden zusammen ein Reich aufbauen, das frei von terranischem Einfluss oder dem anderer Mächte ist. Auf uns warten Freiheit und Selbstbestimmung. Niemals wieder wird es jemanden geben, der uns sagen darf, was wir zu tun und zu lassen haben. Keine politische und keine wirtschaftliche Abhängigkeit mehr. Kein Dreinreden von irgendwelchen Völkergemeinschaften. Stattdessen: völlige Unabhängigkeit.«

»Er ist kein sonderlich geübter Demagoge ...«

»Scht, Bully!«, rügten ihn Wetherby und Gucky erneut.

»Ihr wisst dies allesamt«, deklamierte der Bastardprinz. »Lasst uns das eigentliche Ziel niemals aus den Augen verlieren. Zusammenarbeit. Solidarität. Gemeinsames Wachsen. Das ist unsere Zukunft.«

Krakatau machte eine kurze Pause, sein Blick wurde eindringlicher. »Und nun möchte ich einige Worte direkt an Perry Rhodan richten. Hör gut zu, Terraner: Es wird dir nicht gelingen, Ferronen und Maccani auseinanderzubringen. Hör auf, Widerstand zu leisten! Wir suchen keinen Streit, aber wir werden ihm auch nicht aus dem Weg gehen. Solltest du es auf eine Auseinandersetzung anlegen, wirst du verlieren.«

Krakatau verschwand aus dem Holo. Stattdessen tauchten Bilder aus einem kahlen Raum auf, in dem einige wenige Wesen saßen: Terraner, Arkoniden, Akonen und Gataser.

Eine unpersönlich klingende Stimme ertönte. Die Anklage lautete in allen Fällen auf Widerstand gegen den ferronischen Staat und dessen Verbündete – sowie auf Hochverrat.

Danach war wieder Krakataus Stimme zu hören, während die Kamera leere, wie betäubt wirkende Gesichter zeigte. Die Augen der Arkoniden tränten, ein Gataser schnappte mit seinem Halsmund zittrig nach Luft.

»Dies sind eure wahren Feinde. Fremde, die sich wie Geschwüre auf den Welten der Ferronen festgesetzt haben. Die Bodenschätze rauben, Grund und Boden vergiften, ihre fremden Kulturen mitbringen und sich nicht um die eigentlichen Bewohner scheren. Sie betrügen, sie stehlen, sie vernichten. Sie wollen das System Rhodan mit allen Mitteln aufrechterhalten.« Krakatau machte eine künstliche Pause, bevor er sagte: »Das fordert Konsequenzen.«

Urteile wurden verkündet, dann wurde das Bild im Hologramm schwarz. Nur noch das Zischen von Thermostrahlern war zu hören – und die Schmerzensschreie der zum Tode Verurteilten.

»Das Kriegsrecht ist noch immer in Kraft«, sprach Krakatau weiter. »Und es wird umgesetzt. Sehr zu unserem Bedauern war die unabhängige Judikatur gezwungen, in einigen Fällen radikale Urteile zu fällen. Zugunsten der Freiheit. Zugunsten einer besseren Zukunft.«

Die Übertragung endete.

»Glaubst ... Glaubst du, dass diese Leute tatsächlich hingerichtet wurden?«, fragte Bull mit weißer Nasenspitze.

Rhodan entspannte seine Kiefermuskel, sie schmerzten. »Wir wissen, dass Krakatau dazu imstande ist. Er lügt, wenn er behauptet, dass eine unabhängige Justiz für diese Urteile zuständig sei. Dies war allein seine Inszenierung. Er wollte diese Bilder haben.«

»Kein Ferrone wird ihm glauben«, behauptete Gucky. »Die meisten Zuseher werden genauso angewidert sein wie wir. Es wird den Hass auf die Maccani weiter vergrößern.«

»Mag sein.« Rhodan nickte. »Aber das ist ihm offenbar einerlei. Dieses Schauspiel ist Teil eines größeren Bildes.«

»Was willst du damit sagen?«, fragte Gillian Wetherby.

»Er lässt die Ferronen wissen, dass sie sich ja nicht aus der Deckung wagen und für uns Partei ergreifen sollen. Und es ist zugleich eine Botschaft an uns. Er will uns demonstrieren, dass er nach wie vor das Heft des Handelns in der Hand hält. Ich wette mit euch, dass da noch mehr kommt.«

»Eine Nachricht von Genevio Zol«, mischte sich die Schiffspositronik in die Unterhaltung ein. »Er ist auf dem Weg hierher.«

»Das war nicht geplant.« Bull blickte auf sein Multifunktionsarmband. »Das nächste Treffen sollte erst in zwölf Stunden stattfinden.«

»Wetten wir, dass es mit dem Auftritt des Bastardprinzen zu tun hat?« Perry Rhodan lächelte, obwohl ihm ganz und gar nicht danach zumute war.

3.

Marium Polescar, Tage zuvor

»Schuld an unserem Tod ist nur dieser Terraner. Perry Rhodan und seine Leute haben das verursacht ...«

Diese Sätze wanden sich durch sein Denken, immer und immer wieder. Sie beherrschten sein Leben, prägten ihn.

