Wer knabbert da an meinem Gemüse? - Fiona Kiss - E-Book

Wer knabbert da an meinem Gemüse? E-Book

Fiona Kiss

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Beschreibung

WIRF LÄSTIGE ERNTEABSTAUBER IM BLATTUMDREHEN AUS DEINEM GEMÜSEBEET Du chillst in der Hängematte in deinem Garten und bist mächtig stolz auf dein üppig sprießendes GEMÜSE IN TOPF UND BEET: der riesige Zucchino, der dir bald über den Kopf wächst, die leuchtend violette Aubergine, die zwischen all dem Grün hervorluchst oder die perfekt geformten Brokkoli-Röschen - ein einziger Gemüse-Traum! Doch dann das: Dein mit Liebe gezogener Salat hat plötzlich mehr Löcher als Blätter und auf deinen sommersonnigsten Tomaten haben sich weiße, wuselige Tierchen eingenistet? BLATTLÄUSE, MILBEN, WÜHLMÄUSE ODER SCHLEIMIGE NACKTSCHNECKEN fressen dir vor der Nase das Gemüse weg? Dann haben wir hier den perfekten ERSTE-HILFE-RATGEBER GEGEN SCHÄDLINGE IN DEINEM GARTEN FÜR DICH. VON MUTIGEN KAMPFLÄUSEN, GRUNZENDEN SCHNECKEN UND SKRUPELLOSEN ERBSENWICKLERN ODER: DON'T PANIC IM GEMÜSEGARTEN Du hast sie also bemerkt, die kleinen fiesen Vielfraße, die sich gierig über dein Gemüse hermachen? Zunächst einmal: nicht in Panik verfallen. Und dann mit der Ruhe: Wie kannst du erkennen, wer es sich auf deinem Gemüse gemütlich gemacht hat? Schnapp dir eine Lupe und BEGIB DICH AUF SPURENSUCHE. Mithilfe eines genauen Täterprofils, allen möglichen nützlichen Tipps und Tricks, die dir Fiona Kiss und Andreas Steinert in ihrem Buch liefern, findest du schnell und einfach heraus, wer die Vitamin-Schmarotzer sind. In 40 AUSFÜHRLICHEN PORTRÄTS erfährst du nicht nur die besten RAUSWURF-METHODEN, sondern auch jede Menge INTERESSANTES, SKURRILES UND (SOGAR) WUNDERBARES über die kleinen Tierchen, die sich über deine saftig-süßen Karotten hermachen, und lernst sie so von einer ganz neuen Seite kennen. Und wenn du sie dann immer noch loswerden willst, dann ist es an der Zeit, DIE RICHTIGEN MASSNAHMEN GEGEN DIE SCHÄDLINGE zu ergreifen: Mix dir ein natürliches und zu 100 % BIOLOGISCHES PFLANZENSCHUTZMITTEL - das deinen Gemüsepflanzen guttut und die dreisten Eindringlinge vertreibt. Denn: Wir wollen die Ernte ja retten, nicht vernichten. LASS UNS FEIERN: NÜTZLINGSPARTY IM GEMÜSEBEET Wenn die Schurken fürs Erste verbannt sind, legen wir richtig los: und schmeißen eine fette Gartenparty. Und dafür solltest du ein paar SCHICKE NÜTZLINGE EINLADEN. Die auch gerne längerfristig bei dir einziehen dürfen. Denn: DIE KLEINEN SUPERHELDEN MARIENKÄFER, IGEL ODER SPITZMAUS sorgen für das allgemeine WOHLBEFINDEN UND DIE RICHTIGE BALANCE IN DEINEM GEMÜSEGARTEN. Blattlaus, Schnecke und Co. sind für sie ein Festtagsschmaus - und du bist die frechen Fieslinge los! Und: Das saftige, knackige und geschmacksbombastische Gemüse gehört wieder dir allein, oder eben allen, mit denen du es teilen möchtest. - ERSTE HILFE IM GEMÜSEBEET: mit NATÜRLICHEN UND UMWELTSCHONENDEN MITTELN, die deine Gemüsepflanzen schützen und unliebsame Schmarotzer à la Raupen, Larven und Co. vertreiben. Und das natürlich zu 100 % biologisch. - VON MUTIGEN KAMPFLÄUSEN UND SKRUPELLOSEN ERBSENWICKLERN: Wir holen sie alle vor den Vorhang und zeigen dir die INTERESSANTESTEN, LUSTIGSTEN UND SKURRILSTEN SEITEN DEINER GARTENBEWOHNER. - MIT PAUKEN UND TROMPETEN soll deine Gartenparty gefeiert werden - und dafür darfst du ein paar ECHTE NÜTZLINGS-VIPS AUF DER GÄSTELISTE NICHT VERGESSEN: lad doch Schwebfliegen, Raubmilbe und Co. zu dir ein!

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WAS KREUCHT UND FLEUCHT UND FLIEGT IN DIESEM BUCH SO RUM? EIN ÜBERBLICK

VON VERLAUSTEN KOHLKÖPFEN UND ANDEREN TIERISCHEN PROBLEMEN IM GEMÜSEGARTEN

Mut zum bunten Miteinander: die wilde Wohngemeinschaft

Der Gemüsegarten lebt nicht nur von Luft und Liebe

Mix and match: die richtige Beet-Mischung

Der Boden: unser Ein und Alles

Was erwartet dich in diesem Buch?

AUF SPURENSUCHE IM GEMÜSEBEET

Gärtner*innen als Schädlinge

Wenn Gemüse krank wird

Aber jetzt: Auf ins Tierreich!

Auf sechs Beinen durch die Welt: Insekten

Spannende Spinner: Spinnentiere

Noch mehr Tiere und noch mehr Beine gefällig?

Grunzen, blubbern, schleimen: Schnecken

Die frühe Zwiebel fängt den Wurm: Nematoden

Säugetiere sind keine saugenden Schädlinge

Von Löchern, Pünktchen und anderen Fraßspuren: Wer war das?

