Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann - Alex Wheatle - E-Book

Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann E-Book

Alex Wheatle

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Beschreibung

Ein herzzerreißender und hoffnungsvoller Roman über die erste Liebe, das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen und die Kraft und Liebe, die alle jungen Mädchen brauchen. Mo Baker ist fünfzehn und ziemlich wütend. Ständig streitet sie sich mit ihrer Mutter, die sich nur um ihre eigenen Probleme kümmert und jetzt auch noch diesen neuen Freund hat, den Mo einfach nur daneben findet. Lloyd ist für sie nur ein weiterer Kerl, der Frauen schlägt und ihr Geld verprasst. Der einzige Lichtblick in ihrem Leben ist Sam, ihr Kindheitsfreund, dem sie sich so nah fühlt wie keinem anderen Menschen auf der Welt und mit dem sie in den Sommerferien endlich was hatte. Doch Sam hat inzwischen eine Andere. Zum Glück halten ihre besten Freundinnen Elaine und Naomi zu ihr, egal was ist oder kommen mag. Selbst als die Situation mit Lloyd eskaliert und in Mo nur noch der Wunsch nach Rache brennt ...

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Zum Buch

Ein herzzerreißender und hoffnungsvoller Roman über die erste Liebe, das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen und die Kraft und Liebe, die alle jungen Mädchen brauchen.

Mo Baker ist fünfzehn und ziemlich wütend. Ständig streitet sie sich mit ihrer Mutter, die sich nur um ihre eigenen Probleme kümmert und jetzt auch noch diesen neuen Freund hat, den Mo einfach nur daneben findet. Lloyd ist für sie nur ein weiterer Kerl, der Frauen schlägt und ihr Geld verprasst. Der einzige Lichtblick in ihrem Leben ist Sam, ihr Kindheitsfreund, dem sie sich so nah fühlt wie keinem anderen Menschen auf der Welt und mit dem sie in den Sommerferien endlich was hatte. Doch Sam hat inzwischen eine Andere. Zum Glück halten ihre besten Freundinnen Elaine und Naomi zu ihr, egal was ist oder kommen mag. Selbst als die Situation mit Lloyd eskaliert und in Mo nur noch der Wunsch nach Rache brennt …

»Ein Buch voller Humor und Zärtlichkeit, obwohl es um harte Themen geht: häusliche Gewalt, Straßenkriminalität und die Probleme von Frauen, die unter schweren Bedingungen versuchen, ihre Familien zusammenzuhalten.«

The Guardian

Über den Autor

Alex Wheatle wurde 1963 in Brixton geboren und wuchs größtenteils in einem Kinderheim auf. Mit 16 gründete er ein Reggae Soundsystem und trat unter dem Namen Yardman Irie auf. Während der Brixton Riots wurde er verhaftet und verbrachte einige Zeit im Gefängnis, wo er seine Liebe zur Literatur entdeckte. Er hat mehrere von der Kritik gefeierte Romane veröffentlicht, bevor er sich der Jugendliteratur zuwandte. Er lebt mit seiner Familie in London.

 

ALEX WHEATLE

Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann

ROMAN

Aus dem Englischenvon Conny Lösch

 

 

 

 

 

Verlag Antje Kunstmann

 

 

 

 

© der deutschen Ausgabe: Verlag Antje Kunstmann GmbH, München 2019© der Originalausgabe: Alex Wheatle 2017Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Straight Outta Crongton«bei Atom, London 2017Umschlaggestaltung: Heidi Sorg und Christof Leistl, MüncheneBook-Produktion: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice mbHISBN 978-3-95614-304-5

1

DREI MAHLZEITEN PRO TAG

»MUM! WIESO HAST DUihm erlaubt, dass er sich mein Essensgeld nimmt?«

Sie saß auf dem Bett, band den Gürtel ihres Morgenmantels um die Taille – eigentlich musste er gewaschen werden, aber ich hatte am Vortag die letzten Waschmittel-Pods für meine Sportsachen verbraucht. Schlaf hing ihr in den Augen. Ihre Wimperntusche sah jetzt aus wie mit dem Wischmopp aufgetragen. Die blöde Kuh konnte sich vor dem Schlafengehen nicht mal die verfluchte Schminke aus dem Gesicht waschen.

»Mum!«, wiederholte ich.

Sie streckte sich und gähnte erst mal, bevor sie antwortete.

»In der Küche sind noch ein paar Brötchen und ich glaube, im Schrank steht auch noch ein Rest Erdnussbutter.«

Ihre Stimme klang heiser, als hätte sie Fußmatten gefuttert.

»Soll er doch die Brötchen essen«, fauchte ich.

Sie hielt sich die Ohren zu.

»Mum. Ich brauch Geld für die Schule!«

»Hör auf zu schreien, Mo. Dabei kann kein Mensch denken, verdammt; ich hab Wahnsinnskopfschmerzen. Zieh ab in die Schule. Bist du nicht schon spät dran?«

Ich nahm mein Handy aus der Hosentasche. Zwanzig nach acht. Verdammt! Holman zieht mir die Ohren lang.

»Ich geh wieder ins Bett«, sagte Mum. Sie kratzte sich den Schlaf aus den Augen, schmierte ihn an ihren Morgenmantel und warf sich auf die Matratze. »Mo, nimm die Brötchen und lass mich in Frieden, ja? Wir sind erst nach drei zu Hause gewesen.«

Die halbe Decke hing auf den Boden. In der Matratze war eine Kuhle, wo er geschlafen hatte. Der Aschenbecher war voll. Im Zimmer stank es nach Bier. Der Mülleimer war voller Dosen. Ich schwor mir, niemals Alkohol zu trinken. Mum zog sich die Decke über den Kopf, drehte mir den Rücken zu und kauerte sich zusammen wie ein ungeborenes Baby.

Frust knisterte in mir. »Du bist echt zu nichts zu gebrauchen.«

»Sagst du mir ja ständig. Darf ich jetzt schlafen?«

Ich stand mit verschränkten Armen da, starrte sie an, aber sie rührte sich nicht. Dann hörte ich ein Geräusch aus der Küche. Er war noch da. Ich ging aus Mums Zimmer, knallte die Tür hinter mir zu und bog in den Flur ab.

Er saß am Küchentisch, trank Tee aus einem Becher, warf mir einen Ach-du-Scheiße-Mo-ist-noch-nicht-in-der-Schule-Blick zu. Ich hoffte, er würde sich die Lippen verbrennen. Markensneaker zierten seine Füße. (Wo hatte er die her? Angeblich war er doch pleite.) Er trug ein zu enges Real-Madrid-Trikot mit der Nummer sieben hinten auf dem Rücken. Beim Anblick seiner Männertitten darunter wär’s mir fast hochgekommen. Auf seinen fetten rechten Oberarm hatte er Jack Sparrow tätowiert. Auf den linken ein Piratenschiff. Sein Ziegenbärtchen kratzte seinen Hals. Wie konnte Mum bloß so einem die Zunge in den Hals stecken?