Marium Polescar war Flottenkommandant der Ferronen gewesen. Er hatte Nactiel Ook, dem Herrscher über das Wegasystem, treu gedient und war für ihn in den Beinahe-Tod gegangen.

»Perry Rhodan und seine Leute haben das verursacht ...«

Ab und zu fanden sich Zweifel in Polescars Gedanken, aber sie wurden schnell wieder weggespült. Die Positronik der MAREWIN sorgte dafür, dass er den Ideen eines Widerstands nicht allzu lange nachhing. Sie redete ihm gut zu, durchspülte seinen Leib mit glücklich machenden Hormonen, lenkte ihn ab. Und Ablenkung, die gab es reichlich an Bord der MAREWIN.

Nein. Eigentlich befand er sich nicht an Bord des Maccanischiffes, sondern in dessen Innerem. Informationsdrähte spießten ihn an Dutzenden Stellen auf, Nährstoffe fütterten ihn, Katheter entsorgten Schadstoffe. Längst war er mit der MAREWIN verwachsen. Die Teile seines ursprünglichen Körpers, die ihm noch verblieben waren, gehorchten ihm kaum mehr. Die Schiffspositronik verwendete ihn wie ein Werkzeug. Sie drang tiefer und tiefer in ihn vor, besetzte ihn, füllte ihn aus, übernahm ihn.

Aber es war gut so. Gemeinsam mit den Maccani würde er jene Ordnung herstellen, die ihr Anführer herbeisehnte.

Robby, so war sein banaler Name, strebte nach einem Umsturz in der Milchstraße. Er hatte aus den Fehlern von Perry Rhodan und der anderen relativ Unsterblichen gelernt. Robby sah sich als eigentlicher Protagonist in einer Geschichte, die die Superintelligenz ES vor langer Zeit erdacht hatte. Robby arbeitete an einem neuen Mythos, der besser als jener der Terraner war.

Etwas zischte durch Polescars Körper. Es durchfloss Adern aus Metall und ein schwer arbeitendes Herz, das von einem Schrittmacher kontrolliert wurde. Winzige Maschinchen krabbelten durch sein Inneres, stießen auf Metallkomponenten außerhalb des biologischen Torsos und fanden sich dort in kleinen Hohlräumen ein, um zu ruhen und auf weitere Einsätze zu warten. Sein Körper bedurfte ständiger Überwachung und Reparatur und war vor Kurzem sogar zeitweilig wieder in einen Medotank gebettet worden. Die Anforderungen, die die Positronik der MAREWIN an ihn stellte, wurden höher. Es war, als wolle sie seine Belastungsfähigkeit testen.

Er sah sich in der Zentrale des Schiffs um. Flüchtige Blicke trafen ihn. Die Maccani scherten sich nicht sonderlich viel um ihn. Er galt als Verbindungsmann zu den Ferronen und erfüllte seine Aufgabe geflissentlich. Aber sie hatten keinerlei Interesse an ihm persönlich.

Polescar erschrak über seine eigenen Gedanken. Die Apparaturen, die ihn pflegten, reagierten augenblicklich und senkten den Adrenalinspiegel um eine Winzigkeit. Es war wichtig, dass er stets ausgeglichen blieb. Nur dann war er brauchbar. Nur dann konnte er im Sinne einer Völkerverständigung wirken.

Er entdeckte Ginolinea. Selbst auf eine Entfernung von mehr als zehn Metern konnte er sie riechen. Sie sonderte den Duft der Musluafrucht ab, der bei Angehörigen des ferronischen Volkes die sexuelle Attraktivität steigerte.

Ginolineas Zöpfe hingen ihr über die Brust. Sie schenkte ihm ein knappes Lächeln, bevor sie ernst wurde und sich Krakatau zuwandte, dem Befehlshaber der Maccaniflotte und Vertrauten Robbys. Seit einiger Zeit befand er sich wieder an Bord.

Polescar hatte die Berichte studiert, die Krakataus Abenteuer bei der Verfolgung von Perry Rhodan zusammenfassten. Der Bastardprinz war dem Terraner kreuz und quer durch die sonderbarsten Welten und Sphären gefolgt. Eine Aufgabe war gewesen, dem Unsterblichen den Zellaktivator abzunehmen. Eine weitere, mit Rhodans Hilfe an bestimmte Kisten und Truhen der Superintelligenz zu gelangen.

Zweimal war Krakatau gescheitert, doch das Minimalziel hatte er erreicht: Rhodan war monatelang von der Rückkehr ins Wegasystem abgehalten worden. Die Maccani hatten währenddessen ungestört ihre Machtbasis ausbauen können. Allem Anschein nach hatte Krakatau gewusst, dass während der Transporte durch die Fiktivtransmitter der Superintelligenz ES Zeit verloren ging.

Krakataus Auftreten war imposant. Die Maccani brachten ihm hohen Respekt entgegen. Nur Ginolinea nicht – und das irritierte den Bastardprinzen sichtlich. Immer wieder unternahm er Versuche, die Frau für sich zu interessieren. Sie aber zeigte ihm bloß die kalte Schulter.

»Perry Rhodan und seine Leute haben das verursacht ...«

Der Gedanke tauchte so oft in Polescars Kopf auf, dass er allmählich zu einem Ärgernis wurde.

*