Oberirdisch: Früchte, Blätter und Stängel

Irgendwo im Nirgendwo: zwischen Spross und Wurzel

Unterirdisch: an der Wurzel und im Boden

OBERSTES GESETZ IM GEMÜSEBEET: PFLANZENSCHUTZMITTEL NUR IM NOTFALL

DAS GROßE FRESSEN: BEIßEN, SAUGEN & BOHREN IM BEET –DIE SOGENANNTEN SCHÄDLINGE

Lausiges Gemüse: Pflanzenläuse

Laubsauger im Gemüsebeet – Blattläuse!

Johannisbeerblattlaus oder Grüne Salatblattlaus

Schwarze Bohnenlaus

Mehlige Kohlblattlaus

Back to the roots: Wurzelläuse

Going underground: die Salatwurzellaus

Wenn die Wurzellaus so einen Hals kriegt – die Möhrenwurzelhalslaus

Echt unterirdisch: die Möhrenwurzellaus

Von Weißen Fliegen und schwarzen Pilzen

Wirsing(en): den Kohlmottenschildlaus-Blues

Auf dem Silberblatt serviert: tropische Weiße Fliegen

Für alles gewappnet: Wanzen

Flecken, Löcher und herzloser Kohl? Danke, Kohlwanze!

Weiche Wiesenwanzen wollen wild wuseln

Nicht nur in der Stube lästig: Fliegen und Mücken

Vegan und bio: die Gemüsefliege

Gute Mine, böses Spiel: die Minierfliege

Wenn die Mücken Schwarz tragen: die Trauermücke

Rauptiere und Verwandlungskünstler im Beet: Schmetterlinge und Motten

Schneeweißling und Rosenkohl: der Kohlweißling

Wenn der Kohl die Motten kriegt: die Kohlmotte

Die Prinzessin auf der Erbse: der Erbsenwickler

Nachtaktives Flattern im Beet: der Eulenfalter

Erlauchter Geschmackssinn und ein feines Näschen: die Lauchmotte

Gefräßige Gemüsefans im Fellmantel: Wühlmäuse

Ein Heuschreck, der nicht springt: Maulwurfsgrillen

Wer frisst deinen Salat und säuft dein Bier? Schnecken!

Die Spanische Wegschnecke aus Frankreich

Eiskalter Salatkiller: die Ackerschnecke (Kleinschnegel)

Gift und Gallen: die Milben

Vom Winde verweht: die Spinnmilbe

Kräuseln, Schrumpeln, Beulen und unsichtbar: die Weichhautmilbe

Gut gepanzert im Gemüsebeet: Käfer

Langsamer Schleicher: der Schnellkäfer

Fliegen, laufen, fressen, hüpfen: der Erdfloh

Ay bonito mexicano: der Kartoffelkäfer

Hähnchen, die singend Eier legen: die Zirpkäfer

Mal kurz eingeworfen: einen Thrips

Give peas a chance: der robuste Erbsenthrips

Im Auge des Wurms: Älchen (Nematoden)

Hipster-Karotte mit Vollbart: der Wurzelnematode

Fieser Fleckenverursacher: der Blatt- und Stängelnematode

Nützliche und lästige Gäste: Ameisen

BOOST IT UP! DAS IMMUNSYSTEM DER PFLANZEN

WITH A LITTLE HELP FROM MY FRIENDS: NÜTZLINGE IM GEMÜSEGARTEN

Bodenorganismen: 40 000 unsichtbare Helfer kurz erklärt

Plastic world: Plastik im Boden, in den Pflanzen, in uns

Raubmilben: rote Birnen auf acht Beinen

Schlupf- und Erzwespen: bestechende Schönheiten

Schwebfliegen: Hubschrauber im Wespenlook

Florfliegen: stinkende Goldaugen mit good vibrations

Marienkäfer: Glücksbringer im Garten

Lob und Tadel dem Asiatischen Marienkäfer

Hasta la vista, Weiße Fliege: hier kommt der Bogen-Zwergmarienkäfer

Laufkäfer: Flitzer auf Schneckenjagd

Igel und Spitzmäuse: Insektenfresser auf Schneckenjagd

Punks im Gestrüpp: die Igel

Supernasen im Garten: die Spitzmaus

Vögel: gut gefedert durch den Acker

Ganz schön kompliziert, diese Vögel!

Ungewöhnliche und unterschätzte Nützlinge

MIT TRICKS UND PHYSIK – VORBEUGENDER PFLANZENSCHUTZ

MULTIKULTI IM GEMÜSEGARTEN ODER: WER WILL MIT WEM ODER LIEBER NICHT GEMEINSAM INS BEET

Wer knabbert und schlürft sich an deinem Gemüse satt? Eine Übersicht!

ZAUBERTRÄNKE: BRÜHEN & JAUCHEN SELBST GEMACHT

FÜR ALLE, DIE NOCH NICHT GENUG VOM GEWUSEL HABEN: DER ANHANG

Pflanzengriechisch und Tierlatein? Kannst du haben! – Glossar

Krabbel- und Lesehilfe gefällig? Weiterführende Literatur und Bezugsquellen

Die Ernteretter: über die Autor*innen

Und zum Schluss: Danke

VON VERLAUSTEN KOHLKÖPFEN UND ANDEREN TIERISCHEN PROBLEMEN IM GEMÜSEGARTEN

Seit Jahren pflanzen, säen, graben und ernten wir in den unterschiedlichsten Gemüsegärten. Einer davon war von Wildnis umgeben, und die wollte sich den Garten zurückerobern: Schlingpflanzen und Rehe waren eine nicht enden wollende Provokation, Läuse und Käfer hingegen fielen uns nicht mal auf. Der Boden war anfangs steinig und karg, deshalb haben wir ihn über Jahre liebevoll mit Kompost genährt. Das Ergebnis: Die Ernte fiel von Jahr zu Jahr üppiger und ertragreicher aus.

