Handbuch Pflanzenschutz im Biogarten - Fiona Kiss - E-Book

Handbuch Pflanzenschutz im Biogarten E-Book

Fiona Kiss

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Beschreibung

DAMIT IN ZUKUNFT NUR MEHR SIE SELBST AN IHREM GEMÜSE KNABBERN! Wer kennt das nicht? Beim Rundgang durch den Garten begegnen uns BRAUNE BLÄTTER, SELTSAME FLECKEN ODER RÄTSELHAFTE TIERCHEN auf unseren Pflanzen. Die Alarmglocken schrillen! MEHLTAU, LÄUSE UND ANDERE PLAGEGEISTER machen früher oder später allen GärtnerInnen das Leben schwer. DOCH HILFE IST IN SICHT! Fiona Kiss und Andreas Steinert zeigen auf, wie Sie Pflanzenkrankheiten und Schädlinge ERKENNEN und ihnen bei Bedarf MIT UMWELTSCHONENDEN VERFAHREN entgegenwirken können. ERKENNEN-REAGIEREN-HEILEN Die AutorInnen beschreiben ANZEICHEN VON KRANKHEITEN UND DER LÄSTIGSTEN SCHÄDLINGE und WANN ein Eingreifen notwendig ist - oder wann eine Portion GELASSENHEIT DAS BESTE GEGENMITTEL ist. Mit ihrem eigens entwickelten "GARTENDETEKTIV" geben die PflanzenschutzexpertInnen besorgten GartenbesitzerInnen einen PRAKTISCHEN UND EINFACHEN BESTIMMUNGSSCHLÜSSEL zur Hand, der mit vielen Fotos und genauen Beschreibungen aufdeckt, WAS DEN PFLANZEN FEHLT. BIOLOGISCHER PFLANZENSCHUTZ IST UMWELTSCHUTZ! Aggressive und umweltschädliche Chemie hat im Garten nichts zu suchen. Deshalb kommen in diesem Buch nur BIOLOGISCHE PFLANZENSCHUTZMITTEL UND NATURVERTRÄGLICHE ANWENDUNGEN zum Einsatz, wenn es um die Bekämpfung von unerwünschten Gästen geht. Ein ALLTAGSTAUGLICHES PRAXIS-BUCH zum schnellen Nachschlagen! - ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN: warum werden Pflanzen krank, welche Probleme erfordern ein Einschreiten und welche Mittel wirken wie - So werden Sie zum DETEKTIV im eigenen Garten: Spuren lesen und verstehen lernen dank genauer Diagnostik - MIT ÜBER 500 FARBFOTOGRAFIEN und zahlreichen Detailbeschreibungen - DIE WICHTIGSTEN SCHÄDLINGE im Garten und wie man sie wieder los wird - Gefahr erkannt, Gefahr gebannt: EFFEKTIVE METHODEN zur Abwehr gegen Pilze, Viren und Tiere - pflanzliche und tierische Nützlinge erkennen und fördern lernen - 100 % NATÜRLICHE UND UMWELTSCHONENDE PFLANZENSCHUTZMITTEL UND MASSNAHMEN für die Gesundheit Ihrer Pflanzen

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Fiona Kiss und Andreas Steinert

HandbuchPflanzenschutz im Biogarten

Wirkungsvoll vorbeugen, erkennen und behandeln.100 % biologische Methoden

 

 

 

 

 

Inhalt

Vorwort

Über dieses Buch

I. Teil – Vorbeugen und heilen

Warum werden Pflanzen krank?

Die Abwehrsysteme der Pflanzen

Von Vorbeugen bis Heilen: der Pflanzenschutzkuchen

Der Tortenboden: die Grundlage gesunder Pflanzen

Die zweite Etage: Düngung und Pflanzenstärkung

Die dritte Etage: direkte und gezielte Maßnahmen

Ganz oben und doch am kleinsten: Pflanzenschutzmittel

Der Boden als Grundlage

Nützlinge – helfende Mäuler im Garten

Was sind Nützlinge?

Warum Nützlinge im eigenen Garten?

Welcher Nützling frisst welchen Schädling und wie kann ich diese im Garten fördern? – Wirbeltiere

Welcher Nützling frisst welchen Schädling und wie kann ich diese im Garten fördern? – Gliederfüßer

Die häufigsten Schädlinge und dazugehörige Nützlinge

Diese Nützlinge sollten Sie im eigenen Garten kennen lernen – Blattlausvertilger im Porträt

Nützlinge im Handel

Wie locke ich Nützlinge an und überzeuge sie zu bleiben?

Strukturen und Unterkünfte für Nützlinge

Blütenpflanzen als Nahrung für Insekten und Nützlinge das ganze Jahr über

Interview mit Sabine Pleininger

Biotechnik und physikalischer Pflanzenschutz – vorbeugen statt spritzen!

Physikalische Maßnahmen

Biotechnik

Pflanzenstärkungsmittel und Pflanzenhilfsmittel – Zwillinge mit unterschiedlichen Regelungen

Hausmittel

Das Einmaleins der stinkigen Kräutertränke

Pflanzenschutzmittel

Gesetze, Recht und Ordnung?

Pflanzenschutzmittel (Pestizide)

Grundstoffe – Pflanzenschutzmittel selbst herstellen!

Bio-Pflanzenschutzmittel

Ein Plädoyer zum Verdammen aller chemischsynthetischen Pflanzenschutzmittel

II. Teil – Die wichtigsten Plagen, Schädlinge und Krankheiten im Garten

Kein Tier, kein Pilz, keine Krankheit: abiotische Schädigungen

Die wichtigsten abiotischen Schadursachen

Nährstoffmangel

pH-Wert – wenn der Boden sauer wird

Tierische Schaderreger – Es beißt! Die wichtigsten beißenden Schädlinge

Fraßschäden entdecken, erkennen und behandeln

Blattfraß

Stammfraß

Spezial: Schnecken

Wurzelfraß

Spezial: Dickmaulrüssler

Was wühlt denn da? Mäuse, Wühlmäuse und Maulwürfe

Blütenfraß

Fruchtfresser

Tierische Schaderreger – Es saugt! Die wichtigsten saugenden Schädlinge

Zellsauger: Milben, Zikaden, Thripse, Wanzen und Nematoden

Spezial: Acht Beine und überall – Milben (Spinnmilben, Gall-, Pocken- und Kräuselmilben, Wurzelmilben)

Leitungsbahnsauger: Schildläuse, Woll- und Schmierläuse, Weiße Fliege, Blattläuse, Wurzelläuse

Spezial: Blattläuse

Bekämpfung der Blattsauger

Krankheiten

Viren

Pilze

Bakterien

Spezial: Rose

Spezial: Buchs

Inteview mit Thomas Lohrer

Es nervt!Lästige Tiere von Ameisen bis Zecken

Ameisen – Lausfreunde oder Nützlinge?

Wespen

Asseln

Zecken und Herbstmilben

Unkräuter

Spontane Vegetation auf Wegen und Plätzen

Die großen Unkrautplagen im Garten

Tipps gegen wilde Kräuter

Spezial: ökologische Rasenpflege

Was wollen Rasengräser?

Die größten Fehler der Rasen-Neuanlage

Die größten Plagen im gepflegten Rasen

Rasenkrankheiten

Rasenschädlinge

III. Teil – Der Gartendetektiv – draußen in der Praxis – Diagnostik

Die Werkzeuge

Richtiges Fotografieren, Beschreiben und Probennehmen

Einfache und schnelle Hilfe im Internet

Ein Rundgang durch Ihren Garten

Braune Blätter, Kräuselungen, Farb- oder Formveränderungen

Flecken und Überzüge

Welken, Absterben und Blattfall

Löcher wo auch immer – Blattfraß

Ich sehe Tiere!

Nein! Vollkommene Ratlosigkeit?

Sie im Kreuzverhör: Was haben Sie in der Zeit vor der Schädigung getan?

Hilfe zur Bestimmung – der Bestimmungsschlüssel

Bestimmung von Pflanzenschäden

Bestimmung von Tieren

Ökologische Pflege übers Jahr

Tabelle 1: Gemüse

Tabelle 2: Zierpflanzen

Tabelle 3: Obst & Wein

Tabelle 4: Beerensträucher

Anhang

Empfehlungen zur weiteren Recherche

Biologischer Pflanzenschutz, Dünger und mehr

Verwendete und weiterführende Literatur

Verzeichnis der lateinischen Artnamen

Über die Autoren

Dank

Bildnachweis

Vorwort

„Das Jahr der Weißen Fliege“ ist kein heiliges buddhistisches Zeitalter, sondern fand real in Franken Anfang der 2000er Jahre statt. Ich stand mit einer Kollegin in der Landesanstalt Veitshöchheim zur Beratung und fast jeder Besucher stellte die gleiche Frage. Was könne man gegen die Weiße Fliege tun? Glauben Sie mir, dass ich nach der 200sten Antwort etwas mürbe wurde, aber jeder Besucher und jede Besucherin hat das gleiche Recht auf eine umfassende und individuelle Antwort. Also hielt ich durch.

Aber in mir reifte ein Plan! Ich sollte die Antworten verschriftlichen, ausdrucken und einfach mitgeben! Doch dummerweise reichte das nicht aus, denn das nächste Jahr war „Das Jahr der Schnecke“.

Zudem kommt ein weiterer schwieriger Punkt hinzu. Immer wieder werden uns Proben vorgelegt, wo wir erst mal sagen müssen: „Ja, was ist jetzt das?“ Gar nicht selten liegt da nur ein amputierter Teil des Patienten. Eine verschrumpelte Frucht, ein mürbes Blatt, ein schon sehr knuspriger Zweig. Alles bei 60 °C im Auto drei Tage lang getrocknet und uns dann in freudiger Erwartung der Hilfe vorgelegt. Stellen Sie sich einen Tierarzt vor, der ein verwesendes Ohr vor sich liegen hat und herausfinden soll, was dem Hund fehlt (Ein guter Tierarzt würde sagen: „Mindestens ein Ohr!“).

