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Oh du Fröhliche? Nicht für Jules! Statt die Weihnachtszeit in Wernigerode zu genießen, muss sie für ihre Mutter Harzer Spezialitäten auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen. Zu allem Überfluss hat ihr Freund Luis auch überhaupt keine Zeit mehr! Als sie den süßen Jungen vom Stand gegenüber kennenlernt, der mit seinem Charme und Witz ein Räuchermännchen nach dem anderen verkauft, scheint ihr Liebeskummer wie weggeblasen zu sein. Blöd nur, dass die Hobbyhexe Bianca auch ein Auge auf ihn geworfen hat und kurzerhand magische Dienstleistungen auf dem Weihnachtsmarkt anbietet...
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Seitenzahl: 89
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Für die kleine Baumhexe, weil die Welt ein wunderbar verzauberter Ort sein kann
ERSTER DEZEMBER
ZWEITER DEZEMBER
DRITTER DEZEMBER
VIERTER DEZEMBER
FÜNFTER DEZEMBER
SECHSTER DEZEMBER
BIANCAS HEXISCHE WUNDERTÜTEN GESCHENKVERPACKUNG
GEBRANNTE MANDELN WIE VOM WEIHNACHTSMARKT
SIEBTER DEZEMBER
ACHTER DEZEMBER
NEUNTER DEZEMBER
ZEHNTER DEZEMBER
ELFTER DEZEMBER
ZWÖLFTER DEZEMBER
DREIZEHNTER DEZEMBER
BIANCAS LIEBESZAUBER HEXENPLÄTZCHEN
VIERZEHNTER DEZEMBER
FÜNFZEHNTER DEZEMBER
SECHZEHNTER DEZEMBER
SIEBZEHNTER DEZEMBER
PAPPMACHE WEIHNACHTS - SCHMUCK
ACHTZEHNTER DEZEMBER
NEUNZEHNTER DEZEMBER
ZWANZIGSTER DEZEMBER
EINUNDZWANZIGSTER DEZEMBER
BIANCAS MAGISCHES SUGAR - PEELING
ZWEIUNDZWANZIGSTER DEZEMBER
DREIUNDZWANZIGSTER DEZEMBER
TONIS WEIHNACHTS-PONY-KEKSE
VIERUNDZWANZIGSTER DEZEMBER
„Wie schneesicher ist es eigentlich in Wernigerode?“, wollte Bianca wissen. Ich vergaß manchmal, dass sie erst seit knapp einem Jahr im Harz wohnte. Ihre Eltern waren mit ihr von Berlin in den Harz gezogen, um im Haus gegenüber einen Outdoor-Laden zu betreiben.
„Zumindest sicherer, als in der Hauptstadt“, meinte ich und holte einen Striegel aus der Putzbox. Es war nachmittags, und wir befanden uns mal wieder beim Reiterhof. Toni, die dritte im Bunde unserer Hexenclique, jobbte nach der Schule dort.
Und nur allzu gerne halfen wir ihr. Wobei sich Bianca immer noch etwas ängstlich gegenüber den Ponys verhielt.
„Wirklich schneesicher ist es im Harz schon lange nicht mehr“, murmelte Toni und sattelte den Haflinger Stiefel.
„Ziemlich kalt ist es trotzdem“, sagte ich und zog meinen dicken Schal enger.
„Schnee wäre so viel romantischer! Dieses nass-kalte Wetter macht mich ganz trübselig.“
Bianca zuppelte gedankenverloren ein paar Strohhalme aus Stiefels Schweif.
„Vor ein paar Jahren war es so verschneit, dass die Ponys statt einer Kutsche einen Schlitten ziehen konnten. Wir sind dann am Heiligmorgen durch den Wald gefahren, mit heißem Kakao und Plätzchen. Das war vielleicht romantisch!“, schwelgte Toni in Erinnerungen.