Unser nächster Halt war in einem Garten mit schwerer Erde, die Bearbeitung war herausfordernd. Eingebettet zwischen Weingärten teilten wir mehr als die Hälfte unseres Gemüses mit anderen Lebewesen: Wühlmäusen, Schnecken, Kartoffelkäfern und Drahtwürmern. Unsere Bemühungen, den Boden zu beleben und durch farbenfrohe Blühflächen Nützlinge anzulocken, fruchteten von Jahr zu Jahr mehr: Gemüse in Hülle und Fülle für uns!

Aktuell wühlen wir in einem wunderschönen Gemeinschaftsgarten, in dem wir viel ausprobieren und Erfahrungen sammeln können. Nicht alles klappt gut. Unsere Süßkartoffelernte war etwa so groß wie drei Erdnüsse und unsere Freude, endlich den Großen Kohlweißling als Fotomodell vor die Linse zu bekommen, trübte sich etwas, als wir sahen, wie viel diese Räupchen fressen können. Nämlich fast alles. Aber wir wollten ihnen beim Wachsen zusehen, über sie lernen und sie mit verschiedenen Vertreibungsmethoden nerven. Wir haben den Bogenmarienkäfer dieses Jahr live kennengelernt und diverse freundliche Wanzen getroffen, die die Kartoffelkäfer dezimieren. Aber dazu später im Buch mehr (ab S. 114).

Durch unsere jahrelangen Beobachtungen und die Faszination für das Zusammenspiel zwischen den vielen verschiedenen Tieren im Gemüsebeet entstand die Idee, ein Buch zu schreiben, das über die reine Schädlingsvertreibung hinausgeht. Warum nicht das Leben aller Tiere im Gemüsebeet genauer beleuchten? Ihre faszinierenden Eigenheiten, den unglaublich spannenden Hintergrund ihres Lebens und nicht zuletzt ihre Wichtigkeit im Ökosystem Erde finden wir fesselnder, als ausschließlich die Maßnahmen der Vertreibung zu beleuchten. Natürlich ergänzen wir die Einblicke in das bunte Treiben im Gemüsebeet mit hilfreichen Tipps und Tricks, damit das Gemüse trotzdem auf deinem Teller landet. Wir möchten mit diesem Buch das Interesse, die Neugier und den Respekt für deinen wilden Gemüsezoo wecken, dann macht dir das Arbeiten im Beet nämlich garantiert noch mehr Spaß. Also ab in den Garten mit Grabgabel, Hacke und Lupe und beobachte das Getümmel im Gemüse mit einem geschärften und aufmerksamen Blick für das große Ganze.

Im Garten herrscht buntes Treiben – nicht nur in der Tier- und Pflanzenwelt.

Mut zum bunten Miteinander: die wilde Wohngemeinschaft

Die Natur ist immer ein Miteinander, ein riesengroßes vernetztes System aus Unmengen an Tier- und Pflanzenarten sowie Mikroorganismen in unterschiedlichsten Lebensräumen und Strukturen. Nichts auf der uns umgebenden Welt kann allein existieren und die Vielfalt an Leben, die Biodiversität, bewahrt unsere Pflanzen und uns vor vielen Krankheiten – durch ein ausgewogenes Zusammenspiel. Gerät dieses ins Wanken, kann es passieren, dass sich eine Art zu stark vermehrt und dadurch Probleme schafft. Sehen wir den Gemüsegarten als einen Mini-Nationalpark mit vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten an. Entdecken wir gemeinsam die bunte Vielfalt, die uns da draußen erwartet – denn: Die Natur hält so einiges für uns bereit!

Das perfekte Rezept für mehr Biodiversität und einen ausgewogenen Gemüsegarten:

Zutaten:

» ein guter Boden (Rezept)

» etwas „Wildnis“ und unberührte Ecken nach Geschmack

» eine Prise Altholz/Biotopholz

» einen kräftigen Schuss sonnige Trockenmauer oder einen ungepflegten Steinhaufen

» eine große Portion Blütenwahnsinn, am besten aus heimischen Wildblumen

» als Backtriebmittel etwas Struktur aus blühenden Heckenpflanzen und Bäumen

» als Topping: ein Gemüsebeet

Alle Zutaten zusammenmischen, nach persönlichem Geschmack dekorieren und das Gemüsebeet in die frisch gebackene Biodiversität langsam einrühren. Und dann: ruhen lassen, beobachten, genießen.

Der Gemüsegarten lebt nicht nur von Luft und Liebe

Faul in der Hängematte liegen und die Natur arbeiten lassen? Bis zu einem gewissen Grad geht das in einem Zieroder einem einfach gestrickten Obstgarten. Aber der Gemüsegarten ist ein ganz anderes Kaliber. Da heißt es schon mal: richtig Hand anlegen und ackern. Fluchend graben wir jedes Frühjahr nach Queckenwurzeln, staunen immer wieder ob der so langen und verzweigten Wurzeln dieses unscheinbaren Grases (die Quecke ist übrigens bei Hunden beliebt, die dieses raue Gras für ihre Verdauung kauen … unsere Hündin sieht uns jedenfalls immer kritisch auf die erdigen Finger, wenn wir ihrer Magenpflanze zu nahe kommen – also lassen wir schweren Herzens immer einige zur Vermehrung stehen). Das Jäten der Borstenhirse treibt uns fast in den Wahnsinn und auch mancher Rückenwirbel widersetzt sich ächzend nach vollendeter Bodenbearbeitung.

Die Quecke kann mehr als nur lästig sein: „Hut ab“ vor so langen Rhizomen.

