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Ein herrliches Weihnachtswunderabenteuer aus dem tief verschneiten schwedischen Småland! Als wäre die Weihnachtszeit nicht schon aufregend genug, stellt Klein-Sontje den Kullehult-Hof gehörig auf den Kopf. Alles beginnt mit der geheimnisvollen Mörkröda-Nele, die gerne auf Küchenschränken sitzt und munter aus dem Troll-Nähkästchen plaudert. Damit setzt sie Sontje den rechten Floh ins Ohr. Für Sontje gibt es nur noch eines: Trolle und Zipfelmützen! Allerdings geht dabei nichts ohne den prachtvoll kugelrunden Schneemann Magnus und Weihnachtsnisse Tomte. Überall, wo der vorwitzige Wichtel auftaucht, sind Spaß und Schabernack nicht weit. Es tut so gut, trollverrückte Dinge zu tun. Echt "jättekul", wie der Schwede gerne sagt. Winterliche Weihnachtsfreude pur! Schöner kann Weihnachten nicht sein!
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Seitenzahl: 281
Veröffentlichungsjahr: 2021
Weihnachten mit Zipfelmuetzen
Widmung
„Schwach ist die Liebe,
die sich noch in Worten ausdrücken lässt.“
Dante Alighieri
Meinen lieben Eltern,
Margot und Karl-Heinz,
meinem geliebten Ehepartner Ernesto!
Immer an meiner Seite:
Ben, mein allerbester Freund auf vier Pfoten!
In ewiger, tiefer Dankbarkeit.
Frank Kantereit
Weihnachten mit Zipfelmutzen
Eine wunderfröhliche Weihnachtserzählung für alle kleinen und großen Menschen ab 4 Jahren
© 2021 Frank Kantereit
Umschlag, Illustration: Frank Kantereit
Lektorat, Korrektorat:
Übersetzung:
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44,22359 Hamburg
ISBN
Paperback ISBN 978-3-347-35200-1
Hardcover ISBN 978-3-347-35201-8
e-Book ISBN 978-3-347-35202-5
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
„Phantasie ist die Gabe,
unsichtbare Dinge zu sehen.“
Jonathan Swift
Inhalt
Die ersten Schneeflocken fallen …
Erstes Kapitel
Winter ist nun einmal Winter,
daran gibt es nichts zu rütteln;
die Welt schaut aus wie in Zucker getaucht;
juppheidi, juppheida, geht es los,
und ab durch die frische Luft!
Zweites Kapitel
Man spürt die Lieblichkeit des Frühlings;
alles riecht und schmeckt nach Sommer;
der Herbstwind lädt zum Tanz;
heißa, der Winter ist da,
und wem es langweilig wird, ist selbst schuld!
Drittes Kapitel
Ein flinkes Wiesel flitzt ungesehen umher;
der eine oder andere wird fuchsteufelswild;
manchmal ist es besser, über alle Berge zu sein;
in der Küche werden jättekule Piretten getanzt;
oh ja, es ist schön, auf Kullehult zu wohnen!
Viertes Kapitel
Nachttöpfe werden geworfen;
es wartet eigenartiger Besuch;
ohne Namen ist man nichts,
und wer alt ist, darf tun, wozu er Lust hat.
Punkt und aus!
Fünftes Kapitel
Es gibt keine Schnupfnasen mehr;
mit dem Glück ist das so eine Sache;
von zu viel Reisbrei bekommt man Bauchweh,
und Türen werden geknallt.
Rums-bums-hopsasa!
Sechstes Kapitel
Uromas schwindeln nicht;
eine herrliche Rangelei ist im Gange;
es wird mächtig Krach gemacht;
man denkt, es werden Schweine geschlachtet,
und es gibt noch mehr Rums-Bums-Hopsasa!
Siebtes Kapitel
Es ist viel zu wunderherrlich,
um sich über Hornochsen zu ärgern;
Schlitten donnern in eine Schneewehe;
wer übermütig ist, purzelt kopfüber in den Schnee,
und man baut den schönsten Schneemann der Welt!
Achtes Kapitel
Man kann nicht leben,
ohne eine eigene Meinung zu haben;
Entscheidungen werden getroffen,
wenn man in einer bestimmten Stimmung ist,
und Wunder kommen selten einfach so daher spaziert!
Neuntes Kapitel
Es ist nicht mit jedem gut Kirschen essen;
heiße Milch mit Honig
und Fleischklopse sind was Herrliches;
ein guter Freund hält einsame Wacht,
und es wird von Zipfelmützen und Wurstzipfeln geträumt!
Zehntes Kapitel
Eine rote Zipfelmütze stiefelt durch den Schnee;
jemand ist gut im Futter;
man ist nicht frech, sondern forsch,
und ein Nisse ist immer alt,
selbst wenn er noch jung ist!
Elftes Kapitel
Man braucht einen schönen weißen Bart;
friedliche Lösungen wollen gefunden sein;
ein schauerliches Heulen ist zu vernehmen,
und am Scheunentor taucht
eine zweite rote Zipfelmütze auf!
Zwölftes Kapitel
Es pfeift und saust gewaltig ums Haus;
endlich können alle einmal nicht verrückt sein;
es gibt kein Kaffeekränzchen,
und ein kleines Elchlikörchen
hilft gegen nervöse Zustände!
Dreizehntes Kapitel
Alles Abwarten hat einmal ein Ende;
zerzauste Karottenräuber hocken auf Apfelbäumen;
beide Arme sind futsch, Beine gibt es sowieso keine,
es ist zum sich die Haare ausraufen,
und dann ist alles Schmollen vergessen!