Tausende verschiedene Pflanzen, mit teilweise ihnen eigenen Symptomen, keine guten Probennahmen und sich ständig verändernde rechtliche Bedingungen für Pflanzenschutzmittel. Das schreit nach einem Buch, das vielleicht dazu beitragen kann zu beobachten, zu recherchieren und zu entscheiden, was zu tun ist.

Und dann rief der Löwenzahn Verlag an. Ein Pflanzenschutzbuch solle erstellt werden und die liebe Andrea Heistinger hatte uns vorgeschlagen. Eine Ehre für uns, die wir gerne annahmen, vielleicht auch in der Hoffnung, nie mehr zweihundert Mal die Weiße Fliege zu diskutieren.

Danke an meine Mitautorin Fiona, die mit Fachwissen, Humor und gutem Gespür für wirklich schlechte Metaphern meinerseits sowie nicht zuletzt mit wunderbaren Fotos das Buch ermöglichte. Meinen Kindern und Bonuskindern verlangte ich viel Zeit ab und bedanke mich für ihre Geduld und ihre flapsigen Anmerkungen, wenn es wirklich zu viel wurde.

Andreas Steinert

Großen Respekt vor jedem, der ein Buch schreibt.

Blauäugig haben wir das Angebot vom Löwenzahn Verlag angenommen und dieses Buch verfasst, nicht wissend, wie viel Hirnschmalz, Selbstzweifel und strukturiertes Arbeiten dahinter stecken.

Es erscheint wesentlich leichter, unsere Erfahrungen in Kursen und Seminaren weiterzugeben, draußen, direkt vor und bei den Pflanzen, etwas zum Angreifen und Anschauen zu haben, statt eine leere Wordseite zu befüllen – und das auch noch geordnet und überlegt! Vortragen, Diskutieren und Erforschen mit unseren KursteilnehmerInnen war bisher unser Spezialgebiet. Das Meiste haben wir durch unsere Arbeit in der Praxis gelernt, wo es immer sehr schnell Antworten und Lösungen braucht, die aber nicht in Büchern stehen. Auch die mehr als 10-jährige Beratung und Zusammenarbeit mit der GARTEN TULLN und Natur im Garten haben unsere Erfahrung immens bereichert. Viele Fachleute wurden wertvolle Wegbegleiter und erweitern unser Wissen ständig. Es ist mir eine Freude, mit all den begeisterten GärtnerInnen, Fachmenschen und HobbygärtnerInnen im Austausch sein zu dürfen.

Danke von uns beiden an alle, die uns beim Entstehen dieses Buches geholfen haben: an den geduldigen und motivierenden Verlag selbst (wir waren nicht gerade schnell …), an unsere vielen lästigen und wundervollen FreundInnen mit der ewig gleichen Frage, wann denn das Buch nun endlich fertig sei. Danke auch für Rückmeldungen und fürs Korrekturlesen an Roland Gaber, Sabine Pleininger und Claudia Strobl-López und auch an all unsere Kinder aus dem großen Patchwork-Wahnsinn, von denen wir ganz schön viel Zeit abzwacken mussten.

Schließlich ein großes Dankeschön an unsere Eltern, die uns von klein auf ein Leben im Grünen ermöglichten.

Ein Buch über Pflanzenschutz zu lesen, ist nicht so prickelnd wie solche über Gemüseanbau oder richtige Pflanzenauswahl, da es bei diesen Büchern doch immer nur um Krankheiten und Schädlinge geht.

Um in diesem Beruf zu arbeiten, muss man manchmal Acht geben, nicht in eine Depression zu verfallen vor lauter Fressen und Gefressenwerden oder bei all den Absterbe-Erscheinungen, gegen die wir, ehrlich gesagt, völlig machtlos sind.

Ein besonderer Dank hier an Andreas, der mit seinem eigenen herrlichen Humor das Thema bearbeitet und dadurch das Buch erst lesbar gemacht hat. Auch dafür, dass wir die gleiche Begeisterung für all die „Kleinigkeiten“ empfinden, die uns täglich umgeben. Das Schreiben war so doch auch eine Mordsgaudi!

Ich möchte meinem Sohn danken, der mich immer auf das Winzige und Wesentliche da draußen hingewiesen hat. Kein Spaziergang konnte beschleunigt werden, wenn eine Raupe seinen Weg kreuzte, kleine, frisch geschlüpfte Schlangen wurden eingesammelt und mit ihnen gespielt, jede Rosenkäferlarve aus dem Kompost musste ins Haus gebracht werden und wurde nur durch viel Zureden kein neuer Mitbewohner.

Selbst als ich versuchte, die hungrige zwei Meter lange Äskulapnatter vom Apfelbaum zu stoßen (unmögliches Unterfangen), da sie die Drosseljungen vor unserer Haustür verschlingen wollte, blieb mein Sohn beobachtend, nahm sich ein Eis und setzte sich vor den Baum, um die beste Sicht zu haben und meinte, sie sei eben hungrig. Im Endeffekt war es zwar traurig, aber auch ein einzigartiges Erlebnis, dieser wirklich großen, kräftigen Schlange beim Verspeisen von drei Jungvögeln hintereinander zuzusehen. Spätestens hier lernte ich beobachten und nicht zu werten. Also habe ich mich aufs Fotografieren verlegt und beobachte seither vieles durch die Linse.

Gewidmet ist dieses Buch unseren Kindern, auf dass sie immer neugierig und im Kontakt mit der Natur und dem Leben bleiben.

Fiona Kiss

Über dieses Buch

Ein „Handbuch Pflanzenschutz im Biogarten“ war nicht unsere Absicht. Ein Pflanzenschutzbuch zu schreiben, das ja. Klein und handlich sollte es werden, aber doch auch in die Tiefe gehen und Zusammenhänge erklären. Dass es jetzt ein dickeres Buch wurde, hat zwei Gründe:

Einerseits war es uns ein Anliegen, Lust auf Beobachtung zu machen und das Erlangen neuer Perspektiven zu fördern. Bei genauem Hinsehen erfreut der betörende Duft des Weidenbohrers, die anmutige Schönheit der Blattläuse oder das bezaubernde Farbenspiel eines Virusbefalls immer mehr Garten-Freaks und diese Sichtweise wollen auch wir unseren LeserInnen näherbringen. Und um Sie zum Fan der stinkenden Blumenwanzen zu machen, muss eben überzeugend geschrieben werden. Viel geschrieben werden.

Andererseits ist für dieses Thema eine große Anzahl von Fotos notwendig. Ein buntes Blumenbeet kann man sich in der Phantasie schneller und besser vorstellen als das beeindruckende zarte Orange des aufblühenden Birnengitterrosts am Wacholder. Und das wollten wir Ihnen wirklich nicht vorenthalten!

Für die schnelle Suche ist der letzte Abschnitt des Buches gedacht, die Diagnostik. Hier finden Sie unter anderem Bestimmungshilfen für Schadbilder und wirbellose Tiere sowie eine Jahresübersicht über die wichtigsten Krankheiten und Schädlinge an ausgewählten Pflanzen und den möglichen Maßnahmen bei Befall. Das ist aber nur ergänzend gedacht.

Den Hauptteil bilden die ersten beiden Kapitel, welche über die unglaublichen Fähigkeiten der Pflanzen, die Grundlage gesunder Pflanzen, das Gleichgewicht im Garten, Nützlinge, Vorbeugung und Heilung, Beschreibungen der wichtigsten Schädlinge und Krankheiten und vieles mehr berichten. Diese beiden Kapitel sollen den Tatendrang animieren, sich mit den Kleinen und den Kleinsten in unserer Natur zu beschäftigen, und Spaß am Untersuchen und Neugier auf Neues und Unbekanntes wecken. Es kostet Sie am Anfang sicher etwas Überwindung, die Hinterteile der Engerlinge genau zu betrachten, um zu wissen, wer da beißt, jedoch ist Lernen beim Tun die beste Art, sich Wissen anzueignen. Den freundlich grinsenden Popo des Gartenlaubkäfers vergessen Sie nie mehr! Und lächeln dann sogar zurück.

Dass wir in diesem Buch auf die schonendsten Methoden zur Regulierung von Schädlingen und Krankheiten zurückgreifen, versteht sich von selbst. Ökologische Pflege sollte im Garten Standard sein, denn die chemischen Keulen funktionieren weder lange noch gut. Reine Symptombekämpfung ist ebenso nicht zielführend. Wenn Probleme im Garten wirklich immer wieder auftreten, dann lohnt es sich, die Ursache herauszufinden. Das kann einfach sein, aber auch unglaublich diffizil. „Gartendetektiv“ haben wir diesen Part des Buches genannt. Eine Miss Marple, ein Sherlock, die genau beobachten und scharf kombinieren. Das kann richtig Spaß machen, auch wenn nicht immer ein bestimmter Grund für eine Schädigung herausgefunden werden kann. Eine Diskussion mit anderen „Profilern“ des Gartens ist aber in jedem Fall befruchtend für neue Ideen und kann helfen, ein Gartenproblem zu lösen.

Wichtig war uns auch, die verwirrenden Unterscheidungen zwischen Pflanzenauszügen, Grundstoffen und Pflanzenschutzmitteln verständlich zu erklären, da dieses Thema in allen unseren Kursen nachgefragt wird. Hinweise zu ökologisch verträglichen Spritzmitteln werden Sie in diesem Buch finden. Wir möchten aber nachdrücklich darauf hinweisen, dass ein Mittel immer nur eine Notfallmaßnahme darstellt. Unser Ziel sollte sein, Spritzmittel, auch biologische, auf lange Sicht möglichst zu vermeiden, da sie trotz allem einen Eingriff in das natürliche Gleichgewicht jedes Gartens bedeuten.

