Wespentaille trotz Bienenstich - Nadja Nollau - E-Book

Wespentaille trotz Bienenstich E-Book

Nadja Nollau

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  • Herausgeber: Goldmann
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Älterwerden ist ein ziemlich dickes Brett. Das weiß Nadja Nollau aus eigener Erfahrung. Obwohl sie ihre Essgewohnheiten nicht verändert und genauso viel Sport treibt wie früher, nimmt sie plötzlich zu ... und verzweifelt. Doch dann sagt sie dem Bauchfett den Kampf an und gewinnt ihn. Unterhaltsam und selbstironisch schildert die Autorin ihren Wettstreit mit den Pfunden und zeigt, dass die Traumfigur mit 50 kein bloßer Traum bleiben muss.

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Seitenzahl: 277

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Buch

Die zweite Lebenshälfte stellt einen vor ungeahnte Herausforderungen. Selbst wenn einem viele lästige Menopausen-Nebenwirkungen erspart bleiben, gibt es ein Wechseljahrsymptom, das nahezu jede Frau ab 50 kennt: der zunehmende Schwimmring um den Bauch. Er schleicht sich ein und setzt sich fest, obwohl man die bewährten Essgewohnheiten nicht verändert und Sport treibt wie zuvor. Doch Nadja Nollau weiß, wie man das ungeliebte Bauchfett auch ohne Hungerkuren erfolgreich bekämpft. Ein Mut machender, selbstironischer Bericht über die Tücken des Alters.

Autorin

Nadja Nollau lebt in München und arbeitet als Journalistin und Autorin. Ihre thematischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Fitness und Psychologie. 2001 hat sie zusammen mit Christine Neubauer die »Vollweib-Diät« entwickelt und veröffentlicht. Inzwischen hat die 1961 Geborene die magische 50 hinter sich gelassen und befindet sich in den Stoff-Wechsel-Jahren, wie sie diese neue Lebensphase nennt. Doch dadurch lässt sie sich nicht unterkriegen und macht dennoch immer eine gute Figur.

Nadja Nollau

Wespentaille trotz Bienenstich!

Tolle Figur auch über 50

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von der Autorin und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorin beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

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1. Auflage

Deutsche Erstausgabe Dezember 2015

Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

© 2015 Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Uno Werbeagentur, München

Umschlagillustration: FinePic®, München

Redaktion: Dunja Reulein

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

mz · Herstellung: IH

ISBN 978-3-641-16206-1

www.goldmann-verlag.de

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Inhalt

Vorwort

Achtung Wildwechsel!

Älterwerden ist nichts für Feiglinge

Eine Frage der Ähre

Pubertät reloaded?

Rollerskates statt Rollator

Kalorisches Kompetenzgerangel

Bienenstiche sorgen für Schwellungen

Die dunkle Seite der Macht

Rhythmische Frauenbewegungen

Sprengen Sie die Nahrungskette

Burn it, Baby!

Jung und schlank!

Hasta la vista, Hunger-Hype

Im siebten Himmel schweben ohne Ballonbauch

Dieser Weg wird ein eiweißreicher sein

Es muss ja nicht knuspriger Hund sein

Fisch mit Stäbchen statt Fischstäbchen

Raubtierfütterung am Morgen

Von Schmetterlingen im Bauch wird frau nicht satt

Currywurst und Schwarzwälder Kirsch für Übergrößen

Zellulose statt Cellulitis

Nachtisch, Naschereien, Nachschlag?

Zeit, Champagner zu trinken und auf dem Tisch zu tanzen

Last, but not least: Ladies’ Agreement

Kauen am Rande des Nervenzusammenbruchs

Arm mit Charme

Wie überzeugt man einen sturen Esel, sich zu bewegen?

Apfelpo statt Apfelbauch – ein Zweistufenplan

Vom Ranzen zum Sixpack

So wird die Menopause zum HIT

Happy. Healthy. Holy. Ommm …

Restaurierung Ü50 vom Hals aufwärts

Ladies’ Agreement, Teil II

Alles hat ein Ende …

Flächenbrand oder Leuchtfeuer

Hops der Mops

Fortbildung statt Fortpflanzung

Ab durch die Mitte

Alles wird gut …

Register

Vorwort

Im Internet hatte ich vor einigen Monaten einen Test entdeckt mit der Überschrift: »Sind Sie in den Wechseljahren?« 20 Fragen wie »Sind Sie älter als 45 Jahre?«, »Schwitzen Sie häufiger als früher?«, »Ist Ihnen öfter mal schwindelig?« oder »Hat sich Ihre Libido geändert?« galt es zu beantworten. Die wichtigste aller Fragen jedoch kam erst ganz zum Schluss: »Nehmen Sie rasch zu, obwohl sich Ihre Essgewohnheiten nicht geändert haben und Sie ebenso viel Sport treiben wie früher?« Jaaaaaaa!!!!!!!!!!!!