Ich sah ihn direkt an. »Die fünf Pfund, die Mum dir gegeben hat – das ist mein Essensgeld.«

»Für dich sind die Brötchen in der Küche«, sagte er. Sein vernünftiger Tonfall pisste mich krass an.

»Ich will keine scheiß trockenen Brötchen zum Mittag; gib mir einfach die fünf Pfund, dann hast du mich von der Backe und ihr könnt eure Saufparty fortsetzen.«

»Für eine Fünfzehnjährige hast du ein ganz schön dreckiges Mundwerk«, sagte er. Er glotzte mich an, als würde er denken, ich sollte wegen seiner erbärmlichen Bemerkung lächeln, aber die Genugtuung würde ich dem Arschgesicht auf keinen Fall gönnen.

»Wenn du mir die fünf Pfund nicht gibst, wird’s noch viel dreckiger«, drohte ich.

»Und du willst Medien am College studieren? Mit der Klappe? Damit lassen die dich bestimmt nicht die Sechs-Uhr-Nachrichten lesen.«

»Fotografie und Medienwissenschaften. Und das ist kein Spaß, Lloyd. Gib mir die verdammten fünf Pfund!«

»Ich muss heute zum Arbeitsamt und morgen zu einem Bewerbungsgespräch in Ashburton – Lagerarbeit. Du solltest mir Glück wünschen.«

»Dann benutz den kostenlosen Nahverkehr – deine Füße. Bisschen Bewegung tut dir gut.«

Er bedachte mich mit einem bösen Blick, aber mir war’s scheißegal. Er war nicht mein Dad.

»Hättest vielleicht lieber nicht dein ganzes Geld versaufen sollen«, setzte ich hinzu. »Was hat dich das denn gekostet? Oder besser Mum?«

Lloyd stand auf. Scharrend fuhr sein Stuhl nach hinten. Sein durchdringender Blick wurde noch durchdringender. Er machte zwei Schritte auf mich zu, aber ich wich nicht zurück, sondern erwiderte seinen Blick, starrte ihn an wie ein Hai.

»Ich hatte Geburtstag am Sonntag… «

»Na und?«, fiel ich ihm ins Wort. »Heute ist Dienstag. Ich sehe neue Markenschuhe, hast du wohl geschenkt bekommen? Vor zwei Monaten hatte ich auch Geburtstag und hab nicht mal ein ›N‹ für ein Nichts gekriegt!«

»Hab deine Mum seit Freitag nicht gesehen. Müssen wir dich jetzt um Erlaubnis bitten, wenn wir mal feiern wollen?«

»Ist mir scheißegal, wie ihr feiert«, fuhr ich dazwischen. »Gib mir einfach nur meine fünf Pfund!«

»Am Freitag krieg ich Stütze«, sagte Lloyd. »Davon geb ich dir’s wieder. Ich lad dich sogar auf eine Pizza ein oder geh mit dir in die Cheesecake Lounge.«

Ich soll mich mit ihm in die Cheesecake Lounge setzen? Spinnt der? Der muss gestern Nacht noch mehr getrunken haben, als ich dachte. O Gott! Sollte ich jemals zechen wie die beiden, dann hoffe ich, dass mich jemand aus meinem Elend erlöst.

»Such’s dir aus«, bot er an. »Ich lad dich ein.«

Seine Ruhe raubte mir die Geduld. Ich trat auf ihn zu und wollte in seine Tasche greifen. Er packte mich am Handgelenk und stieß mich weg. Lloyd war zwar fett, aber auch stark. Er zog seine Trainingsjacke von der Stuhllehne und schlüpfte rein. Bevor er zur Haustür ging, erwischte er mich noch einmal mit seinem bösen Blick. »Mo, reg dich ab. Komm runter. Was soll das eigentlich? Hm? Hast du Probleme mit Sam?«

»Wie oft soll ich das noch sagen? Sam ist nicht mein Freund.«

»Wer’s glaubt. Hab einen schönen Tag in der Schule.«

Als er sich an mir vorbeischob, roch ich sein Resterampe-Deo.

Wie konnte Mum bloß mit so einem Knastarsch schlafen? Er tat immer ganz gelassen und freundlich, behandelte uns aber genau genommen wie Dreck und kam auch noch damit durch. Mum wollte es nicht wahrhaben, dass er sie bloß ausnutzte. Lernte sie denn nie aus den Fehlern, die sie gemacht hatte? Sobald ein Mann ihr Aufmerksamkeit schenkte, war sie total Ich tu alles für dich, mein Starker.

Blöde Kuh. O Gott! Bei mir zog sich alles zusammen, wenn sie ihn »mein Starker« nannte. Das musste aufhören. Ohne ihn kamen wir viel besser klar. Wenn sie nicht für uns einstand, dann musste ich das eben machen.

Ich rannte Lloyd hinterher und trat ihm so fest ich konnte gegen das linke Bein. Er hüpfte, drehte sich um. Erst lag Erschrecken, dann Zorn in seinem Blick. Ich wollte ihm gegen die Rippen boxen, aber meine Faust traf nur Schwabbelspeck. Dann zielte ich mit dem Fuß auf seine Eier. »Gib mir meine verdammten fünf Pfund, du Arsch!«

Er packte mich fest an den Armen und bohrte mir seine Finger ins Fleisch, zog mich ganz nah an sich ran. Ein Schwall abgestandenes Bier wehte mir aus seinem Mund entgegen. Wieder trat ich ihn. So richtig erwischte ich seine Kokosnüsse nicht, traf ihn aber irgendwo in der Leistengegend. Er schloss die Augen und verzog das Gesicht. Gut!

Seine Nägel bohrten sich immer tiefer in meine Haut, seine Augen verengten sich zu hasserfüllten Schlitzen. Dann löste er seinen Griff und stieß mich von sich. Ich verlor den Halt und krachte auf den Hintern.

»Es reicht, Mo!«

Seine fetten Wangen zuckten. Er ballte die Hände zu Fäusten. Kochte. Angst durchflutete meine Adern. Er würde es nicht wagen.

»Treib es nicht zu weit, Mo! Ich will dir nicht wehtun. Wieso kannst du nicht einfach akzeptieren, dass deine Mum und ich zusammen sind? Kapier’s doch endlich.«

»Machst du das mit Mum genauso, wenn du nicht kriegst, was du willst? Wenn sie dir nicht das Geld gibt, das du haben willst? Macht’s dir Spaß, Mädchen rumzustoßen? Warst du deshalb im Knast? Wieso verpisst du dich mit deiner verkorksten Schlägermentalität nicht einfach wieder in den geschlossenen Vollzug, wo breite Fettärsche wie du hingehören?«

Lloyd hielt inne. Ich wusste, dass ihn meine letzte Bemerkung gewaltig fuchste. Gut!

»Geh in die Schule, Mo.« Er machte die Tür auf. »Und beruhig dich.«

»Komm nicht wieder!«, brüllte ich ihm hinterher.

Er knallte die Tür zu. Ich riss sie noch mal auf und schrie ihm durchs Treppenhaus hinterher. »Lass Mum und mich in Ruhe!«

Lloyd antwortete nicht. Ich ging wieder rein.