Sabine Pleininger und Thomas Lohrer standen uns dankenswerterweise für die Interviews zur Verfügung. Beide sind uns wichtige Wegbegleiter, und wir haben in der Vergangenheit viel von ihnen lernen dürfen.

Eine kurze Erklärung für die Freunde wissenschaftlicher Nomenklatur: Nicht immer steht der botanische, zoologische oder sonstige Name hinter dem deutschen Begriff. Das haben wir zugunsten der Lesbarkeit unterlassen. Doch sollte der wissenschaftliche Name mindestens einmal im Text vorkommen, spätestens jedoch im Stichwortverzeichnis werden Sie ihn finden.

Beim Gendern haben wir ein wahres Durcheinander, meinen aber immer die weibliche und männliche Form, mit Ausnahme des „Männerschnupfens“ im Virenkapitel.

Zum Schluss noch unser eigenes Schnellrezept für den Garten, um nicht gleich die Nerven zu verlieren:

1.   Langsam und cool bleiben.

2.   Anschauen und nicht wegschauen.

3.   Die am wenigsten invasiven Methoden wählen – „Duldender Pflanzenschutz“.

Und gaaaaaanz wichtig: der Natur und sich selbst Zeit geben.

Wir hoffen, dass Sie, liebe Leserin und lieber Leser, in diesem Buch eine feine Hilfe zur Selbsthilfe für Ihr eigenes kleines Paradies finden.

I. Teil – Vorbeugen und heilen

Wie bleibt meine Pflanze gesund – Wie wird meine Pflanze gesund?

 

 

Warum werden Pflanzen krank?

Weil sich eine Unzahl Bakterien, Pilze, Phytoplasmen und Viren für eine vegane Lebensweise entschlossen hat. Auch Tiere lieben Pflanzen und sind manchmal strikte Vegetarier. Sie wollen nur Pflanzen und deshalb werden diese geschädigt oder krank. Warum aber nicht alle Pflanzen krank werden und wenn doch, warum dann nur manche, das kommt erst ganz am Ende dieses Kapitels.

Jetzt sollten Sie sich von einigen Gedanken verabschieden, die sich im Laufe der Jahrtausende in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingefressen haben: Pflanzen stehen einfach so alleine rum, sind prinzipiell so intelligent wie ein Toast und warten nur darauf, gefressen zu werden. Warum erzählen wir Ihnen das?

Wir erzählen das, weil dieses Kapitel die Grundlage der Pflanzengesundheit darstellen soll. Die Abwehrsysteme der Pflanze, die Kommunikation mit der Umwelt, die Belebung des Bodens, die Belebung des Pflanzeninneren … Die allerwichtigsten Grundlagen für eine gesunde Pflanze. Was wir vermeiden wollen ist, dass Pflanzenschutzmittel als kläglicher Ausgleich für Planungs- und Pflegefehler eingesetzt werden. Halten wir lieber die Pflanzen gesund. Klingt banal und ist es auch.

Die allerwichtigste Frage im Garten:Was kann ich meiner Pflanze Gutes tun?

Also nochmal. Pflanzen sind wehrlose Geschöpfe, wie zum Fressen gemacht. Das war jedenfalls lange die allgemeine Meinung. Nachdem sich der Mensch dann aber doch gewundert hat, dass manche Pflanzen giftig sind oder auch Drogen enthalten, wurde gemutmaßt, dass diese Stoffe Fressfeinde abhalten sollen. Aha! Das klingt ja fast nach Verteidigungsstrategie! Und so etwas Ähnliches hat die Pflanze auch. Da Pflanzen vor Fressfeinden nicht weglaufen können, mussten sie im Laufe der Evolution Taktiken entwickeln, um sich zu verteidigen. Und die sind so wahnsinnig raffiniert, man glaubt es kaum!

Die Abwehrsysteme der Pflanzen

Strukturveränderungen – keine Rose ohne …

Es ist schon alleine die äußere Struktur der Pflanze, die Feinde abhalten kann. Dornen, Stacheln und Brennhaare kennt jeder. Und jeder ahnt auch, dass die Pflanze so etwas hat, weil sie nicht gefressen oder beschädigt werden will. Man fasst das ja wirklich nicht gerne an. Manche strukturelle Veränderung der Pflanze kann aber auch diffiziler sein. So gibt es eine Akazienart, die Ameisen beherbergt. Wie ein Hotel für die kleinen Krabbler, mit Wasserversorgung, Nahrung und Wohnstatt. Die Ameisen verlassen die Pflanze gar nicht mehr und leben wunderbar im Schutz der für sie angelegten Wohnhöhlen. Und die Ameisen danken es der Akazie. In erster Linie werden konkurrierende Pflanzen, vor allem Schlingpflanzen, rigoros durch die Ameisen entfernt. Aber auch gefräßige Raupen und anderes großes Getier, wie zum Beispiel Giraffen, die Akazien zum Fressen gern haben, werden vertrieben oder gevierteilt. Eine Giraffe natürlich nur vertrieben.

Andere hilfreiche Strukturen sind bestimmte Wachsschichten auf den Blättern, die den Lotoseffekt aufweisen. Pilzsporen und Bakterien werden bei Regen einfach abgespült, denn sie können nicht richtig anhaften. Sie können den Lotoseffekt natürlich an der Lotospflanze sehen, aber auch an der Kapuzinerkresse, der Hosta und vielen weiteren Pflanzenarten. Sie verstärken ihre Wachsschicht und bilden eine mikroskopisch feine, dachziegelartige Struktur, die alles abperlen lässt. Bei einem Rundgang durch Ihren Garten finden Sie bestimmt auch nach einem Regen oder nach dem Gießen solche Blätter, auf denen die Tropfen wie Perlen sitzen. Wunderschön und wirkungsvoll!

Auch ein lockerer Wuchs lässt Pflanzen schneller abtrocknen und verhindert so die Verpilzung. Aber das wollen GärtnerInnen nicht, weil es wiederum die KundInnen nicht wollen. Viele neigen dazu – geben Sie es zu! – eher kompakt wachsende Pflanzen zu kaufen und das etwas sparrige, dürre Exemplar daneben stehen zu lassen. Und weil wir so sind, macht das auch die Gärtnerin oder der Gärtner und „hilft“ der Pflanze, so seltsam und gegen ihre Natur zu wachsen, mit synthetischen Hemmstoffen. Diese künstlichen Stoffe lassen Triebe wachsen, wo sonst nichts wächst und für uns sieht die Pflanze dann wahnsinnig gesund, kompakt und kraftstrotzend aus. So ein chemisch gestauchter Zwerg ist natürlich anfälliger für Pilzkrankheiten, denn im Inneren der Pflanze herrschen paradiesische Zustände für Pilze: warm und feucht! Und dazu eine gehemmte Pflanze! Das freut den Pilz und er tritt ein …

Blätter mit Lotoseffekt werden nie nass und sind immer schön sauber. Auch Pilzsporen können nur schwer anhaften.

Wirklich nicht zum Reinbeißen: Stacheln einer Rose und Dornen einer Schlehe. Stacheln sind an der Pflanze gebildete Auswüchse, Dornen sind umgewandelte Blätter oder Sprosse! Stacheln lassen sich von der Pflanze lösen, ohne diese zu beschädigen. Für Dornen gilt das nicht, da sie fest mit der Pflanze verbunden sind. Sie stechen aber beide!

Das „Immunsystem“ der Pflanze – Geschichten aus der Abwehr

Auch wenn chemische Fachausdrücke manche LeserInnen abschrecken werden, lesen Sie das folgende Kapitel trotzdem. Es ist die Grundlage um Pflanzen zu verstehen und wird Sie voller Neugier in die nächste Gartenrunde schicken. Lassen Sie sich also ein auf eine reizvolle Reise durch das chemische Abwehrarsenal einer vermeintlich wehrlosen Pflanze!

Und wir beginnen mit Inhaltsstoffen, die Sie vermutlich kennen! Nikotin, Koffein, Cannabinole, Strychnin, Opiate, Senföle, Kokain, Morphine, Blausäure und andere leckere, lustige oder tödliche Stoffe in Pflanzen sind in erster Linie nicht für Ihren Genuss bestimmt, sondern sollen Fressfeinde abhalten. Und die Natur ist da sehr erfinderisch. Manche Stoffe sind scharf, bitter, machen einen duselig oder sind tödlich giftig. Was wirkt, hilft der Pflanze beim Überleben.

Thymian besitzt besondere Inhaltsstoffe, welche Pflanzen gesund halten können. Deshalb steht er derzeit im Fokus der Pflanzenschutz-Forschung.

Eine ganze Reihe von Stoffen, die auch als sekundäre Pflanzenstoffe bezeichnet werden, halten Schädlinge ab, sichern aber auch unser Überleben, schmecken gut oder helfen uns gesund zu werden. Vitamine, Aminosäuren und Fette sind für uns lebenswichtig. Senföle in Kohlpflanzen geben den feinen Geschmack und Capsaicin in Chili die brennende Schärfe. Von den Gewürzkräutern und ihrer gesundheitsfördernden Wirkung gar nicht zu reden. Weiterhin werden die Inhaltsstoffe vieler Pflanzen als Arzneimittel genutzt, z. B. Kamille, Baldrian, Salbei und Thymian.

Nicht alle Stoffe sind zur Insektenabwehr bestimmt, aber nahezu alle sind wichtig für die Pflanzengesundheit, weil sie auch gegen Pilze, Bakterien, Viren oder andere Mikroorganismen wirken, welche die Pflanze schädigen würden. Und so wirken sie auch bei und vor allem in uns!

