WESTERN-COLT, Band 54: DES TEUFELS DEPUTY - Wesley Ray - E-Book

WESTERN-COLT, Band 54: DES TEUFELS DEPUTY E-Book

Wesley Ray

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Beschreibung

Ryan Dunn hat es geschafft: Jetzt ist er Deputy in Wagonwheel. Bald wird er Sheriff sein.

Drei Banditen überfallen die Postkutsche und rauben eine Geldkiste mit zehntausend Dollar. War es Zufall, dass der Sheriff gerade an diesem Tag nicht in der Stadt war? Und woher wussten die Banditen den genauen Zeitpunkt des Transportes? Ryan Dunn geht dieser Sache nach und gerät dabei in ein undurchdringliches Dickicht aus Misstrauen, offener Feindschaft und blindem Hass...

 

Der Roman Des Teufels Deputy des US-amerikanischen Western-Autors Wesley Ray (= Ray Gaulden, * 27. Juni 1914, † 18. März 1986) erschien erstmals im Jahr 1963; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1966.

Dieser Western-Klassiker erscheint als durchgesehene Neuausgabe in der Reihe WESTERN-COLT.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Ähnliche


 

 

 

 

WESLEY RAY

 

 

Des Teufels Deputy

 

Roman

 

 

 

 

Western-Colt, Band 54

 

 

NordheimBücher

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

DES TEUFELS DEPUTY 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

Fünftes Kapitel 

Sechstes Kapitel 

Siebtes Kapitel 

Achtes Kapitel 

Neuntes Kapitel 

Zehntes Kapitel 

Elftes Kapitel 

Zwölftes Kapitel 

Dreizehntes Kapitel 

Vierzehntes Kapitel 

Fünfzehntes Kapitel 

Sechzehntes Kapitel 

Siebzehntes Kapitel 

Achtzehntes Kapitel 

Neunzehntes Kapitel 

 

 

Das Buch

 

Ryan Dunn hat es geschafft: Jetzt ist er Deputy in Wagonwheel. Band wird er Sheriff sein.

Drei Banditen überfallen die Postkutsche und rauben eine Geldkiste mit zehntausend Dollar. War es Zufall, dass der Sheriff gerade an diesem Tag nicht in der Stadt war? Und woher wussten die Banditen den genauen Zeitpunkt des Transportes? Ryan Dunn geht dieser Sache nach und gerät dabei in ein undurchdringliches Dickicht aus Misstrauen, offener Feindschaft und blindem Hass...

 

Der Roman Des Teufels Deputy des US-amerikanischen Western-Autors Wesley Ray (= Ray Gaulden, * 27. Juni 1914, † 18. März 1986) erschien erstmals im Jahr 1963; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1966.  

Dieser Western-Klassiker erscheint als durchgesehene Neuausgabe in der Reihe WESTERN-COLT.

   DES TEUFELS DEPUTY

 

 

 

 

 

 

 

  Erstes Kapitel

 

 

In der Ebene westlich von Wagonwheel tauchte eine hohe Staubwolke auf, die rasch auf die Stadt zukam. Harter, hämmernder Hufschlag durchbrach die Mittagsstille, und inmitten der aufwirbelnden Staubwolke erschien die Gold-Hill-Reisekutsche. Die sechs Gespannpferde schäumten, und die Kutsche schlingerte von einer Seite auf die andere.

Ryan Dunn stand auf den Stufen vor dem Gerichtsgebäude; er schaute der Kutsche entgegen und vergaß die Zigarette, die er eben zu drehen begonnen hatte. Irgendetwas musste vorgefallen sein, denn sonst würde Charlie Milo nicht wie ein Wahnsinniger in die Stadt gejagt kommen.

Ryan ging die Stufen hinunter; sein Amtsstern blitzte in der Sonne, und er schaute dem Wagen entgegen, der jetzt polternd über die kleine Holzbrücke kam und die Straße entlang rollte. Charlie Milos schrille Stimme übertönte das Rumpeln der Kutsche. Er schrie auf die Pferde ein und trieb sie mit der Peitsche an.

Mit lang ausgreifenden Schritten eilte Ryan der Kutsche entgegen. Er spürte die Aufregung in der Stadt. Auf den hölzernen Gehsteigen blieben die Leute stehen.