Vierzehntes Kapitel
Man muss nicht gleich alles hinausposaunen;
mit vollem Mund darf geschwatzt werden;
nicht jeder ist für alles geschaffen;
es scheint der Mond,
und es leuchten die Sterne!
Fünfzehntes Kapitel
Etwas Unheilvolles liegt in der Luft;
wer siebenmal stärker als ein Mensch ist,
hat keine Angst vor dem Fuchs;
erst hat man ein schönes Schlamassel,
und dann kommt das unikmagnifik famose Gruseln!
Sechzehntes Kapitel
Der Hühnerstall wird gestürmt;
es gibt nur einen Hahn im Korb;
ein wildes Geflatter wird zum Tumult;
jemand bekommt eins auf die Mütze,
und die Schlacht ist geschlagen!
Siebzehntes Kapitel
Alles läuft schief;
mit Matschstiefeln dreht man keine Piretten;
es gibt kein Zurück mehr,
und dann wartet das Abenteuer.
Punkt und aus!
Achtzehntes Kapitel
Unheimliche Geheimnisse warten;
es ist alles zauberwunderlich;
ein merkwürdiger Ort mit eigenem Geist;
erst wird gezögert und gezaudert,
und dann geht man einfach hinein!
Neunzehntes Kapitel
Alles knarrt und knarzt;
Fratzen und Faxen sind etwas Wunderbares;
Geheimnisse müssen Geheimnisse bleiben;
Dunkelrot ist eine herrliche Farbe,
und es ist der richtige Tag zum Bratäpfel essen!
Zwanzigstes Kapitel
Es gibt kaum etwas Gemütlicheres als eine Küche;
Bratäpfel schmecken besonders gut,
wenn man auf dem Küchenboden sitzt;
überall wimmelt es von Trollen,
und vor Freude bekommt man Glücksohrenklingeln!
Einundzwanzigstes Kapitel
Menschen verändern sich,
wenn sie auf Küchenschränken sitzen;
unsichtbare Geschichten hüpfen aus Kisten;
Möbel sollten viel öfter umgestellt werden,
und Träume verrät man besser nicht!
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Verhexte Wirbel jagen um die Tannen;
die Welt geht unter;
ein Licht leuchtet in der Dunkelheit;
Mama bekommt nicht den gewissen Blick,
und alles, was gefährlich ist, macht Spaß!
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Es werden Bilder aufgehängt;
Tränen kullern und es wird geseufzt;
man muss loslassen, um voranzukommen;
in geheimen Büchern finden sich Weisheiten,
und ruckzuck ist man Weihnachtsnisse!
Vierundzwanzigstes Kapitel
Wer einmal das Nordlicht durchschritten hat,
kehrt von dort nicht zurück;
alles hat seine eigene Zeit;
Flammenlichter steigen empor,
und dann wartet ein neues Leben!
Fünfundzwanzigstes Kapitel
Es verspricht ein heiterer Tag zu werden;
alle sind in allerschönster Weihnachtslaune;
Mama will die Welt nicht völlig anders betrachten;
böse Menschen plumpsen auf den Po,
und der heitere Tag ist noch nicht zu Ende!
Sechsundzwanzigstes Kapitel
Wünsche gehen auf die Reise;
Wichtelgirlanden kann man auch leise basteln;
schweren Herzens werden Murmeln hergegeben;
Umarmungen schenken Kraft,
und manchmal braucht alles nur Zeit!
Siebenundzwanzigstes Kapitel
Alle wachen in allerbester Weihnachtsstimmung auf;
es kracht scheppernd;
das Mehl staubt, der Zucker rieselt;
man muss schnell sein, wenn man klein ist,
und vor allem gibt es kein Weihnachten!
Achtundzwanzigstes Kapitel
Nicht alle Wünsche lassen sich erfüllen;
das GEHEIME BUCH weiß Rat;
alle sind vom allerheftigsten Weihnachtsfieber befallen;
mitten im Staub sitzt ein Troll,
und die Stille der Nacht ist voller Erwartung!
Neunundzwanzigstes Kapitel
Jeder ist durchströmt vom allerseligsten Weihnachtsglück;
Ringelschwänzchen ringeln sich besonders vergnügt;
mit guter Laune gelingt alles besser;
manch einer nascht zu viel Eierpunsch,
und dann ist endlich richtig Weihnachten!
Dreiβigstes Kapitel
Neue Nasen sind willkommen;
allen läuft das Wasser im Munde zusammen;
etwas eigenartiges Rotes sorgt für Neugier;
tiefe Brummstimmen schaffen selige Augenblicke,
und alle schauen himmelwärts!
Einunddreiβigstes Kapitel
Es ist wie in einem Mondscheinmärchen;
Weihnachtsmänner warten geduldig;
man kann nicht fröhlich tanzen,
wenn alles schrecklich ist,
und die Geschichte darf so nicht enden!
Zweiunddreiβigstes Kapitel
Es ist immer für ein Wunder gut,
wenn man sozusagen zur Familie gehört;
alles, was man nicht sieht, kann sprechen;
die Lichter am Christbaum strahlen heller,
und es gibt zwei glückstrahlende Zipfelmützen!
Eine glitzernde
Geheime-Geschichten-Wunderkiste
Die ersten Schneeflocken fallen …
Heißa, der Winter ist da!
Nun dauert es nicht mehr lang bis Weihnachten.
