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Dieser Band enthält folgende Western: Barry Gorman: Flusspiraten-Jenny Frank Maddox: Grainger und die Schatten der Vergangenheit Grainger hatte das Licht des Morgens oft mit dem ersten Schuss seiner Waffe begrüßt. Von Kindheit an war er in einer rauen Welt aufgewachsen, geformt von dem unbarmherzigen Terrain des Westens und den harten Regeln des Überlebens. Er war der Sohn eines Farmers, der sein Leben mit harter Arbeit und dem Traum von Wohlstand verbrachte, doch die Dürre und die unaufhörlichen Kämpfe gegen skrupellose Landganoven ließen den Traum langsam zu Staub zerfallen. Seine Kindheit war geprägt von der Warnung, einer ständigen Aufforderung, wachsam zu sein und sich der Gefahr zu entziehen, die in dieser Region immer lauerte. Grainger hatte früh gelernt, sich zu verteidigen. Es begann mit dem Erlernen des Schießens, als sein Vater ihm den alten Colt gab, der seit Generationen in ihrer Familie war. "Einen Mann definieren nicht seine Waffen, sondern wie er sie einsetzt", hatte sein Vater oft gesagt. Diese Worte blieben in Graingers Herz und Gedanken verwurzelt, während er die Verantwortung spürte, die damit einherging.
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Seitenzahl: 173
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Western Doppelband 1037
Copyright
Flusspiraten-Jenny: Barry Gorman Western Edition 12
Grainger und die Schatten der Vergangenheit
Dieser Band enthält folgende Western:
Barry Gorman: Flusspiraten-Jenny
Frank Maddox: Grainger und die Schatten der Vergangenheit
Grainger hatte das Licht des Morgens oft mit dem ersten Schuss seiner Waffe begrüßt. Von Kindheit an war er in einer rauen Welt aufgewachsen, geformt von dem unbarmherzigen Terrain des Westens und den harten Regeln des Überlebens. Er war der Sohn eines Farmers, der sein Leben mit harter Arbeit und dem Traum von Wohlstand verbrachte, doch die Dürre und die unaufhörlichen Kämpfe gegen skrupellose Landganoven ließen den Traum langsam zu Staub zerfallen.
Seine Kindheit war geprägt von der Warnung, einer ständigen Aufforderung, wachsam zu sein und sich der Gefahr zu entziehen, die in dieser Region immer lauerte. Grainger hatte früh gelernt, sich zu verteidigen. Es begann mit dem Erlernen des Schießens, als sein Vater ihm den alten Colt gab, der seit Generationen in ihrer Familie war. „Einen Mann definieren nicht seine Waffen, sondern wie er sie einsetzt“, hatte sein Vater oft gesagt. Diese Worte blieben in Graingers Herz und Gedanken verwurzelt, während er die Verantwortung spürte, die damit einherging.
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Alfred Bekker
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Enoch Brown kannte alle Hurenhäuser in New Orleans wie seine Westentasche.
Umso erfreuter war der stämmige Flößer, als er in Madame Natalies Bordell ein neues Gesicht erblickte. Die kurvige Schöne mit den kupferfarbenen Locken trug ein grünes Taftkleid, das ihre üppigen Formen stark betonte. Und sie warf Brown einen glutvollen Blick zu, der den starken Mann wie ein Blitzschlag traf.
Madame Natalie witterte Browns Begeisterung sofort.
„Ich möchte Ihnen Gloria vorstellen, Mister Brown“, lispelte die Puffmutter. „Sie versteht sich erstklassig darauf, einen Gentleman glücklich zu machen.“
Brown konnte nicht antworten, weil seine Kehle schlagartig ausgetrocknet war. Der Flößer konnte nur stumm nicken. Madame Natalie grinste zufrieden. Sie wusste, wie Gloria auf das starke Geschlecht wirkte. Die Bordellchefin gab der Rothaarigen ein Zeichen.
Gloria lächelte Brown verführerisch zu und zog ihn an der Hand mit sich in ein Separee. Der bullige Kerl folgte ihr. Brown konnte nicht ahnen, dass er in diesem Moment sein Todesurteil bereits unterschrieben hatte.
*
Gloria Hoskins liebte es, wenn die Männer bei ihrem Anblick weiche Knie bekamen. Ihr waren ihre weiblichen Reize bewusst. In New Orleans kannte niemand ihre dunkle Vergangenheit. Und das war auch gut so. Die Kerle vergaßen meist sogar ihren eigenen Namen, sobald die schöne Hure einen Raum betrat.