Trotz einiger Wechsel-Wehwehchen belastete mich die neue Phase körperlich nicht ernsthaft. Bislang war ich einigermaßen unbeschadet durch das Klimakterium gekommen. Es gab ja auch weder einen Eignungstest zu bestehen, noch war ich krank, auch wenn die Werbung uns Frauen Ü50 alle möglichen Leiden andichten will.

Nein, mir ging es gut – vorausgesetzt, ich hatte meine Lesebrille wieder einmal verlegt und übersah so zwangsläufig meinen Bauch. Aber mit diesem lästigen Vergrößerungsglas auf der Nase sah meine kleine Welt plötzlich ganz anders aus. Dann überkam mich das große Wehklagen. Denn hier, rund um meinen Äquator, hatte sich langsam, aber sicher eine eigentümlich weiche Masse angesammelt. Der Bereich um den Bauchnabel warf Wellen wie die Nordsee, den Schwimmring gab es gratis dazu. Wenn das so ungebremst weiterging, würde sich hier demnächst ein Tsunami auftürmen.

Besonders furchtbar war der Anblick aus dem Vierfüßlerstand – nackt, wohlgemerkt. Wenn ich aus dieser Position einen Blick auf meinen Bauch wagte, konnte ich hängende Gärten begutachten. Diese neue Fettansammlung trieb mich wirklich in den Wahnsinn. Dagegen waren alle anderen Wechseljahre-Symptome ein müder Witz. Angesichts der sichtbaren Veränderungen versuchte ich es mit Basenfasten und Bauchmuskeltraining. Nichts half. Für Bauchtanz hatte ich mich noch nicht erwärmen können, obwohl die körperlichen Voraussetzungen dafür nun optimal gewesen wären.

Trotz aller Gegenwehr zeigten sich diese neu gewonnenen Fettzellenreserven als überaus hartnäckig, widerstandsfähig und anhänglich. Vielleicht war dieser Bauch ja nichts anderes als Kummerspeck, ein Abgesang auf die Jugend und der Airbag gegen die bevorstehenden Tiefschläge des Alters. Also kapitulieren, von nun an Bodyforming-Unterwäsche und dieses Schicksal mit hängendem Kopf ertragen?

Älter zu werden war ein ziemlich dickes Brett, und das hatte nicht nur etwas mit der Hormonumstellung zu tun. Aber älter und dick werden, das ging gar nicht. Ich brauchte das nicht! Und genau so lautete meine Kampfansage an diesen Bauch, der nicht zu mir gehörte, aber unbedingt bei mir bleiben wollte.

Um es kurz zu machen: Ich habe inzwischen die 54 »gerissen« und wiege bei 1,74 Meter 59 Kilogramm, manchmal sogar weniger.

Wie sich das anfühlt? Wunderbar!

Wie das geht? Das verrate ich Ihnen in diesem Buch. Denn die Testfrage »Nehmen Sie rasch zu, obwohl sich Ihre Essgewohnheiten nicht geändert haben und Sie ebenso viel Sport treiben wie früher?« kann ich heute klipp und klar mit einem entschiedenen »Nein!« beantworten. Und mit diesem guten Körpergefühl lassen sich die Begleiterscheinungen der Wechseljahre und des Älterwerdens locker ertragen. Überraschenderweise sind viele davon sogar gleichzeitig mit den ungeliebten Fettpolstern wieder verschwunden.

Wie das funktioniert hat? Auf keinen Fall müssen Sie dafür 50000 Kilometer jährlich auf dem Fahrrad sitzen und die restliche Zeit zu Hause auf dem Heimtrainer, das Ganze bei einer Tagesration von vier Salatblättern und drei Gramm Thunfisch. Es mag Frauen geben, die sich täglich so kasteien können. Ich nicht, ich möchte mein Leben in vollen Zügen genießen. Und das geht!