Oh, was für eine aufregende Zeit!
Ich erinnere mich nur allzu gut
an die Tage voll ungeduldiger Erwartung,
bis das schönste Fest des Jahres endlich beginnen kann.
Ob sich all meine Wünsche erfüllen?
Ein Hoffen und Bangen!
Selige Träume voller Zuversicht!
Am Adventskranz wird die erste Kerze entzündet!
Meine Mutter sitzt in dieser herrlichen Zeit
an jedem Nachmittag mit mir im Schein der seligen Kerzen.
Wir singen gemeinsam frohe Weihnachtslieder,
vernaschen köstliche Weihnachtsplätzchen,
und ich lausche andächtig!
Mama erzählt mir wunderreiche Geschichten,
und meine Wangen glühen feuerrot vor Aufregung
über all den Zauber, der diesen Geschichten innewohnt.
Welch segensreiches Gefühl! Wir sind beieinander.
Ich kuschele mich eng an meine Mutter
und bin einfach nur beseelt.
Diese Wärme, diese Geborgenheit!
Noch heute spüre ich diese Liebe tief in meinem Herzen.
Eine segensreiche Empfindung von Ewigkeit.
Die ersten Schneeflocken fallen …
Dieses besondere Glück,
welches mich alle Jahre gerade zu dieser Zeit
so unvergleichlich mit Wonne durchströmt,
möchte ich mit diesem wundervollen Buch weitergeben.
Ich schenke Dir diese Geschichte aus vollem Herzen.
Sie möge Dich mit ihren zweiunddreißig Kapiteln
durch die märchenhafte Vorweihnachtszeit
liebevoll begleiten.
In dieser Geschichte sind es die kleine Sontje
und der Weihnachtsnisse Tomte,
für die sich nach so manchen turbulenten Abenteuern
etwas Einzigartiges ereignet.
In der Heiligen Nacht erleben beide wie durch Zauberhand
ein unvorstellbar einmaliges Weihnachtsfest!
Einfach unikmagnifik famos!
So viel sei verraten: Ohne Zipfelmützen geht es nicht!
Mache es Dir jetzt herrlich gemütlich und kuschelig
und tauche ein in diesen fantastischen Winterwundertraum,
wie er wohl so märchenhaft nur hoch oben
im nördlichsten Norden der Welt zu sein vermag!
Ich wünsche Dir allerherzlichst jenes Gefühl
von Wärme und Geborgenheit, was mich immer umfängt,
wenn die Zeit reif ist für frohherzige Geschichten.
Heißa, der Winter ist da!
Nun dauert es nicht mehr lang bis Weihnachten.
Die ersten Schneeflocken fallen …
Erstes Kapitel
Winter ist nun einmal Winter,
daran gibt es nichts zu rütteln;
die Welt schaut aus wie in Zucker getaucht;
juppheidi, juppheida, geht es los,
und ab durch die frische Luft!
Es ist einfach unglaublich! Sind Sommer und Herbst wirklich
schon vorbei? So mir nichts, dir nichts, ehe man es sich versieht? Man mag es kaum glauben. Die Zeit vergeht doch wahrlich rasend schnell, oftmals schneller, als es einem lieb ist.
Plötzlich ist der Winter da. Oh, wie bitterkalt fühlt es sich an, steckt man nur schon allein die Nase aus dem Haus. Ein eisiger Wind weht übers Land – so eisig, dass es einen von den Haarspitzen bis zu den Fußzehen kräftig durchschüttelt. Brr, wie ungemütlich!
Aber du kannst es nicht ändern. Es ist, wie es ist. Winter ist nun einmal Winter, daran gibt es nichts zu rütteln!
Die Tage sind kurz. Die meiste Zeit ist es so finster, dass man kaum zu glauben wagt, die Sonne könne je wieder scheinen. Die endlosen Nächte sind dunkel und trist. Da kann man nur allzu gut verstehen, dass viele Menschen bei dieser ewigen Dunkelheit ganz schwermütig werden.
Aber es gibt auch wundervolle Wintertage, an denen schon im Frühdunst die Sonnenstrahlen funkeln. Alles ist mit feinem Schnee bedeckt, leuchtend weiß und glitzernd. Die Welt schaut aus wie in Zucker getaucht.
Was für ein Vergnügen! Die Schneeflocken wirbeln in Scharen munter tanzend durch die Lüfte. Unablässig rieselt der Schnee vom Himmel herab. Wäre da nur nicht immerzu diese schrecklich lausige Kälte! Der frostige Nordwind und der noch frostigere Ostwind blasen mit vollen Wangen stürmisch lustvoll beflissen um die Wette.
Die Menschen hoch oben, im Norden der Welt, im schwedischen Småland, sind es gewohnt. Es ist, wie es ist. Winter ist nun einmal Winter, daran gibt es nichts zu rütteln! Und auf den muss man sich sehr gut rechtzeitig vorbereiten. Alle haben sie schon im Herbst dafür gesorgt, dass Keller und Speisekammern bis oben hin mit den wichtigsten Vorräten prall gefüllt sind.
Denn besonders für all die Menschen, die auf einsam gelegenen Bauernhöfen leben, ist es in diesen Tagen nicht gerade leicht, wenn sie ihre Einkäufe oder sonstigen Besorgungen in den Dörfern und Städten zu erledigen haben. Der Schnee liegt so hoch, dass es mühsam ist, ohne Schlitten voranzukommen. Aber damit wissen alle dort oben in Småland umzugehen.
