The Hunted Heir (Die Veiled-Kingdom-Serie 2) - Holly Renee - E-Book

The Hunted Heir (Die Veiled-Kingdom-Serie 2) E-Book

Holly Renee

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Beschreibung

Auf der Jagd nach der Erbin des Königreichs, einer Verräterin und einer verbotenen Liebe Verena, alias Nyra, ist die verlorene Prinzessin von Marmoris. Damit ist sie genau der Schlüssel zum Sieg, den Dacre und seine Verbündeten die ganze Zeit gesucht haben. Aber sie hat ihre Identität bis zuletzt vor allen verborgen und ist untergetaucht, seitdem sie weiß, dass sie entlarvt wurde. Nun sind alle Rebellen auf der Suche nach ihr, nicht nur Dacre. An der Spitze der Jagd jedoch steht sein Vater, der Verena um jeden Preis finden will. Und wenn Dacre überhaupt eine Chance haben will, sich seiner widersprüchlichen Gefühle für Verena klar zu werden – und sie vielleicht sogar zu retten – muss er sie vor seinem Vater finden. Selbst wenn sie die Verräterin ist, für die er sie immer gehalten hat, kann er doch nicht vergessen, wie sehr sie ihn in seinem Innersten berührt hat. Sie ist die Erbin unseres Königreichs, die Tochter des grausamen Königs, der für den Tod meiner Mutter verantwortlich war, und der Schlüssel zum Sieg unserer Rebellion. Hunted Heir ist der zweite Band der rasanten, dreiteiligen Romantasy-Serie von USA-Today-Bestseller-Autorin Holly Renee – eine Geschichte über Verrat und Geheimnisse und mit zwei Liebenden, die auf unterschiedlichen Seiten eines Kampfes um ein ganzes Königreich stehen.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Holly Renee

The Hunted Heir

Aus dem Englischen von Dorothee Witzemann

Auf der Jagd nach der Erbin des Königreichs, einer Verräterin und einer verbotenen Liebe

Verena, alias Nyra, ist die verlorene Prinzessin von Marmoris. Damit ist sie genau der Schlüssel zum Sieg , den Dacre und seine Verbündeten die ganze Zeit gesucht haben. Aber sie hat ihre Identität bis zuletzt vor allen verborgen und ist untergetaucht, seitdem sie weiß, dass sie entlarvt wurde. Nun sind alle Rebellen auf der Suche nach ihr, nicht nur Dacre. An der Spitze der Jagd jedoch steht sein Vater, der Verena um jeden Preis finden will. Und wenn Dacre überhaupt eine Chance haben will, sich seiner widersprüchlichen Gefühle für Verena klar zu werden – und sie vielleicht sogar zu retten – muss er sie vor seinem Vater finden. Selbst wenn sie die Verräterin ist, für die er sie immer gehalten hat, kann er doch nicht vergessen, wie sehr sie ihn in seinem Innersten berührt hat.

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Vorbemerkung

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Content Note

Über die Autorin

Für meine Kinder, Nolan und Millie –

Ihr seid die größte Liebe, die ich je gekannt hab

VORBEMERKUNG

Liebe Leserin, lieber Leser,

dieser Roman enthält potenziell triggernde Inhalte. Aus diesem Grund befindet sich hier ein Hinweis darauf. Am Romanende findest du eine Themenübersicht, die Spoiler enthält.

Entscheide bitte für dich selbst, ob du diese Warnung liest. Gehe während des Lesens achtsam mit dir um. Falls du auf Probleme stößt und/oder betroffen bist, bleibe damit nicht allein. Wende dich an deine Familie und an Freunde oder suche dir professionelle Hilfe.

Wir wünschen dir alles Gute und das bestmögliche Erlebnis beim Lesen dieser besonderen Geschichte.

KAPITEL 1

DACRE

Die Faust meines Vaters krachte mit einem scheußlichen Knacken gegen meinen Kiefer und sofort hatte ich den metallischen Geschmack von Blut im Mund. Der vertraute Schmerz breitete sich wie ein Lauffeuer in meinem Gesicht aus, nur schwer konnte ich mich auf etwas anderes konzentrieren. Ich schloss die Augen, versuchte, den Klang seiner wütenden Stimme auszublenden, genau wie das Brennen der Tränen in meinen Augen. Ganz egal, wie oft es geschah, es wurde nie leichter zu ertragen.