Stampfte zurück zu Mum ins Zimmer. »Hast du das gesehen, Mum? Dein Freund war kurz davor, mir eine reinzuhauen. Dein arbeitssuchender Knastbruder-Fettarsch-Freund. Und nicht zum ersten Mal.«

Nichts.

»Mum?« Sie schlief tief und fest. Ich rüttelte sie wach. »Ich hab gesagt, er wollte mich gerade wieder schlagen, Mum!«

Sie rollte auf den Rücken, öffnete aber nicht die Augen. »Er hat versprochen, niemals wieder die Hand gegen dich zu erheben. Das Versprechen hab ich ihm abgenommen, da warst du dabei. Und hat er sich nicht entschuldigt? Seitdem hat er doch wirklich versucht, es wiedergutzumachen, Mo, aber du lässt ihn nicht. Jetzt sieh zu, dass du loskommst! Ich will nicht noch mehr Briefe bekommen.«

Und damit kauerte sie sich wieder zusammen. Ich stierte sie finster an. Ich hasste es, hier zu wohnen. Hasste es!

Ich ging in mein Zimmer, meine Sachen holen. Sah mich im Spiegel an – meine Haare sahen aus wie aus einem schlechten Achtzigerjahre-Popvideo, aber egal. Ich schnappte meinen Schulrucksack und zog los.

Ich würde mir eine andere Bleibe suchen müssen. Vielleicht konnte ich bei Elaine unterkommen.

2

SAM BRAMWELL

WIR WOHNTEN IN SLIPE HOUSE, Nummer dreizehn im zweiten Stock, in South Crongton, und zwar schon so lange ich zurückdenken konnte. Ich erinnerte mich aber auch, dass Mum mal gesagt hatte, wir hätten eine Weile in einem Heim für misshandelte Frauen verbracht, als ich noch ein Baby war. Aber viel hatte sie mir von damals nicht erzählt.

Meine Schulter pochte und ich fragte mich, ob es auch ein Heim für Teenager gab, die von den Freunden ihrer Mütter geschlagen wurden.

Ich trottete die Betontreppe runter. Sams Mum stand in ihrer Busfahreruniform vor der Tür und guckte argwöhnisch.

»Was ist das da oben für ein Geschrei und Türengeknalle? Alles klar bei dir und Clarrie-May?«

Lorna Bramwell war sieben Jahre älter als meine Mum, aber sie sah viel jünger aus.

»Alles gut«, erwiderte ich. »Ist halt immer dasselbe. Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit Mums Freund.«

Sie kam näher und begutachtete mich, fuhr mir mit einem Finger über die Wange. Ihre bernsteinfarbenen Dreadlocks fielen auf meine Schultern. »Hat er dir was getan, Maureen?«

Ich wollte sagen »Ja«, aber irgendwas hielt mich davon ab.

Es war nicht das erste Mal, dass ich Probleme mit Lloyd hatte. Am vorangegangenen Samstagmorgen war Sam vorbeigekommen und hatte mir Eier, Klöße und Kochbanane zum Frühstück gebraten. Die Reste hatte ich mir für später aufheben wollen – wir waren den ganzen Tag mit Elaine unterwegs gewesen –, und als ich hungrig nach Hause kam und in den Kühlschrank schaute, war kein Krümel mehr da gewesen. Mum hatte Lloyd mein Essen gegeben. Ich hatte geschäumt vor Wut. Mum und ich waren echt heftig aneinandergeraten. Ich schwöre, sie hat mir eine runtergehauen und Lloyd hat es noch schlimmer gemacht, indem er sich eingemischt hat. »Du solltest gegenüber deiner Mutter nicht solche Ausdrücke benutzen«, hatte er fast grinsend gesagt, als würde es ihm Spaß machen, uns streiten zu sehen. Dabei war alles seine Schuld gewesen.

Wütend und hungrig war ich ins Bett gegangen. Später an dem Abend hatte ich Lloyds Real-Madrid-Trikot im Bad entdeckt, wo er’s zum Trocknen hingehängt hatte. Ich hab’s genommen und draufgepisst. Der Fleck war direkt auf der Nummer sieben. Danach hab ich’s zusammengeknüllt und vor Mums Zimmertür geschmissen. Anscheinend hatte Lloyd es gefunden, denn am nächsten Morgen ist er in mein Zimmer gekommen und hat mir eine reingehaun, als ich noch fest geschlafen hab. Er hat so fest zugeschlagen, dass ich aus dem Bett gefallen bin. Meine Nase hat ewig lange geblutet, ich bin den ganzen Vormittag mit Klopapier in den Nasenlöchern rumgelaufen, musste ununterbrochen an die Decke gucken.

Aber das war es wert gewesen. Ich hasse ihn!

»Nein«, beantwortete ich endlich Lornas Frage. »Nein, wenn er auch nur einen Fingernagel gegen mich erhebt, bekommst du’s mit. Ich schrei den ganzen Block zusammen. Das kannst du mir glauben.«

Lorna neigte den Kopf und verengte die Augen. »Sicher?«

»Super sicher.« Ich lächelte. »Alles halb so wild. Mir geht’s gut.«

»Hmmm.«

Ich wollte das Thema wechseln. »Ist Sam schon weg?«

»Vor einer Stunde ist er los. Musste noch Hausaufgaben fertig machen und ein Buch aus der Schulbibliothek besorgen.«

»Ich hole ihn ein«, sagte ich. »Wiedersehen, Lorna.«

»Schönen Tag, Mo.«

Ich flitzte in die Schule, kam aber trotzdem fünfzehn Minuten zu spät. Die Sekretärin schrieb gerade meinen Namen in das Buch der Zuspätkommer dot com, als ich Holman entdeckte. Er trug eine schwarze Krawatte und schwarze Schuhe, die so heftig glänzten, dass sich mein Gesicht drin spiegelte. Er hielt die Hände auf dem Rücken verschränkt und kam auf mich zu. Anscheinend wollte er was sagen, verkniff es sich aber. Er musterte mein Gesicht wie ein Schönheitschirurg das eines alternden Promis.

»Alles klar, Maureen?«, fragte er.

»Ja – wieso nicht?«

»Dir ist klar, dass du erneut zu spät kommst?«

»Natürlich ist mir das klar! Was glauben Sie wohl, warum ich es so eilig habe?«

»Gibt’s … gibt’s was, worüber du mit mir reden möchtest?«

Wartet der jetzt jeden Morgen am Eingang auf mich in der Hoffnung, dass ich ihm meine Probleme anvertraue? Blödmann.

»Nein! Ich will über gar nichts reden. Schieben Sie Ihre Hochglanzschuhe beiseite und lassen Sie mich in meine Klasse gehen.«

Ich wartete Holmans Antwort nicht ab, hatte aber ein schlechtes Gewissen. Ich wusste, dass er’s gut meinte, aber manchmal ging er mir auf den Keks.