Ohne gewissenhafte Planung und regelmäßige Pflege wird aus dem gesamten Gemüsebeet schnell ein undurchdringliches, wildes Eck. Ökologisch sicher reizvoll für die Tierwelt, aber schwer zu durchblicken für Gärtner*innen und auch für junges Gemüse eine zu große Herausforderung. Im harten Konkurrenzkampf der Pflanzen benötigen die Gemüsekinder hier etwas mehr Geduld. Weise Gärtner*innen meucheln daher das Wildkraut, solange es noch klein ist – und lassen die Wurzeln an der Sonne verdorren (genial sind hier die Pendelhacke und der Gartengrubber als rückenschonende Hilfe – sie sollten in keinem Garten fehlen). Sobald das junge Gemüse stark genug ist und deutlich an Wachstum zunimmt, hat auch das Beikraut das Nachsehen. Sind die unterschiedlichen Gemüsesorten, natürlich in Mischkultur, dicht zusammengewachsen, kommt die Zeit der Entspannung. Aber nur fast. Statt jäten, heißt es jetzt Kartoffelkäfer sammeln und Schnecken aufstöbern.

So wechseln sich die Aufgaben bunt und vielfältig über die Monate ab und es entsteht keine Langeweile. Das lieben wir am Gemüse. Jedes Jahr ist anders, wie auch die Belohnungen für den Gaumen immer unterschiedlich aussehen und schmecken.

Trotz ihrer hohen Fluchtgeschwindigkeit eingefangen: eine Wegschnecke!

MIX AND MATCH: DIE RICHTIGE BEET-MISCHUNG

Wichtig für die gute Ernte ist eine ungefähre Planung der angebauten Arten: Wer steht am besten neben wem im Beet und in welcher zeitlichen Reihenfolge werden die Pflanzen am besten angebaut, um möglichst viele der kleinen fliegenden und kriechenden Mitesser zu verwirren. Mischkultur (ab S. 158) und Fruchtfolge, also was kann nach wem gepflanzt werden, sind wesentliche vorbeugende Maßnahmen, um unser Gemüse gesund zu halten.

Auch die Sortenwahl sollte nicht zu kurz kommen: Alte, regionale Sorten sind meist toleranter und robuster und bestechen durch intensive Geschmacksnuancen. Wähle dem Standort entsprechend die Pflanzen/Sorten aus und baue sie bevorzugt in windoffenen Lagen an, da der betörende Duft der Gemüsepflanzen vom Wind vertragen wird und Gemüsefliegen und Co. sie so schwieriger finden. Das Beste daran: Du lernst jedes Jahr dazu und wirst mit jeder neuen Gemüseart zum Profi.

Tipps für zeitsparendes Gärtnern:

» Einmal in der Woche beim Gemüse vorbeischauen und wöchentlich eine Teilfläche bearbeiten.

» Beikraut bereits im Mini-Stadium jäten oder einfach nur den Boden zwischen den Pflanzen lockern und mulchen; die Pflanzen aufbinden nicht vergessen.

» Auf Entdeckungstour nach guten und weniger guten Tieren gehen, die fiesen absammeln und sich einfach an der großen Vielfalt erfreuen.

» So wächst dir nicht alles davon (oder über den Kopf), die jeweiligen Pflege-Durchgänge sind kürzer, du sparst dir unglaublich viel Zeit und die Freude über deinen üppig blühenden Garten ist noch viel größer.

Brokkoli, Rucola und Schnittlauch. Einfach mal Gemüse blühen lassen. Nützlich für die Tierwelt und schön fürs Auge.

Heute bereiten wir einen Gemüsebeet-Eintopf für Couch-Potatoes und fleißige Lieschen zu.

Dafür brauchst du:

» einen guten Boden (Grundrezept für „Guten Boden“ S. 9). Denn: Der Boden macht das gute Beet.

» passende alte und regionale Gemüsesorten oder frische Jungpflanzen

» Sorten fein über das Beet verteilen

» jährlich kräftig die Sitzordnung durchmixen und Nachbarschaften wechseln

» einmal in der Woche einen Teilflächendurchgang und den Boden leicht oberflächlich lockern

» eine Prise Zeit, Geduld und Neugier

» während das Beet vor sich hinwächst, entspannt nach Tieren Ausschau halten und die ungewollten abschöpfen

» bei Bedarf mit Tränken und Tees übergießen

» abschmecken mit unbekannten und neuen Gemüsesorten

» fertiges Gemüse regelmäßig ernten, putzen und verputzen

Mehrere Milliarden Lebewesen und du hast sie in der Hand! Ein Gemüsebeet ohne Kompost ist sinnlos … und unmöglich.

DER BODEN: UNSER EIN UND ALLES

Schlechter Boden ist für Pflanzen eine bodenlose Frechheit. Deshalb erstmal den Boden beschnüffeln. Riecht er gut, dann ist das nicht schlecht, riecht er schlecht, ist es nicht gut. Stinkender Boden ist ein Zeichen von Fäulnis und Luftarmut. Durch Lockern und Einarbeiten von Strukturmaterial (z.B. Holzfaser aber bitte kein Torf aus Umweltschutzgründen) kommt wieder Luft in die Tiefe. Sehr sandige Böden sind super fürs Gemüse, aber brauchen viel Wasser. Kompost und Tongranulate einmischen hilft hier enorm. Und sehr lehmige Böden können über die Jahre mit Komposten und Gründüngung in feinkrümelige Supererde verwandelt werden.

Überhaupt ist Kompost Gold zur Bodenverbesserung, da er den Boden mit Mikroorganismen belebt und diese dann wiederum die Bodenstruktur nachhaltig verbessern.

Kompost ist wichtig für das Bodenleben. Aber bevor du ihn verteilen kannst, heißt es erst einmal: Ran an die Arbeit.

Hege und pflege deinen winzigen Bodenzoo und deine Gemüseernte wird explodieren. Die unterirdische Gemeinschaft hat die Macht, die Pflanzen gesund zu halten und beim Wachstum zu unterstützen. Deshalb füttern wir das Bodenleben nur mit besten Zutaten, den organischen Naturdüngern (wenn du mehr über richtiges Düngen wissen möchtest: Im Buch „Biodünger selber machen“ von Alfred Grand und Andrea Heistinger findest du alles Wissenswerte dazu.