Ich konnte die Hitze seiner Wut spüren, die von ihm ausging, sein Atem traf heiß auf meine Haut. Ich wappnete mich für den nächsten Schlag, doch er kam nicht.

Die Stimme meines Vaters war wie Donnergrollen, voller Zorn und Enttäuschung. »Du bist eine verdammte Schande für diese Rebellion«, knurrte er, die Worte trieften nur so vor Verachtung, während er mir fest in die Augen sah. »Du wurdest geboren, um zu führen, und doch bist du vor ihr auf die Knie gegangen wie ein Feigling und hast sie dir durch die Lappen gehen lassen.«

Das Gewicht seiner Enttäuschung lastete schwer auf meinen Schultern, die Schuldgefühle erdrückten mich, während ich dastand, ohne mich verteidigen zu können.

»Reiß dich zusammen und geh da raus.« Er deutete mit einem schnellen Nicken über seine Schulter, und ich wischte mir hastig das Blut von der Lippe. »Wage es ja nicht, ihnen diese Schwäche zu zeigen. Die Rebellion verlässt sich auf dich, Dacre, du bist ihre Zukunft.«

Seine Worte waren wie ein weiterer Schlag ins Gesicht und rissen mich aus meinem Nebel. Ich straffte die Schultern und atmete tief ein, wappnete mich für das, was kommen würde.

Ich verließ die Kriegerunterkunft, weg von dem stechenden Blick meines Vaters, der mir noch immer zu folgen schien. Als ich nach draußen trat, wo sich der Rest der Rebellion versammelt hatte, schien die Anspannung in der Luft mit den Händen greifbar zu sein.

Sie alle wussten, dass mein Vater eine wichtige Ankündigung machen wollte, doch mir graute es davor, dass sie die Wahrheit herausfanden. Meine Schritte fühlten sich schwer an, als würde das bevorstehende Unheil an ihnen zerren, während ich mich der Gruppe näherte. Auf ihren Gesichtern lag eine Mischung aus Vorfreude und Sorge.

Ich überflog die Menge, ich entdeckte Bekannte und versuchte, die neugierigen Blicke auszublenden. Schließlich entdeckte ich Kai und Wren, die weiter vorne standen und mich fixierten.

Wrens verengte Augen zeigten ihre Enttäuschung, sie wusste bereits von meinem Verrat, doch es war nicht nur ihr wissender Blick, der mir Unbehagen bereitete; es waren der pochende Schmerz in meinem Kiefer und das getrocknete Blut auf meiner aufgeplatzten Lippe, das sie unverwandt anstarrte.

Als ich mich näherte, hob sie die Hand, als wollte sie meinen Kiefer berühren. Ich zuckte zurück und schob ihren Arm schnell weg, bevor ich mich umdrehte. Mein Herz raste, da ich nicht wusste, was unser Vater tun würde.

»War er das?«, presste Wren durch zusammengebissene Zähne hervor. Ihre Stimme zitterte vor unterdrückten Emotionen.

»Halb so wild, Wren.«

Auf meine andere Seite stellte sich Kai, der gewöhnlich so ruhig auftrat, aber jetzt vor Wut kochte. Er hatte die Fäuste so fest geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten, und starrte meinen Kiefer an.

Er wusste bereits, was mit Verena passiert war; er wusste, wer sie war, doch das Wissen um ihren Verrat war nicht der Grund für seinen lodernden Zorn. Jeder Funke Wut galt dem Mann, der die Rebellion anführte und blinden Gehorsam forderte.

Aber mit dem Geschmack meines Blutes auf der Zunge konnte ich diese Loyalität nicht aufbringen.

Es war nicht das erste Mal, dass Kai mitbekam, dass mein Vater mir gegenüber gewalttätig wurde, und es würde mit Sicherheit auch nicht das letzte Mal sein. Obwohl es schon mehrere Jahre her war, dass er es zum ersten Mal mitansehen musste, wurde es nicht einfacher für ihn.

Wir hatten seit jeher aufeinander aufgepasst, schon als wir Kinder waren und zusammen unter den Rebellen aufwuchsen, und jetzt, da wir als Erwachsene für unsere Sache kämpften, war dieser Beschützerinstinkt nur noch stärker geworden.

