Where Good Girls go to Die (Good Girls 1) - Holly Renee - E-Book

Where Good Girls go to Die (Good Girls 1) E-Book

Holly Renee

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  • Herausgeber: Cove
  • Sprache: Deutsch
Beschreibung

Es war von Anfang an eine schlechte Idee. Liv kennt Parker, seit sie denken kann - er ist der beste Freund ihres großen Bruders, ihr ständiger Schatten in der Jugend … und ihr heimlicher Schwarm. Doch aus Blicken wurde echte Nähe - bis er ihr Herz brach. Vier Jahre sind seitdem vergangen. Vier Jahre, in denen Liv versucht hat, ihn zu vergessen. Doch als sie sich wiedertreffen, ist plötzlich nichts mehr, wie es war. Die Gefühle, die sie längst verdrängt glaubte, sind mit einem Schlag wieder da. Nur ist Liv längst nicht mehr das verträumte Mädchen von damals. Und auch Parker ist nicht mehr derselbe - dunkler, rauer, mit einer Vergangenheit, die Spuren hinterlassen hat. Hat eine zweite Chance überhaupt Platz in einer Geschichte, die nie hätte beginnen dürfen? Explosiv, leidenschaftlich, messy- für alle, die Geschichten vollerverstohlener Blicke, verbotener Gefühle und emotionalem Chaos lieben. Für Fans der Tropes Second Chance und Brother's Best Friend! Where Good Girls Go to Die ist der erste Band der knisternden Good-Girls-Serie. Jedes Buch erzählt die Geschichte eines neuen Paares und kann unabhängig gelesen werden.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Holly Renee

Where Good Girls go to Die

Aus dem Englischen von Dorothee Witzemann

Es war von Anfang an eine schlechte Idee.

Liv kennt Parker, seit sie denken kann – er ist der beste Freund ihres großen Bruders, ihr ständiger Schatten in der Jugend … und ihr heimlicher Schwarm. Doch aus Blicken wurde echte Nähe – bis er ihr Herz brach.

Vier Jahre sind seitdem vergangen. Vier Jahre, in denen Liv versucht hat, ihn zu vergessen. Doch als sie sich wiedertreffen, ist plötzlich nichts mehr, wie es war. Die Gefühle, die sie längst verdrängt glaubte, sind mit einem Schlag wieder da.

Nur ist Liv längst nicht mehr das verträumte Mädchen von damals. Und auch Parker ist nicht mehr derselbe – dunkler, rauer, mit einer Vergangenheit, die Spuren hinterlassen hat.

Hat eine zweite Chance überhaupt Platz in einer Geschichte, die nie hätte beginnen dürfen?

Wohin soll es gehen?

Vorbemerkung

Buch lesen

Content Note

Über die Autorin

V O R B E M E R K U N G

Liebe Leserin, lieber Leser,

dieser Roman enthält potenziell triggernde Inhalte. Aus diesem Grund befindet sich hier ein Hinweis darauf. Am Romanende findest du eine Themenübersicht, die Spoiler enthält.

Entscheide bitte für dich selbst, ob du diese Warnung liest. Gehe während des Lesens achtsam mit dir um. Falls du auf Probleme stößt und/oder betroffen bist, bleibe damit nicht allein. Wende dich an deine Familie und an Freunde oder suche dir professionelle Hilfe.

Wir wünschen dir alles Gute und das bestmögliche Erlebnis beim Lesen dieser besonderen Geschichte.

für meine Momma,

von dir habe ich gelernt, dass ich nicht immer ein braves Mädchen sein muss.

Du hast mir gezeigt, dass es in Ordnung ist, wild, lustig und rebellisch zu sein.

Du hast mich dazu gedrängt, mutig und ehrgeizig zu sein.

Ich habe dich tanzen sehen, als wäre es dir scheißegal, wer zusieht, und dein Lachen ist laut, unbekümmert und ansteckend.

Ich habe mich in dein ganzes Wesen verliebt und dadurch auch gelernt, mich selbst zu lieben.

Also: auf dich.

Die Frau, durch die jede Party erst richtig gut wird.

Das hier ist für dich.

KAPITEL 1

GIRLS, GIRLS, GIRLS

Liv

In jedem Leben kommt einmal der Zeitpunkt, wo einem klar wird, dass die Dinge, von denen man immer dachte, man würde sie sich wünschen, nie eintreffen werden. All die Träume vom Happy End mit Familie, Haus und Hund glitten mir durch die Finger, als würde ich versuchen, eine Rauchwolke festzuhalten. Sinnlos und unrealistisch.

Ich lernte auf die harte Tour, dass die Realität eine kaltherzige Bitch ist. Sie brachte es mir nicht langsam und schonend bei. Es gab keinen sanften Schubs, nach dem ich blinzelnd meine goldbraunen Augen öffnete, bis ich die Wahrheit vor mir sah.

Sie stieß mich kopfüber hinein.