Ich setzte mich zu Elaine in den Geschichtsunterricht. Sie trug dicke falsche Wimpern. Als sie mich sah, klimperte sie damit. Ms Gorman fand’s nicht geil, dass ich zu spät kam – sie sagte zwar nichts, folgte mir aber mit strengen Blicken bis zu meinem Platz. Auf eine Leinwand hinter ihr war ein altes Foto in körnigem Schwarz-Weiß geworfen. Irgendwas über den Aufstieg der Nazis.

»Wieso kommst du zu spät?«, fragte Elaine.

»Ist eine lange Geschichte«, erwiderte ich.

»Und was ist mit deinen Haaren passiert? Oder besser gesagt, was ist nicht damit passiert?«

»Hör auf, ich könnte dich auch wegen deiner Wimpern blöd anmachen. Du siehst aus, als hätte dir einer die Tore von Mordor auf die Augen geklebt.«

»Du kannst mich mal!«

»Du mich auch, Bitch!«

»Elaine Jackson und Maureen Baker!«, unterbrach Ms Gorman unseren Flow. »Wenn ihr euch unbedingt beschimpfen müsst, hebt euch das bis nach Unterrichtsende auf.«

Sarkastische Kuh. Gorman hielt sich für so wahnsinnig witzig. Ich nahm mir fest vor, sie irgendwann mal auf ihre Achseln hinzuweisen und ihr zu erklären, dass sie auch trotz ihrer engen Hosen niemals bei Crongtons Top Model würde mitmachen dürfen.

»Und? Kommst du jetzt nach der Schule mit ins Kino?«, flüsterte Elaine.

»Ich kann nicht«, erwiderte ich.

»Wieso nicht?«

»Kein Budget. Ich hab nicht mal Geld für was zu essen.«

»Schon wieder nicht? Keine Sorge. Ich hol dir was vom Chicken Coop.«

Ich nickte. »Wings mit Fritten wären super, kosten auch bloß 1.99.«

»Und ins Kino kriegen wir dich auch.« Elaine grinste. »Wir machen’s wie beim letzten Mal. Also hör auf, über dein Budget zu jammern, und komm mit.«

»Elaine Jackson!«, rief Gorman erneut. »Mir ist bewusst, wie schwer dir das fällt, aber kannst du bitte die Besprechung eurer nachmittäglichen Vorhaben auf die Pause verschieben? Wäre das möglich?«

»Aber ich hab schon alle Hausaufgaben gemacht!«, protestierte Elaine. Sie stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und machte diese Bewegung mit dem Kopf, wie türkische Bauchtänzerinnen sie draufhaben – ich hab’s in meinem Schlafzimmer geübt, aber nie richtig hinbekommen. »Der Anführer von den Nazis war so ein hinterhältiger Bruder mit Problembart namens Hitler. Er brauchte jemanden, den er für alles verantwortlich machen konnte, was nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland schiefgelaufen war. Also hatte er’s auf die Juden abgesehen. Und außerdem konnte er einfach nicht genug Land kriegen, weil er wollte, dass sich alle auf diese bescheuerte Art grüßen. Er hat das Nachbarland Polen überfallen, was England nicht so richtig getickt hat, und daraufhin haben wir ihm den Krieg erklärt …«

»Das reicht an Show, Elaine«, unterbrach Gorman sie. »Du kannst dich wieder setzen. Ich bitte dich nur, die anderen nicht in ihrer Konzentration zu stören.«

Elaine setzte sich, drehte sich zu mir um und stellte den Theaterton wieder ab. »Also kommst du mit?«

»Was wollt ihr euch denn ansehen?«

»Weißt nicht – keine Ahnung, was läuft.«

»Mir egal«, sagte ich, »Hauptsache, ich muss nicht nach Hause in die Wohnung.«

Elaine versuchte erneut, was aus mir rauszukriegen. »Was geht denn bei euch ab, Mo?«

»Nichts«, log ich.

Wir schafften es bis zur Pause, ohne dass Gorman uns erneut anmeckerte. Elaine ging zu Ms Crawford, der Theaterlehrerin, und ich suchte Sam – normalerweise spielte er in der ersten Pause immer Tischtennis auf dem Hof, aber da war er nicht. Ich versuchte es in der Bibliothek und da stand sie rum mit ihren Schwimmerinnenbeinen und ihrer Hollyoaks-Visage: Shevray Clarke, Sams neue Freundin. Sie stand mit zwei anderen aus ihrer Crew vor dem Eingang, blockierte den Weg und guckte mich so finster an, als hätte ich gerade eben ihre Katze gefressen und aufs Kissen gekotzt. Als ich durchs Fenster schaute, sah ich Sam auf einen Computerbildschirm starren. Ich beschloss, es auf die höfliche Tour bei Shevray zu versuchen.

»Würdest du mir bitte aus dem Weg gehen?«

Shevray sah erst ihre beiden Freundinnen an, dann bedachte sie mich erneut mit einem bösen Blick. »Kannst du ihn nicht endlich in Ruhe lassen?«, fauchte sie. »Wir wissen alle, dass du was von ihm willst. Aber die Stelle ist besetzt, also hör auf, ihm hinterherzulaufen.«

»Genau!« Eins der anderen Mädchen funkelte mich jetzt ebenfalls an. »Zieh Leine!«

»Shevray, glaub mir«, warnte ich sie. »Ich hab keine gute Woche gehabt, also lad deine Komplexe nicht vor meinen wunden Füßen ab. Ich hab keine Zeit für deinen Scheiß. Sam und ich sind nur Freunde – immer gewesen –, also schieb deinen dürren Arsch aus dem Weg, bevor ich dir die Fresse quadratisch schlage.«

Shevray war nicht dürr. Sie hatte Beine zum Anbeißen. Was mich endlos anpisste.

Sie verschränkte die Arme und versuchte mich niederzustarren. Blöde Bitch. Als ob mir so was Angst machen würde. Ich erwiderte ihren Blick, schob mein Gesicht ganz dicht vor ihres. Sie wich einen Schritt zurück.

»Die ist es nicht wert«, sagte sie zu ihren Schwestern. »Los, wir ziehen ab.«

Shevray und ihre Crew schoben davon. Eine schaute über die Schulter und schenkte mir noch einen Bitch-Blick. An einem anderen Tag hätte ich sie mitsamt ihrem blöden Getue direkt ins Bio-Labor geboxt, aber in diesem Moment konnte ich mich nicht dazu aufraffen. Ich wollte einfach nur zu Sam.

Ich fand ihn drinnen bei den Computern. Auf einer Hälfte seines Kopfes trug er einen Afro und auf der anderen Cornrows. Süß. Als er merkte, dass ich da war, stand er auf und umarmte mich herzlich. War ein gutes Gefühl, seine Arme zu spüren, seine Wange an meiner. Machte mich ganz kribbelig. Versetzte mich zurück in die Zeit, als wir was miteinander hatten. Ich schloss die Augen. Drei Wochen in den Sommerferien hatte es gedauert. Weder seine noch meine Freunde hatten was davon gewusst. Deshalb war’s auch so schön gewesen. Niemand hatte uns in unserem Flow gestört. Verstohlene Küsse in seinem Zimmer, wenn seine Mum arbeiten war. Ständig musste ich ihm sagen, dass er die Finger von meinem Hintern und meiner Brust lassen soll – ich war noch nicht so weit.