„Stell dir vor, das machst du mit Luis! Ich werde das manifestieren“, sagte Bianca und grinste verschmitzt.
Sie vertrieb sich nur allzu gerne die Zeit mit allerlei Alltagshexereien und Ritualen.
„Können wir nicht über Luis sprechen“, meckerte ich und versuchte, Stiefel die Trense aufzuziehen.
Der kleine Schelm sperrte sein Maul dabei gerne zu, weil er keine Lust auf Reitunterricht hatte.
Toni nahm mir die Trense ab und innerhalb einer Sekunde hatte Stiefel das Mundstück zwischen den Zähnen. Gekonnt ist eben gekonnt. Ich seufzte.
„Ärger im Paradies?“
Bianca riss die Augen weit auf. Sie witterte ein Drama. Tatsächlich lief es in letzter Zeit eigentlich gut mit Luis.
Ich hatte den süßen Jungen mit den edelsteingrünen Augen im „Harzer Spezialitäten“-Laden meiner Mutter kennengelernt.
Seitdem hatten wir eine holprige Kennenlerngeschichte durchlebt. Im Spätsommer hatte ich ihn dann bei meiner ersten richtigen Brockenwanderung unerwartet geküsst.
Der erste Kuss auf dem Brocken, das war schon etwas Besonderes! Seit dem Herbst bereitete er sich allerdings auf sein Jurastudium vor, welches er nächstes Jahr beginnen wollte. Viel Zeit für mich hatte er nicht mehr.
„Ich kann heute nicht so lange bleiben, ich muss meiner Mutter nachher noch im Laden helfen“, lenkte ich ab.
„Zeit für einen kleinen Spaziergang hast du sicher noch!“
Toni führte Stiefel zu einer Aufstiegshilfe, die am Tor des Hofes stand.
„Einmal aufsteigen für reitende Hexen“, sagte sie dann und half Bianca, sich auf den dicken Stiefel zu schwingen.
„Ich reite aber nur Schritt“, erwiderte unsere Lieblingshexe und griff zögerlich die Zügel.
„Ja, du sollst es ja endlich lernen“, lachte Toni.
Völlig durchgefroren, mit tauben Zehen und roten Wangen kam ich etwas später in unserem Laden an. Meine Mutter trug einen dicken Schal, denn sie hatte sich beim letzten Unternehmertreff erkältet.
„Warum packst du so viele Hexenfiguren in Kisten?“, wunderte ich mich, denn normalerweise packten wir Kisten aus und nicht ein.
„Ich habe in der ganzen Hektik vergessen, es dir zu erzählen“, krächzte sie heiser. Ich runzelte die Stirn. Was kam jetzt?
„Ich habe dieses Jahr einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt gemietet!“
Sie strahlte, stellte eine Kiste ab und band sich den Schal neu.
„Oh wieso das denn, du hast doch immer gesagt, auf dem Weihnachtsmarkt erkältet man sich nur“, murmelte ich verwundert.
„Das mit der Erkältung habe ich, wie du hören kannst, schon vorher geschafft.“
Offensichtlich.
„Ich kann mir gerade keine Aushilfe leisten. Du musst den Stand nach der Schule betreuen, bitte.“
Ich wusste es. Ich hatte es im Blut, dass hier wieder Arbeit auf mich zukommen würde.
So langsam sollte ich meine längst vorgeschriebene Beschwerde wegen Kinderarbeit wirklich ans Jugendamt abschicken.
„Das geht nicht. Ich habe Pläne. Ich wollte Plätzchen backen, Bratäpfel stopfen, mit den Ponys durch den Schnee reiten und mit Luis-“
„Das kannst du auch immer noch“, unterbrach meine Mutter mich.
„Ich betreue den Stand, wenn ich wieder gesund bin.“
Sie nieste. Ich duckte mich weg.
Eine Erkältung fehlte mir gerade noch.