Gloria öffnete die Tür zum Separee und zündete mit routinierten Bewegungen die Petroleumlampe an. Enoch Brown wurde ungeduldig. Er näherte sich ihr von hinten und legte seine schwieligen Pranken auf Glorias pralle Brüste. Mit diesen starken Händen konnte der kräftige Bursche eine Stake bewegen, um in den flachen Ufergewässern des Mississippi ein Floß manövrieren zu können. Aber gerade wegen seiner schweren Schufterei benötigte der Witwer immer mal wieder Entspannung und Vergessen in den Armen eines aufregenden Weibsbildes.
Gloria kicherte und entwand sich Browns Armen.
„Nicht so stürmisch, mein Riese! Du sollst ja deinen Spaß bekommen. Aber lass‘ mich erst aus dem Kleid steigen, du machst es mir sonst noch kaputt.“
Der Flößer war wirklich ein hochgewachsener Hombre, der das hübsche Freudenmädchen um einen Kopf überragte. Normalerweise war Brown es gewohnt, seine Knechte zu kommandieren. Doch in diesem Moment begab er sich nur allzu gern in Glorias Hände und folgte ihren Anweisungen.
Sie schubste ihn leicht, so dass er mit seinem Hinterteil auf dem weichen Bett landete. Ansonsten bestand die Einrichtung des Separees nur aus einem Wandschirm, zwei Stühlen und einer Kommode nebst Waschschüssel und Petroleumlampe. Aber Brown hatte keinen Blick für die Möblierung. Er konnte seine Augen nicht von Gloria lassen.
Und das war auch kein Wunder, denn nun entblätterte sich die schöne Frau. Gloria machte es quälend langsam. Sie wusste genau, dass sie dadurch die Vorfreude ihres Kunden bis ins Unerträgliche steigern konnte. Immer mehr von ihrer nackten milchweißen Haut wurde sichtbar, während sie das Kleid zu Boden rutschen ließ. Gloria trug darunter einen sündig-durchsichtigen Unterrock. Obwohl Brown ein regelmäßiger Bordellbesucher war, hatte er so feines Material noch niemals zuvor gesehen. Aber der filigrane Stoff kümmerte ihn sowieso nicht. Dem Flößer kam es auf den Inhalt an, nicht auf die Verpackung!
Glücklicherweise musste Brown auch nicht allzu lange warten, bis Gloria sich auch des Unterrocks entledigte. Unwillkürlich hielt der Flößer den Atem an, denn die üppigen Brüste der Hure quollen aus ihrem Korsett. Ihre runden Hüften waren noch von einer knielangen seidenen Unterhose bedeckt. Gloria drehte sich und wandte dem Mann ihre dralle Kehrseite zu.
„Könntest du mir bitte das Korsett aufschnüren?“
Es gab nichts, was Brown in diesem Moment lieber getan hätte. Seine Liebeslanze war bereits aufgerichtet und beulte die derbe zerschlissene Leinenhose des Flößers in der Hüftgegend gewaltig aus. Mit zitternden Fingern versuchte Brown sein Bestes. Aber er war so erregt, dass er die Schnüre noch stärker verknotete.
Gloria warf ihm über die Schulter hinweg einen spöttischen Blick zu und begann zu lachen.
„So wird das nichts, Darling! Ich glaube, du möchtest mit deinen starken Fingern lieber etwas anderes tun, oder?“
Die rothaarige Schönheit erwartete keine Antwort, sondern legte ihr Korsett nun doch selbst ab. Sie drehte Brown wieder ihre Vorderseite zu.
„Du darfst mir aber die Unterhose ausziehen, wenn du …“
Die Hure konnte den Satz nicht beenden, denn mit der Selbstbeherrschung des Flößers war es nun endgültig vorbei. Er zog Gloria in seine starken Arme, was die junge Frau mit einem verblüfften Jauchzer quittierte. Sie mochte es, wenn Männer richtig leidenschaftlich waren. Dann machte ihr der Job auch Freude.
Brown zog Glorias Unterhose herunter und legte seine kräftigen Hände auf ihre warmen weichen Pobacken. Er hockte immer noch auf der Bettkante, während seine Gespielin vor ihm stand. Ihre Brüste wippten unmittelbar vor seinem Gesicht.