Die ständige Herstellung von Abwehrstoffen in der Pflanze hat aber zwei entscheidende Nachteile. Sie ist energieaufwändig und die Fressfeinde können sich daran gewöhnen. Im Laufe der Evolution ist noch jede Abwehrmaßnahme geknackt, aber eben auch immer wieder eine neue entwickelt worden. So nutzen manche Raupen, wie die des Tabakschwärmers (Manduca sexta), das in ihren Nahrungspflanzen enthaltene Gift, um sich wiederum selbst zu schützen. Ein ständiger Wettlauf zwischen Pflanze und Tier, wer die Nase vorne hat.

Um nun den Energieaufwand zu verringern und um resistente Schädlinge zu vermeiden, greifen die Pflanzen zu einem Trick: Sie produzieren manche Abwehrstoffe nur gezielt und bringen sie auch nur dann zum Einsatz, wenn wirklich ein Angriff stattfindet. Das hat zwar den Nachteil, dass es Zeit braucht, bis der Stoff wirkt, aber der Überraschungseffekt ist auf Seiten der Pflanze.

Und das Arsenal dieser Stoffe ist groß. Beispielsweise bestehen die Zellwände der Pilze wie bei den Insekten aus Chitin. Die Pflanze produziert entsprechend ein Enzym, das Chitin auflöst. Pflanzen selbst haben kein Chitin, deshalb ist der Stoff für die Pflanze selbst unproblematisch. Enzyme haben übrigens immer die Endung „-ase“ und wenn das Enzym Chitin angreift, dann ist es eine Chitinase. Es gibt viele verschiedene „Asen“, die auch in der Abwehr eingesetzt werden.

Manche gebildeten Abwehrstoffe sind aber prinzipiell auch für die Pflanze gefährlich, wie z. B. Blausäure. Diese Säure ist gierig nach Eisen und zieht es auch aus stabilen chemischen Verbindungen frech und recht brutal heraus. Wir Menschen haben Eisen im Blut. Wenn Sie also Cyanverbindungen essen (Cyan meint blausäurehaltig) dann klaut dieses Gift Eisen aus Ihrem Blut. So kann kein Sauerstoff mehr transportiert werden und Sie ersticken, obwohl Sie atmen. Pflanzen brauchen Eisen zur Herstellung von Blattgrün. Also auch schlecht, wenn die Blausäure kommt, denn Grün heißt für die Pflanze Energie! Keine Energie, tote Pflanze!

Um sich also nicht selbst zu vergiften, greift die Pflanze zu einem Trick: Sie bindet die Substanz chemisch an Zucker. So ist diese unschädlich und kann in der Pflanze gebildet werden, ohne Schaden anzurichten. Diese Zucker-Giftstoff-Verbindungen werden Glycoside genannt.

Alle Wörter mit „Glyc“ haben was mit süß oder mit Zucker zu tun. Auch Glycol, das Ihr Auto als Frostschutz im Kühler hat. Aber das Glycosid ist ja erst mal unschädlich; zum Glyc für die Pflanze! Um es scharf zu machen, also den Giftanteil vom Zucker abzutrennen, nutzt die Pflanze jetzt eine „Ase“, also ein Enzym. Durch diesen biochemischen Grundkurs können Sie den Stoff sicher bereits benennen: Glycosidase! Jetzt wirkt die Blausäure lokal begrenzt, nämlich dort, wo der Angreifer sitzt: Der Pilz oder die Bakterie hat kaum Chancen. Diese Blausäure-Glycoside können Sie übrigens auch schmecken: Bittermandeln oder auch die Knospen einiger Obstbäume tragen Marzipanaroma in sich, was Blausäure anzeigt.

Pilze sowie Insekten bestehen aus Chitin und Pflanzen können Chitin einfach auflösen. Chemisch gesehen ist Chitin ein Zucker, der nicht süß, aber nach Käfer schmecken kann.

Wir sind prinzipiell erst am Anfang! Die sogenannte „induzierte Resistenz“, das Bilden von Phytoalexinen oder die proteolytischen Spaltungen in der Signalkette der Pflanzen zur systemic aquired resistance sind so unglaublich spannend, dass sie ein eigenes Buch verdienen und hier nur genannt werden. Sie merken, es wird kompliziert und wir fürchten, es könnte Sie langweilen.

Pflanzenstärkungsmittel – Schutzimpfung für das Immunsystem

Die Forschung zum Immunsystem der Pflanze ist sehr weit fortgeschritten. Im Text haben wir angedeutet, mit welchen sehr komplizierten Signalketten bestimmte Abwehrstoffe gebildet werden und was diese dann bewirken.

Pflanzenstärkungsmittel können diese Immunkraft der Pflanzen gezielt hervorrufen oder steigern. In einigen Naturstoffen befinden sich Substanzen, auf die Pflanzen mit einer Immunsteigerung reagieren. Diese Elicitoren genannten Stoffe sind beispielsweise Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense), Fettsäuren oder auch Zucker.

Wird die Pflanze damit besprüht, dann bildet sie Abwehrstoffe aus, die es angreifenden Pilzen, Bakterien oder Schädlingen sehr viel schwerer machen.

Die Forschung sucht Stoffe, die gezielt die eine oder andere Abwehrreaktion der Pflanze provozieren.

Nachteil der Pflanzenstärkung: Der Effekt hält nur relativ kurz an, etwa 7–10 Tage, und alles, was nachwächst, ist ungeschützt. So müssten die Stärkungsmittel mindestens alle zwei Wochen angewendet werden, um ausreichend Schutz zu gewähren. Ist der Erreger aber nur zeitlich begrenzt unterwegs, beispielsweise fliegt der Birnengitterrost nur im April, dann ist die Pflanzenstärkung während ebendieses Zeitraums wunderbar geeignet.

Leider hat die aktuelle Gesetzgebung den Begriff „Pflanzenstärkungsmittel“ komplett verwässert und es ist nicht mehr nachvollziehbar, welche Produkte wirklich pflanzenstärkend sind. Mehr zu diesem Thema im Kapitel „Von Vorbeugen bis Heilen: der Pflanzenschutzkuchen“ (ab S. 24).

Pflanzen kommunizieren mit der Natur …

Eine der raffiniertesten Methoden der Pflanze ist das Anlocken von Freunden. Nach dem Prinzip „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“, schaffen es die Pflanzen, durch Duftstoffe Nützlinge herbeizuholen, wenn Läuse oder Raupen sich über die Blätter hermachen. Und nicht nur das: Pflanzen bemerken sehr genau, wer an ihnen frisst oder saugt. Anhand des Speichels oder auch des Kots erkennt das Gewächs den Übeltäter und lässt gezielt flüchtige Substanzen ab.

Diese Duftstoffe locken jetzt genau die Nützlinge an, die benötigt werden. Marienkäfer bei Läusen, Schlupfwespen bei Raupen oder oft auch Meisen bei allem Möglichen. Gerade Meisen reagieren sehr gezielt auf Bäume, die um Hilfe duften.

Ackerschachtelhalm wird traditionell zur Pflanzenstärkung eingesetzt, weil er das Immunsystem der Pflanze auf Turbo bringen kann.

Weil Pflanzen gute Geschöpfe sind, behalten sie die Information, dass etwas an ihnen beißt oder saugt, nicht nur für sich. Sie geben andere Substanzen an die Luft ab, die ihre Artgenossen warnen. Diese können jetzt ihr Abwehr nach oben fahren und sind schneller geschützt.

Dieses System der freundlichen Warnungen im Pflanzenreich hat einige Giraffen das Leben gekostet. In Afrika warnen sich Akazienbäume nämlich vor allzu gefräßigen Giraffen, die Akazienblätter gerne fressen. Ein Bitterstoff, der zudem giftig ist, wird in der Akazie gebildet und nach kurzem Benagen ziehen die Giraffen zum nächsten Baum, denn der aktuelle schmeckt nicht mehr.

Akazien haben die Möglichkeit, über volatile, also fliegende Substanzen ihre Nachbarbäume zu warnen. Diese bilden dann schnell die Bitterstoffe und sind ungenießbar. Diese Warnung funktioniert selbstverständlich nicht gegen die Windrichtung, denn nur mit dem Wind können die Stoffe treiben.

Meisen riechen mit Raupen befallene Bäume und benötigen gerade in der Brutzeit vor allem Frostspanner-Raupen zur Fütterung der Jungvögel.

Und die Giraffen waren tatsächlich schlau genug, gegen den Wind weiter zu ziehen. Als weiße Farmer begannen, Zäune zu ziehen, konnten die Giraffen nicht gegen den Wind weitergehen und mussten die mit Bitterstoffen vergifteten Bäume abfressen, um nicht zu verhungern. Dabei wurde ihre Leber so stark geschädigt, dass viele Giraffen in kurzer Zeit eingingen. Doch dieses tragische Ereignis hatte wenigsten einen Vorteil: Die Wissenschaft wurde auf die erste Kommunikation zwischen Pflanzen aufmerksam. Und das war erst der Anfang.

… und mit sich selbst

Pflanzen stehen in ständigem Austausch mit Individuen ihrer eigenen Art und mit artfremden Gewächsen. Einer der effektivsten Kommunikationswege ist der über das WWW, das Wood Wide Web. Dieser recht lustige Begriff soll zeigen, dass gerade in Wäldern fast alle Pflanzen miteinander vernetzt sind und zwar unter Zuhilfenahme der Pilze.

Vor über einhundert Jahren entdeckt, sind vor allem die Mykorrhizapilze in das Interesse der Forschung gelangt. Schon lange ist bekannt, dass diese Pilze eine Lebensgemeinschaft mit den Pflanzen eingehen. Sie liefern zusätzliche Nährstoffe, können Phosphor lösen, Medikamente für die Pflanze herstellen und liefern auch noch zusätzliches Wasser. Somit vergrößern sie quasi den Wurzelbereich um bis zu eintausend Mal! Als Belohnung erhalten sie von der Pflanze Zucker. Geben und Nehmen, was auch als Symbiose, Zusammenleben, bezeichnet wird. Und sie leben nicht nur mit einer Pflanze zusammen, sondern mit vielen, vielen anderen.