Dann musste er mit seiner Mum nach Jamaika, um seine Großmutter zu beerdigen. Vier Wochen lang war er weg. Als er wiederkam, war’s einfach … komisch. Er wollte, dass wir wieder nur Freunde waren. Ich fand die Entscheidung nicht toll. Fand sie sogar richtig scheiße, aber ich musste mitspielen – wir kannten uns, seit ich nullkommanull Jahre alt gewesen bin, und wenn ich mich entscheiden musste, zwischen befreundet sein und für immer verlieren, na ja, dann war das keine Frage. Trotzdem fuchste es mich, ihn mit Shevray zusammen zu sehen. Was zum Kuckuck wollte er von der? Dabei wusste ich sehr genau was. Lange Beine, ein ordentlich kurviges Hinterteil und ein Gesicht wie aus einer Vorabendserie. In der Hölle soll sie schmoren! Ich löste mich aus der Umarmung.

»Lass das bloß Shevray nicht sehen«, lachte ich. »Was machst du da?«

»Ach, ich such ein bisschen Material für den Black History Month«, erwiderte Sam. »Über Mary Seacole und ihre Arbeit als Krankenschwester während des Krimkriegs. Bin bald fertig.«

Sams Black-History-Month-Projekt war beeindruckend bis zum Gehtnichtmehr – Geschichte war sein Ding –, aber ich wollte das Shevray-Thema beackern. Es nervte mich bis zum Herztod. »Deine neue Flamme wollte mich gerade nicht in die Bibliothek lassen. Du wirst mit ihr reden müssen. Glaub mir, wenn die nicht aufhört, muss ich grob werden.«

»Sie ist bloß sauer, weil sie findet, dass wir uns zu oft sehen.«

»Ich kenne dich viel länger als sie«, protestierte ich. »Wir sind zusammen aufgewachsen, wir wohnen in demselben Block, sind in denselben Kindergarten und in dieselbe Grundschule gegangen. Haben uns gegenseitig die Geburtstagskerzen auf den Torten ausgeblasen. Unsere Mums sind mit uns in den Buggys einkaufen gefahren und …«

»Das war früher«, fiel Sam mir ins Wort. »Wir können jetzt nicht mehr so viel Zeit zusammen verbringen, weil …«

»Weil sie dich ranlässt. Gib’s zu. Deshalb warst du scharf auf sie. Und in der kurzen Zeit, die wir hatten … hab ich’s nicht getan.«

»Das ist es nicht.«

»Hör auf zu lügen. Du bist genauso wie die ganzen anderen Brüder in unserem Jahrgang – sobald ein neues Mädchen ein bisschen Haut zeigt, sich Make-up ins Gesicht schmiert und die Möpse hochschnallt, wandert euer ganzes Blut an eine einzige Stelle.«

»Sie hat mehr zu bieten als das«, widersprach Sam. »Sie ist die beste Schwimmerin der Schule. Und schlau.«

»Schlau genug, sich mehrmals am Tag auszuziehen!«

Sam schüttelte den Kopf. »Das ist jetzt echt daneben.«

Es war daneben, aber ich wollte mich über ihn aufregen. »Sie hat dir die Hölle heißgemacht, weil du neulich bei mir warst und Frühstück gemacht hast. Gib’s zu! Wieso hast du’s ihr überhaupt gesagt?«

»Weil’s die Wahrheit war.«

»Das hätte sie gar nicht wissen müssen. Das war unsere Zeit.«

»Sie ist meine Freundin, Mo. Soll ich sie anlügen über das, was ich mache?«

»Was geht sie’s denn an, was du mit mir machst? Wir machen seit Ewigkeiten Sachen zusammen. Als deine Mum keine Arbeit hatte, hab ich euch geholfen – für euch eingekauft – und hab’s auch nicht in der ganzen verdammten Welt rumerzählt.«

Sams Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Hast du die Sachen nicht bei Dagthorn geklaut?« Er fing an zu lachen. O Gott!Ich wünschte, er würde das lassen. Sexier als sexy! Ich kann nicht glauben, dass er dieser arschgesichtigen Shevray die Zunge in den Hals steckt. »Ist dir eigentlich klar, was passiert wäre, wenn meine Mum das rausgekriegt hätte?«

»Na und? Der Gedanke zählt.«

»Hör mal, Mo, ich bin dir dankbar …«

»Nein, jetzt hörst du mir zu«, würgte ich ihn ab. »Wenn dein Mädchen Warzen kotzt, nur weil du hin und wieder bei mir vorbeischaust, dann mach dir nicht die Mühe, noch mal an meine Pforte zu klopfen. Ich mein’s ernst!«

Ich meinte es nicht ernst, aber ich sagte es trotzdem. Scheiße! Er war das einzig Gute in meinem Leben. Als wir klein waren, war er immer mit seinem Vier Gewinnt hochgekommen und wir hatten ewig lange damit gespielt. Aus den Sachen, die seine Mum von der Arbeit mitgebracht hatte, hatte Sam mir Geburtstagskarten gebastelt. Er hatte mich beruhigt, wenn meine Mum und ich Zoff hatten. Immer wenn seine Mum ihm neue Klamotten gekauft hatte, war er erst mal zu mir hochgekommen, um zu checken, ob sie auch cool waren. Sam war derjenige, der mich nach Hause gebracht und meine Wunden versorgt hatte, wenn ich mich in der Schule geprügelt hatte. Und jetzt war er mit ihr zusammen.

»Das muss doch nicht sein, Mo. Wir können doch gute …«

»Sag nicht das F-Wort. Ich hab genug Freunde. Das muss sein. Verschwinde von meinem Radar. Du gehörst jetzt zu ihr.«

Sam schaute mich eindringlich an, konnte nicht ganz glauben, was ich da von mir gab. Aber er musste es doch raushören. Ich halt den Scheiß einfach nicht mehr aus.

»Wenn du’s so haben willst, Mo, ich hab Respekt. Na ja und danke, dass du mir bei der Recherche über Marcus Garvey geholfen hast«, sagte er. Sein Tonfall veränderte sich. »Hat mir viel Zeit erspart.«

Verdammt! Wieso ist er so vernünftig?

»Ich muss Elaine finden«, sagte ich, konnte ihn kaum ansehen. »Schönen Tag noch.«

Bevor Sam irgendwas entgegnen konnte, war ich schon weg. Ich drehte mich nicht noch mal um, rannte aufs Mädchenklo, fand eine Kabine und parkte mich zwanzig Minuten lang auf den Deckel. Ich hielt mir die Hände vors Gesicht und heulte. Ich musste es rauslassen.

Ich schaffte es gerade noch, mich vor der nächsten Stunde wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen. Ms Riddlesworth wusste, dass Mathe mein Ding war, deshalb meckerte sie nie, wenn ich zu spät in den Unterricht kam – als ich mich setzte, lächelte sie mich an.