Gloria kicherte wild, und dann drückte sie Brown nach hinten auf die Matratze.
„Ist dir gar nicht warm, Mister? Ich finde, du hast noch viel zu viel Stoff am Leib.“
Der Flößer konnte dem Freudenmädchen nicht widersprechen, denn sein massiger Körper steckte nicht nur in den Leinenhosen und den wasserdichten Seestiefeln, sondern auch noch in einer dicken blauen Joppe und einem kragenlosen Hemd. Gloria konzentrierte sich zunächst auf das Wesentliche und öffnete seinen Gürtel. Währenddessen hockte sie sich mit gespreizten Schenkeln auf den Mann.
Sein Luststab sprang Gloria förmlich entgegen, als sie seine Hose aufgeknöpft hatte. Brown gab einen langgezogenen Laut der Wonne von sich. Das war allerdings auch kein Wunder, denn Gloria umfasste seine prachtvolle Fleischpeitsche mit ihrer zierlichen Faust und begann mit einer raffinierten Liebkosung.
Brown erkannte, dass diese freche Rothaarige ihren Hurenlohn wirklich wert war. Flammen der Lust loderten in seinem Unterleib, als Gloria nun ihre Berührungen fortsetzte. Ihre Finger ließen seine Lüsternheit noch weiter anwachsen. Und als die junge Schönheit auch noch ihre kirschroten Lippen und ihre flinke Zunge einsetze, da wähnte sich Brown bereits am Tor zum Paradies.
„Du … raffiniertes Biest …“, keuchte der bullige Flößer. Gloria hielt mit ihrer Tätigkeit inne und grinste den Mann erneut frech an. Er war wie Wachs in ihren Händen, und das genoss sie durch und durch.
„Soll ich lieber aufhören, Mister?“
„Nein, mach‘ weiter.“
Das ließ sich Gloria nicht zweimal sagen. Je länger sie den Mann verwöhnte, desto größer wurde ihre eigene Erregung. In ihrem früheren Leben hatte die Venusdienerin sich immer nur zu ihrem eigenen Vergnügen mit Männern eingelassen. Das war noch gar nicht so lange her. Erst als ihr in Greenville der Boden unter den Sohlen zu heiß geworden war, hatte sie die Flucht nach New Orleans ergriffen. Und hier erkannte Gloria, wie einfach sich mit ihrem Körper Geld verdienen ließ.
Browns kräftiger Körper zuckte unter Glorias gekonnten Griffen. Der halbnackte Flößer erinnerte die Hure an einen Grizzlybären, wenngleich er nicht ganz so stark behaart war wie das imposante Raubtier. Die Rothaarige schälte ihren Kunden aus seinen verbliebenen Kleidungsstücken, bis er splitternackt vor ihr auf dem Bett lag.
Dem starken Mann liefen abwechselnd heiße und kalte Wonneschauer über den Rücken. Gloria glitt jetzt nämlich auf ihn, rieb ihren weichen warmen jungen Leib an seinem vernarbten Körper. In diesem Moment vergaß Brown alle Entbehrungen und Gefahren, die er bei seinen Floßfahrten auf dem breiten Strom hinter sich gebracht hatte. Doch so schön es auch war, so füllte das Vorgeplänkel ihn nicht richtig aus. Er wollte die Frau jetzt richtig spüren.
Intuitiv erkannte Gloria seine Absicht, denn sie besaß ein feines Gespür für die Männer. Das machte sie ja gerade in ihrem Job so erfolgreich. Die Venusdienerin ließ sich neben Brown auf die Matratze fallen und öffnete verlockend ihre wohl geformten Oberschenkel, die in langen schwarzen Seidenstrümpfen steckten.
„Komm!“, gurrte sie verheißungsvoll lächelnd.
Das ließ sich der Flößer nicht zweimal sagen. Browns Liebeslanze stand einsatzbereit schräg nach oben. Gloria war jetzt durch die Spielereien selbst schon ganz auf lüsternen Männerbesuch eingestellt. In ihrem Unterleib spürte sie ein warmes Verlangen nach hartem Männerfleisch. Genussvoll rang die Hure nach Atem, als Browns großer Pfahl langsam in ihre Honiggrotte glitt. Schon bald stellte sich Glorias Körper auf den ersehnten Eindringling ein.