Seit wenigen Jahren wird immer mehr über dieses Netzwerk bekannt. Dass Schädlings-Warnungen nicht nur über die Luft ausgegeben werden, konnte mit Basilikum bewiesen werden. Auch über die Mykorrhiza wird gewarnt. Verblüffend wird es, wenn das Netzwerk nicht nur ein kommunikatives ist, sondern auch ein soziales. So werden geschwächte Bäume mit Nährstoffen versorgt. In einem Versuch wurde einem Opferbaum ein schwarzer Sack über den Kopf gezogen. Dieser konnte nun nicht mehr assimilieren, also mit Sonnenlicht Zucker produzieren. Über das Pilznetzwerk wurden jedoch Nährstoffe anderer Bäume an diesen Baum geliefert, so dass er überleben konnte!

Auch im Schatten stehende Kinder von Buchen leben jahrzehntelang ohne ausreichend Sonnenlicht, nur ernährt und am Leben gehalten von der Mutter (oder auch anderen Bäumen) über das Pilznetzwerk. Fällt die Mutter tot um, dann ist die Zeit der Kinder gekommen und sie können das Wachsen beginnen. Manchmal erst nach einhundert Jahren als Baum-Zwerg! Pflanzen sind bereits seit Jahrmillionen vernetzt, wie fossile Funde zeigen. Hier nun ein kurzer Überblick, was Pflanzen noch so alles können.

Bäume in Wäldern sind über Pilznetzwerke miteinander verkabelt und helfen sich gegenseitig in Stresssituationen.

Die dunkleren Bereiche des Rasens haben sich mit einem Mykorrhizapilz verbrüdert und profitieren sichtlich von ihm.

•   Pflanzen können riechen, also Gerüche wahrnehmen und sie lieben anscheinend Tomatenaromen, zu welchen die Wurzeln gerne hin wachsen.

•   Pflanzen können Geräusche von sich geben. So klicken Maiswurzeln alle drei Sekunden, vermutlich, um nicht ineinander zu wachsen. Und dazu muss die andere Pflanze natürlich hören können …

•   Pflanzen können auch hören und reagieren sehr auffällig auf bestimmte Frequenzen, die sie mögen oder nicht.

•   Pflanzen können sich (vermutlich in den Wurzelspitzen) als eigenständige Individuen erkennen!

•   Und Pflanzen erinnern sich! Wo sie das speichern ist unbekannt, aber man hat Mimosen ständig auf den Boden geworfen und nach einiger Zeit haben die Mimosen erkannt, dass das Fallen keine echte Bedrohung ist. Sie haben das mimosenhafte Hängenlassen der Blätter eingestellt und „merkten“ sich diese Erfahrung etwa 30 Tage lang. Dann hatten es die Mimosen wieder vergessen.

Pflanzen kommunizieren unterirdisch über ein Pilznetzwerk.

Beispiel einer oberirdischen Kommunikation: Befallene Pflanze ruft mit Duftstoffen Nützling zu Hilfe, der seine Eier in den Schädling ablegt. Der Schädling wird abgetötet und die Nützlingslarven schlüpfen.

Gehen Sie also gut mit Ihren Pflanzen um. Sie merken es sich!

Vieles ist hier noch zu erforschen, aber denken Sie jetzt nicht, dass Bäume die besseren Menschen seien. Das sind sie nicht, denn auch ein gnadenloser Verdrängungskampf ist Alltag unter den Pflanzen. Es werden Stoffe ausgeschieden, die anderen Pflanzen das Wachsen schwer machen, es wird gedrückt, geschoben, gewürgt und der Saft abgedreht. Allelopathie ist das Fachwort für die Wechselwirkung von Pflanzen untereinander, indem diese chemische Stoffe einsetzen. Ebenso wie negative Wirkungen können auch positive, fördernde Effekte im Empfängerorganismus ausgelöst werden.

In der Vegetationskunde, also der Lehre des Zusammenlebens der Pflanzen, gibt es sogar ein Teilbereich, der als Pflanzensoziologie bezeichnet wird. Immer wieder finden sich in der Natur bestimmte Pflanzen in Gruppen zusammen und ein Standardsatz der Vegetationskundler ist:

Wenn eine Pflanze nicht am optimalen Standort, mit optimaler Nachbarschaft steht, dann wird sie krank werden und letztendlich verschwinden!

Sukzession (Ihr Garten in 100 Jahren).

Das ist der Lauf der Dinge in der Natur: ständige Verdrängung (Sukzession nennt das der Ökologe) und am Ende steht immer der Wald! Das ist dann ein relativ stabiler Zustand und wird als Klimaxstadium bezeichnet. Auch Ihr Garten wird ein Wald werden, wenn Sie nichts mehr tun. Aber Sie tun ja etwas. Sie schneiden, mähen und rupfen aus, graben um und setzen die Pflanzen, die Sie wollen.

Warum also werden Pflanzen krank?

Weil Ihr Garten noch kein Wald ist!

Noch nicht, aber die Natur arbeitet dran. Wir setzen Pflanzen in unsere Gärten und auf unsere Felder, die an diesem Standort langfristig ziemlich sicher keine Chance hätten. Dann füttern wir sie mit salzigen Kunstdüngern, rauben ihnen jegliche Kommunikationsmittel, magern den Boden ab und wundern uns über Krankheiten. Solcherart gestresste Pflanzen können sich nicht mehr wehren.

Deshalb sollten wir alles daran setzen, den Pflanzen ihren Platz, den sie von uns bekommen haben, so bequem und annehmlich wie möglich zu gestalten. Und das ist recht einfach.

•   ein guter Boden

•   viele Freunde, also z. B. Mikroorganismen im Boden

•   nette Nachbarn

•   Licht, Wasser und gute Vollwertkost in Form natürlicher Dünger

Dann kann die Pflanze ihre ganze Immunpower nutzen, um Krankheiten und Schädlinge im Zaum zu halten. Das ist der beste Pflanzenschutz, den es gibt!

Woran erkenne ich eine gestresste Pflanze?

Viele Symptome zeigen, dass der Pflanze etwas nicht behagt. Wenn Sie die Ursache herausfinden, dann können Sie viele Schutzmaßnahmen bleiben lassen. Versuchen Sie also, Ihrer Pflanze die Umgebung so fein wie möglich zu gestalten. Wenn Boden, Ernährung, Wasser und Mikroorganismen stimmen, dann geht es der Pflanze meist gut. Wenn nicht, zeigt sie es durch:

•   geringes Wachstum, nicht vom Fleck kommen und bei Jungbäumen oft Flechtenbewuchs. Flechten sind nur für alte Bäume wunderbar, weil sie einen Nützlingsunterschlupf für Raubmilben darstellen. Junge Bäume können hingegen unter Flechten leiden!

•   Notblüte zu ungewöhnlicher Zeit, kompletten Fruchtfall, Abwerfen der Blätter, Verbleichen oder Vergilben der Blätter, Glanzverlust, Absterben

•   massiven Schädlingsbefall, Krankheiten

•   Abgabe von Wasser durch die Blätter (muss kein Stress sein, kann aber), Kristallbildung an Blattstielen

Wenn Ihre Pflanze optimal steht, dann konzentrieren Sie sich auf den Boden. Guter Boden, gesunde Pflanze. Das werden Sie noch öfter lesen und auch Tipps erhalten, wie Sie den Stress Ihrer Pflanzen abmildern können.

Platzmangel, Trockenheit, Streusalz, Hundelulu und Verdichtung durch parkende Autos. Dieser Baum leidet unter Stress und ist krank.

Flechten auf alten Bäumen sind hervorragende Nützlingsunterkünfte. Auf Jungbäumen, wie auf dieser Kastanie, zeigen sie Stress an.

 

 

Von Vorbeugen bis Heilen: der Pflanzenschutzkuchen

Pflanzenschutzmittel möglichst vermeiden. Diesen Satz finden Sie öfter in diesem Buch und es ist auch unser Anliegen, besser die Ursachen für Krankheits- oder Schädlingsbefall herauszufinden, als Symptom/Bekämpfungs-Strategien zu empfehlen. Das Gleichgewicht im Garten herstellen und bewahren. Der Pflanze Gutes tun. Das ist wahrer Pflanzenschutz. Spritzen von Pflanzenschutzmitteln ist nur ein kleiner Teil des Pflanzenschutzes und sollte, wenn überhaupt, nur gezielt angewendet werden und wohlüberlegt sein.

Es gibt eine Grafik, die zwar schrecklich technisch aussieht, aber die Grundlagen gesunder Pflanzen eigentlich sehr gut darstellt: die Pflanzenschutzpyramide. Um das Technische jedoch etwas abzumildern, haben wir eine inhaltlich identische Grafik gestaltet, die aber nicht Pyramide, sondern Kuchen ist. Das war uns sympathischer.

Auf diesem Pflanzenschutzkuchen sehen Sie ganz unten die Basis gesunder Pflanzen, die besprechen wir gleich zuerst. Die zweite und dritte Ebene enthalten weitere vorbeugende Maßnahmen, die schon gezielter gegen die Krankheiten und Schädlinge gerichtet sind, aber durch ihre Art und Weise kaum in das natürliche Gleichgewicht eingreifen. Erst ganz oben, auf der schmalen Spitze des Kuchens, steht der Pflanzenschutz. Und auch der kann noch unterteilt werden: in besonders nützlingsschonende Mittel und Biobomben. Letztere haben nur in Spezialfällen ihren Sinn.

Integrierter Pflanzenschutz vereinfacht und als Kuchen schmackhaft gemacht.

Starten wir also mit der Grundlage gesunder Pflanzen, dem Tortenboden sozusagen. Und wir halten die Erklärungen kurz, denn viele Bücher aus dem Löwenzahn Verlag behandeln gerade diese Themen sehr genau.