Ein leises Raunen breitete sich aus, als mein Vater aus den Kriegerunterkünften kam mit Reed dicht auf den Fersen. Ich sah die Wut in Wrens Augen lodern und spürte die Anspannung, die sie nur schwer zügeln konnte.

Mein Vater hob die Hand zu einer gebieterischen Geste, woraufhin die allgemeine Unruhe verstummte. Ich biss die Zähne zusammen und zwang mich trotz des pochenden Schmerzes in meinem Kiefer, stillzuhalten.

Die verbitterte Stimme meines Vaters hallte durch die Höhle, als er mit seinem üblichen wutverzerrten Gesicht vor uns stand. »Die Erbin des Königreichs Marmoris ist auf der Flucht.«

Gemurmel brach aus, vereinzelt wurde bestürzt nach Luft geschnappt. Mein Herz raste und ich konnte nur noch an das denken, was er gerade gesagt hatte, seine Worte hingen schwer in der Luft. Er hatte sie nicht beim Namen genannt, sondern stattdessen als die Erbin bezeichnet.

Denn mehr war sie für ihn nicht.

»Und sie hat sich in unseren Reihen versteckt.«

Chaos brach aus, Stimmen wurden laut, äußerten Verwirrung und Verblüffung, doch ich konnte nur weiter meinen Vater anstarren.

Er ließ seinen Blick über uns schweifen und verweilte kurz bei mir, bevor er weiterzog. »Mehrere Wochen hat Nyra heimlich mit unseren Kriegern trainiert«, fuhr mein Vater voller Abscheu fort. »Wir sind uns nicht sicher, ob sie vom König hergeschickt wurde oder aus eigenem Antrieb handelte.«

Bei der Erwähnung von ihrem Namen legte sich Stille über die Anwesenden.

Nun sah mich mein Vater doch direkt an, musterte mich, als suchte er nach etwas.

»Ich will, dass jeder Einzelne von euch nach ihr sucht«, befahl er. »Bringt sie zu mir.«

Ich konnte spüren, wie die anderen mich beobachteten, ihre Aufmerksamkeit lastete auf mir wie ein Brenneisen, das sich in meine Haut fraß. Ich spürte ihre Enttäuschung, jeder einzelne Blick war scharf und vorwurfsvoll.

»Die Zukunft unserer Rebellion hängt davon ab, sie zu finden!« Die Stimme meines Vaters erreichte eine fieberhafte Tonlage. Ich hielt den Atem an, hatte keine verfluchte Ahnung, was er als Nächstes sagen würde. Die Luft um uns herum knisterte vor Anspannung, während wir dastanden wie die Soldaten, die wir für ihn zu sein hatten, und auf seine nächsten hasserfüllten Worte warteten. »Der König wird alles in seiner Macht Stehende tun und alle Mittel einsetzen, sie zu finden. Wir hätten nicht so nachlässig sein dürfen, sie entkommen zu lassen.«

Er schaute mir fest in die Augen, sein Blick war scharf und durchdringend wie ein Dolch.

Schuldgefühle nagten an mir, während ich ihm standhielt. Doch es war das Gewicht der Wahrheit, das auf mir lastete und mich niederdrückte, bis ich das Gefühl hatte, zu ersticken. Mein Vater brauchte die Wahrheit nicht zu kennen. Ich war derjenige, der sie hatte entkommen lassen. Ich hatte sie gefickt, als würde sie mir nichts bedeuten, und sie dann weglaufen lassen.

Er wusste lediglich, dass ich ihre Flucht ermöglicht hatte.

Mein Vater wusste, dass sie keine Chance gehabt hätte zu entkommen, es sei denn, ich hätte es zugelassen, und so war es auch.

Mehr musste er nicht wissen.

Und ich bedaure es nicht.

Reue durchflutete meine Adern wie Gift, aber nicht, weil ich sie gehen ließ. Das zu bereuen, brachte ich nicht über mich.

»Die Prinzessin muss gefunden und zu mir zurückgebracht werden. Mir ist egal, ob das Leben bereits aus ihrem Körper geflossen ist oder ob sie kaum noch atmet. Wir werden nicht zulassen, dass die Erbin in den Palast zurückkehrt.«

Wren fletschte die Zähne, während sie zu unserem Vater aufsah, aber er würdigte sie keines Blickes. Verena war die Erste, gegenüber der sich Wren seit dem Tod unserer Mutter geöffnet hatte, und jetzt war sie weg.