In der Mitte des Ortes blieb die Concord stehen und wurde sofort von allen Seiten umringt.

»Überfall!«, rief Charlie Milo von seinem hohen Kutschbock herunter: »Holt den Sheriff!«

»Der Sheriff ist nicht in der Stadt«, erwiderte jemand. »Aber da kommt der Deputy.«

Ryan bahnte sich einen Weg durch die Neugierigen, während Charlie Milo und Wes Gordon, der mit einer Schrotflinte bewaffnete Begleiter, vom Bock kletterten.

»Was ist passiert?«, fragte Ryan.

Ein mürrischer Ausdruck lag auf Charlie Milos verkniffenem Gesicht.

»Drei Männer haben uns am Seven Mile Creek angehalten. Ihre Gesichter waren mit Halstüchern maskiert, und ich konnte kaum etwas anderes sehen als die Läufe, die genau auf meinen Bauch gerichtet waren.«

Ryan richtete den Blick auf Wes Gordon. Der bewaffnete Begleiter war ein junger, kräftiger Mann. Mit finsterem Gesicht stand er neben dem rechten Vorderrad der Kutsche.

»Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet«, sagte Gordon. »Die Gold-Hill-Linie ist noch nie überfallen worden, und ich habe es wohl für selbstverständlich gehalten, dass es immer so bleiben würde.«

Ryan warf einen Blick auf Bert Preston, den herbeieilenden Besitzer des Transportunternehmens. Er war ein schlanker, drahtiger Bursche in dunklem Anzug und weißem Hemd mit schwarzer Querschleife.

»Wir sind überfallen worden«, beantwortete Wes Gordon seine Frage. »Drei maskierte Männer haben uns angehalten und die Kiste gestohlen.«

Bert Preston musterte den bewaffneten Begleiter mit einem scharfen Blick seiner dunklen Augen.

»In der Kiste befanden sich die Lohngelder der Mine in Höhe von zehntausend Dollar, und Sie werden dafür bezahlt, diese Kiste ordnungsgemäß abzuliefern.«

Gordon schoss das Blut in die Wangen.

»Ich konnte nichts unternehmen. Diese Burschen tauchten urplötzlich aus dem Gebüsch auf und hielten uns mit den Waffen in Schach, ehe wir überhaupt wussten, was gespielt wurde.«

Bert wandte sich an Charlie Milo.

»Sie hätten weiterfahren sollen.«

»Um mir den Kopf herunterschießen zu lassen«, brummte Milo. »Ich bin ein alter Mann, und ich habe nicht die geringste Lust, auf eine so dumme Art Selbstmord zu verüben.«

Ryan sah es Bert Prestons Gesicht an, dass er im Begriff stand, beide Männer auf der Stelle zu entlassen.

»Ich glaube, Charlie und Wes hatten gar keine andere Wahl«, sagte er. »Ich werde sofort mit einem Aufgebot losreiten, Bert. Vielleicht können wir den Spuren folgen.«

»Ich will das Geld zurückhaben«, knurrte Bert mit wuterstickter Stimme. »Habt ihr das gehört?«

Ryan sah ihn ruhig an.

»Du solltest dich lieber ein bisschen beherrschen, sonst wird dir jemand ein paar Zähne einschlagen.«

Berts Gesicht lief hochrot an. Ehe er zu einer Erwiderung ansetzen konnte, schob sich sein Vater, Vern Preston, heran. Er war ein kleiner, ruhiger Mann und warf seinem Sohn einen vorwurfsvollen Blick zu.

»Immer mit der Ruhe, Bert«, sagte Vern gelassen. »Deine Aufregung bringt das Geld auch nicht zurück.«

Fünf Minuten später ritt Ryan Dunn mit dem rasch zusammengestellten Aufgebot zur Stadt hinaus und hielt in westlicher Richtung auf die blaue Silhouette der San Juan Mountains zu.

Als sie eine kurze Rast einlegten, um die Pferde ein wenig verschnaufen zu lassen, kam Wes Gordon mit besorgtem Gesicht auf Ryan zu.