Warum nicht mal eine Kompostparty machen? Der Kompost wird gemeinsam abgesiebt, die Kinder können forschen und Bodentiere entdecken und nebenbei gibt es Dünger für starkzehrende Pflanzen.

Düngung hängt auch eng mit der Fruchtfolge zusammen. Am besten Stark-, Schwach- und Mittelzehrer im Beet abwechseln, da diese einen unterschiedlichen Anspruch an Nährstoffen haben. Am schönsten wäre natürlich ein Vierjahresplan, bei dem im ersten Jahr ein Starkzehrer (z.B. Tomate oder Kohl) im Beet steht, im zweiten Jahr ein Mittelzehrer (z.B. Karotten/Möhren oder Mangold), im dritten Jahr ein Schwachzehrer (z.B. Salat oder Bohnen) und der im vierten Jahr eine Gründüngung zur Regeneration vorsieht. Ist dies nicht möglich, kein Stress, versuche stattdessen einfach flexibel so nahe wie möglich ans Ideal zu kommen. Bei Salat und Karotten/Möhren wirkt starke Düngung eher kontraproduktiv, da sie Schwachzehrer sind. So spart man im Endeffekt auch Dünger, da er nicht wahllos über den ganzen Gemüsegarten jährlich verstreut werden muss. Und mit regelmäßiger Gründüngung gelingt die perfekte Bodenpflege. Das führt uns auch schon zur Mischkultur, die wir auf S. 158 beschreiben. Wer wohnt nicht gerne neben dem richtigen Nachbarn?

Tipp: Lege je nach Vorliebe entweder einen Beetplan an oder mach einfach Fotos, damit du genau weißt, was du im letzten Jahr auf der Fläche angebaut hast.

Ein guter Boden ist die Krönung des Gartens. Alle anderen Zutaten sind nichts wert, wenn der Boden misslingt. Verwende deshalb nur die besten Rohstoffe.

Dafür brauchst du:

» ein relativ beikrautfreies Beet (oder bringe es in dieses Stadium)

» nur leicht mit der Grabgabel lockern, möglichst nie komplett umrühren (das bringt die Wohnebenen der Bodenbewohner durcheinander)

» Fräsen vermeiden, nur im Notfall (pürierte Bodentiere sind nicht mehr arbeitsfähig)

» Beete anlegen und nicht mehr betreten – im Mini-Nationalpark auf den Wegen bleiben (so bleibt der Boden jahrelang locker und das Wurzelgemüse dankt es dir)

» pro Jahr und m2 etwa 1–2 Liter Kompost darüberstreuen – das lässt den Boden fluffig-puffig weich werden und nährt das Bodenleben

» mit guten Mehrnährstoff-Naturdüngern würzen, gut abgelegener Mist zur Fütterung der Bodentiere, wenn mal mehr Nährstoffe nötig sind (Vorsicht: Zu viele Nährstoffe machen jedoch krank und anfällig für Schädlinge und Krankheiten)

» eine gute Mischung aus netten Nachbarpflanzen, die sich verstehen und unterstützen (Mischkultur)

» die richtige Reihenfolge von Stark- zu Mittel- und dann Schwachzehrern

» mit Laub oder Gründüngung als schützende Decke über den Winter garnieren, um die Bodenbewohner zu beglücken

» … und schon hast du kräftige, gesunde Pflanzen, die wehrhafter gegen Angreifer sind.

Was erwartet dich in diesem Buch?

Kapitel 2 ist für die Detektive (S. 12) und Spurensucher unter den Gärtner*innen. Welches Tier hüpft da gerade herum, was mampft an deiner Gurke und was ist das, das dich so durchdringend ansieht? Die Beschreibungen der wichtigsten Symptome an Pflanzen und der häufigsten Tiere, die öfter im Gemüsebeet vorbeischauen, findest du ab S. 12. Für Eilige ist auch ein Quickfinder, also ein Bestimmungsschlüssel dabei (S. 13), der elegant in den nächsten Abschnitt überleitet.

In Kapitel 3 (S. 28) findest du ausführliche Beschreibungen der Tiere, die oft „Schädlinge“ genannt werden. Wenn man sich jedoch mit den Tieren beschäftigt, wird schnell klar: Schädling und Nützling sind absolut unbrauchbare Beschreibungen. Jedes Tier hat faszinierende und schöne Seiten. Und diese interessanten Aspekte, die fantastischen Eigenheiten sowie Skurriles und Wunderbares dieser Tiere möchten wir dir in diesem Kapitel näherbringen. Im Anschluss an jede der 43 Tiergeschichten findest du alle wichtigen Details und Infos zum Tier: Name, Aussehen, Verwechslungsgefahren, Maßnahmen oder Gegenstrategien bis hin zu Pflanzenbrühen und Bio-Pflanzenschutzmittel, die helfen, gesundes Gemüse zu ernten.

In der Regel sind Mischkultur, Nützlingsförderung und vorbeugende Maßnahmen im privaten Gemüsegarten ausreichend. Die empfohlenen Pflanzenschutzmittel sind als Feuerwehr gedacht und sollten nur im Notfall eingesetzt werden. Die Zulassungen für diese Mittel ändern sich übrigens öfter, deshalb am besten im Fachhandel nachfragen, ob und wie ein Bio-Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden darf. Kaufbare Nützlinge, die im Gemüseanbau eher im Gewächshaus und weniger im Freien eingesetzt werden, sind ebenfalls aufgelistet. Den wilden Verwandten dieser Nutztiere widmen wir uns im nächsten Kapitel.

In Kapitel 4 (S. 114) findest du alles Wissenswerte über die Jäger im Gemüsebeet: Alle wichtigen Gegenspieler der Gemüsefresser werden beschrieben und auch deren Seltsamkeiten sowie faszinierende Lebensweisen fehlen natürlich nicht. Lerne die Nützlinge im Porträt kennen – alles, was du über die wichtigen Helferlein wissen musst und wie du sie zum Bleiben bewegst.