Im freien Fall klammerte ich mich verzweifelt an das, was ich so unbedingt wollte, und klatschte ins eiskalte Wasser der Realität. Ich schnappte nach Luft, der Schmerz setzte augenblicklich ein, aber im Gegensatz zu Wasser machte mich die Realität nicht taub. Ich spürte diesen Schmerz jeden Tag. Dumpf und gleichbleibend setzte er sich in meinen Knochen fest.

Mein Schmerz war genauso ein Teil von mir wie alles andere. Er war real und greifbar, und immer, wenn ich dachte, der Druck auf meiner Brust würde ein bisschen weniger, erinnerte mich die Realität daran, wer das Sagen hatte, und zerquetschte mich wieder genauso mühelos wie beim ersten Mal.

Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich hier landen würde. Wenn ich zurückdenke, weiß ich gar nicht so genau, wie es passiert ist. Ab wo alles schieflief.

Es war ein Tag wie jeder andere. Der Geruch nach Zigarettenrauch und zu süßem Parfum heftete sich an meine Haut, als ich zur Tür hereinkam. Mit dem Klicken des Türschlosses verschwand die Welt da draußen und ich tauchte ein in eine Welt der Mysterien, Lust und nackten Haut.

Mit sicheren, selbstbewussten Schritten ging ich zu meinem Platz, aber meine Hände zitterten, als ich begann, meine Augen kohlschwarz zu umranden. Es war leicht, alle anderen zu täuschen, zu leicht, aber mich selbst konnte ich unmöglich reinlegen. Ich suchte mein Spiegelbild nach einer Spur der Unschuld ab, die früher einmal in meinem Gesichtsausdruck gelegen hatte. Aber von dem Mädchen, das ich gekannt hatte, war keine Spur mehr zu finden.

Zarte schwarze Spitze umhüllte meine Brüste, ein harter Kontrast zu meiner blassen Haut, und es hätte schön aussehen können, wenn nicht klar gewesen wäre, dass mich innerhalb der nächsten paar Minuten Männer anschreien würden, sie auszuziehen. In einer anderen Situation, in einem anderen Leben, hätte ich das Gefühl des weichen Stoffs auf meiner Haut wahrscheinlich gemocht, aber in diesem Leben erstickte er mich. Er war eine Erinnerung daran, was aus mir geworden war, und er versengte meine Haut wie ein Brandeisen.

Ich sah den anderen Frauen im Raum zu, wie sie ihre Fassade anlegten. Jede von ihnen hatte eine andere Geschichte, die sie herführte. Nicht viele trafen diese Entscheidung ohne Grund. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht wusste, was mich an diesen Punkt gebracht hat, aber verdammt, ich hasste den Gedanken daran. Nicht, weil meine Geschichte so tragisch wäre, sondern weil es die Geschichte eines gebrochenen Herzens war. Ich hatte mich von einem Mann zerstören lassen, und seitdem war ich ein Feigling.

»Liv, du bist dran, Süße«, rief Mark von dem Seidenvorhang herüber und lächelte mich an.

Mark war schmierig, aber nett zu mir. Zwar bezahlte ich seine Freundlichkeit, indem ich ihm am meisten Geld einbrachte, aber ich nahm sie trotzdem. Ich hatte keine Freunde in Atlanta. Ich hatte keine Familie. Sie waren alle noch drüben in Tennessee, aber ich durfte nicht an zu Hause denken, denn dann dachte ich an ihn. Ich konnte es mir nicht leisten, an ihn zu denken. Es machte mich im Kopf kaputt. Es machte alles kaputt.

Ich spürte die Blicke und das gezischte Getuschel der anderen, als ich vorbeiging, aber mir war egal, was sie von mir dachten. Es hatte eine Zeit gegeben, wo es mir etwas ausgemacht hätte, aber das war lange her. Jetzt zählte nur noch, dass die Männer mich liebten, dass mir hier niemand nahe genug kam, um mich zu verletzen, und dass ich am Ende des Abends mit einem dicken Bündel Scheine hier rausging.

»Wir haben einen Junggesellenabschied in Raum eins«, las Mark von seinem Klemmbrett ab. »Sie haben viel Geld bezahlt, und ich habe ihnen unsere Besten versprochen.« Er strich mir mit seinem dicken Finger über die Wange, und ich zwang mich, nicht zurückzuweichen. Von seinem Geruch nach Alkohol und billigem Aftershave wurde mir schlecht, aber ich versteckte meine aufsteigende Übelkeit hinter einem falschen Lächeln, das ich in den letzten Jahren zu meistern gelernt hatte. »Du fängst an, dann schicke ich noch ein paar von den anderen Mädchen zu dir rein.«

Junggesellenabschiede gehörten zu den Dingen, die ich an dem Job am wenigsten mochte. Das Tainted war nicht irgendein billiger Club, wo jeder einfach reinspazieren konnte. Es war elitär, und die Männer, die durch diese Türen kamen, waren es auch. Sie hatten Erwartungen. Sie hatten einen gewissen Geschmack, und das Tainted war darauf ausgerichtet.

Aber Junggesellenabschiede?

Die waren eine andere Nummer.