Die üppigen Brüste der Venusdienerin wippten im Rhythmus mit, als Brown nun mit seinen kraftvollen Bewegungen begann. Der Mann und die Frau vereinten sich voller Inbrunst und Leidenschaft. Der Flößer erreichte einen grandiosen Lust-Zenit und schrie seine Wonne in die Welt hinaus. Auch Gloria wurde vom schönsten aller Gefühle durchzuckt, als der Lebenssaft des starken Mannes ihren Unterleib überschwemmte.
Allmählich kamen die Hure und ihr Kunde wieder zu Atem. Brown fühlte sich entspannt und pudelwohl. Und obwohl der Flößer ansonsten kein großer Volksredner war, konnte er in diesem Moment seinen Mund nicht halten.
„Morgen früh breche ich Richtung Norden auf, Süße. Die Leute denken, dass wir bloß ein paar Säcke Zucker und einige Kisten Tee nach Greenville schaffen. Ha! Wenn die wüssten …“
„Wovon sprichst du denn?“, fragte Gloria, während sie sich an Browns behaarte Schulter schmiegte.
„Ich meine die Lohngelder der Eisenbahngesellschaft! Du hast wahrscheinlich auch schon gehört, dass der Mississippi mal wieder von Piraten unsicher gemacht wird. Diese Halsabschneider haben es vor allem auf Dampfer abgesehen. Kein Mensch rechnet damit, dass 50.000 Dollar in Gold auf einem einfachen Floß transportiert werden, gut versteckt zwischen Baumwollballen und Zuckersäcken.“
Brown lachte, und Gloria kicherte ebenfalls.
„Das ist eine tolle Idee, wirklich! Da werden die Galgenvögel diesmal leer ausgehen.“
Wenig später verabschiedete sich der Flößer, denn er musste in aller Herrgottsfrühe aufstehen. Nun hielt es auch Gloria nicht mehr im Bett. Sie kritzelte eine verschlüsselte Botschaft auf ein Blatt Papier und gab es dem jungen schwarzen Laufburschen des Bordells.
„Hier, renne damit zur Telegraphenstation. Die Nachricht muss sofort gemorst werden!“
Die Hure gab dem Kerlchen ein gutes Trinkgeld und einen Kuss auf die Wange. Grimmig lächelnd schaute sie ihm nach, als er durch den Hinterausgang verschwand.
Glorias Freundin Jenny würde hocherfreut über Browns Geschwätzigkeit sein …
*
Das Floß glitt langsam durch die Mangrovensümpfe. Enoch Brown ahnte nichts von der Gefahr, die im Dickicht der undurchdringlich erscheinenden Vegetation auf ihn und seine drei Knechte lauerte.
Sam, Jake und Cliff waren erfahrene Flößer. Genau wie ihr Boss Enoch Brown hatten sie das große Transportfloß bereits unzählige Male zwischen dem Delta und dem Oberlauf des mächtigen Stroms sicher ans Ziel gebracht. Dabei waren sie oft genug in heftige Unwetter geraten, hatten Kollisionen überstanden und einmal sogar einen Schwelbrand auf dem Floß gehabt.
Brown kniff die Augen zusammen und wandte sein wettergegerbtes Gesicht der untergehenden Sonne zu.
„Legt euch ins Zeug, Männer! Ich will Morgantown erreichen, bevor der Mond am Himmel steht.“
Dabei ging der Boss mit gutem Beispiel voran und stakte das Floß höchstpersönlich kräftig vorwärts. Der alte Sam spuckte Tabaksaft in den Fluss. Sein Lachen erinnerte an das Meckern eines Ziegenbocks.
„Hast du eine Verabredung, Boss? Gibt es in Morgantown eine Schöne der Nacht, für die du dich erwärmt hast?“
Brown nahm den gutmütigen Spott seines Flößers nicht übel. Es war allgemein bekannt, dass der starke Kerl eine Schwäche für verführerische Venusdienerinnen hatte. Allerdings machte Brown auch kein Geheimnis aus seinen Liebesabenteuern, sondern prahlte sogar damit.