Das Einzige, was wir Frauen brauchen, um über 50 unser persönliches Traumgewicht zu erreichen, ist das Wissen, wie unser Körper jenseits der magischen Altersgrenze tickt und worauf es bei der Ernährung in der zweiten Lebenshälfte ankommt, gepaart mit vier wichtigen Tugenden: Geduld, Ausdauer, Humor und Disziplin. Denn alles hat seinen Preis. Um schlank zu werden und schlank zu bleiben, müssen wir uns jeden Tag darum kümmern. Jeden Tag!

Keine Angst: Das klappt auch ohne Seniorenteller. Wobei dieser angesichts der heutigen Tellerportionen inzwischen durchaus seine Berechtigung hat! Aber um über 50 unter 60 zu wiegen – mein Motto und persönliches Traumgewicht –, musste ich weder aufs Essen verzichten noch hungern. Ich nahm ab, ein bis zwei Pfund pro Woche, ohne dabei zu fasten oder in die Jo-Jo-Falle zu geraten.

Doch nun kommt das große Aber! Diese Lebensweise hat Zen-Qualität, denn es ist ein Prozess, der kein Ende kennt: Der Weg ist das Ziel! Wir können nicht schlank und glücklich älter werden, ohne uns dabei zu verändern. Immer dasselbe tun und ein anderes Ergebnis erwarten, das funktioniert halt nicht. An alten Gewohnheiten festzuhalten bedeutet, in der vorangegangenen, vertrauten Lebensphase zu verharren. Altes loszulassen und sich neu zu positionieren ist das Geheimnis wahrer Jugend und einer schlanken Linie. Wie es mir auf diesem Weg erging – und wie auch Sie in Ihren nächsten 50 Jahren eine gute Figur machen können –, verrate ich Ihnen nun in diesem Buch.

Achtung Wildwechsel!

Kennen Sie auch solche Tage? Nach dem Aufwachen hatte ich mich noch bärenstark gefühlt, ich hätte Bäume ausreißen können. Nach dem Aufstehen waren es nur noch kleine Bäume, wenig später gerade mal Blümchen. Na gut, Gras. Katzengras.

Was war geschehen? Ich hatte vor meinem Schrank gestanden, diverse Outfits anprobiert, um sie kurz darauf erbost auf den Boden zu schleudern. Damit hatte ich alle Schleusen für den großen Weltschmerz geöffnet. Inzwischen stand mir nicht nur der Kleiderberg bis zum Hals. Nichts passte mehr; die Blusen spannten, die Hosen zwickten, vom Reißverschluss bei den Röcken und Kleidern gar nicht zu sprechen.

Kein Zweifel: Ich saß in der Kalorien-, Jo-Jo-, Hormon-, Fett-, Figur-Falle oder was auch immer. Es war zum Verzweifeln. Die Alterskeule samt Wechseljahren hatte mit voller Kraft zugeschlagen. Bisher hatte es doch immer nur die anderen getroffen, aber jetzt war offensichtlich ich an der Reihe. Ich brauchte dringend eine Pause von der Menopause.

Jede Frau weiß, wenn es so weit ist. Denn es gibt neben vielen möglichen Warnzeichen wie leichter Irrsinn ein klares Indiz: Die Tage bleiben aus. Endgültig.

Wenn es nur das wäre … Aber dieser Wechsel in die neue Lebensphase ist ein wilder Ritt, der auch mir nicht erspart blieb. Irgendwann erwischt es jede, das sei an dieser Stelle als kleines Trostpflaster gesagt. Egal, ob Sie in ferner Zukunft einmal die Königin von England werden, ein derzeit international gefeierter Hollywoodstar oder ein Supermodel sind, jede kommt an die Reihe. Ausnahmslos! Und geteiltes Leid ist halbes Leid, da kommt bei uns Vertreterinnen aus der Babyboomer-Generation ganz schön was zusammen in puncto Mitleid: Rund acht Millionen Frauen in Deutschland stecken derzeit in den Wechseljahren, also jede fünfte Frau.