Ich spürte Wrens Treue zu unserem Vater mit jedem seiner Worte weiter schwinden. Es spielte keine Rolle, dass Verena sie ebenfalls angelogen hatte. Sie war ihre Freundin.

Genau diese Reaktion hatte ich von unserem machthungrigen Vater erwartet, aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass einer von ihnen ihr auch nur ein Haar krümmte, denn wenn sie ihr verdammt noch mal wehtaten …

Sie war eine verdammte Verräterin. So viel war sicher. Sie war eine kleine Verräterin und hatte mich immer wieder belogen. Sie hatte uns alle belogen, und ich war so verdammt wütend, obwohl ich es ihr nicht verdenken konnte.

Ich wusste nicht, ob irgendetwas von dem stimmte, was sie mir erzählt hatte, ob irgendwas von dem, was ich gefühlt hatte …

Verdammt.

Diesen Gedanken durfte ich nicht zulassen. Nicht jetzt.

Nicht, wenn mein Vater mich bereits ansah, als hätte ich ihn schlimmer betrogen als irgendwer jemals zuvor.

Aber auch wenn ich versuchte, ihre Lügen und ihr leises Stöhnen aus meiner Erinnerung zu verbannen, ich wurde sie nicht ganz los. Immer wieder musste ich daran denken, wie sie mich angesehen hatte, als mir ihr wahrer Name über die Lippen gekommen war. Das Gefühl des Verrats in ihren Augen, als sie sich noch einmal zu mir umsah, bevor sie aus meinem Zimmer rannte.

Die Narben auf ihrem Rücken waren verdammt noch mal das Letzte, was ich sah, bevor sie vor mir davonlief.

Ihr Vater. Das hatte sie mir erzählt. Ihr Vater war derjenige, der ihr diese Narben verpasst hatte, und ich glaubte ihr, auch jetzt noch. Auch wenn es nur eine Halbwahrheit war.

Sie erzählte mir, es sei ihr Vater gewesen, doch sie vergaß zu erwähnen, dass er der König war.

Allein der Gedanke an den König schickte wilde Wut durch meine Adern. Mein Kopf war voller Bilder von Vergeltung und blutroter Rache, sie überschatteten jeden Hass, den ich vorher gegenüber diesem Mann empfunden hatte.

Ich wollte, dass er um meine Gnade winselte und nach Atem rang, während ich den Griff um seine Kehle verstärkte. Ich wollte seine Angst unter meinen Fingern spüren, während ich dabei zusah, wie das Leben langsam aus seinen Augen wich.

Noch nie hatte ich mir so sehr das Blut eines Menschen an meinen Händen gewünscht, wie ich mich nach seinem sehnte. Denn ich hatte noch nie jemanden so unbedingt beschützen wollen, wie ich sie beschützen wollte. Und dieser Gedanke zerriss mich innerlich, es war beängstigend. Sie war die Letzte, die meinen Schutz verdiente.

Ein stechender Schmerz durchfuhr meine Brust, als sich dieser Gedanke in mir festsetzen wollte, doch ich biss die Zähne zusammen und schob ihn weg.

»Wir werden uns aufteilen und jeden Winkel des Königreichs durchkämmen. Wir lassen keinen Stein auf dem anderen, bis wir sie gefunden haben. Wenn irgendjemand ihr Unterschlupf gewährt, tötet die Verräter. Bringt sie zu mir!«

Viele nickten zur Anweisung meines Vaters, doch ich nicht. Ich würde sie finden, aber nicht für ihn oder für die Rebellion.

Reed sagte meinem Vater etwas ins Ohr, lenkte seine Aufmerksamkeit von der Menge weg, in der bereits allgemeines Gemurmel herrschte.

Mein Herz pochte so stark, dass es in meinen Ohren rauschte, und ich bohrte die Fingernägel in meine Handflächen. Mit jedem Gedanken an sie entglitt mir die Loyalität, die so tief in mir und meinem Selbstverständnis verwurzelt war, ein Stückchen mehr. Ich war der Sohn des Anführers dieser Rebellion, doch sie hatte alles vernichtet, was ich zu wissen glaubte.