Es werden die Pferde vor den Korbschlitten gespannt, und juppheidi, juppheida, geht es los! Man ist dick eingemummelt, in warme Decken gehüllt und fühlt sich trotz der unsagbaren Kälte pudelwohl. Klingelingelingl Das Schellengeläut am Schlitten tönt wunderhell! Ab durch die frische Luft. Ganz Småland ist ein unermesslich herrliches Winterwunderland, wie du es dir schöner und verträumter kaum denken kannst.
Oft sind die Schneewehen allerdings so hoch, dass man kaum mehr einen Pfad oder eine Straße erkennen kann. Da darf man sich getrost auf seine Pferdchen verlassen. Sie kennen ihren Weg auch bei tiefstem Schnee und bringen alles und jeden wohlbehalten ans Ziel.
Manches Mal hingegen kommst du aber auch nirgendwohin, weil alles so meterhoch eingeschneit ist, dass du weder vor noch zurückkannst. Dies alles ist jedoch halb so schlimm. Wozu sich aufregen? Man nimmts gelassen und in aller Seelenruhe hin. Es ist, wie es ist. Winter ist nun einmal Winter, daran gibt es nichts zu rütteln!
Die Menschen verbringen diese Tage in ihren gemütlichen Wohnstuben, wo das Feuer im Kamin so richtig herrlich prasselt, dass einem vor lauter Heimeligkeit das Herz aufgeht.
Das ist auch auf Kullehult nicht anders. Das schöne schwedische Wort Kulle bedeutet Hügel. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der große Bauernhof Kullehult auf einem sanften Hügel liegt. Von dort aus genießt man einen wunderherrlichen, weit gestreckten Ausblick über das scheinbar schier unendliche Land bis hin zu dem kleinen Städtchen Broddebo.
Gerade im Winter verspürt man auf Kullehult oft die Einsamkeit besonders stark, denn rundherum wohnen keine anderen Menschen, weder nah noch fern. Aber das kann weder Bauer Knut Eriksson, dem der Bauernhof gehört, noch all die anderen Bewohner dort schrecken. Sie fürchten sich nicht vor dem Alleinsein, denn es ist schön auf Kullehult zu wohnen.
Zweites Kapitel
Man spürt die Lieblichkeit des Frühlings;
alles riecht und schmeckt nach Sommer;
der Herbstwind lädt zum Tanz;
heißa, der Winter ist da,
und wem es langweilig wird,
ist selbst schuld!
Oh, wie ist es traumverzaubernd auf Kullehult!
Wenn der lange Winter erst einmal vorbei, der Schnee geschmolzen ist, und die Sonne scheint, spürt man alle Lieblichkeit des Frühlings. Die Tage werden länger, das Licht kehrt mit aller Macht zurück.
Allerorten erlebst du ein wunderbares, überschäumendes Erwachen! Im Obstgarten schmücken sich Äpfel-, Kirsch- und Pflaumenbäume mit zarten, weißen, rosa schimmernden Blüten. Es ist eine Pracht, dass man trunken vor lauter Friedenfrühlingslust wird.
Goldregen und Flieder blühen in vollendeter Schönheit, die Wiesen sind voll der gelb leuchtenden Schlüssel- und Sumpfdotterblumen. Was für eine erfrischende Wonne!
Hinter Kullehult findet sich ein verwunschenes Wäldchen mit knorpeligen Kiefern und schlanken Tannen. Welch herrlicher Anblick ist es, wenn dort im Frühling der Waldboden mit Bärlauch und unzähligen Anemonen übersäht ist. In den Baumwipfeln gibt ein munterer Specht, irgendwo hoch oben im Geäst verborgen, frohsinnige Signale auf seiner kleinen Holztrommel. Der Ruf des Kuckucks schallt durch Hain und Flur.
Alles Leben zeigt sich nach monatelangem Winterschlaf mit überbordender Freude! Von Eis befreit, schlängelt sich der kleine Bach wieder ungehemmt plätschernd durch die Wiesen rund um Kullehult. Mensch und Tier sind von einer kraftvollen Fröhlichkeit, als könnten sie Bäume herausreißen.
Allerorten Frühlingssonne, Frühlingswind und Frühlingsdüfte! Endlich fühlst und erlebst du ihn überall: Den so lang ersehnten Frühling!
Mit dem großen Mittsommemachtsfest begrüßen alle den Sommer. Die Nächte sind unglaublich hell und haben ihren besonderen Reiz. Leuchtende Glühwürmchen tanzen ihren lustigen Reigen. Ein seltsamer, geheimnisvoller Zauber liegt über Kullehult.
Himmelhochjauchzend erfreut man sich an rotleuchtendem Klatschmohn und strahlendblauen Kornblumen. Wiesen, Felder, und auch das verwunschene Wäldchen betören mit ihrem kraftvollen Duft.
Überall blühen die Rosen. Ihre Blütenpracht ist so überwältigend, dass du mit all der Sommerlustigkeit immerzu spürst, wie schön doch das Leben ist.
Schmetterlinge flattern federleicht durch die Lüfte. Die Grillen zirpen und sirren mit dem jubilierenden Gesang der Nachtigallen um die Wette. In dem kleinen See auf Sjölund, der gleich hinter dem verwunschenen Wäldchen liegt, quaken die Frösche ihre sehr eigenen Abendserenaden.
Und dann erst all die köstlichen Walderdbeeren, die fantastischen Himbeeren und die vollmundigen Blaubeeren! Alles riecht und schmeckt nach Sommer!