Auch ich, die immer gedacht hatte, dass die 50 gaaanz weit weg sind, habe inzwischen den runden Geburtstag und die »Tage« weit hinter mir gelassen. Ich glaube, keine Frau trauert ernsthaft ihrer Menstruation nach. Aber dem, was sich damit ebenfalls sang- und klanglos verabschiedet, schon: glatte Haut, volles Haar, festes Gewebe, sprudelnde Libido …

Apropos Verlangen. Eine meiner Freundin, die in dieser Tiefphase etwas verwirrt nach dem Hormon-Rettungsanker aus Östrogen und Testosteron gegriffen hatte, entwickelte daraufhin völlig ungeahnte Triebkräfte. Sie sei kurz davor gewesen, sich an ihrem Postboten zu vergehen, hatte sie mir in einer stillen Stunde entsetzt gestanden. Wir hatten Tränen gelacht. Wofür diese Pflaster so taugen …

Aber was soll ich angesichts einiger Veränderungen, die ich plötzlich an mir wahrnahm, groß sagen: Es verschlug mir die Sprache. Zahnfleisch- statt Monatsblutung, war es das, was auf uns zukam? So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Plötzlich war ich gereizt und unberechenbar wie ein pubertierender Teenager. Litt ich jetzt am Tourettesyndrom? Es kam nun regelmäßig vor, dass meine Gefühle Achterbahn mit mir fuhren. War das vielleicht eine bipolare Störung? Und auch die Gelegenheits-Depri war mir mittlerweile nicht mehr fremd, vor allem dann, wenn ich nachts stundenlang wach gelegen hatte, weil ich nicht hatte einschlafen können. Die Gedanken ums Älterwerden und die Zukunft waren durch mein Gehirn gekreiselt, als hätte ich zu tief ins Glas oder in die Glaskugel geschaut.

Und dann dieser Körper. Hallo??? Er veränderte sich auf unerhörte Weise. Was für eine Zumutung! Jetzt verstand ich meine Oma, die oft zu mir gesagt hatte: Kind, genieße dein Leben, vergeude keine Zeit, denn es geht so schnell vorbei. Ja, dieses Leben verhielt sich wie ein Temposünder. Der miese Verräter fuhr mit Vollgas in Richtung Sarg. Heul! Wo, verdammt noch mal, war die Handbremse? Den Hersteller würde ich verklagen!

Ich werde nicht auf all die möglichen Wechseljahre-Symptome eingehen. Wie es sich wirklich anfühlt, über 50 zu sein, muss ich Ihnen bestimmt nicht erzählen. Wir Frauen sollten auch nicht alles vor der ganzen Welt ausbreiten, manches darf doch unser Geheimnis bleiben, oder? Und jede Frau erlebt diese Zeit anders: Ein Drittel merkt so gut wie nichts davon, ein Drittel spürt die Symptome ein wenig, ein Drittel leidet wirklich. Einziges verbindendes Element scheint eigentlich nur die Lesebrille zu sein, die alle ab Ende 40 brauchen. Männer übrigens auch. Aber um die geht es hier nicht!

Bei mir begann es mit der Fernsehzeitung; ich konnte eines Tages das Programm nicht mehr entziffern, weil mein Arm zu kurz geworden war. Das war vielleicht der erste Schicksalswink nach dem Motto: Jetzt wirst du alt, aber vielleicht wenigstens weitsichtig. Ich ignorierte diese Entwicklung vorerst. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Irgendwann saß ich an der Bar eines Münchner In-Lokals und wartete auf meine Freundin Yvonne, mit der ich dort verabredet war. Sie rief an und teilte mir mit, dass sie sich verspäten würde, weil sie keinen Parkplatz finden konnte. Na toll, schoss mir durch den Kopf, ich soll hier still auf sie warten, während mein Magen schon Selbstgespräche führt.

Da ich mächtig Hunger hatte und das Rumoren den anderen Gästen nicht länger erklären oder zumuten konnte, entschied ich, mir vorab eine Kleinigkeit zu essen zu bestellen. Doch ein unüberwindbares Hindernis tat sich auf. Ich hatte meine bis dahin noch einzige Brille zu Hause gelassen, weil ich mich nicht damit zeigen wollte – ja, ich weiß, verdammte Eitelkeit! –, und nun konnte ich die Speisekarte nicht entziffern. Wie peinlich war das denn? Ich konnte den blutjungen Barkeeper ja nicht bitten, mir alles vorzulesen. So wartete ich mit knurrendem Magen und wachsendem Unterzucker, bis meine Freundin endlich eintraf.