3

MISSION IMPOSSIBLE

UNTERRICHTSSCHLUSS. Ich ging raus. Elaine stand mit Naomi Brisset draußen vor dem Schultor. Naomi wohnte in einem Heim für verhaltensauffällige Kinder in South East Crongton und hatte schon alles mögliche Abgefahrene versucht, um von dort abzuhauen. Elaine und ich waren ja nicht so schnell beeindruckt, aber die Geschichte von Naomis jüngstem Ausbruchsversuch trieb uns Tränen in die Augen vor Lachen. Sie hatte Haschkekse für ihre Betreuer gebacken, und als die ihren Kicherflash hatten, hatte sie klammheimlich ihre Tasche gepackt. Zwei Tage später hatten sie Naomi bei einem Rasta in einer Wohnung über einem koreanischen Restaurant in Ashburton gefunden. Obwohl Naomi in aller Welt rumposaunt hatte, sie seien verlobt, fiel das Jugendamt mit seinen ganzen Sturmtruppen ein und hatte sie wieder nach South Crong abgeführt.

»Mo!«, rief Naomi. Ihre krause Mähne bewegte sich im Wind. »Der neue Mission Impossible ist angelaufen! Bitte sag, dass du lieber den sehen willst als irgend so einen traurigen Zeichentrickfilm …«

»Fantastic Four läuft auch«, fiel Elaine ein. »Und der Bruder, der den Feuertypen spielt – wie heißt er noch? –, der ist die wandelnde Sexiness. Außerdem gucken wir immer Tom-Cruise-Filme, und der ist steinalt.«

»Tom Cruise ist über fünfzig, aber ich würde nicht Nein sagen«, lachte ich. »Der macht immer noch alle Stunts selbst.«

Elaine verzog das Gesicht. »Mo, das ist widerlich! Würdest du’s im Ernst mit einem Grauhaarigen machen?«

»Seine Haare sind braun«, widersprach ich.

»In was für einer Welt lebst du eigentlich, Mo? Wahrscheinlich hat er einen privaten Haarfärber bei sich zu Hause wohnen. Abgesehen davon, habt ihr gar nichts zu bestimmen! Ich bin die Einzige, die über Finanzmittel verfügt, also darf ich entscheiden.«

»Du bist aber auch die Einzige, die immer ins Kino will«, sagte ich. »Du könntest dein Geld sparen und wir chillen einfach irgendwo.«

»Wo denn?«, fragte Elaine.

»Im Shenk-I-Sheck«, schlug Naomi vor.

»Naomi«, sagte Elaine angewidert. »Bist du krank? Da sitzen lauter alte Säcke drin. Mein Vater geht da mit seiner Freundin hin, wenn er einen Babysitter findet.«

»Mein Onkel auch«, meinte Naomi. »Aber der ist okay – der hat mich sonntags immer im Heim besucht und mir Lutscher geschenkt.«

»Klingt pervers«, sagte ich.

»Ich rede von echten Lollis und Brausepulver!«, meinte Naomi. »Zigaretten hat er mir auch mitgebracht.«

»Ach«, sagte ich.

»Ist das der Onkel mit dem schwarzen Hut, der Smileyjacke und den schwarzen Sportschuhen?«, schmunzelte Elaine.

»Ja«, erwiderte Naomi. »Der ist Slam Poet – oder jedenfalls hält er sich dafür. Freitags ist er immer im Shenk-I-Sheck.«

»Und reißt Mädchen auf«, ergänzte ich. »Das ist der wandelnde Perverso. Immer wenn er mich anschaut, hab ich das Gefühl, ein Knopf geht auf und ein Reißverschluss runter.«

»Noch ein Grund mehr, wieso ich nicht ins Shenk-I-Sheck« gehe«, sagte Elaine.

»Kann sein, dass er ein bisschen guckt, aber mein Onkel Dan ist harmlos«, behauptete Naomi.

»Erklär das mal dem Richter«, sagte ich. »Die wollen alle nur das eine – was umsonst.«

»Kommen aber nicht alle mit leeren Händen«, behauptete Naomi. »Manchmal laden sie einen tatsächlich auf einen Drink ein. Als ich das letzte Mal da war, hat mir so ein Bruder eine Whisky-Cola und einen Erdbeer-Cupcake spendiert. Der hieß Stranger Kroll und hatte so eine coole Mütze auf, die ich ihm gerne geklaut hätte. Als er pissen war, hab ich schnell ausgetrunken und bin weg. Wir müssen gar kein Geld ausgeben, wir hören uns ein paar Oldschool-Beats an, früher oder später kommt ein Bruder und lädt uns ein. Was soll da dran so falsch sein?«

Elaine atmete heftig durch die Nase ein und schüttelte den Kopf. »Naomi, ich hab dich lieb bis zum Gehtnichtmehr, aber lies mir das vom Lippenstift ab«, sagte sie. »Ich gehe nicht ins Shenk-I-Sheck. Außerdem haben wir noch unsere Schulklamotten an und würden nicht mal an der Grenzkontrolle vorbeikommen. Und das ist mein letztes Wort. Wenn euch nichts Besseres einfällt, gehen wir zu Movieworld.«

Movieworld war an der Crongton High Street. Naomi und ich warteten draußen vor dem Notausgang in einer Seitenstraße, während Elaine sich ein Ticket kaufte. Nachdem Naomi zwei Zigaretten fertig geraucht hatte, hörte ich, wie die Tür aufgeschoben wurde. Elaines Kopf tauchte auf. Ihre Wimpern flatterten, als würden zwei Raben synchron Rumpfbeugen machen. »Beeilt euch!«, sagte sie.

»Wo sind meine Gummibärchen?«, fragte Naomi. »Du weißt doch, dass ich Gummibärchen im Kino liebe.«

»Willst du mich verarschen? Komm endlich rein!«

Wir zogen die Tür wieder zu und stiegen die spärlich beleuchtete Treppe hinauf. Elaine ging voran. Wenn wir diese Nummer durchzogen, rechnete ich eigentlich ständig damit, dass der Alarm ansprang, aber es passierte nie. Ich würde das auch machen, wenn ich das Geld für ein Ticket hätte – war ein echter Adrenalinrausch. Wir befanden uns im Gang, der zu den Kinos eins, zwei und drei führte. Werbeplakate für demnächst anlaufende Filme säumten die Wände.

»Ich muss pissen«, sagte Naomi.

Wir gingen aufs Klo. Während Naomi tat, was sie tun musste, trank ich aus der Leitung. Von nervenaufreibenden Aktionen bekam ich immer Durst. Anschließend zogen wir ganz entspannt ins Kino, als wäre Tom Cruise ein Blutsverwandter von uns, und besetzten drei Plätze in der hintersten Reihe. Ich hätte einen Eimer Popcorn oder eine Tüte Maltesers verdrücken können, aber wer nicht bezahlte, durfte nicht wählerisch sein.

Auf der Leinwand wurden Trailer gezeigt, aber obwohl ich Trailer liebte, musste ich noch mal über den Tag nachdenken – über meinen Streit mit Lloyd wegen der fünf Pfund und dass ich Sam gesagt hatte, er bräuchte gar nicht mehr bei mir anklopfen. Warum hatte ich das gesagt? O Gott! Ich werde ihn und seinen Half-Fro vermissen, wenn er ab jetzt nicht mehr in seiner ganzen Stattlichkeit spätabends noch auf einen Plausch vorbeikommen würde.