Männer auf Junggesellenabschieden waren barbarisch. Der Alkohol floss in Strömen, die Hemmschwellen waren niedrig und die Männer waren angeheizt von der Aussicht darauf, den Rest ihres Lebens mit nur einer Frau zu verbringen.

Ich atmete einmal tief durch und machte mich auf den Weg zu Raum eins. In dem Separee saßen mehrere Männer mit Sicht auf die Bühne, auf der ich tanzen würde. Als das Licht gedimmt wurde, suchten ihre erwartungsvollen Blicke den schwarzen Vorhang ab. Versuchung lag in der Luft, und ich war die Verführerin.

Der harte Beat der Musik ließ die Bühne unter meinen Füßen vibrieren, als ich mich hinterm Vorhang bereitstellte. Ich zog mir die kunstvoll gearbeitete Maske vor die Augen. Mark glaubte, ich wollte damit mysteriöser wirken, aber ich brauchte diese Maske. Nur so brachte ich den Mut auf, um auf die Bühne zu gehen. Hinter ihr konnte ich mich verstecken. Hinter ihr war ich sicher.

Äußerlich sah ich wie eine selbstbewusste, sexy Frau aus, innerlich starb jedes Mal ein Stückchen von mir, wenn ich raus auf die Bühne ging. Aber ich konnte es verstecken. Ich musste.

Der Song nahm Fahrt auf, und als ich mein Stichwort hörte, holte ich tief Luft, füllte meine Lunge und atmete all meine Nervosität mit einem Schwall aus. Ich war nicht mehr Olivia Mae Conner. Ich war Liv, und diese Bühne war mein Reich.

Meine schwarzen High Heels schimmerten im Scheinwerferlicht, als ich das kleine schwarze Podest betrat. Die Männer johlten und pfiffen, sobald sie mich sahen, aber ich versuchte, sie auszublenden. Ich konzentrierte mich auf den Rhythmus von Shameless von The Weeknd, meinen Song, und ich ließ den Text auf mich wirken.

Mit der rechten Hand umfasste ich die Stange in der Bühnenmitte und mich überlief Gänsehaut von dem kalten Metall. Langsam umrundete ich die Stange und schaute in den Raum.

Die meisten der Männer trugen teure, perfekt gebügelte und maßgeschneiderte Anzüge. Zwischen ihren Lippen hingen lange Zigarren, und sie hielten Gläser mit ihrem bevorzugten Gift in den Händen.

Ich beendete meine Runde, stand jetzt mit dem Rücken an der kalten Metallstange vor ihnen und ließ mich plötzlich nach unten sinken, die Schenkel gespreizt, der Blick auf meinen Körper war frei. Ich hörte, wie hier und da scharf eingeatmet wurde, und ich wusste, dass ich meinen Job gut machte. Hungrig starrten die Männer mich an.

Mit kreisenden Hüften schraubte ich mich wieder nach oben, aber ich verlor kurz den Halt, als ich in das grüne Augenpaar blickte, das mich aus der Mitte des Raums anstarrte. Unleugbare Lust sah mich daraus an.

Ich blinzelte, meine langen Wimpern streiften meine Maske, und tanzte weiter. Aufrecht stehend beugte ich den Oberkörper nach unten und strich mir mit der Hand am Bein entlang. Meine Hüften bewegten sich zum Rhythmus der Musik und mein Herz schlug viel schneller. Er kam mir bekannt vor, zu bekannt, aber ich konnte ihn von hier aus beim Tanzen nicht genau genug sehen. Aber als ich wieder ins Publikum schaute, konnte ich mich nicht von ihm losreißen.

Er sah gefährlich aus, erinnerte mich an eine schlechte Angewohnheit. Er war etwas, von dem ich wusste, dass ich es nicht wollen sollte, und trotzdem fühlte ich mich von ihm angezogen.

Es gab kaum einen Zentimeter Haut an ihm, der nicht von Tattoos bedeckt war. Im schummrigen Licht konnte ich die Motive nicht erkennen, aber ich sah seine Hand um ein Kristallglas gelegt, und sämtliche Fingerglieder waren tiefschwarz tätowiert.

Sein Blick durchbohrte mich. Er beobachtete jede Drehung meiner Hüften. Er verfolgte jede einzelne meiner Bewegungen wie ein Jäger, der seine Beute belauert.

Mein Körper kannte die Musik und bewegte sich, ohne dass ich viel darüber nachdenken musste. Meine Hüften kreisten, meine Hände streichelten, und die Männer vor mir sogen es auf wie einen Wassertropfen in der Wüste.

Aber ich musste näher an ihn heran.

Das Bedürfnis herauszufinden, woher ich ihn kannte, war überwältigend. Ich stieg von der Bühne, ging aber nicht sofort zu ihm hinüber. Stattdessen ließ ich mir Zeit, schenkte jedem Mann im Raum einen genaueren Blick, während ich mich zu ihm vorarbeitete. Nebenbei beobachtete ich ihn. Ich suchte die Schatten, die sein Gesicht umwölkten, nach einer Ähnlichkeit ab, wer er sein könnte.