»Wenn wir das Geld nicht bekommen, verliere ich möglicherweise meine Stellung, Ryan.«

»Mach dir darüber keine Sorgen, Wes«, erwiderte Ryan. »Bert ist ein unberechenbarer Bursche, aber sein Vater wird es nicht zulassen, dass er jemanden ohne stichhaltigen Grund auf die Straße setzt.«

»Davon bin ich nicht so recht überzeugt«, brummte Gordon. »Vern hat dieses Unternehmen gekauft und Bert den Betrieb überlassen. Wahrscheinlich hofft er, aus dem Jungen mit dieser Verantwortung einen ganzen Kerl zu machen.« Gordon schüttelte den Kopf. »Bert fühlt sich jetzt als großer Geschäftsmann und ist unumgänglicher als je zuvor.«

Ryan schaute mit zusammengekniffenen Augen über die weite Ebene.

»Ist dir irgendetwas an diesen Banditen aufgefallen?«

Gordon schüttelte erneut den Kopf.

»Sie haben lange Staubmäntel getragen und waren maskiert.«

»Haben sie gesprochen?«

»Einer von ihnen gab uns den Befehl, die Kiste abzuladen. Das war alles. Seine Stimme war nur undeutlich zu hören.«

»Unter Umständen war es jemand, den du kennst, Wes.«

»Schon, aber ich kenne viele Menschen.«

»Wie steht es denn mit ihren Pferden?«, fragte Ryan. »Keinerlei Kennzeichen?«

Wieder schüttelte Gordon den Kopf.

»Zwei Rappen und ein Grauschimmel. Mir sind keine besonderen Kennzeichen an ihnen aufgefallen. Die Waffen haben mich so nervös gemacht, dass ich auf nichts anderes mehr achtete.«

Der Weg wurde fortgesetzt. Ryan und Gordon führten das Aufgebot zum Seven Mile Creek. Die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel herab. Ryan kam der Gedanke, dass dieser Überfall der erste ernsthafte Zwischenfall war, seit er vor etwa einem Monat nach Wagonwheel zurückgekehrt war, um bei Matt Waybright den Posten eines Deputy anzutreten.

Wagonwheel war eine recht ruhige Stadt, aber das war nicht immer so gewesen. Als Waybright seinerzeit den Posten des Sheriffs übernommen hatte, war es hier recht hoch hergegangen. Banditen, Spieler, allerlei raues Gesindel und Saloongirls waren herbeigeströmt. Ryan erinnerte sich an viele Tote. Sein eigener Vater war von einem betrunkenen Cowboy niedergeschossen worden.

Er erinnerte sich, wie er sich stets im Büro des Sheriffs aufgehalten und Matt Waybright bewundert hatte. Es war sein sehnlichster Wunsch gewesen, einmal ein solcher Mann zu werden. Der Sheriff war sein Idol - ein Mann, der in dieser gesetzlosen Stadt Ordnung schaffte und den Bewohnern ein anständiges, ruhiges Leben ermöglichte.

Als junger, ungeduldiger Bursche hatte Ryan Waybright bestürmt, ihn als Deputy einzustellen, aber der Sheriff hatte mit der Bemerkung abgelehnt, er wäre noch nicht trocken hinter den Ohren. Da hatte Ryan Wagonwheel verlassen und sich im weiten Land den Wind um die Ohren wehen lassen, in Texas, New Mexiko, Arizona und Oklahoma.

Die ganze Zeit hindurch übte er sich im Umgang mit der Waffe, und bald bekam er in einer wilden Grenzstadt den Posten als Deputy Marshal. Als er eines Abends in einem Saloon einen gesuchten Banditen festnehmen wollte, kam es zu einer Schießerei. Der Mann wurde sein erstes Opfer - aber Ryan war das gar nicht recht, ebenso wenig wie der Ruf, der ihm von da an vorauseilte.

Während der acht Jahre seiner Abwesenheit hatte er sich zu einem harten Mann entwickelt. Sein Leben spielte sich in mancher rauen Stadt ab, und überall lauerten Feinde auf ihn.

Schließlich war er, seiner Sehnsucht folgend, zu den westlichen Ausläufern der Rockies und nach Wagonwheel zurückgekehrt. Er wollte den Wind dieses Hochlands auf seinem Gesicht spüren, den Duft der Kiefern riechen und das wilde Rauschen des Gunnison River hören.