Schließlich wollte ich die ganze Weihnachtszeit eigentlich nur eins: Luis küssen. Luis beim Plätzchen backen küssen (wir würden romantisch zusammen den Teig kneten), Luis beim Bratapfel essen küssen (es würde nach Zimt schmecken), Luis beim Reiten durch den Schnee küssen (er würde nicht reiten, aber die ganze Zeit bewundern, wie gut ich das konnte).
Ob er mich noch küssen würde, wenn ich todkrank wäre? Andererseits, wenn ich wirklich krank wäre, müsste ich mir nicht die Beine auf dem Weihnachtsmarkt in den Bauch stehen.
„Moment Mal. Wer betreut denn den Laden, wenn du wieder gesund auf dem Weihnachtsmarkt bist?“, fiel es mir brandheiß ein.
„Du freust dich doch bestimmt, wenn du dein Taschengeld aufbessern kannst. Für ein tolles Geschenk für Luis?“
Ich verzog mich in mein Zimmer und tippte eine Nachricht an Luis.
„Es ist so schrecklich, ich muss jeden Nachmittag nach der Schule auf dem Weihnachtsmarkt stehen, bis Heiligabend, wenn meine Mutter nicht gesund wird! Und falls sie gesund wird, werde ich im Laden vegetieren.“
Ein paar Minuten später kam Luis online und antwortete: „Das tut mir leid. Aber das Weihnachtsgeschäft ist wohl sehr wichtig.“
Wie, wichtig? Argumentierte er etwa schon wie sein Vater, der Besitzer vom Hotel Hexenblick?
„Das Schlimmste daran ist, dass wir uns dann so gut wie nie sehen können“, schrieb ich.
„Höchstens spät abends“, ergänzte ich.
„Ich muss dir noch was sagen“, tippte er.
Mein Herz pochte. Was kam jetzt? Wollte er Schluss machen, obwohl wir erst seit kurzem zusammen waren?
Ich schickte drei Fragezeichen.
„Ich habe noch spontan einen Praktikumsplatz in einer Kanzlei in Braunschweig bekommen. Für den ganzen Dezember.“
Dass Luis Jura studieren wollte, wusste ich natürlich. Er hatte sein Abitur im Ausland gemacht und seitdem im Hotel seines Vaters gejobbt, um sich etwas Geld zu verdienen.
Nun wollte er durch Praktika herausfinden, ob seine Studienwahl richtig sein würde. Ich überlegte kurz, was ich ihm antworten sollte.
Als Freundin sah ich es schon als meine Aufgabe, ihn bei seiner Karriere zu unterstützen.
Andererseits war es ziemlich unverschämt, zur Weihnachtszeit zu verschwinden.
Es war doch ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Zeit bis Heiligabend die romantischste und geheimnisvollste des Jahres war.
Das Fest der Liebe! Wie konnte man da seine Freundin verlassen?
„Okay viel Erfolg“, war alles, was ich an diesem Abend noch zurückschrieb. Er würde schon sehen, was er davon hatte!
Am nächsten Tag hielt ich eine Krisensitzung mit Bianca und Toni im Pausenraum der Schule ab.
„Es ist ja schon schlimm genug, dass ich auf diesem blöden Weihnachtsmarkt stehen muss, für nicht mal Mindestlohn“, meckerte ich.
„Nein, mein edler Freund hat sich auch noch dazu entschieden, den ganzen Dezember nicht in Wernigerode zu sein.“
„Ich war noch nie auf dem Wernigeröder Weihnachtsmarkt. Ich stelle mir das schön vor, und romantisch“, schwärmte Bianca und fasste sich an ihre Halskette, an der ein Hexenanhänger befestigt war. Das tat sie immer, wenn sie etwas emotional bewegte.
Unsere Lieblingshexe Bianca war vor knapp einem Jahr mit ihren Eltern von Berlin nach Wernigerode gezogen, um einen Outdoorladen direkt gegenüber von unserem Geschäft zu eröffnen. Der Outdoor-Wagner war seitdem der bekannteste Sportladen der Stadt.