Der Film lenkte mich ab, sonst wäre ich nur nach Hause gegangen, hätte mich in mein Zimmer eingeschlossen und geheult wie ein Neunjähriger One-Direction-Fan. Ich hätte meine Kopfhörer aufsetzen müssen, um Mum und Lloyd nicht gegen das Kopfteil rammeln zu hören.

Nach dem Film standen wir alle noch draußen vor dem Kino.

»Ist noch nicht mal sieben«, sagte Naomi. »Wir können immer noch nach Hause, uns umziehen und ins Shenk-I-Sheck zum Chillen. Was meint ihr?«

»Ich muss noch Englisch machen«, erwiderte Elaine. »Und ich hab Hunger, ich muss nach Hause.«

»Und du, Mo?«

Ich wollte nicht nach Hause, jedenfalls nicht bevor Mum und er schliefen. Aber ins Shenk-I-Sheck?

»Nein«, erwiderte ich schließlich. »Bin zu müde. Und Hausaufgaben hab ich auch noch auf.«

»Ihr beiden seid vielleicht langweilig, Mann«, protestierte Naomi. »Sagt wenigstens, dass ihr am Samstag mit mir shoppen geht.«

»Äh … wir sagen dir noch Bescheid«, meinte Elaine.

»Ihr seid echt grau«, sagte Naomi. »Ich will noch nicht zurück ins Heim – ihr könnt euch nicht vorstellen, wie langweilig meine Betreuerin ist. ›Wie fühlst du dich heute? Ich weiß, du vermisst Crumbs. Kommst du jetzt besser mit deinen Lehrern klar? Hast du eine positivere Einstellung zu den Dingen gefunden?‹ O Gott! Die labert endlos.«

»Dann frag doch, ob du eine andere bekommst«, schlug ich vor.

»Nee – die sind alle gleich. Ich kenne einen Bruder, der hat Dragon Hip Pills. Wir könnten …«

Elaine zog Naomi abrupt am Arm, sah ihr direkt in die Augen und hätte ihr fast mit dem Finger eins ausgestochen. »Hör auf, mit Typen in deren Wohnungen zu gehen und Pillen zu schlucken! Weißt du noch, was das letzte Mal passiert ist?«

»Du musst zugeben, Elaine«, sagte ich, »das letzte Mal war’s echt lustig.«

»Lustig?«, tobte Elaine. »Der Bruder hat sich neben mich gesetzt und wollte fummeln! Ich hab ihn gewarnt und er hat’s trotzdem wieder versucht! Die Message ist erst bei ihm angekommen, als ich ihm in den Daumen gebissen und ihm das Gesicht zerkratzt hab.«

»Das war ja das Lustige«, schmunzelte ich. »Sein Daumen hat geblutet und er ist aufs Klo, aber da war kein Papier. Und auf dem Weg nach daußen hat Naomi ihm noch seinen Grey Goose Wodka geklaut.«

»Hast du ihn mit nach Hause genommen?«, fragte Elaine.

»Hab ich zehn Finger? Na klar«, erwiderte Naomi. »Hab die Flasche in meinem Schrank versteckt und die nächsten drei Abende immer einen Schlummertrunk genommen. Als sie noch ungefähr halb voll war, hab ich sie einem aus der Achten für fünf Pfund verkauft.«

»Wieso hast du sie verkauft?«, fragte ich.

»Weil ich mir so einen neuen orangen Lippenstift passend zu der orangen Hose kaufen wollte, die ich in Ashburton geklaut hab. Verfluchte Geldverschwendung war das – nach zwei Stunden war der schon wieder ab.«

Wir krümmten uns vor Lachen.

4

AUF DER WACHE

»ALSO, WENN WIR NICHT IM SHENK-I-SHECK chillen gehen, was machen wir dann? Hausaufgaben?«, fragte Naomi. »Ihr beiden seid so traurig wie ein Regentag.«

»Hab ich dich nicht gerade ins Kino geschleust, damit du Tom Cruise sehen kannst?«, fragte Elaine.

Naomi dachte drüber nach. »Trotzdem bist du grau.«

Elaine sprang Naomi an und wir prügelten uns nur so aus Scheiß mitten auf der Straße. Als wir fertig waren, hatte ich blaue Flecken am Handgelenk (Naomi machte immer Brennnesseln bei anderen), Kratzer am Hals und einen tauben Arm. Wir klopften uns den Dreck von den Klamotten, zupften die Haare zurecht und brachten Naomi zurück ins Heim.

Sie wohnte in der Waterhouse Street, in der Nähe vom Wareika Way in einem dreistöckigen Haus mit einem schönen Vorgarten. Wenn ich den ganzen Scheiß mit Mum und ihren Freunden erzählt hätte, würde ich jetzt auch in so einem Heim wohnen. Daran dachte ich oft.

Wir warteten draußen, während Naomi reinging und uns was zu trinken rausholte. Sie kam mit drei Gläsern Orangenlimo wieder raus. »Tut mir leid, dass es nichts Stärkeres ist. Wenn ich in die Küche gehe, beobachten die mich immer wie Drohnen.«

Wir tranken hastig, während Naomi sich, deutlich sichtbar im Blickfeld des Mannes, der uns vom Fenster aus beobachtete, eine Zigarette anzündete. Wir kannten Naomi seit ein paar Monaten, aber sie lud uns nie ein, reinzukommen. Und wir fragten nicht, warum.

»Kneift nicht beim Shoppen am Samstag«, sagte Naomi, bevor sie reinging. »Ich brauch ein paar Tops. Ihr sollt mir auch nur Rückendeckung geben.«

»Ich glaube, Mum hat schon was mit mir vor«, entschuldigte sich Elaine.

»Und ich geh mit dem Staubsauger in der Wohnung spazieren«, sagte ich.

Naomi schüttelte den Kopf und zog abfällig die Oberlippe hoch.

Wir verabschiedeten uns und ich ging mit Elaine zu ihrem Wohnblock. Ich sagte nicht viel, aber sie laberte wie ein Wasserfall darüber, dass sie auf die Schauspielschule wollte, und vorher einer Theatergruppe beitreten würde, um Bühnenerfahrung zu sammeln. Wir machten halt bei Dagthorn’s um Schokolade zu kaufen, und teilten uns eine Tafel. Als wir fast bei ihr waren, blieb sie stehen und starrte mich durchdringend an. »Was ist los, Mo?«

»Was meinst du?«, erwiderte ich.

»Du hast kaum was gesagt, seit wir aus dem Kino raus sind«, sagte sie. »Ich merke doch, wenn du Stress hast. Was ist heute Morgen wirklich passiert?«

»Hab verschlafen.«

»Und auf dem Mond hat ein Schwein eine Ente gepimpert.«

»Ich lüge nicht, Elaine.«

»Tom Cruise wartet oben und will mich zum Essen ausführen. Komm schon, Mo.«

Ich starrte zu Boden.