„Ja, ich könnte mir Vieles vorstellen, was ich mit so einem vollbusigen Freudenmädchen … verflucht, was ist das?!“
Brown unterbrach sich selbst, denn er bemerkte Bewegungen auf der großen stillen Wasserfläche vor sich. Der Flößer-Boss kletterte auf einen Baumwollballen, um besser spähen zu können. Im letzten Licht der sich senkenden Sonne waren drei flache Boote zu erkennen. Sie bewegten sich schnell und beinahe lautlos durch das Wasser, kreisten das schwerfällig Floß von mehreren Seiten ein.
„Zum Henker, sind das die Leute dieser Flusspiraten-Jenny?“
Sam sprach seine Befürchtung laut aus, aber Brown fuhr ihm sofort über den Mund.
„Glaubst du etwa auch diese Ammenmärchen, alter Narr? Ein Flintenweib als Anführerin von einer Handvoll Höllenhunde? So ein Unsinn! Wenn uns jemand Ärger machen will, dann geben wir ihm Saures!“
Doch Browns markige Worte erinnerten seine Männer eher an das sprichwörtliche Pfeifen im dunklen Wald. Keiner von den Flößern war ein Feigling, doch zweifellos hatten die Kerle in den Booten keine friedlichen Absichten. Und sie waren in der Überzahl.
Ein Schuss zerfetzte die Stille auf dem Fluss. Der alte Sam gab einen gurgelnden Laut von sich und fasste sich an die Brust. Er kippte rückwärts in den Mississippi. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse konnte man sehen, wie sich das Wasser um ihn herum sofort rot färbte.
„Zu den Waffen, Leute!“
Browns Stimme vibrierte nun vor Anspannung. Er selbst ließ seinem Befehl Taten folgen und packte seine Springfield Rifle. Jake und Cliff folgten seinem Beispiel und zogen ebenfalls ihre Schießeisen.
Natürlich waren die Flößer bewaffnet, denn in den unendlichen Wasserweiten des mächtigen Stroms waren sie ganz auf sich allein gestellt. Dort gab es keinen Sheriff und keinen Marshall, der ihnen helfen konnte. Doch die Schusswaffen in ihren Fäusten machten sie noch lange nicht zu erfahrenen und harten Kämpfern.
Und sie hatten es mit rücksichtslosen Killern zu tun. Die Angreifer nahmen Brown und seine beiden noch lebenden Knechte ins Kreuzfeuer. Ein schriller Befehl aus weiblicher Kehle stachelte die Piraten noch weiter an. Brown blutete bereits aus zwei Wunden am rechten Oberschenkel und am linken Arm. Hilflos musste er mit ansehen, wie erst Jake und dann Cliff zusammengeschossen wurden.
An diesem zunächst so friedlich erscheinenden Mississippi-Abend bekamen die Alligatoren ein Festmahl. Die Panzerechsen schwammen auf das Floß zu, das von den Banditen geentert wurde. Gefühllos stießen die Piraten ihre toten Opfer ins Wasser. Dort begannen sich die Alligatoren um die Beute zu balgen.
Nur Enoch Brown lebte noch. Die Munition war ihm ausgegangen, und mit der nutzlos gewordenen Springfield in den Fäusten erwartete er seine Feinde. Mehrere Halsabschneider umringten den Flößer-Boss, ihre Revolvermündungen auf ihn gerichtet. Ihre Visagen hatten sie hinter schwarzen Halstüchern verborgen, die sie sich vor Mund und Nase gebunden hatten.
Brown begriff, dass er verloren war. Und er spürte die Todesangst in seinem Inneren hochkriechen. Die Hundesöhne zielten schweigend mit ihren Knarren auf ihn. Sie schienen auf etwas zu warten. Oder auf jemanden?
Und dann kam plötzlich noch eine andere Gestalt auf Brown zu. Trotz der ungünstigen Lichtverhältnisse erkannte der Flößer-Boss, dass er es mit einem Weibsbild zu tun hatte.
Heavens, sagte sich Brown, diese prachtvoll geformten Apfelbrüste unter der Hemdbluse konnten einfach keinem Hombre gehören!
Auch die langen blonden Haare und die runden Hüften wollten nicht zu einem Mann passen, der sich jeden Morgen das Gesicht mit einem Messer rasieren muss. Brown erkannte, dass die vagen Gerüchte über eine Piratenchefin auf dem Mississippi der Wahrheit entsprachen. Aber diese Tatsache würde der Flößer wohl niemandem mehr mitteilen können …
„Du weißt, wer ich bin?“
Brown wollte antworten, aber seine Kehle war plötzlich staubtrocken. Er konnte die Frau nur stumm und flehend anstarren. Aber ihr stechender Blick war kalt und abschätzig.