Oh ja, es ist schön, auf Kullehult zu wohnen!
Die Herzen lachen im Herbst, wenn die Winde wehen! Brinja, Malte, und die kleine Sontje, die Kinder von Kullehult, rennen auf die Felder und lassen munter ihre Drachen steigen. Aus den reifen Hagebutten bereiten Mama Janne, Oma Hildur und Magd Asta köstlichen Tee und verführerisch gut schmeckende Marmelade.
Der Herbstwind lädt all die gelben und roten Blätter ein zu ihrem letzten Tanz. Polka, Galopp, Walzer … der Wind pfeift, was das Zeug hält.
Die Herbstzeitlosen, die Wiesenastern entzücken mit ihrer Farbenpracht. Für Oma Hildur sind Astern schöner als alle anderen Blumen. Sie kann sich nicht sattsehen an all den rosa, blau, lila, rot und weiß leuchtenden Blüten.
Die Luft ist frisch und feucht. Aber da ist immer noch eine milde Brise, die sanft um das Gesicht streichelt und dich wohlig umhüllt. Die letzten warmen Sonnentage sind so atemberaubend schön, dass sich ein jeder wünscht, sie mögen niemals enden. Klein-Sontje findet das auch und möchte am allerliebsten den ganzen Tag spazieren gehen.
Dann werden die Tage immer kürzer und kälter. Tau und leichter Nebel umhüllen Wald und Wiesen rund um Kullehult. Und dann geschieht es über Nacht. Die ersten Schneeflocken kommen so leise, dass man sie gar nicht hört. Sie tanzen in der Luft herum vor lauter Vergnügen.
Heißa, der Winter ist da! Der lange, stille, weiße Winter!
Aber ganz so still ist ein Winter auf Kullehult nun auch wieder nicht. Brinja, Malte und Sontje vergnügen sich lautstark mit Schneeballschlachten, Schneemannbauen und Schlittenfahren.
Der See von Sjölund, hinter dem verwunschenen Wäldchen, friert so dick zu, dass Brinja und Malte die Schlittschuhe hervorholen können. Ui, ist das ein Spaß, über das spiegelblanke Eis zu flitzen! Brinja tanzt in ihren Schlittschuhen wie eine Prinzessin. Sie kann sogar schon eine Pirouette drehen, dass man nur so staunen kann. Malte gibt mächtig an. „Ich bin schnell wie ein geölter Blitz!“ ruft er und saust wie im Flug über den zugefrorenen See von Sjölund.
Sontje ist noch zu klein für Schlittschuhe. Aber sie möchte es unbedingt den Großen gleichtun. Also schlittert Sontje tapfer ohne Schlittschuhe über die glatte Eisdecke. Dabei fliegt sie zwar alle naselang hin, lässt sich aber ihren schmerzhaften Popo nicht anmerken und schlittert tapfer weiter. Bis zum nächsten Plumps! Das wiederholt Sontje ungefähr sechs Mal, bis sie schließlich merkt, dass ihr Po kalt und nass wird. Dann hat Sontje keine Lust mehr, über die glatte Eisdecke zu schlittern und rennt nach Hause.
Alle Zaunpfähle rund um Kullehult tragen fein pulvrige Schneemützen. Die in Raureif erstarrten Bäume sind allesamt in weiße Schneemäntel gehüllt, die mit tausend und abertausend blitzenden, silbernen Lichtfünkchen besetzt sind.
Blumen finden sich keine mehr. Oder doch? Der Winter zaubert kristallene Eisblumen an die Fenster. Alles blinkt, glitzert und funkelt, wenn die Sonne die Eisblumenpracht mit ihren Strahlen umschmeichelt.
Schaust du von dem sanften Hügel, auf dem Kullehult liegt, über das weite Land, kommst du aus glücksstrahlendem Staunen nicht mehr heraus. Der Schnee glänzt, flimmert und leuchtet, dass du dich wie in einem Märchenland fühlst. Es ist, als sei der ganze Himmelsglanz mit all seinen Sternen auf Kullehult niedergefallen.
Ist die Wintersonnenwende erst einmal vorüber, freuen sich alle unbändig auf das herrlich aufregendste Fest im Jahr: Weihnachten!
Du siehst, ganz gleich zu welcher Jahreszeit: Es ist immer etwas Wunderbares los auf Kullehult! Wem es hier langweilig wird, ist selbst schuld.
Drittes Kapitel
Ein flinkes Wiesel flitzt ungesehen umher;
der eine oder andere wird fuchsteufelswild;
manchmal ist es besser,
über alle Berge zu sein;
in der Küche werden
jättekule Piretten getanzt;
oh ja, es ist schön, auf Kullehult zu wohnen!
Oh ja, es ist schön auf Kullehult zu wohnen!
Das findet auch Kullehult-Bauer Knut Eriksson, der auf dem Hof geboren ist und mit seiner Familie seit vielen langen Jahren dort lebt.
Knut hat nahezu allezeit jede Menge zu tun mit all der harten Arbeit auf den Feldern, aber auch in den Ställen. Das macht er nicht allein, denn das ist unmöglich zu schaffen. Knut hat einen getreuen, fleißigen Knecht, den Fiete, der ihm emsig tagein, tagaus, zur Seite geht. Fiete ist ein kraftvoller Bursche, der sich nicht drückt und beherzt mit anpackt, wo immer es nötig ist.
Und es ist nötig! Zumal wenn die Erntezeit kommt. Jede tüchtige Hand wird gebraucht. Alle Bauern der umliegenden Höfe helfen sich gegenseitig, die reiche Frucht der Felder einzufahren.