In mir herrschte das reinste Chaos. Wut, Verrat, Reue. Meine Mutter hatte alles für diese Sache, für die Rebellion geopfert. Mein ganzes Leben hatte ich mich darauf vorbereitet, was passieren würde, wenn wir erst einmal gewonnen hatten, und doch ging mir jetzt nur noch der eine Gedanke immer wieder durch den Kopf: Warum bin ich nicht mit ihr gegangen?

Ein Wirbel aus verworrenen, widersprüchlichen Gedanken, die gegeneinander kämpften, machte mir Kopfschmerzen.

Doch eines war klar: Ich würde nicht zulassen, dass mein Vater sie fand.

Meine Aufmerksamkeit wurde von meiner Schwester angezogen, die mit verschränkten Armen zu mir aufsah. Ihr eindringlicher Blick brachte mich dazu, unbehaglich von einem Fuß auf den anderen zu treten, als stünde ich plötzlich auf einem Seil, das jeden Moment reißen könnte.

»Ich werde sie finden.« Meine Stimme klang gepresst und entschlossen, energischer, als ich mir selbst zugestehen wollte.

Zornig kniff sie die Augen zusammen, und ich hatte beinahe das Gefühl, ich könnte die Hitze ihrer Wut auf mich mit Händen greifen.

»Ich will nicht, dass du sie findest.« Sie trat näher an mich heran und ich spürte, wie Kai sich neben mir regte. »Ich will nicht, dass du oder unser Vater auch nur in ihre Nähe kommen.«

»Wirf mich nicht mit ihm in einen Topf.«

»Warum nicht?« Sie hob eine Augenbraue und lehnte sich zurück, während sie mich von oben bis unten scharf musterte. »Es scheint, als würdest du deine Ausbildung bei ihm sehr ernst nehmen. Du wirst diesem Mann wirklich immer ähnlicher«, sagte sie mit vor Gift triefender Stimme.

Und damit traf sie einen Nerv.

Wir wussten beide, dass ich keine Ahnung hatte, wer ich in dieser Welt sein wollte, aber ich war mir absolut sicher, dass ich keinesfalls so werden wollte wie er.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie mein Vater sich uns zuwandte, doch ich versuchte, ihn zu ignorieren. »Ich bin kein bisschen wie er.«

»Dann finde sie.« Wren stand jetzt dicht vor mir und stieß ihren Zeigefinger in meine Brust. »Du wirst sie finden, und wage es ja nicht, sie hierher zurückzubringen, Dacre.«

Ich sah auf meine Schwester hinunter und wollte ihr gerade antworten, da unterbrach unser Vater uns.

»Dacre, du kommst mit mir.« In seinen Worten schwang eine Autorität mit, an die ich mich im Laufe der Jahre gewöhnt hatte.

»Kai, Wren und ich haben gerade besprochen, dass wir uns gemeinsam auf die Suche machen wollen«, log ich, aber ich wusste, dass mir keiner widersprechen würde.

Wren konnte noch so wütend auf mich sein, sie würde mir trotzdem den Rücken freihalten.

»Das kannst du vergessen. Du kommst mit mir. Kai und Wren werden in der Stadt bleiben, bis wir zurückkehren.«

Wren straffte ihre Schultern, bereit, sich mit ihm anzulegen, doch als sie meinem Blick begegnete, schüttelte ich kaum merklich den Kopf.

Auf diesen Kampf wollten wir uns nicht einlassen, nicht, wenn uns noch ein ganzer Krieg bevorstand.

»Wie sieht der Plan aus?« Ich gab mir Mühe, nicht so zu klingen, als würde ich das ganze Königreich niederbrennen, ehe ich zuließe, dass er sie in die Finger bekam.

Mein Vater verengte die Augen. »Wir fangen im Norden an. Die Prinzessin wird höchstwahrscheinlich versuchen, zurück zum Palast zu kommen. Wir müssen sie abfangen.«

»Sie wird nicht zum Palast wollen.« Ich sprach, ohne nachzudenken, aber selbst wenn ich mit meinem Vater unterwegs war, wollte ich keine Zeit damit verschwenden, nach Norden zu reisen, wenn ich wusste, dass Verena sich so weit wie nur möglich vom Palast entfernen würde.

»Hat sie dir das gesagt, als du sie hast entkommen lassen?«, fauchte mein Vater, seine Nasenflügel bebten.