Erst als ich bei dem Mann neben ihm ankam, konnte ich ihn wirklich betrachten. Sobald ich seine durchdringenden grünen Augen sah, wusste ich, warum er mir so bekannt vorkam. Es war das Augenpaar, das mich seit vier Jahren in meinen Träumen heimsuchte.

Parker fucking James.

So, wie er mich musterte, glaubte er auch, mich zu kennen, aber er war noch nicht drauf gekommen. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte, war ich noch ein Mädchen gewesen. Mein Körper war jetzt anders. Meine Haare waren anders. Verdammt, ich war ein völlig anderer Mensch.

Nicht mehr das Mädchen mit den mausbraunen Haaren und den langen, schlaksigen Beinen. Ich kam endlich mit meinem Körper klar, und ich schämte mich nicht mehr dafür. Ich hatte nicht mehr diese Zögerlichkeit, die ihn anbettelte, mir beizubringen, was ich tun sollte. Meine Bewegungen waren selbstbewusst und entschlossen.

Meine Hüften bewegten sich zur Musik und meine Knie streiften seine. Ich spürte diese kleine Berührung, als hätte ich mich verbrannt. Die Flammen züngelten an meinen Beinen hinauf und entfachten ein Feuer in meinem ganzen Körper.

Ich ließ die Finger zu seinen Schenkeln in der Anzughose sinken und spreizte sie sanft. Mein Körper rieb sich aus Gewohnheit an seinem, und sein starker, würziger Geruch hüllte mich ein. Es erinnerte mich an den Parker, den ich gekannt hatte, aber er roch jetzt so viel besser. Er roch wie ein Mann.

Die Hände ruhten auf den Armlehnen seines Sessels, aber ich sah, wie sich seine tätowierten Finger zu Fäusten ballten. Ich drehte mich so, dass ihm meine Haare an die Brust peitschten, und wandte ihm den Rücken zu. Jetzt saß ich praktisch auf seinem Schoß und holte bebend Luft, eine kurze Atempause, in der er mein Gesicht nicht sehen konnte.

An meinem Hintern konnte ich spüren, wie angetörnt er war, und dieses Wissen befeuerte mich. Parker war immer derjenige, der die Kontrolle hatte. Er war der Mächtige, aber nicht heute Abend.

Ich lehnte den Rücken an seine Brust und rieb meinen Hintern weiter an ihm, während ich mich zur Musik bewegte. Scheiße, er fühlte sich unglaublich gut an.

Seine Brust hob sich, dann streifte sein Atem meinen Nacken, als er hart ausatmete. Es erinnerte mich an damals vor vier Jahren, als ich mich ihm angeboten hatte, ihn praktisch angebettelt hatte, mit mir zu schlafen. Ich schloss die Augen, um die Erinnerung loszuwerden. Denk nicht darüber nach, Liv. Fang gar nicht erst damit an.

Ich beugte mich nach vorn und drückte den Rücken durch, rieb mich weiter an ihm. Seine Hand strich an meiner Wirbelsäule hinauf, und ein Schauder folgte seiner Berührung Zentimeter um Zentimeter.

»Nicht anfassen«, flüsterte ich, wie ich es bei jedem anderen Kunden auch getan hätte.

Seine Hand wurde an meiner Haut zur Faust, dann war sie weg. »Zieh das aus«, hörte ich seine tiefe, barsche Stimme, kaum hörbar über die Musik hinweg.

Mit zitternden Händen tastete ich nach dem Verschluss meines BHs an meinem Rücken. Ich konnte das. Vor ihm Schwäche zu zeigen, war keine Option.

Meine Finger drückten den Stoff in meine Haut, doch bevor ich den Haken lösen konnte, lag Parkers Hand auf meiner.

Sein Mund befand sich an meinem Ohr, und ich wäre fast gestorben, als ich seinen warmen Atem an meinem Ohrläppchen spürte. »Ich meinte die Maske. Wer bist du?«

Bei dieser Frage überlief mich am ganzen Körper ein Schauder. Ich war niemand. Zumindest für ihn. Nicht mehr. Statt ihm zu antworten, kreiste ich meine Hüften ein letztes Mal und widmete mich dem Mann neben ihm.

Er starrte mich immer noch an, und o Gott, ich wünschte, ich könnte meinen Blick von ihm losreißen. Ich bewegte mich wie auf Autopilot, spulte gedankenlos mein Programm ab. Aber als ich eine Hand am Band meiner Maske spürte, bekam ich Panik, und ich sah dem Mann vor mir suchend ins Gesicht, als die Maske auf den Boden fiel.

Scham überlagerte jeden anderen Gedanken, als ich meinen Namen aus seinem Mund hörte.

»Livy?«

Um uns herum wurde hörbar nach Luft geschnappt, aber ich wagte es nicht, den Blick von dem meines Bruders abzuwenden.

»Mason.«

Neben mir krachte ein Glas auf den Boden, aber ich rührte mich immer noch nicht. Ich konnte Parker nicht mehr ansehen. Nicht ohne meine Maske. Er war zu mächtig, ich musste mich schützen.