In der Erntezeit hat auch Mama Janne reichlich zu tun, viel mehr, als sie ohnehin sonst zu tun hat. Jannes Tag ist lang.
Früh am Morgen, wenn der Hahn kräht, müssen die Kühe gemolken werden, bei den Ochsen ist auszumisten, Hühner und Schweine wollen gefüttert sein. Da ist es mit der Ruhe auf Kullehult vorbei. Es wird lauthals gemuht, gegrunzt, gekräht, gegackert und was sonst noch! Mama Janne ist`s gewohnt. „Der ganz normale Kullehult-Wahnsinn“, hört man sie hin und wieder lachend sagen.
Aber Mama Janne ist nicht nur in den Ställen zu finden. Sie wacht zudem über die zahlreichen Obstbäume und den üppigen Gemüsegarten. Doch auch Jannes Arbeit ist unmöglich allein zu schaffen. Sie bekommt tatkräftige Hilfe von Oma Hildur und der nimmermüden Magd Asta.
Während der Erntezeit findest du die drei rüstigen Damen öfter als sonst in der Küche. Sie kochen aber dort nicht nur das deftige Abendessen für die zahlreichen Erntehelfer. Um die späte Mittagsstunde wollen auch alle Köstlichkeiten für die betriebsamen Arbeiter auf den Feldern vorbereitet sein. „Mir soll niemand vom Fleisch fallen. Es braucht was Ordentliches auf die Rippen!“ erklärt Mama Janne mit einer Entschiedenheit, die keinen Widerspruch duldet. Sie krempelt sich tatendurstig die Ärmel ihrer Bluse hoch, schnürt sich die Kochschürze um die Hüften und wirbelt in der Küche herum.
Sind die Körbe voller Leckereien gepackt, kalter Kaffee und Tee als Erfrischung in Kannen abgefüllt, machen sich Brinja, Malte und Sontje auf den Weg, um all die schmackhaften Leckerbissen auf die Felder zu bringen. Als Belohnung dürfen sie am frühen Abend mit großem Juche hoch oben auf dem Heuwagen nach Hause fahren.
Sie haben allesamt immer etwas zu tun auf Kullehult. Keiner fühlt sich überflüssig. Man beschäftigt sich umtriebig und ununterbrochen mit alledem, was es auf einem großen Hof zu tun gibt. Es ist eine eigene Welt, in der ein jeder seinen Platz hat.
Brinja und Malte mischen das Leben auf Kullehult gehörig auf. Sie sind schon so groß, dass sie bereits in die kleine Schule von Broddebo gehen. Nicht selten treiben beide übermütigen Schabernack und Unsinn. Mit ihren einfallsreichen Streichen sorgen sie immer wieder aufs Neue äußerst lebhaft für den nötigen Schwung.
Brinja und Malte sind übrigens fest davon überzeugt, dass die nimmermüde Asta und der kraftvolle Fiete ineinander verliebt sind und ganz sicher eines schönen Tages heiraten werden. Bei jeder Gelegenheit witzeln Brinja und Malte darüber und machen sich lustig.
Asta und Fiete mögen diese Späße aber gar nicht. Sie hören sich das alles eine geraume Weile mit einer Himmelgemütsruhe an, bis sie dann irgendwann fuchsteufelswild werden. Ihre Wangen glühen feuerrot. Zornentbrannt stürmen die nimmermüde Asta und der kraftvolle Fiete auf die kichernden Plagegeister los. Aber da sind Brinja und Malte schon längst über alle Berge davongerannt.
Sontje, die kleine Schwester von Brinja und Malte, steht gerade zufällig in der Gegend herum und findet auch, dass die Asta und der Fiete doch wirklich ein schönes Paar sind und sicher recht bald sehr hübsche Babys bekommen. Das reicht Asta und Fiete aber nun wirklich. Sie schnappen sich Sontje und kitzeln sie so wild, dass Sontje einen Höllenlärm veranstaltet, den man bis hin nach Broddebo hören kann.
Du solltest Sontje einmal erleben! Sie ist so ein richtiger Wildfang und hat nur eines in ihrem munteren Köpfchen: Allezeit für fröhliche Unruhe zu sorgen. Natürlich meint es Sontje nie wirklich böse, aber es gibt da so ein klitzekleines Teufelchen in ihr, das es mühelos schafft, andere so manches Mal bis zur Weißglut zu treiben.
Sontje ist noch so klein, dass sie überall und nirgends wie ein flinkes Wiesel ungesehen umherflitzen kann. Mag sie auch noch so klein, oder sagen wir besser, noch nicht so ganz groß sein, dafür aber ist sie so ungemein pfiffig, dass es einem jeden auf Kullehult den Atem verschlägt. Mama Janne stöhnt so manches Mal: „Als unsere Sontje geboren wurde, muss ein gewaltiger Blitz eingeschlagen haben!“
Im Unfug machen ist Sontje wohl in der ganzen Umgebung unübertrefflich. Selbst in dem Städtchen Broddebo soll es Menschen geben, die von Sontjes verrückten Späßen gehört haben. „So ein Quatsch! Ich mache keinen Unfug. Das denken immer nur die anderen, und die haben keine Ahnung. Punkt und aus!“ erklärt Sontje und schaut so liebreizend drein, als wäre sie der unschuldigste Engel auf Erden.