Vielleicht, weil man seine Wanderschuhe dort auf einer Miniaturabbildung des Harzes Probelaufen konnte?
„Der Weihnachtsmarkt ist eigentlich nur für die Touristen interessant“, murmelte Toni und biss in einen Apfel.
„Allerdings werde ich auch ein paar Stunden jeden Nachmittag dort stehen“, ergänzte sie.
Wir schauten sie aufmerksam an. Mit dieser Info rückte sie erst jetzt raus?
„Was guckt ihr denn so komisch? Ich biete Ponyreiten für Kinder an, auf Stiefel. Ganz dosiert, damit es ihn nicht zu doll stresst. Die Musik, die Gerüche, die vielen Leute, das ist eigentlich nichts für ein Pferd. Aber der Reiterhof braucht gerade jeden Pfennig“, erklärte sie.
„Wollt ihr mir etwa sagen, dass ich die Einzige bin, die den ganzen Dezember nicht auf dem Weihnachtsmarkt verbringen wird?“, sagte Bianca empört.
„Kannst dich ja zu Luis gesellen“, murmelte ich traurig.
„Jetzt hört auf zu jammern. Luis kommt doch sicher an den Wochenenden zurück. Und Bianca, du kannst uns jeden Tag besuchen kommen.“
„Das ist nicht dasselbe“, sagten Bianca und ich gleichzeitig.
„Verhext!“, lachte sie danach.
Direkt nach der Schule lief ich zum Hotel Hexenblick, in dem Luis wohnte.
Er war bereits bei seinen Eltern ausgezogen und durfte die ehemalige Hausmeisterwohnung im Dachgeschoss nutzen. Etwas außer Atem klopfte ich an seine Tür.
„Man könnte meinen, du bist gerade den Brocken bestiegen“, witzelte er und umarmte mich.
„Ich freue mich auch dich zu sehen“, hauchte ich.
„Komm rein.“
Er nahm meine Hand und zog mich in seine Einraumwohnung.
„Du hast ja schon geschmückt“, bemerkte ich und zeigte auf ein Gesteck auf Tannenzweigen.
Auf den Fensterbänken standen kleine Räuchermännchen, Keramiktannenbäume und goldene Weihnachtskugeln.
„Mein Vater lässt zur Weihnachtszeit immer die Hotelzimmer schmücken. Und das Personal war wohl der Meinung, diese Wohnung gehört dazu.“
„Sieht niedlich aus. Und am Süßigkeitenteller haben sie auch nicht gespart“, meinte ich und schnappte mir einen kleinen Schokoweihnachtsmann von einem goldenen Teller.
Exquisite Schweizer Schokolade, natürlich!
„Gönn dir“, lachte er und küsste mich auf die Wange. Dann legte ich mich auf sein Bett, von dem aus man durch das Dachfenster wunderbar in den Himmel blicken konnte.
„Du bist doch sicher nicht hergekommen, um den Himmel anzustarren?“
Luis legte sich neben mich und hob eine Augenbraue. Nicht ohne Grund hatte ich diese Geste immer als Mond-Augenbraue bezeichnet.
Ich schaute in seine edelsteingrünen Augen und seufzte.
„Musst du wirklich dieses Praktikum machen?“
Er nickte. Sein gepackter Koffer stand bereits neben der Wohnungstür.
„Ja, muss ich wohl. Beziehungsweise, ich darf und möchte.“
„Du klingst furchtbar erwachsen, echt ey“, meckerte ich.
„Im Januar hätte das auch gereicht. Wer arbeitet denn überhaupt noch so kurz vor Weihnachten?“
„Ich denke, fast alle Arbeitnehmer.“
„Du kannst denen doch sagen, du hast es dir anders überlegt.“
Er schüttelte den Kopf.
„Du kannst denen doch sagen, du bist schrecklich krank geworden?“