White Wedding - Ein Bräutigam zum Verlassen - Ally Blake - E-Book

White Wedding - Ein Bräutigam zum Verlassen E-Book

Ally Blake

3,8
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eine Hochzeit - 5 Geschichten! White Wedding: die neue romantische Kurzgeschichtenreihe von LYX.digital. Für Brents Hochzeit das erste Mal zurück in Bellefleur, ist Pippa sofort dem Getuschel der Hochzeitsgesellschaft ausgesetzt. Denn vor Honey war sie selbst einmal die Freundin des Bräutigams. Was zu ihrer Trennung geführt hat, weiß niemand - außer Pippa und der Bruder des Bräutigams, der ihr nach all den Jahren aufs Neue den Atem raubt ... (ca. 75 Seiten)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 111

Bewertungen
3,8 (18 Bewertungen)
7
4
3
4
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

1

2

3

4

5

6

7

Die Autorin

Impressum

ALLY BLAKE

White Wedding

Ein Bräutigam zum Verlassen

Ins Deutsche übertragen von

Anita Nirschl

Zu diesem Buch

Für Brents Hochzeit das erste Mal zurück in Bellefleur ist Pippa sofort dem Getuschel der Hochzeitsgesellschaft ausgesetzt. Denn vor Honey war sie selbst einmal die Freundin des Bräutigams. Was zu ihrer Trennung geführt hat, weiß niemand – außer Pippa und der Bruder des Bräutigams, der ihr nach all den Jahren aufs Neue den Atem raubt …

Für Kim, Kelly und Anna. Von nun an werden mich Kolibris immer zum Schmunzeln bringen, und daran seid nur ihr schuld:).

1

Pippa Montgomery war eine Schwindlerin.

Sie verdiente verdammt gutes Geld mit P.S., ihrem sehr erfolgreichen Blog, für den sie durchs Land reiste und Mädchen interviewte, die in ihrem kurzen Leben schon außergewöhnliche Dinge geleistet hatten. Aus diesen Geschichten zauberte sie positive Lebensweisheiten und servierte sie häppchenweise an hoffnungsvolle Teenager.

Dennoch saß Pippa nun zusammengesunken hinter dem Lenkrad ihres Firebirds und gab sich alle Mühe, unsichtbar zu sein. Es war das erste Mal, dass sie nach Bellefleur zurückkehrte, seit sie die Stadt vor beinahe zehn Jahren in einer Staubwolke hinter sich gelassen hatte, und es war auch noch genau derselbe aus dem Sumpf gerettete Firebird, in dem sie damals geflohen war.

Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie den Strom von Hochzeitsgästen, die in einer Vielzahl frühlingshafter Pastelltöne an ihrem Auto vorbeizogen. Die Vermählung der beiden ältesten und einflussreichsten Clans der Stadt, der Familien Moreau und Delacroix, kam der Bildung einer Dynastie gleich, daher war diese Hochzeit des Jahres vielleicht groß genug, um eine kleine Person wie sie einfach in der Menge untergehen zu lassen. Sie konnte es nur hoffen!

Wie aus dem Nichts tauchten Fingerknöchel vor ihrem Gesicht auf und klopften so heftig ans Fenster, dass Wüstenstaub herunterrieselte. Pippa zuckte jäh zusammen und stieß sich das Knie am Lenkrad.

»Pippa?«, säuselte eine gedämpfte Stimme im unverkennbaren Singsang Louisianas. »Pippa Montgomery? Bist du das, Süße?«

Pippa kurbelte das quietschende alte Fenster halb herunter und ließ einen Schwall schwüler Luft herein, in der sich der schwache Duft entfernter Magnolienbäume mit dem nahen Geruch von Talkumpuder mischte.

»Aber natürlich bist du’s!«, rief Lady Calliope, ein Bellefleur-Urgestein, voller Inbrunst. »Diesen Wagen würde ich überall wiedererkennen!«

Na klar. Das Auto. Wie dämlich. Mit seinem ausgebleichten roten Lack, dem riesigen schwarzen Vogel auf der Motorhaube und einem Motor, der sich anhörte wie eine ganze Monstertruckrallye stach der Wagen zwischen all den Bentleys und BMWs hervor wie ein Gartenzwerg in einem englischen Rosengarten. Jeder in Bellefleur wusste, dass Pippa den Wagen einst zusammen mit Braut und Bräutigam glorreich aus einem Bayou bei Baton Rouge gerettet hatte.