Ich ballte die Fäuste, bemüht, meine Frustration zu verbergen. »Nein, aber ich kenne sie gut genug«, antwortete ich und hielt seinem Blick stand. »So dumm ist sie nicht. Sie weiß, dass wir beim Palast als Erstes nach ihr suchen würden.«

Noch eine Lüge für die kleine Verräterin.

Ich sollte nicht für sie lügen. Ich sollte mich überhaupt nicht dafür interessieren, wo sie sich aufhielt, doch ich tat es, verdammt noch mal.

Die Miene meines Vaters wurde hart. »Sie wird da draußen nicht lange durchhalten. Wir werden sie finden. Und wir werden nicht ruhen, bis wir sie gefangen und hierher zurückgebracht haben.«

»Wir werden sie finden.« Zum ersten Mal seit langer Zeit war ich mir mit meinem Vater einig. Ich würde sie finden, aber ich würde sie nicht hierher zurückbringen.

KAPITEL 2

VERENA

Meine Beine protestierten, als ich den nächsten steilen Hügel erklomm. Schweiß tropfte mir von der Stirn und brannte in meinen Augen. Doch das war nichts im Vergleich zu dem nagenden Schmerz in meinem Bauch, der sich verkrampfte, bis ich das Gefühl hatte, kaum noch Luft zu bekommen.

Ich wusste, dass ich nicht ewig so weitermachen konnte und einen Unterschlupf und etwas zu essen finden musste, bevor Erschöpfung und Hunger mich vollends überwältigten. Drei Tage lang hatte ich mich ohne Rast oder Verpflegung weiter vorangetrieben, und der Protest meines Körpers wurde immer lauter.

Dennoch hielt ich durch, machte langsame, gezielte Schritte, während ich den Horizont nach Anzeichen von Zivilisation absuchte. Mein Blick wurde in die Ferne gezogen, wo ein Rauchschleier in der Luft hing. Das konnte nur eins bedeuten: ein Dorf.

Ich ging schneller, mein Herz klopfte voller Hoffnung und Vorfreude, als ich den Hügel auf der anderen Seite wieder hinabstieg und der Rauch immer dichter wurde.

Eine Pause zu machen, war riskant, aber es wäre noch ein größeres Risiko, nicht bald etwas Essbares zu finden.

Ich hatte sogar schon versucht, mit Pfeil und Bogen auf Hasenjagd zu gehen, doch ich wusste nicht, ob es an meinem Zögern lag, ein Leben zu nehmen, dass ich jämmerlich versagt hatte, oder an meinen mangelnden Fähigkeiten.

Vielleicht lag es auch daran, dass ich in Gedanken immer wieder zu Dacre abgedriftet war, zu seinen Berührungen, während er mir beibrachte, die Waffe zu benutzen.

Egal, was es war, ich hatte keinen Hasen und immer größeren Hunger.

Ich trug noch immer dieselbe Kleidung, mit der ich die verborgene Stadt verlassen hatte, die Kleidung, in der ich Dacre verlassen hatte. Sie würden wissen, dass ich nicht nur irgendeine Frau auf Durchreise war. Ich sah aus, als gehörte ich den Rebellen an, die sicher bereits nach mir suchten.

Er suchte sicher nach mir.

Mein Vater war ein Feind der Rebellion, und jetzt war ich das auch.

Das Dorf lag in einem kleinen Tal, kaum mehr als ein paar verstreute Häuser und Gebäude, umgeben von dichtem Wald. Rauch schlängelte sich aus den Schornsteinen der Häuser, und ich hörte das leise Murmeln von Stimmen.

Als ich mich dem Eingang näherte, hielt ich inne, mein Herz pochte wild in meiner Brust.

Mit gesenktem Kopf ging ich los, versuchte, mich unter die Dorfbewohner zu mischen, die ihren täglichen Aufgaben nachgingen. Eine ältere Dame kniete über einem Beet mit gut gedeihendem Gemüse, und an ihren Händen klebte dieselbe Erde, mit der auch ihre Schürze verschmiert war. Sie schaute zu mir auf, als ich vorbeiging, und kurz begegneten sich unsere Blicke, bevor ich mich hastig abwandte.

Ich wollte in diesem Dorf keine Probleme bekommen; ich brauchte lediglich etwas zu essen und ein paar Minuten Ruhe, damit ich über meinen nächsten Zug entscheiden konnte.