»Was ist das hier für eine Scheiße?«, brüllte Mason und packte mich am Arm. Er zog mich hoch, und erst in diesem Moment wurde mir klar, wie nackt ich vor meinem Bruder stand. Ich hielt mir die Arme vor die Brust, aber das schien seine Wut nur zu steigern.

»Deshalb hast du also zu viel zu tun, um nach Hause zu kommen? So viel hast du also mit deinem neuen Job zu tun? Du hast mich angelogen, verdammt.« Seine Augen waren so schwarz wie der Nachthimmel, so wütend war er.

Schmerzhaft bohrten sich seine Finger in meine Haut, als sich der Türsteher einen Weg zu uns bahnte.

»Mason, du tust mir weh«, flüsterte ich.

Sofort lockerte er seinen Griff, hielt mich aber immer noch dicht bei sich.

Hank, der Türsteher, streckte die Hand nach mir aus, aber Parker stellte sich ihm in den Weg.

»Gehen Sie mir aus dem Weg«, drohte Hank. »Ich nehme sie jetzt mit.« Er nickte in meine Richtung.

»Nur über meine Leiche.« Der Klang von Parkers Stimme bewegte etwas in mir, und ich musste mich daran erinnern, dass das der Junge war, der mir das Herz gebrochen hatte.

»Schon in Ordnung, Hank.«

Parker drückte den Rücken durch und mein Bruder zog mich noch dichter an sich, schirmte mich mit seinem Körper ab.

»Er ist mein Bruder.« Als ich auf Mason deutete, konnte ich den Schreck in Hanks Augen erkennen.

»Ich muss Mark holen.« Er wollte zur Tür gehen, aber ich hielt ihn auf.

»Gibst du mir ein paar Minuten? Ich verspreche, ich kriege das in den Griff.«

Zögerlich sah er zwischen meinem Bruder und mir hin und her, gab dann aber nach. »In fünf Minuten bin ich wieder da.«

Ich nickte, dann machte er sich auf den Weg nach draußen.

»Warum seid ihr hier?« Ich machte mich von meinem Bruder los und schaute die anderen an, die mich noch immer aus einer Mischung aus Vorwurf und Lust anstarrten.

»Warum wir hier sind?«, fragte Parker verächtlich und strich sich mit den tätowierten Händen durch die Haare, die vorher perfekt gestylt gewesen waren.

»Willst du mich verarschen, Livy? Warum bist du hier?« Die Stimme meines Bruders zitterte vor Wut.

Wegen Parker, wollte ich sagen, aber ich wusste, dass es nicht fair war. Ich konnte ihm nicht die Schuld für meine Entscheidungen geben.

»Das ist mein Job, Mason. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du nach Atlanta kommst?«

»Wann denn?« Er warf resigniert die Hände in die Luft. »Du meinst jedes Mal, wenn ich dich anrufe und du nicht rangehst? Ich hab dich sogar heute angerufen.«

Darauf konnte ich nichts erwidern, denn er hatte recht. Ich hasste es, ihn anzulügen, also vermied ich es möglichst, überhaupt mit ihm zu reden. »Ihr müsst gehen.« Ich schaute zur Tür, um mich zu versichern, dass Hank noch nicht wiederkam. Ich wollte nicht, dass sie eine Szene machten, denn ich konnte es mir nicht leisten, meinen Job zu verlieren.

»Wir gehen hier nicht ohne dich weg.« Es waren nicht die Worte, die mich überraschten, sondern von wem sie kamen.

»Du hast hier kein Mitspracherecht, Parker.« Ich sah zu ihm hoch. Obwohl ich High Heels trug, war er immer noch gut fünfzehn Zentimeter größer als ich, und seine grünen Augen loderten.

»Er hat recht«, knurrte Mason. »Du kommst mit nach Hause.«

Ich schaute mich zu seinen Freunden um, die uns alle anstarrten, es sich aber nicht anmerken lassen wollten. Keinen von ihnen kannte ich, und es traf mich wie ein Schlag, wie sehr ich mich von meinem Bruder entfernt hatte. Ich wusste fast gar nichts mehr über ihn.

Das Problem war nicht, dass ich nicht mit ihm nach Hause zurückkehren wollte. Ich wollte nur nicht wieder verletzt werden. Parker hatte mich schon einmal praktisch zerstört, und es schmerzte in der Brust, wenn ich in seiner Nähe war. Ich durfte es nicht riskieren, mich noch mal an ihn zu verlieren, das konnte ich aber meinem Bruder nicht sagen. Schließlich war ich nur Parkers kleines Geheimnis gewesen, und mein Bruder würde ausrasten, wenn er wüsste, was passiert war. Wenn er wüsste, dass Parker der Grund war, warum ich weggelaufen war.

Statt ihm das also zu sagen, setzte ich ein Lächeln auf und versuchte, das Thema ganz zu meiden. »Wer heiratet überhaupt?« Ich schaute in die Runde. Ein paar der Jungs waren mit Tattoos überzogen wie Parker, und ein paar sahen gepflegt und ordentlich aus wie mein Bruder.