Bei dem guten Ruf, den er sich inzwischen geschaffen hatte, war es kein Wunder, dass Matt Waybright ihn sofort als Deputy anstellte. Der Lohn war recht karg, aber Waybright gab ihm zu bedenken, dass er die Stellung wegen seines Alters in etwa einem Jahr auf geben würde, und damit war Ryan der Posten als Sheriff so gut wie sicher.

Das Aufgebot setzte den Weg fort.

»Da drüben«, sagte Wes, als sie die Holzbrücke des

Seven Mile Creek überquerten: »Schätze, sie wussten genau, dass wir nur langsam über die Brücke fahren konnten.«

Sie erreichten die Stelle des Überfalls, und Gordon deutete mit dem Kopf auf die Büsche am Ufer.

»Da kamen sie plötzlich heraus und hielten uns mit ihren Colts in Schach, ehe wir überhaupt wussten, was geschah.«

Ryan stieg ab und untersuchte die Hufeindrücke der Banditenpferde.

»Anscheinend sind sie auch wieder durch die Büsche weggeritten«, sagte Evan Shelly, einer der Männer des Aufgebots.

Ryan folgte den Spuren. Zwischen den Büschen fand er eine kleine, offene Stelle, an der die Männer angehalten hatten, um die Kiste aufzubrechen. Sie lag mit offenem Deckel auf der Erde.

Von hier aus waren die Banditen durch das Dickicht auf das Ufer zugeritten. Dort endeten die Spuren, und Ryan erkannte, dass sie ihre Pferde hier ins Wasser getrieben hatten.

Als er auf den Weg zurückkam, blickten ihm die Männer des Aufgebots fragend entgegen.

»Was nun?«, wollte einer von ihnen wissen.

»Wir werden uns teilen«, erwiderte Ryan, indem er wieder in den Sattel stieg. »Sie sind in den Fluss geritten, aber wegen des steinigen Bettes werden sie ihn wohl bald wieder verlassen haben müssen.«

Ryan und Wes Gordon folgten dem Fluss in westlicher Richtung auf die Berge zu. Ryan ritt an einem Ufer, Gordon am anderen entlang. Ihre Augen waren fest auf den Boden geheftet, um sich keine Spur entgehen zu lassen.

Nach einer halben Meile durchquerte Ryan den Fluss und wartete am anderen Ufer auf Wes Gordon. Kurz darauf tauchte Gordon mit mürrischem Gesicht auf.

»Hoffentlich haben die anderen mehr Glück«, brummte er und rutschte unruhig im Sattel herum. »Ich will verdammt sein, wenn es nicht ganz so aussieht, als hätten sich die drei Banditen in Luft aufgelöst.«

Ryans Blick folgte dem Ufer.

»Sie haben alles genau geplant, Wes, und sie wussten auch, wie sie uns von ihrer Spur ablenken konnten. Wollen mal sehen, ob die anderen etwas gefunden haben.«

Sie ritten zurück.

»Ich gebe mich geschlagen«, murmelte Wes Gordon. »Die Lohngelder der Gold Hill Mine werden jeden Monat an einem anderen Tag verschickt. Woher haben die Banditen gewusst, dass wir die Kiste gerade heute bei uns hatten?«

»Eine gute Frage, Wes«, räumte Ryan ein. Unwillkürlich fragte er sich, ob es wohl auf einem Zufall beruhen mochte, dass die Banditen gerade an dem Tag zugeschlagen hatten, an dem der Sheriff nach Denver gefahren war. Waybright wollte mit dem Nachtzug zurückkehren. Stirnrunzelnd dachte Ryan daran, dass der Sheriff diese lange Reise unternommen hatte, nur um sich einen neuen Anzug zu kaufen. Gerade jetzt legte Waybright besonderen Wert auf neue Kleidung. Früher war er mit dem zufrieden gewesen, was er im Store von Wagonwheel kaufen konnte - aber das war vor der Ankunft von Gilda Riggs gewesen.

»Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wer dahintersteckt«, sagte Gordon. »In letzter Zeit sind keine Fremden in der Stadt aufgetaucht.«

»Da wäre einmal Jason Buell.«

Gordon schaute Ryan rasch an.