Meine Schritte hallten durch die engen, gewundenen Straßen, jeder einzelne war eine Erinnerung an meinen schmerzhaft leeren Magen. Ich folgte der Rauchwolke, die vom Kamin eines Häuschens aufstieg. Als ich das urige Gasthaus erreichte, bemerkte ich, dass die Holztür ein Stück offen stand, als wollte sie mich mit dem Versprechen auf Essen und Ruhe locken.

Ich trat ein, und sofort wurden meine Sinne von dem warmen, muffigen Geruch nach dunklem Bier und Schweiß überwältigt. Leises Gemurmel erfüllte den spärlich beleuchteten Gastraum mit nur wenigen, vereinzelt verstreuten Tischen.

Hinter dem Tresen stand ein bulliger Mann, dessen wilder Bart ihm bis auf die Brust fiel, und wischte die hölzerne Theke ab. Er musterte mich neugierig einmal von oben bis unten, dann wandte er sich wieder seinem Kunden zu, der auf einem alten Hocker saß und sich auf die Ellbogen stützte, als würde er nur vom Tresen aufrecht gehalten.

Ich atmete tief durch, um meine Nerven zu beruhigen, bevor ich mir unbeholfen den Weg zur Theke bahnte und mich bemühte, meine zitternden Hände und die bröckelnde Entschlossenheit zu verbergen.

Mein Herz raste, als ich einen Hocker vorzog und mich setzte.

Ich griff in meine Tasche und spürte das Gewicht der letzten Münze, die mir noch blieb. Heute war der Tag gekommen, an dem ich sie ausgeben musste.

»Was darf’s sein?« Der Gastwirt ging zu mir herüber und stützte sich mit seinen rauen Händen auf dem Tresen ab. Dann räusperte er sich, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Mein Blick schoss hoch, sah ihm in die Augen, die von tiefen Lachfältchen umgeben waren. »Was darf es sein?«, wiederholte er schroff, aber schon in sanfterem Ton.

Nervös schluckte ich, versuchte, meine Gedanken zu sammeln. Ich brauchte Nahrung.

»Gibt es hier etwas zu essen?«, fragte ich zögerlich, meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Der Gastwirt zog leicht die Augenbrauen zusammen, und es war nicht zu übersehen, wie er mich noch einmal prüfend musterte.

»Nicht viel, aber wir haben Eintopf und ein bisschen Brot von gestern da.«

Zutiefst erleichtert zog ich die Münze hervor und legte sie auf die Theke. »Genügt das?«

Er schnappte sich mein Handgelenk mit festem Griff, was mich überrascht zusammenzucken ließ. Seine Finger bohrten sich in das falsche Zeichen der Rebellion, das ich mir törichterweise hatte tätowieren lassen.

Das Zeichen, das mich zu ihm geführt hatte.

Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust, als er das Zeichen betrachtete. Ich konnte mir gut vorstellen, in welche Richtung seine Gedanken gingen, während er mein pochendes Handgelenk festhielt.

Wusste er, dass ich auf der Flucht war? Kannte er meine wahre Identität? Da die Rebellen Jagd auf mich machten, befürchtete ich, dass sich die Nachricht bereits in den Dörfern verbreitet haben könnte.

Mit einer sanften und doch fordernden Geste streckte er mir seine andere Hand entgegen. Als er sein Handgelenk drehte, wurden die verblassten Linien seines eigenen Zeichens der Rebellion sichtbar. Ich konnte das verflochtene Design und die Bedeutung dahinter jetzt deutlich sehen.

Ich starrte das Zeichen an, das mich hätte beruhigen und mir ein Gefühl der Vertrautheit und Sicherheit verleihen müssen. Stattdessen brach die Angst wie eine Welle über mich herein.

Dacre hatte mir genommen, was sich gerade langsam wie ein Zuhause angefühlt hatte, und es in etwas Grausames und Gnadenloses verwandelt. Die Rebellen der verborgenen Stadt wollten mich töten, genau wie mein Vater.

Meine Brust schmerzte, während ich auf das Zeichen des Mannes hinabschaute und an nichts anderes als Dacres Verrat denken konnte. Und an meinen eigenen.

Seit dem Tag als wir uns kennengelernt hatten, hatte er mich eine kleine Verräterin genannt, und er hatte recht. Ich hatte ihn die ganze Zeit über betrogen.