Erst als mein Blick wieder auf den beiden Männern landete, um die sich einmal meine Welt gedreht hatte, wurde mir klar, wie tief ich wirklich in der Scheiße steckte. Ein Wort aus Parkers Mund genügte.

»Ich.«

KAPITEL 2

DER UNVERMEIDLICHE ABSTURZ

Liv

Viereinhalb Jahre vorher

Alle lachten über einen Witz, den Parker gerade erzählte. Er war lebhaft, gestikulierte mit den Händen, und die Gruppe um ihn herum hing an seinen Lippen.

Ich trank einen Schluck von meinem Wasser, denn mein Bruder war ein Langweiler und wollte mich nichts trinken lassen wie alle anderen. Und das obwohl Mason nur ein Jahr älter war und wir alle zu jung, um Alkohol zu trinken. Aber er hielt sich für meinen Dad, und er hatte mich nur unter der Bedingung zu der Party kommen lassen, wenn ich schwor, nichts zu trinken.

Wie gesagt: Langweiler.

Ich sah zu, wie Parker sich die braunen Haare aus den Wimpern strich. Seine Freundin Madison hing wie angeklebt an ihm, sie ließ ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, sie solle sich zurückhalten, weil Parker mir gehörte.

Nur dass das nicht stimmte.

Er gehörte ihr.

Ich war nur ein Mädchen, das in ihn verliebt war.

Sie kicherte laut über irgendwas, was er sagte, und ich verdrehte die Augen. Parker war witzig, aber so lustig war sein Witz auch wieder nicht.

Mit jeder Sekunde spürte ich, wie der Sauerstoff im Raum weniger wurde. Ich erstickte an meiner Eifersucht und ewig würde ich das nicht aushalten. Parker sah zu mir hoch, als ich aufstand, aber seine Freundin zog seine Aufmerksamkeit schnell wieder auf sich, indem sie seinen Arm berührte. Ihr Blick huschte kurz zu mir, und ich konnte die unausgesprochene Warnung darin sehen. Parker gehörte ihr, und ich hielt mich besser fern. Es war laut und deutlich.

Aber sie musste sich meinetwegen sowieso keine Sorgen machen. Ich hatte keine Chance.

Die Holzbohlen der hinteren Veranda knarrten unter meinen Füßen, und ich füllte meine Lunge mit frischer Luft. Meine Gefühle für Parker im Zaum zu halten, war inzwischen zum Vollzeitjob geworden, und es machte mich kaputt, ihn mit einer anderen zu sehen. Es brachte mich um.

Und es waren im Lauf der Jahre sehr viele gewesen. Er war der beste Freund meines Bruders und solange ich denken konnte, hatte es nie eine Zeit gegeben, in der ich nicht in ihn verliebt war. Es kam mir vor, als wäre es das Einzige, was ich je gekannt hatte.

Alle mochten Parker. Er war witzig, sportlich und höllisch gut aussehend. Aber es gab so viel an Parker, was diese anderen Mädchen nicht sahen. Er war ein absolut loyaler Freund, und er hatte meinem Bruder öfter aus der Patsche geholfen, als ich zählen konnte. Außerdem war er lieb. Diese Seite von sich zeigte er nicht vielen, aber ich bemerkte sie. Er behandelte seine Mama wie eine Königin, und auch wenn er es wahrscheinlich nicht offen zugegeben hätte, wusste ich, dass er einmal die Woche seinen Großvater besuchen ging.

Und dann war da noch seine Kunst. Deshalb kannte ich den wahren Parker.

Als ich die Tür hinter mir hörte, zuckte ich zusammen und hielt die Luft an, weil ich hoffte, Parker sei mir gefolgt. Aber genau wie jeder Funke Hoffnung, den ich immer in meiner Brust hegte, wurde auch dieser genauso schnell gelöscht, wie er aufgeflammt war.

Ein wirrer blonder Haarschopf erschien im Türspalt, und ich erkannte ihn schnell als Thomas Alexander – ein Typ, der mit meinem Bruder und Parker den Abschluss gemacht hatte.

»Hey, Olivia.« Er kam auf die Veranda heraus und schloss dann leise die Tür hinter sich. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass ich es hasste, wenn Leute meinen vollen Namen benutzten, aber aus irgendeinem Grund verkniff ich es mir.

»Hey, Thomas. Wie geht’s dir?« Ich trank einen Schluck von meinem Wasser, um zu überspielen, wie unwohl ich mich hier draußen allein mit ihm fühlte.

Thomas war süß. Sehr süß, um genau zu sein, aber er war nicht Parker. Ich hatte keine Schmetterlinge im Bauch, wenn er den Raum betrat. Ich hielt nicht die Luft an, wenn ich darauf wartete, dass er meinen Namen sagte.

»Alles gut. Ich bin gerade auf Heimatbesuch in der Stadt.« Er strich sich die Haare aus dem Gesicht, und ich bemerkte zum ersten Mal, wie blau seine Augen waren.

Vielleicht brauchte ich das. Ich konnte nicht über Parker wegkommen, wenn ich nicht mal versuchte, zu jemand anderem weiterzuziehen. Oder?