Calliope beugte sich weiter vor und krallte ihre langen, rosa lackierten Nägel um die Fensterscheibe. »Jetzt mal ehrlich, was machst du hier, Süße?« Und Pippa wusste, dass sie nicht fragte, warum sie immer noch im Auto saß.

Pippa war in der Nacht ihrer Highschool-Abschlussfeier verschwunden und hatte den Jungen zurückgelassen, der sie liebte, und die beste Freundin, die sie je gehabt hatte. Und nun wollte Calliope wissen, warum sie ausgerechnet beschlossen hatte, an dem Tag nach Bellefleur zurückzukehren, an dem Brent Delacroix und Honey Moreau heiraten würden.

Ihre Gründe waren … kompliziert und gingen Calliope offen gesagt nicht das Geringste an. Also bediente Pippa sich der Kunst freundlichen Gleichmuts, etwas, das sie während ihrer quälend kurzen Zeit in Bellefleur gelernt hatte. Sie lächelte breit, klimperte liebenswürdig mit den Wimpern und sagte: »Nun, Lady Calliope, ich wurde eingeladen. Und Sie?«

Calliope zog kaum merklich eine Augenbraue hoch, bevor sie so laut schnaubte, dass man sich nach ihnen umdrehte. Die Leute sahen Pippa, sahen das Auto, und schon steckten sie die hübsch frisierten Köpfe zusammen und verbreiteten die Nachricht – Pippa Montgomery war wieder in der Stadt.

»Du warst schon immer sehr lebhaft, Mädchen. Wäre eine schwere Enttäuschung gewesen, wenn dich die große weite Welt irgendwie kleingekriegt hätte.«

Ein unerwartetes Lächeln kräuselte Pippas Lippen. »Gleichfalls, Lady.«

Lächelnd richtete Lady Calliope sich auf, was ihren beeindruckenden Busen auf Pippas Augenhöhe brachte, und meinte: »Saus mal besser los. Die Braut wird ’ne Augenweide sein. Und der Bräutigam ist auch nicht gerade hässlich anzusehen, wie du ja gut genug weißt.« Dann trabte sie davon, um sich zu einer farbenfrohen Gruppe von Frauen mit großen Juwelen und noch größeren Hüten zu gesellen. Erleichtert stieß Pippa einen langen, tiefen Seufzer aus.

Das war ja eigentlich ganz gut gelaufen. Wenn alle so gutes Benehmen an den Tag legten wie Lady Calliope, dann würde sie glimpflich davonkommen.

Bei dem Gedanken an Lady Calliope in Verbindung mit gutem Benehmen musste sie lachen. Wenn es nach dem alten Geldadel der Stadt ging, war Lady auf fragwürdige Weise an ihr Vermögen gekommen, nämlich durch Heirat. Was für jemanden mit guter Abstammung völlig in Ordnung war, jedoch nicht für eine Außenseiterin, eine Frau ohne einen Familienstammbaum, der bis zur Mayflower zurückreichte. Weshalb man ihr hinter ihrem Rücken hämisch den Spitznamen Lady verpasst hatte. Doch anstatt so zu tun, als wüsste sie nichts davon, hatte Lady Calliope den Spitznamen selbst angenommen, bis er sich völlig etabliert hatte.

Also das war die Art von Schlagfertigkeit, für die P.S. bekannt war. Sich feige zu verstecken dagegen nicht.

Das wirkte wie ein Tritt in den Hintern auf Pippa. Sie straffte die Schultern und warf einen letzten prüfenden Blick in den Rückspiegel. Ihre langen, dunklen Wellen hatten den Luftfeuchtigkeitsschock bisher überlebt, und die wasserfeste Mascara zähmte ihre überlangen Wimpern wie von der Werbung versprochen und brachte ihre haselnussbraunen Augen perfekt zur Geltung. Sie hob eine Puderquaste mit Kompaktpuder an die Wangen, ließ sie dann aber wieder sinken. In Louisiana hatte sie sich schon eine leichte Bräune zugelegt, denn es war Spätfrühling im tiefen Süden. Der typische »Louisiana-Schimmer« würde sich nicht vermeiden lassen.

P.S.: Lass dich von Dingen, die du nicht ändern kannst, nicht ins Schwitzen bringen!, würde sie witzeln, wenn sie darüber bloggen würde. Oder P.S.: Das ist deine Chance zu glänzen!

Sie musste an die Gesichter der beiden elfjährigen Mädchen denken, die sie am Tag zuvor in Texas getroffen hatte. So süße Gesichter, so hoffnungsvoll, so fasziniert von ihrem coolen Auto und ihrem tollen Leben. Und so sachlich, während sie ihr davon erzählten, wie sie es geschafft hatten, eine Nacht in den Guadalupe Mountains zu überleben, nachdem sie beim Campen von ihren Eltern getrennt worden waren.