Der Tortenboden: die Grundlage gesunder Pflanzen

Bodenpflege ist die Vorbeugung schlechthin. Nur das Zusammenleben der Pflanze mit Milliarden kleiner Mikroorganismen hält sie gesund. Deshalb „füttert“ die Pflanze ja auch das Bodenleben, indem sie bis zu einem Drittel ihres produzierten Zuckers durch die Wurzeln abgibt. So wie bei uns nur jede zehnte Zelle (!) in und auf unserem Körper wirklich auch unsere ist, umhüllt sich die Pflanze mit einer Schutzschicht aus vielen tausend verschiedener Mikroorganismengattungen und -arten.

Fördern Sie das Bodenleben durch Kompost oder Komposttee, vermeiden Sie Kunstdünger und chemische Pestizide, ständige Bedeckung durch Pflanzen oder Mulch.

Jede Bodenbearbeitung sollte schonend sein. Umwenden des Bodens unbedingt vermeiden, denn das schwächt das Bodenleben, das oft nur in bestimmten Tiefen leben kann. Grabgabeln sind optimal und wenn Fräsen oder Umwenden nicht zu vermeiden sind, dann können Sie mit Kompost oder Komposttee schnell wieder Leben einhauchen.

Pflanzenpflege meint Kulturmaßnahmen wie Schnitt, Ausgeizen (Seitentriebentfernung), Umtopfen oder Kalken des Stamms gegen Frostrisse. Gerade der Schnitt ist im Obstbau eine wichtige vorbeugende Maßnahme, um das feuchte Klima, was Pilze lieben, zu vermeiden. Nicht jede Pflanze muss gepflegt werden, aber einige werden sehr viel seltener krank, wenn fachlich richtig eingegriffen wird.

Anhaftende Erde an Wurzeln zeigt die Ansammlung von Mikroorganismen. Die Pflanze füttert durch Wurzelausscheidungen das Bodenleben und lockt es auch dadurch an.

Komposttee ist ein Kaltwasserauszug aus Wurmkompost. Pro Liter sind etwa ein bis zehn Milliarden Mikroorganismen enthalten.

Fördern Sie Nützlinge! Die natürlichen Gegenspieler brauchen meist bunte Vielfalt, moderndes Holz und andere Kleinstrukturen, wie Steinhaufen. Ein Nistkasten für Meisen hilft Wunder gegen Schadinsekten und viele Nützlinge fressen nur als Larven Schädlinge. Die erwachsenen Tiere brauchen oft Blüten zum Überleben.

Eine gute Sortenwahl kann Pflanzenschutz überflüssig machen. Es gibt krankheitsresistente oder auch krankheitstolerante Sorten, was bedeutet, die Pflanze wird krank, stirbt aber nicht dran. Manche alte Sorten sind besser als neue, auf Ertrag gezüchtete, das muss aber nicht sein. Und es gibt gerade im Obstbereich oft regionaltypische Sorten, die mit Ihrem Klima und dem Schädlingsdruck gut zurechtkommen. Aber auch das muss nicht immer stimmen. Für die Sortenwahl im Obst- und Gemüsebereich helfen sicher die vielen Löwenzahn-Bücher, die Andrea Heistinger mit der Arche Noah geschrieben hat. Und für Zierpflanzen gibt es viel Literatur, die Rosen-, Stauden- oder Gehölzsichtungen beinhalten.

Mit der Grabgabel nur lockern und nicht umgraben! Das erhält das Bodenleben, denn in jeder Tiefe wohnen verschiedene Spezialisten.

Zur Mischkultur eine kleine Geschichte: In Mittelamerika wurden traditionell drei Pflanzen zusammen angebaut. Die sogenannten „Drei Schwestern“ Bohne (Phaseolus vulgaris), Mais (Zea mays) und Kürbis (Cucurbita spp.) ergänzen und stärken sich gegenseitig. Als der Trend zur Monokultur kam, mussten sehr viel mehr Pestizide eingesetzt werden, so dass in kleinbäuerlichen Betrieben wieder auf die Drei-Schwestern-Wirtschaft, die sogenannte Milpa, zurückgegriffen wurde. Der Mais dient als Klettergerüst für die Bohnen, diese liefern Stickstoff und der Kürbis bedeckt mit seinen großen Blättern den Boden und schützt vor Austrocknung und Erosion.

Woraus besteht der Gartenboden?

80 % des Bodenlebens ist mikroskopisch klein und besteht hauptsächlich aus Pilzen und Bakterien. Von den sichtbaren Tieren, sind die Regenwürmer dominierend. Unterschiedliche Arten übernehmen verschiedene Funktionen, wie Tiefen lockern, vertikale und horizontale Durchwühlung oder oberflächennahe Bodenbearbeitung. Regenwurm ist eben nicht gleich Regenwurm. Vorsicht bei Umschichtungen des Bodens! Die übrige Fauna macht nicht einmal 10 % des Bodenlebens aus. Hier finden sich unter anderem Maulwürfe, Schnecken, Käfer, Larven, Asseln, Milben sowie die sehr nützlichen kleinen Springschwänze. Nach W. Neudorff GmbH.

Manche Rosensorten sind für einige Standorte ungeeignet. Und andere fühlen sich gerade dort wohl.

Manche Pflanzen profitieren also gut von ihren artfremden Nachbarn, andere eher nicht. Studieren und Anwenden von Mischkulturtabellen ist eine weitere Möglichkeit, Pflanzen gesund zu halten. Pflanzen mit ungefüllten Blüten locken in der Mischkultur Nützlinge an, wie etwa die Schwebfliegen als Blattlausjäger.

Stehen jährlich immer wieder die gleichen Kulturen an gleicher Stelle, dann laugt der Boden einseitig aus und Krankheiten wie auch Schädlinge bauen hohe Populationen auf. Ein Fruchtwechsel für mindestens drei Jahre sollte eingehalten werden, wobei nicht nur die Art, sondern auch die Pflanzenfamilie eine andere sein sollte. Es gibt jedoch Krankheiten, die mehrere Jahre im Boden überdauern können. Gerade Pilze, die Dauersporen wie Sklerotien bilden, sind hartnäckig. Kompostgaben oder Gründüngungen können helfen. Auch bei der Gründüngung sollten Sie aber darauf achten, dass z. B. keine Kreuzblütler wie Senf (Sinapis spp.) enthalten sind, wenn Sie gerade andere Vetreter dieser Pflanzenfamilie, wie Kohlpflanzen im Beet stehen hatten. Das verhindert die Ausbreitung von kohl-liebenden Krankheiten und Schädlingen.

Von Mischkultur profitieren alle beteiligten Pflanzen, wenn denn die Mischung auch stimmt.

Fruchtfolge im Gemüsebeet: 1. Starkzehrer, 2. Mittelzehrer, 3. Schwachzehrer, 4. Gründüngung

Dass der Standort passen soll, klingt selbstverständlich. Doch oft genug stehen Pflanzen schlicht falsch. Sonnenanbeter im Schatten oder Sandbewohner im Lehm. Auch unterm Walnussbaum ist es nicht gut, weil er herbizide Stoffe abgibt. Zur Standortwahl gehört aber z. B. auch ein Dach über der Tomate, weil der Erreger der Kraut- und Knollen-/Braunfäule vier Stunden Blattnässe braucht, um eindringen zu können. Auch Blattnässe durch Regen sollte vermieden werden. Windoffene Lagen mögen Gemüsefliegen nicht und deshalb sollten Sie vor allem Karotten nicht im Windschatten anbauen.

Hygiene! Wir schreiben über Belebung des Bodens durch Abermilliarden Mikroorganismen und dann Hygiene? Nun, wenn sie durch Hygiene weniger Schädlingsdruck hat, dann muss sich die Pflanze nicht so viel wehren. Und Kompostbakterien können viel, aber nicht alles auffressen. Fruchtmumien aus Obstbäumen entfernen, mit Braunfäule kontaminierte Tomatenstäbe reinigen oder pilzbefallenes Falllaub, madenverseuchte Kirschen sowie miniermottenbefallenes Kastanienlaub beseitigen, bringt sehr viel für das nächste Gartenjahr. Was auch unter Hygiene fällt, ist die Kontrolle zugekaufter Pflanzen oder auch Saatgut auf Befall. Bei Pflanzen ist das oft schwierig, denn Viren oder Bakterien haben wie beim Menschen eine Inkubationszeit, also es dauert, bis Symptome sichtbar werden. Auch leben manche Schädlinge versteckt in den Blattachseln. Versuchen Sie, trotzdem auf Schädlinge und Krankheiten zu achten. Das erspart so manchen Pflanzenschutzmitteleinsatz.

Der Fluch der Fruchtmumie: Wenn Monilia-kranke Früchte den Winter über am Baum hängen bleiben, ist eine Neuinfektion sehr wahrscheinlich.

Ein Punkt noch zur Bewässerung. Nicht nur die Wasserqualität (Härte, Temperatur) hat Gesundheitseinfluss, auch wie gegossen wird. Also die Menge, die Häufigkeit, die Tageszeit und ob die Pflanzen nach dem Gießen tropfnass sind oder nicht.

Standardregeln: Meist schaden zu kaltes oder zu hartes Wasser, nasse Pflanzen werden leichter von Pilzen befallen, morgens gießen hält ebenfalls Pilze und auch Schnecken ab und lieber weniger oft, dafür mehr Wasser geben.