„Man nennt mich Flusspiraten-Jenny“, sagte die Blonde. „Wo sind die Golddollars?“
Brown wurde von einem eisigen Schreck durchzuckt. Woher wusste dieses Galgenbiest von den Lohngeldern der Eisenbahngesellschaft? Im nächsten Moment erinnerte sich der Flößer-Boss. Er hatte bei der Hure in New Orleans seinen Mund nicht halten können. Und das wurde ihm jetzt zum Verhängnis!
Sein Schweigen kam bei Flusspiraten-Jenny nicht gut an. Jedenfalls zog sie einen Navy-Colt mit langem Lauf aus dem Gürtel und spannte den Revolverhahn.
„Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit, du Klotzkopf!“
Jennys Stimme war so scharf wie ein Peitschenknall. Hoffnung keimte in Brown auf. Vielleicht würde die Verbrecherin ihn am Leben lassen, wenn er ihr das Versteck verriet. Browns Rechte zitterte, als er auf einen Warenstapel deutete.
„D-da, unter den Baumwollballen in der Mitte. Die Lohngelder sind in blaues Wachspapier eingeschlagen.“
Flusspiraten-Jenny schnaubte verächtlich.
„Du kannst ja doch reden, Mister. Dafür hast du dir eine Belohnung verdient.“
Der Schuss krachte. Eine unterarmlange Flammenzunge leckte aus der Mündung des Navy Colts. Heißes Blei hämmerte in Browns Brust. Die Mörderin gab ihren Schergen durch eine knappe Kopfbewegung ein Zeichen.
Die Piraten stießen Browns Leichnam in den dunklen Fluss. Der Ermordete hatte nicht gelogen. Wenig später fanden sie die Lohngelder.
*
Eve Barns lächelte. Die junge Brünette in dem sandfarbenen hochgeschlossenen Kleid betrat zum ersten Mal in ihrem Leben die Planken eines Mississippi-Dampfers. Und das, obwohl sie am Ufer des großen Stroms aufgewachsen war. Beeindruckt schaute Eve an den Aufbauten des Schiffes hoch.
Die „General Grant“ war mit ihren steil aufragenden schmalen Schornsteinen und ihren mächtigen seitlichen Schaufelrädern eines der größten Wasserfahrzeuge auf dem Fluss.
Eva fand zwischen den anderen Passagieren einen Platz an der Reling. Sie winkte nun ihren Eltern zu, die neben anderen Angehörigen und Freunden auf dem Anleger von Port Gibson standen.
„Und vergiss‘ nicht, Onkel Patrick von uns zu grüßen!“, rief Eves Vater. Seine Stimme war laut, weil er das Stampfen der Dampfermaschinen übertönen wollte. Seine Frau sagte nichts, sondern trocknete sich nur die rotgeweinten Augen mit einem spitzenumhäkelten Taschentuch.
Die Dampfpfeife ertönte, und Matrosen lösten die dicken Manilataue von den Duckdalben. Langsam wie ein Alligator beim Anpirschen an die Beute schob sich die „General Grant“ in die Fahrrinne. Die schwarzen Arbeiter am Ufer stimmten einen Blues an, und die wehmütige Melodie folgte dem Schiff auf dem Weg flussabwärts.
Auch Eve hatte einen dicken Kloß im Hals, ihre Augen schimmerten feucht. Es war das erste Mal in ihrem zwanzigjährigen Leben, dass sie dem verschlafenen Nest Port Gibson den Rücken kehrte. Eve wusste natürlich nicht, was sie in der großen unbekannten Stadt New Orleans erwartete.
Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was sich die Ladys ihres Heimatortes hinter vorgehaltener Hand zu tuschelten, dann musste die Großstadt im Mündungsdelta ein wahrer Sündenpfuhl sein.
„So allein auf Reisen, Miss?“
Eve zuckte zusammen. Die übrigen Passagiere hatten sich zerstreut, es stand niemand mehr neben ihr. Doch nun gesellte sich ein junger Schiffsoffizier zu ihr. Der sommersprossige Hombre in seiner marineblauen Uniform hatte sie soeben angesprochen und legte nun grüßend seine Rechte an den Mützenschirm. Auf seinem lächelnden Gesicht konnte Eve ein deutliches Interesse an ihr erkennen.