Doch ich konnte ihm die Wahrheit einfach nicht anvertrauen.

Er war der Sohn des Rebellenanführers und ich die Tochter von allem, wogegen sie kämpften. Wir wurden als Feinde geboren und dazu erzogen, einander niemals zu vertrauen.

Der Gastwirt neigte den Kopf zur Seite, studierte mich eingehend. Unter seinem eindringlichen Blick fühlte ich mich unbehaglich. Es war, als könnte er direkt in mich hineinsehen und all meine Geheimnisse und Ängste erkennen. Ich wand mich und hatte das dringende Bedürfnis zu fliehen.

Aber noch dringender brauchte ich etwas im Magen.

»Vor wem läufst du davon?«, fragte er und brach damit das angespannte Schweigen zwischen uns.

Mir rutschte das Herz in die Hose und Panik breitete sich in meinem Körper aus.

Ohne nachzudenken, stand ich auf und wich vor ihm zurück, griff instinktiv nach meinem Messer, das in meiner Weste steckte.

Ich besaß keine Macht, hatte keinen einzigen Funken davon verspürt, seit ich die verborgene Stadt verlassen hatte. Jetzt konnte mich nur noch mein Dolch beschützen.

Doch anstatt mich anzugreifen oder die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf mich zu lenken, wie ich befürchtet hatte, wurde die Miene des Gastwirtes sanfter und er hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände. »Ganz ruhig, das ist nicht notwendig.«

Fieberhaft überlegte ich mir eine Erklärung oder Ausrede, um von hier verschwinden zu können.

»Setz dich und iss.« Er nickte in Richtung des Hockers, auf dem ich bis eben gesessen hatte. »Wenn du nicht ein bisschen was isst, wirst du nicht mehr weit kommen.«

Als ich mich nicht rührte, seufzte er und lehnte sich über die Theke, sodass er mich direkt ansehen und niemand sonst ihn hören könnte.

»Du wirst feststellen, dass die meisten Leute hier den König nicht unterstützen, aber unsere Unterstützung für die Rebellion ist ebenfalls ins Wanken geraten.«

Mein Blick schnellte erstaunt zu ihm hoch und ich atmete zittrig auf. »Wie bitte?«

Erneut bedeutete er mir, mich hinzusetzen, und diesmal tat ich, was er verlangte. Der Wirt verschwand nach hinten, und ich sah ihm nervös nach, ehe ich mich in dem kleinen Gastraum umschaute, ob mich jemand beobachtete.

Kurz darauf kehrte der Wirt zurück, in den Händen hielt er eine dampfende Schale Eintopf und ein Stück Brot. Beides stellte er vor mir ab und nickte mir zu.

Ich zögerte nicht.

Ich schnappte mir den Löffel und schaufelte mir einen großen Bissen in den Mund. Mir war egal, ob ich mir die Zunge verbrannte. Ich war am Verhungern.

»Langsamer, sonst wird dir noch schlecht.«

Er trat einen Schritt zurück, bevor er mir ein Bier zapfte und es vor mir auf den Tresen stellte.

Hastig schluckte ich mein Essen hinunter und griff nach dem Glas.

»Woher wussten Sie es?«

»Dass du auf der Flucht bist?« Er gluckste, seine Stimme klang tief und unbekümmert.

Ich nickte, und er verschränkte die Arme.

»Nun, mir ist klar, dass du nicht nur auf der Durchreise bist. Niemand kommt hier einfach so vorbei, besonders nicht, wenn sie so aussehen, als wären sie fast am Verhungern.«

Er lehnte sich näher, sein Blick durchbohrte mich.

»Außerdem«, fuhr er fort, »habe ich das Zeichen auf deinem Handgelenk schon gesehen, als du hier reingekommen bist. Nicht viele Leute stellen es so offensichtlich zur Schau, nachdem gerade erst die Soldaten des Königs auf der Suche nach der verlorenen Erbin hier durchmarschiert sind.«

Ich schluckte schwer, die Angst schnürte mir die Kehle zu. »Ich muss verschwinden.«

»Du musst essen.« Er nickte zu meinem Teller hin. »Die Soldaten des Königs sind vor zwei Tagen aufgebrochen, und sie waren auf dem Weg nach Süden, wohin du vermutlich auch unterwegs bist.«

Obwohl ich keinen Grund hatte, ihm zu vertrauen, nickte ich.