Da ist die nimmermüde Magd Asta allerdings gänzlich anderer Meinung. Normalerweise ist sie lammfromm und hat eine Engelsgeduld. Es dauert sehr lange, bis die gute Asta vor Wut rot anläuft und aus der Haut fährt. Aber irgendwie hat Sontje ein Händchen dafür, wie man Asta mit herrlichstem Unfug auf die Palme bringen kann.
Du sollst wissen: Die nimmermüde Magd Asta singt für ihr Leben gern. Dabei trifft sie zwar nicht immer unbedingt alle Töne, und so manches Mal klingt es auch eher wie das Heulen eines jungen Seehundes. Aber Asta ist der vergnügteste Mensch der Welt, wenn sie nur singen kann. Das tut sie, wann immer es möglich ist. Und bei all der Haus- und Küchenarbeit gibt es eigentlich immer die Möglichkeit zu singen.
Gerade, wenn Asta so richtig vergnügt und fröhlich vor sich hin trällert, geschieht es! Sontje hat wieder einmal Unfug im Sinn. Und was man nicht alles für herrlichen Unfug treiben kann! Eins, zwei, drei, ehe Asta es sich versieht, tapst Sontje mit schmutzigen Matschstiefeln über den frisch gescheuerten Küchenboden.
„Willst du mal sehen, wie toll ich über den Sjölund-See schlittern kann? Du sollst mal erleben, wenn ich erst einmal eigene Schlittschuhe bekomme! Dann leg ich richtig los!“ jauchzt Sontje.
Asta fällt beinahe die Kinnlade runter. Sontje denkt nämlich im Traum nicht daran, so lange zu warten, bis sie eigene Schlittschuhe bekommt. Sie will jetzt sofort loslegen. Was eignet sich besser dafür, als über den frisch gewienerten Küchenboden von Kullehult zu schlittern. „Schau mal, was für tolle Piretten ich tanze!“ Sie dreht sich wie ein Brummkreisel.
Oh ja, solche Pirouetten wie die von Sontje sieht man höchst selten. Anmutig und zauberhaft! Schmierstreifen hier, Lehmklümpchen da, zudem alles herrlich vollgeschmiert mit Schneematsch. Sontje findet es superlustig jättekul1, zu zeigen, was sie alles für Kunststücke kann.
Aber Asta findet das überhaupt ganz und gar nicht superlustig jättekul. Schließlich hat sie lange genug den Küchenboden gescheuert, bis er richtig blitzeblank ist. Nun kommt dieser Frechdachs von Sontje daher, und der blitzblanke Küchenboden schaut aus, als sei eine Horde wildgewordener Wikinger durch die Küche gerast.
Was zu viel ist, ist zu viel! Schlagartig hört Asta auf, vergnügt und fröhlich zu singen. Sie läuft vor Wut rot an, fährt aus der Haut und schimpft wie ein Rohrspatz. Und Sontje? Sie ahnt das ihr drohende Unheil, und rennt, hast du, was kannst du, in Windeseile davon. Besser ist besser. Man kann nie wissen!
Der armen Asta indessen bleibt nichts anderes übrig, als den Küchenboden noch einmal zu scheuern, bis er blitzeblank ist. Anstatt zu singen, knurrt die nimmermüde Asta unwirsch murrend vor sich hin. Wenig vergnügt und überhaupt nicht fröhlich.
Aber weder Asta, noch Fiete können den drei munteren Rackern nicht lange böse sein. Sie haben Sontje, Brinja und Malte fest ins Herz geschlossen, selbst, wenn die nur pausenlos Unsinn im Kopf haben.
„Ich glaube, Asta und Fiete haben uns so lieb, weil sie selbst noch keine hübschen Babys haben. Punkt und aus!“ sagt Sontje und hat vermutlich recht.
Oh ja, es ist schön auf Kullehult zu wohnen.
1 Jättekul – schwedisch, bedeutet: sehr lustig
Viertes Kapitel
Nachttöpfe werden geworfen;
es wartet eigenartiger Besuch;
ohne Namen ist man nichts,
und wer alt ist, darf tun, wozu er Lust hat.
Punkt und aus!
Für die Kinder von Kullehult gibt es kaum etwas Schöne-
res, als an sonnigen Tagen nach Broddebo zum Einkäufen zu fahren. Brinja, Malte und Sontje sitzen gemeinsam mit Mama Janne und Asta auf dem Kremser. Fiete auf dem Kutschbock achtet darauf, dass die Pferdchen Tilda und Thore den rechten Weg einschlagen. Im Sausewind geht es über Stock und Stein.
Dabei müssen sie auch an der Schreinerwerkstatt von Surpuppa2-Oskar vorbei. „Der ist gefährlich“, wispert Brinja jedes Mal mit zitternder Stimme. Der Surpuppa-Oskar mag überhaupt keine Kinder und ist immerzu griesgrämig wie Sieben-Tage-Regenwetter. „Euch verdammte Gören sollte man abschaffen!“ ruft er und wirft mit seinem Nachttopf nach den Kindern. „Der Leibhaftige soll euch allesamt holen! Fahrt zur Hölle!“
So unrecht hat er nicht, der Surpuppa-Oskar. Nur allzu häufig zeigen ihm Brinja und Malte eine lange Nase und frotzeln ihn, wenn sie auf ihrem Schulweg an seinem Haus vorbeikommen.
Und wenn der Surpuppa-Oskar eines nicht mag, dann ist es, wenn man ihn hänselt. Er beschimpft die Kinder mit wildesten Flüchen und allerschlimmsten Verwünschungen. Aber damit erreicht er nur das Gegenteil. Alle Kinder finden es superlustig jättekul, wenn Surpuppa-Oskar so richtig in Fahrt kommt. Das ist nicht sehr nett, aber eben dennoch superlustig jättekul!