Reiß dich zusammen, Pippa. Wie wär’s mit P.S.: Raus aus dem verdammten Auto!?

Gehorsam stieg sie aus. Ihre Knie zitterten, weil sie so lange verkrampft in einer Position verharrt hatte. Und okay, auch weil ihr ein bisschen die Nerven durchgingen. So unvergesslich Lady Calliope auch sein mochte, war sie während Pippas Zeit in Bellefleur doch nur eine Randfigur gewesen. Da gab es andere, die eine größere Rolle gespielt hatten. Einigen von ihnen schuldete sie weit mehr als nur freundlichen Gleichmut.

Zum einen war da der Bräutigam: der gut aussehende und liebenswerte Brent Delacroix, die absolut beste Partie der Stadt. Zum letzten Mal hatte sie ihn in der Nacht nach ihrer Highschool-Abschlussfeier gesehen. Der Nacht, in der er den Antrag gemacht hatte. Und zwar ihr.

Halt suchend tastete Pippa hinter ihrem Rücken nach dem Griff der offenen Autotür und umklammerte ihn mit beiden Händen so fest, dass ihre Finger taub wurden.

Dann war da auch noch die Braut. Die bezaubernde Honore Moreau – Pippas ehemals beste Freundin für alle Zeiten. Das letzte Mal, als sie Honey gesehen hatte, war diese sogar noch sprachloser als Brent darüber gewesen, dass Pippa Brent abgewiesen hatte. Man wies einen Delacroix nicht ab. So etwas machte man einfach nicht.

Pippa umklammerte den Türgriff noch fester, falls das überhaupt möglich war.

Brents Eltern würden dort auch irgendwo sein. Nur sechs Monate vor Pippas Schulabschluss hatte ihre eigene unmögliche Mutter, wie es nicht anders von ihr zu erwarten war, irgendeinen Typen kennengelernt und war ihm quer durchs Land nachgelaufen. Marie und Robert Delacroix – die großzügigsten, klügsten, faszinierendsten Menschen, die Pippa je kennengelernt hatte – hatten keine Sekunde gezögert und darauf bestanden, die Freundin ihres Sohnes bei sich aufzunehmen, damit sie zusammen mit ihren Freunden ihren Abschluss machen konnte.

Pippa hatte Bellefleur in jener schicksalhaften Nacht verlassen, ohne sich wenigstens von ihnen zu verabschieden.

Als ihre Finger sich zu verkrampfen drohten, zwang Pippa sich, den Türgriff loszulassen. Sie wischte sich die feuchten Handflächen an ihrem eng anliegenden schwarzen Kleid ab – einem Kleid, das sie hoffentlich furchtlos wirken ließ, auch wenn sie sich keinesfalls so fühlte –, dann schloss sie die Augen und holte tief Luft.

Sie war nicht überrascht gewesen, als in ihrer ersten heruntergekommenen WG-Wohnung in L.A. Geburtstagskarten von den Delacroix eintrudelten. Oder als fröhliche Weihnachtskarten folgten, als wäre sie immer noch eine von ihnen. Schließlich waren sie die Delacroix – und kannten alles und jeden. Und sie hatten Klasse, durch und durch, was sich ganz besonders darin zeigte, dass sie Pippa zur Hochzeit eingeladen hatten.

Denn jawohl, sie besaß wirklich eine Einladung, vielen Dank! Eine wunderschöne, strahlend weiße, geprägte Karte, in deren obere Ecke Honeys Lieblingsblumen eingraviert waren.

Geißblatt. Bellefleur versank beinahe in dem Zeug. Und dennoch erinnerte es sie stets an einen ganz bestimmten Moment: in der vom Mondlicht erleuchteten Küche der Delacroix, während von der Veranda her eine schwüle Sommerbrise den Duft von Geißblatt hereintrug.

Griffin Delacroix.

Als sie merkte, dass ihr der Schweiß ausbrach, tastete sie erneut hektisch hinter sich nach dem Türgriff, nur um sich an einer abstehenden Chromleiste den Knöchel aufzuschürfen. Das Auto versuchte ihr etwas zu sagen. Wahrscheinlich dass sie sich ein Rückgrat zulegen und verdammt noch mal endlich reingehen sollte.

»Noch nicht«, antwortete sie dem Auto. Erst wenn ihr Herzschlag sich von seinem übernatürlichen Rhythmus wieder beruhigt hatte. Allerdings war dieses Herzklopfen nichts Neues, jedenfalls nicht, wenn es um Griff Delacroix ging.