Die Begrüßung fiel entsprechend giftig aus. Mit zitternden Fingern fuchtelte ich vor ihrer Nase herum. »Gib mir deine Brille! Aber dalli! Ich brauch sofort was zu essen.« Zum Glück verstand Yvonne augenblicklich meine Notlage, reagierte besonnen und zauberte ein paar Kalorien aus ihrer Handtasche. »Hier hab ich einen Müsliriegel. Runter damit!«

Heute bin ich bestens ausgerüstet und im Besitz von fünf Brillen, die ich an strategisch wichtigen Orten verteilt habe, eine davon, die schönste, liegt natürlich in der Handtasche.

Damit möchte ich das müßige Kapitel der nervigen Begleiterscheinungen beenden. Wenn jedoch eine Frau sagt, sie freue sich aufs Alter, dann lügt sie. »Endlich werde ich alt« klingt doch ungefähr so wie »Hurra, ich habe Hühneraugen, Hallux und Hammerzehen!« Nein, dazu sind die Nebenwirkungen und Risiken einfach zu groß. Und wer einen Blick in die Zukunft werfen möchte, braucht ja nur die eigene Mutter zu mustern oder ganz mutig deren Mutter, falls noch auf Erden, um zu wissen, was voraussichtlich auf sie zukommt. Gene lügen nicht.

An dieser Stelle möchte ich Sie noch vor zwei Tests warnen: dem Vierfüßlerstand und dem Joop-Test. Den Vierfüßlerstand, den ich eingangs bereits erwähnt habe, hatte ich unfreiwillig gemacht, weil mir nach dem Duschen ein Ohrring heruntergefallen und unter den Schrank gerollt war. Und den Joop-Test habe ich im Fernsehen gesehen. Den hatte der Modemacher höchstpersönlich einmal in einem TV-Interview beschrieben: Man nehme einen Handspiegel, lege ihn auf den Tisch und beuge sich darüber. Der tibetische Faltenhund lässt grüßen. Nach Meinung des Erfinders ist alles, was da herunterhängt, Hautüberschuss, der wegmuss. Vom Ergebnis kann man sich heute selbst ein Bild machen. Die Flugente lässt grüßen. Dann lieber Hautüberschuss.

Also nicht nachmachen, denn manchmal ist Verdrängung einfach der bessere Weg! Sie schützt auch vor gelegentlichen Panikattacken. Ich fand es außerdem ziemlich ermüdend, mich ständig mit PMS, dem »postmenstruellen« Syndrom, beschäftigen zu müssen. Ich wollte auch keine albernen TV-Serien sehen, die sich dieses Themas annehmen und blöde Menopause-Geschichten mit völlig hysterischen Schauspielerinnen als Unterhaltung verkaufen.

Und worauf ich am allermeisten verzichten konnte, waren diese Werbespots. Ich brauchte weder Einlagen gegen Blasenschwäche noch Haftcremes für Drittzähne, Bleichmittel für weißere Altzähne, Lasertherapie gegen Barthaare, reichhaltige Gesichtscremes für mehr Spannkraft und weniger Altersflecken, Koffeinshampoos gegen Haarausfall, Mittel zum Entwässern und gegen Schwindel, Herzrasen, Muskelsteife, Konzentrationsprobleme sowie Vergesslichkeit, die gleichzeitig im Untertitel das demenzielle Syndrom behandeln. Ich brauchte auch keinen Treppenlift oder Rollator.

Was ich wirklich brauchte, war ein Wunder! Dieser Phasenwechsel war keine Krankheit, sondern eine Zumutung. Denn mein eigentliches Problem waren nicht die eben genannten Symptome, es war dieser Wechselwanst. Der musste weg. Schnell. Spurlos. Nachhaltig.

Natürlich beriet ich mich mit Leidensgenossinnen, bei denen ich ebenfalls die verdächtige Wölbung des neuen Apfelbauchs unter der Bluse oder dem T-Shirt entdecken konnte. Aber keine hatte sinnvolle Ratschläge, und mit den anderen Kommentaren konnte ich mich auch nicht anfreunden.

Meine Freundin Susanne jammerte ständig über ihren Bauch, wollte aber auf keinen Fall etwas an ihrem Lebensstil ändern. Sie hatte mir mal gezeigt, wie man sich den Finger in den Hals steckte, damit die Lasagne wieder zurückkam. Ich hatte meine Hand in den Mund geschoben, so weit es ging, aber außer einem roten Kopf und einem nahezu ausgerenkten Kiefer überhaupt nichts damit bewirkt. Mein Magen hatte sich beharrlich geweigert, auch nur einen Fingerhut meines Essens wieder herzugeben.