»Aber, zum Teufel, Ryan, Mr. Buell ist doch ein großer Rancher aus Texas, der hier eine Ranch kaufen will.«

»Das behauptet er, aber hat denn schon jemand sein Geld zu sehen bekommen?«

»Davon ist mir nichts bekannt, aber er macht durchaus den Eindruck eines wohlhabenden Mannes. Hast du dir eigentlich schon mal seine Kleidung und seine Stiefel angesehen?«

»Was ist damit bewiesen, Wes?«

»Vielleicht nichts, aber er braucht das beste Zimmer des Hotels, nimmt alle Mahlzeiten im Speisesaal ein, und von der Bedienung habe ich erfahren, dass er ihr jedes Mal einen Dollar Trinkgeld gibt.«

»Ich weiß, dass er stets ein dickes Bündel Geldscheine bei sich trägt, aber es könnte größtenteils aus Ein-Dollar-Noten bestehen.«

»Aber, verdammt, Ryan, der Mann ist allgemein beliebt. Die meisten Leute hoffen, er möge eine geeignete Ranch finden und hierbleiben.«

»Er hat eine Menge Freunde gemacht, Wes, aber mir scheint, er hat recht dick auf getragen.«

Gordon schwieg eine Weile.

»Vielleicht bin ich ein bisschen zu vertrauensselig, aber ich finde, Buell ist in Ordnung, und das sagen auch alle Leute, mit denen ich über ihn gesprochen habe.«

»Ja, ich weiß«, räumte Ryan ein. »Vielleicht täusche ich mich.«

Gordon blickte am Ufer entlang.

»Da wären noch Lonnie und Abel Riggs. Sie sind ebenfalls noch nicht lange in dieser Gegend.«

Ryan nickte, denn daran hatte er auch schon gedacht. Die Brüder Riggs und Jason Buell, Das wären drei.

 

 

 

 

  Zweites Kapitel

 

 

Am späten Nachmittag kehrte das Aufgebot nach Wagonwheel zurück, ohne weitere Spuren von den drei Banditen gefunden zu haben. Ryan Dunn betrachtete die mürrische Gruppe der Reiter, die stundenlang durch die Hitze geritten waren und doch keine Fährte entdeckt hatten.

Ryan war mit Schweiß und einer dichten Staubschicht bedeckt, als er dem Sven Mile Creek folgte und sich aufmerksam umschaute.

Eine Meile stromaufwärts mündete der Rattlesnake

Creek in den Seven Mile Creek. In der Ferne lag die Estes-Ranch; aus dem Kamin des festen Blockhauses stieg Rauch. Vermutlich kochte Nora gerade.

Bei dem Gedanken an das Mädchen wich die Härte aus Ryans Gesicht. Nora und er waren gemeinsam zur Schule gegangen und hatten beim Bäumeklettern und Beerenpflücken manchen Spaß gehabt.

Ryan schaute zu der Ranch hinüber und spielte mit dem Gedanken, hinzureiten und Nora und ihrem Vater von dem Überfall auf die Kutsche zu berichten, aber dann änderte er seinen Entschluss und nahm sich vor, auf dem Rückweg zur Stadt bei ihnen haltzumachen.

Zunächst wollte er sich einmal das Haus der Riggs ansehen. Abel, der ältere der beiden Brüder, schien ganz in Ordnung zu sein, aber Lonnie war vor etwa zwei Wochen in den Verdacht geraten, einem benachbarten Rancher ein Pferd gestohlen zu haben. Als Ryan hinausgeritten war, um die Sache aufzuklären, hatte er im Corral der Riggs tatsächlich das gestohlene Pferd gefunden, aber der junge Riggs hatte behauptet, es in der Koppel gefunden zu haben, ohne zu wissen, wem es gehörte.

Da keine schlüssigen Beweise vorhanden waren, konnte gegen Lonnie keine Anklage erhoben werden. Sheriff Waybright hatte sich mit dem Besitzer des Pferdes unterhalten und ihm erklärt, er müsse sich wohl geirrt haben, als er meinte, Lonnie ein paarmal ertappt zu haben, wie dieser das betreffende Pferd bewunderte.