Auf dem Kutschwagen fühlen sich Brinja, Malte und Sontje sicher vor dem Surpuppa-Oskar. Aber sie sind auch heilfroh, wenn sie an dem Haus vorbeigefahren sind. Wer möchte schon einen Nachttopf, wohlmöglich noch mit Inhalt, an den Kopf geworfen bekommen? Nichts wie weg und weiter gehťs nach Broddebo!
Broddebo ist ein kleines, aber feines, urgemütliches Städtchen mit altehrwürdigen Häusern und einem herrlich rumpeligen Kopfsteinpflaster. Mama Janne verdreht die Augen, Asta bekommt beunruhigendes Magengrummeln, aber Sontje, Malte und Brinja lieben es, wenn das Pferdekutschwerk dabei so richtig doll ruckelt und rüttelt.
Und noch etwas lieben Sontje, Malte und Brinja. Im Kaufmannsladen von Sötsaka3-Wilma gibt es die allerbesten Himbeersahnebonbons, die du dir vorstellen kannst. Oh, wie schmeckt das herrlich! Himmlisch!
Wenn die lustige Gesellschaft von ihrer Einkaufsfahrt nach Kullehult zurückkehrt, kommt es nicht selten vor, dass eigenartiger Besuch auf sie wartet. Oftmals steht ein Landstreicher vor der Tür, der gerne auf dem Heuboden übernachten möchte.
Mama Janne und Papa Knut haben ein gutes Herz. „Unsere Tür steht jedem offen! Nur herein, wenn's kein Schneider ist!“
rufen beide wie aus einem Munde. “Was habt ihr denn gegen Schneider?“, fragt Malte verwundert. “Ach, das sagt man einfach nur so, wenn man jemanden hereinbittet“, antwortet Papa Knut lachend.
Der Landstreicher macht es sich auf dem Heuboden gemütlich. Asta bringt ihm Milch und belegte Brote, manchmal auch eine kräftige Suppe. „Etwas Warmes braucht der Mensch!“ sagt sie und freut sich, wenn es dem unerwarteten Gast trefflich schmeckt.
Brinja findet, dass Landstreicher faszinierende Menschen sind. „Sie haben kein festes Zuhause und spazieren immerzu vergnügt durch die Weltgeschichte!“ – „Abenteuerlicher kann man nicht leben!“ Malte stellt sich so ein Landstreicher-Dasein sehr spannend vor. Sontje verzieht das Gesicht: „Aber nur, wenn die Sonne scheint! Wenn es regnet oder schneit, ist das bestimmt nicht so toll!“
Oma Hildur hat da jedoch ihre ganz eigenen Gedanken. „Du weißt nie so genau, wo du bei einem Landstreicher dran bist.“ Mama Janne lächelt: „Die meisten sind doch harmlos und lustig!“ Oma Hildur lässt sich allerdings nicht beirren: „Mag sein, aber man hört ja so manches. Da heißt es achtgeben!“ Und dann erzählt Oma wieder einmal, vermutlich zum soundsovieltem Male, von der guten, längst verstorbenen Uroma Josefina, der ein Landstreicher aus Bosheit einmal beinahe die Scheune abgefackelt hätte.
Aber weil die meisten Landstreicher eben doch harmlos und lustig sind, ist Kullehult bis heute nicht abgefackelt, und zunächst ist erst einmal ein jeder herzlich willkommen! „Nur herein, wenn`s kein Schneider ist!“
Dass es auf Kullehult natürlich auch viele Tiere gibt, weißt du ja bereits. Neben Pferden, Kühen, Ochsen, Schweinen, Schafen, Hühnern und Gänsen, gibt es auch zwei frohgemut umherstreunende Katzen und einen treuseligen Hund. Es ist auf Kullehult eben alles einträchtig versammelt, was du dir auf einem richtigen Bauernhof so vorstellst.
Mögen sich auch alle um die unzähligen Tiere kümmern und sie versorgen, so gibt es niemanden auf Kullehult, der all diese Tiere besser kennt als Klein-Sontje. Das liegt einzig und allein daran, dass sie einem jeden einzelnen Tier einen lustigen Namen gegeben hat.
Da es aber so unzählig viele Tiere sind, vermag sich niemand all diese lustigen Namen zu merken. Das gelingt selbst der sonst so pfiffigen Sontje nicht. Da kommt es schon einmal vor, dass Sontje Schweinchen Lillebror mit Kuh Smilla verwechselt, die beide vorgestern noch gänzlich andere Namen hatten.
Das aber stört Sontje überhaupt nicht. „Es ist doch nicht wichtig, ob man heute Lillebror oder morgen Smilla heißt. Die Hauptsache ist, dass man überhaupt irgendwie heißt. Ohne Namen ist man nichts, und das finde ich nicht schön. Punkt und aus!“ sagt Sontje mit Bestimmtheit. Und wenn Sontje etwas mit Bestimmtheit sagt, dann ist das so. Punkt und aus!
Dieses Punkt und aus! hat Sontje von Papa Knut aufgeschnappt, als er einmal sehr deutlich und etwas überlaut seine Meinung gesagt hat. Sontje schnappt gerne und sehr schnell etwas auf, wenn es ihr gefällt. Und das sagt sie dann so oft es geht, ob es passt oder nicht. Punkt und aus!