Eine Übersicht über die häufigsten Gemüsearten und ihre Hauptschädlinge findest du in Kapitel 5 (S. 158). Die passende Mischkultur, um das große Fressen klein zu halten, ist jeder Gemüseart zugeordnet. Sehr praktisch.

Vor Freude sprühen und jauchzen wirst du, wenn du ein Freund von selbst zubereiteten Brühen und Jauchen bist, die findest du nämlich ab S. 172. Hier sind die Zaubertränke, die schon im 3. Kapitel empfohlen wurden, genauer beschrieben. Wir mussten allerdings eine Auswahl treffen, da wir allein zu diesem Thema ein eigenes Buch füllen könnten, und haben uns hier auf die gängigsten Mittel geeinigt.

Was hat es mit Biotechnik und physikalischen Methoden (S. 154) im Gemüsegarten auf sich? Warum empfehlen wir dir nicht alle zugelassenen Pflanzenschutzmittel (S. 24), die es im Bio-Landbau gibt? Oder warum Pflanzen eben nicht nur einfach in der Gegend herumstehen und sich fressen lassen, sondern ausgefeilte Abwehrmechanismen haben (S. 110) – das alles und noch viel mehr findest du in diesem Buch.

Und zu guter Letzt haben wir einen Faltkalender für dich zusammengestellt, damit du alles Wichtige auf einen Blick erkennst: rausnehmen, aufhängen, Überblick bewahren.

Vielfalt, Vielfalt und nochmal Vielfalt: Damit dein spannender Zoo im Gemüsebeet weiterwächst.

Gärtnern im Gemüsebeet macht wirklich unglaublich viel Spaß.

Hast du nun Feuer gefangen für die unendliche Welt der Nützlinge und Schädlinge, möchtest noch mehr über sie erfahren und dein Wissen gerne erweitern, dann können wir dir unser Erstlingswerk „Handbuch Pflanzenschutz im Biogarten“ (natürlich im Löwenzahn Verlag erschienen) empfehlen.

Wir fassen zusammen:

Vielfalt und unterschiedliche Strukturen im Garten schaffen das berühmte Gleichgewicht, das es einzelnen Arten schwer macht, sich zu stark auszubreiten. Manchmal müssen wir ein wenig eingreifen, aber eben nur ein wenig. Kaum andere Flächen im Garten verändern sich so rasant von Woche zu Woche wie der Gemüsegarten. So leben auch unterschiedliche Tiere zu unterschiedlichen Zeiten im Beet und bieten immens viel Entdeckungsmöglichkeiten über das Jahr verteilt. Wenn du nichts versäumen willst, solltest du so oft wie möglich deine Nase ins wachsende Gemüse stecken. Gemüsegärtnern ist kontemplativ, bietet Einblicke in eine andere Welt, macht süchtig und ernährt auch noch nebenbei. Und wer es schafft, in jedem Naturwesen das Schöne, Faszinierende und Überraschende zu entdecken, der hat keine Schädlinge mehr. Sondern einen wilden, unglaublich spannenden Zoo im Gemüsebeet. Legen wir los!

AUF SPURENSUCHE IM GEMÜSEBEET

Lupe raus und los: Werde zur Detektivin und zum Spurensucher in deinem Garten.

Als aufmerksame*r Gemüsedetektiv*in wirst du bald feststellen, dass nicht nur Tiere über das Gemüse herfallen, sondern auch andere Wesen. Pilze, Bakterien und Viren können ebenfalls strikte Veganer sein und sich gesund und ausgewogen von deinem Gemüse ernähren. Und auch wenn dieses Buch ausschließlich den tierischen Beetbesucher* innen gewidmet ist, wollen wir trotzdem den Mikroben einen kleinen Abschnitt einräumen, denn zur sicheren Bestimmung von möglichen Schäden an deinem Gemüse ist das absolut notwendig.

Hier war eine Blattschneiderbiene am Werk. Sie holt sich bloß Baumaterial für ihre Kinderstuben und schädigt die Pflanzen nicht.

Gärtner*innen als Schädlinge

Auch du wirst Teil der jetzt folgenden Schaderreger sein. Denn Symptome der Pflanzen, die durch falsche Pflege ausgelöst werden, sind nicht selten. Tut uns leid! Wir packen dich dann gemeinsam mit Hagel, Hitze, Trockenheit und Sonnenbrand zu den sogenannten abiotischen Schadursachen. Ist das okay? In der Fachwelt ist das so und wir behalten das jetzt einfach mal bei.

Abiotische Schäden als solche zu erkennen, ist nicht immer einfach. Düngermangel etwa vergleichsweise schon, denn Nährstoffmangel zeigt sich meist entweder an den jüngeren oder den älteren Blättern, die Pflanze ist also unterschiedlich gefärbt. Werden also nur die alten Blätter gelb, rötlich oder kriegen Absterbe-Erscheinungen vom Rand her, dann kann das ein Fehlen von Stickstoff, Magnesium oder Kalium sein. Sind eher die jungen Blätter, die Sprossspitze, das Innere des Kohlkopfs gelblich oder sterben ab, dann könnte die Ursache das Fehlen von Eisen, Kalzium oder Bor sein.

Schwieriger wird es, wenn überdüngt oder überwässert wurde oder Kälteschäden die Pflanze mies aussehen lassen. Hier eine kleine Übersicht von abiotischen Schädigungen:

Abiotische Ursache

Symptom

Zusatzinfos

Kälte- bzw. Frostschaden

rötliche, braune oder schwarze Ver­färbungen, Vergilbung, Kräuselung

Tomaten und anderes Gemüse (z.B. Gurken) leiden schon bei unter 8 °C massiv an Kälte

Sonnenmangel

Ausbleichen, Vergeilen („Lang­werden“) von Pflanzen

Standortwechsel, wenn möglich

Lichtüberschuss (Sonnenein­strahlung)

Sonnenbrand bei Früchten und Blättern; rote, braune Flecken, Verkorkungen auf der Sonnenseite

Kann nach dem Auspflanzen ins Freie bei Gewächshaus-Pflanzen passieren.