Gewiss, die junge Frau hatte noch nicht viel Erfahrung mit dem starken Geschlecht. Außer ein paar harmlosen Knutschereien war da bisher nichts gewesen. Aber sie spürte ganz deutlich, wenn sich ein Mann für sie entflammte. Und dieser Uniformierte hier machte ihr auf jeden Fall schöne Augen.
„Gestatten Sie, dass ich mich selbst vorstelle, Miss? – Mein Name ist Joseph Keagan. Ich bin der Zweite Offizier auf der ‚General Grant‘.“
Eve reichte ihm ihre schmale Hand.
„Sehr erfreut, Mister Keagan. Ich heiße Eve Barns. – Dieses Schiff ist wirklich sehr beeindruckend.“
Keagan lächelte so geschmeichelt, als ob er den Steamer höchstpersönlich entworfen und gebaut hätte.
„Ja, nicht wahr? Die ‚General Grant‘ wurde erst im vorigen Jahr in Dienst gestellt. Sie können völlig unbesorgt sein, Miss Barns. Auf diesem Schiff wird Ihnen nichts passieren.“
„Davon bin ich überzeugt. Aber was sollte mir denn auch geschehen? Die Hurrikan-Saison hat doch noch gar nicht begonnen.“
„Davon spreche ich nicht, Miss Barns. Vielmehr meine ich die Piraten, die seit einigen Monaten unseren geliebten Mississippi unsicher machen.“
„Piraten?“ Eve erschrak. „Ich hielt die Geschichten, die ich gehört habe, stets nur für Aufschneidereien von prahlsüchtigen Flussschiffern.“
Der junge Offizier schüttelte den Kopf.
„Leider nicht, Miss Barns. Erst in der vorigen Woche wurde ein Transportfloß von diesen Bestien in Menschengestalt überfallen. Es gab vier Todesopfer, und die Ladung ging in Flammen auf. Ein Alligatorjäger hat vom Ufer aus alles beobachtet, sonst hätte es keine lebenden Zeugen gegeben.“
Eve schlug entsetzt die Hand vor ihren Mund. Sie war geschockt, denn sie verabscheute alle Arten von Gewalt.
„Mein Gott! Warum gibt es nur Menschen, die so etwas tun?“
„Das weiß wirklich nur unser Schöpfer, Miss Barns.“ Keagan legte beruhigend seine Rechte auf ihren Unterarm. „Aber Sie haben nichts zu befürchten. Unser Schiff ist zu groß, um von diesen Schurken angegriffen zu werden. Und falls die Piraten sich doch sehen lassen, dann werden sie sich eine blutige Nase holen.“
„Wieso?“
„Weil wir eine ganze Kompanie Marineinfanteristen an Bord haben. Diese Marines sind mit Gatling-Maschinenkanonen und mit neuesten Repetiergewehren ausgerüstet. – Sie merken also, dass Sie sich Ihr hübsches Köpfchen nicht über mögliche Risiken zerbrechen müssen.“
Bevor Eve etwas erwidern konnte, ertönte eine befehlsgewohnte Männerstimme.
„Mister Keagan! Sie werden nicht für die Unterhaltung der weiblichen Passagiere bezahlt! Auf Ihren Posten, aber etwas plötzlich.“
Eve und Keagan blickten sich um. Hinter ihnen stand ein Graubart mit grimmigem Gesicht auf der Kommandobrücke. Unwirsch schaute er auf seinen Untergebenen hinab. Die Rangabzeichen auf dem Uniformrock wiesen den älteren Uniformierten als Kapitän aus.
„Die Pflicht ruft, Miss Barns. Aber ich hoffe, dass wir noch öfter miteinander sprechen können.“
Keagan stieß diese Worte hastig hervor und eilte dann zu einigen Matrosen, die am Ankergeschirr offenbar auf Anweisungen von ihm warteten.
Eve fühlte sich nicht gerade beruhigt, nachdem der Zweite Offizier ihr von den Piraten erzählt hatte. Gewiss, im Lauf des Tages erblickte sie öfter die Marineinfanteristen, die auf dem Vorderdeck exerzierten. Diese Soldaten sahen wirklich wie eisenharte Burschen aus, mit denen man sich besser nicht anlegte. Trotzdem blieb das beklemmende Gefühl im Inneren der jungen Frau.