»Das ist super. Wie läuft das Studium?«

»Es ist toll, aber auch seltsam, so weit von zu Hause weg zu sein, aber ich find’s großartig. Ich bin Mitglied in einer Verbindung und meine Brüder sind total cool. Wir schmeißen Partys, die so viel besser als alles sind, was hier in der Stadt los ist.«

Bla, bla, bla.

Ich lehnte mich ans Verandageländer und betrachtete den leuchtenden Streifen Mondlicht auf dem Boden. Der Mond war so gewaltig, so viel größer als alles andere, und wenn ich in den Himmel schaute und ihn von Sternen umgeben sah, erinnerte er mich an Parker. Er war so unerreichbar für mich. Ich konnte ihn von Weitem bewundern, genau wie alle anderen, abgesehen von den Sternen. Sie waren die Einzigen, die sich in denselben Sphären bewegten wie er. Ich würde nie einer dieser Sterne sein. Ich würde nie das Mädchen sein, das Parker James bekam.

»Hast du mir zugehört, Olivia?« Endlich drang Thomas’ Stimme zu mir durch, und ich merkte, dass ich kein Wort von dem gehört hatte, was er mir erzählte.

»Entschuldige. Was?« Er war viel näher gekommen in der Zwischenzeit, als ich nicht aufgepasst hatte, und stand jetzt fast direkt neben mir. Ich hätte ihn ganz leicht anfassen können.

»Hast du dich schon entschieden, wo du studieren willst? Es sind nur noch ein paar Monate bis zu deinem Abschluss.«

»Ach, studieren. Ähm …« Ich strich mir die Haare hinters Ohr. Wenn ich behaupten würde, Parker sei nicht der wichtigste Faktor in meinen Überlegungen, an welche Uni ich wollte, müsste ich lügen. »Ich habe Zusagen von ein paar Unis, die mich interessieren, aber wahrscheinlich bleibe ich zu Hause und gehe an die University of Tennessee.«

»Echt?« Er kräuselte die Oberlippe und ich streckte den Rücken durch.

»Ja. Mich interessiert die University of Tennessee, solange ich denken kann. Wo ist das Problem?«

»Es gibt kein Problem. Du bist nur so unglaublich schlau. Ich will nicht erleben, dass du in dieser Stadt hängen bleibst wie ein Haufen von diesen Losern da drin.« Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter in Richtung der Party, die immer noch in vollem Gange war.

»Das sind keine Loser. Nur, weil du an einer Eliteuni studierst, bist du nicht besser als sie.« Ich verschränkte die Arme und klemmte die Unterlippe zwischen die Zähne, damit ich nicht die Beherrschung verlor.

»Um genau zu sein schon. Das ist praktisch die Definition von besser als sie.« Er grinste schmierig, und ich hätte ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen, das jetzt überhaupt nicht mehr gut aussah.

Bevor ich die Chance dazu hatte, krachte die Tür an die Wand und Parker kam heraus.

»Scheiße, Livy!« Seine Stimme war streng. »Mason und ich suchen dich überall.«

»Offensichtlich nicht überall. Wir sind schon eine Viertelstunde hier draußen.«

Abrupt sah Parker Thomas an, der sofort zurückwich. Vielleicht war er doch klüger, als ich gedacht hatte.

»Komm jetzt, Livy.« Parker hielt mir die Hand hin, und ich legte meine sofort hinein. Die Wärme seiner Haut durchströmte mich, ich spürte diese kleine, unschuldige Berührung in meinem ganzen Körper.

Thomas machte einen Schritt auf mich zu, belagerte mich fast und versperrte mir den Weg zu Parker. »Was hast du für ein Problem, Parker? Wir reden nur.« Ein kleiner Teil von mir war beeindruckt, dass Thomas die Eier hatte, ihm die Stirn zu bieten. Das taten nicht viele Typen. Sein Blick brannte sich in Thomas’, und seine Muskeln, von denen er eindeutig zehn, fünfzehn Kilo mehr hatte als Thomas, spannten sich unter seinem T-Shirt.

»Das Problem ist, dass du nichts mit Liv hier draußen zu suchen hast. Sie ist zu jung für dich und zu gut für dich.«

Ich spähte über Thomas’ Schulter zu Parker hinüber.

»Lustig, dass das ausgerechnet von dir kommt. Also bist du deiner Meinung nach gut genug für sie? Ich bin am College. Was machst du? All deine Träume und Hoffnungen kritzeln?«

Seine Kunst war keine Kritzelei. Sie war phänomenal. Wahrscheinlich hatte er im kleinen Finger mehr Talent, als Thomas insgesamt besaß. Ich machte bereits den Mund auf, um ihn zu verteidigen, aber er war schneller.