»Mo!«

Betretene Stille. Ich spürte, wie mich ihr brennender Blick durchbohrte. Schließlich schaute ich auf.

»Ist wegen Mums Freund«, gestand ich.

»Was hat er gemacht?« Wut blitzte in ihren Augen auf. Sie schien genauso sauer auf mich zu sein, weil ich nichts gesagt hatte, wie auf ihn. »Ich will die ganze Geschichte hören«, verlangte Elaine.

Ich zögerte. Elaine war nicht die Sorte Freundin, die sich Kummer anhörte, mir auf die Schulter klopfte und »ei ei« machte.

»Mo! Spuck’s aus.«

Ich setzte mich an die Mauer. Sie schaute mich stinksauer an. Ich schloss die Augen und spürte, wie mein Herzschlag meinen Hals hochwanderte.

»Wir gehen keinen Zentimeter weiter, wenn du nicht auspackst.«

Ich öffnete die Augen. Und erzählte ihr, dass Mum Lloyd am Wochenende mein Essen gegeben hatte, von seinem Real-Madrid-Trikot und dass er mich aus dem Bett geprügelt und mir mit der Faust gedroht hatte, weil ich ihm ans Bein getreten hatte. Dann von heute Morgen und den fünf Pfund und dass ich gedacht hatte, er würde wieder zuschlagen. Sie hörte aufmerksam zu, legte mir hin und wieder eine Hand auf die Schulter und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Als ich fertig war, umarmte sie mich ganz fest. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten.

»Ich hab ihn schon ein bisschen geärgert«, sagte ich. »Ich meine, immerhin hab ich auf sein Lieblingstrikot gepisst. Und du weißt ja, was ich für eine Klappe habe, wenn ich sauer bin.«

»Der ist aber ein ausgewachsener Mann!«, sagte Elaine. »Er hat kein verdammtes Recht, dich zu schlagen und aus dem Bett zu katapultieren. Hast du gehört, Mo? Absolut kein Recht. Mein Dad wohnt nicht mehr bei uns, und wenn wir uns sehen, streiten wir uns manchmal wie die Bekloppten, aber meinst du, ich würde mich von ihm schlagen lassen? Auf keinen verfluchten Fall.«

»Aber er ist ja auch dein richtiger Dad«, sagte ich.

»Spielt keine Rolle«, erwiderte Elaine. »Wenn du seiner Fettfresse am Frühstückstisch begegnest, hat er sich zu benehmen wie ein richtiger Dad.«

»Was soll ich machen?«, fragte ich. »Er ist praktisch schon bei uns eingezogen.«

»Du gehst zu den Bullen«, sagte Elaine.

»Den Bullen? Ist das nicht ein bisschen drastisch?«

»Am Sonntag hat er zugeschlagen und heute Morgen fast wieder? Wer weiß, wozu der fähig ist, wenn das letzte bisschen Vernunft seinen Knastbruderarsch verlässt?«

Unterschiedliche Szenarien schossen mir in den Kopf. Lloyd war erst vor ein paar Monaten aus dem Gefängnis entlassen worden. Mum hatte mir nicht erzählt, weswegen er gesessen hatte. Wenn er noch mal in einer Zelle schmachten und Porridge zum Frühstück fressen musste, würde Mum mir das niemals verzeihen.

»Ich … ich weiß nicht, ob ich damit zu den Bullen gehen kann«, sagte ich. »Kann man denen denn vertrauen? Vielleicht glauben die mir gar nicht.«

»Müssen sie aber, Mo«, behaupete Elaine und legte mir einen Arm um die Schulter.

»Mum wird zum T-Rex. Lloyd ist gerade erst aus dem Knast raus.«

»Mo, hör mir zu. Du stehst auf ihrer Prioritätenliste ganz oben, hast du gehört? Jedenfalls solltest du da stehen. Ist mir scheißegal, wie sauer sie wird – du musst Lloyd anzeigen. Der ist doppelt so groß wie du! Irgendwann richtet er noch größeren Schaden an, als dich nur aus dem Bett zu schmeißen. Eigentlich dürfte er gar nicht ungebeten in dein Zimmer platzen!«

»Aber …«

»Kein aber. Ich sag dir, was wir machen. Wir gehen hoch, essen was – hoffentlich hat Gran heute gekocht –, und danach gehen wir zu den Bullen.«

Ich musste fünf Minuten sitzen bleiben, um das alles runterzuladen. Vielleicht konnte mir ja eine von diesen Dragon Hip Pillen durch die ganze Kacke helfen.

Ich ging mit Elaine nach Hause. Bevor wir in die Wohnung gingen, schälte Elaine sich die falschen Wimpern ab und steckte sie in ein kleines Portemonnaie. Ihre Mum war nicht zu Hause, aber ihre Gran saß auf einem Hocker in der Küche, ein Geschirrtuch über der Schulter. Ein Kopftuch in den jamaikanischen Farben zierte ihren Kopf. Sie nippte an einer Cola-Rum – der Geruch kitzelte meine Nüstern. Irgendeine jamaikanische Oldschool-Musik nudelte aus dem kleinen Gettoblaster. »Maureen!«, grüßte sie. »Lange nicht gesehen! Hast du vergessen, wo ich wohne? Hast du gedacht, ich bin schon tot?«

»Nein, nein, Ms Jackson!«, erwiderte ich. »Hatte nur echt viel zu tun. Sie wissen doch, wie das ist. Hab gelernt, Hausaufgaben gemacht, und was weiß ich was.«

»Hör auf mit diesem Ms-Jackson-Unsinn, Maureen! Sag einfach Gran … wie geht’s Clarrie-May?«

»Der geht’s gut«, sagte ich. »Arbeitet immer noch Teilzeit im Waschsalon.«

»Gut, dass sie endlich was gefunden hat.« Sie widmete Elaine ihre Aufmerksamkeit. »Und wieso kommst du so spät?«

»Gran, ich hab’s dir doch gesagt. Wir waren nach der Schule noch im Kino.«

»Du sagst mir nie irgendwas.«

»Heute Morgen hab ich’s dir und Mum gesagt.«

Gran versuchte sich zu erinnern. Ich fand’s echt lieb von ihr. Mum scherte sich nie drum, wann ich nach der Schule nach Hause kam.

»Hast du nicht was vergessen?«, fragte Gran.

Elaine grinste. Sie umarmte Gran herzlich und drückte ihr ein Küsschen auf die Wange. Ich wünschte, bei Mum und mir wäre das auch so. »Pass auf, dass du mein Glas nicht umkippst! Weißt du, wie teuer der Rum ist? Sag’s deiner Mutter nicht.«

»Mach ich nicht.«

»Wollt ihr essen? Fleischbällchen in meiner hausgemachten Sauce mit Reis. Willst du probieren, was ich gekocht hab, Maureen? Egal, was meine Enkelkinder sagen, du wirst nicht dran sterben.«

»Ja, bitte.«

»Gib mir fünf Minuten, dann mach ich’s euch warm.«