Er war ein paar Jahre älter als Brent und schon auf dem College, als Pippa und ihr Wirbelwind von Mutter in Bellefleur aufgeschlagen waren, und trotzdem hatte sie beinahe vom ersten Augenblick an die Geschichten über den fast schon sagenhaften Griff gehört. Der Starquarterback, um den sich ein halbes Dutzend der besten Universitäten wegen seiner sportlichen und akademischen Leistungen rissen und der sich bekanntermaßen für die entschieden hatte, die von Bellefleur am weitesten entfernt lag. Autsch.

Er war ebenso berüchtigt dafür gewesen, die Schule zu schwänzen, Herzen zu brechen und einmal beinahe wegen eines Autorennens auf der Main Street um drei Uhr morgens den Führerschein zu verlieren, wie für seinen angesehenen Nachnamen. Und er war mit alldem ungeschoren davongekommen.

Dass er über eins neunzig groß war und fast nur aus soliden Muskeln, natürlicher Anmut und gottgegebenem Charme bestand, hatte ihm dabei sicher geholfen. Noch mehr hatte ihm geholfen, dass er ein Delacroix war.

Pippa schüttelte den Kopf. Er war der Letzte, mit dem sie sich beschäftigen sollte. Von allen Delacroix schuldete sie Griff nicht das Geringste.

Da die Hochzeit eindeutig gigantische Ausmaße haben würde und der Kerl schwer zu übersehen war, wenn man bedachte, dass er den Rest der Stadt um mindestens einen Kopf überragte, dann wäre es ein Leichtes, dieser speziellen Begegnung mit der Vergangenheit aus dem Weg zu gehen.

Pippa warf die Tür des Firebirds zu und versetzte ihr noch einen zusätzlichen Schubs mit der Hüfte, als sie nicht gleich schloss. Eine neue Macke, die sie reparieren lassen musste. Von dem, was sie im Lauf der Jahre für den Firebird schon ausgegeben hatte, hätte sie sich locker zwei neue Autos kaufen können. Oder ein richtiges Designerkleid anstatt einer billigen Kopie von eBay.

Doch nein, über das Kleid konnte sie sich nicht beschweren. Es war einfach fantastisch! Schwarz, rückenfrei und im Nacken von einer großen, eleganten Schleife gehalten. Die obere Hälfte schmiegte sich bezaubernd an ihre Taille, während die untere Hälfte aus einem bodenlangen, weit schwingenden Rock bestand. Und dort, wo ihre Hüfte das Auto geküsst hatte, zierte es ein großer staubiger Fleck.

Sie wischte ihn fort und gab sich dann alle Mühe, die Lady Calliope in sich heraufzubeschwören, reckte das Kinn dem heißen, blauen Himmel entgegen und reihte sich in den Strom aus Gästen, der sich durch die kunstvollen schmiedeeisernen Tore auf das Gelände der Plantage ergoss.

Als sie in den Schatten der mächtigen Eichen trat, die die lange Auffahrt zum eleganten Haupthaus in der Ferne säumten, schien die Temperatur um ein, zwei Grad zu fallen, und Pippa atmete ein wenig auf.

Vielleicht würde alles glattlaufen. Vielleicht würde sich mit Ausnahme der Hauptakteure niemand mehr an sie erinnern. Sie würde diese Chance ergreifen, sich bei ihnen aus tiefstem Herzen zu bedanken, ihnen alles Glück der Welt zu wünschen, sich anständig zu verabschieden, und dann konnte sie dieses Kapitel ihres Lebens endlich ein für alle Mal abschließen.

»Schau nur, Cecily. Das ist wirklich dieses Montgomery-Mädchen. Die da in Schwarz.«

Pippas Blick zuckte in die Richtung, aus der sie ihren Namen gehört hatte, nur um festzustellen, dass mehrere Grüppchen von Leuten in ihre Richtung sahen. Ein paar von ihnen gingen langsamer, andere waren sogar stehen geblieben, um sie anzustarren.

Als Pippa die brennenden Blicke von einem Dutzend Augenpaaren auf sich spürte, vergewisserte sie sich unauffällig, dass sie sich das Kleid bei ihrer kurzen Pinkelpause im Tastee Freez an der Interstate 10 nicht in der Strumpfhose eingeklemmt hatte.

Eine weitere Stimme drang an ihr Ohr. »Das ist die, die von Brent wegen dem Moreau-Mädchen abserviert wurde. Das arme Ding war so verzweifelt, dass sie aus der Stadt geflohen ist.«