»Ich bin auch nicht gut genug für sie.« Er warf mir einen kurzen Blick zu. »Sie hat viel mehr verdient, als irgendwer auf dieser Party ihr geben kann.« Mein Herz ging auf, und gleichzeitig brach es. »Aber ich bin mir verdammt sicher, dass du nicht mal in ihre Nähe kommst. Also schlage ich vor, du gehst aus dem Weg, oder ich tret dir in den Arsch.«

»Ich glaube, das überlasse ich Olivia.« Thomas sah mich selbstgefällig über die Schulter an. »Möchtest du bei mir bleiben oder mit ihm mitgehen?«

Meine Antwort war ganz einfach. Denn es war schon immer meine Antwort, und ich hatte nicht das Gefühl, als würde sich das so schnell ändern.

»Mit ihm.«

In Parkers Augen flackerte etwas auf, aber ich ließ den Gedanken nicht zu, dass es irgendwie mehr sein könnte als das, was es war. Er bereitete sich auf eine Prügelei vor, und die würde auch kommen.

Thomas bewegte sich von mir weg, der Ärger war ihm deutlich anzusehen. Mir war nicht ganz klar, was sein Problem war, schließlich kannte ich den Kerl kaum. »Ist das dein Ernst, Olivia?«

Ich sah erst ihn an, dann Parker und dann wieder ihn. »Ja?« Ich sprach es wie eine Frage aus. Wie kam er auf die Idee, ich würde ihn wirklich Parker vorziehen?

»Schon okay.« Er kam einen Schritt auf mich zu und Parker spiegelte seine Bewegung. »Ich wusste immer, dass du nur Dreck bist, genau wie die anderen.«

»Fick dich.« Ich wollte gerade auf ihn zugehen, aber Parker war schon da.

Er streckte den Arm aus und schob mich hinter sich, und das ziemlich energisch. Mir wurde klar, dass er gerade die Beherrschung verlor. Ich konnte sein Gesicht zwar nicht sehen, aber Thomas konnte ich die Angst deutlich von den Augen ablesen. Obwohl er versuchte, sie mit seiner Gehässigkeit zu kaschieren, war sie zu offensichtlich, um sie zu verbergen.

Bevor Thomas die Chance hatte, noch ein Wort zu sagen, landete Parkers Faust an seinem Kinn und warf ihn um. Alles passierte so schnell, aber für mich fühlte es sich wie in Zeitlupe an. Ich prägte mir Parkers hervortretende Muskeln ein, als er zuschlug, und den Blutfaden, der von Thomas’ Lippe herunterlief, als er fiel.

Parker war schon auf Thomas, bevor dessen Kopf auf dem Boden aufschlagen konnte. Er packte ihn an seinem perfekt gebügelten Hemdkragen und zog Thomas’ Gesicht dicht vor seines. »Rede nie wieder so mit Livy.« Thomas wollte den Mund aufmachen, aber Parker schüttelte ihn. »Noch besser: Rede einfach überhaupt nie wieder mit ihr. Schau sie nicht an. Flüstere nicht mal ihren Namen.«

Parker schubste Thomas von sich weg, und ich zuckte zusammen, als sein Kopf laut hallend auf den Holzdielen der Veranda aufschlug. Das Grün von Parkers Augen glomm tödlich, als er Thomas liegen ließ und zu mir herüberkam. Er hatte Blut an den Fingerknöcheln, aber ich wusste nicht, wem es gehörte.

Parker nahm mich an der Hand und zog mich wortlos mit. Seine Wut war beängstigend. Er war unkontrollierbar, unberechenbar und so verdammt heiß.

Ich atmete schwer, aber nicht aus Angst. Ich wollte Parker James. Irgendwie wurde es von Tag zu Tag schlimmer, und ich konnte nichts dagegen tun.

Ich folgte ihm, als er mich so schnell durchs Haus zog, dass ich kaum Schritt halten konnte. Sein Griff war so fest, dass mir die Hand wehtat, aber es gefiel mir. Die Hauptsache war, dass ich seine Haut spürte, egal, wie.

Er führte mich in ein großes Wohnzimmer, das komplett leer war, erst dann ließ er meine Hand los und tigerte im Raum auf und ab. Es war erschreckend, wie schnell mir seine Berührung fehlte.

Mit den Händen fuhr er sich durch die Haare, und ich sah zu, wie ihm das Blut von den Fingerknöcheln an den Fingern herunterlief.

»Parker, du bist verletzt.« Ich griff nach seiner Hand und er ließ es zu. Alle vier Knöchel seiner Faust waren aufgeplatzt und das Blut war definitiv seines. »Wir müssen das sauber machen.«

»Das geht schon.«

»Aber Parker …«

»Das geht schon.« Es klang endgültig. »Geht’s dir gut?«

»Mir?« Ich deutete auf meine Brust. »Ich bin nicht diejenige, die sich gerade geprügelt hat.«

»Ich weiß.« Er nahm meine Hände, und in meinem Bauch flatterten die Schmetterlinge auf. Wir standen so nah voreinander, dass ich seine Wärme spüren und die goldenen Flecken im Grün seiner Augen sehen konnte. Seine verletzte Hand ließ meine los und er strich mir eine meiner braunen Strähnen hinters Ohr. »Aber du bist diejenige, mit der Thomas gerade so geredet hat.«