Hagel

Löcher und Risse, Flecken auf Früchten

Sekundärbefall durch Pilze möglich

zu viel Wasser

Welke durch Wurzelfäule; sieht dummerweise Wassermangel täuschend ähnlich

Wurzeln faulen, keine Wasserauf­nahme mehr möglich

unregelmäßige Bewässerung

Aufreißen von Früchten, Verfaulen oder Braunfärbung der Unterseite/Spitze der Frucht

Kann Kalziummangel auslösen: „Blüten­endfäule“ bei Tomaten und Zucchini

Bodenverdichtung

schwacher Wuchs, Krankheitsanfällig­keit

Nährstoffaufnahme gestört, Stau­nässegefahr! Lockerung wichtig und Kompost, um Boden zu beleben

hoher Salzgehalt (Streusalz, Kunstdünger)

Blattrandsterben, Welke

durchdringend Wässern kann helfen

zu hoher pH-Wert

Vergilbungen der jüngeren Blätter durch Eisenmangel (Blattadern bleiben grün)

pH-Wert senken durch Laub- oder Nadelkompost

zu niedriger pH-Wert

Vergilbungen der älteren Blätter durch Magnesiummangel (Blattader und ein Saum darum bleiben grün, der Rest wird gelb)

Schwermetalle können von der Pflanze aufgenommen werden, pH-Wert anheben durch Kalkung

Schadstoffe im Boden

Kümmerwuchs, Absterben

z.B. Weichmacher aus PVC-Schläuchen

Pflanzenschutzmittel

Blattschäden, Vergilbungen

Konzentrationen beachten, nicht bei Sonne spritzen

Wenn Gemüse krank wird

Gar nicht so leicht, alle möglichen abiotisch verursachten Anzeichen richtig zu deuten, oder? Etwas einfacher wird es bei pilzlichen, bakteriellen oder virösen Lumpen im Gemüsebeet, denn die Symptome sind hier meist recht eindeutig. Dummerweise macht die Vielzahl der Krankheiten am Gemüse diesen Vorteil wett. Hunderte verschiedene Flecken, Welken oder Muster verdienen ein eigenes dickes Buch und können hier nur kurz beleuchtet werden.

Pilze verursachen oft runde Flecken, die (wie ein ins Wasser geworfener Stein) konzentrische Kreise zeigen. Oder sie bilden Überzüge (wie Echter Mehltau), schwarze Flecken auf Blättern oder Karotten/Möhren oder bunt staubende Gebilde, wie beim Rost. Meist verursachen Pilze Trockenfäule, nur selten glibbert und schleimt es.

Bakterien hingegen lassen es tropfen, sabbern und glibbern: Bakterienbefall führt zu Nassfäule. Meistens jedenfalls. Wenn die Karotte/Möhre wegläuft, also zerfließt, dann wahrscheinlich durch die Bakterie Pectobacterium carotovorum, früher auch Erwinia carotovora genannt.

Bei Viren zeigen sich oft schöne Muster auf den Blättern: gelbe Kreise und bizarre Zacken oder lustig-skurriles Wachstum der Pflanze. Das klingt nett, die Pflanze sollte aber entfernt werden, da saugende Insekten die Viren weiterverbreiten können.

Erwähnenswert sind noch die Phytoplasmen, weil aktuell im Kartoffel- und Tomatenanbau eine Phytoplasmose-Krankheit namens Stolbur für Unruhe sorgt. Phytoplasmen sind zellwandlose Bakterien und verursachen Blattrollen, Kräuselungen, Blütenvergrünungen und – wie im Falle von Stolbur – auch das Absterben der Pflanzen.

Falscher Mehltau an der Gurke, Viruserkrankung am Paprika und Rost am Lauch. Nicht immer sind es Tiere, die für Flecken und Verfärbungen verantwortlich sind.

Gehäuseschnecken werden nur selten schädlich. Und sie sehen einfach goldig aus.

Aber jetzt: Auf ins Tierreich!

Bei deiner Safari durch das Gemüsebeet kannst du viele Tiere antreffen. Zum Beispiel die schon erwähnten Veganer, also Mitbewerber um dein Gemüsemahl: Insekten, Spinnentiere, Säugetiere, Schnecken und Würmer werden die häufigsten sein. Dann haben wir Gäste, die von Veganern gar nichts halten und diese verspeisen. Nützlinge nennen wir diese, und auch hier finden wir die bereits genannten Tiergruppen, ganz vorneweg die Insekten. Vögel und Reptilien können sich ebenfalls im Gemüsebeet nützlich machen, wenn sie Raupen oder Blattläuse dezimieren. Letztendlich haben wir noch Tiere, die wir gerne als nützliche Lästlinge bezeichnen, weil sie selbst zwar kein Gemüse fressen und sogar als Nützling fungieren, aber eben auch nerven können. Ameisen und Wespen wären zwei Beispiele.

Oft sind die Tiere nur schwer zu entdecken, weil sie entweder sehr klein sind, sich gut tarnen oder nur nachts ihre Beet-Runde drehen. Neugier und Interesse sind von Vorteil und eine gute Lupe hilft ungemein. Manchmal wirst du nur noch die Spuren sehen können, die die Tiere hinterlassen haben: Kotkrümel bei Raupen, Häutungshüllen von Blattläusen oder Zikaden, Schleimspuren der Schnecken, aber auch die schwarzen Schlieren, die von der nützlichen Schwebfliegenlarve nach dem Verspeisen hunderter Läuse hinterlassen wird.

Viel los im Beet! Um dir die Unterscheidung der Tiere zu erleichtern, nehmen wir uns auf den nächsten Seiten jede einzelne Gruppe gesondert vor.