Ryan hielt den Burschen nach wie vor für schuldig, und es ging ihm gegen den Strich, dass Matt Waybright seinen ganzen Einfluss geltend gemacht hatte, um den Jungen aus dieser Klemme zu befreien. Matt hatte bei ähnlichen Anlässen stets hart durchgegriffen und einem Gesetzesbrecher kaum je eine Chance geboten. Diesmal hatte er sich jedoch von der hübschen Gilda Riggs einseifen und überzeugen lassen, dass ihr junger Bruder im Grunde genommen gar kein schlechter, sondern nur ein etwas leichtsinniger Bursche wäre. Außerdem hätte sich nach dem Tode der Eltern niemand mehr um den Jungen gekümmert. Gilda erklärte, es wäre das erste Mal, dass Lonnie in Schwierigkeiten geraten wäre, und sie hoffte von ganzem Herzen, Matt möge ihm eine Chance geben.

Der Rattlesnake Creek schlängelte sich zwischen den Hügeln dahin. Am jenseitigen Ufer kam Ryan zu einer rohen Hütte mit einem baufälligen, dem Einsturz nahen Dach. Der Hof war mit leeren Konservenbüchsen übersät, und das Unkraut wucherte bis an die Schwelle der Hüttentür. Das Anwesen befand sich noch genau in dem gleichen Zustand, wie die Brüder Riggs es gekauft hatten. Immerhin, dachte Ryan, waren sie nun schon lange genug hier, um etwas Ordnung geschafft zu haben.

Er ritt an den Corralzaun und betrachtete einen Grauschimmel. Dabei fiel ihm ein, dass Wes Gordon ausgesagt hatte, die Pferde der Banditen wären zwei Rappen und ein Grauschimmel gewesen. Ryan stieg aus dem Sattel. Als er sich durch den Corralzaun zwängte, kam Lonnie Riggs aus dem Haus auf den Corral zu. Er war ein schlanker, dunkler Bursche, und beim Anblick des Deputy verfinsterte sich sein Gesicht.

»Was suchen Sie denn hier?«, fragte er gereizt.

Ryan hielt ihm den Rücken zugewandt und untersuchte den Grauschimmel.

»Der Grauschimmel gehört mir«, fügte Lonnie im gleichen Tonfall hinzu. »Und ich habe ihn nicht gestohlen.«

»Diesmal suche ich kein gestohlenes Pferd«, gab Ryan zurück, indem er sich umwandte und Lonnie ansah.

»Was treiben Sie dann in unserem Corral?«, fragte Lonnie.

»Die Reisekutsche ist heute überfallen worden«, sagte Ryan mit einem festen Blick in Lonnies hellblaue Augen. »Einer der Banditen hat einen Grauschimmel geritten.«

»Ich bin den ganzen Tag über hier gewesen.«

»Können Sie das beweisen?«

»Leicht. Abel wird es bezeugen.«

»Wo ist Ihr Bruder?«

»Er ist vor ein paar Minuten zu einem Nachbarn geritten, um sich einen Hammer auszuleihen. Er muss bald zurückkommen. Wir haben den ganzen Tag über am Corralzaun gearbeitet und erst aufgehört, als der Hammerstiel brach.«

Ryan kletterte durch den Zaun hinaus.

Lonnie Riggs stand noch immer neben dem Gatter und starrte Ryan missmutig an.

»Ihr Vertreter des Gesetzes seid doch alle gleich«, sagte Lonnie bitter. »Wenn ihr mal etwas gegen einen Mann habt, dann gebt ihr einfach keine Ruhe. Bei dem geringsten Vorkommnis müsst ihr herumschnüffeln.«

»Wenn zehntausend Dollar aus einer Reisekutsche gestohlen werden«, entgegnete Ryan, »gehe ich der kleinsten Spur nach.«

»Ich habe Ihnen doch schon erklärt, dass ich den ganzen Tag über hier war.«

Ryan sah ihn forschend an.

»Warum regen Sie sich dann so auf?«

»Weil ich mich nicht gern von einem billigen Deputy herumkommandieren lasse.«

Ryans Hand schoss vor und umklammerte Lonnies Hemdkragen. Er rüttelte den Jungen kräftig durch.

»Wenn Sie sich nicht besser im Zaum halten können, werden Sie mit dem billigen Deputy zusammengeraten.«

Lonnies blaue Augen starrten ihn trotzig an.