Die zweite Etage:Düngung und Pflanzenstärkung

Über die Düngung finden Sie auch immer wieder Passagen im Buch. Zu viel Düngung fördert oft Schädlinge, denn die Pflanze produziert dann zu viel Eiweiß, das sie durch Wachstum gar nicht verwerten kann. Viel Eiweiß, viele Schädlinge. Auf einer optimal ernährten Pflanze verhungert der Schädling oder kann sich nicht gut weiter vermehren. Auch die Art des Düngers ist entscheidend. Organische Dünger geben ihre Nährstoffe immer dann ab, wenn es warm oder feucht genug ist, weil dann die Mikroorganismen anfangen, den Dünger umzubauen. Ist es kühl oder trocken, gibt’s kein Futter für die Pflanze und sie braucht es dann ja auch nicht. Kunstdünger beeinträchtigen das Bodenleben stark und geben ständig Nährstoffe frei. Das macht Pflanzen anfällig für Krankheiten und Schädlinge.

Die Nutzung von Pflanzenstärkungsmitteln sieht fast schon aus wie ein Pflanzenschutzeinsatz, denn oft werden die Stärkungsmittel gespritzt. Die Wirkung ist jedoch eine andere: die Immunabwehr der Pflanze wird ähnlich einer Schutzimpfung auf Höchstniveau gebracht. Krankheiten und Schädlinge tun sich mit einer Pflanze in Topform schwer.

Nur Naturdünger geben ihre Nährstoffe genau dann ab, wenn die Pflanze sie auch benötigt.

Jetzt nähern wir uns mit Riesenschritten der nächsten Kuchenetage. Und hier wird es schon etwas ungemütlicher für die Schädlinge und Krankheiten, denn wir nutzen Methoden, die sie gezielt fernhalten, anlocken oder auffressen, ohne aber dabei ins Gleichgewicht einzugreifen, denn das sollte bewahrt bleiben.

Die dritte Etage:direkte und gezielte Maßnahmen

Wenn Sie einen Käfer, der Ihre Pflanzen benagt, umbringen, dann nutzen Sie bereits die erste Methode: physikalische Maßnahmen. Zu diesen gehören auch Schutznetze, Leimringe, Vogelscheuchen und Schneckenzäune sowie das Wegschneiden befallener Zweige oder das Abspritzen mit einem scharfen Wasserstrahl. Nutzen Sie die Physik!

Ausgesperrt! Fresser und Sauger können Sie durch Netze gut von den Pflanzen fernhalten.

Farbfallen zum Abfangen von Schädlingen, wie hier im Kirschbaum gegen die Kirschfruchtfliege, gehören zur Biotechnik.

Auch das Absammeln von Kartoffelkäfern (Leptinotarsa decemlineata) ist schon eine physikalische Maßnahme. Mühsam, aber wirkungsvoll.

Nützlinge sind käuflich. Hier abgebildet sind winzige Erzwespen gegen die Weiße Fliege kurz vor dem Schlupf.

Biotechnik ist schon etwas diffiziler, denn hier wird ein Reiz ausgenutzt, der die Schadtiere anlockt oder fernhält. Duftstoffe, Sexuallockstoffe und Farbfallen werden hier eingesetzt.

Wenn Sie Marienkäfer kaufen und gegen Blattläuse einsetzen, betreiben Sie biologischen Pflanzenschutz, also den Einsatz von Nützlingen, wie auch Mikroorganismen, die Schädlinge krank machen.

Ganz oben und doch am kleinsten: Pflanzenschutzmittel

Und jetzt zur Kirsche auf dem Kuchen. Nicht, dass sie das Beste wäre, aber davon sollte am wenigsten da sein: Pflanzenschutz mit Pflanzenschutzmitteln. Und hier natürlich nur mit Wirkstoffen, die im ökologischen Landbau zugelassen sind oder natürliche Wirkstoffe enthalten.

Ein Pflanzenschutzmittel ist in der Regel die letzte Wahl, denn Pflanzen schützen heißt beobachten, cool bleiben und vorbeugen.

Im Kapitel „Pflanzenschutzmittel“ sind ab S. 81 die einzelnen Wirkstoffe genau erklärt; es sind hauptsächlich Insektizide und Milbenmittel (Akarizide), wenige Pilzmittel (Fungizide) und ein Schneckenwirkstoff. Achten Sie beim Einsatz bitte auf möglichst nützlingsschonende Mittel wie Rapsöl oder Backpulver und verzichten Sie, wenn es geht, auf Pyrethrum oder Kupfer. Weiterhin sollte die Diagnose stimmen, sonst sind die Mittel umsonst ausgebracht. Und keine Wirkung ist ohne Nebenwirkung. Das gilt leider auch für ökologische Pflanzenschutzmittel.

Der Boden als Grundlage

Bei allen unseren Kursen, Führungen oder Seminaren erklären wir zuallererst die folgenden Zusammenhänge: Der Boden, unser wichtigster Partner im Pflanzenschutz, sollte nicht nackt, sondern immer bewachsen oder mit einer Mulchschicht abgedeckt sein, um die Bodenlebewesen (Nützlinge) vor Austrocknung oder Verschlämmung zu schützen. Es leben wesentlich mehr Organismen in unserem Boden als auf ihm. Ein Gramm Boden enthält Milliarden von Mikroorganismen, also Bakterien, Pilze, Algen und Einzeller. Unter einem Quadratmeter Boden leben Hunderttausende bis Millionen von Bodentieren, wie Fadenwürmer, Regenwürmer, Milben, Asseln, Springschwänze und Insektenlarven.

Beim Einsatz von Fungiziden im Garten werden auch im Boden die wichtigen Pilze abgetötet, die für die Kommunikation zuständig sind und die Gesundheit der Pflanzen unterstützen. Insektizide und Kupfer sind wiederum für die Bodenorganismen toxisch! Ein teuflischer Kreislauf beginnt, was vielen Gartenbesitzern nicht bewusst ist, weil sie es nicht sehen.

Betrachten Sie einmal den Waldboden mit seiner dicken Laubschicht, unter der es vor Leben brodelt, und vergleichen ihn mit einem reinen, streng gepflegten Rosenbeet, wo der Boden leblos und meist hart daliegt. Ohne Leben im Boden werden die Nährstoffe nicht umgesetzt und für die Pflanzen aufbereitet. Da kann selbst die beste Rose nicht ihren vollen Glanz und ihre Kraft entfalten, nicht zu vergessen, dass sich der Schädling immer über geschwächte Pflanzen freut. Wenn Sie sich dann noch vorstellen, dass das meiste Leben im Boden ganz eng um die Wurzeln herum stattfindet, da diese sogenannte Exsudate an den Boden abgeben, die wiederum für die Mikroorganismen eine leckere Mahlzeit bedeuten, dann wird Ihnen schnell klar, wie wichtig ein durchwurzelter und nicht offen liegender Boden für das Leben darin ist.

Laub bedeckt und schützt das Bodenleben und wird von Bodenlebewesen zu Nährstoffen für unsere Pflanzen umgewandelt.

Regenwürmer lockern den Boden auf und hygienisieren ihn, indem sie z. B. schädliche Pilze verdauen.

Die kleinen Springschwänze (Collembola) sind wichtige Streuzersetzer und schaffen dadurch wertvollen Kompost.

Rissiger Boden kann ein Zeichen für schwache Belebung sein. Pflanzenwurzeln, Mikroorganismen und Bodenbedeckung fehlen hier.

Mulchabdeckungen mit Gras oder Hanf schützen das Bodenleben und den Boden vor Verschlämmung, Austrocknung und Unkraut.

In einer Handvoll Boden sind mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde!

Wenn Sie diese Erkenntnis einmal verinnerlicht haben, schmerzt der Anblick jedes „nackten“ Bodens umso mehr. Sogar die Informationen über einen Angriff durch Schädlinge auf einer Pflanze können über das hochkomplexe Mykorrhiza-Netz im Boden schnell weitergeleitet werden. So warnen Pflanzen einander frühzeitig und aktivieren sofort Abwehrmechanismen, um gegen einen weiteren Angriff besser gewappnet zu sein. Das Bodenleben ist einer unserer wichtigsten Verbündeten im ökologischen Pflanzenschutz und findet noch immer viel zu wenig Beachtung. Darum ist der Schutz des Bodenlebens, des gesunden und stabilen Lebens im Untergrund, so unverzichtbar für uns.

Tun Sie Ihrem Boden Gutes

•   Schützen Sie den offenen Boden mit einer Mulchschicht aus Gras, gehäckseltem Gartenmaterial, Laub, Hanf- oder Flachsschäben. Dies ist ein wunderbarer Behelf, bis die Pflanzen zusammengewachsen sind.

•   Säen Sie, wo es geht, überall Gründüngungsmischungen aus: Phazelie, Buchweizen und andere helfen bei der Regeneration und bieten dem Bodenleben Futter.

•   Wurzeln wo immer es geht. In durchwurzelten Flächen leben wesentlich mehr Organismen.

•   Verwenden Sie natürlichen organischen Dünger: Sie füttern so das Bodenleben und dieses ernährt gezielt die Pflanze.

•   Spendieren Sie eine Runde Komposttee für gesündere Garten- und Balkonpflanzen: Diese Mikroorganismen in flüssiger Form können Sie leicht selber herstellen.

Kompostgaben erhöhen den Humusgehalt im Boden, ernähren die Pflanze und sorgen für ein munteres und gesundes Bodenleben.

Phazelie, der Bienenfreund, ist eine wunderbare Gründüngungspflanze, wird von Bienen und Hummeln gerne angeflogen und besticht auch optisch.

 

 

Nützlinge – helfende Mäuler im Garten

Welche Nützlinge gibt es?

Es gibt viele verschiedene Organismen, die zu den Nützlingen zählen und die als kleinere oder größere Helferlein unsere Gärten veredeln. Wir stellen sie nachfolgend in Gruppen dar, zwecks besseren Überblicks. Die Bandbreite reicht hier von Säugetieren bis zu mikroskopisch kleinen Organismen wie Pilzen oder Bakterien. Es gibt sowohl natürlich vorkommende Nützlinge als auch speziell gezüchtete Arten, die käuflich zu erwerben sind und eine wichtige Rolle im biologischen Pflanzenschutz spielen.