»Früher hatte ich so eine tolle Figur, aber die Schwangerschaft hat meinen Grundumsatz und meine Figur total ruiniert«, jammerte Tanja, als ob »früher« eine Auszeichnung und ein Garantieversprechen wäre. Ich hatte mit acht Jahren im Turnunterricht noch eine Brücke machen können. Bei meinem letzten Versuch vor zwei Jahren in der Yogastunde musste dafür mein Ischias dran glauben. Und Tanjas Schwangerschaft lag fast 20 Jahre zurück.

Yvonne, eine gemeinsame Freundin, hatte sie nur schnippisch mit einem »na, na, na« getadelt. »Heidi Klum hat vier Kinder zur Welt gebracht und modelt trotzdem in Unterwäsche.«

Das ließ Tanja nicht auf sich sitzen: »Sehr witzig. Bei der kommt jedes Mal nach dem Kaiserschnitt sofort der Schönheitschirurg und macht eine Bauchdeckenspannung.«

»Echt?«, fragte Susanne ungläubig.

»Echt!«, widerholte Tanja. »Sobald das Baby raus ist, wird der Überschuss entfernt. Die Promis verarschen uns nach Strich und Faden. Außerdem sind die Fotos von denen alle manipuliert. Photoshop sei Dank. Oder glaubt ihr wirklich, dass vier Schwangerschaften völlig spurlos an unserer Heidi vorbeigegegangen sind? Ich hasse diese Weiber, die uns ständig verarschen und wie Idiotinnen dastehen lassen.«

Wenn Tanja sich in Rage redete, vergaß sie nun manchmal ihre gute Erziehung. Kein Wunder, sie stand halt unter Wechselstrom.

Das ließ Yvonne jedoch völlig kalt. »Ihr Heulsusen!« Und auch mit mir ging sie nicht sehr rücksichtsvoll um, sondern lachte mich nur aus angesichts meines Bauchgrimmens. »Willkommen im Club«, war ihr einziger Kommentar.

Ach, Frauen können so grausam sein. Yvonne war vier Jahre älter und weit fortgeschritten, was den Problembauch betraf. Ihre Lösung nach einigen erfolglosen Diätversuchen: Sie kaufte sich nur noch Oberteile, die ähnlich wie Umstandshemdchen gearbeitet waren. Sie spielte quasi pausenlos Heidi im achten Monat. Unterhalb der Brust hatte die Designerin, offensichtlich mit dem gleichen Problem geschlagen, an ausreichend Stoff und damit Raum gedacht, womit sich der Hängebauch wirklich gut kaschieren ließ. Nur hinfassen war verboten.

Finger in den Hals, jammern, Umstandsmode, sich gehen lassen, all das konnte beileibe nicht die Lösung sein. Stellen Sie sich bitte einmal folgende Szene vor: Sie schieben im Supermarkt den gefüllten Einkaufswagen zur Kasse und werden dort lächelnd von der Kassiererin gefragt, wann es denn so weit (mit dem Nachwuchs) sei? Gibt es eine größere Demütigung?

Mit Carina hatte ich auch kein Glück, sie sah mich nur schief an: »Wenn du sonst keine Probleme hast.« Kleinlaut zog ich den Kopf ein. Natürlich waren meine Figurprobleme angesichts der vielen Katastrophen und Hungersnöte auf dieser Welt völlig unbedeutend. Natürlich sollte ich dankbar sein, dass ich gesund war. Das Leben hatte es gut mit mir gemeint. Aber das änderte doch nichts daran, dass ich in meiner kleinen Welt unglücklich war mit dem Päckchen, das ich da vorne wie ein Känguru mit mir herumtrug und wieder loswerden wollte. Ich konnte die Welt nicht ändern, aber mich vielleicht schon. Und wenn ich wieder unbeschwert durch diese Welt gehen würde, würde diese sich nicht auch verändern? So lautete doch eine esoterische Weisheit, oder?