AUF SECHS BEINEN DURCH DIE WELT: INSEKTEN

Seit wahrscheinlich einer halben Milliarde Jahren sind Insekten auf unserem Erdball und sie haben sich in dieser Zeit zur artenreichsten Tiergruppe entwickelt. Fast eine Million Arten sind beschrieben und die gleiche oder sogar die doppelte Menge wird noch unentdeckt durch Regenwälder oder Savannen brummen. Prinzipiell haben Insekten immer sechs Beine, vier Flügel und eine klare Dreiteilung des Körpers: Kopf, Mitte, Hintern. Aber wie immer gibt es natürlich auch in der Insektenwelt Ausnahmen: Insektenlarven haben oft keine Beine, manche Flügel haben sich zu anderen Organen umgewandelt und die klare Dreiteilung muss bei einer dicken Hummel eher erahnt werden. Nicht so einfach also.

In der Systematik der Biologen werden verschiedene Insektenarten zu Familien und verschiedene Familien zu Ordnungen zusammengefasst. Und so gibt es die Ordnung der Käfer, der Schmetterlinge und auch die der Gespensterschrecken oder Kamelhalsfliegen. Wir tasten uns jetzt langsam, aber auch knapp durch die wichtigsten Ordnungen. In Ordnung?

Eindeutig: Durch Raupen verursachter Lochfraß an Kohl.

Wer hat denn hier sein Geschäft verrichtet? Kotkrümel verraten die Anwesenheit einer Schmetterlingsraupe.

Und wir beginnen mit einer sehr bekannten Ordnung, nämlich der der Schmetterlinge. In Liedern besungen und in Kinderbüchern verherrlicht, sind Schmetterlinge, zu denen auch die Motten gehören, wunderschöne Tiere. Schmetterlinge führen das klassische Insektenleben: Ei, Larve, Puppe, Vollinsekt. Das machen nicht alle Insekten so, die Schmetterlinge aber tun’s. Dass die Larve Raupe genannt wird, weißt du wahrscheinlich. Aber wie erkennt man sicher eine Raupe? Irgendwie wurmig ist ja viel in der Natur. Also: Raupen haben immer sechs Beine nach dem Kopf (drei auf jeder Seite, jeweils zwei pro Segment, also den Querrillen am Körper). Dann kommen mindestens zwei, manchmal fünf oder mehr Segmente ohne Beine. Nach dieser beinlosen Zone haben die Raupen verschiedenartige, meist lustig aussehende „Hinterbeine“. Einfach, oder? Die den Raupen sehr ähnlichen Blattwespenlarven haben nur ein beinfreies Segment, aber ebenfalls sechs Vorder- und viele Hinterbeinchen (siehe Fotos S. 56).

Blattwespenlarve

Schmetterlingsraupe

Bei den Schmetterlingen fressen nur die Larven dein Gemüse, und diese hinterlassen oft ein eindeutiges Zeichen: Kotkrümel. Wenn du also kleine, fast rundliche schwarze, grüne oder auch andersfarbige Krümelchen auf Blättern etc. entdeckst, dann ist die Raupe nicht weit. Die erwachsenen Tiere saugen hauptsächlich Nektar von Blüten und schädigen nicht.

Käfer sind auch eine sehr bekannte Insektenordnung, meist gut gepanzert und mit zwei harten Deckflügeln. Darunter befinden sich häutige Flügel, die die dicken Kerle eher etwas unsicher durch die Luft fliegen lassen. Was aber unterscheidet einen Käfer von den ähnlich aussehenden Wanzen, Grillen oder Schaben? Dreh doch den Käfer einmal um, auch wenn er nicht will. Du siehst einen Kopf, einen Mittel- und ein Hinterteil. Am Mittelteil befinden sich zwei Beine, am Hinterteil vier. Das mit Mittel- und Hinterteil ist zwar zoologisch nicht ganz korrekt, aber zur Bestimmung geht das trotzdem ganz gut. Weiter haben Käfer oft auffällig beißende Mundwerkzeuge, was sie von Wanzen sicher unterscheidet. Käferlarven hingegen können nahezu alle Formen annehmen. Das ist echt schwierig mit der Bestimmung, sie haben aber immer nur sechs Beine. Käferlarven entwickeln sich zu Käfern in sehr hübschen Puppen, bei denen die Beine und andere Teile des Erwachsenen bereits erkennbar sind. Im Gemüse fressen Larven und erwachsene Käfer Löcher oder Buchtenfraß (vom Rand her) in die Blätter. Und es gibt natürlich auch nützliche Käfer für Gärtner*innen: Hier fressen ebenfalls Larven und Erwachsene die Schädlinge, die sich an der Pflanze zu schaffen machen weg, wie etwa der Marienkäfer. Sieht hübsch aus und ist auch noch hilfreich.

Bei Fliegen und Mücken, die zur Zweiflügler-Ordnung gezählt werden, ist eine Bestimmung wieder einfacher. Zweiflügler haben nur zwei sichtbare Flügel, die anderen beiden (du erinnerst dich sicher: Insekten haben immer vier Flügel) sind zu flugstabilisierenden Schwingkölbchen umgebaut worden. Was ist klein und hat zwei Flügel? Die Fliege und die Mücke! Und deren Babys heißen Maden, die meist ein spitzes Maul und einen dicken Popo haben. Manchmal hat der Hintern sogar Ähnlichkeit mit einem Gesicht. Die Verpuppung findet in sogenannten Tönnchenpuppen statt, also kleine, meist braune ovale, footballartige Püppchen. Fliegen sind wahre Gemüsegourmets und so hat fast jedes Gemüse seine eigene Fliege. Es fressen nur die Larven, die erwachsenen Tiere schädigen nur selten z.B. bei der Eiablage. Nützliche Zweiflügler treffen wir aber auch an in unserem wilden Gartenzoo: Schwebfliegen, Raupenfliegen oder Räuberische Gallmücken.

Die nächste Insektenordnung kennen vom Namen her nur wenige: Schnabelkerfen