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Während wir Strohsterne basteln und Papier-Engel falten, die Krippe auspacken, den Baumkauf diskutieren und die Feiertage planen, brauchen wir entspannende Texte im Hintergrund, um nicht in dem hektischen Festtags-Sog unterzugehen. Selbst das Stammpersonal tritt kürzer: Ruprecht, dem Rotrock, die Zügel entglitten! Sofort nach dem Schock gilt kein Alk mehr im Schlitten! Und Schluss ist auch für Santa Claus mit Whisky, Rotwein, Saus und Braus.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
In Form eines Menüs werden weihnachtliche Texte präsentiert. Als Amuse Gueule satirische Lyrik zum Fest, als Hors d'oevre bleibt der schon satirisch eingespielte Arbeitsplatz des Weihnachtsmannes erhalten:"Männer auf dem Dach". Nach der Vorspeise wechselt der Schauplatz, am Bahnhof einer norddeutschen Hafenstadt macht ein Junge eine besondere Bekanntschaft: "Ich sponsere den Weihnachtsmann". Das bunte Treiben auf den Weihnachtsmärkten bildet die Kulisse für die Liebesgeschichte "Griff nach den Sternen" und die Fantasy-Erzählung "Ein mittelalterlicher Wasserspeier". Der vierte Hauptgang empfiehlt sich wie der "gesponserte Weihnachtsmann" für jüngere Leser. Zum Dessert warten wir aufs Christkind.
Im Schornstein
Von drauß vom Walde kommt er her
auf seinem Rentier angeritten,
im Bart spürt er, es weihnachtet sehr.
Das Vordach reicht für seinen Schlitten
Und ist ansonsten auch nicht ohne,
ist nämlich erogene Zone.
Genau da parkt er seinen Schlitten,
um durch ein Fenster auf den Rücken
der Hausfrau fröhlich einzublicken,
er ist noch immer zum Entzücken,
und sie dabei, den Baum zu schmücken
mit vorweihnachtlichem Vergnügen,
wohl wissend, dass in dieser Nacht
- Vorfreude steht in ihren Zügen –
kommt jemand durch den Schornsteinschacht
in diesen Raum herabgestiegen;
unter dem Baum ist es noch leer,
das Schmücken fällt deshalb nicht schwer.
Von den natürlichen Gesetzen
die Schwerkraft ist ihm kein Problem,
andere kann er nicht verletzen,
sie bleiben auch für ihn bestehn:
Durch Wohlleben und Glöckchenklang
vergrößert sich der Bauchumfang.
Er fragt dagegen jährlich bänger,
wenn er ihn nimmt in Augenschein,
wird denn der Schornstein immer enger?
Er muss in diesen Schornstein rein!
Muss springen, den er oft gesprungen,
und der ihm meist auch gut gelungen,
den Ursprungs-Sprung in klassisch reiner
und eleganter Form, geschraubt,
den kann nur er so, und sonst keiner,
dass schwarz es aus dem Schornstein staubt,
er mag kein Klettern, keine Seile
er liebt Geschwindigkeit und Eile.
Der Hausfrau gilt sein letzter Blick,
er greift nach Päckchen und Geschenken,
dann gibt es für ihn kein Zurück,
und ohne Zögern und Bedenken
springt er ab zur großen Sause;
sein Ziel, das ist die Frau im Hause.
Nach kurzem Fallen bleibt er stecken;
nicht nach unten, nicht nach oben
geht’s trotz Strampeln, Schimpfen, Toben:
Leider muss er nun verrecken.
Ohne seine Beteiligung
der Weihnachtsfeier fehlt der Schwung.
Er wird gedörrt, er schrumpft und schrumpelt,
doch noch nicht in die Tiefe rumpelt,
der Räuchervorgang noch nicht ganz
beendet ist, in stillem Glanz
der Schornstein steht und leuchtet weit
während der ganzen Festtagszeit.
Und mager wie in jungen Jahren,
kann er endlich abwärts fahren.
Und es erfüllet sich sein Los,
er fällt der Hausfrau in den Schoß,
während sie reinigt den Kamin:
Weihnachten geht nicht ohne ihn.
Männer auf dem Dach