Insekten stellen die artenreichste Tiergruppe der Erde dar, daher haben wir eine Auswahl der für uns und für unsere Gärten wichtigsten getroffen. Die nachstehenden Listen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sollen Ihnen lediglich einen Überblick verschaffen.

Der III. Teil dieses Buches (ab S. 306) hilft Ihnen bei der Frage: Ist das nun ein Insekt oder nicht?

Nützlinge übernehmen vielfältige und wichtige Aufgaben, wie zum Beispiel die der Bestäubung.

Was sind Nützlinge?

Ein Nützling ist ein Organismus, der für den Menschen besonders dadurch nützlich ist, dass er schädliche Tiere vernichtet. Er kann sie als Nahrung, aber auch als Wirt gebrauchen und hilft uns, unsere Pflanzen schädlingsfrei zu halten. Nützlinge können also Spinnentiere, Insekten, Säugetiere, aber auch Pilze oder Bakterien sein.

Die Natur trennt nicht nach Nützlingen oder Schädlingen. Fressen und Gefressenwerden ist die Devise. Ein ausgefinkeltes Räuber-Beute Schema bis ins Kleinste ist da zu beobachten. Dadurch entsteht auch erst das ökologische Gleichgewicht, das wir uns am besten in den Garten holen, um die geringstmögliche Mühe mit dem Thema Pflanzenschutz zu haben. Hier liegt auch der Schlüssel für ein freudvolles und friedvolles Gärtnern: das „Dulden und Zulassen“ von verschiedenen Organismen, um eben dieses ausgewogene Miteinander zu erreichen und selbst die wenigste Arbeit zu haben.

Die Unterscheidung in Nützling und Schädling brauchen nur wir Menschen, um in „gut“ (für uns) und „böse“ (für uns) zu trennen. Wobei gut für kein Fressfeind und Böse für Fressfeind (Konkurrent) unserer zu schützenden Pflanzen steht. Im Folgenden werden wir uns trotzdem an den Sprachgebrauch Nützling – Schädling halten, um Sie nicht völlig zu verwirren. Wichtig ist für uns, dass Sie bei Ihren Spaziergängen und Neuentdeckungen im Garten immer im Hinterkopf behalten, dass auch ein Schädling einen Nutzen bringen kann und nicht alle über einen Kamm zu scheren sind. Also lieber länger beobachten und herausfinden, was der „Schädling“ noch so alles kann, frisst oder was er für das sensible Ökosystem im Garten bedeutet, bevor durch einen Eingriff das Gleichgewicht gestört ist. Als Beispiel seien hier die Blattläuse genannt, die einerseits eindeutig als Schädlinge zu bezeichnen sind, die aber andererseits die Lebensgrundlage und Nahrung vieler Tierarten bilden und somit doch von großem Nutzen im Naturgarten sind.

Ameisen fungieren auch als Gesundheitspolizei im Garten: hier beim Zerlegen und Abtransport eines Junikäfers.

Wespenspinne auf der Lauer.

Nützlinge regulieren nicht nur Schädlinge, sondern sie bestäuben Blüten, zersetzen in der Streuschicht den Bioabfall, bauen Humus auf und bieten Ihnen ein absolut faszinierendes Naturerlebnis, wenn Sie sich nur die Zeit für Beobachtungen nehmen. Starten Sie am besten bei den Blattläusen. Hier finden Sie ein Schauspiel unterschiedlichster Färbungen und Arten. Von rot, grün und schwarz bis hin zur Zweifarbigkeit in grau-schwarz-gestreift geht die Palette, je nachdem, auf welcher Pflanze die Laus sitzt. Wer einmal eine Geburt der in Steißlage in die Welt purzelnden Läuse beobachtet hat, wird mehr Respekt vor diesen kleinen Pflanzensaftsaugern haben.

Naturschauspiel im Kleinen: Die Geburt einer Blattlaus.

Warum Nützlinge im eigenen Garten?

Die Förderung von Nützlingen ist an und für sich schon eine Pflanzenschutzmaßnahme, und zwar eine der wichtigsten, effektivsten und langfristigsten. Leider hat der Mensch in der Vergangenheit seine Gärten und die Landschaft immer mehr ausgeräumt und „gesäubert“ und macht das auch heute noch. Übersicht und bloß keine Wildnis war und ist angesagt. Unwissenheit ersetzt hier den Hausverstand.

Manche Gärten, die wir pflegen durften, wurden intensiver geputzt als das Wohnzimmer im Haus. Durch diese Eingriffe wurden und werden die Wohnmöglichkeiten und das Nahrungsangebot für Nützlinge drastisch reduziert. Die Balance der Natur wird gestört und dort, wo keine Fressfeinde als Gegenspieler mehr vorhanden sind, können sich Schädlinge, wie die allseits gefürchtete Spanische Nacktschnecke, und Krankheiten wunderbar ausbreiten. Im Grunde wissen viele nicht, was sie sich da antun und wieviel Arbeit sie sich durch Umwege aufbürden.

Perfekte Arbeit der Schlupfwespe: parasitierte Blattläuse (Blattlausmumien) auf einer Rosenknospe.

Rot, birnenförmig und viel schneller als die Spinnmilben. Wenn Sie also rote Pünktchen über die Pflanzen rennen sehen, dann sind Raubmilben (hier Phytoseiulus persimilis) auf der Jagd.

Marienkäferlarve auf ihrem Raubzug an einer Rosenknospe. Die Rose wurde vollständig von Blattläusen gesäubert.

Eine Florfliegenlarve beim Aussaugen einer Blattlaus.

Eine prächtige Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae). Die dunklen Punkte verschwimmen beim Betrachten mit dem bloßen Auge zu zwei großen dunkleren Flecken.

Schwebfliegenlarve auf einem Rosenblatt – hungrig nach Blattläusen.

Oft durften wir erleben, dass Schädlinge an Pflanzen erst festgestellt wurden, als die Nützlinge die Arbeit bereits erledigt hatten. Je genauer wir unseren Blick für die Spuren der Nützlinge schulen, umso öfter werden wir erkennen, dass z. B. Blattläuse definitiv an einer Pflanze dran waren, jedoch wie von Zauberhand entfernt wurden. Nur mehr leere Hüllen oder aufgeblähte Blattlausmumien zeugen von den Geschehnissen. Hier haben fleißige kleine Blattlausfresser schon den Pflanzenschutz übernommen und uns bleibt nur mehr das Staunen, Freuen und Danken. Alles in allem weniger Arbeit für uns, gesündere und stärkere Pflanzen und ein faszinierendes Erlebnis für Groß und Klein, und das täglich!

Wenn wir es schaffen, ein annäherndes Gleichgewicht zwischen Nützlingen und Schädlingen im Garten zu etablieren, dann regeln sich viele Probleme von selbst, bevor wir überhaupt etwas merken. Das bedeutet aber auch, Schädlinge bis zu einem gewissen Grad zuzulassen!

Du bist eine Wanze, also bist du … gut?

Ohrwürmer gelten als Allesfresser und ernähren sich von vielen Schädlingen. Kommt es allerdings zu einem Massenauftreten, werden auch schon einmal weiche Früchte und Blätter verzehrt. Solange jedoch Blattläuse vorhanden sind, werden diese bevorzugt.

Innerhalb einer Tierfamilie gibt es oft verschiedene Arten, wobei hier schädliche und nützliche Tiere vorkommen können. Gute Beispiele sind Milben (Raubmilben – Spinnmilben), Wanzen (pflanzenschädigende Arten – räuberische Arten) und Nematoden (schädliche – nützliche).

Bei den Wanzen erwähnen wir nur an Land lebende Arten. Viele Wanzen besitzen Stinkdrüsen und können bei Bedrohung ein Sekret abgeben, das den typischen Wanzengeruch verbreitet und bei Kontakt andere Insekten schädigen oder auch töten kann. Wanzen stechen ihre Beute, oder eben auch Pflanzen, an und saugen diese aus.

Wanzen können sowohl Nützlinge als auch Schädlinge sein.

Leistung der Nützlinge in unseren Gärten

•   Maulwürfe fressen unterirdisch lebende Rasenschädlinge und lockern nebenbei verdichtete Bodenschichten auf.

•   Meisen verfüttern 25 kg Insekten pro Brut – sie können zwei bis drei Mal pro Jahr brüten, das macht dann im Idealfall 75 kg Insekten pro Jahr!

•   Allein an der Rose können wir mehr als 30 blattlausvernichtende Nützlinge finden – also warum hier überhaupt etwas unternehmen?

•   Ein Schlupfwespen-Weibchen ist 2–3 mm groß und parasitiert bis zu 300 Blattläuse.

•   Ohrwürmer verzehren pro Nacht bis zu 120 Blattläuse und betreiben eine intensive Brutpflege. Sie bewachen und pflegen ihre Eier und eine Zeit lang sogar die Larven.

•   Die Fledermaus frisst nachtaktive Schädlinge, die von anderen Nützlingen nicht erfasst werden.

•   Florfliegenlarven vernichten 200–500 Blattläuse während ihrer Larvenentwicklung.

•   Marienkäfer und Larven laben sich an bis zu 150 Blattläusen pro Tag.

•   Schwebfliegenlarven vertilgen in ein bis zwei Wochen 400–700 Blattläuse und treten sehr zeitig im Frühjahr auf.

Eine sehr wichtige Aufgabe, die Nützlinge im Garten erledigen, ist die Bestäubung von Blütenpflanzen! Zuständig sind hier Wildbienen, Hummeln, Fliegen, Schmetterlinge u. v. m. Erdhummeln (Bombus terrestris) können Sie auch käuflich erwerben und mitarbeiten lassen.

Maulwürfe lockern unsere Böden, fressen Rasenschädlinge und beschenken uns mit fruchtbarer Erde für die Blumentöpfe im Frühjahr.