»Ich weiß genau, was mit Ihnen los ist, Dunn. Sie haben versucht, mir diesen Pferdediebstahl in die Schuhe zu schieben, und weil Ihnen das nicht gelungen ist, möchten Sie mir nun unbedingt etwas anderes anhängen.«

Ryan ließ ihn los, und Lonnie sprang hastig zurück. Sein Gesicht war wutverzerrt.

»Fassen Sie mich nie wieder an, Mister! Ich sage Ihnen...«

»Ich will Ihnen etwas sagen«, fiel Ryan ihm ins Wort. »Meiner Ansicht nach hat der Sheriff Ihnen wegen des Pferdediebstahls eine unverdiente Chance gegeben. Wenn

Sie nicht endlich zu sich kommen, werden Sie bald ein paar Kugeln im Bauch haben.«

Lonnie schnaubte verächtlich und schwieg. Ryan betrachtete ihn noch einen Augenblick und stieg dann wieder in den Sattel. Als er sich anschickte, vom Hof zu reiten, kam Abel Riggs auf einem Falben heran.

Sie trafen sich am Rand des mit Unkraut überwucherten Hofes. Abel zügelte sein Pferd und nickte Ryan kurz zu. Er war kräftiger als sein Bruder, etwa dreißig Jahre alt, mit weit ausladenden Schultern.

»Hallo, Deputy.« Abel schob den flachen Hut in den Nacken. »Ich komme gerade von der Estes-Ranch und habe dort von dem Überfall auf die Kutsche gehört.«

Ryan warf einen Blick auf Abels verschlossenes Gesicht.

»Ihr Bruder behauptet, Sie wären den ganzen Tag über zusammen hier gewesen.«

»Das stimmt.« Abel streifte Lonnie mit einem raschen Seitenblick, dann sah er wieder auf Ryan. »Sie werden doch nicht etwa glauben, mein Bruder und ich wären an diesem Überfall beteiligt gewesen?«

»Ich sehe mich nur um«, gab Ryan zurück. »Ihr seid ja noch nicht lange in dieser Gegend.«

»Ja, ich weiß schon, wie das so geht. Nach dem ersten kleinen Zwischenfall mit meinem Bruder kann ich Ihr Misstrauen verstehen, aber diesmal sind Sie auf der falschen Fährte.«

»Jedenfalls habe ich in einer Beziehung recht«, versetzte Ryan. »Ihr Bruder ist vollkommen unbeherrscht.«

Abel rutschte unruhig im Sattel herum und warf wieder einen Blick zum. Corral hinüber.

»Wenn Sie wüssten, wie das mit Lonnie war, dann könnten Sie ihn wahrscheinlich besser verstehen. Unmittelbar vor unserem Aufbruch aus Texas musste er zusehen, wie sein Vater von einem korrupten Marshal hinterrücks niedergeschossen wurde. Das kann Lonnie nicht so einfach verwinden. Ich und seine Schwester haben versucht, ihn zur Vernunft zu bringen, aber sobald er einen Amtsstern sieht, wird er an Vaters Tod erinnert.«

»Geben Sie sieh weiterhin Mühe, ihn zur Vernunft zu bringen«, sagte Ryan mit einem Blick auf den Corral. »Wenn er diesen Hass nicht endlich überwindet, wird er eines Tages in eine böse Klemme geraten.«

Abel nickte.

»Das habe ich ihm immer wieder gesagt, aber er ist ja noch so jung und hatte große Stücke auf seinen Vater gehalten.«

»Von einem korrupten Vertreter des Gesetzes kann man nicht auf alle anderen schließen«, sagte Ryan. »Ein vernünftiger Mann sollte das ohne weiteres einsehen.«

»Es liegt wohl daran, dass es erst so kurze Zeit her ist. Einmal wird er darüber hinwegkommen, und es wäre wohl ratsam, wenn Sie ihn nicht zu hart anpacken.«

»Wenn er allen Schwierigkeiten aus dem Weg geht, wird das Gesetz ihn in Ruhe lassen.«

»In Ordnung.« Abel nahm die Zügel auf. »Wenn sich hier Fremde sehen lassen, werde ich Ihnen Bescheid geben.«