Obwohl Ulrike die älteste meiner Freundinnen war, neigte sie weder zu Übergewicht noch zu Magersucht, sie lebte nach dem Motto: »No carbs after five.« Warum sie damit ziemlich richtiglag, darauf komme ich später noch. Als ich bei Ulrike Rat suchte, legte sie ihren Arm um meine nicht mehr vorhandene Taille und sagte diesen Satz, der mich zu Tränen rührte: »Dein Herz ist doch viel größer als dein Bauch.« Damit tröstete ich mich eine Weile. Aber irgendwann kroch die Unzufriedenheit wieder aus ihrem Versteck und bohrte weiter in der Wunde.

Wenn ich so darüber nachdenke, dann fällt mir auf, dass es in meinem Umfeld keine einzige Frau gibt, die hemmungslos und ohne schlechtes Gewissen essen kann, auch die jüngeren nicht. Bilde ich mir das nur ein, oder ist das bei allen Frauen so?

Fakt ist, dass alles, was Kalorien hat, eine unerschöpfliche Quelle für Kummer und Probleme darstellt, abgesehen von manchen Kerlen, einigen Kollegen oder Nachbarn und gewissen Chefs natürlich. Aber Kalorien stehen eindeutig auf Platz eins.

Schließlich suchte ich meine Gynäkologin auf. »Alles bestens«, meinte sie nach der Untersuchung, »oder haben Sie Probleme mit den Wechseljahren?«

Ich schüttelte den Kopf: »Eigentlich nicht, aber …« Leicht errötend lupfte ich meinen Pullover und entblößte meinen Wanst. »Äh … aber ich werde fett, obwohl ich nicht mehr esse!«

»Ja, ja«, meinte meine Ärztin mit einem Kopfnicken, »die Fettverteilung ändert sich jenseits der 50. Alles, was der Körper nicht braucht, speichert er nun genau am Bauch. Wie bei den Männern. Da kann man nichts machen, das kann man höchstens absaugen.«

Völlig entmutigt verließ ich die Praxis, suchte das nächste Café auf und gönnte mir einen Latte macchiato samt einem Stück Bienenstich. Wenn schon dick werden, dann wenigstens mit Genuss. Missmutig kaute auf ich auf der Diagnose meiner Ärztin herum. Absaugen als einzige Lösung? Wie furchtbar war das denn? Diese Methode kam nun wirklich nicht für mich infrage. Das wäre höchstens die Ultima Ratio.

Niemals, schwor ich grimmig, nicht mit mir – und biss beherzt in den Bienenstich. Das sollte für lange Zeit die letzte Sünde gewesen sein, entschied ich in diesem Augenblick. Alles, was der Körper nicht braucht, hatte meine Ärztin ganz nebenbei bemerkt. Und genau da lag der Hund begraben. Einen Bienenstich brauchte ich nicht, ich wollte eine Wespentaille.

So legte ich die Gabel aus der Hand und schob den Teller weit von mir. Bienenstich, brauch ich nicht! 260 Kalorien aus Fett und Zucker waren damit ersatzlos gestrichen. Latte macchiato? Brauch ich auch nicht! Wieder 170 Kalorien eingespart. Summa summarum hatte meine nachmittägliche Genussorgie 430 Kalorien mit sich gebracht. Ein prüfender Griff an die Taille genügte, und ich konnte sie dort schon spüren, die neuen Fettpolster. Aber ab heute würde sich das ändern. Mein neues Lebensmotto würde aus einer einzigen Frage bestehen: Brauch ich das? Essen brauchte ich definitiv, stellte sich nur die Frage, was, wann, wie viel?

Ich würde die Luft wieder rauslassen aus diesem Rettungsring. Älterwerden ließ sich nicht umgehen, dick werden schon. Und eine Zumutung war mehr als genug. Dass es möglich war, auch über 50 schlank zu werden und zu bleiben, konnte ich mit eigenen Augen sehen. Dazu musste ich nur den Blick schweifen lassen. Es gab sie, diese schlanken, gut aussehenden Gazellen Ü50, die enge Jeans und Slimfit-Oberteile dazu tragen konnten, ohne dass sich der Bauch maßlos nach außen wölbte. Und ich spreche hier nicht von Stretchhosen mit Gummizug und Spanx-Unterwäsche!

Geht nicht, gibt’s nicht – und deshalb möchte ich Sie einladen, mich auf diesem Weg in die schlanke zweite Lebenshälfte zu begleiten. Was Sie dafür brauchen? Eine gewaltige Portion Mut, Humor, Contenance, Grandezza, gelegentlich Champagner und eine kleine, aber feine Korrektur Ihrer Ernährungsweise. Schlank zu werden und schlank zu bleiben ist heutzutage kein Buch mit sieben Siegeln mehr.

Im Kern geht es darum, bestimmte Hormone in Schach zu halten und gleichzeitig den Stoffwechsel wieder anzufeuern, während sich andere Botenstoffe verdünnisieren. Dazu müssen die Mahlzeiten intelligent zusammengestellt und richtig »getimt« werden. Sechs Tage pro Woche sollten Sie sich daran halten, dann purzeln die Pfunde. Und zur Belohnung dürfen Sie an einem Tag so richtig über die Stränge schlagen und nach Herzenslust sündigen. Denn damit belohnen Sie sich für Ihre unglaubliche Disziplin. Mit dieser Ernährung werden Sie abnehmen, ein bis zwei Pfund pro Woche, natürlich nur, bis Sie schließlich Ihr persönliches Wohlfühlgewicht erreicht haben und nicht wie der Suppenkasper enden. Sie werden dabei nicht hungern oder in die Jo-Jo-Falle geraten. Versprochen!

FAZIT

Ich brauche keinen Bienenstich, ich will eine Wespentaille.

Älterwerden ist nichts für Feiglinge

Diese Lebensweisheit stammt nicht von mir. Aber bei der Recherche zum Thema Wechseljahre bekam ich einiges zu lesen und fiel prompt in ein ziemlich tiefes Loch. Heulend und zähneklappernd saß ich auf meinem Hosenboden und ertrank in Selbstmitleid. Oje, es war einfach nur furchtbar: »Ich will nicht. Ich bin eine Frau, holt mich aus diesem Schlamassel schleunigst raus.«

Auch wenn Wissen Macht ist, kann sich manche Erkenntnis als finstere Fallgrube entpuppen. Ich jedenfalls hatte beim Durchforsten des Internets und der Literatur in eine Art Horrorkabinett geblickt mit der Folge, dass mich eine Kurzeitdepression niederwarf. Jetzt waren wir in den Wechseljahren, danach kam nur noch das Senium. Hilfe!

Irgendwann hatte ich die Nase gestrichen voll von der schauerlichen Lektüre über das, was angeblich auf uns zukommen sollte, klappte seufzend den Computer zu und verdrückte ein paar Krokodilstränen. Wenn frau Pessimist ist, dann sind die Aussichten echt gruselig. Was oberflächlich nur Hängebacken, Hängebauch und Hängepo bedeutet, baut wie der Vietcong ein unterirdisches Tunnelsystem, das uns langsam, aber sicher das Wasser abgräbt. Und dieser Maulwurf ist nicht zu stoppen. Alle, die es versucht haben, sind gescheitert.

Vielleicht war es besser, diesen Meno-Bauch zu hegen und zu pflegen, um ihn als Knautschzone gegen die vielen Tiefschläge einsetzen zu können, die das Leben in den kommenden Jahren für uns bereithalten würde. Denn Geheimratsecken und Hitzewallungen waren gegen das, was uns scheinbar bevorstand, wie die Boxhiebe eines Mäusefäustchens. In Wahrheit schwenkte bereits Godzillas Pranke eine Fahne mit der Aufschrift »Du wirst alt, hahaha!« über meinem Kopf. Und ich grämte mich wegen ein paar neuer Fettzellen.

Schön blöd, könnten Sie sagen. Wer stundenlang nur XY ungelöst anschaut, wird irgendwann zwangsläufig denken: Die Welt ist ja so schlecht. Und genau so ist es: Die eigenen Gedanken erschaffen die Welt. Die Art, wie wir über das Altern denken, beeinflusst die Qualität, wie wir tatsächlich altern. Deshalb mein Tipp: Setzen Sie ruckzuck die rosarote Brille auf! Dann wird alles gut.

Und so wurde mein moralischer Durchhänger auch kein Dauerparkplatz. Erstens bin ich kein Feigling, zweitens kommt es anders, als man denkt, und drittens finde ich dieses Leben immer noch ziemlich cool, auch wenn ich manchmal schwitze. Und wir sind ja auch nicht allein in diesem Notstandsgebiet. Selbst Barbie ist inzwischen über 50!